Forrest Gump (VHS) Testbericht

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ab 10,14
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Erfahrungsbericht von SpaceCow

Wundersame Odyssee eines sanften Idioten durch die US-Geschichte

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Amerikas Antwort auf einen desolaten Weltzustand war Forrest Gump. In nur wenigen Wochen enpuppte sich 1994 die Lebensgeschichte des beschränkten Südstaatlers an den Kino-Kassen der Vereinigten Staaten als Überflieger. Mit einem Einspielergebnis von weit über 300 Millionen Dollar gehört er zu den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten und war der \"Academy of Motion Picture Arts and Sciences\" im Jahre 1995 allein sechs Oscars wert. Bis heute rätseln Kritiker über die Hero-Qualitäten dieses begriffsstutzigen Simpels.

\"Dumm ist, wer Dummes tut\", gab die lebenskluge Mama Gump (hervorragend: Sally Field) ihrem Filius beizeiten mit auf den Weg. Überhaupt sind es Mutters Binsenweisheiten, die Forrest immer wieder geholfen haben, alle Wechselfälle des Lebens unbeschadet zu überstehen.

Die Geschichte beginnt eines schönen Tages auf der Parkbank an einer Bushaltestelle. Niemand, der sich zu Forrest setzt und Episoden aus seinem Leben anhören muß, erkennt in dem verzweigt quasselnden Tölpel das Cleverle, das es vom gehbehinderten Jungen mit niedrigem IQ zum Multi-Millionär gebracht hat. Wenden sich die ungefragten Zuhörer gleich wieder ab, folgen wir, die Zuschauer, der Reise durch drei Jahrzehnte immer gebannter. Wie im Schnelldurchlauf streifen Gumps Erzählungen bedeutende Stationen amerikanischer Historie. Immer ist er dabei, wirklich bemerkt hat er nichts. Den Präsidenten Kennedy,
Johnson und Nixon schüttelt er im Weißen Haus die Hand, ohne genau zu wissen warum. Letzterer muß sogar zurücktreten. Denn es ist natürlich Forrest, der den Watergate-Skandal aufdeckt. Und weil er so gut wie nie denkt, ist er als Soldat ein ideales Vorbild, kehrt hochdekoriert aus dem Vietnam-Krieg zurück. Wieder in der Heimat, verdient er sich mit einem alten Fischkutter und erheblich mehr Glück als Verstand in Windeseile dumm und dämlich. Im Grunde ist ihm der ganze Rummel egal. Ahnungslos taumelt er durch die Ereignisse, rastlos auf der Suche nach Jenny ( Robin Wright), seiner großen Liebe aus gemeinsamen Kindertagen. Als er sie schließlich findet, ist ihr Glück jedoch nur von kurzer Dauer.

Zu tragisch für eine Komödie, zu verrückt für ein Drama und zu einseitig für eine echte Love-Story, gelang Robert Zemeckis mit der Geschichte vom Dummbeutel Forrest Gump, seiner zweiten Zeitreise nach \"Zurück in die Zukunft\" (1985), ein wahrer Geniestreich. Glaubten viele US-Bürger lange an das Bild beherzter und kühner Helden, die die Nation einst zu ihrer Größe führten, karikiert ausgerechnet ein unverbesserliches Unschuldslamm die durch Vietnam und Watergate verlorene Unschuld Amerikas. Mit technischer Raffinesse verwischt Zemeckis dabei die Grenzen zwischen Kino und Realität. Aus seiner prall gefüllten Trickkiste entsteigen nacheinander Berühmtheiten der Zeitgeschichte, die alle an Gump einen Narren gefressen haben. Special-Effects-Zauberei, die Schaffung ganz neuer Welten am Computer, gehört längst zum Standard-Inventar in Hollywood, wo Träume immer perfekter simuliert werden. Robert Zemeckis geht mit der Rekonstruktion historischer Ereignisse sogar einen Schritt weiter. Den einen bereitet die montierte Bilderflut noch echtes \"Vergnügen\", da warnen andere bereits lautstark vor \"Manipulation\" dokumentarischen Materials. Daß der Film bei dieser Gratwanderung die Balance halten kann, verdankt er in
erster Linie dem virtuosen Spiel des Titel-Helden Tom Hanks. Er verleiht Gump beim Marsch
durch die US-Geschichte im Zustand völliger Naivität jene augenzwinkernde Ironie, die nicht nur den Nerv, sondern gleich die Herzen der Amerikaner traf.

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