Peugeot 205 Testbericht

Peugeot-205
Abbildung beispielhaft
ab 20,90
Auf yopi.de gelistet seit 12/2003
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Summe aller Bewertungen
  • Fahreigenschaften:  sehr gut
  • Fahrkomfort:  durchschnittlich
  • Platzangebot:  durchschnittlich
  • Zuverlässigkeit:  gut

Erfahrungsbericht von DonKrypton

Das Löwenbaby zieht Dir die Hosen aus!

Pro:

Geiles Fahrwerk, toller Motor

Kontra:

Die Unterhaltskosten

Empfehlung:

Ja

Hallo, Ihr Lieben!

Seid Ihr schon mal Go-Kart gefahren? Oder habt mal die Möglichkeit gehabt, bei einem Tourenwagenrennen als Beifahrer dabei sein zu können?

Nein?

Dann habt Ihr echt was verpasst. Was Ihr da erlebt, ist:

a) das direkte Gefühl zur Straße zu haben,
b) eine ungewohnt heftige Beschleunigung,
c) eine ganz neue Form der Kurvenlage und
d) ein nur als \"gierig\" zu bezeichnender Sound.

Für den Fall, dass Ihr gar keine Lust haben solltet, sowas mal mitzumachen und eventuell mal auf der Suche nach einem guten Gebrauchtwagen oder einem spaßigen Zweitwagen seid, hätte ich da einen echt tollen Vorschlag für Euch!

Die Rache der Franzosen: Das Löwenbaby!

Die Rede ist vom Peugeot 205 GTI...der schärfsten Asphaltfräse seit dem Renault 5 Turbo.

Der Kleine steht seit nunmehr fast fünf Jahren - in der häufigsten Farbe Rot - bei uns in der Garage (und wird natürlich auch regelmäßig gefahren).

Serienmäßig gab es ihn auch in den Farben Schwarz und Weiß, bei verschiedenen Sondermodellen und Cabrioversionen auch in Grün-metallic.

Hinzu kommt, dass gerade dieser 205 vor dem Kauf meiner Schwester gehörte, die ihn 1992 neu gekauft hat. Ich habe also die seltene Gelegenheit, über eine nunmehr 11-jährige lückenlose Fahrzeuggeschichte zu berichten.

Vielleicht mal vorab...nicht, dass Ihr Böses über mich denkt...ich bin weder ein spätpubertärer Tankstellenparker, noch einer von diesen Autobahnrasern. Auch überfalle ich keine alten Frauen im Stadtpark oder lege im Verkehr ein allgemein rüpelhaftes Verhalten an den Tag.

Der Spaß am Autofahren beginnt für mich auf kurvigen, leeren Landstraßen, etwas Zeit, einem vorsichtig warmgefahrenen Motor und findet immer unterhalb der Haftgrenze der Reifen statt! Wenn\'s von unten quietscht, hat der Fahrer oben was falsch gemacht!

Aber kommen wir zum Auto. Um die ganze Geschichte hier etwas übersichtlicher zu gestalten, werde ich die Story mal ein bisschen gliedern...das sieht bei mir dann immer so aus:

1.) Allgemeines zum Auto
2.) Der Motor
3.) Der Innenraum
4.) Das Fahrwerk
5.) Die Karosserie

...und zum Schluss gibt\'s dann ein Fazit mit den allgemeinen Kosten.

Also, einsteigen, anschnallen und die Türen schließen, bitte!

Ääääh...

Es darf geraucht werden!



1.) Allgemeines zum Auto


Peugeot baute die GTI-Versionen seines - damals kleinsten - Modells in drei Varianten von 1984 bis 1995. Der Wagen war aufgrund seiner Fahrleistungen und der Optik durchweg ein Verkaufsschlager.

Dazu kam, dass der 205 ein Frauenschwarm war und ist. Selbst bei noch so nüchterner Betrachtung ist das Design des Wagens nicht als aggessiv zu bezeichnen und weckt beim Betrachter - und speziell beim Besitzer - oft eine Art von Beschützerinstinkt. Das gelungene Design, dass speziell bei den GTI-Versionen auffällt, sorgt bis heute dafür, dass das Auto nicht alt aussieht.

Oder, wie meine Freundin immer sagt: \"Einfach knuffig, der Kleine!\"

Die GTI\'s unterschieden sich im Groben von den schwächer motorisierten Modellen durch das serienmäßige Sportfahrwerk mit Tieferlegung, den 15-Zoll-Alufelgen im Peugeot-Design, Kunststoffverbreiterungen rundum sowie geänderten Front- und Heckschürzen mit integrierten Fernscheinwerfern.

Die einzelnen GTI-Modelle unterschieden sich untereinander durch ihre Modelljahre hindurch grundsätzlich in den einzelnen Motorvarianten. Es gab den GTI als:

a) \"XU5J\" mit 1.580 cm³ und 104 PS............(09/1984 - 08/1989)
b) \"XU9JA\" mit 1.905 cm³ und 128 PS..........(09/1987 - 08/1988)
c) \"XU9JAZ\" mit 1.905 cm³ und 120 PS........(09/1988 - 08/1995)

Alle Modelle waren ausgeprägte \"Drehorgeln\". Die Spitzenleistungen lagen ausschließlich jenseits der 6.000 U/Min und sorgten oft dafür, dass der Wagen gelegentlich mal \"verheizt\" wurde, speziell vom Dritt-, Viert- oder Fünftbesitzer. Daher die von mir beschriebene Geschichte mit dem Warmfahren.



2.) Der Motor


Aufgrund mangelnder Erfahrungswerte mit den 1,6-Liter und dem ersten 1,9-Liter Modell beschränke ich mich auf den \"XU9JAZ\"-Motor mit 120 PS.

Es handelt sich - wie der Name \"GTI\" schon sagt - um einen Einspritzermotor - also ohne Vergaser und ohne Choke - von dem man guten Gewissens sagen kann, dass er \"gerade so\" in den doch eher kleinen Motorraum passt - oder, wie ein Freund von mir mal gesagt hat: \"Jungejunge...wenn Du da von oben einen Eimer Wasser reinkippst, dauert\'s Stunden, bis der unten wieder rauskommt!\".

Peugeot musste einiges im Motorraum anpassen, um diesen Riesentrumm von Eisenhaufen mit seinen ganzen Nebenaggregaten da überaupt hineinzukriegen.

Das Resultat überzeugt nicht gerade durch leichte Wartbarkeit. Ist der Luftfilter noch recht leicht zugängig, dauert ein Zündkerzenwechsel gut und gerne eine halbe Stunde, weil man erst den einen oder anderen Schlauch entfernen muss. Auch bei Problemen mit dem Zündverteiler oder dem Kühler macht der eine oder andere Mechaniker gern mal einen kleinen unangekündigten Kurzurlaub, um den gequetschten Fingern zu entgehen.

Aber alles in allem macht der Motor bei geöffneter Haube einen sehr kompakten und eigentlich nicht überladenen Eindruck.

Mit seiner eher gemäßigten Verdichtung von 9,8:1 ist die Maschine keinesfalls zu hoch belastet. Die Maximaldrehzahl von fast 7.000 Umdrehungen klingt im Innenraum keinesfalls angestrengt oder peinlich (wie das bei den kleineren Motoren häufig der Fall ist), sondern eher nach echter Leistung.

Ganz im Gegenteil: Diese Maschine will gedreht werden. Der Minimalverbrauch von 8,5 Litern Super Bleifrei ist nicht bei Drehzahlen um 1.500 Umdrehungen zu erreichen - hier liegt aufgrund der langen Übersetzungen der unteren Gänge zuviel Last an der Kurbelwelle an - sondern erst bei 2.500 U/Min. Der Wagen läuft zudem auch erst ab 2.000 Umdrehungen erst richtig \"rund\".

Der Maximalverbrauch von etwa 11 Litern kann eigentlich nur durch sinnentleertes Rumgegegase auf der Autobahn oder permanente Höchstdrehzahl im innerstädtischen Betrieb erreicht werden.

Auch mit thermischen Problemen ist der Motor nicht belastet. Zwar bekommt der Kleine in seinem engen Gefängnis nicht besonders viel Luft, aber ein Ölkühler und ein - wirklich großer - Flüssigkeitskühler sorgen für entsprechendes Cooldown der bewegten Teile.



3.) Der Innenraum


Willkommen in den Achzigern? Mitnichten! Das erste, was der Fahrer beim Einsteigen sieht, ist roter Teppich und schwarzer Dachhimmel. Farblich passend die Sitze: Serienmäßiges Teilleder und mit roten Stichfäden durchwebter schwarzer Stoff in toller Qualität, die auch nach Jahren noch nicht alt aussieht.

Armatueren und Lenkrad (Leder - auch Serie!) sind ebenfalls Schwarz, das rot-gerandete \"GTI\"-Logo findet sich auf dem Lenkrad wieder, um dem unerfahrenen Fahrer regelmäßig klarzumachen, dass dies hier ausdrücklich NICHT Muttis Einkaufswagen ist.

Die Armaturentafel lässt nichts zu wünschen übrig. Mit Ausnahme eines Voltmeters ist alles an Bord, was der Fahrer über seinen Motor wissen sollte.

Die Heizung (zu schwach) und die Lüftung (zu laut) sind allerdings nicht mit modernen Fahrzeugen zu vergleichen, sondern eher unterdurchschnittlich...aaaaber:

Nach etwa einer halben Stunde Fahrt wird der Fußraum und die untere Armaturenhälfte von der Motorwärme geheizt (ein Special, das heute noch nicht mal in Luxusfahrzeugen zu haben ist...:-)...).

Zur Serienausstattung gehören übrigens auch elektrische Fensterheber - was heute normal ist, aber Anfang der Neunziger nicht selten teuer bezahlt werden musste.

In den hinteren Fenstern finden wir etwas damals Typisches und mittlerweile selten gewordenes - zeige mir mal bitte einer ein Fahrzeug, das heute noch AUSSTELLFENSTER hat. Dem Kleinen stehen sie allerdings ausgezeichnet und machen ihn von der Optik direkt ein bisschen bullig - ich mag sowas!




4.) Das Fahrwerk


Hier zeigt sich das Löwenbaby von seiner besten Seite! Das von Peugeot serienmäßige Fahrwerk mit integrierter dezenter Tieferlegung ist hervorragend auf den Wagen angepasst und kann auch heutzutage noch überzeugen. Der Wagen ist hart, aber nicht ZU hart gefedert, die Felgengröße mit den serienmäßigen 185/55 R15-Reifen ist ideal gewählt.

Apropos Reifen: Ich empfehle Michlin- oder Pirelli-Bereifung. Der Wagen liefert dem Fahrer die direkte Weitergabe der Informationen über den aktuellen Straßenbelag, also bietet es sich an, auch gute Reifen zu fahren. Wir hatten auch schon mal Goodyear\'s auf den Felgen, die aber so hart waren, dass der ganze Innenraum gedröhnt hat. Gute Reifen dieser Marke kosten meist um die 300 - 350 Euronen pro Satz.

Falls Euer Reifenhändler die Stirn runzeln sollte ob dieses merkwürdigen Maßes: Das einzige Auto, der ebenfalls diese Bereifung hatte, aber glücklicherweise in Massen hergestellt wurde, war der Golf \"Europe\". Die Beschaffung bleibt also gesichert.

Es gibt selbstverständlich auch einiges an Möglichkeiten, den Wagen noch tiefer zu legen und mit 17-Zöllern zu versehen, aber aus meiner Sicht macht das keinen Sinn, da erstens das Serienfahrwerk über das fahrerische Können der meisten Besitzer erhaben ist und zweitens der Komfort mit Tiefbettfelgen und Niederquerschnittsreifen erheblich leidet.



5.) Die Karosserie

Über die Opik des Wagens hab\' ich mich ja bereits ausführlich ausgelassen, kommen wir also zum Technischen des Aufbaus.

Die Karosserie hat einen außergewöhnlich geringen Hang zum Rosten.

Warum das so ist?

Keine Ahnung - die Karosserie ist an keiner Stelle verzinkt, aber ich habe in all den Jahren nie einen flächig rostenden 205 gesehen. Selbst die härtesten Gammelkisten, die bereits völlig verblichen seit Jahren an der Straße stehen, haben keine blühenden Stellen. Peugeot hatte damals anscheinend einen hervorragenden Griff beim verbauten Stahl gemacht.

Die Scharniere der Türen sind allerdings etwas schwach ausgelegt. Hier kommt es durchaus mal nach acht bis zehn Jahren vor, dass die Fahrertür ein wenig hängt. Mit Scharnierstiften aus dem Ford Escort kann hier aber Abhilfe geschaffen werden.

Der Lack ist ebenfalls nicht die Stärke des 205, auch nicht der GTI-Versionen. Hier haben die Peugeot-Spezialisten ein bisschen gespart. Die Oberflächen der roten Fahrzeuge wollen, um gut auszusehen, einmal im Jahr poliert werden - sonst wird die Oberfläche stumpf und matt. Zudem ist die aufgetragene Schichtdicke vergleichbar mit den ersten Golf-Modellen...eine Buchseite ist dicker...

Aber auch hier kann mit regelmäßigem Nachwachsen Abhilfe geschaffen werden - dann glänzt er wieder, der Kleine.



6.) Mein Fazit

Der Peugeot 205 GTI mit der Spitzenmotorisierung 1.905 cm³ wird mit Sicherheit ein Klassiker werden. Was noch vor wenigen Jahren von vielen Jugendlichen bedauerlicherweise verheizt und verbastelt wurde, wird zwischenzeitlich aufgrund der hohen Versicherungs- und Steuereinstufungen hoffentlich auch mal etwas mehr gepflegt. Wir werden den Wagen auf jeden Fall nicht verbasteln und auf keinen Fall mehr hergeben.

Die Kosten des Unterhaltes sind nicht unerheblich hoch:

Versicherung am Beispiel HUK Coburg (B-Tarif, 45%, Reg.Kl. B3):

Haftpflicht:.........................................................................339,12 Euro
Teilkasko mit 153 Euro SB:................................................101,54 Euro
Also insgesamt:.................................................................440,66 Euro

Dazu kommt die Steuer:....................................................216,79 Euro
Und im Schnitt eine Inpektion pro Jahr:.......................ca. 150,00 Euro

Macht also Summa Summarum etwa 850 Euro, die der Wagen pro Jahr kostet, ohne dass er sich einen Meter von der Stelle bewegt hätte (wenn man mal davon ausgeht, dass die Inspektionen auch fällig würden, wenn man nicht fährt...:-)...).

Wohlgemerkt: Wir sprechen hier von Schadenfreiheitsklasse 10 - bei 100 % würde der Wagen dann nochmal knapp 300 Euro mehr kosten, also etwa 125 Euro pro Monat.

Klassische Mängel, die dem Peugeot 205 nachgesagt werden (wie Rost an der Bremsanlage, ausgeschlagene Gelenke oder gammelige Auspuffendtöpfe) sind beim GTI nahezu nicht zu beobachten, da diese Teile bei diesen Modellen stärker dimensioniert beziehungsweise von besserer Qualität sind

Alles in allem kann man aber sagen, dass der Wagen bei regelmäßigen Inspektionen mit Originalersatzteilen und sorgfältigem Warmfahren ein problemloses Fahrzeug ist, das uns bislang nicht einmal im Stich gelassen hat und keine nennenswerten Probleme bereitet.

Wir werden den Wagen behalten, bis wir alt und grau sind - und wenn wir ihn irgendwann mal konservieren und einlagern müssen!



Schönen Gruß aus Häng Over!

Don Krypton

10 Bewertungen