Sony Cyber-shot DSC-H5 Testbericht

Meine neue H5 (vom Weihnachtsmann) hat bereits einiges zu tun bekommen und sich als Topmodell gezeigt, bei über 1000 Fotos und Einsatz in den winterlichen Alpen.

Ich möchte Sie, liebe zahlreiche Leser, nicht mit der Auflistung von Daten und mitgeliefertem Zubehör langweilen, die Sie überall nachlesen können. Ich bin zwar Hobbyfotograf, aber einer, der seit 15 Jahren genau hinschaut, früher durch opt. Sucher(Altix, Penti usw.) und SLR-Spiegel (Pentax, Minolta Dynax5xi), dann auf Digicam-Displays (v.a. Minolta Z1). Lesen Sie, was mir an der DSC-H5 besonders aufgefallen ist:

Display: (+++ sehr gut)
*************************
Das große 3-Zoll-Display, das fast die ganze Rückseite einnimmt, ist sehr eindrucksvoll(+), gibt einen guten Eindruck vom geschossenen Bild(++), ABER: Die Vergrößerung der Rückschau endet bei 5x(-). Wer ganz kritisch die Schärfe kontrollieren will, wünscht sich hier zumindest knapp 6x, damit die 7,2 Mpix im Auschnitt 1:1 abgebildet werden (6*6=36stel Fläche der 7,2 = 200kPix, also knapp 6x auf dem 230 kPix-Display)
Alle Daten und Auswahlmenüs werden sehr übersichtlich und teils mit Hinweistexten und netten Animationen angezeigt. (+)
Die Größe hat auch einen Nachteil. Man hat schnell mal seine Fingerabdrücke drauf, weil kaum Platz ist, die Kamera zu halten.(-) Display gesamt:4 + / 2- , also ++
update: Einen Zusatzpunkt hat das Display in den Alpen bekommen: Es ist auch bei Kälte (-10°C)(+) noch unerwartet flink und farbtreu und erlaubt gut, die Weißabgleichfehler zu sehen.
Deswegen nun +++

Sucher: (+)
************
Per Tastendruck wird zwischen Sucher und Display umgeschaltet, wobei der Sucher überdurchschnittlich gute Auflösung(+) und damit Schärfe bringt. Besser ist nur SLR.

Haptik (neigt zu Schwächen)
*******************************
Das etwas klobige Gehäuse hat einen zwar teilgummierten, aber für Männerhände zu kleinen Griff. Man hat immer das Gefühl, die Kamera könnte aus der Hand fallen und man müsse sie mit zwei Händen halten (- -) (Ausprobieren!)
Auf derRückseite ist fast kein Platz zum Halten (großes Display)
Die H5 ist gut ausgestattet mit Bedienknöpfen(+) und fast alle wichtigen Funktionen sind sehr direkt und übersichtlich erreichbar (+) Aber leider ist die Rückschau nicht mit der rechten Hand, (einhändig) zu erreichen, weil dieser Knopf ungünstig oben plaziert ist. (- -) Den benutze ich extrem häufig und das stört mich bei fast jedem Foto.
Der Sony-typische Steuer-Ring ist fummelig und für Männerdaumen entschieden zu klein. (-) So möchte ich z.B. den Blitz zuschalten, erwische aber die Macrotaste - hier war ich von der Z1 viel besseres gewohnt.
Das Gesamtgewicht ist schussbereit mit gut 500 Gramm noch leicht in dieser Leistungsklasse. (+)
Die Optik fährt leise und schnell aus. Insgesamt ist die Kamera schnell einsatzbereit (+)
Der (Motor-)Zoom fährt in 2 Geschwindigkeiten entweder langsam leise oder (bei mehr Druck auf der Wippe) schnell und lauter aus/ein. (+)
Der Objektivdeckel ist robust, muss aber präzise eingesetzt werden, damit ein kleines Fühlerschalterchen das versehentliche Ausfahren des Objektivs gegen den Deckel verhindert. (ein bisschen fummeliger als gewohnt) Er sitzt aber fest und fällt nicht ab, wie bei anderen Modellen.
Der mitgelieferte Adapter für 58mm-Filtergewinde ist recht groß und behindert Blitz und AF-Hilfslicht etwas. Die Sonnenblende kann nur mitsamt Adapter verwendet werden, was den Platzbedarf der Kamera enorm erhöht.

Video: (+++ sehr gut)
***********************
Beim Filmen ist weiterhin Zoom(+) und AF(+) möglich und das so leise(+), dass es nur bei Aufnahmen in sehr ruhiger Umgebung ein wenig stört. Zusätzlich erzeugt die H5 ein leises Dauer-Geräusch, so lange das Objektiv ausgefahren ist. (-)
Die Aufnahmen kann man sich unkompliziert am Mediaplayer (+) oder direkt am TV ansehen.

Stromversorgung: (- -)
************************
2 Standardakkus Mignon AA (+) NiMh oberhalb 2000mAh mit sehr hoher Belastbarkeit nötig. Bei abgelagerten Akkus mit Kurzschlusströmen deutlich unter 10A verweigert die Kamera den Dienst völlig. (- -) Selbst die beigelegten Stamina-Hochleistungsakkus zeigen voll aufgeladen schon beim Aufnehmen von 3-5 Bildern, ggfs noch mit AF-Hilfslicht oder Blitz, schon Schwächen (Anzeige halb leer), erholen sich aber wieder, wenn man die H5 einige Minuten ausschaltet.
Das beigelegte Primitiv-Ladegerät ist außerdem nicht geeignet, die volle Leistung aus den Akkus zu holen, weil es keine Vorentladung kann. Ich benutze immer ein prozessorgesteuertes Gerät mit Analysedatenanzeige.
Sony empfiehlt in der Anleitung, die Akkus bei Schwäche zu ent- und neu aufzuladen. Aber das geht eben nicht mit dem beigefügten Gerät. (-)
Problematisch wird es, wenn Sie die Kamera nach Wochen aus dem Schrank nehmen und spontan losfotografieren wollen - dann müssen Sie immer zuerst stundenlang die Akkus laden. Bei Vielfotografierern (Urlaub / ich fast immer) geht es eher, weil ich z.B. so viele Bilder mache, dass ich sowieso alle paar Tage einen Satz Akkus laden muss. Wenn man Übung mit der Kamera hat und bei jedem Bild nicht lange herumfummelt, sind über 100 Bilder mit einem Satz frisch (!!) geladener Akkus möglich. Nach einem Monat Liegen evtl. noch 10-20 Bilder.

update: Bestätigt beim Einsatz in der Kälte, in den Bergen!
Ohne Blitz und Hilfslicht waren sogar 300 Aufnahmen mit frisch geladenem (mitgeliefertem) Akkusatz machbar.
Mit Kälte kommt die Kamera gut zurecht - hier haben andere Kameras oft grobe Probleme.
An die Batterieanzeige kann man sich gewöhnen und dann recht zuverlässig deuten.
Problematisch bleibt, viele Aufnahmen ohne Abschaltpause zu machen oder die Akkus wochenlang unbenutzt liegen zu lassen.

Speichermedium: (-)
***********************
teure "Memorystick duo", bzw. für brauchbare Filmaufnahmen "pro duo" Der interne Speicher fasst nur ein paar Testaufnahmen und ein Stick liegt nicht dabei. Memorystick (ohne duo) passt nicht.

Zoom (+++) und Bildstabilisator (++)
****************************************
die H5 hat einen beeindruckend guten Zoom(+) und einen wirksamen optischen Bildstabilisator(++), der durchaus 2-3 Belichtungsstufen mehr möglich macht und damit ein echter Gewinn ist. Für die Zoomgröße (12x) ist die Bildqualität des Objektivs in der Preisklasse einfach begeisternd(++). Im vollen Weitwinkel (6 bzw. 35KB) merkt man mitunter etwas mehr Vignettierung (Randabschattung), was bei typischen Landschaftsaufnahmen aber nicht auffällt. Der Otto-Normalverbraucher sieht das nicht! (Deshalb auch kein Minuspunkt)
Auf dem Display wird die Zoomstellung als Faktor angezeigt (angefangen bei 1x =35mmKB bis 12x=432mmKB und mehr bei digitalzoom) Sinnvolle Ergänzung ist der Smartzoom, der bei eingestellter geringerer Bildauflösung (5M, 3M) das 7M-Bild auf die kleinere Auflösung herunterzoomt, ohne bis dahin zu den üblichen schweren Einbußen zu führen. Für 3Mpix erreicht man z.B. 18x-Zoom. Die Zoomverstellung an direkten Ringen ist natürlich schneller und feinfühliger, aber auch schwerer und größer. Für einen Motorzoom ist die H5 gut ausgestattet, ein bisschen grobstufig einzustellen, aber wegen der 2 Geschwindigkeiten überdurchschnittlich schnell.

Autofokus (++)
****************
Der AF ist recht schnell und gründlich. Er läuft gewöhnungsbedürftig über den Schärfepunkt hinweg und springt dann zum optimalen Punkt zurück. Das ist aber gut am Display zu beobachten und funktioniert sehr genau (+) bei guter Geschwindigkeit(+). Für Sport-Actionfotografen auf große bewegliche Motive wird der AF wohl klar zu langsam sein(-).
Beim Zieleinlauffoto muss man sich mit voreingestelltem manuellem Fokus behelfen. Die Auslösung ist dann sehr schnell.
Die Mehrzohnen-Automatik arbeitet recht zielsicher. Nachhelfen kann man durch die Modi mittig/flexibel oder manuell, wobei flexibel erlaubt, einen Bildausschnitt, z.B. auf Stativ, unabhängig zu wählen und den AF-Fokuspunkt innerhalb des Ausschnittes zu verschieben. Das ist nett, aber nichts für den schnellen Schnappschuss.
Das AF-Hilfslicht ist sehr hell und wirksam. Es erlaubt Blitzaufnahmen praktisch noch im Stockdunklen mit erstaunlich präziser automatischer Scharfstellung (+)


Belichtung (+)
***************
Die Belichtung wird auch bei Vollautomatik recht intelligent gewählt (+) (incl. ISO). Durch Umschalten auf mittig, Spot oder fix ISO kann man nachhelfen. Dazu gibt es noch die üblichen Motivprogramme. Besonders praktisch ist ein kleines Einstellrädchen vorn unterm Auslöser, das im Programm-Modus ein Verschieben der Belichtungs/Blenden-Werte ohne Änderung der Belichtung erlaubt (falls genug Licht da ist). So kann man blitzschnellden Effekt verschiedener Motivprogramme nachbilden, ohne die wählen zu müssen. (+)
Leider ist die Verwackelwarnanzeige zu unspezifisch. Sie beginnt bei Bildern, die nur noch per (abschaltbarer) Steady-shot-Bildstabilisierung gut gelingen. Den kritischeren Punkt, an dem auch der "Stabi" nicht mehr genügt, kann man schwer schätzen - hier hätte eine abgestufte Anzeige mehr Wert gebracht.(-) Außerdem bekommt man häufiger als gewohnt Bilder mit Bewegungsunschärfe. Der Stabi hält den Chip zwar gut stabil, aber kann natürlich nicht verhindern, dass sich z.B. eine Person im Bild bewegt. Hier hilft nur eine Kamera mit besseren ISO-Werten oder größerer Optik (F 2,0 oder 1,4). Aber meist ist in den ISO-Angaben viel Werbeschmu.
Leider läst sich die Rauschunterdrückung nicht abschalten und keine Langzeitaufnahmen über 30 sec machen.
update: Bilder im Schnee neigen zu Überbelichtung / Ausfransen der Schneeflächen. Hier sind generell Kompromisse gefragt. ich habe häufig per Programmshift etwas abgeblendet, was mit oben erwähntem Rädchen bequem geht, allerdings Nachbearbeiten nötig macht. Spontane Reaktion von Frau und Kind: Die von der Programmautomatik gemachten Bilder gefallen besser als die (noch unbearbeiteten) abgeblendeten.

Blitz:
*****
viel Power (+), aber mit Neigung zu mittenbetonter Ausleuchtung bei Weitwinkel (-) und oft eher zu viel Power (Überbelichtung)(-), die man von Hand zurückkorrigieren muss. Die Blitzzuschaltung/Modiwahl ist schnell und einfach erreichbar(+).

Weissabgleich: (+)
********************
gern unterschätzt, aber für gute Bilder wichtig. Schön wäre eine direkte Taste dafür, daber das ist leider erst bei teureren SLRs zu erwarten. Man muss sich durchs Menü fummeln(-). Aber dann funktioniert er wirklich gut(+) und schnell(+), außerdem merkt sich die H5 die letzte Menüstellung, so dass man damit leben kann.
update: Spezialfall: Bei Schnee im Bergschatten funktioniert der Weißabgleich von Hand nicht gut (Blaustich). Die Automatik macht es besser. UV-Filter helfen nicht.

Bildqualität: (Objektiv ausgezeichnet / Chip gut)
***************************************************
Das Objektiv liefert sehr gute und farbgetreue Abbildungen in allen Brennweiten, gemessen an dieser Preisklasse. (+++) Leider kommt bei schwächerem Licht schnell deutliches Bildrauschen (-) dazu. Die Kamera setzt die ISO-Empfindlichkeit hoch (wenn man das nicht selbst festsetzt) und ab ISO 400 sind Aufnahmen schon minderwertig, ISO800 und 1000 sind nur dummer Werbegag (-) und eher lästig, weil man diese Bilder sowieso löscht. Schön wäre eine Möglichkeit, die automatische ISO-Einstellung nach oben begrenzen zu können, damit man 400 und mehr ausschließen kann. Geht leider nicht - nur Festeinstellen Isowert. Damit entgeht einem aber die eigentlich recht intelligente automatische ISO-Einstellung der Kamera. (+)
Aber mal ehrlich: Welche Kamera in der Größen- und Preisklasse macht weniger Bildrauschen? Eventuell noch eine Fuji 6500 (größer/schwerer), aber das wars dann auch. Wer mehr will, braucht einen größeren Chip -> größere Optik -> mehr Gewicht -> viel mehr Preis.

Vom Diplom-Physiker: Mal ehrlich:
*************************************
Ich lese in Foren immer mal wieder ".. meine Kamera macht keine Farbfehler oder Aberrationen ... " Das heißt natürlich nur nur, dass der jeweilige Autor das nicht sieht oder nicht weiß, was das ist. Die H5 macht für den Normalgebrauch wirklich sehr wenig Aberration (Farbränder z.B.), aber natürlich nicht keine. Wer es probieren will, nimmt einfach mal bei hellem Tageslicht eine weiße Hauswand mit knallschwarzem Fachwerk oder knallig schwarzer Schrift auf weißem Grund auf und vergrößert das Foto auf 800 oder 1600% am Bildschirm. Da zeigen sich 3-5 Pixel breite Farbränder. Die Abbildungsqualität sinkt hier also effektiv auf unter ein halbes Megapixel!! Das ist aber bei anderen vergleichbaren Kameras nicht besser und fällt auf einem 10x15-Abzug absolut nicht auf. Wer mehr will, muss eine SLR mit großem Chip und mit superteurem Wechselobjektiv in 4stelliger Europreisklasse und mit Fixbrennweite oder max geringem Zoom (2x) nehmen.
Damit wollen wir doch nicht vergleichen, oder?

Software: (-)
*************
Die mitgelieferte Viewer Software zeigt auf XP die Fotos übersichtlich nach Datum mit Exif-Daten der Aufnahmeeinstellungen wie Zeit, Blende, Brennweite usw. und mit Animationsspielereien an. (+) Bearbeitung ist nur ganz gering möglich (Belichtung, Schärfe, rote Augen, Zuschneiden) Nicht mal Löschen einzelner Fotos geht so. Das ist sehr mäßig.(-) Hierfür gibts einen Stern Abzug bei der Ausstattung.
Sony bietet Downloads online an. Dazu muss man sich mit der Geräte-Seriennummer registrieren. (update 3. 2.:) Der Download lohnt nicht. Es ist noch ein anderer, ebenfalls simpler Viewer. (-) Schade.

Bedienungsanleitung:
************************
gedruckt, übersichtlich, kompakt, aber auf das Nötigste beschränkt. Man sollte hier keinen Ersatz für ein Fachbuch über digitale Fotografie erwarten. (Bei Minolta wurde da mehr geboten)

gratuliere!
Sie habens geschafft - den ganzen langen Artikel gelesen - oder etwa nicht ;)
(Bilder kommen gleich - muss sie für yopi kleiner machen)

Wünsche Allen immer gutes Licht und volle Akkus!