Nackt (VHS) Testbericht

Nackt-vhs-drama
ab 9,48
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Erfahrungsbericht von Trillian28

Die unterhaltsame Welt des Problemewälzens

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

In dem neuen Film von Doris Dörrie (\"Männer\") geht es um drei Paare, um ihre Probleme im Leben im Allgemeinen und mit ihrer Beziehung im Besonderen.

Hauptfiguren des Films sind die drei Paare Felix (Benno Führmann) und Emilia (Heike Makatsch), Dylan (Mehmet Kurtulus) und Charlotte (Nina Hoss) und Boris (Jürgen Vogel) und Annette (Alexandra Maria Lara)

Nach langjähriger Beziehung hat sich Emilia erst vor Kurzem von Felix getrennt. Beide leiden unter der Trennung und die Spannung zwischen den beiden ist groß.
Felix mimt den Sorglosen, ist arbeitslos und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Er läßt das Leben auf sich zukommen und scheint nicht wirklich ernst nehmen zu können.
Emilia arbeitet als Sekretärin und befindet sich nach der Trennung von Felix in einem Loch. Hat sie sich vorher über ihre Beziehung mit Felix definiert, so muss sie nun nach dem Ende der Beziehung feststellen, dass sie mit ihrem Leben nicht zufrieden ist. Sie versucht sich selbst neu zu finden und ihr eigenes Leben wieder in den Griff zu kriegen.


Boris ist seit Dylans Erfolg in dessen Firma angestellt und leidet unter der Abhängigkeit von seinem Freund. Er glaubt, dass Geld das Wichtigste im Leben ist und neidet Dylan seinen Erfolg.
Annette liebt Boris über alles und bestimmt ihr Leben über die Beziehung zu ihm. Sie ist wohl die Figur, die mir als einziges den ganzen Film über fremd geblieben ist. Sie macht sich viele Gedanken über ihr Leben und die Liebe, philosophiert viel. Denkt über das \"Was wäre gewesen, wenn...\" nach.


Dylan hat mit Aktiengeschäften innerhalb kurzer Zeit eine Menge Geld gemacht und genießt seinen neuen Reichtum. Dabei merkt er nicht, dass er sich durch den Reichtum einschränken lässt und die Wichtigen Dinge im Leben, wie Liebe und Freundschaft aus den Augen verliert.
Charlotte seine Freundin, leidet darunter dass ihr ihr Freund immer fremder wird und kann sich im Gegensatz zu ihrem Dylan mit dem neuen Reichtum nicht anfreunden.

Die Geschichte des Films ist schnell erzählt. Dylan und Charlotte haben die anderen vier zum Essen in ihre neue Wohnung eingeladen. Emilia erzählt von einem Versuch, der in der Firma in der sie arbeitet mit Pärchen gemacht wird. Einem Partner werden die Augen verbunden und er soll dann aus einer Gruppe den Körper seines Partners, alleine durch Ertasten, herausfinden. Laut Emilia geht dieses Experiment in den meisten Fällen schief. Dylan, Charlotte, Boris und Annette, glauben ihre Liebe zum anderen unter Beweis stellen zu müssen und lassen sich schließlich von Felix angestachelt auf das Spiel ein...

Eigentlich hätte mir dieser Film nicht gefallen dürfen. Ich bin ein Freund der leichten Unterhaltung. Ich will lustige oder spannende Filme sehen. Tiefgründige Filme, sehe ich mir so gut wie nie an. Ich finde diese Filme meist langweilig und verstehe in der Regel nicht, was mir der Film sagen will. Das sind dann die Filme aus denen ich gähnend herauskomme und mir irgendein Idiot erzählt, dass ich die Botschaft des Films nicht verstanden hätte. Ich denke diese Idioten haben den Film wahrscheinlich genau so wenig verstanden wie ich, tun aber so, als wüßten sie genau warum es geh, um solche Leute wie mich als Banausen dastehen zu lassen. Nein, ich will mal nicht alle Leute über einen Kamm scheren. Vielleicht sehen manche Leute solche Filme wirklich gerne, weil sie gerne über philosophische Ansätze nachdenken und sich dadurch geistig gefordert fühlen. Für mich sind ist das jedenfalls nichts.
Also war ich auch nur mäßig begeistert, als eine Freundin vorschlug in ?Nackt? zu gehen. Der Titel deutete schon auf Seelenstriptease vom Feinsten hin und darauf hatte ich nun eigentlich gar keine Lust. Aber wer weiß, dachte ich mir, und sagte zu.
Im Nachhinein, bin ich nun froh, dass ich mich habe überreden lassen. Denn auch, wenn in dem Film permanent Probleme gewälzt werden, habe ich mich köstlich amüsiert. Denn trotz der Tatsache, dass die Probleme der Protagonisten Thema des Films sind, kommt der Humor nicht zu kurz. So dass ich eigentlich trotz der ernsten Themen, mit einem permanenten Grinsen auf den Lippen im Kino saß.

Doris Dörries Film merkt man an, dass er auf einem Theaterstück basiert. Der Film kommt mit 6 Darstellern aus und ist in 3 Akte geteilt, die jeweils in den Wohnungen der Paare spielen.
Die Handlung ist bei \"Nackt\" nebensächlich. Im Vordergrund stehen allein die Dialoge der Protagonisten, über ihre Gefühle, ihr Leben und über ihre Beziehungen sprechen.
Der Zuschauer beobachtet die Paare, wie ein Voyeur, wie sie miteinander umgehen, diskutieren und sich streiten. Dass der Film aber trotz seiner Dialoglastigkeit nicht langweilig wird, ist vor allem den Schauspielern zu verdanken. Dabei glänzen vor allem Heike Makatsch und Benno Führmann, als frisch getrenntes Pärchen, das versucht mit der neuen Situation, auf unterschiedliche Weise klar zu kommen.
Wir mußten nach dem Film erst einmal einen Kaffee trinken gehen, um uns in Ruhe über den Film zu unterhalten, denn es werden genügend Fragen aufgeworfen, die man selber kennt und die einen nachdenklich machen.

Eine zentrale Frage des Films, ist: Ist es denn wirklich wichtig, dass ich den Körper meines Partners erkenne? Kommt es nicht vielmehr darauf an, dass ich ihn, seine Seele, sein Ich erkenne? Und ist das in der heutigen Zeit, in der wir so darauf bedacht sind einen schönen äußeren Schein zu schaffen, sei es nun indem wir uns im Fitnessstudio quälen oder indem wir uns mit teuren Dingen umgeben, noch möglich?
Darasu resultiert auch der Titel \"Nackt\", wobei das Theaterstück auf dem der Film basiert eigentlich im Original \"Happy\" hieß. Dieser Titel hätte mir auch für den Film besser gefallen, denn die Suche der 6 nach dem persönlichen Glück, ist immer wieder Thema der Gespräche.
Auch taucht bei allen 3 Paaren immer wieder die Thematik auf, dass sich ein Partner über den anderen definiert. So muss Emilia feststellen, dass sie ohne ihren Partner nur noch sie selbst, eine kleine Sekretärin ist. Oder Annette denkt darüber nach, dass sie so ist, wie ihr Partner sie sieht und dass sie vielleicht für einen anderen Mann jemand ganz anderes wäre. Charlotte dagegen wirft Dylan vor, dass er sie nicht mehr \"sieht\". Dass er sie zwar anschaut, aber sie, ihr Ich, nicht mehr wahrnimmt.
Wie ihr sehr, Fragen über Fragen! Mir hat es viel Spaß gemacht, nach dem Film noch über die dargestellten Probleme zu reden. Denn die eine oder andere Frage ist einem so oder so ähnlich schon durch den Kopf gegangen und dem ein oder anderen Problem hat man sich selber schon einmal stellen müssen.

Trotzdem, ist \"Nackt\" kein Problemkino, sondern Unterhaltungskino. Also an alle, die hier tiefgründigste, hochphilosophische Ansätze erwarten: schaut euch lieber \"Tod in Venedig\" an ... DER ist wirklich langweilig...äh anspruchsvoll, meinte ich natürlich!

In Dörries Film sind es übrigens immer die Frauen, die die Beziehungen hinterfragen und ihren Männern auf den Wecker gehen (sollte das im wahren Leben auch so sein? *g*).

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