Galaxy Quest - Planlos durchs Weltall (DVD) Testbericht

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Galaxy-quest-planlos-durchs-weltall-dvd-science-fiction-film
ab 6,65
Auf yopi.de gelistet seit 05/2008

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Erfahrungsbericht von Tut_Ench_Amun

Augenzwinkernd durchs Weltall

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Ich bin nicht unbedingt als eingefleischter Trekkie zu bezeichnen, doch hat mich die Serie meine gesamte Kindheit über begleitet und ich besitze ein erkleckliches Mass an Filmen, Romanen und Begleitliteratur. Als 2000 die Werbetrommel für Galaxy Quest gerührt wurde, war mir klar, dass ich mir diese Star Trek-Parodie auf jeden Fall im Kino ansehen würde, zumal 3 hochkarätige Darsteller als Hauptcharaktere ausgelobt wurden, allen voran Tim „Heimwerker-King“ Allen bekannt aus der TV-Serie „Home Improvement“ (hierzulande von den verbrecherischen Übersetzern in „Hör mal, wer da hämmert“ umgedichtet), der mit viel Humor & Beinahe-Katastrophen die hiesigen Nachmittage bereicherte. Ausserdem bin ich dank meines manchmal skurrilen Humors immer willens mir die schrillsten Komödien anzuschauen...gesagt getan: Ich hab im Kino schon abgelacht und immer wieder mal drauf gewartet, dass der Streifen auf DVD herauskam – als er dass dann tat, war er mir mit über 24.- € schlichtweg zu teuer. Erst jetzt in Zeiten fallender DVD-Preise stolperte ich erneut über die Scheibe, die bei ProMarkt für 9,99 € auf dem Wühltisch feilgeboten wurde...

Der Steckbrief

  • Original-Titel: “Galaxy Quest“
    Nach einer Story / Drehbuch von David Howard
  • Vertrieb: Dreamworks Home Entertainment
  • FSK: 12
  • Genre: SF - Komödie
  • DVD-Art: Typ 9 (zweischichtig einseitig)
  • Spieldauer: ca. 102 Minuten
  • Bildformat: 16 : 9 Widescreen (2,35 : 1 anamorph gemastert)
  • Ton: DD 5.1 (deutsch u. englisch)
  • Sprachen: 2 (Englisch, Deutsch)
  • Untertitel: 7 (Englisch, Deutsch, Dänisch, Niederländisch, Finnisch, Schwedisch, Norwegisch)
  • Regie: Dean Parisot
  • Produzent: Mark Johnson
  • Musik: David Newman
  • Kamera: Jerzy Zielinski
  • Darsteller: Tim Allen, Sigourney Weaver, Alan Rickman, Tony Shalhoub, Sam Rockwell, Daryl Mitchell

Die Story
5 abgehalfterte Mimen der fiktiven SF-Serie „Galaxy Quest“ die vor 18 Jahren ihren Höhepunkt hatte leben nach Absetzen der Serie nur noch von ihren Auftritten bei Fan-Conventions und kleineren Promo-Jobs bei Markteröffnungen. Eigentlich sind alle Schauspieler mit Ausnahme von Jonathan Nesmith (Tim Allen), der in der Serie den beliebten Commander Quincy Taggart gab, mit der nervigen Tingelei und dem endlosen Wiederholen immer der gleichen Schlagworte ihrer entsprechenden Rollen überdrüssig, aber genau das wollen die Leute hören und irgendwovon muss man ja leben. Nur der selbstverliebte Nesmith sonnt sich noch immer in den ruhmreichen alten Phrasen und geniesst die erhöhte Aufmerksamkeit, die ihm als Zugpferd & Leithammel der TV-Crew zuteil wird, ohne zu bemerken, dass ihn seine Kollegen nicht ausstehen können und die besten Zeiten längst vorbei sind. Als sich ihm diese Tatsachen auf einer besagten Convention zufällig offenbart, bricht für ihn erst mal seine Traumwelt zusammen. Ziemlich angenervt von der bitteren Wahrheit bringt er den Rest der Veranstaltung hinter sich, auf der auch wirkliche Aliens anwesend sind, die ihn als Idol anbeten und die Geschichte rund um das Raumschiff „NSEA Protector“ und seiner Crew für bare Münze nehmen – Das Konzept einer fiktiven Geschichte ist ihrer Kultur bisher vollkommen fremd.

Als er die etwas debil aussehenden Aliens, die ihn bereits auf der Convention um Hilfe angehen wollen, rüde zusammenstaucht und sich hernach zuhause erst mal die Kante gibt, kommen ihn die seltsamen Fremden am nächsten Morgen besuchen. Der „Commander“ ist nicht grade in bester Verfassung mit seinem Mords-Kater und hält die ulkig aussehenden Gestalten für neue Auftraggeber, die ihn und die Crew für eine weitere bekloppte Promo-Show anheuern wollen. Diese erzählen ihm ihre Geschichte, von „historischen Dokumenten“ (in Wirklichkeit haben sie auf ihrer Heimatwelt die uralten Galaxy Quest Folgen empfangen und für real gehalten) und ihren Problemen mit Sarris – ihrem Erzfeind – der ihre gesamte Zivilisation unterjochen bzw. auslöschen will. In ihrer Verzweiflung wenden sie sich an den einzigen, den sie aufgrund seiner heroischen Darstellung seiner Rolle für fähig halten sie zu eretten: Nesmith/Taggart. Die Thermianer (so heissen die Ausserirdischen) sind von extrem kindlichem Gemüt aber dafür hervorragende Ingenieure und bekommen nicht mit, dass dieser nur mit halbem Ohr zuhört, was sie ihm zu sagen haben – nicht mal, als sie ihn auf „sein“ Schiff bringen (welches sie 1:1 mitsamt allem Equipment aus der Serie nachgebaut haben) merkt er, immer noch total verkatert, dass dies mitnichten eine Show, sondern absolut real ist.

Erst als man ihn auf eigenen Wunsch und nach vermeintlich getaner Arbeit, die aus einigen Salven mit den Bordwaffen bestand zurück „nach Hause“ (zur Erde) schickt...auf zugegeben etwas unkonventionelle Art, begreift er die Authenzität der Situation – wonach er versucht seine Schauspielkollegen davon zu überzeugen, dass er nur deswegen nicht zu einem Promo-Termin erschienen ist, weil er im Weltall war...auf einem reelem Nachbau der Protector. Diese sind eh schon angesäuert wegen seiner dauernden Selbstdarstellung und des Fernbleibens von der PR-Aktion und glauben ihm auch aufgrund seiner immer noch vorhandenen Alkoholfahne kein Sterbenswörtchen, ja vermuten sogar, dass in seinem Oberstübchen nun endgültig irgendetwas ausgehakt sei. Es kommt wie es kommen muss: Die Thermianer erscheinen nochmals, weil die Salven, die Nesmith/Taggart auf Sarris Schiff leichtsinnigerweise abfeuerte weder dessen Schiff ernsthaft beschädigte noch eine Besserung für die Situation der Thermianer brachte - im Gegenteil – Das hat diesen noch wütender gemacht. Also findet sich die Schauspieltruppe diesmal Real Life mitten in einer reelen intergalaktischen Krise wieder, ohne die Geringste Ahnung, auf was sie sich da eingelassen haben...wider Willen von den Aliens als Retter und Helden angebetet...von Sarris gejagt...und vollkommen „Planlos im Weltall“...

Die Darsteller
Eigentlich besteht die Darstellung jeder (Haupt-)Rolle aus drei Teilen, einmal als Serienhelden in den Siebzigern, dann als gealterte, abgelegte Ex-Stars und zum Schluss als unfreiwillige Heroen eines richtigen Weltraumabenteuers, ich muss sagen, alle Schauspieler schlagen sich wacker und können auch die Ironie und Komik sehr gut rüberbringen – wobei nicht immer das gesprochene Wort im Vordergrund steht sondern eher die manchmal zum Brüllen komische Mimik in den Visagen oder die gekonnt, übertriebenen Posen. Nehmen wir uns dafür nur mal die drei Hauptcharaktere vor:

Tim Allen – Er sieht nicht nur ein bisschen so aus, wie William Shatner als Captain Kirk, so wie er seinen Part als Jonathan Nesmith / Commander Quincy Taggart verkörpert, hat er wohl auch dessen (unautorisierte) Biographie gelesen – er parodiert Kirk / Shatner wirklich bis aufs Haar, ein Umstand, der sicher nur eingefleischten Trekkies auffallen dürfte, die mit dem Background von Star Trek ein wenig vertraut sind. Denn auch Shatner gilt als Egomane und wird im Film von Tim Allen mehr als würdig durch den Kakao gezogen. Schade nur, dass man ihm in der deutschen Fassung die angestammte Synchronstimme von Nicholas Cage verpasst hat, das ist gewöhnungsbedürftig aber nicht weiter schlimm.

Sigourney Weaver – Ungewöhnlich blond und mit einer ebenso ungewöhnlich weit ausgeschnittenen Uniform spielt sie Tawnie Maddison, eine Brückenoffizierin, deren Aufgabe in der TV-Serie es war, adrett auszusehen und überflüssigerweise jede sei sie noch so dösige, verbale BordComputer-Meldung zu wiederholen, die ohnehin schon jeder gehört hat. Weaver spielt eine etwas ernstere Rolle mit zwar lustigen Einlagen, doch stellt sie so was wie das Crew-Gewissen dar. Dennoch ist Galaxy Quest nicht ihr einziger Ausflug in das Komödien-Genre, ich erinnere nur an ihren trockenen Humor bei „Ghostbusters I und II“, auch hier gelingt ihr die Gratwanderung zwischen Ernst und Komik. Ist mal was anderes als „Alien I bis IV“ oder „Gorillas im Nebel“.

Alan Rickman – immer noch recht gut zu erkennen unter der Maske des Dr. Lazarus, schneidet Rickman seine Grimassen, die ihn in Filmen wie „Robin Hood“(Als Sheriff von Nottingham), „Die Hard“ (Als Terrorist Hans Gruber) oder erst kürzlich als Professor Snape in „Harry Potter“ so berühmt gemacht haben. Keiner verzieht seine Miene so mürrisch, wie Rickman, wenn er den gehassten Satz: „Bei Grapthars Hammer...Du sollst gerächt werden!“ sprechen muss oder ihn einfach nur hört. Sein Charakter muss am meisten unter der Egomanie Nesmiths leiden, er der Shakespeare Darsteller hatte sich Jahrzentelang hinter der allmächtigen Figur des Commanders unterzuordnen. Rickman ist neben Allen die überzeugenste Figur, dazu auch noch unfreiwillig saukomisch und seine missmutige teils resignierende Gestik/Mimik unschlagbar.

Umsetzung der Story
In erster Linie wird hier Star Trek verballhornt, was einen Teil der Zuschauer eigentlich auszuschliessen scheint. Allerdings ist die Inszenierung derart gehalten, dass man als Kenner zwar die versteckten Seitenhiebe schmunzelnd registriert, der witzigen Story aber dennoch jederzeit folgen kann, auch wenn man sich den Film als unbedarfter, nicht-vorbelasteter Zuschauer zu Gemüte führt. Für die visuellen Effekte zeichnet sich George Lucas’ Edel-Effekt-Schmiede ILM verantwortlich, was man den Tricks in sachen Qaulität auch ansieht: Der beste Effekt, ist der, den man nicht bemerkt. So sind die Bauten, Props und Requisiten detailliert und passen ins Flair, egal ob nun im Interieur der Protector oder bei Raumgefechts-Szenen. Die Musik ist sehr unauffällig und untermalt orchestral das Geschehen, man bemerkt sie kaum. Bild- und Tontechnisch ist alles im Grünen Bereich, kaum Farbkompression, klare Geräuscheffekte, die nicht zu übertrieben dargestellt sind. Alles in allem eine dezente Umsetzung ohne viel Trara und billige Effektheischerei, man kann sich voll auf die nett präsentierte, schräge Geschichte konzentrieren.

Das Bonusmaterial
Das Bonusmaterial befindet sich zusammen mit dem Hauptfilm auf der einzelnen Disc, was uns anzeigt, dass es nicht so üppig ausfällt – lediglich einiges an Hintergrundinfos, Deleted Scenes und den Trailer kann man sich anschauen, die sind aber dann immer noch leidlich sehenswert. Wie so üblich, gibt es die typischen Interviews, die aber nicht wirklich viel Neues offenbaren. Insgesamt kann man sich das Bonusmaterial einmal reinbügeln und das wars dann aber auch, schade eine Filmographie der einzelnen Schauspieler hätte sicherlich auch noch drauf gepasst.

Fazit
Auch für Nicht-Trekkies geeignete SF-Komödie, die zu unrecht nicht den kommerziellen Erfolg hatte, die sie im Grunde verdient. Die Tricks sind technisch gut ausgeführt, die Schauspieler prima und die Story trotz der vielen Seitenhiebe rund um den Star Trek-Kult und der amerikanischen TV-Landschaft generell, für alle Zuschauerkategorien sehenswert, wobei ich die 12er FSK Einstufung nicht ganz nachvollziehen kann, Gewaltdarstellung findet de facto nicht statt und über den matschigen „Schweinesaurier“ der Schleim- und Gekröse-schleudernd sein Leben auf der Transporter-Plattform aushaucht kann man geteilter Meinung sein.

Allzuviel Anspruch an den tiefschürfenden Humor sollte man dann allerdings wiederum nicht stellen, hier und da gibt’s Slapstick und überzogene Gesten und allerhand Klamauk, was aber durchaus auch beabsichtigt ist, schliesslich handelt es sich bei Galaxy Quest um eine Parodie, wer feinsinnige Komik als Muss ansieht sollte sich den Film vielleicht lieber sparen. Von mir gibt es auf jeden Fall ein sattes „Gut“ für die DVD, zu einem „sehr gut“ kann ich mich wegen des dürren Bonusmaterials und der sehr starken Ausrichtung an eine bestimmte Zuschauergruppe nicht ganz durchringen, eine gewisse Affinität zur Science Fiction muss man schon haben.

So Long
Jürgen

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