Salvador da Bahia Testbericht

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Erfahrungsbericht von pyromane8

Der Anfang Brasiliens

Pro:

Kulturelle Vielfalt, nette Menschen, viele Möglichkeiten

Kontra:

Kriminalität, Armut, aufdringliche Händler

Empfehlung:

Ja

Sei es die Offenherzigkeit der Menschen, die wunderbaren Strände die sich die ganze Ostküste lang erstrecken, das glasklare Wasser oder die wunderbaren Landschaften, Brasilien ist und bleibt ein Traum, mein Traum.
Ein Jahr war ich dort, zwei mal bin ich verreist. Das eine mal ging es in die Hauptstadt des Karnevals, Rio de Janeiro, das andere mal zum Ursprung Brasiliens, Salvador da Bahia.


Salvador da Bahia

Hier begann es also, hier landeten die ersten Einwohner Brasiliens mit ihren Schiffen. Salvador da Bahia liegt im Nordosten Brasiliens, im Bundesstaat Bahia, das erklärt das warme Klima. Die Stadt war damals die Hauptstadt, heutzutage ist es die Stadt Brasilia. Aufgrund der Sklaverei leben heute viele Schwarze in Salvador. Noch überall, vor allem in der Altstadt, lassen sich deutlich die Wurzeln Brasiliens und alte Kultur erkennen.

Dieser Bericht handelt von meiner Reise die genau eine Woche dauerte, meine Eindrücke, meine Erlebnisse...

In der Stadt Sao Paulo ging es ins Flugzeug, ab in den Nordosten, wo man sich auch selbst im Winter noch sonnen kann. Leichte Turbulenzen während des kurzen Fluges, war natürlich nicht so schön, den ein gutes Gefühl habe ich beim fliegen nie, na ja, ist ja fast schon normal. Dann ging es erst einmal zum Hotel, wir (also ich und meine Mutter) waren mit dem Reiseveranstalter CVC unterwegs, was wahrscheinlich eh niemand kennt, da es sich um einen braslianischen Reiseveranstalter handelt. Leider begrüßte uns ein kleinrer Nieselregen, und da die gute alte Sonne auch mit von der Partie war, war es unglaublich schwül, normal für diese Jahreszeit.

Glücklicher Weise lag das Hotel direkt am Meer, aber das tun sie alle, wie wir dann später mal sahen. Naja, 10 Meter laufen und im Atlantik planschen war trotzdem nicht:
„Viel zu gefährlich, dort werden Leute überfallen“, hieß es an der Rezeption des Hotels „Hotel Salvador Praia“ (Praia bedeutet Strand). Dann also mal zum nächsten Supermarkt, denn für uns gab es nur Frühstück, aber ja viel zu gefährlich Sonntag Nachmittags zu Fuß unterwegs- hieß es mal wieder an der Rezeption.... . Also dann den Bus, und wo man mal hin könnte wurde uns auch gesagt: Aero-Clube. Ich glaube dort gab es wohl keine Einheimischen, von den Straßenfegern, Verkäufern und Kellnern mal abgesehen. War also nicht wirklich interessant, waren halt ein paar Cafes und Geschäfte, jedoch rein für Touristen gedacht. Das ist so, als wenn man etwas über die Kultur Mallorcas erfahren möchte und zum Ballermann fährt.

Am nächsten Tag stand eine Strandtour auf dem Programm, dann legten wir noch eine Inseltour und eine Führung durch die Altstadt fest. Der Reiseveranstalter CVC bot für jeden Tag ein Programm, aber bis auf die Strandtour war alles kostenpflichtig.

Also dann direkt vom Hotel aus in den Bus für die Reisegruppe, ewig durch die Stadt, einem Kerl mit Mikrofon zuhören und brav aus dem Fenster gucken, am Ende hielt der Bus an einem Strand und ab ins Meer- denn am Strand selbst war es die Hölle! Ich übertreibe keines Weges, aber in Abständen von weniger als 5 Minuten hatte man ein Buch in der Hand und sollte sich das Henna Tattoo aussuchen, das man gar nicht wollte, oder man sollte sich an einen Plastiktisch setzen und jede Menge bestellen oder eine interessante Muschel oder halt irgend einen Kram kaufen- mal wieder ein Touristen Treffpunkt.... Doch der Gipfel des Tourismus kam dann am Abend! Essen mit allem was es aus dem Meer zu essen gibt, in einem feinem Restaurant, danach gab es eine Show, Candomble, Capoeira, Samba, alles mit dabei. Na ja, die Show war oben im Restaurant, die Zuschauer weiß und mit Schmuck behengt, die Darsteller schwarz, gut es ging auch um die afrikanische Kultur in Brasilien, aber ich hatte eine Show auf der Straße erwartet....

Wieso also afrikanische Kultur in Salvador?
Genau dort ging es los, irgendwie sind die Leute damals auf die Idee gekommen, dass man doch einfach ein paar Schwarze aus Afrika schuften lassen könnte, und von ihnen holte man sich reichlich, weshalb auch noch heute 70-80 Prozent der Bevölkerung Salvadors schwarz ist. Damit muss man sagen, dass die Geschichte Brasiliens im Grunde auch nicht besser oder menschenfreundlicher war, als die Nordamerikas. Und irgendwie sah man die selben Verhältnisse dort oben im Restaurant, sehr übertrieben gesehen natürlich, aber trotzdem fand ich deshalb diesen Grundgedanken des ganzen nicht so klasse, nun aber zur Show, denn ein wenig konnte man dennoch lernen.
Candomble: Viele der afrikanischen Kulturen, die damals wohl oder übel zusammen leben mussten, waren verfeindet. Doch unter Candomble versteht sich eine Art Vereinigung der afrikanischen Kulturen mit ihren Göttern.
Capoeira: Ein brasilianischer Kampftanz der dort entwickelte wurde. Getanzt bzw. gekämpft wird zu einem Rhythmus aus Trommeln. Für mich definitiv der beeindruckenste Teil der Show.
Samba: Muss ich glaube ich nicht viel zu sagen. Ein brasilianischer Tanz. Größtenteils wird nur der Oberkörper bewegt, mit den Füßen macht man kleine Schritte- wahrscheinlich ist dies darauf zurück zu führen, dass die Sklaven Fußfesseln trugen.



Am nächsten Tag war dann der Rundgang durch die Altstadt festgelegt, das war mal wieder weitaus interessanter! Altstadt, damit ist die Hochstadt gemeint, und also das historische Zentrum. Dort besuchten wir eine Kirche nach der anderen, jedes mal auf der Straße kamen von allen Seiten Händler an, aufdringlicher ging es kaum, als ich später mit meiner Mutter allein unterwegs war wurden wir von ihnen kaum angesprochen, aber als Touristengruppe ist man ein gefundenes Fressen.
Die Altstadt besteht aus unzähligen kleinen Gassen, Marktplätzen und Wohnhäusern. Leider konnten wir uns in dieser GRuppe nicht frei bewegen, wurden also von einem Geschäft zum anderen geschleppt. Touristenläden natürlich. Die Händler bereit. Mit einem habe ich mich dann länger unterhalten, während die anderen damit beschäftigt waren T-shirts zu kaufen. Es freute ihn sehr, dass ein Ausländer Portugiesisch spricht. Er erzählte mir, dass er selbst Capoeira shows veranstaltet, wo ich diese sehen könnte und was es sonst noch gibt. Einer seiner Tips war der Reggae-Club in der Altstadt...

Am Abend war es dann soweit, keine Reisegruppe, aus dem Hotel heraus und mit dem nächsten Bus in die Altstadt. Die Straßen waren voller ELute, denn es wurde die ganze Woche über das Fest Sao Joaninho gefeiert. Man konnte es sich nicht schönder vorstellen, in den Gassen wurde auf der Straße gekocht, alles erdenklich an kleinen Imbissen wurde verkauft. Die Leute waren einfach fröhlich. Wir gingen dann in den Reggae-Club.
Die Musik spielte, die Leute tanzten, und der Rauch eines gewissen Krauts lag in der Luft. Endlich waren wir an einem Ort, wo sich die Einheimischen treffen. Also gab es auch außer uns keinen Weißen, und so dauerte es nicht lange, bis ich mit einem ins Gespräch kam. Er hieß Raffael, wohnte im Ghetto und fertigte Bilder für einen Markt an, zu dem ich später komme. Irgendwann fragte er, ob ich nicht rauchen wolle, ich dachte mir, was soll schon passieren. Aber er wollte woanders hin, und ich Idiot folgte ihm. Er bog ein in eine kleine Gasse, ging immer weiter und ich war in den Slums... . Zum Glück hatte ich nicht mehr als 2 Euro dabei, und er wusste es. Aber mir war klar, dass er mich nicht ausrauben wollte. Irgendwo gab es dann an einem Abhang eine \"Bar\", ein paar alte Stühle, und man konnte das billigste Bier der Stadt kaufen. Wir setzten uns mit ein paar anderen, sofrt kam eine Frau herbei geeilt, in Begleitung ihres Mannes. Ein Streit brach aus, da wir nicht vorhatten, etwas zu kaufen. Ich stehe da als absolut einziger Weißer, offensichtlicher Tourist, in einem brasilianischen Ghetto, wo gerade ein Streit entfacht ist. Man kann durchaus sagen, dass ich Angst hatte.
Der Streit legte sich und irgendwann gingen wir dann wieder auf die richtige Straße. Ein unglaubliches Gefühl der Erleichterung überkam mich! Wir blieben dann noch länger im Reggae-Club, bis wir anschließend nach einem super Abend wieder ins Hotel zurückfuhren.

Die Inseltour
Wieder aus dem Hotel heraus in den Bus, man hätte fast springen können, und ab zu einem kleinen Hafen. Mit dem Boot ging es hinaus ufs Meer. Die Überfahrt zur nächsten Insel dauerte etwa eine halbe Stunde. Dort angekommen, wurde ich erst einmal enttäuscht, denn ratet mal, was es da gab! Einen Strand, man konnt also tatsächlich schwimmen gehen oder ein T-shirt kaufen. Man hätte auch allen die Augen verbinden können, dann ein weig herum geführt und zu einem Strand der eigentlichen Stadt gebracht, wäre dasselbe heraus gekommen. Nach ein par Stunden planschen im Meer ging es dann weiter, zur nächsten Insel. Hier gab es wenigstens eine kleine Stadt, bzw. ein Dorf. Direkt am Strand gab es ein kleines, sauteures Restaurant. Wir zogen also mal wieder auf eigene Faust los, leider hatten alle kleinen Läden geschlossen, also musste ein Eis herreichen, um den Hunger zu stillen.
Wieder zurück in Salvador da Bahia, wurde die Gruppe am \"Mercado modelo\" abgesetzt. Dies ist ein großes Gebäude mit einem immer offenen Markt. Leider war es mal wieder die Touristen Nummer. Man wurde überall hergerufen, konnte kaum weiter gehen und sollte sich alles einmal anschauen. Die Händler gingen mit den Preisen runter für Sachen, die man gar nicht wollte, aber ausversehen kurz angeschaut hatte.

Nach diesem Erlebniss war klar, dass man innerhalb der Reisegruppe keine Chance hatte, Salvador wirklich kennen zu lernen. Ohnehin hatten wir ja eh nur eine Woche Zeit. Abends also wieder in die Altstadt und dem Reggae-Club. Dort trafen wir auch wieder auf Raffael. Mit ihm zogen wir dann ein bisschen durch die Stadt.
In einer kleinen Herberge unterhielt ich mich mit dem Besitzer, der mich einlud, am nächsten Tag bei ihm das Fußballspiel anzuschauen, denn es war gerade die EM.

Ich nahm den Bus und fuhr mal wieder los in die Altstadt. Meine Mutter wollte etwas später hinzu kommen. Irgendwann hielt dann der Bus, denn eine Straße war gesperrt. Der Busfahrer gab die Anweisung, den Aufzug zu nehmen um dann am Praca da Se auszusteigen, denn dort wollte der Bus auch hin. Der Aufzug ist so ziemlich der größte, den ich je gesehen hab. Da die Altstadt auf einem Berg mit einem undlaublich steilen Hang liegt, baute man einen gigantischen Aufzug-siehe Foto. Ich bezahlte also die ca.3 cent und war da. Ich sah das Spiel, und dann fiel mir ein, dass meine Mutter ja nicht Portugiesisch spricht. Ich begann sie zu suchen. Glücklicherweise hatte ich kein bisschen Geld mehr, und oknnte so nicht wieder herunter fahren. Ich lief in der Altstadt herum, bis ich sie in Begleitung eines Polizisten fand. Da auch dieser kein Englisch sprach, wusste sie überhaupt nicht, was mit ihr geschehen war. Irgendwer hatte sie mit zum Aufzug geschleppt und ihr die Reise nach oben bezahlt, und dann an einen Polizisten übergeben.
Mit dieser kleinen Geschichte will ich vor allem sagen, dass man ohne Portugiesisch arm dran ist in Salvador bzw. Brasilien allgemein. Auch der Reiseführer konnte kein Englisch, zum Glück konnte ich so gut es ging das wichtigste übersetzen.

Durch ein weiteres Abenteuer haben wir auch mal gesehen, wie groß die Stadt ist. Wir wollten mit dem Bus zum Hotel zurück, haben aber verpasst, an der nächstliegenden Haltestelle auszusteigen, denn der Bus fuhr leider nicht die Route, die wir gekommen waren. Nach einiger Zeit fragte ich dann mal den Busfahrer, wann wir denn mal da sind. Er erklärte mir, dass wir nicht mehr in Salvador sind, wir mussten also die gesamt Strecke zurück fahren.

Nebenbei erwähnt, hat hier Michael Jackson Teile seines Videos \"They don\'t care about us\" gedreht. Ein Ladenbesitzer erklärte mir, dass er sich in Wahrheit arrogant verhalten habe. Er ließ niemanden an sich rankommen. In diesem Laden hing auch ein Foto von ihm und Kofi Annan, dieser war bei seinem Besuch wohl etwas freundlicher.

Und bevor man es glauben konnte, war es auch schon wieder vorbei. Ich musste Salvador hinter mit lassen, und kurz darauf auch Brasilien... .




Survival in Salvador

Wer einmal nach Salvador will, sollte sich erst einmal ein billiges Hotel suchen, denn allzu viel Zeit sollte man dort nicht verbringen, schließlich warten ja eine Menge Abenteuer. Auch empfiehlt ich eher der brasilianische Winter, also wenn hier der Sommer regiert, als mögliche Reisezeit. Man wird keine Probleme haben, ordentlich braun zu werden, im Sommer würde man gegrillt.
Wer ein paar Andenken haben möchte, der kann es natürlich riskieren, den Mercado modelo zu betreten. Die Auswahl an Allerlei selbstgemachtem ist riesig, aber Freude macht Einkaufen hier bestimmt nicht. In der Altstadt warten viele weitere Läden und Stände auf einen, deshalb kann man auf diese \"Hölle\" ruhig verzichten.
Strände gibt es natürlich reichlich. Fast alle sind sauber, das Wasser ist klar und ordentlich versalzen.
Wichtig: Auf der ach so verlockenden Insel gibt es auch nicht mehr als einen Strand und eine Art Geisterstadt. Mit genügend Ausdauer kann man ja auch selber schwimmen und sich davon überzeugen (Schnorchel nicht vergessen!), oder man bleibt in Salvador. Man sollte auch darauf achten, dass man nicht an einen Touristen Strand gerät, dort ist Erholung unmöglich. Außerdem muss man auch dort immer auf seine Sachen aufpassen, also niemals alle gleichzeitig ins Wasser gehen.
Wer abends etwas erleben will, sollt sofort in die Altstadt fahren, dort gibt es, wie schon gesagt, viele Möglichkeiten sich zu amüsieren. Und, im Gegensatz zu mir, niemals überreden lassn mal ne Runde durch die Slums zu schlendern. Ich hatte Glück, denn es gibt noch wesentlich schlimmere als die, wo ich war. Im allgemeinen gibt es sehr viel Armut in Salvador, deshalb kann man auch ruhig Bettlern etwas geben. Wie aber auch mit den Händlern, muss man aufpassen, dass man dies nicht vor den Augen anderer tut, denn dann springt eine Art Alarm an und wird umkreist.
Auch ganz allgemein sollte man nicht mit viel Schmuck herum laufen oder mit seinen Geldscheinen fächern, falls man doch im Sommer da ist.
Die öffentliche Verkehrsmittel sind eher schlecht, es gibt natürlich überall eine Bushaltestelle, aber wohin der nächste Bus fährt steht nirgendswo. So ein Bus würde in Deutschland gar nicht zu gelassen werden, aber was solls, er macht halt omische Geräusche, sieht verdammt alt und kaputt aus, und er fährt noch. Als kleine Entschädigung kostet die Fahrt auch nur ca. 30 cent. Man sollte also vorher jemanden fragen, welchen Bus man nehmen muss. Zur Not kann man überall ein Taxi nehmen.
Einkaufen kann man in jeder Menge Supermärkten, in verschiedenen Einkaufspassagen und Einkaufshallen. Die Preise für alltäglich Waren wie z.B. Lebensmittel sind ca. 3-4 mal so niedrig wie in Deutschland.


Fazit
Salvador ist auf jeden Fall eine Reise wert. Man muss allerdings auch selbst etwas unternehmen, Angebote gibt es reichlich, mit einer Reisegruppe und einem Reiseleiter bewegt man sich wie im Zoo. Eine Reise, die fast den Eindruck hatte, als wäre sie ein riesen Reinfall, entpuppte sich zu einer aufregenden Erfahrung.
Es gibt Unzähliges zu entdecken, oder man erholt sich ein wenig am Strand. Genau das hat mir besonders gut gefallen. Während man in Rio nicht einfach losziehen sollte, kann man sich hier frei bewegen. Die Leute waren immer fröhlich, so dass gleich gute Stimmung aufkam. Aber am allermeisten gefiel mir die unglaubliche Kultur dieser Stadt, welche überall zu finden ist. Ein kleiner Nachteil war die schlechte Verkehrsinformation, aber man lernt schnell. Eines Tages werde ich vielleicht wieder dorthin reisen. Mir gefällt einfach diese Stadt!



P.S.: Falls jemand von euch Raffael ( groß, schwarz, kurze Haare, weite Hose) im besagtem Reggae-Club treffen sollte, grüßt ihn von mir und gebt ihm ein Bier aus. Danke

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