Das Phantom der Oper (DVD) Testbericht

Seit ich denken kann, habe ich das Phantom der Oper gehört und gemocht. Eine Aufführung habe ich aber bis vor etwa einem Jahr nie sehen können. Entsprechend begeistert war ich, als das Musical vor zweieinhalb Jahren verfilmt wurde. Ich hab den Film zweimal im Kino gesehen und mir dann die DVD gekauft.


DER FILM
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DER HINTERGRUND
Das Phantom der Oper ist eins zu eins die Verfilmung des Musicals von Andrew Lloyd Webber, das 1986 uraufgeführt und seitdem von etwa 80 Millionen Menschen in aller Welt live gesehen wurde. (Nur nicht von mir!) Das Musical wiederum basiert auf dem 1939 erschienen Roman Le Fantôm de l'opéra von Gaston Leroux.
Diese ist zwar nicht die erste Verfilmung des Stoffes, aber die erste Verfilmung des Musicals.

DIE STORY
Paris, Ende des 19. Jahrhunderts. In der Opéra Populaire herrscht Aufregung: Der alte Direktor wird von zwei Emporkömmlingen abgelöst, die auch einen Mäzen auf ihre Seite gezogen haben: Raoul, Compte de Chagny, jung und hübsch (und reich, nicht zu vergessen). Gleich bei der ersten Probe, die die neuen Direktoren und Raoul miterleben, gibt es Probleme mit der Diva. Es existiert keine Zweitbesetzung, und so singt Christine, ein Ballettmädchen, am Abend die Oper. Ein Triumph nicht nur für Christine, sondern auch für die Direktoren, denn Christine wird vom Publikum frenetisch gefeiert. Raoul sieht das Mädchen und erinnert sich an sie: als Kinder waren sie unzertrennlich gewesen. Auch Christines Lehrer sieht sie: das Phantom, das sich ihr noch nie gezeigt hat. Eifersüchtig wacht er über Christine und über das Opernhaus. Als nun beide drohen von Raoul erobert zu werden, beginnt das Phantom um sie zu kämpfen. Die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen: das Phantom zeigt sich (mit Maske) in der Öffentlichkeit, Aufführungen enden als Farce und Menschen sterben. Als Raoul schließlich vorschlägt, sich des Phantoms durch einen Trick zu entledigen, kulminiert die Anspannung während der Uraufführung der vom Phantom komponierten Oper Don Juan...

DIE MUSIK
Die Musik ist wie bereits erwähnt eins zu eins die des Musicals von Andrew Lloyd Webber. Zwar ist eine Szene gekürzt worden, aber im Grunde sind Film und Musical in musikalischer Hinsicht identisch. Einzige Ausnahme: der obligatorische Song zum Abspann, der neu ist; auch er ist aber von Andrew Lloyd Webber. Die Musik ist symphonisch, an vielen Stellen wirklich opernhaft. Der Gesang an sich allerdings ist bis auf einige wenige Szenen musicalhaft, was das Verständnis natürlich enorm erleichtert und mir die Musik persönlich auch leichter zugänglich macht. Herauszuheben ist Webbers Themenarbeit. Die Themen der einzelnen Personen werden immer wieder aufgegriffen, verarbeitet, kombiniert. Insgesamt ist die Musik sehr, sehr intensiv. Ich würde fast behaupten sie sei die intensivste Musik, die ich kenne. Die Lyrics sind auch auf Deutsch nur an sehr wenigen Stellen unschön; meist ist die Übersetzung (die ja die Gleiche wie im Musical ist) passend und lyrisch.
Die Stimmen der deutschen Synchronisation finde ich sehr, sehr schön. Die Stimme der Christine ist gewöhnungsbedürftig, weil sie so wahnsinnig lieblich ist. Aber nach den ersten Tönen (die mich erstmal verwirrten) fand ich sie wunderbar passend. Sie spiegelt Christines Naivität, Jugend und auch ihre Fähigkeit zu Liebe und Leidenschaft hervorragend wider. Auch die Stimme des Phantoms fand ich gewöhnungsbedürftig, aber auch sie ist sehr passend. Ich habe auch den Soundtrack zum Film und immer wieder fällt mir auf, wie hasserfüllt die Stimme klingen kann und wie sanft und warm.

SCHAUSPIELER, KOSTÜME UND INSZENIERUNG
Alles davon fand ich hervorragend. Die Besetzung ist perfekt: Christine ist (besonders auf den zweiten Blick) zerbrechlich, schön und sinnlich. Genau wie die Musik es fordert. Das Phantom ist wahnsinnig gut aussehend so lange es die Maske trägt. Da ich mir das immer genau so vorgestellt hatte, war ich auch davon begeistert. Auch Raoul passt genau in meine Vorstellung, er sieht aus wie ein junger Adliger in dieser Zeit in meiner Vorstellung auszusehen hat. Die schauspielerische Leistung ist ebenso gut. Die Verzweiflung der Protagonisten ist absolut glaubhaft. Besonders die sicherlich schwierig darzustellenden Stimmungsschwankungen des Phantoms sind glaubwürdig. Was mich ein bisschen gestört hat, ist dass das Phantom so oft den Mund geöffnet hat.
Die Kostüme und die Inszenierung sind ebenfalls sehr passend. Es ist eine klassische Verfilmung. Alles ist so, wie es wohl wirklich gewesen sein könnte (oder zumindest wie Leroux es sich vorgestellt haben könnte). Besonders schön sind Christines Kleider. Gefallen hat mir auch der Zorro-Umhang des Phantoms, ebenso wie die schönen und sinnlichen Bilder (z. B. die Aufnahme eines Friedhofes im Morgennebel). Die gesamt Inszenierung wandelt ständig auf dem Grat zwischen Romantik und Kitsch. Für mein Empfinden ist sie auf der Romantik-Seite geblieben.


MEINE ERFAHRUNGEN
Ich habe diesen Film geliebt. Die Darstellung ist klassisch (ich weiß nicht, ob ich eine moderne Darstellung gemocht hätte) und die Musik so schön, wie sie schon immer gewesen ist. Ich habe alle Charaktere sofort akzeptiert, obwohl ich in meinem Kopf natürlich ganz andere Bilder hatte (Christine hatte ich mir beispielsweise blond vorgestellt, im Film ist sie dunkelhaarig). Alles ist so romantisch und intensiv. Seit ich den Film gesehen habe, singe ich ständig die Musik vor mich hin und verbringe Stunden mit Träumereien. Der Film ist mindestens in der Top 3 meiner persönlichen Lieblingsfilme gelandet, wenn nicht sogar auf Platz 1. Ein wenig irritierend (aber nicht wirklich störend) fand ich einige Ungereimtheiten. Warum läuft Christine mitten im Winter mit einem Nachthemd und einem halbdurchsichtigen Mantel darüber auf dem Friedhof rum? Warum kommen vor der Erfindung der Elektrizität brennende Kerzen aus dem Wasser? Und so weiter. Man darf diesen Film nicht mit analytischem Blick betrachten, sonst ist er wahrscheinlich fürchterlich. Ein bisschen romantisch veranlagt muss man schon sein, um ihn zu mögen. Trotz dieser Kleinigkeiten gebe ich dem Film aber fünf Sterne. Was die Macht hat mich so zu berühren, kann unmöglich schlechter bewertet werden. Aber ich würde nicht jedem raten, reinzugehen. Nur Leuten, die bereit sind, sich wenigstens ein kleines bisschen auf das einzulassen, was der Film meiner Ansicht nach wirklich ist: ein wunderschönes, gesungenes Märchen.


DIE DVD
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Von der Ausstattung der DVD war ich dafür etwas enttäuscht. Es gab in meiner Limited Edition zwar ein nutzloser Swarovski-Aufkleber in Form der Maske des Phantoms, aber davon abgesehen hat die DVD nicht viel zu bieten: Tonspur in Englisch und Deutsch (die englische Tonspur hat ja auch andere Sänger und ist deswegen sehr interessant), dt. Untertitel, hübsche Aufmachung im Pappschuber - das war's. Leider gibt es keinerlei Specials, über die ich berichten könnte; kein Making-Of, keine Interviews (gerade eines mit Andrew Lloyd Webber hätte mich interessiert), nichts über die Adaption des Musicals.