Myanmar Testbericht

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Erfahrungsbericht von blokk

Die Brücke ins Nichts

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Das Grenzdorf zwischen Thailand und Burma, zwischen leben und nicht - leben, jedem Langzeit-Touristen als "Visatrip" bekannt, bietet nichts außer der Möglichkeit, sein Visum zu erneuern. Drüben in Tachilek gibt's auch nichts weiter als zumeist billige Massenproduktion der "Brüderländer" .

Wer sich über primitive Verhältnisse in Thailand beschwert, sollte einmal einen Blick nach "drüben" werfen. Die Flussseite der Stadt entspricht ja noch einigermaßen den gewohnten thail. Verhältnissen, dahinter wird es allerdings schlagartig dunkel. Verfallende Häuser und Tempel, unreparierte Strassen, überall den Staub des Verfalls. Die Burmesen sind zwar als ein sehr sauberes und ordentliches Volk bekannt, aber die Sauberkeit kann nicht über diese Trostlosigkeit hinwegtäuschen.

Wer sich sogar über das Ende der befahrbaren Strasse hinaustraut, also etwa an den Stadtrand, kann das Werden einer Stadt wie im Mittelalter erleben. Jeder baut seine Hütte wo und wie es ihm gefällt. Der Raum zwischen den Hütten, der nicht zum Hühnerhalten benötigt wird, entwickelt sich langsam erst zu einem Weg, später zu einer Strasse; soweit dieser Begriff in diesem Zusammenhang überhaupt zulässig ist.

Das Klo ist hinter'm Haus und fließend Wasser 100 m weiter weg, außer wenn es regnet. Dann ist auch meistens Waschtag, weil die Frauen lieber zu hause als am Waschplatz waschen. Verständlich, bei uns zeigt man seine Unterwäsche ja auch nicht gerne offen rum. Auch das Duschen lässt sich dann zuhause erledigen und man/frau ist für einen Tag den schon peinlichen Blicken seiner/s Nachbar/in entflohen.
Sie werden, wenn sie schon einmal in Asien gewesen sind, sicher schon bemerkt haben, das Asiaten ganz allgemein eine uns unverständliche Freude am Regen haben!
Nun kennen Sie eine mögliche Antwort auf dieses Mysterium.

Wer dann immer noch genug Zeit und Mut hat, sollte einmal den überall an den Hängen vorhandenen Wasserrinnen der letzten Regenzeit folgen. Diese natürlichen "Strassen" führen unweigerlich in das nächste Dorf. Das kann natürlich eine ganze Weile dauern, auch wenn es nur ein paar km sind. Wie schon gesagt, mit dem Begriff "Strasse" verbinden wir eine irgendwie geebnete Fläche, auf der es sich zumindest holprig fahren lässt. Im Grunde sind es aber nichts weiter als trockene Flussläufe, die einen allzu steilen Abhang begeh- und befahrbar machen und daher als solche genutzt werden. Entfernungsangaben werden hier Zweck dienlicher weise in Stunden angegeben.

Und damit sind wir bei einem Problem angelangt. Die Grenze wird nämlich um 18.00 Uhr geschlossen und Übernachtungen sind in Burma nicht vorgesehen. Wer den Termin verpasst, muss mit ernsten Schwierigkeiten rechnen. Die burmesische Polizei in Tachilek reagiert geradezu paranoid auf Ausländer bei Nacht. In ihren Augen steckt in jedem von uns ein potenzieller Freund und Helfer der Opposition. Damit mögen sie sogar recht haben.

Mit den Jungs ist nicht zu spaßen, eine Visa- Überschreitung wird hier zur Grenzverletzung und führt unweigerlich zur Verhaftung. Wer dann auch noch freundlicherweise das Dorf angibt, in dem er so nett bewirtet wurde, hilft sich zwar nicht selbst, ladet aber eine Menge ernster Probleme auf das Dorf ab.

Der hochgeehrte Besucher dieses Landes darf sich nämlich zwar alles ansehen, aber außer mit "Offiziellen" mit niemandem reden. Als verschärft wird angesehen, wenn es sich um eine Gruppe, also mehr als einem Burmesen, handelt. Verstöße werden als Komplottbildung zum Umsturz der jetzigen legitimen demokratischen Regierung angesehen. Wenn dann auch noch bekannt wird, das er ausländisches Geld, z.B. thail. Baht, bei Umgehung der Devisenvorschriften an einen nichtoffiziellen Burmesen weitergereicht hat, kann es ganz hart werden.

Zuerst die Grenzverletzung, dann die Komplottbildung und jetzt auch noch Devisenschmuggel! Die Beweislage ist doch klar!
Aber sehen wir mal das Ganze nicht so schwarz. Auch unter den Burmesen gibt es bestimmt den einen oder anderen, der das nicht so sehr politisch, sondern eher praktisch persönlich sieht. Nach einem diskreten Austausch der gegenseitigen Interessen steht man dann in Thailand und bemerkt, das sich das Problem lediglich etwas entschärft hat.

Jetzt ist man nämlich illegal in Thailand und am nächsten Morgen beim thail. Zoll in Erklärungsnot.

Nun ja, wer das Abenteuer sucht, wird es auch hier sicherlich finden. Und wer immer schön hart am Wind segelt, hat hier keine Langeweile in Mae-Sai! Welche Travel-Agency bietet schon illegalen Grenzübertritt nach Burma, vielleicht incl. authentischer Verhaftung durch burmesische Grenzbeamte mit anschließendem Austausch gegen Lösegeld, weil sich die Beamten als Banditen herausstellten!
Das wäre doch mal ein Hit in den Katalogen der Adventure-Veranstaltern. Vielleicht sollte ich mir doch das Patent auf die Idee sichern!

Aber es geht auch anders: Wer eine ruhige Atmosphäre zwischen den Bergen liebt, kommt hier voll auf seine Kosten. Diese Kleinstadt an nördlichen Ende Thailands hat zwar touristisch außer ihrer Brücke nach Burma nicht viel zu bieten, aber als Ruhepunkt ist sie ideal. Verträumte Restaurants mit frischem Filter- bzw. Expresso- Kaffee sind zu finden, ebenso englischsprachige Zeitungen. Die letzten oftmals nicht mehr so frisch, aber ich lese sowieso lieber die Nachrichten, deren Staub sich schon etwas gelegt hat.

In einem der vielen Guesthäuser lässt sich wunderbar der Tag hinwegträumen und beim Aufwachen hat man sogar noch das Gefühl, sich selbst einen besonders wertvollen Dienst getan zu haben. Wem der Rücken schmerzt vom vielen Träumen, sollte sich einmal eine Massage angedeihen lassen. Ich selbst bevorzuge die Ölmassage, zwei Stunden lang abliegen und sich den sensiblen Händen einer erfahrenen Masseuse hingeben!

Ein Ferkel, wer sich jetzt dabei etwas nicht jugendfreies vorgestellt hat. Schwell- und Hohlkörper werden bei der Massage nicht berücksichtigt. Sie dient ausschließlich der Entspannung von Körper und Geist. Sich daraus eventuell ergebende Verspannungen der o.a. Körper werden ignoriert.

Die Massage-Freaks unter meiner geduldigen Leserschaft kennen diese Einstellung sicher von der japanische Massage Shiatsu. Obwohl vom Stil her unterschiedlich, sind die Ergebnisse gleich. Das Öl auf dem Körper ermöglicht eine ungeahnte Intensität im Fühlen des eigenen Körpers.

Die burmesischen Masseusen kann man mit ihren thail. Kolleginnen kaum vergleichen. Sie arbeiten sehr genau und gleichzeitig völlig intuitiv am Körper. Ich hatte das Glück, einmal einer Meisterin unter ihnen in die Hände geraten zu sein. Sie hatte ganz sicher noch nie eine irgendwie geartete Schule von innen gesehen und konnte wohl auch nicht lesen und schreiben. Aber wozu auch, mit diesen Händen würde niemand hungern müssen.

Die meisten Masseusen kommen, wie viele andere Burmesen auch, täglich aus den umliegenden Dörfern Burma's nach Mae-Sai zum Arbeiten. Als Burmesen haben sie keine Schwierigkeit, die Grenze zu jeder Tages- oder Nachtzeit zu überqueren, weil sie für diese Stadt kein Visum brauchen. Brückenmaud ist 5 Baht mit Ausweis und 20 Baht ohne Ausweis. Gemessen an den Kosten für die Fähre ist das auch nicht teurer und somit ist jeder zufrieden.

Womit wir wieder einmal bei der Brücke angelangt sind. Sie ist wirklich das Einzigste, was über diese Stadt als solche gesagt werden kann; gäbe es nicht manchmal diese irren Leute hier…

14 Bewertungen, 4 Kommentare

  • giselamaria

    01.09.2008, 19:10 Uhr von giselamaria
    Bewertung: besonders wertvoll

    bw !!! hatte keine bw mehr, und das ist das letzte heute :-)))) LG Gisela

  • anonym

    14.04.2002, 00:51 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Bezüglich last_hope, mach dir nichts drauß. In dem Bericht sind alle Erfahrungen enthalten. Aber gibt man ihm ein nützlich oder schlechter dreht er am Rad. Musste ich auch erfahren, siehe meine erhaltenen Bewertungen. Musst du dir anschauen

  • last_hope

    11.04.2002, 15:55 Uhr von last_hope
    Bewertung: weniger hilfreich

    warst du da auch selber ????? Tschööö der Hope

  • Volker111

    11.03.2002, 20:36 Uhr von Volker111
    Bewertung: sehr hilfreich

    Also etwas für abenteuerfreudige Touristen.