Planet der Affen (2001) (DVD) Testbericht

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ab 12,27
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  durchschnittlich
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  durchschnittlich
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von Filfar

Eine filmische Affenschande

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Mich laust der Affe: was für ein affenscharfes Affentheater. Ich denke, mit diesem Satz dürfte der größte Teil der affigen Einleitungen, die zum folgenden Thema passen, abgefrühstückt sein. Abgefrühstückt war das Thema der neuesten Gorilla-Groteske, welche die Menschen-Welt Tim Burton zu verdanken hat, bereits lange Zeit, bevor der Film seinen Weg in die Kinos gefunden hatte. Denn der erste „Planet der Affen“ ist nun schon älter als 30 Jahre und fand seinerzeit bereits vier Nachfolger. Warum die Neuverfilmung nun überhaupt geschaffen wurde? Um eines vorweg zu nehmen: eine Antwort hierauf haben mir die knapp 100 Filmminuten nicht geben können.

Zu Beginn erlebt der dennoch interessierte Zuschauer den Astronauten Leo Davidson, der gerade seinen Affen darin trainiert, eine Raumkapsel zu fliegen. Im Jahr 2029 nämlich sind die Menschen so weit in Weltall vorgestoßen, dass sie dessen Gefahren lieber durch geeignete Versuchskaninchen testen wollen. Als eines der Experimente den Affen von den Bildschirmen verschwinden lässt, fliegt Davidson eilig seinem Schützling hinterher und havariert auf unwegsamen Gelände, wo er sogleich von einer Affenherde überfallen und abgeschleppt wird. Er muss erkennen, dass hier nicht die Menschen die Vorherrschaft ausüben, sondern die Affen aller Art. Zwar können alle wunderbar miteinander kommunizieren – nur zu sagen hat man sich nichts. Da Davidson jedoch keine Lust verspürt, den Affen den Affen zu machen, unternimmt er zusammen mit einigen wenigen Begleitern - darunter der fleischgewordene Männertraum Daena - einen waghalsigen Fluchtversuch. Die Affenarmee ist ihm jedoch dicht auf den unbehaarten Fersen...

Das Original aus dem Jahre 1968 hatte sich schnell zu einem Science-Fiction-Klassiker entwickelt. Die Geschichte vom abgestürzten Weltraumpiloten, der unter lauter Affen entdecken muss, dass sich seine eigene Spezies in die Steinzeit zurückgebombt hatte, brachte Unterhaltung und Hintersinn in Einklang. Doch schon die Fortsetzungen erwiesen sich als überflüssig und so war die Entscheidung, eine Neuverfilmung auf die Leinwand zu bringen, doch sehr überraschend – und entpuppte sich leider auch als einzige Überraschung, die der neue „Planet der Affen“ bereit hält. Irgendwie vermittelt einem der Film, dass er so recht selbst nichts mit sich anzufangen weiß.

Da ist es doch erfreulich, dass auch dieser DVD-Ausgabe ein zweiter Silberling beigefügt wurde. In aller Regel findet sich auf der Bonus-DVD viel Zusätzliches, welches sich dann oftmals als weitgehend Überflüssiges entpuppt. Die DVD zu „Planet der Affen“ geht da aber noch einen Schritt weiter: hier kann man regelrecht Entlarvendes erleben. Denn wie bereits erwähnt stellt sich nach Betrachten des Films die Frage nach dem Sinn und dem Zweck des Ganzen. Also wird die Antwort im Zusatzmaterial gesucht und auch tatsächlich gefunden. Sie liegt irgendwo zwischen einer Hommage an das Original, der Inszenierung eines menschelnden Affenreigens und der versuchten Perfektionierung von Make-Up-Künsten.

Jedenfalls das erstgenannte Motiv ist ja durchaus ehrbar, wenn auch nur sehr schwer nachzuvollziehen. Keineswegs ist dieser Klassiker in Vergessenheit geraten. Auch hat sich die seinerzeit in sati(e)rischer Form dargebotene Gesellschaftskritik nicht überholt. Das Gegenteil ist eher der Fall. Wurde damals die Atombombe quasi als Religionsstifter dargestellt, so kommt diesem Aspekt aufgrund der neuentdeckten Begeisterung der US-Regierung für sog. Mini-Nukes überaus aktuelle Brisanz zu. Dagegen kommt die Neuauflage geradezu unpolitisch daher. Wenn hier Affen explizit als „Menschenrechtler“ präsentiert werden, so ist das eher kindisch als komisch. Ansonsten wandelt der Film genau auf dem Pfad, den bereits das Original angelegt hatte. Nur wird beinahe in jeder Szene deutlich, dass das Original über eine wesentlich höhere Schuhgröße verfügte. In einem wichtigen Punkt unterscheiden sich Original und Fälschung allerdings in gravierender Weise: es besteht bei der Neuauflage kein Zweifel, dass sich das Geschehen dieses Mal nicht auf der Erde abspielt. Was seinerzeit ein gelungener Schlussgag war, der den sozialkritischen Charakter zusätzlich unterstützte, wird nun ins beinahe Absurde verkehrt. Aber ich will hier niemanden zuviel verraten.

Im Mittelpunkt beider Filme stehen natürlich die besagten Affen. Diese Affen aber wiesen überaus menschliche Charakterzüge auf. Sie haben beispielsweise ein tyrannisches Herrschaftssystem installiert und sie verfolgen und unterdrücken andere Lebewesen – hier insbesondere die Menschen. So war nichts naheliegender, diese Affen durch Menschen darstellen zu lassen. Dies hatte bereits das Original gemacht und so geschah es in der Neuauflage. Abgesehen vielleicht von der Charakterisierung, die einige Affen, wenn sie denn könnten, sicher zu Schadensersatzklagen wegen Rufmords verleiten dürfte, ist dies auch sehr gut gelungen. Es ist sicher keine Übertreibung, das Original in dieser Hinsicht als Sensation zu bezeichnen. Regisseur hatte dennoch Kritikpunkte entdeckt. Die damaligen Affenmasken ließen keine feine Mimik zu. Damit das Publikum auch die kleinsten Regungen in den Affenvisagen nachvollziehen kann, sah sich Regisseur veranlasst, einen neuen „Planet der Affen“ zu schaffen. Das Ergebnis ist zwiespältig. Sicher, ofenkundig wurde jede Menge Arbeit ins Make Up gesteckt, um denkbar perfekte Affen zu kreieren. Doch dies galt auch für das Original. Seinerzeit erhielt der Film für diese Leistung einen Oscar. Obwohl die Masken nicht mehr dem heutigen Stand der technischen Möglichkeiten entsprechen dürften, ist eigentlich nicht die Notwendigkeit erkennbar, warum ausgerechnet hier eine Art „Lifting“ angesagt war. So sah es wohl auch die Oscar-Jury. Denn für die Neuauflage sprang nicht einmal eine Nominierung heraus. Was eigentlich Hauptdarstellerin Helena Bonham-Carter dazu sagt, dass sie offenkundig weniger Schminke auftragen muss, um zur Schimpansin zu werden, als Nicole Kidman, um eine Edel-Kurtisane zu verkörpern? Keine Ahnung, dieser Frage geht auch die DVD-Ausgabe nicht nach.

Weiterhin waren die Filmemacher ganz stolz darauf, dass sie auf vermeintlich sehr realistische Weise das Verhalten von Affen durch die Schauspieler umsetzen ließen. Diese besuchten eine spezielle Affenschule, wo sie von einem Affentrainer beispielsweise in Affengestik unterrichtet wurden. Aber auch hier stellt sich die Frage, ob all dies überhaupt erforderlich war. Wer schon immer mal dabei sein wollte, wenn Menschen sich wie Affen benehmen, konnte dies bei der letzten Bundesratssitzung zur Genüge verfolgen. Dort entstand zeitweilig der Eindruck, dass eine Herde von München aus ferngesteuerter Brüllaffen eine an sich eher langweilige Veranstaltung lahm mit lautstarkem Getöse legte. Die Darsteller benötigten nicht einmal irgendwelche Affenkostüme – und dennoch war ihr Auftritt unverwechselbar. In Sachen Unterhaltung ist Tim Burton jedoch ein weitaus besserer Regisseur als Edmund Stoiber, für dessen Primatenposse sicher niemand Eintrittsgeld oder Verleihgebühr zahlen würde.

Allerdings hielt sich der Kassenerfolg von „Planet der Affen“ gleichfalls in Grenzen. Abgesehen von einem furiosen Startwochenende konnte der Film nie die Massen für sich begeistern. Für die einen enthielt womöglich doch zuviel Gequatsche, welches erst gegen Ende durch die Finale Schlacht endgültig abgelöst wird. Für die anderen, die aus Interesse an einem Tim-Burton-Film den Film gesehen haben (zu dieser Gruppe zähle ich auch), fehlt vollkommen das gewisse Extra, das dessen Filme – darunter die ersten beiden „Batman“-Abenteuer oder zuletzt „Sleepy Hollow“ – bislang ausgezeichnet hatte. Diese Meinung scheint auch die Mehrheit erobert zu haben. Statt eines Oscars gab es einen Abend zuvor eine „Goldene Himbeere“ für die schlechteste Film-Neuauflage. Darstellerin Estella Warren, die hier die Amazone Daena verkörpert, entging dieser zweifelhaften Trophäe wahrscheinlich nur, da sie diesen Preis bereits für ihren Part im Rennfahrer-Film „Driven“ bekam.

Für einen netten Abend zu Hause vorm Fernseher ist das missglückte Remake aber allemal zu haben. Hier kann man sich auch über die putzigen Raumfahrzeuge amüsieren, die irgendwie nach Haushaltsgeräten ausschauen: eine Mischung aus Rasierer und Haarfön.

PS

Ein kleiner Leckerbissen wird dann doch noch bereit gehalten: Charlton Heston als sterbende Affengröße, die vor den Gefahren von Feuerwaffen warnt! Ausgerechnet Charlton Heston, der in seinem Privatleben gern als oberster Waffenträger der USA für Furore sorgt. Andererseits gilt: eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und eine gute Szene keinen gelungenen Film.

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