Aladdin (DVD) Testbericht

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- Action:
- Anspruch:
- Romantik:
- Humor:
- Spannung:
Erfahrungsbericht von Gemeinwesen
Viel Dschinn, kein Tonic, 2 tolle DVDs
Pro:
unterhaltsamer Disney - Zeichentrick in einer gelungenen DVD - Ausgabe, die zu Recht die Bezeichnung "Special Edition" trägt; dank Restauration mit blitzsauberem, farbkräftigem Bild
Kontra:
der für Disney typische Werbeclip - Marathon zu Beginn der DVD
Empfehlung:
Ja
Mir ist die „Ich-dulde-keine-Götter-neben-mir“-Attitüde zuwider, mit der die Walt Disney Company ins Märchenland eingefallen ist und dort zum Beispiel aus sieben namenlosen Zwergen Chef, Hatschi, Happy, Brummbär, Pimpel, Seppl und Schlafmütz gemacht hat: finde nur ich das beunruhigend, dass die Walt Disney Company sich die Rechte an „Schneewittchen und die 7 Zwerge“ gesichert hat?
Jawohl, das Unternehmen „The Walt Disney Company“ ist mir unsympathisch. Einer der schlimmeren Mc-Jobs, die ich mir denken kann, ist es, als Zwerg verkleidet durch einen der Themenparks des „Magic Kingdom“ zu schlurfen und mich mit kleinen Kindern ablichten zu lassen, deren Eltern man fürs Erinnerungsfoto wahrscheinlich auch noch ordentlich Geld aus der Tasche zieht und die sich nach der Fahrt in der Achterbahn nicht einmal eine Zigarette gönnen dürfen, weil in der sauberen Disneywelt Sex, Drugs and Rock’n Roll natürlich keinen Platz haben. Man wünschte sich, Yul Brynner nähme sich einen Tag „Westworld“-Urlaub und räumte mal richtig auf in der schönen, neuen Welt à la Disney.
Warum, zum Deibel, ich mir jetzt neulich trotzdem die „Special Edition“ von „Aladdin“ zugelegt habe?
Weil ich manche der Figuren aus dem Disney-Universum einfach mag: Ich weiß, dass der blaue Dschinn ja auch nur seinen Job macht. Wahrscheinlich wird er unter Tarif bezahlt, darf in seiner Pause nicht einmal rauchen, verdient weniger als ein weißer Dschinn und führt in Wirklichkeit auch das Liebesleben, das Ex-Disney-Club-Moderatorin Britney Spears immer nur zu führen vorgegeben hat. Klartext: Der arme Blaumann hat wahrscheinlich irgendwo in seinem Pakt mit Disney einen Passus stehen, der es ihm gebietet, sich aufzusparen, bis er eines Tages den Bund der Ehe mit einer Jeannie eingeht.
Den blauen Dschinn aus Alad(d)in mochte ich seinerzeit, als ich den Film 1992 im Kino sah, besonders gern, weil er so wunderbar wandelbar war: Unablässig sein Äußeres ändernd und dabei mit der Stimme von Robin „motormouth“ Williams eine Pointe nach der anderen abschießend, hätte er sicher auch in einem Tex Avery-Cartoon eine gute Figur gemacht.
Und der Rest? War mir, ehrlich gesagt, weitgehend entfallen.
Was nicht schlecht war, da ich mich so aufs Neue von „Aladdin“ überraschen lassen konnte. Und überrascht hat mich die „Special Edition“ von „Aladdin“ wirklich – ungemein positiv und sowohl mit Blick auf den Film selbst wie auch auf die Ton- und Bildqualität der DVD und das darauf angebotene Zusatzmaterial.
Für die Großen gibt’s ein paar nette Anspielungen (allen voran welche auf den 1940er Film „Der Dieb von Bagdad“) und Musiknummern, die jedem Broadway-Musical zur Ehre gereichen würden; jüngere Zuschauer werden Aladdins Begleiter, das kleine Äffchen Abu (das übrigens verdächtig danach klingt, als sei es in Wirklichkeit ein etwas cholerischer Enterich), ins Herz schließen, andere Elemente der Geschichte aber vielleicht auch etwas gruselig finden:
Die mit Stentorstimme sprechende Schatzhöhle, in der Aladdin die im Titel des Disneyfilms fehlende Wunderlampe findet, wirkt wie eine Mischung aus Tiger Shere Khan aus dem „Dschungelbuch“ und der Sphinx, und auch Zauberer Jaffar ist nicht nur ein Unsympath vor dem Herrn, sondern verwandelt sich beim großen Showdown zunächst in eine riesenhafte Schlange und danach in einen noch viel riesenhafteren, bösen Dschinn – etwas ängstlichere Naturen unter den jüngeren Zuschauern werden so etwas möglicherweise nicht so gern sehen. Die Flaschengeisterei, die Regisseur Peter Fessler 87 Minuten lang entkorkt, hat zwar keine Altersfreigabe der FSK und empfiehlt sich somit grundsätzlich wohl auch für Zuschauer unter sechs Jahren, aber auch in diesem Falle scheint mir, wie so oft bei Disneyfilmen, ein gesundes Maß an Skepsis angezeigt: Im Zweifelsfalle sollten die Erziehungsberechtigten sich das Werk eben erst einmal selbst zu Gemüte führen und dann nach eigenem Gutdünken entscheiden.
Heimkinofans haben Grund zur Freude
Ich fand den 2004er-Aladdin zunächst einmal eines: erstaunlich bunt.
Das liegt daran, dass man den Film aus dem Jahre 1992 für seine Veröffentlichung auf DVD noch einmal gehörig aufpoliert hat. Klartext: Für den Transfer auf DVD hat man den Film komplett restauriert (warum das bei einem Film, der gerade mal zehn Jahre auf dem Buckel hat, nötig sein soll, ist mir schleierhaft gewesen, bis ich mir den Trailer angesehen habe: abgesehen davon, dass die Qualität von Trailern meist etwas mau ist, wirkten die Farben des Originals auf mich wirklich etwas blass). Was für das Bild gilt, gilt auch für den Ton: Deutsche Synchronfassung wie englischsprachiges Original gibt’s in Dolby 5.1. Außerdem gibt’s eine deutsche Fassung im (Tusch!) „Enhanced Home Theatre Mix“ angeboten, was besonders die 8,891400 Mio. Menschlein über 14 freuen müsste, die sich, statistisch gesehen, angeblich „viel mit Home Cinema“ beschäftigen und die laut einschlägiger Studie aus dem Hause Gruner und Jahr auch „viel Wert auf hochwertiges Equipment legen“ (was mich angeht: Ich glotze auch gern, bin aber, zumindest was das Home Cinema angeht, nicht besonders gut ausgestattet). Die werden sich auch über das THX-Logo freuen, das vor dem Filmstart über die Leinwand brummt.
Betörend leuchtende Farben
Zwischenbilanz: auf DVD besticht „Aladdin“ durch eine nachgerade sinnbetörende Farbigkeit. Wenn das Tonformat von „Aladdin“ ein „Enhanced Home Theatre Mix“ ist, dann hat, finde ich, das Bild auch eine nette Bezeichnung verdient. Ich schlage hiermit vor: Enhanced Wahrnehmungs-Farbenrausch-Quality. Neinnein, Spaß beiseite: Die Farben von „Aladdin“ sind einfach eine Wucht.
Was den Plot angeht: Auch von dem war ich sehr angetan.
Disneys „Aladdin“ mischt zwar, so mein Eindruck, fröhlich „Aladdin“, „Dieb von Bagdad“ und was sonst noch Kolorit verspricht, zusammen, aber das Disney-typische Potpourri, das dabei entsteht, ist einfach zu charmant, als dass ich ob der Klitterung lange böse sein könnte. Die musikalischen Einlagen haben ordentlich Pep, und die Figuren sind sympathisch. Die heimlichen Stars sind, ebenfalls nichts Ungewöhnliches in einem Disney-Zeichentrick, natürlich die Tiere: Da ist zum einen das Äffchen Abu, das seinem Herrn Aladdin nicht von der Seite weicht; und auch Bösewicht Jaffar hat seinen Adlatus. Papagei Jago ist zwar ein ausgemachter Nigel – aber irgendwie kann man das Tier ja auch verstehen: Gegen seinen Willen mit alten, muffigen Keksen gefüttert zu werden verdirbt auf Dauer wahrscheinlich nicht nur den Magen, sondern auch den Charakter.
Star des Films ist aber wohl der Herr, der auch übergroß auf dem Cover der DVD prangt: der blaue Dschinn ist ein Alleinunterhalter par excellence – was hier soviel heißt wie: dieser Geist ist höchst unterhaltsam, und zur Not unterhält er sich wohl auch (mit sich) selbst. Um nicht zu sagen: dieser Geist macht sprachlos. Im Original leiht Schnellsprecher Robin Williams („Good Morning, Vietnam!“) dem Flaschengeist seine Stimme, in der deutschen Fassung durfte Williams’ Synchronstimme Peer Augustinski ran – und auch Augustinski macht seine Sache, finde ich, ganz ausgezeichnet. Ich werde „Aladdin“ wohl noch ein paar Mal sehen müssen, bevor sich mir (hoffentlich) sämtliche Anspielungen erschließen, die in den verschiedenen Imitationen und Verwandlungen des Dschinns stecken. Aber selbst wenn manches, trotz zugeschaltetem Audiokommentar des Regisseurs oder der Herren aus der Zeichenabteilung, rätselhaft bleiben sollte, tut das dem Spaß wohl nur wenig Abbruch.
Bomfortionöses Bonusmaterial
Bislang habe ich mich zwar nur durch einen Bruchteil des auf der DVD enthaltenen Bonusmaterials gewühlt, und erfahrungsgemäß kann’s bei mir auch mal ein Jahr oder zweie dauern, bis ich mir auch wirklich die letzte Dreingabe auf einer DVD zu Gemüt geführt habe (und manches ignoriere ich auch einfach: die ganzen Kinderspiele auf den Disney-DVDs mit ihren zeitweise arg tutig wirkenden Multiple Choice-Knopfdrücker-Kommandos gehören dazu). Das, was ich gesehen habe, reicht mir aber vollauf, um „Aladdin“ schon jetzt die Höchstwertung zu geben.
Das Juwel unter den vielen kleinen Schätzen und Schätzchen ist für mich schon jetzt das „Making of“, das erfreulicherweise wirklich auf die Veröffentlichung des Films auf DVD zugeschnitten ist.
„Making of“ ist ja so ein Begriff, der heutzutage leider für vieles steht – für viel Licht, aber auch für starken Schatten. Im Falle von „Aladdin“ steht er für einen rund zweistündigen Beitrag, dessen Gros aus einer vor Publikum aufgezeichneten Talkshow besteht. Moderator ist, wie könnte es anders sein, Filmexperte Leonard Maltin, der so eine Art Hollywood-Biolek ohne kulinarische Ambitionen zu sein scheint. Die Gäste, die er sich eingeladen hat, sind die ganz heimlichen Stars von „Aladdin“, sprich die Damen und Herren hinter der Kamera, die den Figuren des Films Leben eingehaucht haben.
Der geneigte Gast, der sich per DVD-Player und TV-Gerät zugeschaltet hat, hat die Wahl, ob er sich das Material per „Play all“-Funktion von Anfang bis Ende ansehen möchte oder in einzelnen Anschnitten, nach denen dann jeweils ein themenbezogenes Menü eingeblendet wird, über das sich weitere einzelne Filmbeiträge in beliebiger Reihenfolge anwählen lassen. Hier kommen „Trivia“- und Detail-Fetischisten wirklich auf ihre Kosten: Dass der Zeichenstil, in dem der Dschinn gehalten ist, sich an dem des begnadeten Karikaturisten Al Hirschfeld (1903 – 2003) anlehnt, muss man vielleicht nicht wissen – aber wer solche Dinge interessant findet, dem kann ich die DVD nur wärmstens empfehlen (deutsche Untertitel werden übrigens auch angeboten).
R e s ü m e e
Die „Special Edition“ von „Aladdin“ ist in meinen Augen eine der gelungeneren DVD-Veröffentlichungen aus dem Hause Disney und darf sich zu Recht „special“ nennen.
Blitzsauber restauriertes Bild, sauberer Ton und eine tolle Ausstattung, bei der große wie kleine Fans auf ihre Kosten kommen müssten, machen die Doppel-DVD mit dem Film und einer Bonus Disc zum ungetrübten Vergnügen.
Das einzige, das mich wirklich gestört hat, ist das, was mich an Disney-DVDs generell stört: Die schier endlos erscheinende Abfolge von Werbespots für andere Disney-Produkte, die dem Start des Films vorgeschaltet ist, empfinde ich als sehr aufdringlich (ich weiß, dass man darüber „Hinwegzappen“ kann, mich stört die ungemein aggressive Buhlerei um die Gunst eines nicht wahlmündigen Publikums aber trotzdem).
D V D – A n g a b e n
D i s c _ 1
Sprachfassungen / Audio-Bitrate:
1. Englisch, Dolby Digital 5.1 (448 kbps)
2. Deutsch, Dolby Digital 5.1 (384 kbps)
3. Deutsch, Enhanced Home Theatre Mix, Dolby Digital 5.1 (448 kbps)
4. Audio-Kommentar (96 kbps) (Audiokommentar der Filmemacher)
5. Audio-Kommentar (96 kbps) (Audiokommentar der Animatoren)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Italienisch, Spanisch, Türkisch, Französisch
Unveröffentlichte Musikszenen (14:05 min.)
Zusätzliche Szenen (05:48 min.)
Zwei Musikvideos inklusive „Making of“ und Auswahl der Lieder-Sequenzen im Film
Popup-Facts (lassen sich parallel zum Film im Bild einblenden)
D i s c _ 2
Zusätzliches Material auf Disc 2:
Spiel: Virtueller Flug auf Aladdins magischen Teppich
Spiel: Dschinni auf Weltreise
Spiel: Besuch in Dschinnis Lampe
Spiel: 3 Wünsche frei - ein Blick in die Zukunft
Alan Menken - Das musikalische Allroundtalent
Die Bilder von Aladdin
„Ein ungeschliffener Diamant“: Das „Making Of“
Ein Abend mit den Schöpfern von Aladdin
Bleistift und Computer: Die Entstehung des magischen Teppichs
Entwürfe der Charaktere
Hinter dem Mikrofon – die amerikanischen Stimmen
Aufnahme des Songs „A Whole New World“
(Gesamtspieldauer: ca. 2 Stunden)
Presse-Galerien*
( * na, was wohl – die üblichen Standbilder, darunter ein paar nette Plakatentwürfe. Wie, zum Deibel, sich die einzelnen Ansichten aber „durch Benutzung der Pfeiltasten auf Ihrer Fernbedienung“ bildschirmfüllend vergrößern lassen, habe ich auch durch noch so gewissenhaftes Ausprobieren nicht herausfinden können. Was soll’s.)
38 Bewertungen, 16 Kommentare
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03.01.2007, 01:34 Uhr von hjid55
Bewertung: sehr hilfreichsh & lg Sarah
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22.03.2006, 17:37 Uhr von swissflyer
Bewertung: sehr hilfreich========= <br/>===S H=== <br/>========= <br/> <br/>Toller Bericht! Liebe Grüsse, Patrik ;-)
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21.03.2006, 17:57 Uhr von Miss_Piper
Bewertung: sehr hilfreichAladin ist nicht mein Favorit, aber für Disney-Filme bin ich immer zu haben. =)
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21.03.2006, 13:07 Uhr von topfmops
Bewertung: sehr hilfreichUnd wie heißt das Wort, in dem alle drei Umlaute vorkommen??
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21.03.2006, 12:50 Uhr von Naffy
Bewertung: sehr hilfreich<b><u><i>Gruß Naffy</i></b></u> <br/>
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21.03.2006, 10:20 Uhr von LeonTheProfi
Bewertung: sehr hilfreichfreue mich auf gegenlesung
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21.03.2006, 02:17 Uhr von sindimindi
Bewertung: sehr hilfreichVor Dir ist kein filmisches Machwerk sicher...*g*
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21.03.2006, 00:12 Uhr von Django006
Bewertung: sehr hilfreichmal wieder ein Top Filmbericht :o) lg Alan
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20.03.2006, 23:13 Uhr von schnekuesschen
Bewertung: sehr hilfreichEinfach sh ;-))) LG Sandy
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20.03.2006, 23:06 Uhr von Mogry1987
Bewertung: sehr hilfreichEin SH von mir ;) LG Mogry :)
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20.03.2006, 22:38 Uhr von MarkusH18
Bewertung: sehr hilfreichToller und informativer Bericht, deshalb ein "sehr hilfreich"!! Weiter so! Gruß Markus!!
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20.03.2006, 22:36 Uhr von ch123
Bewertung: sehr hilfreichsh! lg, ch123
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20.03.2006, 22:22 Uhr von TheLick
Bewertung: sehr hilfreichIch liebe beide: Robin Williams und Peer Augustinski!!! Alleine Dafür ist die DVD in meinem besitz;-) <br/>LG TheLick
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20.03.2006, 22:16 Uhr von Vicky
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreich - Vic
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20.03.2006, 22:10 Uhr von jarolimi79
Bewertung: sehr hilfreichLg Jaro
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20.03.2006, 22:09 Uhr von Kranich
Bewertung: sehr hilfreichsh - ps: danke für gute rückbewertungen :-))
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