Restaurantfachmann/frau Testbericht

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Summe aller Bewertungen
  • Schwierigkeitsgrad der Ausbildung:  schwer
  • Einstellungschancen:  sehr gut
  • Aufstiegschancen:  gut
  • Verdienstmöglichkeiten:  gut
  • Sozialleistungen:  durchschnittlich
  • Eigenverantwortliches Arbeiten:  gefördert

Erfahrungsbericht von topfmops

Kölscher Köbes

4
  • Einstellungschancen:  sehr gut
  • Aufstiegschancen:  durchschnittlich
  • Verdienstmöglichkeiten:  sehr gut
  • Sozialleistungen:  durchschnittlich

Pro:

Du bist der Zar aller Reussen!!

Kontra:

Du verlierst alle sozialen Kontakte!!

Empfehlung:

Ja

Für alle Kategorienreiter: Ja, ein Köbes ist kein Kellner, obgleich er von \'Nicht-Kölnern\' immer wieder damit verwechselt wird, nur weil er auch in einem Brauhaus rumläuft und sich bemüht, es seinen Gästen gut gehen zu lassen.

Deshalb werden anderslautende Meinungen wie üblich akzeptiert und ignoriert.

In Köln gibt es drei verschiedene männliche \'Bedienungen\':
1. Kellner, das kann man lernen, das ist ein sehr schwieriger Lehrberuf.
2. Ober, das kann man werden, wenn in der sogenannten \'gehobenen\' Gastronomie gearbeitet oder irgend jemand befördert wird und
3. Köbes kann man weder werden noch lernen. Grundvoraussetzung: \"ka\' ma\' nit lihre, ka\' ma\' nit wääde, moss ma\' sinn!!\"

Kölscher Köbes ist also eine Berufung, mit der sich der Lebensunterhalt recht vergnüglich verdienen lässt.

Der Köbes unterscheidet sich in wesentlichen Punkten vom Kellner oder Ober.

A. Der Köbes duzt grundsätzlich jeden und wird geduzt!!! Egal, ob Innenminister, Oberbürgermeister, Showmaster, Professor oder Straßenarbeiter. (Reihenfolge keine Rangfolge)
B. Die Anrede \"Herr Köbes\" ist ein Sakrileg und wird von ihm als Beleidigung aufgefasst. Willst du das Brauhaus unter Schimpf und Schande verlassen, sprich den Köbes mit \'Herr Ober\' an; das hat sofortigen Platzverweis zur Folge.
C. Der Köbes ist Alleinunterhalter und duldet niemanden neben sich!!
Warnung: Versuche niemals, einem Köbes einen Witz zu erzählen, das kann er besser.
D. Der Köbes hat ein riesiges Wohnzimmer, in das er freundlicherweise Wildfremde hineinlässt und bewirtet.
F. Der Köbes ist also da, wo man ihn trifft, zu Hause und deshalb Zar aller Reussen in seinem Wohnzimmer!!
G. Der Köbes ist niemals unhöflich!!! Leider wird er von \'Nicht-Kölnern\' nicht immer verstanden; und beleidigend ist er schon mal grad gar nicht!!
Er ist ein echter Demokrat, der seine Meinung auch ungebeten äußert.
H. Der Köbes war eigentlich der Brauereigehilfe, der die frischen Fässer durch das Brauhaus rollte und sich nach Feierabend noch ein Zubrot verdiente. So jedenfalls die Tradition.
I. Der Köbes trägt als Erkennungszeichen eine blaue Schürze. Alle anderen Farben deuten auf verkleidete Kellner.
J. Der Köbes trägt das Kölsch - übrigens die einzige Sprache, die trinkbar ist - in einem Kranz, niemals auf einem Tablett.
K. Dieses Bier kannst du nicht bestellen!!! Es wird dir unaufgefordert hingestellt.
Versuchst du es doch, wirst du mit Missachtung gestraft.
L. Versuchst du etwas anderes zu bestellen, erlebst du die antrainierte Schlagfertigkeit des Köbes.
L.1. Bei der Bestellung von Wasser ist die Frage des Köbes \'Stück Seife und Handtuch dabei?\' zwingend vorgeschrieben.
L.2. Versuchst du \"Tee\" zu bestellen, tritt der Köbes zwei Schritte zurück und fragt: \"Seh\' ich aus wie \'n Köbes oder wie \'ne Geisha?\", aber deinen Tee wirst du bekommen.
L.3. Bei der Bestellung \'Alt\' oder \'Pils\' wirst du unter Peitschenhieben des Wohnzimmers verwiesen.
L.4. Die Bestellung eines \'halben Hähnchens\' wird mit mildem Lächeln quittiert und du bekommst \'ne halve Hahn\', das ist ein \'Kiesröggelchen\'.
L.5. Versuchst einen vermeintlichen Druckfehler auf der Speisekarte - über denn alten Streit \'Speisekarte\' oder \'Speisenkarte\', weil ja mehrere draufstehen, an anderer Stelle, siehe auch \'Semmelknödel\' oder \'Semmelnknödeln\' bei Karl Valentin - auszunutzen, indem du eine Portion Kaviar für 2,50 bestellst, bekommst du ein \'Röggelchen met Flönz un\' Öl\'ch\'.
L.6. Versuche nie, das erste Kölsch auf der Terrasse mit einem Hunderter zu bezahlen.
Der Köbes wird es selbst trinken und dir eine freundliche Auskunft geben: \"Wenn du Geld wechseln willst, dahinten ist eine Bank!\"
L.7. Solltest du das Pech haben, auf einer vollbesetzten Terrasse dein Kölsch erst im zweiten Durchgang zu bekommen, ermahne den Köbes nicht mit den Worten : \"hättest mir aber auch noch eins mitbringen können!\"
Du bekommst mit Sicherheit eine medizinische Erklärung dafür:
\"Das darf ich nicht!! Das hat der Arzt mir verboten!! Ich soll nichts auf dem Kopf tragen!!\"
L.8. Bei der Bestellung von \'Apfelschorle\' wirst du zur Mitarbeit aufgefordert: \"hier sind Apfelsaft und Wasser!! Schorlen muss\'te schon selber!\"

Diese wunderbare Spezies triffst du in den alten Brauhäusern wie \'Päffgen\' - über die schon \'Die Zeit\' berichtete -, in der \'Malzmühle\' und in einigen anderen.
Der \'Sion\' hat keine Köbesse, sondern Kellner, und im \'Früh\' triffst du Saisonkräfte aus dem \'feindlichen\' Umland, wie Bergheim, Berg Karabach, Bergisch Gladbach, Quadrat-Ichendorff oder Pulheim
Der Köbes arbeitet - wie überall im Dienstleistungsgewerbe - in Schichten und nimmt den Dienst an Sonn- und Feiertagen ohne alles Murren auf sich, denn es ist ja seine Berufung.
Diese Arbeitszeiten bezahlt er mit dem Verlust nahezu aller sozialen Kontakte, außer unter seines gleichen.

Denn, wenn du gemütlich im Brauhaus sitzt und dein Kölsch trinkst, arbeitet der Köbes an deinem Wohlbefinden.

Der Köbes muss sehr frustationsfest sein, gut zu Fuß sein - auf mancher Schicht legt er über 20km zurück - über einen gesunden Mutterwitz verfügen und trinkfest sein, denn die Aufforderung \'drenk doch eene möt\' ist in Köln Volksliedgut.
Vor allen Dingen braucht er aber ein gesundes Selbstbewusstsein.

Die Verdienstmöglichkeiten bei dieser Arbeit sind exzellent und du bestimmst sie durch deinen Einsatz selbst, denn außer einem Fixgehalt, bist du noch am Umsatz beteiligt
Dazu kommen die Trinkgelder, über deren Höhe du letztendlich selbst entscheidest durch deine Leistung.
Über die mögliche Höhe möchte ich mich nicht auslassen, denn Onkel Eichel liest mit, aber merke : \"nicht alles was Eichel heißt, ist deshalb schon unangenehm!\"

Eine Berufung für alle, die Spaß am Umgang mit Menschen haben, fröhlich ihre Arbeit versehen und an besonders unangenehmen Arbeitszeiten nicht verzweifeln.

Die Aufstiegsmöglichkeiten des Köbes sind sehr gering, bestenfalls noch zum Oberköbes, weil er eben seine Arbeit als Berufung ansieht und nicht wegbefördert werden möchte, deshalb auch für Quereinsteiger ideal geeignet.
Eine fundierte Berufsausbildung zum Kellner ist jedoch nicht unbedingt hinderlich.

PS
Dem Vernehmen nach sollen \'Köbesse\' auch in \'Düsseldorf\' gesichtet worden sein, aber ein \'Köbes\' und \'Alt\', ein unvorstellbarer Horror.

topfmops auch für ciao.de, mymeinung.com und in etlichen Tageszeitungen.

24 Bewertungen, 3 Kommentare

  • Annabell234

    06.04.2006, 19:00 Uhr von Annabell234
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr gut :-) LG

  • Fossibaer2002

    30.05.2005, 23:59 Uhr von Fossibaer2002
    Bewertung: sehr hilfreich

    wo ich denke, dass es schade ist, dass es keine höhere Bewertung gibt als "sH".

  • bella

    25.05.2005, 18:07 Uhr von bella
    Bewertung: sehr hilfreich

    Habe sehr gelacht und vieles wiedererkannt! Ein sehr gelungener Bericht! LG Sandra