Der Blumenkrieg (gebundene Ausgabe) / Tad Williams Testbericht

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ab 7,19
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Erfahrungsbericht von Cuchulainn1981

Krieg in der Elfenwelt

Pro:

Spannend, lustig, unterhaltsam, anspruchsvoll

Kontra:

Sehr viele Seiten

Empfehlung:

Ja

Wieder einmal habe ich Lesenachschub gebraucht und wieder einmal stand ich in der Bücherei und sah mich mit großen Augen um. Dabei sprang mir ein Buch von Tad Williams entgegen, den ich als Fantasyautor sehr schätze. Natürlich stürzte ich mich sofort auf das Buch, zog es aus dem Regal und musste mich erst einmal mit der Elfe auf dem Titelbild anfreunden. Der Roman heißt "Der Blumenkrieg", es geht, wie das Titelbild schon zeigt, um Elfen und Feen und spielt im Land Elfien.

Mein erster Gedanke war: "Hoffentlich ist das nicht kitschig." Aber der Name des Autors und die Ankündigung im Umschlagtext, dass Theo, die Hauptperson von einem Zombie verfolgt wird, hat mich dann doch bewogen, dieses Buch zu lesen. Und jetzt will ich euch zeigen, ob es kitschig ist oder ob man es unbedingt gelesen haben muss.

Handlung:
Theo Vilmos ist nicht direkt ein Versager, aber weit davon entfernt ist er auch nicht. Mit seinen dreißig Jahren arbeitet er in einem miesen Job und ist nebenbei noch Sänger in einer kleinen Band. Richtige Freunde hat er keine, die Beziehung zu seiner Mutter ist nicht besonders gut. Zu allem Überfluss ist er auch nicht vom Glück verfolgt, denn seine Freundin Catherine verliert ihr Baby und nach der Fehlgeburt trennt sie sich von dem Versager Theo. Einige Zeit später stirbt seine Mutter an Krebs, nachdem es Theo gelungen ist, seine Beziehung zu ihr doch endlich ein wenig zu verbessern.

Um in seinem Leben aufzuräumen und wieder zu sich zu finden, verkauft Theo das Haus seiner Mutter und mietet ein kleines Häuschen nahe am Wald. Er entdeckt ein Buch seines Großonkels Eamonn, das offensichtlich ein Fantasyroman in Tagebuchform ist. Darin beschreibt der Autor seine Reise in die Elfenwelt Elfien. Theo betrachtet das Buch als einen netten Roman, den er in den Abendstunden lesen kann.

Es geht wieder aufwärts, doch alles ändert sich schlagartig, als eines Abends eine kleine Elfe namens Apfelgriebs bei Theo auftaucht. Bevor sie erklären kann, was sie hier will, bricht ein Inferno in Form eines Zombiemonsters über das kleine Häuschen herein. Apfelgriebs rettet Theo, indem sie ihn mit in ihre Welt nimmt. Und Theo muss erkennen, dass Elfien nicht der Fantasie seines Großonkels entsprungen ist.

Die Elfenwelt ist jedoch gespalten. Drei der Blumenfamilien, die großen Adelsfamilien dieser Welt, wollen die Menschen vernichten, während die anderen ein friedliches Zusammenleben vorschlagen. Theo soll bei der Vermittlung helfen, doch er wird weiterhin von dem Zombiemonster verfolgt und auch weitere Kreaturen sind hinter ihm her. Nur Apfelgriebs verdankt er, dass er am Leben bleibt.

Der Konflikt endet schon bald in einem Krieg, denn die menschenfeindlichen Blumenfamilien löschen die Residenzen ihrer Gegner mit Drachen komplett aus und stürzen Elfien ins Chaos. Apfelgriebs wird entführt und Theo ist zusammen mit dem kleinen Elf Wuschel auf der Flucht. Hilfe findet er in einem Goblin-Lager, dessen Anführer einen Regierungsumsturz plant und schließlich befindet sich Theo mitten in einem politischen Ränkespiel, das er nicht versteht, in einer Welt, die er nicht kennt. Welche Rolle spielt er in dieser Sache? Warum jagt ihn dieses Monster?

Um sich, seine Freunde Wuschel und Apfelgriebs und die Welt der Menschen zu retten, muss Theo, der Versager, zu Theo, dem Helden wider Willen werden. Doch er weiß nicht, wie sich ein Held zu verhalten hat im Kampf gegen drei ebenso korrupte wie mächtige Adelsfamilien, die einen ganzen Staatsapparat kontrollieren.

Meinung:
An der Zusammenfassung der Handlung merkt ihr schon, dass es sich nicht um einen typischen Elfen- und Feenroman handelt. Und er ist alles andere als kitschig. Klar hat Williams alte Klitschees aufgegriffen, aber er hat sie auch herrlich durch den Kakao gezogen.

Die Geschichte beginnt ziemlich traurig. Theos Freundin verliert ihr Kind, seine Mutter stirbt und er erkennt, dass er keine richtigen Freunde hat und eigentlich ein großer Versager ist. Diese Passagen sind sehr intensiv beschrieben; man bekommt seinen Kummer, seine Verzweiflung und seine Trauer hautnah mit. Etwa die ersten siebzig Seiten beschreiben, wie Theos Leben den Bach runtergeht, bevor die eigentliche Handlung beginnt. Aber dieser Teil ist wegen der genialen Beschreibung beim besten Willen nicht langweilig.

Anschließend wird es lustig. Sobald Theo die Elfenwelt betritt, kommt man aus dem Lachen kaum noch raus. Theo ist kein großer Held, dem dieser Weltenwechsel nichts ausmacht. Er kennt und versteht die Regeln von Elfien nicht, fühlt sich ganz einfach fehl am Platz. Vereinfacht wird die Situation nicht durch Apfelgriebs, die Theo anfangs nur Verachtung und beleidigende Sprüche entgegenbringt. Sie kommentiert jeden Satz und jede Bewegung Theos, macht keinen Hehl daraus, dass sie von dem Menschen nicht viel hält. Dennoch lässt sie durchscheinen, dass sie gar nicht so ein Ungeheuer ist wie sie tut. Jedenfalls ist ihre Sprache ungewöhnlich für eine Elfe - sie flucht und schimpf und lässt ätzend sarkastische Sprüche vom Stapel.

Neben Apfelgriebs ist dann die Welt selbst noch unheimlich lustig. Hier gibt es die seltsamsten Lebewesen und natürlich auch Magie, welche in Elfien als "Wissenschaft" bezeichnet wird. Ein Beispiel für die skurilen Wesen sind die Doonies, pferdeähnliche Kreaturen, die hauptsächlich als Chauffeure arbeiten. Blöd nur, dass sie keine Augen haben. Sonst wird selbstverständlich alles ausgepackt, was die Fantasytradition zu bieten hat, aber immer ein wenig durch den Kakao gezogen: Leibwächtertrolle, die nach ihrem Lieblingsspielzeug benannt wurden. So heißt ein riesiger Troll beispielsweise "Püppchen" - nur das dieser Troll nicht mit gewöhnlichen Spielzeugpuppen gespielt hat. Es gibt Kobolde und Goblins, Oger, Werwölfe und viele mehr. Und natürlich Drachen, die jedoch auch hier alles andere als lustig sind.

Die witzige Atmosphäre verschwindet etwa nach der Hälfte des Romans zu einem großen Teil und macht der Geschichte um den Blumenkrieg Platz. Nun wird es ernst. Theo und Wuschel sind auf der Flucht, Apfelgriebs vermisst. Tausende von Elfen sind tot. Die Bewohner werden unterdrückt. Es gibt nicht mehr viel zu lachen, dennoch hat Williams noch die ein oder andere lustige Situation parat - so entdeckt Theo zum Beispiel die Goblinmusik für sich.

Spätestens ab hier wird die Geschichte unheimlich spannend. Das war sie natürlich zuvor auch schon, aber Williams treibt die Spannungkurve nun extrem nach oben. Und natürlich sind da im Hintergrund noch die zahlreichen Geheimnisse um Theos Person, die ihrer Aufklärung harren.

Die Personen sind wunderschön gezeichnet. Vor allem Theo ist sehr realistisch und gerade in den ersten Kapiteln kann man richtig schön mit ihm mitleiden wegen seiner Freundin, des Kinds und der Mutter. Williams gelingt es die starken Gefühle, von denen Theo geplagt wird, sehr realistisch und bedrückend zu beschreiben. Auch Theos spätere Verzweiflung in der Elfenwelt und sein Unverständnis derselbigen gegenüber könnten kaum besser dargestellt sein.

Die Welt Elfien erinnert teilweise sehr an unsere eigene Welt, vor allem die vor der französischen Revolution. Die Blumenfamilien sind die Adelsfamilien Elfiens, die Herrscher dieser Welt. Und so verhalten sich die meisten Mitglieder dieser Familien auch. Die Väter steuern das Schicksal Elfiens, während die Kinder im Reichtum schwelgen. Die gewöhnlichen Bürger werden ausgebeutet und müssen zum Wohl der Blumenfamilien schuften. Dabei nehmen die Blumen keinerlei Rücksicht auf die Bürger des Landes, sondern haben nur ihren eigenen Vorteil im Kopf.

Elfien ist also nicht nur eine schöne Welt. Es gibt Gewalt und Armut wie bei uns auch, Ungerechtigkeit und Leid. Williams präsentiert uns eine interessante Mischung aus Witz und einer eigentlich recht traurigen Welt. Es handelt sich also wirklich um keine typische, kitschige Elfenwelt.

Fazit:
Tad Williams ist bekannt für Fantasy-Epen wie die Osten-Ard-Saga und Otherland. Hier hat er ein einzelnes Buch vorgelegt, das nicht in einem Rahmen von vier dicken Romanen spielt, sondern in sich abgeschlossen ist. Und das ist durchaus gelungen.

Man wird bei diesem Roman prächtig unterhalten; er ist eine Mischung aus Witz und Spannung, bei dem es nicht langweilig wird. Den ein oder anderen Leser könnte der recht lange Anfang stören, bei dem einfach nur die Person des Theo entwickelt wird, bevor er die Welt wechselt. Ich persönlich fand auch diese 70 Seiten alles andere als uninteressant, aber das trifft mit Sicherheit hat Jedermanns Geschmack. Wer sich damit nicht anfreunden kann, muss eben schneller darüber hinweg lesen.

Als endgültiges Fazit kann ich dieses Buch nur allen Freunden von einfallsreicher und anspruchsvoller Fantasyliteratur empfehlen.

Ich bedanke mich fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren und wünsche euch viel Spaß beim Erforschen von Elfien.

Titel: Der Blumenkrieg
Originaltitel: War of the flowers
958 Seiten
Taschenbuch
Verlag: Heyne
ISBN-10: 3453532740
ISBN-13: 978-3453532748
Preis: 9,95 Euro

72 Bewertungen, 22 Kommentare

  • catmum68

    20.05.2010, 22:15 Uhr von catmum68
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreicher Bericht LG

  • morla

    06.09.2009, 00:32 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    kalte und trübe grüße aus berlin lg. petra

  • cosch

    15.07.2009, 22:54 Uhr von cosch
    Bewertung: sehr hilfreich

    gut geschrieben! LG von cosch

  • Bunny84

    04.07.2009, 16:57 Uhr von Bunny84
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich wünsche dir einen angenehmen Start ins Wochenende. Lg Anja PS: Freue mich über Gegenlesungen

  • meisterjaeger86

    03.07.2009, 22:55 Uhr von meisterjaeger86
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr gut dargestellt

  • Brittili70

    18.06.2009, 10:25 Uhr von Brittili70
    Bewertung: sehr hilfreich

    Danke für den Lesetipp.

  • l.x.klar@gmx.net

    16.06.2009, 02:14 Uhr von [email protected]
    Bewertung: sehr hilfreich

    greetz from wallcity beartown

  • Baby1

    14.06.2009, 12:43 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • ronald65

    13.06.2009, 17:04 Uhr von ronald65
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg

  • Mondlicht1957

    10.06.2009, 17:06 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich Dein Bericht PS: Natürlich bin ich dankbar für eine Gegenlesung :O)

  • MasterSirTobi

    28.05.2009, 18:13 Uhr von MasterSirTobi
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH. Viele Grüße von MasterSirTobi

  • Puenktchen3844

    23.05.2009, 23:53 Uhr von Puenktchen3844
    Bewertung: besonders wertvoll

    Ein guter Bericht. LG

  • NancyNoack

    18.05.2009, 12:35 Uhr von NancyNoack
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH und einen schönen Wochenstart

  • pbtraeger

    18.05.2009, 10:28 Uhr von pbtraeger
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH und viele Grüße, pbtraeger

  • Iris1979

    18.05.2009, 10:22 Uhr von Iris1979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht. Liebe Grüße Iris

  • sigrid9979

    18.05.2009, 08:57 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schön Berichtet ... Freue mich über Gegenlesungen Lg Sigi

  • Düsseldorf

    18.05.2009, 08:01 Uhr von Düsseldorf
    Bewertung: besonders wertvoll

    klasse, lese sehr gern

  • tk7722

    18.05.2009, 04:10 Uhr von tk7722
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr interessanter Bericht, liebe Grüße

  • peter_nordberg

    18.05.2009, 01:56 Uhr von peter_nordberg
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bericht. lg Peter

  • frankensteins

    18.05.2009, 01:30 Uhr von frankensteins
    Bewertung: sehr hilfreich

    .............liebe Grüße..........

  • willma1984

    18.05.2009, 01:21 Uhr von willma1984
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toller Bericht! LG willma1984 :)

  • Lale

    18.05.2009, 01:14 Uhr von Lale
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr schön berichtet. Beste Grüße, die Lale.