Seiffen Testbericht

Seiffen
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Erfahrungsbericht von isime

Das Spielzeugdorf Seiffen

Pro:

Werkstatt des Weihnachtsmannes, beliebtes Reiseziel für das Ganze Jahr, besonders für Familien mit Kinder

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Dort, wo sich handwerkliches Geschick und meisterhaftes Können paaren, wo Tradition und Fortschritt in harmonischer Selbstverständlichkeit an die schönsten Augenblicke aus scheinbar längst vergessenen Kindertagen erinnern, befindet sich Seiffen mit seinen rund 3.000 Einwohnern, das idyllisch gelegene Herzstück der erzgebirgischen Spielwarenindustrie.

So ähnlich steht es in den zahlreichen Reiseführeren und Beschreibungen über Seiffen und als Einheimischer kann ich nur sagen, das ist nicht übertrieben und wer einmal hier war behält unvergessliche Eindrücke und kommt immer gern wieder hierher.

Das Spielzeugdorf liegt am Kamm des Erzgebirges an der Grenze zu Tschechien malerisch eingebettet im Talkessel zwischen dem Ahornberg (823 m), dem Schwartenberg (789 m) und dem Ahornberg (741 m) und gleicht einer überdimensionalen musealen Einrichtung mit ganzjährig weihnachtlicher Atmosphäre für die über 100 Schauwerkstätten und Handwerksbetriebe sorgen.
Im Jahr 1324 erstmals urkundlich erwähnt, verdankt mein Heimatort seine Entstehung der sich zu jener Zeit ausbreitenden bergmännischen Erschließung des einst unvorstellbar dichten Waldgebietes, dem „Miriquidi“ (dunkler Wald).

Der Name des Ortes steht in engem Zusammenhang mit dem durch die Technik des „Ausseifens“ hier gewonnenen Bodenschatzes, dem Zinn.

Erst im 15. Jahrhundert wurde auch hier zum Zinnabbau im festen Gestein übergegangen. Zahlreiche Stollen und vor allem die „Geyerin“, eine ehemaligen Binge, Hut- und Bergmannshäuser, das alte Bergamt oder die Bergschmiede zeugen heute noch von der aufopferungsvollen und schweren Arbeit der Bergleute. Gut ausgeschilderte Wanderwege geben Auskunft über die Seiffener Bergbauhistorie, machen in reizvoller landschaftlicher Kulisse mit der heimischen Tier- und Pflanzenwelt vertraut, laden zum Entdecken und Verweilen ein.

Neben dem Bergbau entwickelte sich bereits ab Mitte des 17. Jahrhunderts die noch heute hier beheimatete, in dieser Form einmalige Holzdrechslerei.

Nicht als Feierabendtätigkeit, sondern zum Zwecke des Broterwerbes diente die Holzdrechslerei in wirtschaftlich schwierigen Zeiten dem Lebensunterhalt der an Entbehrung gewohnten kinderreichen Familien (8 bis 10 Kinder waren keine Seltenheit).

Nachdem 1849 der Seiffener Bergbau entgültig erlosch, nahm die Zahl der Holzdrechsler sprunghaft zu. Das schlicht gehaltene Spielzeug für die kärglich lebenden Kinder war der Beginn einer bis in die Gegenwart reichenden, von Generation zu Generation weitergegebenen, an Vollkommenheit unvergleichbaren Spielwarenmanufaktur.

Wer heute durch den Ort geht kann sich kaum vorstellen welche Entbehrungen und Armut unsere Vorfahren erfahren mußten, dass das Spielzeug mit dem Schubkarren bis nach Leipzig gekarrt wurde und ein Schock (60 Stück) Reifentiere nur wenige Pfennige einbrachten, die kaum zum Überleben reichten.

Das innige Verhältnis unserer Menschen zur Heimat, der von frühauf gelernte Umgang mit dem Holz, der Ideenreichtum und das handwerkliche Geschick lassen in den Werkstätten der Handwerker Holzkunst und Spielzeug in vielen Formen entstehen.

Das Wahrzeichen von Seiffen ist die 1779 eingeweihte barocke Rundkirche, die nach dem Vorbild der Dresdner Frauenkirche erschaffen wurde. Ihre bis heute erhalten gebliebene Ausstattung erinnert an den einst blühenden Zinnbergbau sowie das kunstvoll betriebene Glashüttenwesen.

Die jahrhundertealte Sehnsucht der Menschen nach dem Licht kommt hier besonders während der Advents- und Weihnachtszeit zum Tragen. Dann wird die Kirche von außen angestrahlt und im Inneren mit zahlreichen Kerzen erleuchtet. Neben den sonntäglichen Gottesdiensten und der traditionellen Adventsmusik laden spezielle Führungen und Orgelkonzerte zum Besuch ein.

Ein Besuch des „Erzgebirgischen Spielzeugmuseums“ sowie des Freilichtmuseums mit der einmaligen Vorführung des Reifendrehens in einem original erhaltenen Reifendrehwerk mit Wasserkraftanlage aus dem Jahr 1760 vermitteln in eindrucksvoller Weise geschichtsträchtige Dokumente Seiffener Volkskunstschaffens.

Eine Stippvisite in einem der zahlreichen kleineren und größeren Handwerksbetriebe macht deutlich, wie mit beschaulicher Betriebsamkeit figürliches Leben entsteht.

Freunde und Sammler in aller Welt kennen die unverwechselbaren Räuchermännchen, Nußknacker, Osterhasen, Blumenkinder, Pyramiden, Spieluhren, Schwibbogen, das markante Paar Bergmann mit dem Engel, Tiere, Miniaturen und vieles mehr aus der Werkstatt des Weihnachtsmannes und lassen nicht nur Kinderaugen leuchten und Herzen höher schlagen.

Eines haben diese Erzeugnisse ungeachtet der kaum zu überschauenden Zahl und Vielfalt gemeinsam, in jeder der liebevoll von Hand gefertigten Figuren fließt ein Stück der Seele seines Schöpfers mit hinein.

Wer die alten Traditionen und Brauchtümer noch zu schätzen weiß, läßt sich den altehrwürdigen Bergmannszug, das „lebende Spielzeug“ zu besonderen Anlässen, nicht entgehen.

Unvergeßliche Eindrücke erlebt man zur Advents- und Weihnachtszeit. Der ganze Ort ist ein Lichtermeer, aus jedem Fenster strahlen Lichterbögen, grüßen Nußknacker und Räuchermänner und die Kurrende zieht Weihnachtslieder singend von Haus zu Haus.

Wer genau hinsieht und die Sitten und Bräuche etwas kennt, erfährt wieviele Kinder es unter dem elternlichen Dache gibt, denn für jeden „Gunge“ (Junge) steht ein Lichterbergmann und für jede „Maad“ (Mädchen) ein Lichterengel im Fenster.

Auf den verschiedensten Plätzen drehen sich kunstvoll gestaltete Pyramiden und der gesamte Ort läßt nicht nur Kinderherzen höher schlagen.

Ab 1. Advent herrscht geschäftiges Treiben auf dem großen Weihnachtsmarkt und tausende von Menschen kommen aus allen Himmelsrichtungen mit Bussen, PKW oder Bahn um dieses einmalige, sich jedes Jahr wiederholende, Spektakel zu erleben und eines der zahlreichen Produkte, vom kleinen Reifentier bis hin zur großen Pyramide, mit nach Hause zu nehmen.

Ein breitgefächertes Kultur- und Freizeitangebot in und rund um Seiffen bieten dem Gast Erholung und Entspannung:
Erzgebirgisches Spielzeugmuseum, Erzgebirgisches Freilichtmuseum, Barockkirche, Schauwerkstätten, Privatmuseum, mechanischer Weihnachtsberg, Bergbaulehrpfad, Kutschfahrten, Liederabende, Hutzenabend, Konzerte, Theaterveranstaltungen in der Naturbühne, Bergparaden, Orgelmusik, Drechsellehrgänge, Schnitzabende, Wandertage, Diavorträge, längste Sommerrodelbahn Sachsens, Eisenbahnausstellung, mit der Seiffener Bimmelbahn lernt man Seiffen und seine reizvolle Umgebung kennen, Tage des historischen Handwerks im Freilichtmuseum, Skilift mit verschiedenen Abfahrten, Skiausleihe, gespurte Loipen, Schlittenfahrten und und....

Ski und Rodel werden bei uns groß geschrieben und ein weit verzweigtes Netz gespurter Loipen und zahlreiche Abfahrtshänge und ein Skilift lassen Wintersportler voll auf ihre Kosten kommen, denn Schnee liegt meist bis in das Frühjahr hinein.

Ein Ganzjahrescampingplatz mit Citygolfanlage, ein Freizeitbad mit Wasserrutsche, Spaßbecken, Brodelbucht, Strömungskanal, Grotte, Kinderbecken und großer Saunalandschaft, Freizeittreff und Kreativservice sorgen für Abwechslung und Entspannung.

In geschmackvoll eingerichteten Hotels, Pensionen und Privatquartieren kann man sächsische Gastfreundschaft und erzgebirgische Gemütlichkeit erleben. Für das leibliche Wohl sorgen zahlreiche Gaststätten, in denen man von der Erzgebirgsspezialität bis zum anspruchsvollen Menü alles bekommen kann.

Ich könnte noch so viel aufzählen aber ich denke ein paar Überraschungen müssen schon noch bleiben, denn auch das Umland hat noch viele Sehenswürdigkeiten zu bieten, bis hin zu einem Besuch des Nachbarlandes Tschechien.

Vielleicht habe ich Sie mit meinem Bericht etwas neugierig gemacht und wir sehen uns demnächst im schönen Spielzeugdorf Seiffen.

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