Mutter - Rammstein Testbericht

Mutter-rammstein
ab 4,93
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
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Summe aller Bewertungen
  • Cover-Design:  sehr gut
  • Klangqualität:  sehr gut

Erfahrungsbericht von helden_gesucht

Könnt ihr mich hören?

5
  • Cover-Design:  sehr gut
  • Klangqualität:  sehr gut

Pro:

11 sehr geile Tracks, unverkennbarer Musikcharakter der Band, Texte

Kontra:

nichts

Empfehlung:

Ja

Vorwort
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Oft komme ich nach Hause und habe einfach mal Lust wieder gute Rockmusik richtig schön laut zu hören. Dann stöbere ich durch meine kleine Plattensammlung und suche nach der richtigen Musik. So auch wieder vor kurzem.
Beim Suchen stieß ich auf meine Rammstein-Alben. „Mutter“ hatte ich schon länger nicht mehr gehört, also rein damit in die Stereo-Anlage!

Die Band
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Es ging ja gleich zu Beginn hoch her, wenn die Diskussion auf die Rammsteiners zu sprechen kam. Neonazis sollen sie sein und gewaltverherrlichende Doofköpfe. So richtig gerecht wird man dem Sechser jedoch nicht, wenn man Simplizismen dieser Art bemüht.
Alle Mitglieder spielen bereits zu DDR-Zeiten in Combos, die weitestgehend aus dem Punk-Millieu stammen. Sänger Till Lindemann versucht sich bei „First Arsch“ als Schlagzeuger, Christian \"Flake\" Lorenz (Keyboards) spielt zusammen mit Paul Landers bei den relativ erfolgreichen „Feeling B.“ Christoph Schneider holzt bei „Die Firma“ Schlagzeug und Oliver Riedel bei den „Inchtabokatables“ Bass.
Noch zu Honecker-Zeiten macht ein gewisser Richard Kruspe-Bernstein über Ungarn und Österreich nach Westdeutschland rüber und gründet „Orgasm Death Gimmick“, wo er eine Zeit lang Gitarre spielt. Nach dem Fall der Mauer 1989 kehrt er in seine Heimatstadt Schwerin zurück und schließt sich kurzzeitig „Das Auge Gottes“ an. In Schwerin trifft er auf den Ex-Auswahlschwimmer der DDR (Jugend-Vizeeuropameister) Till Lindemann, der zu jener Zeit sein Geld noch als Korbflechter verdient.
Richard lebt mit Riedel und Schneider in einer WG. Aus einer Laune heraus starten die drei Anfang 1994 die Arbeit an einem gemeinsamen Projekt. Um auf der textlichen Seite entlastet zu werden, sucht sich Kruspe einen geeigneten Sänger und wird bei Kumpel Lindemann fündig. Zusammen nehmen sie als Quartett ein erstes Demo auf. Ihr Bekannter Paul Landers bekundet Interesse, mitzumachen, und darf dies letzen Endes auch. Zum kompletten Line Up fehlt nur noch ein geeigneter Keyboarder, den sie vermeintlich mit Flake gefunden zu haben meinen.
Der hat zu Beginn jedoch überhaupt keinen Bock bei Rammstein mitzumachen und muss erst noch heftigst überredet werden. Die Musik ist ihm zu langweilig. Als der schmächtigste der sechs sich dann doch endlich bequemt, seinen Platz am Keyboard einzunehmen, bewerben sie sich mit dem Demo bei einem Bandwettbewerb, bei dem ein Studioaufenthalt winkt, und gewinnen den auch. 1995 sind sie als Support für Project Pitchfork auf Tour. Im selben Jahr unterschreiben sie bei Motor und beginnen mit den Aufnahmen für das Debüt \"Herzeleid\" mit Clawfinger-Produzent Jakob Hellner.
Das Ausland sieht Rammstein in der \"gruseligen Tradition von Alice Cooper bis Marilyn Manson\", nur \"schlichter und humorloser\". Tonnenschwere Gitarrenriffs gepaart mit Technoklängen prägen das Klangbild von Rammstein. Doch erst die perfekte Mischung der Musik mit expressiven und kontroversen Texten macht Rammstein einzigartig in der deutschen Musikszene. Das hat sich bald bis nach Amerika herum gesprochen. Dort geht die Rammstein-Post so richtig ab, nachdem Regisseur David Lynch \"Heirate Mich\" und \"Rammstein\" für den \"Lost Highway\"-Soundtrack verwendet. Dabei ist der Sound Rammsteins laut Flake eher aus der Überleugng heraus entstanden, genau zu wissen, was man nicht möchte.
Auch müsste eigentlich klar sein, dass hier lediglich Meister der gekonnten Provokation am Werk sind, die ihr Auftreten und das Spielen mit Symbolen nicht kommentieren. So bleibt es dem Betrachter selbst überlassen, was er über Rammstein denkt. Dass die eine oder andere Aktion jedoch eher unglücklich ausfällt, zeigt die Verwendung von Szenen aus Riefenstahls Olympiapropaganda-Film für das Video zum Depeche Mode-Cover \"Stripped\"
Ein amerikanischer Germanistikstudent hat sich übrigens die Mühe gemacht, den Text von \"Du riechst so gut\" psychoanalytisch zu untersuchen. Ergebnis: Till Lindemann hat einen Ödipuskomplex. Aber den haben ja scheint\'s alle Männer- also nichts grundlegend Neues.
Mit \"Sehnsucht\" sind Rammstein vor allem in den USA sehr erfolgreich. Eine gewaltige Tour 98/99 ist weitgehend ausverkauft und wird von der Presse aufmerksam verfolgt. Das Sextett gilt heute als einziger deutscher Act von internationaler Bedeutung. Nur unwesentlich weniger gigantisch ist die Tour zu \"Mutter\", das wie auch der Vorgänger direkt nach Erscheinen an die Spitze der Charts hüpft. Rammstein sind machen es sich auf dem Thron des harten Rocks bequem. So bequem, dass sich November 2002 Till Lindemann Zeit hat, mit \"Messer\" seinen ersten Lyrik-Band auf den Markt zu bringen. Jetzt darf er sich auch Dichter nennen. Bis zum Herbst 2004 gönnt sich die Band eine Pause, erst dann erscheint die neue Platte \"Reise, Reise\". Vorher spielt Lindemann im Kinderfilm \"Amundsen, der Pinguin\" mit, wo ihm sogar einer der flugunfähigen Vögelchen in den Finger beißt.
Nach dem Release geht die Scheibe in so gut wie allen Ländern Europas auf Nummer eins. Obwohl das Album erst Ende September in den Läden steht, avcanciert es schon im Oktober zur erfolgreichsten europäischen Langrille des Jahres 2004. Der Run auf die Tickets der sich anschließenden Tour ist dementsprechend enorm. Es gibt aber nicht nur Positives zu berichten. Erst streitet sich das Band-Management mit den Betreibern einer Fanpage. Kabbeleien um Copyright-Fragen führen dazu, dass rammsteinfan.de seine Pforten schließt. Noch viel unverständlicher ist die Unterlassungserklärung, die gegen einen Radiosender erwirkt wird, der es gewagt hat, den Schnappi-Song im Rammstein-Stil zu senden. Für die Verhohnepiepelung hatte ein Moderator Teile des Songs \"Sonne\" verwendet. [Auszug laut.de]

Das Album
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Ein großes Raunen ging durch die Reihen der Kritiker, als das Cover zu „Mutter“ veröffentlicht wurde. Ein Baby, wohl tot, aufbewahrt wie in einem Glas mit zersetzungsstoppender Lösung. Somit war wieder die Diskussion entbrannt: „Sind Rammstein nicht doch Rassisten, Satanisten, einfach Verrückte?“ Wenn man solche Diskussionen an einem Albumartwork festmachen will, ist es total schwachsinnig.
Mir persönlich gefällt das Artwork, weil es einfach zum Klang und zum Charakter der Platte passt.

Tracklist
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#1 Mein Herz brennt
#2 Links 2 3 4
#3 Sonne
#4 Ich will
#5 Feuer frei!
#6 Mutter
#7 Spieluhr
#8 Zwitter
#9 Rein Raus
#10 Adios
#11 Nebel

... und die Tracks im Einzelnen
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> Mein Herz brennt < - Langsam beginnt der Song. Man hört Tills Stimme ganz leise. Er flüstert. Geigen und ganz ruhige Schlagzeugspiele begleiten ihn dabei. Schon irgendwie eine gruslige Atmosphäre. Dann wird’s plötzlich lauter. Tills Stimme bricht wie ein Orkan herein. Der Chor aus Streichern, fetten Gitarrenklängen und dem Rest der Band klingt einfach richtig fett. Und wenn man glaubt, der Track ist jetzt zu ende, geht’s noch mal langsam los. Sehr gelungener Intro-Song, der einfach Lust auf mehr von der Sorte macht.
(5/5) -> (4:39)

> Links 2 3 4 < - Marschierendes Stapfen am Anfang. Die Instrumente nehmen den Rhythmus auf und formen daraus einen wunderschön rockigen Track. Der Track war auch eine Single der Platte. Man erinnert sich leicht dran, wegen dem Video mit den Ameisen. Die marschierende Musik und der diktatorische Text harmonisieren hier wirklich gut miteinander. Aussage: Nicht alles ist so, wie es scheint.
(5/5) -> (3:36)

> Sonne < - Eine weitere Single. Till zählt am Anfang schön ein. Dann geht’s auf 10 los. Schwerfällig und richtig schön rockig. „Alle warten auf das Licht...“. Wer das Video zum Track kennt, das eine Parodie von „Schneewittchen und die 7 Zwerge“ darstellt, der kennt ja auch den Track. Das Video war übrigens auch eine sehr heikle Sache, wegen der drogensüchtigen Betonung von Schneewittchen.
Rein klangtechnisch einfach nur hervorragend arrangiert.
(5/5) -> (4:32)

> Ich will < - Der Song erwacht wieder mit den eindringlichen Rufen von Till „Ich will!“ und dem Schlagzeug. Man könnte den ganzen Track fast als Vorspiel auf den Refrain sehen. Denn dort wird der Track richtig fett. „Seht ihr mich? Versteh ihr mich?...“ Man wähnt sich plötzlich in einem Konzert oder einer Halle mit vielen Menschen. Till fragte: „Könnt ihr mich hören?“ und die Massen darauf: „Wir hören dich!“
Live sicher der Bringer.
(5/5) -> (3:37)

> Feuer frei! < - Leises Keyboardspiel eröffnet den Track. Dann ein Knall und die Musik ändert sich vollkommen. „Und nach Tills „Feuer frei!“ ist der Teufel los. Es brummt und rumort nur so aus den Lautsprechern. Ein wahres Feuerwerk, was die Jungs hier abbrennen. Dann wird es plötzlich wieder ganz leise, doch der Sturm aus Hardrock-Riffs und fetten Schlagzeugbeats ist sofort wieder da.
(5/5) -> (3:08)

> Mutter < - Der Titelsong ist eindeutig einer der besten mit auf der Platte. Till zieht hier wirklich alle Register und singt mit größter Vorsicht um die Töne nicht zu zerdrücken. Auch der Song wurde als Single ausgekoppelt und spiegelt ein traurige Bild wieder von einem Kind, das nicht weiß, wer seine Mutter ist und das eindeutig psychische Schäden davongetragen hat. Till singt hier wirklich grandios. Sehr vielfältig der Track.
(5/5) -> (4:28)

> Spieluhr < - „Ein kleiner Mensch stirb nur zum Schein, wollte ganz alleine sein. Das kleine Herz stand still für Stunden, so hat man es für tot befunden. Es wird verscharrt in nassem Sand mit einer Spieluhr in der Hand.“ So das Vorwort von Till gesprochen zu dem Track und dann schnarren auch schon die Gitarren los. Mir hat der Track beim ersten Mal hören gleich gefallen. Der schön rockige Song harmonisiert einfach zu gut mit dem mystischen Klang von Tills Stimme. Die Kinderstimme im Refrain jagt einem einfach eine Schauer über den Rücken. Schön schaurig.
(5/5) -> (4:46)

> Zwitter < - Wieder hört man zuerst leise das Grundriff und dann erwacht erst der richtige, fette Sound. „Zwitter, Zwitter...“ Rein logisch betrachtet, ist der Track eine Geschichte, wie eine Zwitter entstanden ist und die Darstellung, welche „Vorteile“ solche eine Existenz mit sich bringt. Der charakterlich harte Rammstein-Sound passt natürlich wie die Faust aufs Auge.
(5/5) -> (4:17)

> Rein Raus < - Rammstein können sagen, was sie wollen, aber ein eindeutigeres, härteres und zugleich metaphorischeres Lied über den Geschlechtsakt gibt’s wohl nicht. Richtig primitiv wirkt dagegen der ewig hämmernde Schlagzeugbeat. Ich finde den Track nicht schlecht, doch eben die Einfachheit macht ihn etwas eintönig und langweilig nach einer gewissen Zeit.
(5/5) -> (3:09)

> Adios < - Ein weiterer genialer Track. „Adios“ ist der wohl passendste Name für den Track, obwohl das Wort selbst nie darin auftaucht. Es geht um die letzten Augenblicke in einem Drogenjunkie-Leben. Vom Setzen der Injektion über die Reaktion des Körpers bis hin zum bitteren Ende. Der Sound wie immer hammerhart, fast krass wirkt der Schnitt im Refrain, der fast himmlisch süß da heißt: „Nicht ist für dich. Nichts war für dich. Nichts bleibt für dich – für immer...“
(5/5) -> (3:48)

> Nebel < - Und schöner und dunkel-romantischer könnte ein Outro-Track wohl kaum sein. Die Umschreibung für altes Paar ist auch Rammstein-deutsch „Fleischgemisch so reicht an Tagen“. Nur eine der wenigen Metaphern des Textes, welcher sich wie ein „Nebel“ über den Klangteppich aus Keyboard und Schlagzeug legt. Der Höhepunkt ist hier: „Und dann hat er sie geküsst, wo das Meer zu ende ist. Ihr Lippen schwach und blass und seine Augen werden nass.“ Sehr schön gruslige Ballade.
(4:54)

Fazit
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„Mutter“ ist das wohl beste Ramstein-Album. Klar, die anderen 3 sind auch nicht zu verachten, doch „Mutter“ versprüht zum ersten Mal einen ganz eigenen Charme. Till meinte selbst in einem Interview, dass die Band fast daran kaputt gegangen wäre, weil alle in andere Richtungen wollten. Doch dann haben sie sich auf einen gemeinsamen Weg einigen können und der sieht nicht schlecht aus und kann sich hören lassen.
Rammstein ist jetzt mit dem Album auch melodischer und gesangsintensiver geworden. Früher war alles ein regelrechter Kampf – ein reiner Wutausbruch – aber jetzt glätten sich langsam die Wogen und man kann es auch als Gesang ansehen. Aber deswegen ist Rammstein nicht weniger aggressiver als früher. Die Tracks schlagen alle ein wie eine Bombe und sind richtig schön heftig. Daumen hoch!

84 Bewertungen, 16 Kommentare

  • paula2

    04.02.2009, 17:55 Uhr von paula2
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe Grüße

  • ColaFantaSprite

    20.01.2009, 18:06 Uhr von ColaFantaSprite
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse Bericht, weiter so!

  • Zzaldo

    22.12.2008, 21:32 Uhr von Zzaldo
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe Grüße sendet dir Stephan

  • wolli007

    17.11.2008, 18:42 Uhr von wolli007
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe Grüße, Wolli

  • ingoa09

    02.08.2008, 21:54 Uhr von ingoa09
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr interessanter Bericht! Liebe Grüße, Ingo

  • Schattenesserin

    02.08.2008, 13:35 Uhr von Schattenesserin
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich würde nicht sagen, dass "Mutter" das beste Album von Rammstein ist. Aber auf jeden Fall sehr gut. LG

  • Jerry525

    15.07.2008, 01:24 Uhr von Jerry525
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße an dich Jerry

  • Iris1979

    20.06.2008, 16:53 Uhr von Iris1979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht. LG Iris

  • ronald65

    15.06.2008, 13:50 Uhr von ronald65
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh

  • frankensteins

    01.06.2008, 19:09 Uhr von frankensteins
    Bewertung: sehr hilfreich

    gut beschrieben liebe Grüße

  • bambie34

    09.05.2008, 23:13 Uhr von bambie34
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich,lg Tanja

  • misscindy

    09.05.2008, 19:13 Uhr von misscindy
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein schöner Bericht, lg Sylvia

  • Striker1981

    07.05.2008, 14:01 Uhr von Striker1981
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH und liebe Grüße sagt der STRIKER`

  • wir_2

    06.05.2008, 17:10 Uhr von wir_2
    Bewertung: sehr hilfreich

    das Album find auch ich einfach toll

  • Baby1

    27.04.2008, 11:36 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • LordHelmchen_5

    21.03.2005, 23:29 Uhr von LordHelmchen_5
    Bewertung: sehr hilfreich

    Der Testbericht ist wirklich gut. Auch ich finde, dass Mutter das beste Album von Rammstein ist und einfach nur genial.