Nokia 7110 Testbericht

Dies ist ein Erfahrungsbericht über mein erstes Handy, das Nokia 7110. Stolze Besitzerin dieses interessanten Mobiltelefons wurde ich irgendwann im Jahr 1999, ganz genau weiß ich das aber nicht mehr. Selbstverständlich zahlte ich damals nicht direkt den hohen Einführungspreis von ungefähr 800 DM, sondern deutlich weniger, es müssen in etwa 250 bis 300 DM gewesen sein, die ich mit gleichzeitigem Abschluss eines zweijährigen Handyvertrages investieren musste. Gleich zu Beginn möchte ich deutlich machen, dass ich mich selbstverständlich nicht mehr an alle möglichen Details erinnern kann, den Schwerpunkt in diesem Bericht sollen aber meine persönlichen Erfahrungen bilden und im Grunde schreibe ich nun in erster Linie für mich, damit die Erinnerung an dieses Nokia-Handy nicht völlig verblasst, denn ich gehe nicht davon aus, dass jemand von Euch noch heute ernsthaft an dem 7110 interessiert ist, es sei denn er oder sie gehört zu der Gruppe besessener Sammler/innen. Ich besitze jedenfalls noch heute dieses Handy, wenn ich es auch natürlich schon seit Jahren nicht mehr benutze, und will nun ein paar Zeilen über dieses Gerät verlieren.

Viele Worte über das Aussehen dieses Handys brauche ich glücklicherweise nicht verlieren, denn wir haben hier ja eine schöne große Abbildung des 7110 vorliegen. Ob es überhaupt in einem anderen Farbton jemals erhältlich war, vermag ich nicht zu sagen, mein Handy sieht jedenfalls haargenau so aus wie jenes, welches Ihr auf dem Bild erkennen könnt. Zwar ist Grün nicht unbedingt meine Lieblingsfarbe, trotzdem war ich alles in allem mit dem Design des 7110 damals sehr zufrieden, was dann ja schließlich unter anderem den Ausschlag für meinen Kauf gab.

Was mir auf Anhieb auf jeden Fall außerordentlich gut gefiel, war das extrem große Display, für welches ich mich richtig begeistern konnte. Natürlich gab es damals noch kein Farb-Display von einem Touchscreen einmal ganz zu schweigen, vielmehr ist alles in monochrom gehalten, doch immerhin erschien der Text sechszeilig, eher musstet Ihr demzufolge nicht runterscrollen. Die Auflösung beträgt 96x65 Pixel, wie ich meiner Bedienungsanleitung entnehmen kann, was heutzutage natürlich lächerlich ist, aber für die damalige Zeit völlig okay war (zum Vergleich: das Nokia 6610i und das Nokia 6230 haben beispielsweise 128x128 Pixel). Ansonsten kann ich auf dem Display die Uhrzeit erkennen sowie die Anzeige, was den Empfang und den Stand des Akkus angeht, das war es dann aber auch schon. Zum damaligen Zeitpunkt erschien mir das aber absolut top, ich war jedenfalls mehr als zufrieden mit dem, was ich auf dem Display erblicken durfte.

Das Gewicht des Nokia 7110 beträgt 141g, was ich damals als angenehm leicht empfand, heutzutage hingegen natürlich als Schwergewicht gelten würde (zum Vergleich: das 6230 wiegt 97g, das 6610i gerade einmal 87g). Die Abmessungen betragen 125x53x24mm, was für heutige Verhältnisse riesig ist (Nokia 6610i: 106x45x17.5mm; Nokia 6230: 103x44x20mm). Was besonders auffällt, ist die externe Antenne, welche mich heute erheblich stören würde, doch damals war dies ja Standard, so dass dies eigentlich nicht stark ins Gewicht fallen darf. Nichtsdestotrotz würde ich mir heute nie wieder ein Handy mit externer Antenne kaufen, ganz gleich, wie beeindruckend schön das Design des entsprechenden Handys ansonsten auch sein mag. Immerhin habe ich mir aber sagen lassen, dass die Strahlung bei Handys mit eben einer solchen externen Antenne erheblich geringer und somit kaum gesundheitsschädlich ist, was dann wiederum einen großen Pluspunkt darstellen dürfte.

Der Lithium-Ion-Akku, welchen das 7110 hat, galt seinerzeit als erheblicher Fortschritt. Ganz genau bin ich mit dieser Materie allerdings nicht vertraut, glaube aber gehört zu haben, dass es bei den früheren Akkus nicht gut war, wenn man sie auflud, bevor der Energievorrat völlig aufgebraucht war, die Akkuleistung dann nach und nach erheblich nachlassen würde. Mit dem Akku des 7110 war diese Problematik nicht mehr relevant, was natürlich als positiv anzusehen ist. Die Stand-By-Zeit soll angeblich 180 Stunden und die Gesprächszeit knapp 4 Stunden betragen, wobei ich Letzteres auch bestätigen kann, die Stand-By-Zeit allerdings nie nachgeprüft habe. Selbst mit den meisten Handys der neuen Generation kann zumindest die Gesprächszeit des 7110 da noch locker mithalten, das ist doch bemerkenswert, finde ich, was allerdings wohl auch daran liegen mag, dass viele Extras damals noch nicht vorhanden waren, welche den Akku heute deutlich mehr belasten würden. Für damals waren die Werte des 7110 in dieser Hinsicht mehr als nur ausreichend, zumal es in maximal 2 Stunden wieder völlig aufgeladen war.

Was die Frequenz des Nokia 7110 angeht, kann diese nach heutigen Maßstäben natürlich nicht mehr als „up-to-date“ bezeichnet werden, denn mit Triband (900, 1800, 1900MHz) hatte es noch nichts zu tun, es handelt sich bei ihm lediglich um ein Dualband-Handy, welches also „nur“ auf 900 und 1800 MHz sendet, das Telefonieren in die Staaten war somit zum Beispiel nicht möglich, was für mich allerdings nicht besonders tragisch war und auch die Meisten von uns auch heute nicht besonders stören dürfte. Erwähnen muss ich das natürlich trotzdem, denke ich.

Im Bereich der Ruftöne sieht es dann natürlich so aus, als würde das 7110 aus der Steinzeit stammen, doch immerhin konnten Klingeltöne aus dem Internet heruntergeladen werden, denn beim 7110 handelt es sich „schon“ um ein WAP-Handy, was damals revolutionär war und einer der Hauptgründe für seine Beliebtheit war, wenn ich mich recht erinnere. Ein Aufnehmen oder gar Programmieren von Klingeltönen war seinerzeit natürlich illusorisch und polyphone Töne und erst recht die sogenannten „Real Tones“ waren ein absolutes Fremdwort. Für damalige Maßstäbe war das 7110 aber das „Nonplusultra“, die Anzahl an 35 Klingeltönen, die gespeichert werden konnten und die schon erwähnte Möglichkeit des Downloadens waren einfach hochinteressant. Schließlich konnte auch ein ganz spezieller Klingelton für eine individuelle Anrufergruppe angelegt werden und auch der lautlose Vibrationsalarm war beim 7110 schon möglich, was ich als sehr praktisch empfand.

Was die zur Verfügung stehenden Funktionen betrifft, so hatte das 7110 einige interessante Sachen zu bieten. Es konnten mehrere Anrufergruppen erstellt und fünf verschiedene Profile angelegt werden, einen Kalender und Terminplaner gab es auch, selbstverständlich auch einen Wecker und (wer es braucht) einen Taschenrechner sowie Währungsrechner. Pro Name konnte ich dann auch mehrere Nummern gleichzeitig speichern, vier oder fünf an der Zahl, was aus meiner Sicht auch völlig ausreichend war. Einen Sprachspeicher oder eine Sprachsteuerung, einen Anrufbeantworter oder gar eine Freisprecheinrichtung gab es natürlich noch nicht, das war damals eindeutig noch zuviel verlangt.

Doch dieses Handy hatte noch viel mehr zu bieten, als da wären die Kurzwahl, Anklopffunktion, Konferenzschaltung (welche ich allerdings nie brauchte), automatische Wahlwiederholung, Tastatursperre (sehr wichtig für mich) und ein beeindruckend großer Rufnummernspeicher von bis zu 1000 Einträgen, welchen ich natürlich nur zu einem sehr geringen Teil in Anspruch nehmen musste. Was die Anruflisten betrifft, so konnte ich mir mit dem 7110 stets einen Überblick darüber verschaffen über die von mir gewählten Nummern sowie die von mir angenommen und mir entgangenen Anrufe.

Was den „heiligen“ Bereich der SMS betrifft, so gab es den ganzen Schnickschnack von heute natürlich noch nicht, immerhin konnte ich aber bis zu 500 SMS auf dem Telefon speichern, aber auch das nutzte ich nur ansatzweise, das war im Grunde viel zu viel, jedenfalls für mich. Es gab auch schon vorformulierte Textbausteine oder Antworten, doch nutze ich diese Funktion bis einschließlich zum heutigen Tage nicht, was für mich somit ohne Bedeutung war. Gleiches gilt für die Texteingabehilfe, welche mich eher irritierte als unterstützte, aber immerhin gab es sie schon. So etwas wie MMS, das Anlegen benutzerdefinierter Ordner, Gruppen-SMS, Chat-Funktion u.v.m. gab es noch nicht. Ebenso gab es selbstverständlich noch keine Kamera, weder intern noch extern und insofern auch keine Zoom-Funktion und auch nicht die Möglichkeit einer Videoaufzeichnung.

Was den Unterhaltungswert des Nokia 7110 betrifft, so hielt sich dieser nach heutigen Maßstäben doch sehr in Grenzen, doch was ich damals nicht kannte, konnte ich ja auch nicht vermissen, daher war ich mit dem Vorhandensein der drei Spiele und ganz besonders mit der Möglichkeit des Downloadens verschiedener Logos vollauf zufrieden. So etwas wie Bildschirmschoner, Radio oder gar mp3-Player gab es natürlich noch nicht. Im Hinblick auf die Datenübertragung gab es allerdings schon erste gute Ansätze, denn tatsächlich gab es durch WAP, Infrarot, integriertes Modem und entsprechende Schnittstellen die Möglichkeit Daten zu übertragen. Verzeiht mir, wenn ich mich in diesem Bereich nicht so wahnsinnig gut auskenne, ich weiß allerdings, dass mit entsprechenden Kabeln der Anschluss an den PC hergestellt werden konnte und somit der Austausch von Daten gewährleistet und zum Beispiel auch das Versenden eines Fax möglich war. Etwas wie „Bluetooth“ gab es allerdings noch nicht.

Besonders charakteristisch für das 7110 war das Auf- und Zuklappen der Tastatur, dies war damals ein echter Hingucker. Was ich heute jedenfalls sagen kann, ist, dass ich nie Probleme mit der Tastaturklappe hatte, ich keine Abnutzungserscheinungen registrieren musste. Überhaupt machte das 7110 einen angenehm robusten Eindruck, wenn es auch sicherlich nicht annähernd einen solchen Schutz vor Schmutz, Staub, Wasser und insbesondere vor Stößen bietet, zum Glück habe ich das 7110 so gut wie nie hinfallen lassen. Auch die Verarbeitung kann ich in den höchsten Tönen loben, gerade in diesem Punkt könnten sich die neuesten Handys ruhig einmal ein Beispiel nehmen, obwohl, wenn ich ehrlich bin, die Firmen wahrscheinlich gar nicht so wahnsinnig daran interessiert sind, möchten sie doch gerne spätestens alle zwei Jahre ein neues Modell an uns verkaufen.

Auch was die Empfangsqualität und überhaupt den Klang betrifft, ist mir nichts schwerwiegend Negatives in Erinnerung geblieben, Gleiches gilt für die Software, wen ich auch zugeben muss, dass ich damals in meinem Bekanntenkreis mehr als nur einmal von Softwareproblemen und mehrmaligen Abstürzen hörte, ich anscheinend nur Glück gehabt hatte. Insofern will ich mich in diesem Punkt nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, wenn auch meine persönlichen Erfahrungen eindeutig positiv waren. Doch scheinen die Probleme größtenteils bei der WAP-Funktion und dem Surfen ins Internet aufgetreten zu sein, was mich nicht besonders stark tangierte, da ich diese Funktion eigentlich nicht nutzte, lediglich in den ersten Tagen des Besitzes probierte ich dies ein paar Male neugierig aus, das war es dann aber auch schon, was meine WAP-Erfahrungen betrifft. Schließlich gilt für die Menüführung des 7110 genau das, was meiner Meinung nach auch heute noch für nahezu alle Nokia-Handys gilt, nämlich die Tatsache, dass die Qualität in diesem Punkt kaum zu überbieten ist. Alles ist sehr übersichtlich und schön groß angeordnet, ich fand mich sehr schnell zurecht und fühlte mich schnell „zu Hause“, was auch der Hauptgrund (neben dem design) dafür ist, dass ich auch in den folgenden Jahren Nokia treu geblieben bin. Alles in allem habe ich einen sehr positiven Gesamteindruck vom 7110 gewonnen und kann auf sehr angenehme zwei Jahre mit diesem Handy zurückblicken.