Perfect World (DVD) Testbericht

Wenn Clint Eastwood die Regie eines Filmes übernimmt, dann kommt meistens etwas Gutes dabei raus. Wenn er dann noch Kevin Costner als entflohenen Doppelmörder besetzt, dann sind die Erwartungen noch höher. Und um es gleich vorweg zu nehmen, der Film ist absolut gelungen und offenbart einmal mehr Clints Talent, einzigartige, mitreißende Filme zu drehen.

Doch zunächst zur Story, welche in den 60iger Jahren spielt. Robert „Butch“ Haynes ist verurteilter Doppelmörder, intelligent und nach einem Ausbruch mit ein paar Mithäftlingen auf der Flucht. Kurz bevor sie geschnappt werden, nehmen sie den Jungen Phillip als Geisel. Gejagt von einer Task Force, die direkt im Auftrag des Senators versuchen, die Flüchtigen möglichst schnell wieder einzufangen, da Wahlen vor der Tür stehen und die Geschichte schlechte Presse bedeutet.

Auf seiner Flucht entspinnt sich eine Art Vater-Sohn Beziehung zwischen Butch und Phillip und daraus entstehen wunderbar gefühlvolle Augenblicke, die jedoch jäh zerstört werden, wenn andere Menschen sich nicht so verhalten, wie Butch es möchte. Dann kommt die Bestie in ihm zum Vorschein und es offenbart sich ein gnadenloser Mörder, der frei von Skrupeln tötet.

Obwohl Butch, dank Kevins überragender schauspielerischer Leistung, dem Zuseher immer sympathischer wird, kommt es wie es kommen muss. Die Polizei und das FBI kommen dem ungleichen Paar immer näher und schließlich findet das Ganze ein tragisches und trauriges Ende….


Ähnlich wie bei „Mr. Brooks“ gelingt es Kevin Costner mit Leichtigkeit die Zuschauer für sich zu gewinnen. Trotz seiner Gewaltausbrüche leuchtet auch immer wieder seine an sich verletzliche Seele hervor. Doch anders als im oben genannten Film ist Butch eigentlich nie her der Lage. Er hat keinen Plan, was er tun soll und reagiert eigentlich nur auf die Maßnahmen der Verfolger. Seine Taten sind zwar moralisch falsch und gegen das Gesetz, trotzdem scheinen sie nur logische Konsequenz der Situation zu sein. Es fehlt ihm jede Freude an der von ihm ausgeübten Gewalt, er tut es, weil es aus seiner Sicht keine andere Möglichkeit gibt. Somit kann man den Film auch so deuten, dass die Verfolger mit dem enormen Druck, den sie aufbauen, Butchs Taten provozieren, ja erzwingen, denn seine Persönlichkeitsstruktur lässt keine anderen Lösungen zu.


Erzählt wird er Film in ruhigen, langsam geschnittenen Bildern, die sich Zeit nehmen, ihre Wirkung zu entfalten. Es zeigt sich, dass Clint Eastwood viel von Sergio Leone und anderen Italo Western Regisseuren gelernt hat. Er ist ein Kind einer anderen Zeit und gerade daher wirken seine Filme in ihrer Ausdruckskraft und in ihrer Akribie so besonders. Doch die tragende Figur des Filmes ist Kevin Costner, der hier eine darstellerische Tiefe offenbart, die man bei seinen Mainstream Hollywood Filmen nicht erwarten konnte. Immerhin spielen mit Clint Eastwood und Laura Dern zwei starke Co-Stars an seiner Seite, vor seiner One-Man Show verblassen sie aber alle. Erstaunlich, das dieser Film von 1993 weitgehend unbekannt geblieben ist. Für mich eine der besten Regiearbeiten Eastwoods und womöglich der beste Film Costners….

Zur DVD:

Freigabe: FSK ab 12
Laufzeit: ca. 132 min.
Bild: 2,35:1 (anamorph/16:9)
Ton: deutsch/spanisch DD 2,0, englisch DD 5.1
Untertitel: massenhaft
Bonus: Trailer

Ist bei dieser DVD das Bild sehr gut, enttäuscht der deutsche Ton mit fehlendem DD 5.1, mir ist das egal, da ich die Filme ja eh in englischer Sprache sehe, aber an sich ist es schon frech, so was zu veröffentlichen. Leider ist auch nicht damit zu rechnen, das der Film noch mal neu aufgelegt wird, da er wohl nicht so der Kassenknüller war.


Fazit: Ein Kevin Costner, der unter der brillanten Regie Clint Eastwoods alle Register zieht und uns emotional tief bewegt. Vielleicht sein bester Film, mir jedenfalls einer der liebsten. Wer den noch nicht gesehen hat, der sollte das dringend nachholen. Vor übermäßiger Gewalt brauch man sich nicht fürchten, die Freigabe spricht für sich.