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Erfahrungsbericht von SusanneRehbein

Beziehung auf Distanz

Pro:

man nervt sich nicht

Kontra:

man sieht sich eben auch leider viel zu selten

Empfehlung:

Nein

Mein Freund und ich führen eine Beziehung auf Distanz und das nicht unbedingt freiwillig, denn das war auch schon anders, aber ich fange am besten mal beim Anfang an.

Kennengelernt haben wir uns in der Schule. Mein Freund war nach der 10. Klasse ein Jahr in den USA und musste deshalb nach seiner Rückkehr ein Jahr zurückgestuft werden. Dadurch kam er in meine Klasse, wo ich ihn anfangs nicht wirklich wahrnahm und wir ein Jahr einfach Klassenkameraden waren ohne mehr voneinander zu wissen. Bei der Abschlussfahrt Ende der 11. Klasse lernten wir uns dann ein bisschen besser kennen und in den darauffolgenden Sommerferien verbrachten wir ziemlich viel Zeit miteinander, sodass ich mich immer mehr in ihn verliebte und Ende Oktober kamen wir zusammen. So verbrachten wir also noch ein gutes halbes Jahr in der Schule zusammen und den Sommer 98.

Dann kam die erste Trennungsphase und zwar ging mein Freund zum Bund. Gott sei Dank war er nicht weit weg stationiert sodass er anfangs jedes Wochenende nach Hause kommen konnte und zum Schluss sogar fast jeden Tag. Wir verbrachten wieder einen gemeinsamen Sommer und dann kam sein Studium, wozu er die Woche über nach Thüringen ziehen musste. Seitdem trennen uns ca. 200 km und die sind nicht täglich zu bewältigen, weshalb wir uns also maximal am Wochenende sehen und das ist mit der Zeit ganz schön hart!
Alles was wir unternehmen und erleben tun wir größtenteils getrennt voneinander, egal ob schönes oder schlechtes. Wenn er krank ist, kann ich ihm keinen Tee kochen oder einfach für ihn da sein und umgedreht natürlich auch nicht. Wenn er dann am Wochenende nach Hause kommt, bin ich nicht die einzige die Ansprüche an ihn stellt, sondern auch seine Familie und unsere Freunde wollen natürlich Zeit mit hm verbringen. Und da werden 48 Stunden zu Minuten! Blöd wenn man sich dann auch noch streitet! Dann wird der ohnehin verhasste Sonntag zur Qual, denn ich habe ohnehin schon immer das Gefühl, dass wir unsere Zeit nicht optimal genutzt haben.

Wie gesagt, Sonntag ist der Tag der Woche, den ich/wir am meisten hasse/n, denn sonntags muss mein Freund meistens wieder zurück und je nachdem, ob er mit dem Auto mitgenommen wird oder mit dem Zug fährt, muss er nachmittags oder abends los und ab da zählen wir die Stunden bis Freitagnachmittag, denn da kommt er meist zurück. Außer in der Prüfungszeit, da sehen wir uns dann teilweise bis zu 3 Wochen nicht. Innerhalb der Woche „hören“ wir aber fast täglich voneinander, entweder per SMS, per Internet-Messenger oder wir telefonieren. Letzteres ist mir am liebsten, weil ich dann seine Stimme hören kann, was besonders schön kurz vor dem einschlafen ist. Allerdings ist das natürlich auch die teuerste Variante.

Wie gesagt, die Freitage sind die schönsten Tage, abgesehen von den Semesterferien und die Sonntage sind abgesehen vom letzten Tag der Semesterferien die schlimmsten. Meistens wird mein Freund mit dem Auto mitgenommen und lässt sich dann freitags gleich bei mir absetzen. Dann ist erst mal kuscheln angesagt und quatschen über alles was in der Woche so war. Meistens schlafe ich dann am Wochenende bei ihm, denn es gibt für mich/uns nichts schöneres, als neben dem anderen einzuschlafen und auch wieder aufzuwachen. Samstagvormittag sind wir beide in unseren elterlichen Haushalten eingespannt, weshalb wir uns meist erst abends wiedersehen. Dann wird abgewogen, ob wir die Zeit allein, gemütlich zusammen verbringen, oder uns mit Freunden treffen. Egal wie, sonntagfrüh ist eigentlich fast schon wieder Abschied angesagt, denn wenn er mit dem Auto mitgenommen wird, fährt er meist schon gegen 15 Uhr los. Und bis dahin muss noch Wäsche gewaschen und Sachen gepackt werden. Und dann ist das langersehnte Wochenende schon wieder vorbei und eine schier unendlich erscheinende Woche ohne einander liegt vor uns.

Innerhalb der Semesterferien versuchen wir natürlich so viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen, doch gerade in den ersten Tagen nach den Semesterferien macht sich das eher negativ bemerkbar, denn durch die lange gemeinsame Zeit wird der Abschied natürlich noch schwerer. Aber wer ist schon immer vernünftig?

Innerhalb des Semesters stört mich der Umstand kaum, doch am Anfang ist es schon extrem. Da kullert auch schon mal die eine oder andere Träne. Manchmal ertappe ich mich dann sogar bei dem Gedanken, dass er sich doch ein Bein brechen könnte und deshalb hier bleibt. Natürlich wünsche ich ihm das nicht wirklich, aber könnte nicht hin und wieder eine Stimme sagen „Du brauchst nicht fahren!“?

Ich versuche schon so wenig wie möglich zu jammern, weil ich es meinem Freund damit auch nur unnötig schwer machen würde, aber manchmal ist es wirklich verdammt schwer. Dann beneide ich schon meine Freundinnen, die ihren Freund jeden Tag sehen können, wenn sie das wollen. Vor allem ist kein baldiges Ende der Situation in Sicht, denn sein Studium dauert noch mindestens 3 Jahre. Leider gibt es an seiner Uni auch keinen Studiengang der mich interessieren würde, sonst würde ich vielleicht zu ihm ziehen. So harren wir also der Situation und versuchen das Beste daraus zu machen, wobei man sagen muss, dass das ganze wahrscheinlich nur deshalb funktioniert, weil wir uns vertrauen, und das, obwohl wir ja auch schon schwierige Zeiten erlebt haben, wie man in einem Bericht von mir hier auch lesen kann.

Ich wünsche wirklich niemandem eine solche Beziehung, wobei manche ja es ja toll finden so viel Zeit für sich zu haben und glauben, dass man sich dann weniger streitet. Wie dem auch sei, ich glaube bei uns funktioniert es nur deshalb so gut, weil wir erstens wie gesagt vertrauen zueinander haben und uns außerdem auch schon vorher kannten und da genug Zeit hatten uns kennenzulernen. Ein Kennenlernen in einer derartigen Beziehung wäre sicher nicht richtig möglich. Als letztes sei nicht zu vergessen, dass wir uns lieben, egal wo wir uns befinden!

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