Hasbro Tabu Testbericht

Hasbro-tabu
ab 20,75
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Auf yopi.de gelistet seit 12/2006
5 Sterne
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Summe aller Bewertungen
  • Präsentation:  sehr gut
  • Spaßfaktor:  gering
  • Spielanleitung:  sehr gut
  • Wird langweilig:  nie

Erfahrungsbericht von enir04

klasse spiel

5
  • Präsentation:  gut
  • Schwierigkeitsgrad:  durchschnittlich
  • Spaßfaktor:  hoch
  • Spielanleitung:  sehr gut
  • Wird langweilig:  nie
  • Spieldauer:  lang, 1 bis 2 Stunden
  • Das Spiel für:  Hobby-Spieler
  • Spielerzahl:  ab 5

Pro:

Spielidee, flexible SpielerInnenzahl

Kontra:

Begriffsauswahl, Zielgruppe stark eingeschränkt, keinerlei Langzeitspielspaß, Verpackung, Zusatzmaterial, Aufmachung, Bearbeitung

Empfehlung:

Ja

Unter den legendären Spielen für lustige, kommunikative Abende befindet sich seit Jahren der Klassiker Tabu. Die Idee ist denkbar einfach: Gespielt wird in Teams. Auf Karten stehen Begriffe, die umschrieben werden müssen. Zusätzlich gibt es allerdings unter den Begriffen noch ein paar Tabu-Wörter, die bei der Beschreibung nicht erwähnt werden dürfen. Ein Beispiel: Zu erklären ist das Wort "Wasserhahn". Darunter stehen dann die Tabu-Wörter Küche, Badezimmer, Spüle, nass und schmutzig. Ziehe ich nun diese Karte, muss ich versuchen, das Wort so zu umschreiben, dass die anderen SpielerInnen meines Teams es erraten können. In diesem Beispiel könnte ich sagen: "Das ist so ein Ding aus Metall, von dem es in jedem Haus einige gibt und wo sowas Flüssiges rauskommt." Wenn meine Gruppe es erraten hat, greife ich mir sofort die nächste Karte und beschreibe den nächsten Begriff. Währenddessen läuft eine kleine Sanduhr mit - sobald die abgelaufen ist, zähle ich die Karten, die erraten wurden und erhalte die entsprechende Anzahl von Punkten für mein Team. Dann ist das Gegenteam an der Reihe (natürlich kann auch mit drei oder hundert Teams gespielt werden, das ist völlig egal). Beim Erklären schaut jemand von einer Gegenpartei in die Karte. Nehme ich eines der Tabuwörter oder einen Teil davon in den Mund (im Beispiel oben etwa "Wasserleitung" oder "Schmutzfink" oder so), dann drückt er oder sie auf eine Tröte und ich muss eine neue Karte nehmen (je nach Schwierigkeitsgrad kriege ich einen Punkt Abzug oder verliere einfach nur ein wenig Zeit).

Das ist eigentlich das ganze Spiel. Es gibt noch ein paar Details und verschiedene Spielvarianten, aber das beschreibe ich jetzt hier nicht so ausführlich. Ich habe viele ausgesprochen komische Momente mit diesem Spiel erlebt, wenn jemand verzweifelt versucht hat, ein Wort zu beschreiben und dabei ganz ungewöhnliche Wege beschritten hat. Legendär meine Freundin J. (bekannt aus meinen Asienberichten), die ungefähr noch drei Sekunden Zeit hatte, um das Wort "Planeten" zu beschreiben, und spontan herausbrüllte: "Es sind sieben und sie kreisen um die Erde!" Sofort riefen alle: "Planeten!" Dann Stille. Nachdenken. Losprusten. Ihr seht, es kommt überhaupt nicht darauf an, irgendwas akkurat zu beschreiben. Eine gelungene Assoziationskette reicht vollkommen aus.
Besonders lustig wird es, wenn sich in einem Team Leute befinden, die sich gut kennen. Nie werde ich das Tabu-Turnier auf der Spielemesse in Essen vergessen, wo ich mit der Tröte neben jemandem aus dem Saarland saß, der das Wort "Schwein" beschreiben sollte, ohne Ringelschwanz, rosa, Dreck oder Tier oder sowas sagen zu dürfen. Stattdessen sagte er einfach: "Steck deinen Kopf in ein ...?" Und sein Kumpel reagierte prompt mit der richtigen Antwort. Nun weiß ich nicht, was im Saarland normalerweise mit Schweinen gemacht wird, aber obwohl unser zufällig zusammengewürfeltes Team haushoch verlor, habe ich mich köstlich amüsiert.
Ihr seht, es kann lustig zugehen bei diesem Spiel, auch wenn es mal unfair abläuft. Besonders apart ist es, Prominenten-Tabu (da sind nur bekannte Persönlichkeiten zu erraten) ausgerechnet mit zwei Taxifahrern zu spielen. Wie etwa lässt sich Martin Luther umschreiben, wenn Tür, Wittenberg, Reformation, Bibel etc. tabu sind? "Immanuel-Kant-Straße, zweite links!" Na ja, da müsst Ihr halt die Teams neu zusammenstellen.

Insgesamt ist Tabu also ein Riesenspaß, der noch dazu die Redegewandtheit schult (ich spiele das gelegentlich in den Deutsch als Fremdsprache-Kursen, die ich leite, und es ist ziemlich erfolgreich). Einer Bewertung mit fünf Sternen steht also nichts mehr im Wege - dachte ich, bis ich mir neulich endlich selbst mal ein Exemplar kaufte. Der Preis von 29,95 erschien mir ohnehin schon ein bisschen happig, aber als ich es dann zu Hause aufmachte, war ich geradezu geschockt. Es gibt nämlich eine neue Auflage, die bis zur Unkenntlichkeit verändert ist. Und an dieser ist so ziemlich alles schlecht.

Zunächst einmal ist völlig überflüssigerweise ein Spielplan beigefügt worden, auf dem die Teams einen Parcours entlanggehen müssen, in einer Geschwindigkeit, die sich aus den erzielten Punkten ermittelt. Zu den gut 250 Karten mit jeweils vier Begriffen kommen dann noch ein paar Spielsteine für den Spielplan, die Tröte und die Sanduhr - und gähnende Leere im völlig überdimensionierten Karton. Damit hätte ich noch leben können - ich brauche den Spielplan ja nicht zu benutzen, wenn ich ihn überflüssig finde.

Aber leider sind die Karten auch so gut wie nicht zu gebrauchen. Jede Karte ist in vier Segmente mit jeweils einem zu erklärenden Begriff unterteilt, die jeweils eine Farbe haben - darunter gelb mit weißer Schrift drauf. Das ist ungefähr so gut zu lesen wie dieser Artikel, wenn Ihr vergessen habt, den Monitor anzuschalten. Noch viel fataler aber ist, dass die Wortauswahl absolut abstrus geworden ist. Etwa ein Viertel bis ein Drittel der zu erratenden Begriffe sind Fernsehserien und Prominente (für Letzteres gab es, wie erwähnt, früher mal ein Extra-Spiel). Aber dabei handelt es sich keineswegs um die Martin Luthers dieser Welt, sondern nahezu ausschließlich um sogenannte Fernsehstars, an die sich in einem Jahr niemand mehr erinnert. Oder aber es sind bekannte Hollywoodgrößen, dann stehen da etwa drei Filme, in denen die mitgespielt haben und zwei Ex-Freundinnen als Tabu-Wörter. Sowie also der nächste Blockbuster mit dem entsprechenden Star erscheint, kann ich die Karte wegschmeißen, weil sie lächerlich einfach geworden ist. Natürlich kann ich Tom Cruise umschreiben, ohne "Top Gun" oder "Minority Report" zu erwähnen, weil das Spiel vor "Last Samurai" erschienen ist und das Wort Samurai folglich auch nicht tabu ist. Der Anteil dieser Prominentenkarten ist immens hoch, und sie haben eben einfach keinerlei Langzeitspielwert. Dazu kommt dann noch mal ein gehöriger Stapel Modewörter, bei denen ich nicht mal genau weiß, was die eigentlich sein sollen (was ist ein Wackeldackel?). Und was Beyblades sind, wissen wohl auch vor allem Kinder und Jugendliche. Die sind allemal die Zielgruppe: Für "Hannibal" darf ich problemlos "Karthagischer Heerführer, der den Römern bei Cannae eine vernichtende Niederlage beibrachte" sagen - nicht aber "Anthony Hopkins." Weia.
Nicht, dass mich hier jemand missversteht: Es ist für mich nicht schlimm, dass ich einige Wörter obskur finde. Aber die Auswahl ist einfach völlig lieblos. Es ist locker möglich, dass ich drei oder vier SchauspielerInnen nacheinander ziehe, weil die einfach so überdurchschnittlich oft vertreten sind. Und dann ist es ein stupides Wiederholen von Floskeln. Dafür ist mir meine Zeit zu schade.

Das alles wäre noch nicht ganz so schlimm, wenn wenigstens die Prominenten zum Beispiel eine eigene Farbe belegen würden, die ich dann aussortieren könnte. Aber nein, sie sind wahllos hineingemischt. Und eine Vorauswahl will ich nicht treffen, weil ich dann ja schon alle Begriffe sehen würde.
Aber auch die anderen Begriffe sind nicht alle besonders gelungen. Es soll wahrscheinlich gewagt und witzig sein, das Wort "Bordell" umschreiben zu müssen, ohne "Haus", "Geld", "Sex", "Prostitution" und "Frauen" sagen zu dürfen. Ist es aber nicht. Wer sich traut, "Da gehen Männer zum Ficken hin" zu sagen, kommt schnell zum Ziel. Oder ist das irgendjemandem zu peinlich? Also wenn der Verlag dem Spiel schon eine anzügliche Note geben will, dann soll er doch bitte so konsequent sein und auch ein paar umgangssprachliche Wörter in die Tabu-Liste mit aufnehmen.
Schließlich ist das Spiel zum Teil schlampig redigiert. Warum ich etwa bei der Umschreibung von "Flugzeug" das Wort "Boing" nicht erwähnen darf, "Boeing" aber schon, entzieht sich meinem Kenntnis.

Ich fasse mal zusammen: Eine einst tolle, simple Spielidee wurde hier brutalstmöglich hingerichtet. Kam es im Original noch auf Sprachgewandtheit und Kreativität an, um alltägliche Begriffe ungewöhnlich zu beschreiben, ist dieser Aspekt auf vielleicht ein Drittel der Karten beschränkt worden. Stattdessen ist die neue Ausgabe ideenlos, banal und hat keinerlei Langzeitspielwert. Es drängt sich der Gedanke auf, dass nächstes Jahr wieder eine neue Ausgabe herauskommt, die dann wieder alle kaufen sollen und bei der die neuesten Fernsehbelanglosigkeiten nachgetragen wurden. Ohne mich.
Dazu kommt der überflüssige Spielplan, die viele Luft in der Schachtel und der völlig überzogene Preis. Der weitere Weg meines Exemplars ist vorgezeichnet: Ab zu ebay damit - ich hoffe, dass ich dort im Gegenzug eine Originalausgabe ersteigern kann. Den zweiten Stern vergebe ich für die im Grunde nach wie vor grandiose Spielidee - aufgrund der Sünden des Parker-Verlages reicht es für eine Empfehlung aber sicherlich nicht mehr aus.

14 Bewertungen, 10 Kommentare

  • B_Engal

    05.05.2006, 00:52 Uhr von B_Engal
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH von mir

  • kakaue

    21.03.2006, 00:30 Uhr von kakaue
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh lg chris

  • Connector

    20.02.2006, 13:44 Uhr von Connector
    Bewertung: sehr hilfreich

    Danke für deine Lesung und zur Belohnung folgt auch gleich eine Gegenlesung. LG an Dich!

  • neuseeland1

    07.02.2006, 09:42 Uhr von neuseeland1
    Bewertung: sehr hilfreich

    Das Spiel finde ich klasse. LG Eva

  • nigel04

    29.01.2006, 16:07 Uhr von nigel04
    Bewertung: sehr hilfreich

    einfach super. lg nigel04

  • bumbo

    27.01.2006, 14:55 Uhr von bumbo
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich, toller Bericht

  • Kiki1988

    27.01.2006, 13:58 Uhr von Kiki1988
    Bewertung: sehr hilfreich

    wirklich schöner Bericht zu einem schönen Spiel :-) Lg Kiki

  • anonym

    27.01.2006, 13:13 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • irmi1967

    27.01.2006, 13:09 Uhr von irmi1967
    Bewertung: sehr hilfreich

    Haben wir zum ersten mal sylvester gespielt - mit den Prominenten, dass die zuviel enthalten sind, gebe ich dir recht. Es waren viele Leute dabei, die ich absolut nicht kannte ( auch mein Mann nicht ), das war ätzend. ich werde mir mal aufgrund deines Beri

  • Lidlefood

    27.01.2006, 13:07 Uhr von Lidlefood
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich