Informatikkaufmann/frau Testbericht

Hallo,

ich muß jetzt mein erstes negatives Statement abgeben. Und das zu dem Beruf "Informatikkauffrau" / "Informatikkaufmann".

Aber erst einmal zu meiner Person. Ich habe dieses Jahr im Juli meine 3-jährige Ausbildung zur Informatikkauffrau in der IHK Passau mit Erfolg abgeschlossen und bin seit dem als Anwendungsprogrammiererin tät. Ich rede also nicht von höheren Sagen, sondern von meiner persönlichen Erfahrung.

Ansich ist der Beruf nicht schlecht. Es hieß wir kommen in alle "interessanten" Bereiche der EDV (Anwendung, Host, Support, Programmierung), sind für Kunden und Besucher der Firma die Ansprechpartner und haben gute Chancen einen festen Arbeitsplatz zu erhalten.

Doch bei genauerer Betrachtung muß ich leider sagen, daß man in unserem Beruf kaum tiefer in die "interessanten" Abteilungen (s.o.) blicken, sondern im Alltagsgeschäft eher "niedrigeren" Arbeiten verrichten darf. Wie z.B. jeden Tag im Verkaufsraum des EDV-Geschäftes stehen, die Inventur machen, DAU´s bei den Anwendungsfehlern unterstützung leisten.

Für die "richtigen" Arbeiten werden dann die Fachinformatiker oder IT-System-Kaufleute heran gezogen.

Wer in diesem Beruf eine Aufstiegschance erreichen möchte, muß sich selbst von den anderen abheben und sich in den jeweiligen Fachgebieten (kommt immer auf die Firma / das Geschäft an) beweisen.

Ich habe mich bereits im 2ten Jahr auf einiges Drängen von mir auf die Programmierung spezialisiert und war seit dem für die C/C++ und SQL-Programmierung zuständig. Seitdem war ich von den "niedrigeren" Arbeiten (nicht mein Ausdruck, sondern der der Geschäftsleitung) befreit. Dafür durfte der neuer Lehrling zum Informatikkaufmann die Arbeiten anstatt meiner erledigen.

Leider war es nicht nur in meiner Firma so, sondern in fast allen anderen Ausbildungsfirmen mit denen ich über meine Kollegen aus der Berufschule in Kontakt gekommen bin.

In der Berufschule selbst war die Ausbildung eigentlich recht einfach. Die Schule fand in Blöcken statt (alle 3 Wochen 1 Woche Berufschule) und wir hatten folgende Fächer (von unnütz nach nützlich sortiert): Religion, Sport, Deutsch, Rechnungswesen, Sozialkunde, StandardSoftware (Word, Excel usw.), Englisch, Programmierung, Informations-Technische-Systeme (Datenbanken, Betriebssysteme, Elektronik-Grundlagen und Hardware-Grundlagen). Ansich sind die Fächer ja mal abgesehen von Religion und Sport nicht schlecht, doch der Stellenwert der einzelnen Fächer ist absolut witzig. Da ist zum Beispiel Rechnungswesen (was nie einer aus unserer Klasse brauchen wird) wichtiger als Datenbanken und Standardsoftware (das für jeden, der diesen Beruf erlernt ja wohl als Standardwissen gilt) ist wichtiger als ITS. Demnach sind auch die Stunden verteilt.

Seit September bin ich in einer anderen Firma. Wie oben schon erwähnt bin ich nun als Anwendungsprogrammiererin tätig. Es war allerdings ein großes Problem mit meiner Ausbildung eine gute Stelle zu bekommen. Alle Firmen suchten nach Fachinformatiker usw. Die Ausbildung zur Informatikkauffrau war für keine der 6 (!) Firmen ausreichend. Nur durch eine Probe meines "Programmier-Könnens" wurde ich dennoch in meiner jetzigen Firma aufgenommen.

Wer sich wirklich für den Bereich Informatik / EDV usw. interessiert sollte wenn möglich gleich eine Ausbildung als IT-Systemkaufrau / IT-Systemkaufmann beginnen oder sofern man sich das zutraut, als Fachinformatiker beginnen.

Die Ausbildung zur Informatikkauffrau / Informatikkaufmann halte ich persönlich leider bei einigen Punkten als UNSINN !!