Oldboy (DVD) Testbericht

Noch nie hat ein Film meine Nerven so strapaziert wie Oldboy.
Dieser Film ist mit seiner überraschenden Wendung am Schluß definitiv nichts für weiche Gemüter. Für diese könnte der Film über der Grenze des Erträglichen sein.
Wer jedoch einen intelligenten, actionreichen und interessanten Film sehen will sollte an Oldboy nicht vorbeisehen.

Daten:
Darsteller: Choi Min-sik, Yu Ji-tae, Gang Hye-jung
Regisseur(e): Park Chan-wook
Komponist: Shim Hyeon-jeong, Lee Ji-su, Choi Sung-hyeon
Format: Dolby, DTS, PAL, Special Edition, Surround Sound
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (DTS 5.1), Koreanisch (Dolby Digital 5.1)
Region: Region 2
Bildseitenformat: 16:9
Anzahl Disks: 2
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
(was meiner Meinung nach zu überdenken ist - die Wendung am Schluß ist sehr hart und ich wäre hier ausnahmsweise sogar für
ab 18 gewesen)
Studio: EMS GmbH
Spieldauer: 115 Minuten
ASIN: B0007INNM2
Preis: 19,90 Euro

DVD Features:
Hier bekommt man wieder etwas für sein Geld.
Meine Kritik gilt hier nur der Bildqualität die bei manchen Szenen doch nicht gerade perfekt ist, schade aber nicht dramatisch.
Der Audio-Kommentar und die Interviews mit dem Regisseur und Hauptdarstellern sind sehr gut.
Es ist nicht wie bei Hollywood Filmen eine platte Lobeshymne sondern durchaus eine tiefgründige Betrachtung.
Dazu gibt es ein Making of (indem einiges klar wird - z.B. die für asiatische Filme typische Farbbedeutung, das bestimmte Farbfilter benutzt wurden um die Emotionen zu verstärken), Background (Poduction Design, Computereffekte, Soundtrack-Produktion) - welches für Filmfreunde sicherlich interessant ist. Mich fesseln Making of´s eigentlich nie.

Dazu gibt es ein Old Boy Cannes Special - in Cannes erhielt "Oldboy" den Großen Preis der Jury
ein Musikvideo und entfernte bzw. alternative Szenen die durchaus interessant sind. Auf die Bildergalerie hätte ich hingegen verzichten können.

Inhalt (von mir) und eigene Meinung:
Der Film beginnt außergewöhnlich. Oh Dae-su (Min-Sik Choi) wird von Fremden entführt und muss 15 Jahre ohne jeglichen menschlichen Kontakt in einem fensterlosen Apartment leben. Zur Außenwelt hat er nur über einen Fernseher Kontakt.
In der Nacht wird er immer wieder mit Nervengas betäubt und anschließend gewaschen. Eine Begründung für seine Inhaftierung erhält er nicht. Essen bekommt er über eine Klappe.
Im Fernsehen erfährt er vom Mord an seiner Frau.
Während dieser Zeit trainiert er seine Fäuste indem er gegen die Wand schlägt. Nach 15 Jahren wird er von seinen "Wärtern" freigelassen. Oh Dae-su kennt nur noch einen Lebenssinn - Rache.

In Freiheit prügelt er sich mit einer Strassengang und entdeckt dabei die "Wirkung" seiner Fäuste. Ebenso schicksalhaft ist seine Begegnung mit einem Bettler (Dae-Yun Lee) der ihm ein Portemonnaie voller Geld und ein Mobiltelefon in die Hand gibt.
Oh Dae-su begibt sich daraufhin in ein Restaurant um zu Essen.

Und hier gibt es wieder ein Beispiel für eine der vielen Szenen die man auch lange nach dem Sehen des Filmes nicht vergisst - Oh Dae-su isst einen noch lebendigen Tintenfisch welcher sich an Oh´s Mundhöhlen klammert. Mysteriöserweise verliert Oh Dae-su sein Bewusstsein und wacht in der der Wohnung der Sushi-Köchin Mido (Hye-Jung Gang) wieder auf.
Die junge Frau hat Mitleid und Sympathie für Oh und nimmt ihn bei sich auf.
Kurz darauf meldet sich Oh´s Peiniger am Telefon mit der Forderung Oh solle in 5 Tagen herausfinden warum er ihm diese Unvorstellbarkeit angetan habe. Schaffe er dies nicht werde er alle Frauen die Oh jemals geliebt habe umbringen - auch Mido.
Schaffe er es werde er sich umbringen.

Damit beginnt ein rasanter, ideenreicher (ich hoffe die Idee mit dem Privatgefängnis wird niemals von der Mafia realisiert werden), spannender, überraschender, schockierender und dennoch faszinierender Plot.

Während westliche Regisseure wie Rodriguez oder Tarantino mit ihrer lächerlichen, oberflächlichen, unrealistischen Darstellung von Gewalt nur noch langweilen bzw. sich selbst ad absurdum führen wird hier Gewalt als dass präsentiert was Gewalt eben ist eine furchtbare, negative und zerstörerische Kraft.
Chan-Wook Park ("Joint Security Area") geht dabei mehrfach über europäische, amerikanische Geschmacksgrenzen hinaus.

Mit der Auflösung auch definitiv über meine Geschmacksgrenze - Oldboy ist der einzige Film bei dem ich je auf Stop drücken musste um das Gebotene verarbeiten zu können. Der endgültige Schluß fällt dann etwas ab, die Hauptwendung im Film ist aber definitiv die überraschendste sowie auch grausamste Wendung die ich je in einem Film erlebt habe.
Diesem Film kann sich niemand der sich auf ihn wirklich einlässt entziehen. Auch weil alles, jeder Drehort, jede Kulisse, jeder Moment bis auf das kleinste Detail perfekt durchdacht ist.

Die schauspielerische Leistung von Choi ist zudem eine Meisterleistung sondergleichen, eine solche Intensität in der Darstellung des nach Rache dürstenden Oh habe ich überhaupt noch nie gesehen. Auch die anderen Schauspieler können überzeugen. Hye-Jung Gang als Mido geht gegenüber Choi´s Meisterleistung nicht unter und der "Peiniger" Ji-Tae Yoo spielt seinen Charakter mit der nötigen schwierig darzustellenden Mischung aus Coolness und Bedrohlichkeit.

Fazit: Oldboy ist absolut sehenswert!