Microsoft Project Gotham Racing (Xbox Spiel) Testbericht

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ab 3,80
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Erfahrungsbericht von Imperato

Kudos, Kudos, Kudos, ich will mehr Kudos...

Pro:

Der große, herausfordernde Umfang und die gelungene Spielbarkeit

Kontra:

sterile Städte, kein eigener Soundtrack möglich, zuwenig neues im Vergleich zum Vorgänger

Empfehlung:

Ja

Irgendwann war Project Gotham Racing, das entgegen seines seltsamen Titels so überhaupt nichts mit Batman zu tun hat, angetreten das schönste und beste Rennspiel auf der neuen XBox zu werden. Und wer den Vorgänger Metropolis Street Racer kannte, konnte sich das in der Tat durchaus vorstellen. Im Gegensatz zum Prequel MSR, das seinerzeit als geplanter Dreamcast Launchtitel über ein Jahr zu spät kam, hatte es diesmal zumindest schon zum Streetdate der neuen Konsole gereicht. Im Gegensatz zum damaligen Sega-Launch, wo MSR schmerzlich gefehlt hat, hätte das XBox-Pendant allerdings keine große Lücke hinterlassen, denn mit Rallisport Challenge war längst ein ungleich beeindruckender und eigenständigerer Rennspieltitel aufgetaucht. Denn anders als die Rallye-Konkurrenz ist Projekt Gotham Racing beim genaueren Hinsehen nicht vielmehr als ein aufpoliertes Update, des Dreamcast Vorgängers!

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Diesmal entführt uns Bizarre Creations auf der erneuten Jagd nach Kudospunkten in die Weltmetropolen San Francisco, New York, London und Tokio. Wie schon im Vorgänger startet man bescheiden mit Null Punkten und minimaler Fahrzeugauswahl seine Karriere in der Welt der illegalen Straßenrennen im Herzstück des Spiels, dem Kudoswettbewerb! In zwölf verschiedenen Wettbewerben, von der Einführung über die Profi- und Weltklasse-Saison bis hin zum finalen Einladungsturnier gilt es, durch schnelles, sicheres und stylisches Fahren möglichst viel Ehre, sprich Kudos-Punkte anzuhäufen. Wie schon beim letzten Mal handelt es sich dabei, anders als in den meisten anderen Spielen des Genres wieder nicht überwiegend nur um Straßenrennen gegen andere Konkurrenten, sondern es gilt vielmehr, sein Können in wesentlich vielfältigeren Herausforderungen zu beweisen.

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Insgesamt bis zu neun verschiedene Aufgaben haben die Entwickler in die einzelnen Levels gepackt und erst wenn ihr in jeder Aufgabe eines Levels zumindest die Mindestanforderung geschafft und mindestens die Bronzemedaille gewonnen habt, wird der nächste Level verfügbar. Zu diesem Zweck gilt es z.B. vorgeschriebene Durchschnittsgeschwindigkeiten zu erreichen, oder bestimmte Rundenzeiten zu erreichen. Neben klassischen Rennen im Sechser-Pack muss man sich Kopf an Kopf Duellen stellen, wie in anderen Aufgabe seinen perfekten Fahrstil unter Beweis stellen. Umfangreichere Zeitrennen, Überholwetbewerbe und Höchstgeschwindigkeitsprüfungen runden den breit gefächerten Aufgabereigen ab. Wie schon beim letzten Mal kostet natürlich auch diesmal wieder jeder ordentliche Fahrfehler Kudospunkte, allerdings darf man diesmal zumindest seine Renngegner ohne Punkteverlust anrempeln.

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Natürlich stehen neben dem Hauptmodus auch noch andere Spielmodi zur Verfügung, wie Blitz- und Arkaderennen oder der erst freizuspielende Medaillenwettbewerb. Die nötigen Erfolge vorausgesetzt stehen Euch dann irgendwann auch alle 200 Strecken im Zeitfahren zur Verfügung, dem einzigen Modus, indem es keine Kudospunkte zu gewinnen gibt. Neben diesen Standards haben die Entwickler selbstverständlich noch das eine oder andere freispielbare Goodie versteckt, wie z.B. verschiedenen Helme oder Fahrzeugdesigns.

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Insgesamt stehen Euch bis zu fünfundzwanzig verschiedene, voll lizensierte und exzellent modellierte Fahrzeuge zur Verfügung, die sich alle wirklich hervorragend steuern lassen. Da sich das Fahrverhalten der einzelnen Modelle mitunter erheblich unterscheidet - zwischen Corvette und Mini Cooper liegen nun mal Welten, wird man sich wie schon beim letzten Mal allerdings mehrmals die Zeit nehmen müssen, sich umzugewöhnen. Was viele Rennspielfreunde freuen wird, ist das hier vorhandene und immer noch nicht alltägliche Schadensmodell bei der Verwendung von lizensierten Fahrzeugen. Bei Project Gotham Racing ist es egal, ob Ihr einen Ford Focus oder einen doch lieber den Ferrari F50 vor die Wand setzt, deutliche Spuren sind bei jedem Kontakt mit der Außenwelt oder Rennkonkurrenten garantiert! Zwar macht sich die im Fahrverhalten nicht bemerkbar, aber in der dankenswerterweise diesmal endlich vorhandenen Replay-Funktion kommen dies Schäden wenigstens optisch gut zur Geltung!

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Sehenswert sind natürlich auch wieder die vier Schauplätze des Spieles, die technisch einwandfrei und detailgetreu ins Bild gesetzten Weltstädte New York, San Francisco, Tokio und London. Auch diesmal würde man wohl die entsprechenden Ecken im Original ohne Probleme wieder erkennen, doch ganz so beeindruckend wie das klingen mag, ist es aber längst nicht mehr. Schließlich wurden schon für die Entwicklung von MSR zehntausende Photos und ca. vierzig Stunden Videomaterial und man wird immer wieder den Endruck nicht los, als sein dies alles hier quasi zweitverwertet worden. Wer den Vorgänger kennt, wird sich mit Ausnahme von New York immer wieder in Situationen und Locations wieder finden, die ihm bekannt vorkommen. Und auch beim Blick auf so manchen Streckenverlauf dürfte die eine oder andere Erinnerung an selige Dreamcast Zeiten wieder hochkommen. Angesichts des Technologiesprungs und der dazwischen liegenden "Entwicklungszeit" schon eine kleine Enttäuschung. Aber es sei Bizarre Creations vergeben, denn der fulminante Vorgänger konnte auf dem Dreamcast ja leider nur ein seiner Qualität unangemessen kleines Publikum erreichen. Da kann man nur hoffen dass man sich für das Remake nicht schon wieder die falsche Konsole ausgesucht hat, dezente Zweifel sind derzeit leider angebracht.

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Neben der Optik stimmt auch die Technik. Pop Ups sucht man genauso vergebens, wie die im Vorgänger noch vorhandenen Slow Downs die auftraten, wenn man im Rennsechser-Pack unterwegs war. Die Weitsicht ist auch diesmal wieder sehr gut, wie schon beim letzten Mal kommt z.B. dichter Nebel garantiert nur noch als gewolltes Stilmittel vor. Bedauerlich nur, das auf den automatischen Tag- und Nachtwechsel entsprechend der tatsächlichen Uhrzeit verzichtet wurde, obwohl die XBox ja ebenfalls über eine nutzbare Zeitangabe verfügt hätte. Erfreulich: Die Ladezeiten für die einzelnen Aufgabe und Rennen fallen wesentlich kürzer aus, als etwa bei Rallisport Challenge und jeder Fortschritt wird blitzschnell und völlig unbemerkt auf der internen Festplatte verewigt.

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Project Gotham Racing ist wieder ein überaus umfangreiches Rennspiel geworden, an dem sich mindestens jeder zweite Rennspielentwickler ein Beispiel nehmen sollte. Hier gibt’s neben der gelungenen spielerischen Herausforderung auch den angemessenen Umfang, den leider immer noch zu viele Rennspiele oft vermissen lassen. Dennoch darf dies über eines nicht hinwegtäuschen: Abgesehen von der zusätzlich implementierten vierten Stadt, haben Bizarre Creations Project Gotham Racing im Vergleich zum Vorgänger Metropolis Street Racer in nahezu allen Belangen eindeutig abgespeckt! Bot der Vorgänger noch 250 "Strecken" (nicht alles, was man in den beiden Spielen befahren muss, stellt im klassischen Sinne eine eigenständige Strecke dar) in drei Städten, bieten die vier Metropolen des Nachfolgers "nur" noch zweihundert verschiedene Racinglocations. Ebenso wie aus den 25 Kapiteln von MSR jetzt nur noch 13 Level geworden sind, wurde auch der Fuhrpark zusammengestrichen. Immerhin darf man nun die 25 freispielbaren Autos (in MSR waren es noch rund 50 Fahrzeuge) jederzeit nutzen und muss nicht mehr wie im Vorgänger auf knappen Garagenplatz Rücksicht nehmen!

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Etwas bescheidener geht es auch im Vergleich zum fulminanten Audio-Part des Prequels zu! Das bot seinerzeit zahlreiche Radiosender, die von der Moderation bis hin zu Commercials und anderen Einspielern einen geradezu unglaubliche Realitätsgrad erreichten, dazu einen absolut hitverdächtigen und realitätstauglichen Soundtrack. Mit dem Anwachsen auf 4 Städte mit insgesamt zwölf Sendern und einer entsprechend umfangreichen Songbibliothek, sieht das bei PGR natürlich noch mal mehr aus. Wer aber genau hinhört, merkt schnell, dass die einzelnen Radioprogramme diesmal wesentlich simpler produziert worden sind und auch die Güte der mitgelieferten Songs erreicht nur noch in Teilen die herausragende Qualität des Vorgängers. Was Xbox-Besitzer aber nicht wirklich stören muss, da jederzeit eigene auf der Festplatte gespeicherte Songs in die verschiedenen Radioprogramme integriert werden können! Und was könnte schöner sein, als grenzenloser Fahrspaß verbunden mit einem Radioprogramm, das endlich einmal wirklich nur das spielt, was man auch hören will?

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Auch diesmal hat mir die Jagd nach den Punkten der Ehre wieder mehr und vor allem länger Spaß gemacht, als z.B. die Rennen der Genre-Referenz Gran Turismo 3 A-Spec. Sicher, die wirklichen Rennen in PGR nehmen sich gegenüber dem Umfang an sonstigen Fahrprüfungen eher bescheiden aus, aber dafür ist man früher oder später tatsächlich fast gezwungen um jedes einzelne Pünktchen zu kämpfen. Der Vorteil daran ist, auch in den hohen Levels selbst kleinste Erfolge immer wieder aufs Neue motivieren können. Mit Project Gotham Racing ist Entwickler Bizarre Creations wieder ein alles andere als bizarrer, exzellent spielbarer Rennspieltitel gelungen, der wieder wochenlangen Spielspaß garantiert!

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Was diesmal allerdings fehlt, ist das "Aha-Erlebnis, dass der Vorgänger zweifellos bot! Denn wer sich einigermaßen in der Welt der Videospiele auskennt, weiß diesmal schon was ihn erwartet und umfangreiche und optisch beeindruckende Spielewelten bieten längst auch andere Spiele, man braucht nur an GTA 3 zu denken, mit Einschränkungen auch an die XBox Konkurrenz von "Midtown Madness 3". Und die haben immerhin noch einen gewaltigen Vorteil: Sie leben! Völlig unverständlich, warum auch diesmal wieder nur vereinzelt Fahrzeuge die Strassen bevölkern und die Städte ohne Passanten wieder wie leergebombt wirken? Was man dem DC aufgrund der zugrunde liegenden Technik noch zähneknirschend hat durchgehen lassen, sollte für die derzeit stärkste verfügbare Konsolenhardware eigentlich obsolet sein. Zumal die deutlich besseren Grafikfähigkeiten des Gerätes, zwar für nochmals schönere Städte sorgen, diese dabei aber in der jetzt möglichen Schärfe noch etwas steriler wirken!

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Fazit:
Das ein Sequel nur sehr selten an ein beeindruckendes Original heranreicht, ist ja nichts Neues. Es ist und bleibt in jedem Fall ein empfehlenswerter Genretitel. Wenn es die übergroßen Fußstapfen des Vorgängers nicht ganz ausfüllen kann, dann spricht das in erster Linie nicht gegen PGR sondern für das Prequel MSR und für die gute alte Dreamcast!

Mit freundlichen Grüßen
Imperato
- Gefreiter -

24 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Striker1981

    19.02.2010, 22:48 Uhr von Striker1981
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH und Liebe Grüße vom STRIKER ;)