BenQ-Siemens ME45 Testbericht

Ich brauchte im Januar endgültig ein neues Handy, weil das alte so nach und nach seinen Geist aufgab.
Da ist natürlich guter Rat teuer, denn das Angebot ist umfangreich.

Zunächst also machte ich mir Gedanken darüber, welche Anforderungen mein Handy erfüllen müßte.

1. Das neue Handy sollte gut in der Hand liegen. Mit diesen hochmodisch kleinen Dingern komme ich nicht so gut zurecht, auch wenn ich nicht gerade riesige Hände habe. Nicht nur das Display sollte eine akzeptable Größe haben, sondern auch das Tastenfeld sollte gut zu bedienen sein. Deshalb muß es aber trotzdem nicht überdimensional groß sein, denn schließlich habe ich ja nur normal große Hände. Leider werden Handys tendentiell immer kleiner...

2. Mein neues Handy sollte unbedingt auch mal was aushalten. Schließlich wollte ich mit dem Teil mobil sein. Ich muß es in der Hosentasche tragen können. Es muß auch mal einen Sturz aushalten können, ohne daß der Akku rausfällt oder das Handy zerspringt. Toll wäre es, wenn ich mir wegen ein paar Wasserspriztern oder viel Staub keine Gedanken machen müßte, denn ich benutze es bei Garten- und Waldarbeit genau so wie bei Renovierungsarbeiten im Haus.

3. Ich HASSE es, wenn mein Telefon in aller Öffentlichkeit laut klingelt. Manchmal ist das auch nicht nur peinlich, sondern auch ungeschickt, störend ... Deshalb ist ein Vibrationsalarm für mich unverzichtbar. Gleichzeitig muß ich aber auch einen Klingelton so einstellen können, daß ich ihn noch hören kann, wenn ich mein Telefon z.B. im Garten mal ablege und nicht gerade daneben stehe.

4. Ich wollte einen hochwertigen Li-Ionen-Akku, damit ich mir auch keine Sorgen machen muß, wenn ich das Handy mal zwischendurch aufladen muß. Und damit er möglichst lange hält.

Mit meinem "alten" Siemens S55 war ich eigentlich immer gut zurecht gekommen. Es tat mir schon leid, daß es nun an Altersschwäche litt. So ist es nicht verwunderlich, daß ich mich auch wieder bei Siemens umsah.

Ich entschied mich für das ME 35, das ich mit Zwei-Jahres-Upgrade-Vertrag für 9,95 Euro bekam.

Nicht so wichtig war mit die Menüführung meines Handys.
Wenn man sich an ein bestimmtes Modell gewöhnt hat, hat man sich auch an die Benutzerführung gewöhnt. Wenn man dann das Modell wechselt, muß man sich immer etwas umstellen. Manche behaupten, daß das Menü beim Siemens-Handy unlogisch oder unübersichtlich ist. Das würde ich so nicht bestätigen. Ich komme damit gut zurecht und finde immer alles, was ich brauche. Ja, und ich war nun auch schon an Siemens gewöhnt.


Ebenso wenig wichtig sind für mich Features wie Sprachwahl oder Spiele. Speziell für Spiele ist mir der Monitor auch zu klein: ich bin inzwischen im Lesebrillen-Alter, und da machen meine Augen nicht mehr mit.

Allerdings: gerade bei dem ME 45 ist mir positiv aufgefallen, daß man auf dem kleinen Monitor eine ganze Menge sieht. Auch sehr schön: der bernsteinfarbene Hintergrund! Bernsteinfarben - das erinnert mich an meinen allerersten PC vor ungefähr 15 Jahren ... Aber diese Beleuchtung ist auch wirklich augenschonend.

Auch den WAP-Browser nutze ich gar nicht. Internet findet für mich immer noch am Computer statt, und das genügt auch. Den Nutzen von WAP konnte mir bisher noch niemand klarmachen.
Deshalb fiel es mir auch leicht, einige Handys, die besonders hierauf spezialisiert waren, aus dem Angebot auszusortieren. Das ME 45 bietet zwar auch WAP - aber nicht noch tausend andere unwichtige Dinge, die damit zusammenhängen mögen. Und wie sagte der Verkäufer: "Die einen tragen ihr Geld zur Spielbank, die anderen benutzen WAP".

Die Sprachaufzeichnung habe ich bisher noch nicht ausgiebig genutzt. Ich weiß, daß sie funktioniert. Und es hat was, wenn man weiß, daß man im Handy ein Diktiertgerät mit einer Aufzeichnungszeit von 2 3/4 Stunde hat! Allerdings: wirklich brauche ich das nicht.

Jedoch ist das eine gute Gelegenheit, auf die Tonqualität einzugehen. Unzufrieden war ich ja schon bei meinem "alten" Handy nicht. Aber dieses ME 45 ist da noch um Klassen besser. Die Klangqualität der Klingeltöne ist so faszinierend gut, daß es richtig Spaß macht, die Melodie aus Carmen oder die 5. von Beethoven auszuwählen: kein Scheppern mehr, sondern fast schon Musik. Und diese Qualität bemerkt man natürlich auch beim Telefonieren - und eben auch bei der Wiedergabe der Aufzeichnungen aus dem Diktiergerät.

Witzig finde ich auch die Auswahl der Klingel-Melodien. Nett, daß ich für VIPs, für Anrufer aus dem Telefonbuch und für unbekannte Anrufer jeweils einen anderen Ton einstellen kann. Wenn ich mein Handy bei der Gartenarbeit abgelegt habe, kann ich so schnell entscheiden, ob es wichtig oder dringend genug ist, um für den Anruf von der Leiter herunterzuklettern oder den Spaten zur Seite zu legen.

Für sms gibt es einen Speicher, der mit 30 sms etwas größer ist, als der vom S55. Irgendwie kann man wohl auch noch sms in einen andern Speicher verschieben, was mir jedoch zu umständlich ist. Und es ist wohl auch mehr, als ich brauche, denn so richtig nutze ich diesen Platz nicht aus.

Ganz nützlich finde ich inzwischen die T9-Worterkennung (die das S55 auch schon hatte), nachdem ich erst mal eine Weile gebraucht habe, bis ich mich daran gewöhnt hatte. SMS eintippen geht so doch viel schneller.

Daß mein Handy auch ein Wecker oder ein Terminkalender ist, ist immer wieder praktisch. Manch einen Termin hätte ich schon verschlafen, weil ich immer wieder vergesse, auf Reisen einen Wecker mitzunehmen. Und wenigstens an Geburtstage kann ich mich automatisch erinnern lassen.

Eine Funktion, die ich auch gelegentlich nutze, ist die Infrarot-Schnittstelle. Mein Notebook hat nämlich auch eine. Und mit der passenden Software (es gab eine CD, auf der so einige nützliche tools waren) kann ich mühelos SMS speichern, wenn meine Kinder mal wieder was witziges geschrieben haben oder wenn wichtige Daten enthalten sind. Genauso problemlos lassen sich SMS verschicken, die ich dann an der Computertastatur direkt eintippen kann (sehr praktisch dabei: wenn der Text länger wird, wird er automatisch über mehrere SMS verteilt), oder ich kann das Telefonbuch oder den Kalender bearbeiten
und vieles mehr.

Ja, und dann muß ich doch noch unbedingt was über die Robustheit dieses Handys schreiben. Denn gerade die äußere Beschaffenheit war für mich ein wichtiger Kaufgrund. Das Handy ist nämlich spritzwasser- und staubgeschützt. Das erste mal bemerkt man das, wenn man es aus dem Karton nimmt: dann muß man es nämlich erst mal zusammenbauen. Der Chip und der Akku werden auf der Rückseite eingelegt, und dann muß man zunächst einen Gummiring auf die Öffnung legen und erst danach einen kleinen Deckel, den man dann noch mit einem mitgelieferten Tool fest"schrauben" muß. Klingt kompliziert - ist aber mit wenigen Handgriffen ganz leicht erledigt. Während sich bei manch einem Handy schon nach wenigen Garten-Tagen der erste Staub hinterm dem Monitorfensterchen abgelagert hatte, kann ich bei diesem immer noch nichts entdecken. Einen Wassertest habe ich noch nicht gemacht - aber das Handy macht einen zuverlässigen Eindruck.
Außerdem hat das ME45 auf der Rückseite eine Gummierung, die verhindert, daß es so ohne weiteres wegrutschen kann. Sehr praktisch finde ich das in meinem Auto: mein Handy ist das einzige Ding, das ich auf der Armaturenbrett-Ablage beim Fahren liegenlassen kann - alles andere rutscht in der ersten Kurve weg. Nur das Handy "klebt" dort sicher! (Nicht, daß ich jetzt mit dem Handy während der Fahrt telefonieren möchte! Aber ich nehme es ganz gerne aus der Hosentasche raus, weil es dort beim Sitzen unangenehm drückt. Und manchmal hat man ja auch noch einen Beifahrer...)

Was fehlt noch im Bericht? - Der Akku ist - soweit ich das nach etwa drei Monaten sagen kann - völlig in Ordnung. Ich muß ihn etwa einmal pro Woche aufladen, und das finde ich bei der Häufigkeit der Nutzung des Handys durchaus in Ordnung. Das Laden geht auch relativ zügig, auch wenn ich jetzt keine genaueren Angaben dazu machen kann, da ich die Zeit noch nicht gemessen habe. Das einzige, was mich an dem Akku störte, war, daß er eine andere Größe hat als der vom S55 - denn dann hätte ich gleich zwei gehabt.

Das Handy hat noch eine ganze Reihe Funktionen, die ich nicht ausprobiert habe und auch nicht brauche. Insofern kann ich darüber auch nichts sagen.
Aber das, was mir das Handy bietet, läßt mich zu dem Fazit kommen: die Entscheidung für das Siemens S45 war gut und richtig. Ich würde es wieder nehmen!

UPDATE im Oktober 03:
Und inzwischen hat das Handy schon ein paar Monate lang meine nicht gerade schonende Behandlung überstanden. Das Gehäuse sieht noch fast aus wie neu, das Glas am Display ist glatt wie zu Anfang. Hingefallen ist mir das Handy schon etliche male, und im Garten war es gerade in diesem Sommer einigem Staub ausgesetzt. Daß das Handy immer noch völlig in Ordnung ist, bestätigt mich nachträglich noch mal in der Kaufentscheidung.
Das einzige, was mir doch manchmal unangenehm auffällt - und was sicherlich verbesserungswürdig wäre: der Akku hält zwar relativ lange - aber wenn er dann leer ist, geht das Handy total schnell aus. Die "Vorwarnzeit" ist einfach zu gering. Bei meinem vorigen (Siemens-)Handy blinkte die Akkuanzeige immer einige Stunden, bevor der Akku wirklich ganz leer war. Bei diesem gibt es ein kurzes Piepen - und dann war's das. Daran habe ich mich leider immer noch nicht gewöhnt.
Aber dieser kleine Nachteil wird von all den Vorteilen locker aufgewogen.