Erbarmen (gebundene Ausgabe) / Jussi Adler-Olsen Testbericht

ab 9,74
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Summe aller Bewertungen
  • Handlung:  sehr spannend
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  hoch
  • Spannung:  sehr hoch
  • Humor:  durchschnittlich
  • Stil:  sehr ausschmückend

Erfahrungsbericht von yopalf

Gut zu lesen

4
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  sehr gering
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Humor:  sehr humorvoll
  • Stil:  ausschmückend
  • Zielgruppe:  jedermann

Pro:

schöne Sprache, amüsant zu lesen

Kontra:

Spannung könnte ausgeprägter sein

Empfehlung:

Ja

Titel des Werks: Erbarmen

Deutscher Taschenbuch Verlag
14,90 EUR

Das Buch ist in den Medien ja sehr präsent. Man liest auch, es ähnele den Werken von Stieg Larsson. Nun kenne ich aber gar nichts von Stieg Larsson. Und dann stand auch noch im Klappentext, es handele sich um ein eher schockierendes Werk mit atemberaubender Spannung. Kurz, ich weiß nicht, warum ich angefangen habe, es zu lesen. Aber ich habe es getan und berichte nun hier, wie es mir dabei ergangen ist...

Aber vorher ein paar Daten.

Der Autor:
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Jussi Adler-Olsen, aus Dänemark, geboren 1950. Er veröffentlicht sei 1997 Kriminalromane, der ganz große Erfolg kam aber erst mit eben diesem Werk "Erbarmen".


wesentliche Personen:
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Carl Mörck (alle durchgestrichenen dänischen Os in den Namen habe ich durch ö ersetzt) - Ermittler im Sonderdezernat Q

Merete Lyngaard - aufstrebende dänische Politikerin
Uffe - Meretes schwerstbehinderter Bruder
Assad - Mörcks Assistent
Marcus Jacobsen - Chef der Mordkommission
Lars Björn - sein Stellvertreter
Hardy Henningsen - ehemals Mitglied in Mörcks altem Team, jetzt als Pflegefall im Krankenhaus

diverse wichtige Personen, die lange Zeit nicht klar auszumachen sind und deshalb hier nicht genannt werden können.

Die Handlung:
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wird hier nur soweit wiedergegeben, dass die Spannung erhalten bleibt.

Der polizeiliche Teil der Geschichte beginnt bei der Polizei Kopenhagen. Carl Mörck, ein zuvor recht erfolgreicher, wenn auch sehr eigenwilliger Ermittler, zeigt nach einer Wiedereingliederung im Anschluss an eine Erkrankung alle Züge des Burn-Out-Syndroms. Die Erkrankung ging auf einen dramatischen Fall zurück, in dem Mörck mit seinem dreiköpfigen Team in große Bedrängnis geriet und dieses als einziger körperlich weitgehend unversehrt überstand. Ein Teammitglied ist tot, Hardy Henningsen, der Dritte, liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Nach den letztlich nicht mehr zu klärenden Einzelheiten könnte man Mörck eine gewisse Schuld am dramatischen Ausgang zuschreiben, auf jeden Fall zehrt die Sache an ihm.

Mörcks Wiedereingliederung stellt die leitenden Beamten (Jacobsen und Björn) vor ein großes Problem, dem sie sich durch einen auf den ersten Blick geschickten Schachzug entziehen: Aus der Politik wird eine größere Summe Haushaltsmittel bereit gestellt, um alte, brisante Fälle aufzurollen. Die Polizeichefs ernennen Mörck kurzer Hand zum Chef des neuen Sonderdezernats Q, zweigen fast alle Haushaltsmittel aber für die allgemeine Polizeiarbeit ab.Sie haben aber nicht damit gerechnet, dass Carl Mörck einflussreiche politische Freunde hat und ihnen auf die Schliche kommt.

Mörck wird in eine bessere Abstellkammer im Keller abgeschoben, erst nach Mahnung wird ihm wenigstens ein Mann für alle Fälle zugeteilt, der praktisch als Putzmann und Chauffeur bei ihm anfängt. Assad, so heißt dieser Mann aus dem Nahen Osten, entwickelt jedoch eine ungeahnte Dynamik und treibt anfangs den ermatteten Kommissar mehr oder weniger an die Arbeit.

Ein zweiter Teil der Handlung, der eigentlich fünf Jahre zurückliegt, dreht sich im Wesentlichen um die junge, aufstrebende Abgeordnete Merete Lyngaard. Privat lebt sie etwas skurril ausschließlich mit ihrem jüngeren, schwerbehinderten Bruder Uffe zusammen, was sich im Folgenden zumindest teilweise durch die weit zurückliegende gemeinsame Geschichte erklärt. Bei einem Autounfall in ihrer Kindheit haben sie beide Eltern verloren, gleichzeitig wurde Uffe so schwer verletzt, dass er dauerhaft geschädigt war und seitdem auch nicht mehr spricht.

Beide Teile der Handlung werden im Wechsel erzählt, zwar unter Angabe der jeweiligen Jahreszahl, aber dennoch etwas verwirrend.

Darüber hinaus weiß der Leser aus dem Prolog von Anfang an, dass Merete irgendwo gefangen gehalten wird. Das ist jedoch nicht der Informationsstand der Polilzei, bei der Merete lediglich als verschwunden geführt wird. Wie sich später herausstellt, hat eine Versicherung sogar eine Versicherungssumme ausgezahlt, weil Merete für tot erklärt wurde.

Der Roman bezieht seine Spannung nun aus mehreren Quellen. Zum einen fragt sich der Leser, wer Merete denn wohl gefangen hält: abgewiesene Verehrer, größenteils aus der Poliitk? Konkurrenten aus der Politik (eigene Partei und Parteifremde) jemand aus dem privaten Kreis?
Sehr verdächtig auch ein Pharmaunternehmer, der sich anscheinend kurz vor ihrem Verschwinden mit Merete getroffen hatte.

Wo liegt das Versteck?

Des weiteren besteht die Möglichkeit, dass Merete sich vielleicht selbst befreit - oder sich selbst das Leben nimmt, um eventuelle schlimmere Absichten der Entführer zu vereiteln..

Und natürlich die Hauptfrage: Kommt Carl mit seinem unermüdlichen Assistentin auf die richtige Fährte, dass Merete, die angeblich durch einen Unfall auf einer Schiffsfahrt nach Deutschland verschwunden und wahrscheinlich zu Tode gekommen ist, noch lebt und sich in höchster Gefahr befindet? Carl Mörck stößt auf ganze Berge schlampiger Vorermittlungen und geht auf recht unkonventionelle Weise vor. Das Bewegenste dabei sind die Versuche, Uffe in die Ermittlungen mit einzubeziehen und ihn womöglich zum Reden zu bringen. Und nebenbei löst er so im Vorbeigehen noch die aktuellen Fälle seiner Kollegen, die auch dort so vor sich hin stümpern. Da kommt er mir so ein bisschen vor wie früher Old Shatterhand ;-)

Trotz all dieser Spannungsfelder ist der Roman vor allem im ersten Teil recht beschaulich und nach meiner Einschätzung höchst amüsant. Das Sonderdezernat Q arbeitet so ganz anders, als man es von einer Polizeitstelle erwarten würde... Gerade das hat mir aber sehr gut gefallen.

Hierzu eine kleine Leseprobe:
Assad, der als Muslim regelmäßig mit Gebetsteppich betet, hat sich bisher bei der Bestimmung der Himmelsrichtung am nicht funktionierenden Kompass orientiert. Carl bringt ihm nun einen exakten Lageplan:

""Hier", sagte Carl und deutete auf den Plan, den er vor Assad hingelegt hatte."Hier siehst du die Wand da, und dort liegt dein Gebetsteppich. Und hier siehst du also den Pfeil, der nach Norden zeigt. Jetzt kannst du deinen Teppich genau ausrichten.."

Aus Assads Augen sprach Erstaunen. Und Respekt. Aus Carl und ihm würde schon noch ein gutes Team werden..

"Du hast zwei Anrufe bekommen. Ich habe beiden erzählt, dass du sie gern zurückrufts." "Ja?"
"Dieser Heimleiter aus Fredrikssund und noch eine Dame, die spricht, wie eine Maschine, die in Metall schneidet."

Carl seufzte. "Das ist Vigga, meine Frau.""

Dramatisch sind natürlich auch die Einblendungen aus Meretes Gefängnis, das Katz- und Maus-Spiel mit den Entführern, ihre Ängste und die Reaktionen der Gegenseite. Die Frage, ob der geschilderte Ablauf über 5 Jahre so auch nur einigermaßen vorstellbar ist, hat sich aber nicht nur mir aufgedrängt. Es wirkte für mich doch etwas konstruiert.

Ja, und die weiteren Fragen muss der interessierte Leser jetzt selbst im Werk erkunden.

Mein Fazit
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Eine sehr schön erzählte, in Teilen sehr humorige Geschichte mit gelegentlichen Schauerelementen. Im Ganzen spannend, aber für meinen Geschmack nicht übermäßig. Ob die tatsächliche Lösung zwangsläufig früh erraten werden konnte, wie ich schon in anderen Besprechungen gelesen habe, weiß ich nicht. Ich habe es nicht so schnell herausgefunden. Aber das war mir ohnehin nicht so wichtig.

Der zweite Fall von Carl und Assad ist auch schon auf dem Markt, Ich werde ihn auch lesen.




Dieser Bericht erscheint bei dooyoo und bei yopi, evtl auch bei ciao.

39 Bewertungen, 5 Kommentare

  • Lakisha_1

    07.02.2011, 08:55 Uhr von Lakisha_1
    Bewertung: sehr hilfreich

    schön berichte. freue mich über deine Gegenlesung.

  • Lale

    06.02.2011, 22:44 Uhr von Lale
    Bewertung: sehr hilfreich

    Allerbesten Gruß *~*

  • katjafranke

    06.02.2011, 21:54 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Einen lieben Gruß, KATJA

  • Matze081

    06.02.2011, 21:24 Uhr von Matze081
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöne Grüße aus Greifswald ;)

  • sigrid9979

    06.02.2011, 21:22 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich wünsche einen schönen Sonntag Abend