Kaiserin Elisabeth Sisi (1837-1898) Testbericht

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Erfahrungsbericht von evastoeckl

Die wirkliche Sissi

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Kontra:

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Empfehlung:

Nein

Auszug aus meinem Geschichteabitur:

1.1 Glückliche Kindheit

Elisabeth, alias Sissi, wurde am Weihnachtsabend des Jahres 1837 in München geboren. Sie galt von ihrer ersten Lebensstunde an als Glückskind, hatte sie doch bei der Geburt bereits den ersten Zahn im Mund. Noch mit fünfzig schrieb die einsame Kaiserin von Österreich in Erinnerung an eine glückliche Kindheit in ihr Tagebuch:
\"Ich bin ein Sonntagskind, ein Kind der Sonne;
Die goldnen Strahlen wand sie mir zum Throne,
Mit ihrem Glanze flocht sie meine Krone,
In ihrem Lichte ist es, dass ich wohne,
Doch wenn sie je mir schwindet, muss ich sterben.\"
(Sissi, Das poetische Tagebuch, S. 312)
Die Sommer ihrer Kindheit verbrachte Sissi mit ihren sieben Geschwistern auf dem kleinen Schloss Possenhofen, in der freien, ländlichen Gegend des Starnberger Sees. Ihre Eltern, Herzog Max in Bayern und Ludovika, hatten keine offiziellen Verpflichtungen am Königshof, und sie ließen die Kinder unbeschwert spielen, toben und reiten. Mit neun Jahren glich Sissi eher einem braungebrannten Landkind als einer Prinzessin. Sie war ein wildes, empfindsames und freiheitsliebendes Kind.

1.2 Die Eltern: Max und Ludovika

Ludovika, Sissis Mutter, war eine Tochter des bayerischen Königs Maximilian I. aus seiner zweiten Ehe mit Karolina von Baden. Im Gegensatz zu ihren drei Schwestern heiratete sie nicht in eine königliche Familie, sondern in eine Seitenlinie des Hauses Wittelsbach. Dass ihrem Mann und damit der Linie Birkenfeld-Gelnhausen der Titel eines \"Herzogs in Bayern\" zuerkannt wurde, war nur ein schwacher Trost für die enttäuschte Ludovika.
Nach der Hochzeit am 9. September 1828 offenbarten sich Eheschwierigkeiten, die sich vorher bereits hatten erahnen lassen. Max und Ludovika hatten nichts gemeinsam außer ihren Kindern, von denen acht am Leben blieben. Max, als typischer Wittelsbacher, war freiheitsliebend, exzentrisch und unzuverlässig, wenn auch charmant. Er verbrachte viel Zeit auf Reisen, immer auf der Flucht vor allem, was in irgendeiner Weise nach offiziellen Pflichten aussah. Um die Familie kümmerte er sich selten, ausgenommen seine Lieblingstochter Sissi. Ludovika dagegen widmete sich pflichtbewusst und tatkräftig ihren Kindern, obgleich sie erst spät begann, ihren Töchtern Disziplin beizubringen und in das aristokratische Leben einzuführen. Die große Chance für die ehrgeizige Mutter kam, als Sissis älteste Schwester Helene als Ehefrau für den österreichischen Kaiser ins Gespräch kam. Während Max für solche Kuppeleien nichts übrig hatte, versuchte Ludovika, auf diese Weise endlich doch in die nähe einer Krone zu kommen.

1.3 Die Kaiserbraut

Ludovika und ihre Schwester Sophie, die Mutter des österreichischen Kaisers Franz Joseph, hatten Sissis älteste Schwester Helene zur Braut des jungen Monarchen bestimmt. Im Sommer 1853 sollten die beiden sich in Bad Ischl verloben. Doch Franz Joseph machte den beiden Müttern einen Strich durch die Rechnung. Statt in Helene verliebte er sich auf den ersten Blick in die 15-jährige Sissi, die nur als Begleitung mit Mutter und Schwester ins Salzkammergut gekommen war. Einen Tag später fand die Verlobung statt.
Ludovika war verblüfft, hatte sie doch Sissi nie für besonders attraktiv gehalten. Sophie ärgerte sich, statt der zur Kaiserin erzogenen Helene ein Kind zur Schwiegertochter zu bekommen. Sissi selber war unsicher, verwirrt, ratlos: \"Ja, ich hab\' den Kaiser schon lieb. Wenn er nur kein Kaiser wäre“, gestand sie ihrer Gouvernante.Im April 1854 fand die prunkvolle Hochzeit in der Wiener Augustinerkirche statt. Der Kaiser, von politischen Problemen bedrängt, ließ seine junge Frau viel allein, die, an Freiheit gewöhnt, jetzt in das Korsett der Wiener Hofetikette gezwängt wurde.


1.4 Die junge Kaiserin

Am Anfang ihrer Ehe bemühte sich Sissi noch darum, die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen, so sehr ihr das Zeremoniell der Wiener Hofburg und das strenge Regiment ihrer Schwiegermutter Sophie auch verhasst waren. Während Sissis Schönheit und ihre Natürlichkeit sie beim Volk rasch beliebt machten, bemühte sich Sophie, aus dem freiheitsdurstigen Kind eine disziplinierte Kaiserin zu machen.
Wenig Trost fand sie bei ihrem viel beschäftigten Ehemann, der in der ersten Zeit in Wien ihr einziger Halt war. 1858 erfüllte Sissi ihre Hauptverpflichtung als Kaiserin: Nach den zwei Töchtern Sophie und Gisela brachte sie den langersehnten Kronprinzen Rudolf zur Welt. Alle drei Kinder wurden der Aufsicht der Mutter entzogen und der Obhut von Erzherzogin Sophie unterstellt, die ihnen eine angemessene Erziehung zukommen lassen wollte. Sissis Verhältnis zu ihrer Schwiegermutter verschlechterte sich dadurch aber zusehends.
Sissi war eine bemerkenswert natürliche Schönheit, mit prachtvollem, langem Haare und einer klaren Haut. Sie galt als die schönste Frau ihrer Zeit und verabscheute trotzdem jegliche Art von Schminke. Sie verwendete zu ihrer Pflege nur Ingredienzen aus dem Garten der Natur, die sie von ihren Hof-Apothekern zu Cremes, Masken, Gesichtswasser und Seifen verarbeiten ließ.


1.5 Franz Joseph

Inmitten der Revolutionswirren von 1848 bestieg Franz Joseph 18-jährig den österreichischen Kaiserthron, ein Spielball seiner Berater und seiner Mutter, deren kühle Steifheit er geerbt hatte. Pflichtbewusst und dogmatisch bis zur Grausamkeit regierte er bis 1916 über Österreich.
Obgleich er seiner Frau sehr zugeneigt war, litt sie ihr ganzes Leben unter seinem arroganten und langweiligen Wesen und seiner Nachlässigkeit, die er bei aller Freundlichkeit ihr gegenüber an den Tag legte. Seine kühlen Liebeserklärungen waren oft mit Kritik gemischt, seine Frauengeschichten führten zu Sissis Flucht aus Wien. Erst im Alter konnte Sissi dem zurückhaltenden und einsamen Mann mehr Verständnis entgegenbringen. Eine ihrer menschlich größten Regungen war es, ihrem Mann ein Verhältnis mit einer bekannten Schauspielerin (Katharina Schratt) zu ermöglichen, die offiziell als „Freundin der Kaiserin“ galt.


1.6 Erzherzogin Sophie und die Wiener Hofburg

Erzherzogin Sophie, Sissis Schwiegermutter, war Ludovikas ältere Schwester und wie diese eine Tochter des bayerischen Königs Maximilian I. Joseph. Sie war eine Frau mit eigenem Willen und setzte 1848 nach der Abdankung Kaiser Ferdinands I. die Krönung ihres Sohnes Franz Joseph zum österreichischen Kaiser durch. Ihren willensschwachen Ehemann Franz Karl, den eigentlichen Thronfolger, überging sie dabei genauso, wie sie auf eigene Thronansprüche verzichtete. Bekannt als \"der einzige Mann bei Hofe\", war Sophie es, die in den ersten Regierungsjahren Franz Josephs durch Rat und Tat die Politik Österreichs bestimmte. Sie führte das Regiment in der Wiener Hofburg und achtete streng auf die Einhaltung der Etikette und des \"Spanischen Hofzeremoniells\". Sophies rigorose Haltung gegenüber der ungewollten Schwiegertochter Sissi entsprang ihrer eigenen Verwurzelung in dieser Welt des höfischen Protokolls, die Sissi so gerne verspottete.




2 1860 - 1889: Rastlose Jahre

2.1 Rebellion und Flucht

Zum Bruch zwischen Sissi und Wien kam es erst 1860, als Liebesaffären Franz Josephs bekannt wurden. Sissi fühlte sich nun nach Sophie auch von ihrem Mann verraten. Zudem litt sie an einer seltsamen Krankheit, die von den Hofärzten vorsichtig als \"Lungenschwindsucht\" bezeichnet wurde, während die Symptome in ihrer Gesamtheit eine Geschlechtskrankheit vermuten lassen. Von Franz Joseph zutiefst verletzt, flüchtete Sissi aus Wien und begann, rastlos zu reisen. Madeira, Venedig und Korfu wurden in den nächsten zwei Jahren ihre bevorzugten Aufenthaltsorte. Doch auch später kehrte sie nur noch selten nach Wien zurück. Aus der verunsicherten jungen Kaiserin wurde eine selbstbewusste, reife Frau.
Das Reisen wurde ihr Lebensinhalt: \"Wenn ich irgendwo angekommen wäre und wüsste, dass ich mich nie mehr davon entfernen könnte, würde mir der Aufenthalt selbst in einem Paradies zur Hölle,\" vertraute sie Jahre nach der ersten Flucht ihrem Griechischlehrer an.

2.2 Königin von Ungarn

Die Ungarn waren immer ein Dorn im Fleisch des österreichischen Vielvölkerstaates. Vergebens hatten sie 1848 um ihre Freiheit gekämpft. Sissi liebte Ungarn, teilweise aus Protest gegen Sophie, die alles Ungarische verabscheute, aber auch, weil sie sich zu Sprache und Menschen dieses Landes hingezogen fühlte. Das Jahr 1866 stürzte Österreich in eine schwere Krise, die das Habsburgerreich von vielen Seiten zu zerbrechen drohte. Doch Sissis Einsatz für einen österreichisch-ungarischen Ausgleich auf der Grundlage besonderer Rechte und Freiheiten für Ungarn unterstützte die Entspannung zwischen Wien und Budapest. Das Habsburgerreich wurde in zwei gleichberechtigte Teile geteilt. Es entstand eine Doppelmonarchie mit Wien und Budapest als gleichberechtigten Hauptstädten.
1867 wurde Franz Joseph zum König von Ungarn gekrönt - Sissis größter politischer Triumph. 10 Monate später kam Sissis jüngstes Tochter, Marie Valerie, zur Welt. Liebevoll das \"ungarische Kind\" genannt, wurde sie in der von Sissi so geliebten ungarischen Sprache erzogen und stand ihrer Mutter immer näher als die von Sophie aufgezogenen Kinder.


2.3 Schönheitskult

Trotz ihres Einsatzes für Ungarn war Sissi im tiefsten Innern kein politischer Mensch. So sagte sie ihrem Griechischlehrer: \"Ich habe auch zu wenig Respekt vor der Politik und erachte sie eines Interesses nicht wert.\"
Stattdessen setzte Sissi auf die Macht ihrer Schönheit, für die sie weltweit bewundert und angebetet wurde. Bei einer Größe von 172 cm wog sie nur 50 kg, und ihre ohnehin schmale Hüfte schnürte sie auf 65 cm. Ihr ganzer Stolz war ihr fersenlanges Haar, dessen Pflege jeden Tag Stunden dauerte. Sie selber nannte sich \"Sklavin meiner Haare\". Um diese Schönheit zu erhalten, hielt Sissi strenge Diät und trieb exzessiv Sport - sie ritt, turnte und wanderte. Ihre Schönheit verschaffte ihr Ruhm, aber in späteren Jahren folgten daraus auch körperliche Schwäche und Hungerödeme.
Selbstinszenierung und Schönheitskult kosteten ihren Preis: Der Narzissmus, mit dem sie über ihren Körper wachte, zwang sie zu andauernder Beschäftigung mit sich selber. Nicht selten verweigerte sie sich den ohnehin verhassten Repräsentationspflichten bei Hof, weil sie mit ihrem Aussehen nicht zufrieden war. Mit zunehmendem Alter versteckte sie sich vor Fotographen hinter Fächern und Schirmen.

2.4 Reiten als Passion

Die Liebe zu Pferden und dem Freiheitsgefühl im Sattel wurde Sissi gleichsam in die Wiege gelegt. Ihr Vater Max war der erste, der sie von Kindheit an zu langen Ausritten und gefährlichen Sprüngen ermunterte und das Vergnügen an zirkusreifen Reitkunststücken weckte. Obwohl ihr wilder und leichtsinniger Reitstil von ihrem Mann und der Wiener Aristokratie missbilligt wurde, hielt Sissi auch als Kaiserin von Österreich an ihren Ausritten fest, bis ihr zunehmend kranker Körper es nicht mehr erlaubte.
Reiten war für Sissi nicht nur eine Sportart zur körperlichen Ertüchtigung und zur Erhaltung ihrer Figur, es war auch eine Möglichkeit der Selbstdarstellung. Sissi trainierte ehrgeizig viele Stunden am Tag, um nicht nur die schönste Monarchin der Welt, sondern auch die beste Reiterin zu sein und ihre einzige aristokratische Rivalin auf dem Pferderücken, Kaiserin Eugénie von Frankreich, zu übertreffen.
Ihrer Lust am Reiten konnte Sissi in den Weiten Ungarns freien Lauf lassen, wo sie auch unter den bewundernden Blicken vieler Aristokraten an den großen Fuchsjagden teilnahm. Die Jagden in England und Irland in den 1870er Jahren bildeten den Höhepunkt von Sissis sündhaft teurer Reitbegeisterung.


2.5 Sissis Meister: Heinrich Heine

Sissi liebte es, ihre Gefühle, Erlebnisse und Gedanken in Gedichten festzuhalten. Ihr verehrtes und bewundertes Vorbild war der deutsche Dichter Heinrich Heine (1797 - 1856), ein Lyriker, satirischer Erzähler und Essayist, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in zahlreichen politischen Werken für Demokratie und soziale Gerechtigkeit gekämpft hatte. Mit ihrem \"Meister\" verkehrte Sissi in spiritistischen Sitzungen, sie glaubte, seine Hand führe beim Dichten die ihre. Auf Korfu ließ sie einen Heine-Tempel errichten. In Gedichten an den Meister brachte sie ihre grenzenlose Begeisterung zum Ausdruck


2.6 Sissi und die Monarchie

Sissi hasste nicht nur die Repräsentationspflichten, die ihr persönlich als Kaiserin von Österreich auferlegt waren, sie zweifelte überhaupt an der Zukunft der österreichischen Monarchie. Dieses Gefühl verstärkte ihr Desinteresse an der Politik. Sie legte ein Konto in der Schweiz an, als rechne sie damit, dass die Kaiserfamilie bald ins Exil gehen müsse. Deutliche Worte des Zweifels fand sie in ihrem Tagebuch:
\"Ihr lieben Völker im weiten Reich,
So ganz im Geheimen bewundre ich euch:
Da nährt ihr mit eurem Schweisse und Blut
Gutmütig diese verkommene Brut.\"
(Sissi, Das poetische Tagebuch, S. 159)
18 Jahre nach Sissis Tod sollte sich zeigen, wie recht sie mit ihren Befürchtungen gehabt hatte. Der erste Weltkrieg beendete nicht nur die Habsburgerherrschaft in Österreich, sondern auch das deutsche Kaiserreich unter Wilhelm II. So wurde Sissi zum Symbol des Untergangs der Monarchie.


2.7 Im Kreis der Familie

Sissis erste drei Kinder, Sophie (geboren 1855), Gisela (geboren 1856) und Rudolf (geboren 1858) wurden der Obhut ihrer Mutter weitgehend entzogen, da Erzherzogin Sophie auf einer \"kaiserlichen\" Erziehung ihrer Enkelkinder durch höfische Lehrer bestand. Daher blieb Sissis Verhältnis zu ihren Ältesten immer etwas unterkühlt und wenig herzlich, obwohl Sophies früher Tod 1857 Sissi mit tiefer Trauer, Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen erfüllte. Die Entfremdung zu ihren Kindern und zu ihrem viel beschäftigten, aber einsamen Ehemann wurde durch Sissis Flucht aus Wien 1860 noch verstärkt. Sissi entzog sich jeder Form von Familienleben. Nur ihrer jüngste Tochter, Marie Valerie (geboren 1868) gab Sissi die Liebe und Zuwendung, die sowohl ihre älteren Kinder, als auch ihr Ehemann gebraucht hätten. Mit fast übertriebener Fürsorge klammerte sich Sissi an ihr \"ungarisches Kind \". Die Liebe, die Marie Valerie später für ihren Ehemann Franz Salvator von Toskana empfand, erfüllte Sissi mit Eifersucht.




3 1889 - 1898: Zeit der Einsamkeit

3.1 Schicksalsschläge

Die von vielen beneidete Kaiserin von Österreich konnte den Schicksalsschlägen nicht entgehen, die ihr Leben begleiteten. 1857 starb ihre erste Tochter Sophie im Alter von nur zwei Jahren. Zehn Jahre später wurde ihr Schwager, Kaiser Maximilian I. von Mexiko, von antimonarchischen Aufständischen im eigenen Land erschossen. Seine Frau Charlotte verfiel dem Wahnsinn, verbrachte die letzten fünfzig Jahre ihres Lebens in geistiger Umnachtung auf Schloss Miramare, in unbewohnten fürstlichen Häusern und in Nervenkliniken. Einer von Sissis nächsten Freunden, König Ludwig II. von Bayern, wurde 1886 ebenfalls für geisteskrank erklärt und gefangen gesetzt. Wenig später ertrank er unter bis heute ungeklärten Umständen im Starnberger See.
Als Sissis Sohn Rudolf 1889 in Mayerling mit seiner Geliebten Mary Vetsera Selbstmord beging, konnte sich Sissi nie mehr von diesem Schlag erholen. Zunehmend vereinsamt erlebte sie den Tod ihrer Schwester Sophie, die 1897 beim Brand auf einem Wohltätigkeitsbasar in Paris starb. Im Laufe der Jahre kamen zu den zahlreichen Todesfällen in Sissis Familie eigene Selbstmordgedanken hinzu, durchgespielt in Gedichten, ohne in die Tat umgesetzt zu werden


3.2 Kronprinz Rudolf

Kronprinz Rudolf, 1858 geboren, war seiner Mutter Elisabeth im Charakter sehr ähnlich, ein intelligenter, sensibler und melancholischer Mensch, der schon als Kind strengen militärischen Erziehungsmethoden unterworfen wurde. Wie Sissi hielt er die Staatsform der Monarchie für überholt und schloss sich liberalen und antimonarchischen Kreisen an. Damit ging er einerseits auf Konfrontationskurs zu seinem konservativen Vater, andererseits fand er aber auch bei seiner Mutter nicht das Verständnis und die Anerkennung, die er suchte. 1881 heiratete Rudolf die 16-jährige Prinzessin Stephanie von Belgien. Außer der 1883 geborenen Elisabeth war dieser unglücklichen Ehe kein Nachwuchs beschieden, und Rudolf fühlte sich, ähnlich wie sein Vater, auch eher zu jeder anderen Frau hingezogen als zu seiner Gattin.
Am 31. Januar 1889 beging Kronprinz Rudolf zusammen mit seiner 17-jährigen Geliebten Mary Vetsera in Mayerling Selbstmord. Der Grund und die Hintergründe der Tragödie sind bis heute nicht geklärt. Fürchtete Rudolf, dass sein Vater aus der Aufdeckung seiner politischen Betätigungen Konsequenzen ziehen würde? Lag es an Rudolfs finanziellen Schwierigkeiten? Hatte es etwas mit der Todesbesessenheit zu tun, die Rudolf mit Sissi teilte? Oder lag es, was sehr unwahrscheinlich ist, an der hoffnungslosen Liebe zu Mary? War es vielleicht gar kein Selbstmord, sondern Mord?
Der Hof versuchte den Skandal soweit als möglich zu vertuschen. Sissi aber erholte sich nie mehr von diesem Schlag. Geplagt von dem schlechten Gewissen, durch ihr Verhalten mitschuldig an Rudolfs Ende zu sein, verbrachte sie ihre letzten Lebensjahre in Einsamkeit.


3.3 Ludwig II.

Ludwig II. war Sissis Cousin und Sohn des bayerischen Königs Maximilian II. Joseph. 1845 geboren folgte er mit 18 Jahren seinem Vater auf den Thron. Mit Sissi, schwermütig und träumerisch wie er, verband ihn eine lebenslange enge Freundschaft, die Gerüchte über eine Liebesbeziehung aufkeimen ließ. Obgleich der bayerische König, dem auch eine homosexuelle Neigung nachgesagt wurde, niemals heiratete, war er 1867 vorübergehend mit Sissis Schwester Sophie verlobt.
Der musikbegeisterte Ludwig, Mäzen und Förderer Richard Wagners, zog sich ab 1875 in die Einsamkeit zurück und widmete sich fast ausschließlich dem Bau seiner Schlösser, der ihn an den Rand des finanziellen Ruins trieb. 1886 wurde er wegen Anzeichen von Geisteskrankheit entmündigt und gefangen gesetzt. Am 13. Juni ertrank er mit seinem Leibarzt in der Nähe von Schloss Berg unter ungeklärten Umständen im Starnberger See. Die trauernde Sissi war von einem Selbstmord überzeugt, für den sie die bayrische Regierung verantwortlich machte.


3.4 Tod in Genf

Schicksalsschläge vergrößerten Sissis Einsamkeit. Der Tod König Ludwigs II. von Bayern 1886 beraubte sie eines ihrer wenigen wirklichen Freunde. Der Selbstmord ihres Sohnes Rudolf 1889 in Mayerling aber brach sie völlig. Nur noch in schwarz gekleidet, setzte sie ihre einsame Odyssee fort, von Selbstmordgedanken verfolgt, hoffnungslos und unglücklich.

Im Juli 1898 sah sich das Kaiserpaar ein letztes Mal in Bad Ischl. Danach fuhr die Kaiserin über München in die Schweiz nach Genf. Am 10. 9. 1898 wollte sie das Schiff nach Montreux besteigen und wurde von dem Anarchisten Luigi Lucheni mit einer Feile niedergestochen. Elisabeth konnte noch bis aufs Schiff gehen, brach dann zusammen und wurde schnell ins Hotel gebracht, wo der Arzt nur mehr ihren Tod feststellte.
Am 15. September kamen die sterblichen Überreste der Kaiserin im kaiserlichen Salonwagen auf dem nach ihr benannten Kaiserin-Elisabeth Westbahnhof an. Der Trauerzug führte durch die Mariahilferstraße zur Hofburg, wo Elisabeth in der Burgkapelle aufgebahrt wurde. Danach trat sie ihren letzten Weg in die Kaisergruft an.
Die Trauer um Sissi ist vergleichbar mit der Trauer um Prinzessin Diana. Tausende Menschen haben den Trauerzug begleitet, und viele bringen noch heute Blumen an ihren Sarg, der in Wien in der Kapuzinergruft aufgebahrt ist.


3.5 Luigi Lucheni

Er sei nach Genf gekommen, um den Herzog von Orleans zu töten, sagte der 25-jährige Anarchist Luigi Lucheni dem Untersuchungsrichter, nachdem er die Kaiserin von Österreich mit einer geschliffenen Feile ermordet hatte. Da er diesen nicht habe finden können, habe er die Kaiserin von Österreich umgebracht.
Seit Mai 1898 hielt sich Lucheni in Lausanne auf, wo er sich einer Anarchistengruppe angeschlossen hatte. Er selber bezeichnete sich als \"individualistischen Anarchisten\". Da sein anarchistisches Wissen aber eher oberflächlich war, glaubte man kaum an einen Einzeltäter, vielmehr an ein Komplott gegen die Kaiserin von Österreich. Doch war und blieb es Lucheni allein, der für das Attentat verantwortlich gemacht und im Oktober 1898 zu lebenslanger Kerkerhaft verurteilt wurde. Dort fing er an, sich weiterzubilden, Sprachen zu lernen und an seiner Autobiographie zu schreiben. Am 19. Oktober 1910 beging er Selbstmord, angeblich aus Verzweiflung darüber, dass der Gefängnisdirektor ihm fünf Hefte mit seiner Lebensgeschichte weggenommen hatte. Über seiner Person und seinem Leben stehen noch immer die Worte, mit denen er seinen kaltblütigen Mord an Sissi komm

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