Das Experiment (DVD) Testbericht

Liebe Leserinnen, liebe Leser!!


Seitdem „Das Experiment“ im Kino lief, wollte ich ihn sehen. Trotz dieser unglaublichen Neugierde kam es erst gestern dazu. Als ich einen Bericht von einer Vertrauten darüber las, habe ich mir fest vorgenommen, mir ihn nun endlich mal aus der Videothek auszuleihen und anzuschauen. Natürlich erzählte ich meiner Ma von dem Film, die auch recht begeistert zu sein schien, ebenso meine Schwester. Als meine Mutter gestern nach Hause kam, hatte sie den Film in der Hand. Ich habe mich wahnsinnig gefreut und ihn mir gestern nacht angesehen. Nun möchte ich davon berichten:



*D A S * E X P E R I M E N T*

*Meine Erwartungen*
Was ich wusste, ist, dass dieser Film auf das Buch „Black Box“ basiert [und eine wahre Begebenheit ist] und es um ein Experiment geht, wo eine Gefängnissituation nachgespielt wird. Vorgestellt habe ich mir, dass diese ganze Sache eskaliert und alles außer Kontrolle gerät. Außerdem haben die Gefangenen mit großer Sicherheit mit Extremsituationen zu rechnen bzw. zu tun. Bestimmt ist dieser Film spannend bis zum Schluss und macht nachdenklich. Ich finde diese Idee für einen Film schon gute und ich war echt gespannt auf den Film, gerade weil ich schon so viel Gutes darüber gehört habe. Meine Erwartungen waren eher hoch gerade für einen deutschen Film.

*Die Story*
Die Hauptperson Tarek (Moritz Bleibtreu), der erst Journalist und nun Taxifahrer ist, entdeckt in der Zeitung eine Anzeige. Für ein Experiment wurden 20 Personen gesucht, mit denen dann ein Gefängnis simuliert werden würde. Auch konnten die Leser vorher schon erfahren, dass die Teilnehmer zwar auf Grundrechte verzichten und sich auf Extremsituationen einstellen müssen, aber dafür auch am Schluss der 14 Tage 4000 DM bekommen. Doch Tarek hat sich nicht ausschließlich wegen diesem Angebot beworben, sondern auch, weil er eine gute Reportage machen könnte. Damit ging er auch zu seinem damaligen Chef, der ihm für einen ordentlichen Artikel 10000 DM bot. Doch, dass Geld hier eigentlich nur Nebensache ist und man sich erst mal fragen sollte, ob man solchen Extremsituationen gewachsen ist, daran denkt er [und auch die anderen Teilnehmer] weniger.

Bevor das Experiment überhaupt losgeht, treffen sich die Teilnehmer noch mal mit Versuchs-Verantwortlichen. Nun wird noch mal gefragt, ob diese sich wirklich bewusst sind, dass sie keine Grundrechte und kein Privatleben mehr haben und sich nur noch darauf einlassen müssen, was die Wächter sagen bzw. befehlen. Außerdem sind sie 14 Tage lang nicht frei, sondern eingeschlossen / gefangen. Für Menschen, die das nicht kennen, ist allein dies schon „extrem“, aber die Teilnehmer denken zunächst nur ans Geld. 4000 DM sind ja auch nicht wenig. Nichts kann Tarek davon abbringen, an dem Experiment teilzunehmen, noch nicht mal die Bilder, die er in so einer schwarzen Box sieht. Zwar kommt er schweißgebadet wieder daraus, aber trotzdem will er dieses alles mit sich ergehen lassen.

Nachdem Tarek nun eine Frau kennengelernt und mit ihr eine Nacht verbracht hat, beginnt das Experiment. Die 20 Teilnehmer werden nun per Zufall in zwei Gruppen eingeteilt, wobei 12 Gefangene und 8 Wärter sind. Alle Personen haben in dieser Zeit [14 Tage] das zu machen, was ihnen gesagt wird: Es ist kein Spiel, es soll so sein, wie es auch in Wirklichkeit ist und wenn die Personen sich nicht dementsprechend verhalten, nützt das Experiment nichts. Dabei ist es so, dass die Häftlinge lediglich ein langes Hemd/Shirt [keine Unterwäsche!] anhaben dürfen, die Wärter immer mit „Herr Strafvollzugsbeamter“ ansprechen müssen, zu gehorchen haben [weil sie sonst bestraft werden] und immer alles aufessen müssen. Auch dürfen diese nachdem das Licht ausgeschaltet worden ist, nicht mehr reden. Doch das schärfste ist, dass die Gefangenen ab jetzt nur noch mit einer Nummer angesprochen werden, welches man auch auf dem Hemd/Shirt sehen kann. Tarek ist die Nummer 77. Er muss seine Zelle, in der lediglich ein „Hochbett“ steht, und ein Waschbecken ist, mit 2 weiteren Gefangenen teilen.

Zuerst nehmen sowohl die Gefangenen, als auch die Wärter, alles ziemlich gelassen. Natürlich haben sich die Wärter am Anfang ein bisschen darüber gefreut, dass sie in diese Rolle hineingeschlüpft sind, doch auch diese dürfen die Gefangenen nicht ganz nach ihren Wünschen behandeln: Wer Gewalt ins Spiel bringt, fliegt und darf das Experiment verlassen. Tarek ist der schlimmste von den Gefangenen und provoziert die Wärter andauernd, er folgt den Regeln nicht, beleidigt usw. Zuerst machen die Wärter da nichts gegen, doch mit der Zeit wehren sie sich immer mehr.... und so muss sich Tarek zusammenreißen. Schon in 2 oder 3 Tagen hat das Experiment einen Verlauf genommen, wie es nicht hervorgesehen war und die Wärter nutzen ihre „Macht“ immer mehr aus.... immer mehr.... [das Ende verrate ich hier mal nicht, falls ihn sich jemand noch anschauen will]



*M E I N E * M E I N U N G*

Als ich heute gefragt wurde, wie ich den Film fand, habe ich gesagt: “Wirklich gut, aber fies”. Und so ist es auch, denn der Film wird immer fieser und immer brutaler. Diese Machtrolle, die die Wärter übernommen haben, nutzen sie nach einiger Zeit richtig aus. Ich finde aber schon den Anfang fies, wo die Wärter es noch nicht so ernst nehmen: Man muss sich mal vorstellen, alles aufessen zu müssen, was man bekommt. Ein Gefangener mag absolut keine Milch, aber noch nicht einmal darauf wird Rücksicht genommen. Zuerst nimmt Tarek die Milch und trinkt sie auf, um den anderen zu helfen, aber später ist dies nicht mehr möglich. So muss der Gefangene das tun, was ihm befohlen wird, und er trinkt die Milch [...und übergibt sich].

Wenn ich mir jetzt vorstelle, ich würde die Rolle eines Gefangenen übernehmen müssen, so glaube ich, dass ich es bestimmt nicht lange ausgehalten hätte. Ich persönlich hätte aber wegen dem Geld allein schon nicht an diesem Experiment teilgenommen und man merkt nach einiger Weile, dass die Gefangenen genauso denken. Denn mit der Zeit sieht man, wie einige mit den Nerven am Ende sind, sie können nicht mehr und würden das Experiment am liebsten verlassen. Man ist eingesperrt, hat keine Rechte, nichts zum Anziehen: Kälte. Es muss schrecklich sein, so richtig schrecklich...

Die Schauspieler spielen ihre Rollen richtig überzeugend. Ich muss schon sagen, dass es für einen deutschen Film richtig gut und richtig gelungen ist. Gefühle, Emotionen und einfach alles bringt nicht nur Moritz Bleibtreu gut rüber. Man kann mit den Personen richtig mitfühlen. Davon bin ich begeistert. Die Schauspieler, die Story, die einzelnen Situationen bzw. Szenen: Alles trägt zu diesem gelungen Film bei. Es ist ein wirklich ergreifender, erschreckender Film. Allein wenn man sich vorstellt, man selber befindet sich in dieser Situation [-> schrecklich!]. Das muss richtig fies, richtig extrem sein. Am schlimmsten sind dabei ja nicht die Zellen, sondern eher die BlackBox und später die Gewalt der Wärter und die Erniedrigung. Eins verrate ich: Blut [und andere widerliche Dinge und Situationen] sieht man und es gab auch eine Stelle wo ich nicht mehr hingucken konnte.

Ich weiß nicht, ob ich ihn ein zweites mal angucken könnte. Zwar finde ich den Film richtig gut, aber ich finde diese Szenen und Situationen so abartig, so widerlich und erschreckend. Wenn ich einen Film sehe, dann leide ich irgendwie immer mit den Personen im Film und hier ist das nicht auszuhalten: Die Gefangenen sind nachher mit den Nerven am Ende. Ich finde es auch berechtigt, dass dieser Film erst ab 16 ist. Ich denke viele die jünger sind, könnten diese Bilder nicht verkraften.


*F A Z I T*

Ich möchte diesen Film weiterempfehlen: Sehenswert ist er auf jeden Fall. Es ist ein klasse Film und die Story wurde echt gut umgesetzt und die Schauspieler spielen ihre Rollen wirklich überzeugend. Aus dem Grunde gebe ich diesem Film 5 verdiente Sterne.
Zwar finde ich, dass die Nebenhandlung [die aber nicht großartig wichtig ist und die ich daher auch nicht besonders erwähnt habe] nicht wirklich zum Film passt, aber die Haupthandlung ist ergreifend, spannend, erschreckend und einfach „extrem“. Man schaut gespannt bis zum Schluss zu... und die Vorstellung selbst in dieser Situation zu stecken, macht einen fertig. Auch wenn ich ihn mir in naher Zukunft nicht noch mal anschauen werde, finde ich den Film an sich richtig gelungen.


Lieben Gruß,

XxAnGeLxX


© 2.3.2002 Tanja L.