Babywelt Oregon GT6 Testbericht

Einige Monate bevor unser Sohn geboren wurde, haben wir angefangen uns Gedanken über einen Kinderwagen zu machen. Sicher kann man für einen Kinderwagen locker vierstellige Beträge ausgeben, aber ob das Geld dann auch gut angelegt ist? Wir waren davon nicht überzeugt. Vermutlich denken viele Eltern, „was nichts kostet ist auch nichts…“ Um das vorweg zu nehmen, in diesem Fall konnte ich die These grundsätzlich nicht bestätigen.

Unser Ziel war, für wenig Einsatz möglichst viel Kinderwagen zu erhalten. Auf der Suche danach durchstöberten wir viele Babyausstatter. Aufgefallen ist uns dabei, dass es entweder nur teure Markenmodelle gab oder die Verkäuferinnen uns nur diese empfohlen haben. Den Babywelt Kinderwagen haben wir zuerst bei BabyRUs gesehen. Der Preis lag ca. bei 360 Euro. Natürlich wollte man uns auch hier auf einen teuren Kinderwagen beraten. Allerdings blieb die Frage offen, was die teuren Wagen denn wirklich besser können. Gekauft haben wir dort nicht, die vorhandenen Farben gefielen uns nicht. Im Internet (ebay Shop) sind wir dann allerdings fündig geworden. Wir konnten dort unseren Kinderwagen in der Wunschfarbe mit Softtasche (keine Wanne) und Schirm für 230 Euro incl. Versand bestellen.
Als der Wagen ankam, fielen uns sofort kleine Riefen, bzw. Schlieren am Gestell auf. Der Wagen wirkte ein wenig wie „B-Ware“. Da das aber nicht angegeben war, reklamierten wir das Gestell und bekamen ein neues ohne Macken. Im Gebrauch ist allerdings noch immer das erste Gestell, das andere werden wir dann später mit dem Kinderwagen verkaufen.

Unser Kleiner ist vor zwei Wochen ein Jahr alt geworden und beginnt nun so langsam zu laufen. Den Kinderwagen nutzen wir demnach so lange, um ihn gut beurteilen zu können. Wir sind sehr aktiv, waren mit dem Kleinen sogar schon in den ersten Wochen mehrfach auf Reise (innerhalb Deutschlands).
Beim Kauf legte meine Frau viel Wert auf die Möglichkeit, einen Maxi Cosi einklinken zu können, der Babywelt Kinderwagen bietet diese Möglichkeit. Genutzt haben wir das aber nicht oft. Beim Kauf konnte man sich zwischen einer Softtasche und einer festen Wanne entscheiden. Für die Softtasche und damit gegen eine feste Schale/Wanne haben wir uns entschieden, weil eine Wanne in der Größe nicht variabel ist. Solange das Kind nicht sitzen kann, muss es halt in dieser Wanne liegen. Was ist aber, wenn das Kind (wie unser) recht groß ist. Die Gefahr ist gegeben, dass das Kind dann zu groß für die Wanne ist, aber noch nicht sitzen kann. Die Softtasche des Babywelt Kinderwagens ist in der Größe um 10cm verlängerbar. Damit ist man auf der sicheren Seite. Genutzt haben wir diese Tasche, bis unser Mini ungefähr 9 Monate war. Danach haben wir den Kinderwagen ohne die Tasche genutzt. Seit diesem Zeitpunkt sitzt er mit Blick zu uns und gesichert mit beiliegenden Schulterriemen (Nutzung als Buggy). Die Rückenlehne ist mit einem Griff in eine Liegeposition zu bringen, so dass man ihn, wenn er müde ist, auch bequem darin schlafen lassen kann. Die Position mit dem Blick zu uns haben wir gewählt, weil die Kinder in dem Alter mit einem vertrauten Gesicht mehr anfangen können, als mit der Flut an Informationen beim Blick nach vorne. Diese Theorie ist nicht von uns, sondern aus diversen Elternratgebern übernommen. Wenn man möchte, kann man die Position aber auch nach vorne stellen.

Als weiteres Zubehör hatten wir eine Regenhaube, die wir aber auch selten genutzt haben. Der Stoff des Kinderwagens ist auch so recht strapazierbar. Ein leichter Regen macht ihm nichts aus. Wichtig ist allerdings ein kleiner Schirm. Wir hatten einen für 10 Euro gleich mitbestellt. Der Schirm allerdings war qualitativ schlecht. Da sollte man vielleicht etwas mehr anlegen.
Der Oregon GT6 hat zwei Staufächer. Ein großes und brauchbares Netz unterhalb des Wagens, da passen schon eine Menge Einkäufe rein. Allerdings, wenn es zu sehr befüllt ist, kann das Netz ggf. vorne am Reifen schleifen. Eine weitere Tasche ist vorne an der Haube, dieses Fach hat eine kleine Lasche mit Klettverschluss und kann so verschlossen werden.

Als „Fahrwerk“ dienen große Vollgummireifen hinten auf jeder Seite und zwei kleinere Doppelreifen vorne. Diese vorderen Reifen können fest arretiert werden oder zum Lenken frei beweglich eingestellt werden. Wenn man viel geradeaus geht, ist die erstgenannte Variation sicher empfehlenswert. Am Ende ist diese Einstellung aber eine klare Geschmacksfrage. Das komplette Fahrwerk ist gefedert. Die Vollgummireifen halte ich ebenfalls für eine gute Wahl. Wir hatten bislang nie das Gefühl, dass unser Kleiner durchgeschüttelt wird. Die Reifen allerdings halten mehr aus und ein Plattfuß (wie bei Luftreifen) ist auszuschließen. Vielleicht lassen sich Luftreifen leichter fahren, aber da fehlt mir die Erfahrung. Selbstverständlich hat der Oregon GT6 auch eine Feststellbremse, die in die Zahnräder der hinteren Achse greift. Probleme gab es damit bislang nicht, der Stand ist sehr sicher. Die hintere Achse mit den großen Reifen ist relativ breit, damit kann es schon mal Probleme in Gebäuden oder Gängen von Supermärkten geben. Der Haltegriff ist in mehreren Positionen einstellbar und auf die Größe der Eltern einzustellen. Ich bin 1,84m groß und kann in der vorletzten Position gut mit dem Wagen fahren.
Wie anfangs bereits erwähnt, wir sind recht aktiv. Demnach haben wir den Kinderwagen nicht nur zum Aldi geschaukelt, sondern durchaus im Urlaub auch schon mal grobe Schotterwege mit Steigungen genutzt. OK, dafür ist der Oregon definitiv nicht gemacht – aber er hat alles weggesteckt. Falls es jemanden etwas sagt, wir sind in Trechtingshausen (bei Bingen) am Rhein zum Siebenburgenblick gelaufen (steiler Schotterweg mit teils groben Steinen). Der Weg ist für Kinderwagen sicher nicht geeignet und die Idee war auch total verrückt. Fakt ist aber, wir haben es geschafft und der Oregon GT6 hat keinen Schaden genommen. Auch sonst haben wir so manche Wege genutzt, die die Qualität des Oregon ordentlich auf die Probe gestellt haben. Die vorderen Reifen machen zwar den Eindruck, als wären sie etwas „pimpelig“ angebracht, aber auch damit gab es bislang keine Probleme.

Eins ist völlig klar, wo Licht ist, ist auch Schatten. Aber der Schatten ist klein. Ich fahre einen Golf IV Limousine, der Kofferraum ist in den Ecken etwas verbaut und der Oregon passt quer nicht wirklich rein. Klar, mit quetschen und zerren geht’s irgendwie. Aber das kann ich keinem täglich empfehlen. Wenn man allerdings 2/3 des Rücksitzes umlegt, kann man ihn dort bequem bis nach vorne schieben. Meine Frau fährt einen Fabia Kombi, da der Kofferraum nicht so verbaut ist, passt der Oregon dort quer rein. Die Ausmaße des Kinderwagens sind (zusammengeklappt) leider recht groß. Zudem ist der Wagen nicht gerade leicht. Mir fehlt der Vergleich zu den teuren Kinderwagen, aber vermutlich sind die leichter. Vor dem Kauf sollte man vielleicht testen, ob der Kinderwagen in den Kofferraum passt.
Ein weiterer (subjektiver) Nachteil ist der Schaumstoff an den Haltegriffen. Obwohl er bequem ist und bislang keine Abnutzungserscheinungen aufweist, habe ich nach der Nutzung des Wagens immer stark das Gefühl, mir die Hände zu waschen. Bei diesen Schaumstoffen ist immer wieder die Rede davon, dass gesundheitsschädliche Weichmacher zur Herstellung genutzt werden. Wichtig ist aber zu erwähnen, dass ich nicht weiß, ob solche Stoffe hier verwendet wurden. Zudem kann im Zweifel auch ein teurer Kinderwagen solche Stoffe beinhalten.

Fazit: ich vergebe für diesen Kinderwagen volle fünf Sterne. Der Wagen hat ein Super Preis/Leistungsverhältnis. Man zahlt keinen teuren Namen. Trotzdem ist er extrem flexibel nutzbar und qualitativ gut. Wer also auf dem Spielplatz nicht mit Marken prahlen muss, kann den Oregon beruhigt kaufen.