Ralswiek Testbericht

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Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
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Erfahrungsbericht von LosGatos
Urlaub im Ossiland - Teil 4
Pro:
wunderbares Spektakel in natürlicher Umgebung
Kontra:
Wetterunsicherheit, Rügener Fliegen
Empfehlung:
Ja
Jede Region hat seine Festspiele, jede Gegend ihre Helden. Ich rede hier gar nicht von kulturellen Events der High Society à la Bayreuther Festspiele oder Wiener Opernball, sondern mehr von Veranstaltungen, die für die breitere Masse bestimmt sind. In Bayern pflegt man gerne das Mythos um König Ludwig oder veranstaltet Ritterturniere in Kaltenberg. Bad Segeberg ist für die alljährlichen Karl-May-Festspiele bekannt. Und direkt an der Küste bedarf es eines ganz anderen Helden: Klaus Störtebeker, der berühmte Seeräuber. Das war vielleicht nicht immer so. Denn als Räuber entwickelte er sich zum Schrecken der Hanse, jener Allianz aus Hafenstädten an der gesamten Ostsee. Doch gilt er auch als der „Robin Hood der Meere“, ein Kämpfer für Gerechtigkeit.
Auf der Insel Rügen veranstaltet man deshalb jährlich im Sommer 6 Tage in der Woche (Sonntag ist Ruhetag) allabendlich die Störtebeker-Festspiele. Und das nun schon seit 1993. Veranstaltungsort ist eine Naturbühne, die unmittelbar neben dem Ralswieker Schloss am Kleinen Jasmunder Bodden, einem Binnenmeer auf der Insel Rügen, liegt. In diesem Jahr wird das Stück „Der Wolf der Meere“ vom 28.6. bis zum 6.9.2003 aufgeführt.
Offengesagt, war ich zunächst etwas voreingenommen und hielt diese Festspiele für eine touristische Klamauk-Veranstaltung, deren Besuch ich nicht in Betracht ziehen würde. LosGatos’ Freundin war da jedoch ganz anderer Meinung. Und da ich sie während dieses Urlaubs sonst immer zu größeren Wanderungen und Radtouren motivierte, sollten natürlich ihre Vorschläge keineswegs unberücksichtigt bleiben.
Geworben wird für diese Veranstaltung auf Rügen so ziemlich an jeder Ecke, Informationsmaterial hatten wir schon im Vorfeld erhalten. Ansonsten erfährt man im Internet unter http://www.stoertebeker.de/ alles Wissenswerte (da kann man auch Tickets buchen). Da das Wetter der letzten Tage doch sehr durchwachsen war, studieren wir erst mal den Wetterbericht. Am Montag, den 7.7.2003, soll die Regenwahrscheinlichkeit am Abend äußerst gering sein, also fassen wir diesen Tag ins Auge. Morgens rufe ich gleich mal die Ticket-Hotline an. Allerdings lässt mich die freundliche Dame am anderen Ende der Leitung wissen, dass für den gleichen Tag keine Karten vorbestellt werden können. Weiß der Kuckuck, warum. Den habe ich auf Rügen nach Jahren der Stille übrigens mal wieder aus dem Wald rufen hören. Aber die Kassen seien den ganzen Tag geöffnet und überhaupt gäbe es noch reichlich Karten.
Zwar geht die Veranstaltung erst um 20 Uhr los, aber ab 18 Uhr besteht die optionale Möglichkeit, eine Adler-Show zu besuchen. Ich schlage deshalb vor, schon um 15 Uhr loszufahren, die Tickets zu kaufen und dann in der Nähe Essen zu gehen. Gesagt, getan. Wir stopfen jeder ein Sofakissen in eine Plastiktüte, ziehen uns nicht zu leicht an und nehmen unsere Regenjacken auf den Arm. Los geht’s. Von Göhren bis Ralswiek fährt man etwa 45-60 Minuten. Es gibt übrigens auch die Möglichkeit, aus den Hauptferienorten per Bus dort hin- und auch wieder zurückzufahren. Für den Fahrplan gibt es eine eigene Hotline.
So erreichen wir Ralswiek gegen 16 Uhr. Um diese Zeit geht es hier schon recht chaotisch zu, denn den Hauptparkplatz hat man bereits abgesperrt, obwohl er noch keineswegs voll aussieht. Vielleicht ist er für Schauspieler und VIPs reserviert. Wir werden auf einen anderen Parkplatz geleitet, wo es aber sehr zögerlich vorangeht, da jedes Auto einzeln eingewiesen wird. Dafür bezahlen wir 3 EUR. Außerdem erfahren wir, dass bereits ab 17 Uhr die Straße nach Ralswiek für PKWs gesperrt wird. Wer später mit eigenem PKW kommt, muss auf einem entfernteren Parkplatz parken und etwa 500-1000m zu Fuß zurücklegen.
Karten gibt es in 4 Kategorien zwischen 12 und 24 EUR, Kinder erhalten lediglich maximal 3 EUR Ermäßigung. Die Plätze der Kategorie 4 sind übrigens unnummeriert, hier empfiehlt sich also frühes Erscheinen, wenn man nicht ganz hinten sitzen will. Wer hier in der ersten Reihe der 4. Kategorie einen Platz bekommt, sitzt immerhin etwa noch in einer mittleren Reihe der Zuschauerränge. Wir erhaschen noch Karten in der letzten Reihe (Nr. 10) der ersten Kategorie und zahlen zusätzlich die 3 EUR pro Person für die Adler-Show. Bezahlen kann man an der Kasse wohl mit EC-Karte oder Geldkarte, aber nicht mit Kreditkarte.
Dann gehen wir in einem Restaurant direkt neben dem Parkplatz essen (Alternative Störtebeker-Stuben direkt neben der Bühne). Hier gibt es für mich wieder eine ordentliche Portion Fisch mit Bratkartoffeln. Dazu das inzwischen von mir geliebte Köstritzer Schwarzbier.
Dann ist auch schon bald Einlass für die Adler-Show. Die dauert zwar nur eine halbe Stunde, aber sie ist ihr Geld auf jeden Fall wert und sehr zu empfehlen. Sie wird dargeboten vom Falkner Volker Walter (siehe auch www.falknerei-walter.de). Ich (LosGatos) habe schon Lorro-Shows auf Teneriffa gesehen, wo Papageien im Rhythmus der Lieder von Cher durch einen Raum flogen. Hier dagegen wird auf jegliche Show-Effekte verzichtet. Vielmehr erfährt man sehr viel Wissenswertes und Interessantes über Greifvögel. Wer hätte schon gedacht, dass der Druck, der beim Zupacken eines Adlers entstehen kann, einem Gewicht von bis zu 180kg entspricht. Kein Falkner-Handschuh wäre dem mehr gewachsen. Ein Steinadler ist in der Lage, Tiere von der Größe eines Wolfes zu töten und durch die Lüfte zu tragen! Außerdem plaudert Herr Walter aus dem Tagebuch eines Falkners. Ab und zu bekommt er Rechnungen, wenn seine Vögel mal einen Ausflug auf eine benachbarte Hühnerfarm gemacht haben. Und hin und wieder kommt es vor, dass ein Adler mal eine 3-wöchige Urlaubsreise nach Rumänien unternimmt, wo der Falkner seine Tiere evtl. wieder einsammeln muss. Auf Rügen hat er verschiedene Vögel im Einsatz, die je nach Lust und Laune der Tiere zum Einsatz kommen, was auch vom Wetter abhängen kann. Garantien können hier also keine gegeben werden. Sicher arbeitet ein Falkner mit Tricks. Aber funktionieren tun die nicht immer. Während der Vorführung während der von uns besuchten Adler-Show agieren die Greifvögel jedoch stets wie gewünscht. In allen Fällen handelt es sich um männliche Tiere, denn weibliche gelten als unberechenbarer und aggressiver. Aber das erstaunt uns doch nicht wirklich, oder? Wir erleben Adler, die stets elegant ohne jeglichen Kraftaufwand schweben. Und wir sehen Falken, die im senkrechten Sturzflug Beute ins Visier nehmen können und dabei zu Geschwindigkeiten zu beschleunigen in der Lage sind, die höher sind als sie der reinen Fallgeschwindigkeit entsprechen. Überhaupt dürfte die Sehschärfe von Greifvögeln in der Welt der Lebewesen unübertroffen sein. Könnte der Mensch genauso gut sehen wie ein Adler, müsste er auf 500m Zeitung lesen können.
Nun gilt es noch 90 Minuten auszuharren, bis die eigentliche Aufführung losgeht. Während der Adler-Show war die Freilichtbühne doch nur spärlich gefüllt. 9000 Besucher haben hier Platz. Die Sitzreihen sind an einem relativ steilen Abhang angebracht, sodass man eigentlich von überall gute Sicht auf die Bühne hat. Für Verpflegung innerhalb des Besucherbereiches ist natürlich gesorgt. Kalt ist es noch nicht. Dennoch ziehe ich schon mal meine Jacke über. Die neue orangefarbene der Marke „Cool“. Aber ich hatte ja schon im Göhren-Bericht angemerkt, dass Rügener Fliegen diese Farbe auch cool finden. Folglich bin ich in kürzester Zeit wieder der Herr der Fliegen (nicht zu verwechseln mit einem gleichnamigen Helden des bekannten Schriftstellers Rotha). Also ziehe ich meine Jacke erst mal wieder aus und lege sie so zusammen, dass möglichst wenig Orange zum Vorschein kommt. Anderen geht es ähnlich. Ein paar Reihen vor mir wird eine leuchtend gelbe Wolldecke ausgerollt. Was aber auch nicht von langer Dauer ist, denn nach wenigen Minuten ähnelt sie mehr der Vereinsflagge von Borussia Dortmund. Nicht nur der Zuschauerbereich, auch die gesamte Bühne ist unüberdacht. Bei schlechtem Wetter werden also alle nass, auch die Schauspieler.
Pünktlich um 20 Uhr geht es dann los. Natürlich kann man nicht erwarten, dass hier Stücke der Weltliteratur aufgeführt werden. „Der Wolf der Meere“ ist ein Stück mit etwa 20 Schauspielern, dazu kommen Artisten, Stuntmen und unzählige Statisten. Letztere sind wohl meist Einheimische, die hier aus purem Spaß für nen Appel und nen Ei mitspielen. Die Schauspieler sind meist wenig bekannt. Sehr viele stammen aus den Neuen Bundesländern, möglicherweise ist ihre Popularität dort größer. Namentlich kannte ich lediglich den gebürtigen Rumänen Mircea Krishan und den einstigen „Wetten, das“-Moderator Wolfgang Lippert. Der heute bereits 79jährige Krishan wurde bereits in den 60er Jahren als regelmäßiger Gast in Rudi Carell-Shows bekannt. Sein Sketch „Die Gurke“ ist mir noch heute in bester Erinnerung. Der kleine, kugelige Mann mit der markanten Stimme gehört auch in diesem Stück zu den schillerndsten Figuren. Lippert hat dagegen gleich zwei kleinere Rollen. Mehr scheint mir für diesen zweitklassigen Entertainer und drittklassigen Schauspieler auch nicht drin zu sein. Wer meinen Beitrag über Puerto de Mogan auf Gran Canaria kennt, erinnert sich vielleicht, dass mir dieser Westentaschen-Casanova auch da schon über den Weg gelaufen ist. Was kommt als nächstes? Die Hauptrolle des Klaus Störtebeker spielt Sascha Gluth, er soll schon in der Serie „Praxis Bülowbogen“ mitgespielt haben, mir war er jedenfalls nicht geläufig. Ein junger Mann mit langen blonden Haaren Typ Jung-Siegfried. An Verehrerinnen dürfte es ihm nicht mangeln. Im Stück geht es um den Kampf um die Stadt Stockholm zwischen Dänen und Mecklenburgern. Störtebeker und sein Freund Goedeke Michels unterstützen die Mecklenburger. Sie sind die „guten“ Helden, denen in solch einem Stück natürlich der Triumph gebührt. Karl May lässt grüßen. Die „Bösen“, das sind raffgierige Kaufleute und machtgierige Gestalten. Zwischenzeitlich führt uns das Stück auch nach Spanien. Die Handlung ist durchaus kurzweilig und witzig, dank einiger Stunts und artistischer Einlagen auch zeitweise spektakulär. Viele Schauspieler beweisen dabei ihre Kunst zu reiten. Manches Mal fegen sie im Galopp über die Bühne. Natürlich dürfen auch romantische Szenen nicht fehlen. Dafür sorgen attraktive Schauspielerinnen wie Jennifer Maria Preuss oder Beate Weidenhammer. So wird auch dem männlichen Auge etwas geboten. Und auch der Falkner, der im Hintergrund dafür sorgt, dass Falken und Adler durch die Lüfte steigen, rundet das Stück gut ab. Wenn Störtebeker resümiert „In Russland und Polen ist nichts zu holen und auch mit dem Westen steht’s nicht zum besten“, wird der Zuschauer schmunzelnd feststellen, dass sich auch heute gegenüber Störtebekers Zeiten, der um 1400 lebte, nicht viel geändert hat. Die Kulisse bildet der Kleine Jasmunder Bodden im Hintergrund. 4 Schiffe sind während des Stückes im Einsatz. Krönender Höhepunkt ist zum Schluss das Feuerwerk, das über dem Bodden entfacht wird.
Das Stück dauert 2 mal 60 Minuten, zwischendurch sind 25 Minuten Pause. Gegen 22 Uhr 30 ist das Spektakel zu Ende.
Zufrieden spenden wir den Akteuren gerne Applaus. Die Veranstaltung war sehr gut besucht. Sicherlich nicht mit der maximal möglichen Zahl von 9000 Zuschauern, aber einige Tausend waren sicherlich vor Ort, die gewiss fast alle zufrieden und vergnügt nach Hause gehen. Denn heute Abend kam sicher ein jeder irgendwie auf seine Kosten. Eltern sollten ihren abenteuergeschichtenhungrigen Sprösslingen dieses Spektakel auf keinen Fall vorenthalten. Es dauert natürlich eine Weile, bis sich die Massen alle hinausbewegt haben. In einer speziell eingerichteten Autogramm-Ecke stellt sich Publikumsliebling Sascha Gluth zur Verfügung. LosGatos’ Freundin möchte auch gern so ein Andenken haben, aber offensichtlich kann sie sich gegen Teenie-Schwärme ellenbogenmäßig nicht so recht durchsetzen. Sie gibt auf. Dafür gebe ich (LosGatos) ihr gerne ein Autogramm. Erstaunlicherweise entsteht bei der Abfahrt vom Parkplatz nicht das geringste Chaos. Schnell und zügig begeben wir uns auf den Heimweg.
Für das nächste Jahr ist bereits jetzt das Stück „Im Zeichen des Kreuzes“ angekündigt (26.6.-4.9.2004). Die Haupdarsteller scheinen dieselben zu sein. Pierre Brice lässt grüßen...
Copyright LosGatos
Erstveröffentlichung 22.7.2003
Veröffentlicht außer bei Ciao derzeit nur noch bei Yopi
Auf der Insel Rügen veranstaltet man deshalb jährlich im Sommer 6 Tage in der Woche (Sonntag ist Ruhetag) allabendlich die Störtebeker-Festspiele. Und das nun schon seit 1993. Veranstaltungsort ist eine Naturbühne, die unmittelbar neben dem Ralswieker Schloss am Kleinen Jasmunder Bodden, einem Binnenmeer auf der Insel Rügen, liegt. In diesem Jahr wird das Stück „Der Wolf der Meere“ vom 28.6. bis zum 6.9.2003 aufgeführt.
Offengesagt, war ich zunächst etwas voreingenommen und hielt diese Festspiele für eine touristische Klamauk-Veranstaltung, deren Besuch ich nicht in Betracht ziehen würde. LosGatos’ Freundin war da jedoch ganz anderer Meinung. Und da ich sie während dieses Urlaubs sonst immer zu größeren Wanderungen und Radtouren motivierte, sollten natürlich ihre Vorschläge keineswegs unberücksichtigt bleiben.
Geworben wird für diese Veranstaltung auf Rügen so ziemlich an jeder Ecke, Informationsmaterial hatten wir schon im Vorfeld erhalten. Ansonsten erfährt man im Internet unter http://www.stoertebeker.de/ alles Wissenswerte (da kann man auch Tickets buchen). Da das Wetter der letzten Tage doch sehr durchwachsen war, studieren wir erst mal den Wetterbericht. Am Montag, den 7.7.2003, soll die Regenwahrscheinlichkeit am Abend äußerst gering sein, also fassen wir diesen Tag ins Auge. Morgens rufe ich gleich mal die Ticket-Hotline an. Allerdings lässt mich die freundliche Dame am anderen Ende der Leitung wissen, dass für den gleichen Tag keine Karten vorbestellt werden können. Weiß der Kuckuck, warum. Den habe ich auf Rügen nach Jahren der Stille übrigens mal wieder aus dem Wald rufen hören. Aber die Kassen seien den ganzen Tag geöffnet und überhaupt gäbe es noch reichlich Karten.
Zwar geht die Veranstaltung erst um 20 Uhr los, aber ab 18 Uhr besteht die optionale Möglichkeit, eine Adler-Show zu besuchen. Ich schlage deshalb vor, schon um 15 Uhr loszufahren, die Tickets zu kaufen und dann in der Nähe Essen zu gehen. Gesagt, getan. Wir stopfen jeder ein Sofakissen in eine Plastiktüte, ziehen uns nicht zu leicht an und nehmen unsere Regenjacken auf den Arm. Los geht’s. Von Göhren bis Ralswiek fährt man etwa 45-60 Minuten. Es gibt übrigens auch die Möglichkeit, aus den Hauptferienorten per Bus dort hin- und auch wieder zurückzufahren. Für den Fahrplan gibt es eine eigene Hotline.
So erreichen wir Ralswiek gegen 16 Uhr. Um diese Zeit geht es hier schon recht chaotisch zu, denn den Hauptparkplatz hat man bereits abgesperrt, obwohl er noch keineswegs voll aussieht. Vielleicht ist er für Schauspieler und VIPs reserviert. Wir werden auf einen anderen Parkplatz geleitet, wo es aber sehr zögerlich vorangeht, da jedes Auto einzeln eingewiesen wird. Dafür bezahlen wir 3 EUR. Außerdem erfahren wir, dass bereits ab 17 Uhr die Straße nach Ralswiek für PKWs gesperrt wird. Wer später mit eigenem PKW kommt, muss auf einem entfernteren Parkplatz parken und etwa 500-1000m zu Fuß zurücklegen.
Karten gibt es in 4 Kategorien zwischen 12 und 24 EUR, Kinder erhalten lediglich maximal 3 EUR Ermäßigung. Die Plätze der Kategorie 4 sind übrigens unnummeriert, hier empfiehlt sich also frühes Erscheinen, wenn man nicht ganz hinten sitzen will. Wer hier in der ersten Reihe der 4. Kategorie einen Platz bekommt, sitzt immerhin etwa noch in einer mittleren Reihe der Zuschauerränge. Wir erhaschen noch Karten in der letzten Reihe (Nr. 10) der ersten Kategorie und zahlen zusätzlich die 3 EUR pro Person für die Adler-Show. Bezahlen kann man an der Kasse wohl mit EC-Karte oder Geldkarte, aber nicht mit Kreditkarte.
Dann gehen wir in einem Restaurant direkt neben dem Parkplatz essen (Alternative Störtebeker-Stuben direkt neben der Bühne). Hier gibt es für mich wieder eine ordentliche Portion Fisch mit Bratkartoffeln. Dazu das inzwischen von mir geliebte Köstritzer Schwarzbier.
Dann ist auch schon bald Einlass für die Adler-Show. Die dauert zwar nur eine halbe Stunde, aber sie ist ihr Geld auf jeden Fall wert und sehr zu empfehlen. Sie wird dargeboten vom Falkner Volker Walter (siehe auch www.falknerei-walter.de). Ich (LosGatos) habe schon Lorro-Shows auf Teneriffa gesehen, wo Papageien im Rhythmus der Lieder von Cher durch einen Raum flogen. Hier dagegen wird auf jegliche Show-Effekte verzichtet. Vielmehr erfährt man sehr viel Wissenswertes und Interessantes über Greifvögel. Wer hätte schon gedacht, dass der Druck, der beim Zupacken eines Adlers entstehen kann, einem Gewicht von bis zu 180kg entspricht. Kein Falkner-Handschuh wäre dem mehr gewachsen. Ein Steinadler ist in der Lage, Tiere von der Größe eines Wolfes zu töten und durch die Lüfte zu tragen! Außerdem plaudert Herr Walter aus dem Tagebuch eines Falkners. Ab und zu bekommt er Rechnungen, wenn seine Vögel mal einen Ausflug auf eine benachbarte Hühnerfarm gemacht haben. Und hin und wieder kommt es vor, dass ein Adler mal eine 3-wöchige Urlaubsreise nach Rumänien unternimmt, wo der Falkner seine Tiere evtl. wieder einsammeln muss. Auf Rügen hat er verschiedene Vögel im Einsatz, die je nach Lust und Laune der Tiere zum Einsatz kommen, was auch vom Wetter abhängen kann. Garantien können hier also keine gegeben werden. Sicher arbeitet ein Falkner mit Tricks. Aber funktionieren tun die nicht immer. Während der Vorführung während der von uns besuchten Adler-Show agieren die Greifvögel jedoch stets wie gewünscht. In allen Fällen handelt es sich um männliche Tiere, denn weibliche gelten als unberechenbarer und aggressiver. Aber das erstaunt uns doch nicht wirklich, oder? Wir erleben Adler, die stets elegant ohne jeglichen Kraftaufwand schweben. Und wir sehen Falken, die im senkrechten Sturzflug Beute ins Visier nehmen können und dabei zu Geschwindigkeiten zu beschleunigen in der Lage sind, die höher sind als sie der reinen Fallgeschwindigkeit entsprechen. Überhaupt dürfte die Sehschärfe von Greifvögeln in der Welt der Lebewesen unübertroffen sein. Könnte der Mensch genauso gut sehen wie ein Adler, müsste er auf 500m Zeitung lesen können.
Nun gilt es noch 90 Minuten auszuharren, bis die eigentliche Aufführung losgeht. Während der Adler-Show war die Freilichtbühne doch nur spärlich gefüllt. 9000 Besucher haben hier Platz. Die Sitzreihen sind an einem relativ steilen Abhang angebracht, sodass man eigentlich von überall gute Sicht auf die Bühne hat. Für Verpflegung innerhalb des Besucherbereiches ist natürlich gesorgt. Kalt ist es noch nicht. Dennoch ziehe ich schon mal meine Jacke über. Die neue orangefarbene der Marke „Cool“. Aber ich hatte ja schon im Göhren-Bericht angemerkt, dass Rügener Fliegen diese Farbe auch cool finden. Folglich bin ich in kürzester Zeit wieder der Herr der Fliegen (nicht zu verwechseln mit einem gleichnamigen Helden des bekannten Schriftstellers Rotha). Also ziehe ich meine Jacke erst mal wieder aus und lege sie so zusammen, dass möglichst wenig Orange zum Vorschein kommt. Anderen geht es ähnlich. Ein paar Reihen vor mir wird eine leuchtend gelbe Wolldecke ausgerollt. Was aber auch nicht von langer Dauer ist, denn nach wenigen Minuten ähnelt sie mehr der Vereinsflagge von Borussia Dortmund. Nicht nur der Zuschauerbereich, auch die gesamte Bühne ist unüberdacht. Bei schlechtem Wetter werden also alle nass, auch die Schauspieler.
Pünktlich um 20 Uhr geht es dann los. Natürlich kann man nicht erwarten, dass hier Stücke der Weltliteratur aufgeführt werden. „Der Wolf der Meere“ ist ein Stück mit etwa 20 Schauspielern, dazu kommen Artisten, Stuntmen und unzählige Statisten. Letztere sind wohl meist Einheimische, die hier aus purem Spaß für nen Appel und nen Ei mitspielen. Die Schauspieler sind meist wenig bekannt. Sehr viele stammen aus den Neuen Bundesländern, möglicherweise ist ihre Popularität dort größer. Namentlich kannte ich lediglich den gebürtigen Rumänen Mircea Krishan und den einstigen „Wetten, das“-Moderator Wolfgang Lippert. Der heute bereits 79jährige Krishan wurde bereits in den 60er Jahren als regelmäßiger Gast in Rudi Carell-Shows bekannt. Sein Sketch „Die Gurke“ ist mir noch heute in bester Erinnerung. Der kleine, kugelige Mann mit der markanten Stimme gehört auch in diesem Stück zu den schillerndsten Figuren. Lippert hat dagegen gleich zwei kleinere Rollen. Mehr scheint mir für diesen zweitklassigen Entertainer und drittklassigen Schauspieler auch nicht drin zu sein. Wer meinen Beitrag über Puerto de Mogan auf Gran Canaria kennt, erinnert sich vielleicht, dass mir dieser Westentaschen-Casanova auch da schon über den Weg gelaufen ist. Was kommt als nächstes? Die Hauptrolle des Klaus Störtebeker spielt Sascha Gluth, er soll schon in der Serie „Praxis Bülowbogen“ mitgespielt haben, mir war er jedenfalls nicht geläufig. Ein junger Mann mit langen blonden Haaren Typ Jung-Siegfried. An Verehrerinnen dürfte es ihm nicht mangeln. Im Stück geht es um den Kampf um die Stadt Stockholm zwischen Dänen und Mecklenburgern. Störtebeker und sein Freund Goedeke Michels unterstützen die Mecklenburger. Sie sind die „guten“ Helden, denen in solch einem Stück natürlich der Triumph gebührt. Karl May lässt grüßen. Die „Bösen“, das sind raffgierige Kaufleute und machtgierige Gestalten. Zwischenzeitlich führt uns das Stück auch nach Spanien. Die Handlung ist durchaus kurzweilig und witzig, dank einiger Stunts und artistischer Einlagen auch zeitweise spektakulär. Viele Schauspieler beweisen dabei ihre Kunst zu reiten. Manches Mal fegen sie im Galopp über die Bühne. Natürlich dürfen auch romantische Szenen nicht fehlen. Dafür sorgen attraktive Schauspielerinnen wie Jennifer Maria Preuss oder Beate Weidenhammer. So wird auch dem männlichen Auge etwas geboten. Und auch der Falkner, der im Hintergrund dafür sorgt, dass Falken und Adler durch die Lüfte steigen, rundet das Stück gut ab. Wenn Störtebeker resümiert „In Russland und Polen ist nichts zu holen und auch mit dem Westen steht’s nicht zum besten“, wird der Zuschauer schmunzelnd feststellen, dass sich auch heute gegenüber Störtebekers Zeiten, der um 1400 lebte, nicht viel geändert hat. Die Kulisse bildet der Kleine Jasmunder Bodden im Hintergrund. 4 Schiffe sind während des Stückes im Einsatz. Krönender Höhepunkt ist zum Schluss das Feuerwerk, das über dem Bodden entfacht wird.
Das Stück dauert 2 mal 60 Minuten, zwischendurch sind 25 Minuten Pause. Gegen 22 Uhr 30 ist das Spektakel zu Ende.
Zufrieden spenden wir den Akteuren gerne Applaus. Die Veranstaltung war sehr gut besucht. Sicherlich nicht mit der maximal möglichen Zahl von 9000 Zuschauern, aber einige Tausend waren sicherlich vor Ort, die gewiss fast alle zufrieden und vergnügt nach Hause gehen. Denn heute Abend kam sicher ein jeder irgendwie auf seine Kosten. Eltern sollten ihren abenteuergeschichtenhungrigen Sprösslingen dieses Spektakel auf keinen Fall vorenthalten. Es dauert natürlich eine Weile, bis sich die Massen alle hinausbewegt haben. In einer speziell eingerichteten Autogramm-Ecke stellt sich Publikumsliebling Sascha Gluth zur Verfügung. LosGatos’ Freundin möchte auch gern so ein Andenken haben, aber offensichtlich kann sie sich gegen Teenie-Schwärme ellenbogenmäßig nicht so recht durchsetzen. Sie gibt auf. Dafür gebe ich (LosGatos) ihr gerne ein Autogramm. Erstaunlicherweise entsteht bei der Abfahrt vom Parkplatz nicht das geringste Chaos. Schnell und zügig begeben wir uns auf den Heimweg.
Für das nächste Jahr ist bereits jetzt das Stück „Im Zeichen des Kreuzes“ angekündigt (26.6.-4.9.2004). Die Haupdarsteller scheinen dieselben zu sein. Pierre Brice lässt grüßen...
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