Der dunkle Wächter (gebundene Ausgabe) / Carlos Ruiz Zafón Testbericht

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ab 9,70
Auf yopi.de gelistet seit 10/2009
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Summe aller Bewertungen
  • Handlung:  sehr spannend
  • Niveau:  durchschnittlich
  • Unterhaltungswert:  hoch
  • Spannung:  sehr hoch
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Stil:  sehr ausschmückend

Erfahrungsbericht von Hedwig_2010

Dem Bösen sollte man eben nichts versprechen

5
  • Handlung:  sehr spannend
  • Niveau:  durchschnittlich
  • Unterhaltungswert:  hoch
  • Spannung:  sehr hoch
  • Humor:  kein Humor
  • Stil:  ausschmückend
  • Zielgruppe:  jedermann

Pro:

Jugendroman, der fesselt und wohliges Gruseln erzeugt

Kontra:

Nichts

Empfehlung:

Ja

Carlos Ruiz Zafón ist ja nun schon länger eine feste Größe im Buchmarkt. Sein großer Durchbruch gelang ihm mit den beiden Romanen "Der Schatten des Windes" und "Das Spiel des Engels". Das vorliegende und vor kurzem erst wieder neuaufgelegte Buch "Der dunkle Wächter" richtet sich eher an jugendliche Leser und Fans dürfen sich schonmal freuen, denn auch die beiden anderen schaurig-schönen Jugendromane "Der Fürst des Nebels" und "Der Mitternachtspalast " wurden neu aufgelegt und für Jugendliche ab etwa 12 Jahren gedacht, wo ich persönlich sie allerdings nicht einordnen würde, denn manche Szenarien haben es doch etwas in sich, so dass mir eine Altersstufeneinordnung ab 16/17 doch etwas passender erscheinen würde. Allerdings werden Eltern die Belastbarkeit ihrer Sprößlinge hoffentlich selbst am besten einschätzen können, so dass nicht zu befürchten ist, dass das Lesen dieses Romans zu angstdurchwachten Nächten führen würde. Seine Jugendbücher sind zwar ungeheuer spannend, aber dem Leser bleibt doch bewußt, dass es sich eben um Gruselstories und Fiktionen handelt.

Bei Märchen würde schließlich auch nie jemand auf die Idee kommen, irgendetwas davon sei wahr und dennoch liest man sie ja sogar Kleinkindern vor oder erzählt sie ihnen. So, wie bei Märchen oft eine Moral daherkommt, hat meiner Ansicht nach auch Zafón mehr zu bieten als uns Lesern nur eine temporäre Gänsehaut zu verschaffen, aber dazu ausführlicher im Fazit. Zunächst möchte ich erstmal "Der dunkle Wächter" aus der Trilogie der Jugendromane Zafóns vorstellen. "Der dunkle Wächter" müßte übrigens eigentlich den Buchtitel "Die Septemberlichter" tragen, denn der Originaltitel heißt "Las Luces de Septiembre" und ergäbe damit eigentlich auch mehr Sinn. Doch dazu später etwas mehr.

Doch nun zunächst wieder:

Die sachlichen Buchdaten:

Autor: Carlos Ruiz Zafón
Titel: Der dunkle Wächter
Originaltitel: Las luces de septiembre
Erschienen: Neu aufgelegt 23. November 2009
Verlag: Fischer FJB
ISBN-10: 3596853885
ISBN-13: 978-3596853885
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Seitenanzahl: 352
Einband: HC
Größe und/oder Gewicht: 21 x 13,6 x 4 cm

Autorenportrait:

Da ich über den Autor schon bei "Der Fürst des Nebels" ausführlicher berichtet habe, bitte ich bei Interesse dort nachzulesen. Alternativ kann natürlich auch die Homepage des Autors selbst Aufschluß geben: www.carlosruizzafon.de

Eine Leseprobe zum vorgestellten Buch ist hier zu finden: www.fischerverlage.de/media/fs/308/LP_978-3-596-85388-5.pdf

Buchcover und allgemeine Gestaltung:

Das Buchcover zeigt einen Leuchtturm bei Nacht und stimmt den Leser schon atmosphärisch darauf ein, dass es bei dem vorliegenden Roman wohl um eine etwas unheimliche Geschichte gehen wird, wo ein Leuchtturm vermutlich eine Rolle spielt. Solche einsam gelegenen Orte regen die Fantasie des Lesers an, aber zugleich auch die Neugier und man geht schon mit einer gewissen Erwartungshaltung an den Roman heran.

Mit meinen Worten:

Das Geschehen ist in Frankreich im Sommer des Jahres 1937 angesiedelt: Nach dem Tod ihres Mannes, der ihr einen Haufen Schulden hinterlassen hat, verlässt Simone Sauvelle gemeinsam mit ihren Kindern Dorian und Irene die Hauptstadt Paris. Ein alter Freund der Familie hat Mutter Simone in einem kleinen Fischerdorf an der normannischen Küste eine sehr gute Stelle als Haushälterin des Spielzeugfabrikanten Lazarus Jann verschafft und zunächst scheint es auch so, als ginge es bei den Sauvelles nun langsam wieder aufwärts. Nach der schweren Zeit in Paris, wo Dorian sich als Laufbursche verdingte anstatt in die Schule zu gehen und Irene ohne Wissen der Mutter in einem Tanzlokal etwas zum heimischen Unterhalt dazuverdiente, erscheint ihnen der kleine Ort am Meer ein perfekter Ort für einen Neuanfang in ein geregelteres Leben zu sein.

Dorian durchstreift die Gegend und geht seiner Begeisterung für die Karthographie nach, Mutter Simone ist von dem seltsamen Charme des Landgutbesitzers Lazarus Jann, der sich als äußerst großzügig erweist, recht angenehm berührt und macht sich immer weniger Gedanken um skurrile Schrullen von ihm. Ihre Pflichten sind präzise umrissen und betreffen hauptsächlich administrative Aufgaben. Simone empfindet ihre Tätigkeiten mehr als Erholung und stört sich daher überhaupt nicht an einigen seltsamen Anweisungen von Lazarus Jann.

So dürfen zwar alle einen großen Teil des Landsitzes Cravenmoore nicht betreten, weil im gesamten Westflügel des Anwesens angeblich Lazarus Janns schwerkranke Frau weilt und nicht gestört werden darf. Außerdem treffen sie überall im Haus auf die zahllosen mechanischen, teilweise unheimlichen und makaberen Puppen/Werke, die Lazarus fertigt. Sogar über einen mechanischen Butler mit Namen Christian verfügt er. Aber es gelingt ihnen lange, einige unheimliche Merkwürdigkeiten - Dorian meint z.B. einmal kurz gesehen zu haben, dass der Körper des Hausherren gar keinen Schatten wirft - zugunsten eines geregelten, finanziell abgesicherten Lebens auszublenden.

Tochter Irene lernt über die quirlige Köchin Hannah deren Cousin, den Fischersohn Ismael kennen und verlebt mit ihm ihre erste zarte Liebe. Sie verbringt folgerichtig viel Zeit mit ihm in seinem Wohnort, er nimmt sie auf seinem Boot mit, zeigt ihr den alten Leuchturm, macht mit ihr Ausflüge zu einer geheimen Bucht und Fledermausgrotte. So erfährt sie von den Legenden um die unheimlichen Septemberlichter, die man angeblich im verlassenen Leuchtturm vor der Küste sehen kann und einige andere Gruselstories von einer verschwundenen jungen Frau, die vor Jahren mit einem Boot dort den Tod gefunden haben soll.

Als jedoch eines Tages im Wald die Leiche von Hannah gefunden wird, scheinen die Gruselstories gar nicht mehr nur nette Schauergeschichten am Kamin zu sein und der Landsitz Cravenmoore inklusive seines skurrilen Besitzers vermutlich doch ein sehr düsteres Geheimnis zu bergen. Alle seltsamen Ungereimtheiten, die bisher nicht großartig beachtet wurden, erscheinen plötzlich in einem anderen Licht: was für Briefe bekommt zum Beispiel der Hausherr aus Deutschland, die Simone nicht öffnen darf, obwohl sie sonst seine gesamte Post sogar sofort erledigen soll. Warum sind die Geschichten, die Lazarus Dorian aus seiner Kindheit erzählt, so traurig und was ist wirklich mit Lazarus Ehefrau? Ist doch etwas Wahres dran an den Gerüchten über eine Mordserie, die sich um das Landgut Cravenmoore ranken? Irene, Ismael, Dorian und Simone wollen der Sache auf den Grund gehen und begeben sich dadurch selbst in tödliche Gefahr.

Mehr sollte man nicht verraten, außer dass Carlos Ruiz Zafón meiner Meinung nach zu den Schriftstellern gehört, die durch ihre Schreibkunst Atmosphären schaffen können, die ihresgleichen suchen. Da stimmt eben einfach alles und man kann einfach nicht aufhören, seine Bücher zu lesen...auch, wenn dadurch mal anderes liegen bleibt.

Stilistische Besonderheiten:

Wie bei jedem Band dieser Trilogie hat Zafón auch hier wieder die Perspektive des auktorialen Erzählers gewählt, die es dem Autor nicht nur erlaubt, zwischen den Protagonisten hin und her zu springen, sondern auch deren Gefühle und Eindrücke wieder zu geben und sogar ab und an ironisch zu kommentieren. Zusätzlich beschreibt Zafón die Umgebung wieder sehr bildhaft und mit einer sprachlichen Schönheit, die einfach ihresgleichen sucht. Wenn Zafón zum Beispiel einen Wald im Nebel beschreibt, kann man sich immer erst gar nicht vorstellen, dass es dort auch etwas Böses geben könnte, so detailverliebt und geradezu idyllisch beschreibt er die Umgebung. Aber man ahnt zumindest, dass es auch etwas Böses darin geben kann und ist dann seltsamerweise auch gar nicht so überrascht, wenn es tatsächlich sichtbar wird, denn eine Art warnender Unterton schwingt immer mit. Mehr dazu im Fazit.

Fazit:

Auch dieser Roman hat einen Spannungsbogen aufzuweisen, der seinesgleichen sucht. Ähnlich wie z.B. in Hitchcocks "Die Vögel" beginnt die Geschichte gemütlich, gemächlich, ja schon fast idyllisch und nimmt - nach dem ersten gruseligen Vorkommnis, das den Leser (und die Protagonisten) stutzig werden lässt - immer mehr Fahrt auf, bis man so gebannt liest, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann, bevor man es durch hat.

So sehr man Simone und ihren Kindern nach dem Tod des Vaters und Ehemanns und der damit verbundenen harten Zeit gönnt, dass sie sich plötzlich scheinbar auf der Gewinnerseite wiederfinden, so stark vermutet man natürlich - zumal, wenn man schon mal einen Roman von Zafón gelesen hat - dass dieser Glückszustand gewiß nicht allzu lange andauern kann. Zafón spielt - genau wie ein Märchenerzähler - geradezu mit den Ängsten, den Vorurteilen und dem Aberglauben der Leser. Seine Jugendromane spielen allesamt in einer Zeit, in der besonders einfache Menschen noch alles suspekt fanden, was irgendwie anders war. War jemand nur verschroben oder hatte merkwürdige Angewohnheiten, wurde oft Teufelswerk oder ähnliches dahinter vermutet.

Natürlich sind wir heute generell wohl aufgeklärter zu nennen, doch Naturgewalten zumindest stehen wir immer noch recht hilflos gegenüber und trotz aller hochtechnisierten Umwelt ist es doch oft verblüffend, wie sich Aberglauben in menschlichen Seelen hält. Anscheinend kann der Mensch per se nicht alles nur rational sehen, sondern lässt sich oft nur allzu gerne dazu verleiten, an Übersinnliches und Okkultes zu glauben. Zumindest so lange kein Gegenbeweis erfolgt ist. Vielleicht befriedigt ein wenig "Seemannsgarn" ja irgendwelche tief verankerten Bedürfnisse im Menschen? Zumindest lässt man sich von einem guten Schriftsteller (ob er nun Stephen King, J.R.R. Tolkien oder Carlos Ruiz Zafón heißt) ganz gerne mal dazu verleiten, anzunehmen, es gäbe doch zwischen Himmel und Erde ein bißchen mehr als es unser nüchterner Verstand vermuten lässt.

Kurzum: Ich persönlich gönne mir gerne ein bißchen Gänsehaut, wie sie dieser Schriftsteller durch solche Gruselstories hervor zu rufen versteht, in dem sicheren Wissen, dass sie eben nur Fiktion sind und es blutrünstige, Menschen aufschlitzende Psychopathen - wie sie heutzutage in allzu vielen effekthaschenden Thrillern vorkommen - doch eher seltener gibt. Zafóns Jugendromane würde ich persönlich als Geschichten für ältere Jugendliche oder Erwachsene einstufen, bei denen man halt weiß, dass es sich nur um "Seemansgarn" handelt und sich weiterhin im warmen Wohnzimmer oder Bett geborgen fühlen kann.

Von mir bekommen Zafóns Jugendromane jedenfalls eine uneingeschränkte Leseempfehlung, weil sie schlicht und ergreifend fesselnd erzählt sind und hervorragend unterhalten.

Herzlichen Dank für das Lesen und Bewerten meines Berichts

Hedwig_2010

38 Bewertungen, 15 Kommentare

  • anonym

    17.05.2013, 00:01 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    BW und LG!!!

  • Herr_Tom

    14.04.2013, 10:43 Uhr von Herr_Tom
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gruß Thomas

  • KatzeLucy

    20.03.2013, 19:33 Uhr von KatzeLucy
    Bewertung: besonders wertvoll

    toll, liebe Grüße

  • Teddy1958

    20.03.2013, 14:27 Uhr von Teddy1958
    Bewertung: besonders wertvoll

    ich liebe gruseliges :-) sehr gut beschrieben LG Marion

  • anonym

    15.03.2013, 10:56 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    b w

  • anonym

    10.03.2013, 00:17 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    Lieber Gruß

  • anonym

    08.03.2013, 19:27 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    LG Damaris

  • knuddelfire

    06.03.2013, 13:28 Uhr von knuddelfire
    Bewertung: besonders wertvoll

    einen schönen Mittwoch LG

  • Juri1877

    05.03.2013, 23:12 Uhr von Juri1877
    Bewertung: besonders wertvoll

    Bw auch wenn ich nicht unbedingt ein Gruselfan bin

  • XXLALF

    05.03.2013, 22:16 Uhr von XXLALF
    Bewertung: besonders wertvoll

    ...und liebe grüße

  • Lale

    05.03.2013, 21:41 Uhr von Lale
    Bewertung: besonders wertvoll

    Allerbesten Gruß *~*

  • Golf1Susy

    05.03.2013, 21:27 Uhr von Golf1Susy
    Bewertung: besonders wertvoll

    Schön berichtet. LG Susy

  • sammelmeilen

    05.03.2013, 19:40 Uhr von sammelmeilen
    Bewertung: besonders wertvoll

    gerne bw & lg Antje

  • anonym

    05.03.2013, 18:59 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    Super Bericht! :)

  • Clarinetta2

    05.03.2013, 18:37 Uhr von Clarinetta2
    Bewertung: besonders wertvoll

    ds ist schon ein interessanter autor-toppbericht-bw