Kosmos Herr der Ringe - Basisspiel Testbericht
Erfahrungsbericht von Trillian28
* Herr der Ringe - Die Suche (für 2 Personen): Nicht einmal etwas für Herr der Ringe Fans
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Nein
Es war für meine Cousine (Spielessammlerin und HdR - Fan) als Weihnachtsgeschenk gedacht. Als meine Cousine ihr Geschenk dann am Weihnachtsabend endlich auspackte war ihr die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Sie hatte das Spiel schon einmal gespielt und fand es einfach nur schlecht. Wir können uns zum Glück immer gegenseitig sagen, wenn uns ein Geschenk des anderen nicht gefällt und versuchen dann immer eine Lösung zu finden, dass am Ende doch jeder bekommt, was ihm gefällt. Meistens tauschen wir dann unsere Geschenke. Das bot sich auch dieses Mal wieder an, denn ich hatte von ihr Carcassonne (siehe mein Bericht darüber) geschenkt bekommen. Da ich beide Spiele nicht kannte, einigten wir uns darauf, dass wir je eine Proberunde machen würden und dann gegebenenfalls die Spiele tauschen würden.
Die Carcassonnerunde lief klasse und das Spiel gefiel mir sehr gut. Wer meinen Bericht darüber gelesen hat, weiß ja Bescheid. *g*
Aber nun kam die zweite Proberunde, mit Herr der Ringe.
Verpackt in der üblichen kleinen quadratischen Kosmosbox, sieht das Spiel eigentlich sehr ansprechend aus. Innen findet man dann 48 kleine quadratische Landschaftskärtchen und so genannte Begegnungskärtchen in 4 verschiedenen Farben, einen Schicksalsberg aus Plastik, außerdem die zwei Spielfiguren, Sam und Frodo.
Spielen kann man ab 10 Jahren und nur zu zweit. Spieldauer etwa 30 Minuten.
Also beginnen wir das Spiel. Meine Cousine erklärte mir die Spielregeln. Die Regeln sind einfach und das Spiel schnell aufgebaut, so dass man gleich loslegen kann.
Was muss man also tun? Am Anfang des Spieles muss zunächst der Spielplan festgelegt werden. Dies geschieht durch abwechselndes Anlegen der Landschaftskärtchen. Auf den Landschaftskärtchen befinden sich Stücke von Wald, Feld, Gewässer und Gebirge. Diese muss man, ähnlich wie bei Carcassonne, passend aneinanderlegen, so dass Wald an Wald liegt etc.
Dazu bekommt jeder Spieler 3 solcher Kärtchen auf die Hand, von denen er auswählen kann. Als Startpunkt dient das Kärtchen mit dem Auenland. Von diesem Kärtchen aus muss zunächst in der ersten Spielphase ein Kreuz von 6 mal 8 Plättchen gebildet werden, um die Größe des Spielplanes festzulegen. Mit den restlichen Kärtchen wird nun in der zweiten Phase das Kreuz zu einem Rechteck aufgefüllt. Dabei darf man sein Kärtchen nur an zwei bereits vorhandene Kärtchen anlegen. Mit der Zeit breitet sich vor einem eine Landschaft aus Wäldern, Seen, Feldern und Bergen aus. Da die einzelnen Landschaftssegmente später als Gehfelder für die Figuren dienen, sind sie alle recheckig. Wird während dem Aufbau eine Landschaft mit genau zwei Landschaftssegmenten fertig gestellt, so muss der Spieler auf diese Landschaft verdeckt ein entsprechendes Begegnungsplättchen legen. Es gibt blaue, gelbe, grüne und braune, also für jede Landschaft eigene. Irgendwann ist der Spielplan fertig, die Plättchen gelegt. Der Spieler, der das letzte Landschaftsplättchen legt, darf auf dieses letzte Plättchen noch den Schicksalsberg stellen.
Ab der zweiten Phase können sich die Hobbits bereits zusätzlich mit einem Zug pro Runde auf dem Spielplan hin und her bewegen. Dabei gilt jede zusammenhängende Landschaft als ein Feld.
Stehen sie zunächst noch gemeinsam auf dem Auenland gehen sie danach getrennte Wege und dürfen nie wieder gemeinsam auf einem Spielfeld stehen. Ziel beider Hobbits ist natürlich der Schicksalsberg. Da man aber erst am Ende von Phase zwei weiß, wo sich dieser befindet, laufen beide Hobbits am Anfang auf dem Spielplan hin und her und versuchen möglichst viele von den Begegnungsplättchen zu sammeln, da diese am Ende Punkte bringen. Steht schließlich der Schicksalsberg beginnt in Phase 3 das unglaublich mörderspannende Wettrennen zum Schicksalsberg (bitte beachten: das ist Sarkasmus!!). Die Hobbits schauen also zu, dass sie zum Schicksalsberg kommen und sammeln nebenbei weiter Plättchen ein.
Sobald ein Hobbit ein Feld mit einem Begegnungsplättchen betritt darf er dieses umdrehen. Darunter kann sich etwas Positives, wie z.B. ein neues Mitglied der Gemeinschaft des Ringes oder ein neuer Ausrüstungsgegenstand befinden oder ein Monster. Gegenstände und Personen darf der Hobbit an sich nehmen. Gegen die Monster, Orks, Trolle etc, muss er kämpfen, indem man ein oder zwei Mal aussetzt.
Zusätzliche Gegenstände sind z.B. ein Elbenmantel oder ein Elbenseil. Personen sind z.B. Gandalf oder Pippin. Alle diese Kärtchen bringen am Ende zusätzliche Punkte. Hoch anspruchsvoll wird das Spiel dann, wenn man auf die Gewässerkärtchen möchte. Hier muss man nämlich zunächst zwei Gebirgsplättchen gegen ein Boot eintauschen! Auf dem Wasser gibt es dann natürlich auch wieder Plättchen zum Sammeln. U.a. gibt hier auch Golem, der einem nur dann einen Zusatzpunkt bringt, wenn man mit ihm den Schicksalsberg erreicht. Ansonsten aber zwei Minuspunkte bringen. Und hier findet man auch den Ring!
Auch Gwaihir und Ends kommen als Plättchen in dem Spiel vor und können benutzt werden um sich schneller fortzubewegen.
Hat nun endlich ein Spieler - nach einem langen beschwerlichen Marsch voller Gefahren und Abenteuer (einen erneuten Hinweis auf den Sarkasmus kann ich glaube ich dieses Mal sparen *g*) - den Schicksalsberg erreicht beginnt die Wertung. Natürlich gibt es Zusatzpunkte wenn man den Ring und den Golem dabei hat. Aber auch wenn man keines von beidem dabei hat, kann man noch gewinnen, wenn man genügend andere Plättchen gesammelt hat. Ach ja, Monster, die man in einem harten Kampf (?) endlich besiegt hat bringen einem auch noch Punkte.
Es wird also gezählt und wer die meisten Punkte hat, der hat gewonnen.
Dieses Spiel ist sicherlich eines der schlechtesten, die es momentan auf dem Markt gibt. Man merkt deutlich, dass hier nicht die Idee zum Spiel im Vordergrund stand, sondern die Geschichte "Der Herr der Ringe" zu der man nun auch noch unbedingt ein zwei Personen Spiel kreieren wollte, um auch wirklich jede Möglichkeit Geld zu machen ausgenutzt zu haben. Leider merkt man dies dem Spiel an. Die ganze Spielgeschichte wirkt krampfhaft auf Herrn der Ringe getrimmt. Es wurde versucht auf Teufel komm raus irgendwie die Geschichte in dieses Spiel zu packen. Leider bleibt dabei der Spielspaß fast vollständig auf der Strecke.
Frage ist natürlich auch, für wen denn nun eigentlich dieses Spiel konzipiert wurde? Denn, der echte Herr der Ringe Fan, wird das kalte Grausen, angesichts der falschen Umsetzung der Geschichte bekommen. Wer könnte sich jemals vorstellen, dass der Sam und Frodo getrennte Wege gehen, ja sogar in Konkurrenz treten beim Wettlauf zum Schicksalsberg?! Trillian28 Der getreue Sam tatsächlich seinem Herren Frodo auf dem Spielfeld aus dem Weg geht? Oder, dass man auch mal eben ohne Golem und den Ring beim Schicksalsberg eintrudeln kann? Da hätten sich die Spielemacher meiner nach schon ein bisschen mehr Mühe mit der Umsetzung der Geschichte geben können!
Wenn aber nun das Spiel nicht für die Herr der Ringe Fans geeignet ist, für wen dann? Vielleicht für diejenigen, die den Herr der Ringe noch nicht kennen?
Also als ich das Spiel das erste Mal gespielt hatte, hatte ich den Film noch nicht gesehen, und dass ich mal das Buch gelesen hatte war so lange her, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann. Also war alles was da auf dem Spielplan stand für mich völlig unbekannt. Hat es das Spiel besser gemacht? Nein! Allerdings habe ich Banause auch noch meine Cousine zur Weißglut getrieben! "Ich habe hier so einen Legotypen?!" "Das ist kein Legotyp, das ist Legolas!!" "Was ist ein Legalos?" "*grummel* LEGOLAS ist ein Elf!" "Ist ein Elf was Gutes?? ?*grummel* Natürlich ist ein Elf was Gutes!!" Ähh??" "JA?" " Was ist denn eigentlich ein Elf? So was ähnliches wie eine Elfe?!" "NEIN! Und jetzt sei still und SPIEL!"
Na gut, man muss ja nicht unbedingt eine logische Geschichte haben, um Spaß beim Spielen zu haben. Hat man Spaß? Nicht besonders viel, leider Gottes!
Ich finde das Spiel lässt eine durchdachte Spielidee total vermissen. Man läuft die meiste Zeit planlos auf dem Spielplan hin und her (wo sich der Schicksalsberg befindet stellt sich ja erst am Ende des Spieles heraus) und sammelt Plättchen ein.
Bei der Kreation der Plättchen, hätte man sich finde ich ein bisschen mehr Mühe geben können!
Etwas mehr Einfallsreichtum und Vielfalt wären ganz nett gewesen!
Da gibt es ganze ZWEI verschiedene Kärtchen, die man während des Spieles einsetzen kann. Beide um sich schneller fortzubewegen. Da kommt doch richtig Würze ins Spiel! (...*g*...). Da hätte es doch viel mehr Möglichkeiten gegeben!
Aber halt! Ich vergaß... es gibt ja noch die Monster. Schreckliche Monster, wie die Kankra, der Balrog und Orks lauern hinterhältig in den Höhlen der Gebirge auf den armen einsamen Hobbit, der da ahnungslos durch die Gegend zieht und greifen ihn aus dem Hinterhalt an!!
"Hmm..." denkt sich der Hobbit "... ein Balrog! Ich sollte jetzt kämpfen! ...och, da setze ich mich doch lieber erst mal hin und warte zwei Runden." Der Balrog, der mental schon auf einen Kampf auf Leben und Tod eingestellt war, sieht dem aussetzenden Hobbit zunächst eine Weile irritiert zu und stirbt dann an Langeweile.
Somit haben die Macher des Spieles auch die letzte Chance verschenkt dem Spiel ein bisschen Spannung zu verleihen.
Damit man möglichst viele Plättchen bekommt, gehen natürlich die beiden Spiele sich möglichst weiträumig aus dem Weg. Also ist jegliche Konfrontation schon einmal ausgeschlossen. Leider kommt dadurch kein gemeinsames Spielgefühl auf. Jeder macht in seiner Ecke sein Ding und das war es.
FAZIT:
Für mich ein reines Merchandising Produkt, dass leider ohne viel Liebe zum Detail auf den Markt geworfen wurde... und ich bin leider auch drauf reingefallen...
P.S. auch wenn ich das Spiel nicht mag, so kenne ich doch auch ein paar Leute, die es gerade wegen seiner Einfachheit schätzen. Bleibt nur eins: Probespielen, wenn ihr die Möglichkeit dazu habt!
P.P.S. Ach so, jetzt hätte ich es doch glatt vergessen: Ich habe das Spiel natürlich nicht mit meiner Cousine getauscht *g*
45 Bewertungen, 8 Kommentare
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06.07.2002, 01:00 Uhr von Stifty1003
Bewertung: sehr hilfreichwiedermal ein beispiel dafür, dass man mit großen viel geld verdienen will, wo nichts dahinter ist...
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20.06.2002, 22:44 Uhr von Mallonn
Bewertung: sehr hilfreichOK entschieden: 2 HdR-Spiele reichen erstmal, selbst für nen Fan wie mich. Schöne Grüsse von Mallonn, dem Dunkelelben
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12.06.2002, 13:50 Uhr von leser@tte
Bewertung: sehr hilfreichNa dann Danke für die Warnung...
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04.06.2002, 13:06 Uhr von coranick
Bewertung: sehr hilfreichgut, dass ich das gelesen haben, sonst hätt ich mich beim Geburtstaggsgeschenk ordentlich vertan. Gruss Tom
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03.06.2002, 22:56 Uhr von Archmage
Bewertung: sehr hilfreichselbst wenn man zusammen arbeitet kommt man längst noch nich an :( Gruß Archmage
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03.06.2002, 19:01 Uhr von aldobar
Bewertung: sehr hilfreichHätte ich eher gebraucht den Bericht *g* - bevor ich das Spiel gekauft habe nämlich. Aus der Kosmos-Reihe für 2 Spieler kann ich Caesar und Cleopatra sehr empfehlen! aldobar
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03.06.2002, 16:46 Uhr von schnuppi
Bewertung: sehr hilfreichhallo! bin auch juristin, allerdings aus wien! würde mich über weiteren kontakt freuen! liebe grüße, schnuppi
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03.06.2002, 16:40 Uhr von Tut_Ench_Amun
Bewertung: sehr hilfreichich verkneife mir solche Spin-Offs, die in der Bugwelle eines Kassenschlagers auf dem Markt geworfen werden grundsätzlich, viel Neues kommt nämlich eigentlich nie dabei heraus *LG Jürgen
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