Gedenkstätte und Museum Auschwitz Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- muss man gesehen haben, ermöglicht Distanz, wenn es notwendig ist
Nachteile / Kritik
- angenehm ist es nicht
Tests und Erfahrungsberichte
-
Residenz des Todes
5Pro:
muss man gesehen haben, ermöglicht Distanz, wenn es notwendig ist
Kontra:
angenehm ist es nicht
Empfehlung:
Ja
Hallo meine Lieben!
„…unsere Sprache hat keine Worte um diese Schmach, dies Vernichten eines Menschen zu äußern.“
So, oder so ähnlich wird oft in die Thematik eingeleitet, die über wohl bitterste Kapitel unserer Geschichte berichtet - die Greueltaten der SS im zweiten Weltkrieg. „Wer die Geschichte vergisst, der muss sie nochmals erleben“, ist ein weiterer Satz und damit das nicht passiert, ist es mir ein dringliches Anliegen, dass meine Kinder von den unsäglichen Qualen der Menschen erfahren, die im zweiten Weltkrieg zu Tode gekommen sind. Aus diesem Grund statteten wir dem
STAATLICHEM MUSEUM AUSCHWITZ BIRKENAU
einen Besuch ab, als wir kürzlich in Polen waren.
VORBEREITUNG
Da ich nicht genau wusste, was uns in Auschwitz I und Auschwitz-Birkenau erwarten würde, habe ich im Vorfeld versucht, meine Kinder so gut wie möglich auf den Tag der Besichtigung des schlimmsten Vernichtungslagers der Menschheit vorzubereiten. Meine Töchter sind 12 und 14 Jahre alt und haben meiner Ansicht nach damit ein Alter erreicht, mit dem sie beginnen können, auf die nackte Wahrheit zu stoßen. Dass „nackt“ in diesem Zusammenhang oft - zu oft - wortwörtlich zu verstehen ist, das haben wir in der Führung dann immer wieder vor Augen gehalten bekommen.
Ich habe zusammen mit meinen Kindern auf YouTube eine Dokumentation über das Konzentrationslager, der „Residenz des Todes“, wie es das Buch betitelt, das ich mir vor Ort gekauft habe, angesehen und besprochen. Außerdem haben wir uns Bücher von der Bibliothek ausgeborgt und zusammen angesehen. Wichtig ist es vor allem, dass die Vorbereitungszeit zusammen mit den Kindern geschieht und sie sich die Bücher bzw. die Dokumentation nicht alleine ansehen. So haben sie die Gelegenheit, Aussagen, die sie nicht verstehen, erläutert zu bekommen oder einfach Fragen zu stellen. Außerdem ist es interessant, die Reaktion der Kinder in bestimmten Augenblicken zu beobachten, denn so könnt ihr gut erkennen, ob sie für einen Besuch in Auschwitz bereit sind oder eventuell noch etwas Zeit brauchen.
Auch der Film „Schindler’s Liste“ war Teil unserers Vorbereitungsprogramms, wobei dieser zumindest eine Art Hoffnungsschimmer hinterlässt, den man bei einem Besuch in Ausschwitz vergebens sucht.
ANFAHRT & LAGE
Auschwitz wird in der Landessprache Oswiecim genannt. Dies ist wichtig zu wissen, denn Hinweisschilder nach Auschwitz sucht ihr vergebens.
Oswiecim, das in Südpolen liegt, ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für den Autoverkehr uns ist verhältnismäßig gut zu erreichen, auch wenn keine Autobahn direkt in der nähe verkehrt. Die nächst gelegene Autobahn, von der ihr wohl auch kommen werdet ist die A4, die die wichtigste Ost-West Route darstellt. Weitere wichtige Straßen sind die Nr. 44, die Nr. 933 und die Nr. 948 die allesamt nach Auschwitz führen.
Meistens wird die Stadt besucht, wenn man in Krakau ist. Diese Stadt liegt 60 Kilometer entfernt und man fährt von hier aus etwa eine Stunde, da man sehr viel auf einfachen Landstraßen und durch kleinere Städte unterwegs ist. Die nächst größere Stadt in der anderen Richtung ist Katowice, das etwa 35 km entfernt liegt.
Kommt ihr von Katowice, ann reist ihr über die E75 und die E44 an, kommt ihr wie wir von Bielsko-Biola, dann nehmt ihr die Landstraße Nr. 1, um nach Ausschwitz zu kommen.
START DER FÜHRUNG
Ich habe mich bei der Vorbereitung auf unseren Besuch geärgert, weil nirgends - schon gar nicht auf der Homepage - zu finden ist, welches Lager nun der eigentliche Ausgangspunkt der Führung ist. In Ausschitz angekommen, sind wir dann vor allem den vielen Bussen hinterher gefahren und die führten uns nach Auschwitz 1, das dann auch tatsächlich der Start der Bührung war.
Im Internet war zu lesen, dass bis zum 31.3.2012 die fremdsprachigen Führungen, also auch Deutsch, um 12.30 Uhr stattfinden. Wie das ab dem 1.4.2012 sein wird, davon stand nichts auf der Homepage, aber ich dachte, dass es wohl um die gleiche Zeit stattfinden würde. Das war leider ein Fehler, denn als wir kurz vor 12.00 Uhr dort ankamen, sahen wir, dass die einzige deutsche Führung bereits um 12.00 Uhr beginnen sollte. Die Schlange am Tickethäuschen war aber ellenlang und wir konnten den Schalter erst um 12.08 Uhr erreichen. Der unhöfliche Ticketverkäufer meinte, ich hätte Pech gehabt und könnte die deutsche Führung nicht mehr erreichen. Daher nahmen wir die englische Führung für 12.30 Uhr, aber niemand war davon begeistert. Wir bezahlten das Ticket und bekamen einen hellblauen Sticker.
Nun mussten wir uns einen Kopfhörer holen, um den englischsprachigen Führer besser zu verstehen und dort sah ich auf die deutschsprachige Führerin, die für ihre Gruppe die Kopfhörer holte. Augenscheinlich war sie doch noch erreichbar. So überredete ich die Dame am Kopfhörerschalter, mir doch die Kopfhörer für die deutsche Führung zu geben. Das war nicht ganz einfach, aber als ich ihr erklärte, dass weder meine Oma, noch meine Kinder, noch mein Mann Englisch verstehen würden, hat sie sich erweichen lassen (kurze Zeit später bemerkte ich, dass man nur die Frequenz hat verdrehen müssen, das Empfanggerät blieb das gleiche).
Mit dem Empfänger und dem Kopfhörer in der Hand kamen wir nun zum Einlass - den man uns auch nicht gewähren wollte, weil wir ja hellblaube Sticker hatten und die englische Führung erst um 12.30 Uhr beginnt. Der Dame dort erklärte ich, dass man uns erlaubt hat, dem deutschen Tourguide hinterherzulaufen - natürlich stimmte das nicht, aber ich war sehr überzeugend und sie ließ uns durch. Draußen sah ich die deutsche Führerin und erklärt ihr unser Problem und unseren Wunsch, sich ihr anzuschließen und von da an klappte alles wunderbar. Jeder war zufrieden und wir machten uns auf um in insgesamt 4 Stunden das KZ Auschwitz näher kennenzulernen.
AUSSCHWITZ I
Nun standen wir also da, am Eingang mit der verlogenen Überschrift „Arbeit macht frei“. Diese nationalsozialistische Inschrift wurde in vielen Konzentrationslagern als Toraufschrift verwendet. Es stammt von einem Buchtitel eines nazionalsozialistischen Romans von Lorenz Diefenbach aus dem Jahr 1873. In Auschwitz ist bemerkenswert, dass der Buchstabe „B“ auf dem Kopf steht. Angeblich war das ein heimlicher Protest eines Häftlings, der als Kunstschlosser für die Nazis tätig war.
Die Sonne strahlte und passte so gar nicht zu der düsteren Stimmung, die sich in meinem Inneren breitmachte, als ich durch das Tor ging. Im besetzten Europa richteten die Nazis viel Arten von Lagern ein, das berüchtigste jedoch wurde Auschwitz. Dies ist auf mehrere Gründe zurückzuführen, zum Einen aufgrund der hohen Opferzahl, zum Zweiten aber auch auf die Ausdehnen, die hier im Auschwitz 1 noch gar nicht wirklich erfassbar ist.
Ich war überrascht von der Art und Weise der einzelnen Blocks. Hier handelte es sich um massive Häuser auf zwei Stockwerken mit einem Gang und teilweise richtigen Stockbetten. Ich war bereits zweimal in Mauthausen und war auf etwas anderes vorbereitet. Dass hier im Männerlager sowohl die Häuser als auch die sanitären Anlagen eher „schön“ waren, war eine Überraschung, die sich aber bald - vor allem dann in Birkenau - in blankes Entsetzen verwandeln sollte.
Im ersten Haus, das wir besichtigten gab es den ersten geschichtlichen Hintergrund. Nach dem deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939 und dem sowjetischen zwei Wochen später, wurde Polen geteilt und ein Teil wurde dem Dritten Reich einverleibt. Hier erfuhren wir anhand einer Schautafel, dass Auswitz genau das war, was ich bereits vorher wusste, ein Ort, an dem grausame Exekutionen, frevelhafte medizinische Experimente und die gnadenlose Ausplünderung der Gefangenen erfolgten. Auf der Schautafel war zu erkennen, dass die Nazis mindestens 1.100.000 Menschen, meistens Juden, aus den verschiedensten Ländern Europas verschleppten, sogar Griechen und Norweger waren darunter.
Ziel dieser Verschleppung und der darauffolgenden Ermordung war es „eine Gesellschaft zu gründen, aus der man all jene eliminiert, die der Definition des reinblütigen Deutschen nicht entsprechen.“ Im Buch „Residenz des Todes“, einem Bildband über Auschwitz, ist ein Auspruch Hitlers zu lesen: „Ich habe den Befehl gegeben und ich lasse jeden füsilieren, der auch nur ein Wort der Kritik äußert, dass das Kriegsziel nicht im Erreichen von bestimmten Linien, sonder in der physischen Vernichtung des Gegners besteht. So habe ich, einstweilen nur im Osten, meine Totenkopfverbände bereitgestellt mit dem Befehl, unbarmherzig und mitleidslos Mann, Web und Kind polnischer Abstammung und Sprache in den Tod zu schicken. Polen wird entvölkert…“ Diese Rede, nur ein paar Tage nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war der Anfang der „Endlösung der Judenfrage“, die hier in Auschwitz ihren traurigen Höhepunkt erreichte. In der Wannsee-Konferenz wurde eine genaue Liste erstellt, wie viele Juden, Roma, Zigeuner und Sinti zu ermorden wären. Insgesamt beschloss man die Zahl mit 11 Millionen. 10 % davon also fanden in Auschwitz den Tod.
Mit dem oben genannten Vorhaben wurde im Frühling 1940 also Auschwitz 1 erbaut. Der unmittelbare Grund dafür waren die Massenfestnahmen in Polen, die zur Überfüllung der bestehenden Gefängnisse führten. Am 14. Juni 1940 schickte die Gestapo den ersten Transport von 728 politischen Gefangenen nach Auschwitz. Das Lager befand sich außerhalb der Stadt und so konnte es leicht von der Außenwelt verborgen werden.
In diesem ersten Block befinden sich vor allem Schautafeln, auf denen neben hochsensiblen Dokumenten auch die ersten Bilder von Gefangenen zu sehen waren. Da Auschwitz erst 1942 zum Massenvernichtungslager umfunktioniert wurde, waren die ersten Menschen, die hierher kamen noch als Arbeitssklaven gekennzeichnet.
Im ersten Stock des nächsten Blockes war dann eine Nachbildung der Gaskammern in Auschwitz Birkenau zu sehen. Die Juden, die als arbeitsunfähig angesehen wruden, wurden zum Tod in die Gaskammern geführt. Um Panik und Widerstand zu vermeiden, betrogen die Nazis ihre Opfer. Sie versprachen ihnen ein Bad und danach das Wiedersehen mit ihren Familien. Vor der Gaskammer gab es den sogenannten „Entkleideraum“, was das „nackt“, das ich eingangs beschrieb, meinte. Den Menschen wurde sogar in der Stunde ihres Todes jede Würde genommen. Die erschöpften Menschen, denen man oft noch Seife und Handtuch mit gab, waren meist ruhig und gingen ohne Furch in die Gaskammern. Die Führerin erzählt, dass, sollte sich Unruhe verbreiten, der Unruhestifter sofort aus der Masse genommen wurde und hinterm Haus mit einem Kleinkalibergewehr getötet wurde. Waren die Gaskammern voll, so wurde die Türen hermetisch abgeriegelt und Zyklon B durch spezielle Öffnungen in das Innere geleitet. Das austretende Gas tötete die Menschen nach einiger Zeit. Die Leichen wurden dann aus den Gaskammern gezerrt, ihnen wurden die Haare abgeschnitten, Goldzähle entfernt und danach in den Krematorien verbrannt. Wenn es zu viele waren, dann fand die Verbrennung oft auch im Freien statt.
Gegenüber des Modells der Gaskammern waren auch geöffnete Dosen des hochgiftigen Zyklon B ausgestellt sowie Lieferscheine und Rechnungen dafür. All das wurde nach der Befreiung des Lagers gefunden.
Im nächsten Raum befanden sich dann 2 Tonnen abgeschnittene Haare der Menschen. Die Nazis hatten sogar dafür eine Verwendung. Die Haare wurden verkauft und mit ihnen wurden Stoffe und Filze hergestellt. Es war ein beklemmendes Gefühl, diesen Berg an Haaren zu sehen und das Gefühl wurde auch nicht besser, je weiter wir gingen. Wir bekamen nun einen Bruchteil dessen zu sehen, was den Juden abgenommen wurde. In der Regel versprachen die Nazis den Menschen neue Siedlungsmöglichkeiten und Arbeit. Den Anleitungen entsprechend wurde ihnen erlaubt, Gepäck bis zu 50 kg mitzunehmen. Daher brachten die Juden Kleidung, Nährung, Gebrauchsgegenstände und Haushaltsgeräte ebenso Werkzeug und medizinische Ausstattung mit. Den deportiertenh Juden wurde es verboten, Wertgegenstände und größere Geldsummen mitzunhmen, doch viele Personen versuchten, das Vermögen zu schmuggeln. Nach der Ankunft mit dem Zug mussten die Leute ihr Gepäck am Bahnhof zurücklassen. Sämtliche Gegenstände kamen nach „Kanada“, was nichts mit dem Land zu tun hatte sondern mit der Tatsache, dass der Ausdruck damals mit „Reichtum“ gleichgesetzt wurde.
So wurden wir durch Räume geführt, wo folgendes ausgestellt war: Hand- und Fußprotesten, Brillen, Kochtöpfe, Geschirr, ca. 80.000 Paar Schuhe, unzählige Koffer, versehen mit Namen, Geburtsdatum und Adresse, Babykleidung, Rasierpinsel und vieles mehr. All das gehörte den Menschen, die großteils genau hier ihr Leben lassen mussten.
Im nächsten Block fanden sich dann Reihen von Fotografien. Rechter Hand die von Männern, links die der Frauen. Die Bilder wurden erst vor kurzem neu entwickelt, weil viele Negative noch vorhanden waren. Die Nazis fotografierten jeden einzelnen Häftling - allerdings nur die, die auch registriert wurden - drei Mal. Einmal von der Seite, einmal von vorne und einmal mit der lagereigenen Kopfbedeckung. Auf den Bildern hier waren Name, Lagernummer (sie wurde hier - und nur hier - jedem einzelnen eintätowiert) Geburtsdatum, Beruf, Ankunftsdatum und Sterbedatum vermerkt. Beklemmend.
Danach besuchten wir noch die Sanitäranlagen und weitere Unterkünfte bevor es in den Keller ging. Hier war das Gefängnis untergebracht. Es war für mich unvorstellbar, wie es in Ausschwitz auch noch ein Gefängnis geben soll. Hier allerdings war das Elend wohl am größten. Über die Hälfte der registrierten Häftlinge wurden aufgrund von Hungersnot, brutalem Terror, verschiedenen Strafen und Torturen, elenden Lebensbedingungen, Krankheiten und Epidemien sowie unfassbare medizinische Experimente umgebracht. Kam man ins Gefängnis, so hieß das meist „Vernichtung durch Hungerstod“ oder „Sterben durch Stehstrafe“.
Danach blieben wir vor dem Krankenlager stehen und die Führerin erzählte uns, welche unmenschlichen Versuche hier am Menschen unternommen wurden. Einer der Ärzte war der Deutsche Josef Mengele, der auch als „Todesengel von Auschwitz“ in die Geschichte einging. Neben Sterilisationsversuchen übte er vor allem Experimente an Zwillingen durch. Mengele selbst meinte, es gäbe in Auschwitz genügend „Lebendmaterial“ für seine Forschungen. Er war für die Selektion der Menschen verantwortlich und daher unmittelbar in ihrer Ermordung beteiligt. Mengele musste sich nie für seine Taten verantworten, weil er nach Südamerika flüchtete. Er starb schließlich nach einem Schlaganfall beim Schwimmen. Er wurde als „Wolfgang Gerhard“ beerdigt, Jahre später allerdings ließ man seine Leiche exhumieren und 13 DNA Spezialisten stellen seine Identität fest. Die Führerin erzählt, dass Mengele selbst sich nie einer Schuld bewusst gewesen war.
Und als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, ging es zum Abschluss noch dorthin, wo das Töten seinen Endpunkt hatte - in die Gaskammer, die hier in Auschwitz 1 nicht wie in Birkenau unter der Erde war, sondern genau ebenerdig angelegt wurde. Die Juden, die sofort nach ihrer Ankunft in Auschwitz in den Gaskammern getötet wurden, wurden nicht in die Evidenz des Lagers aufgenommen, also nicht registriet und nicht nummeriert. Daher weiß man nicht genau, wie viele Menschen direkt nach der Ankunft getötet wurden - es waren auf alle Fälle um jeden einzelnen zu viel. Wir gingen also in die Gaskammer, die hier nicht einmal durch Duschatrappen getarnt wurden, und danach sofort weiter in die Krematorien. Zwei der drei Öfen waren noch sehr gut erhalten. In jeden Ofen passten aber höchstens fünf Leichen, daher war das Verbrennen eine zeitaufwändige Angelegenheit.
Nun hatten wir bereits beinahe zweieinhalb Stunden Führung hinter uns und mittels Bus wurden wir dann nach
AUSCHWITZ BIRKENAU
gebracht. Die Hitleranhänger hatten im Oktober 1941 mit dem Bau von Birkenau, auch Auschwitz II genannt, begonnen. Das Baugelände liegt in Brzezinka, ca. drei Kilometer von Auschwitz entfernt. Die polnischen Dorfbewohner wurden vertrieben und die Häuser, die ihnen weggenommen wurden, abgetragen.
Wir gingen durch das Ankunftsgebäude und was wir dann sahen, das war unbegreiflich. Die Ausmaße des Lagers Birkenau waren unvorstellbar. Es wwar war nicht nur wegen der Geländegröße, der Zahl der Baracken und der Zahl der Gefangen, sondern vor allem aufgrund der ermordeten Menschen das allergrößte Konzentrationslagersystem.
Um den Prozess der Massenvernichtung von Jeden effektiver zu m achen, hatte man im Zentrum von Birkenau eine Rampe mit einem Anschlussgleich gebaut, das genau zwischen den Gaskammern und Krematorien endete. Auf dieser Rampe gingen wir nun. Wir standen dort, wo Mengele stand und mit dem Daumen nach rechts oder links zeigte, entweder ins Lager oder direkt in die Gaskammer.
Am Ende der Rampe stand ein Viehtransporter - ein Original. In diesem Transporter wurden unzählige Menschen nach Auschwitz deportiert - tagelang, wochenlang. Die Zustände hier liegen weit über meiner Vorstellungskraft. Nachdem die deportierten Juden die Züge verlassen hatten, führten die Ärzte direkt auf der Rampe die Selektion durch, wobei sie nur jene Ankömmlinge auswählten, die sie für arbeitsfähig und momentan nützlich für die Rüstungsindustrie des Dritten Reichs hielten. Kranke Personen, Schwangere, Kinder und andere Menschen, die sie für unnütz befanden, wurden ind er Regel direkt in die Gaskammern geführt, das wären etwa drei Viertel jedes Transportes. Oft sind gleich ganze neu angekommene Transporte ohne Selektion direkt in die Gaskammer geführt worden.
Hier blieb ich nicht lange, sondern ging schnell weiter ganz nach hinten, wo eine Gedenkstätte errichtet wurde.
Auf einer Tafel in Deutsch steht hier zu lesen: „Dieser Ort sei allezeit ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschheit. Hier ermordeten die Nazis etwa anderthalb Millionen Männer, Frauen und Kinder. Die meisten waren Juden aus verschiedenen Ländern Europas. Auschwitz - Birkenau 1940 - 1945“.
Links dieser Gedenkstätte befinden sich heute noch die Ruinen der gesprengten Krematorien, die vernichtet wurden, kurz bevor es zur Befreiung des Lagers kam.
Das Lager hier war dann das, was ich erwartet hatte. Die Baracken waren als Pferdeställe geplant. Auf gemauerten 1 x 1 Meter großen Zellen war Stroh aufgelegt, bis zu 30 Personen sollen hier pro Abtrennung gelebt haben. Unvorstellbar müssen die Szenen gewesen sein, die sich hier abgespielt haben.
Hier befindet sich auch der Block Nr. 25, der Todesblock. Die Verurteilten erlebten hier die letzte Etappe, quasi ein Warterum des Todes. Die Selektion dauerte etwa vier Tage und die eingesperrten Frauen bekamen weder zu trinken noch zu essen. Sie gingen elendig zugrunde.
Die Führung in Birkenau dauert etwa eine Stunde, es ist viel zu gehen und hier hat man keine Kopfhörer, sodass man sich in der Nähe des Tourguides aufhalten muss, um alles genau zu verstehen.
Am Schluss der Tour bringt einem der Bus wieder zurück zum Hauptmuseum, es ist aber auch möglich mit dem eigenen Auto hinzufahren, allerdings ist dann die Chance, dass man seinen Guide schnell wieder findet, eher gering.
DAS MUSEUM
Das staatliche Museum Auschwitz-Birkenau wurde am 2. Juli 1947 gegründet und ist 191 ha groß. Es wird vor allem von Jugendlichen besucht, die hier im Rahmen eines Schulausfluges einen Teil der Geschichte erleben. Auch wir waren von jungen Menschen umzingelt. Jährlich kommen mindestens eine halbe Million Menschen hierher, um die Ausstellungen in den erhaltenen Gebäuden zu besichtigen, 2007 wurde erstmals die 1 Million-Marke geknackt. Die Besucherzahlen werden genau dokumentiert und man muss beim Kauf der Karte angeben, aus welchem Land man kommt. Wir stellten also 5 Österreich zur Zahl der eher geringen Besucher unseres Landes. Der Hauptanteil der Besucher liegt bei den Polen, danach folgen die Leute aus Großbritannien. Meine polnische Freundin erklärte mir, dass das wohl vor allem auf die günstigen Flüge zwischen London und Krakau zurückzuführen sei. Daher gibt es auch sehr viele englischsprachige Führungen über den Tag hin verteilt.
Gedenkstätten sind Auschwitz I sowie die Überreste von Auschwitz-Birkenau.
Seit 1979 gehört das Museum rund um das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz zum UNESCO Weltkulturerbe.
Sieben Jahre nach dem allerersten Transport der Gefangen ins KZ wurde die erste Ausstellung in Mauthausen eröffnet. 1967 wurde das Gebiet des Museums zum „Internationalem Mahnmahl für die Opfer des Faschismus“ eingeweit, aber erst in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde das Museum immer professioneller. Einiges wurde erneuert, ausgetauscht und nachgebildet, aber im Grunde ist vieles original aus der Zeit, aus der es stammt und ich denke, das gerade dieses Wissen einen Teil der Beklemmung auslöst, die man bekommt, wenn man sich intensiver auf die Geschichte einlässt.
Allerdings muss ich auch sagen, dass es in dem Museum möglich ist, distanziert zu bleiben. Es werden im Grunde keine schlimmen Bilder gezeigt, wie dies oft in anderen Stätten dieser Art der Fall ist, und so kann man sich doch gut davor schützen, von seinen eigenen Gefühlen übermannt zu werden.
Bereits seit 1960 befinden sich Nationalausstellungen in den erhaltenen Lagerkomplexen. Sie entstanden mithilfe des jeweiligen Landes, das Staatsbürger in Auschwitz verloren hat.
18 Jahre später eröffnete mein Land Österreich ebenfalls eine Ausstellung, die schwer kritisiert wurde, weil wir uns als reine Opfer titulierten, was so natürlich nicht stimmig war. Leider konnte ich mir diese Ausstellung nicht ansehen,d a es sich zeitlich nicht mehr ausging und so kann ich euch davon nichts berichten.
ALLGEMEINE INFORMATION
Die Eintrittsgebühr liegt bei 40 Zloty für den Erwachsenen und 30 Sloty für Kinder und Jugendliche, was ich persönlich für eine 4-stündige Tour als sehr günstig empfinde.
Falls einem die Führung zu lange ist, dann kann man Birkenau entweder ganz auslassen oder auf eigene Faust erkunden. Ich persönlich würde euch das aber nicht raten.
Während der Führung gibt es keine Möglichkeit, die Toilette zu besuchen oder sich mit Getränken einzudecken, also am besten also vorher machen.
Von Oktober bis April ist das Museum von 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet, September und Mai bieten Öffnungszeit bis 18.00 Uhr und in den Sommermonaten kann man dem Museum bis 19.00 Uhr einen Besuch abstatten.
Der Parkplatz am Gelände kostet 8 Zloty, was etwas mehr als 2 Euro sind.
Es gibt ein Restaurant vor Ort und auch einige Snackstände. Außerdem wird mehrmals im und rund um das Gelände die Möglichkeit geboten, Bücher zu kaufen, was wir auch getan haben, wir erwarben den Bildband „Residenz des Todes“ um umgerechnet 20,-- Euro.
KONTAKT
http://en.auschwitz.org/m/ - hier gibt es auch eine genaue Auflistung, wann welche Führung in welcher Sprache ist.
Auschwitz-Birkenau State Museum
ul. Wieźniów OÅ›wiÄ™cimia 20
32-603 Oświęcim
Poland
FAZIT
Ich hoffe sehr, dass es mir gelungen ist, euch einen groben Überblick über das Museum in Auschwitz I und Auschwitz II - Birkenau zu geben. Ich habe versucht, in dem Bericht so viel Information wie möglich zu verpacken, doch natürlich ist das im Grunde nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Die Greueltaten, die vor allem den Juden, aber auch vielen anderen Bevölkerungsgruppen hier angetan wurden, sind nur schwer zu beschreiben und noch schwerer zu erfassen.
Ich selbst wollte dieses KZ schon lange besuchen und bin froh, dass wir es jetzt geschafft haben. Das Museum ist museumspädagogisch wunderbar angelegt, nur hatte ich den Eindruck, dass man am Beginn bei der Abfertigung dem Ansturm nicht gewachsen war. Zum Glück schafften wir es, die deutsche Führung zu bekommen, alles Andere wäre schwierig geworden.
Die Kinder haben den Besuch gut verkraftet, meine Großmutter allerdings war sehr betroffen. Sie wurde 1939 geboren, hätten ihre Eltern eine „falsche“ Religion gehabt, sie wäre direkt in die Gaskammer gewandert, der dort kamen Kinder in der Regel direkt hin.
Ich habe mich schon oft gefragt, wie ich wohl in dieser Zeit reagiert hätte, wäre ich imstande gewesen, mich gegen dieses Regime aufzulehnen, hätte ich den Mut dazu gehabt? Ich weiß es nicht, aber ehrlich gesagt befürchte ich, dass ich mit der Masse mitgeschwommen wäre. Es ist unglaublich, dass dies alles passieren könnte und dass mein Heimatland eine so gewaltige und vor allem bestialische Rolle gespielt hat. Ich hoffe nur, wir lassen es niemals wieder so weit kommen, niemals wieder auch nur annähernd.
Aus diesem Grund empfehle ich euch allen, das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz zu besuchen, denn es ist ein Mahnmal an die Menschheit und gleichzeitig ein Dokument der Vergangenheit, das alle Holocaust-Leugner ein für allemal verstummen lassen sollte.
Wir können die Geschichte nicht ändern, aber wir alle können dazu beitragen, dass so etwas niemals wieder passiert. Wir dürfen unsere Menschlichkeit nie wieder so aus den Augen verlieren, denn es geht weit über meine Vorstellungskraft hinaus, dass jemand denkt, dass sein Leben weitaus mehr wert wäre als das eines anderen.
Wir alle gemeinsam können dafür sorgen, dass so etwas Fürchterliches nie wieder geschieht - und dass wir so klug und empathisch sind, darauf setze ich alle meine Hoffnung.
Herzlichen Dank fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren,
eure
Dani weiterlesen schließenProduktfotos & Videos
Auschwitz I - eine der Lagerstätten von sunflower76
am 07.04.2012Auschwitz I von sunflower76
am 07.04.2012Kommentare & Bewertungen
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Baby1, 19.06.2012, 03:26 Uhr
Bewertung: besonders wertvoll
.•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.
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mima007, 08.06.2012, 14:38 Uhr
Bewertung: besonders wertvoll
Ganz toller Bericht, Dani! bw! Viele Gruesse, mima007
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anonym, 09.04.2012, 17:27 Uhr
Bewertung: besonders wertvoll
Ein stummer Zeitzeuge, der aufzeigt, was passieren kann, wenn das "Volk" wegschaut und sich den Tatsachen verschließt, nur weil "man" nicht persönlich betroffen ist.
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March of the Living 2007
Pro:
Eine Stätte gegen das Vergessen
Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Ich beschreibe Auschwitz aus der Perspektive einer Teilnehmerin des "March of the Living".
Der March of the Living erinnert an diejenigen, die sich unter dem Zeichen des Nationalsozialismus auf den March of the Dead begeben mussten. Juden, in erster Linie. Aber nicht ausschließlich. Im Lichte des Leidens der internationalen jüdischen Gemeinde vergessen wir häufig das Unrecht gegenüber anderen Völkern in derselben Periode, unter denselben Bedingungen, bei demselben March of the Dead, den es nicht nur einmal oder zweimal gab. Sinti, Roma, Polen, Homosexuelle. Menschen, die nicht ins Bild passten.
Zwischen ihnen wurde nicht unterschieden. Aber man unterschied all diese Personen von einem anständigen Menschen. Bei dem March of the Dead trafen sich Menschen aus dreiundzwanzig verschiedenen Ländern; Menschen aller Klassen, verschiedener Religionen, Politiker, Kleriker, Arme, Reiche, Gesunde, Kranke, Junge, Alte, Männer, Frauen, Angestellte und ihre Chefs, Dichter, Denker, Philosophen – hier waren sie alle gleich und alle hatten Angst.
Auschwitz-Birkenau. Heute steht diese Stadt in unserem kulturellen Gedächtnis als Monolith des Todes und der Ungerechtigkeit. Auschwitz-Birkenau. Hier fanden eineinhalb Millionen Menschen den Tod durch das, was sie am Leben erhalten sollte. Atmen. Sie starben bei der Arbeit und im Nebel von Zyklon B.
Ich habe niemals nach Auschwitz fahren wollen. Dafür bereit zu sein, sich an den Ort zu begeben, an dem so viele unschuldige Menschen den Tod fanden, dachte ich für mich als unmöglich. Auschwitz-Birkenau. Was genau unter dem gegenwärtigen Ort zu verstehen ist, wusste ich nicht. Die Geschichte erschreckt immer wieder, aber Auschwitz-Birkenau gibt es doch nicht mehr. Bis man hinfährt und sich fragt, wie es Menschen möglich sein kann an diesem Ort zu leben, in Nachbarschaft zur eigenen Geschichte, konfrontiert mit Millionen Besuchern aus aller Welt, Menschen deren Großeltern in zwanzig Metern Entfernung umgekommen sind. An so einem Ort kann keiner leben wollen.
Auschwitz-Birkenau. Auschwitz. Birkenau. Wir reisen mit dem Bus an, halten direkt neben der Endstation der alten Gleise. Wir steigen aus, strecken uns nach langer Fahrt und sehen die vielen anderen Gruppen, hunderte von Menschen allein hier und soweit das Auge reicht werden es immer mehr. Auschwitz. Ich bin da. Niemand kann wirklich dorthin wollen.
Ich stehe in unmittelbarer Nähe zu dem Ort an dem die ankommenden Güterzüge entladen wurden und Familien für immer getrennt wurden. Nach rechts geht es in das Arbeitslager, nach links in die Gaskammer. Tadeusz Borowski hat diesen Ort einmal in seiner Geschichte „Ladies and Gentlemen, to the Gas chambers“ beschrieben, eine Geschichte die einem Hannah Arendts totalitären Staat in seiner Lagerversion beängstigend nahe bringt. Meist gingen fünfundzwanzig Prozent der Ankommenden den Weg ins Lager. Wie viele hier wirklich umkamen ist nicht bekannt, es gibt keine wirklich sicheren Statistiken für die Vergasungen in Auschwitz, einzig aufgrund der stolzen Angaben des damaligen Lagerkommandanten geht man davon aus, dass in Auschwitz eine Million einhundertfünfunddreißigtausend Menschen umgebracht worden sind.
Wenn ich mich umschaue, sehe ich an diesem Ort Menschen die hier zu Hause sind. Polizisten, die uns den Weg zeigen; Bewohner, die aus ihren Fenstern schauen und uns beobachten; Kinder, die beim Spielen innehalten und die ankommenden Massen in ihrer Heimatstadt argwöhnisch betrachten. Wie kann man hier leben, ohne das Grauen zu vergessen? Muss man das Grauen nicht sogar vergessen, um hier leben zu können? Zwingt einen der Alltag hier die Vergangenheit zu verdrängen? Wird einem die Geschichte nicht irgendwann gleichgültig, wenn man unter schweren Bedingungen für das monatliche Einkommen arbeitet? Wie sehr wird Geschichte hier verdrängt, wie sehr totgeschwiegen und wie sehr verwünscht?
Meine Gegenwart an diesem Ort, der mich seit meiner ersten Begegnung mit Anne Frank und Konzentrationslagern unter den Nationalsozialisten begleitet, erscheint mir noch Stunden später absolut unrealistisch. Nicht so wie ich es mir vorgestellt habe. Ich dachte, es würde mich erschlagen, der Ort würde mir den Atem rauben und mich von einem Moment auf den nächsten bewegungsunfähig machen. Stattdessen bin ich kaum berührt. Ich mache Fotos und sehe mir die einzelnen Gebäude aus der Nähe an, doch will die Vergangenheit nicht so recht in mich dringen. Während ich Wachtürme, den Boden unter mir und den blauen Himmel über mir betrachte, lausche ich in mich hinein und suche nach dem Moment, in dem mir schlagartig bewusst wird, wo ich mich befinde, wie viele Menschen hier umgekommen sind und dass ich, heute lebend, helfen muss eine solche Zukunft zu verhindern. Doch nichts. Alles ist mir bewusst, aber das Gefühl will nicht recht aufkommen. Mein Herz scheine ich zu Hause gelassen zu haben. Meine Gedanken sind klar und mein Bewusstsein schlägt Alarm, dass es so nicht sein sollte. Um mich herum tausende Menschen, jung und alt. Aus aller Herrenländer: Israel, Belarus, Amerika, Uruguay, Uganda, Deutschland, Polen, Italien, Frankreich, Schweden, Russland, Kanada, Tschechien, Slowakei, Schweiz, Spanien, Niederlande, Belgien, Litauen, Finnland, England, uns so weiter und so weiter. Schilder über denen Fahnen wehen, werden hoch in die Luft gehalten, man weiß wer woher kommt. Jugendliche lachen, machen Scherze, rauchen, schnäuzen sich, rennen, kitzeln sich und essen ihre Brote. Es ist laut. Unwirklich. Ich gehe in einige Gebäude und schaue mir die ausgestellte Vergangenheit an. Vor mir erklärt eine deutschsprachige Reiseleiterin einer Gruppe Jugendlicher die Verwendung der Zellen im Untergeschoss. Ich schaue durch Gucklöcher und gehe in einige hinein. Ich höre, wie sie erklärt, dass dies die Stehzellen waren. Auf vier Quadratmetern wurden hier Gefangene mehrere Tage oder Wochen lang eingesperrt um sie gefügig zu machen, wenn sie denn überlebten. Sie konnten nicht sitzen oder liegen und Zugang zu Toiletten oder Waschanlangen gab es selbstverständlich auch nicht. Sie standen, solange sie mussten. Oder konnten. Einige der Jugendlichen, offensichtlich aus Deutschland kommend, unterhalten sich über MC Donalds. Einige hören aufmerksam zu. Manche drängeln sich vor und schubsen. Hier ist kein Raum für Rücksicht. Noch nie gewesen. Meine Luft raubt es mir immer noch nicht. Nicht, dass es weniger schlimm wäre, als ich erwartet hätte, aber in den Massen von sich der Vergangenheit scheinbar nicht einmal bewusst machenden Jugendlichen fällt es schwer sich auf den Ort zu konzentrieren. Wieder draußen unter freiem Himmel, umgeben von Birken an einem dreißig Grad warmen Apriltag meldet sich meine Allergie und mir wird zum ersten Mal bewusst, wie schwer es hier für Allergiker gewesen sein muss. Eine Kleinigkeit inmitten des Leids sagt meine Freundin, aber ich bin mir da nicht so sicher. Jeder bekämpfte auch sein eigenes Leid.
Endlich setzt sich der Marsch in Bewegung. Ich stehe in unserer Polen-Gruppe. Bewaffnet mit Fahnen, Schildern und Wasserflaschen gegen die Hitze kämpfen wir gegen das Vergessen. Vor uns die Franzosen und hinter uns die Amerikaner. Die Gaskammern habe ich nicht gesehen, das wollte ich unbedingt. Ich wollte Gefühl erzwingen und dachte, dies wäre der wahrscheinlichste Ort für einen Ausbruch. Ich habe gesucht und gesucht und sie nicht gefunden. Wie paradox.
Als sich unsere Gruppe langsam vorwärts bewegt und alle zehn Meter zum Stillstand kommt, höre ich neben mir einen Mann in mittlerem Alter auf Englisch zu einem gleichaltrigen Herren sagen, dass er gar nicht weiß, was all die Menschen hier machen. Sie wollen sich doch eh nur profilieren, sagt er. Wissen gar nicht, worum es geht und vergessen es nach diesem Tag auch wieder. Haben doch überhaupt nichts damit zu tun, seien persönlich doch gar nicht betroffen von Auschwitz. Ich ging an ihm vorbei ohne zu kommentieren. Doch habe ich mich aufgeregt. Wie Unrecht er doch hatte. Oder etwa nicht – diese Frage sollte ich mir etwas später stellen. Wir verließen das Gelände durch das Tor, durch welches wir auch hineingekommen waren. „Arbeit macht frei“. Wie gingen den Weg, den die wenigsten der Gefangenen gehen sollten. Wir gingen in die andere Richtung – Richtung Freiheit, Richtung Birkenau. Vorbei an den alten Gleisen trat der March of the living seinen Feldzug gegen das Vergessen an. Der Weg war nicht lang. Ein gemütlicher Sonntagnachmittagspaziergang. Nicht die Strecke, die man sich wünschen würde, aber ich sah eine beeindruckende Landschaft. Berge in der Ferne und so weit das Auge reichte grüne Wiesen. Beeindruckend. Wunderschön. Vor und hinter mir erstreckte sich die wogende internationale Mannschaft, ohne Ende und Anfang. Und ich blieb überwältigt von der Landschaft stehen und atmete tief ein. Wunderschön. Vor uns erstreckte sich das Lager Birkenau. Die Schönheit durchbrechend wirkt es aus der Ferne wie ein Fort. Lang gestreckt liegt es vor einem, Gleise tauchen plötzlich wieder aus dem Nichts auf und führen zum Eingangtor, ein riesiges Tor mit Wachtürmen links und rechts. Recht und links davon sieht man die Barackenanlagen. Links zerstört und rechts erhalten. Durch das Tor gegangen kann man in weiter Ferne noch immer nicht das Ende der Anlage erkennen. Überall sind Lautsprecher, die Namen und Heimatland hier umgebrachter Juden verbreiten. In der Weite der Anlage, trotz der Massen der Menschen, ein eigentümliches Gefühl und zum ersten Mal an diesem Tag fühlte ich mich so richtig unwohl, als ob diese Menschen neben mir stünden. Das Programm fand am Ende des Weges statt. Schnell gelaufen benötigte ich fünfzehn Minuten um vom Tor dorthin zu gelangen. Eine Wahnsinnsentfernung, der ich mir vorher nicht bewusst war. Zahlen über die Größe der Anlage zu lesen ist eine Sache, aber dann die Strecke in nur eine Richtung zu laufen eine ganz andere, ganz zu schweigen von dem Ablaufen des gesamten Geländes. Ein Unterfangen dem ich mich an dem Tag nicht widmete. Vierzig Quadratkilometer bilden das größte Konzentrationslager der Nationalsozialisten. Himmler ließ es 1940 errichten und 1941 begann das, was kurz zuvor für Auschwitz als Endlösung beschlossen wurde. Die planmäßige Vernichtung der Juden durch Zyklon B. Praktischerweise in direkter Nähe durch die Bunawerke der I.G. Farbenindustrie AG entwickelt.
Das Programm bestand aus dem Erleuchten von fünf Fackeln durch Überlebende, Nachkommen Überlebender und Politiker. So sprach ein Mann über seinen Vater, der Auschwitz überlebt hatte. Er selbst wuchs in Israel auf und liebte und kannte seinen Vater als starke Persönlichkeit. Eines Tages, als er draußen beim Spielen war, hörte er seinen Vater drinnen schreien. Er rannte hinein und sah seinen Vater weinend im Zimmer. Er hatte Mittagsschlaf gemacht und im Traum die Vergangenheit erneut durchlebt. Dies war das erste Mal, dass der Junge von Auschwitz hörte.
Und es sprachen zwei Überlebende, die mir eine Frage beantworteten. Während des gesamten Marsches sah ich vereinzeln ältere Menschen offensichtlich jüdischer Herkunft und mir stellte sich die Frage, wie sie es schaffen, das erneut durchmachen zu können. Die Dame erzählte von ihrer Familie mit der sie nach Auschwitz gebracht wurde. Ihre Schwestern, Eltern, Großeltern, Onkel, Tanten und Brüder. Sie sind alle in Auschwitz umgebracht worden. Nur sie hat überlebt. Für sie bedeutet nach Auschwitz zu fahren das Grab ihrer Familie zu besuchen. Bei diesen Reden erreichte mich endlich das Gefühl. Ich schaltete die Nebengeräusche aus, die sich lautstark unterhaltenden Jugendlichen aus Israel, die laut lachenden amerikanischen Frauen und die sich langweilenden Jugendlichen aus Israel. Ja, wieder sie. Das hat mich an diesem Tag nämlich am meisten schockiert. Nicht der Ort, an dem ich mich befand, sondern die Teilnehmer aus Israel. Jungen, Mädchen. Ganz egal. Die Jugendlichen. Ihr Benehmen hätte ich von niemandem, aber am allerwenigsten von ihnen erwartet. Die Organisatoren des Marsches hatten Trinkflaschen organisiert. Genügend für alle Teilnehmer und noch viel mehr. Wen ich beobachtete, der schmiss die leeren Flaschen in die alle paar Meter verteilten Mülleimer. Die Jugendlichen aus Israel ließen sie fallen, wo sie gingen, standen oder saßen. Sie hörten dem Programm nicht zu und übertönten es streckenweise deutlich, waren gelangweilt und sahen gut aus. Schauten in Schminkspiegel, zogen die Krawatten richtig, achteten auf das eigene und das Aussehen anderer. Ich war und bin schockiert. Gerade bei ihnen gehe ich davon aus, dass familiäre Bande bestanden zu Menschen die hier umkamen, auf dem Boden, der nun von ihren Wasserflaschen und ihrem Schokoladenpapier bedeckt wurde. Gleichgültigkeit ist kein Ausdruck. Da die Teilnehmer ja mit ihren Schildern und Fahnen in Nationalitäten unterteilt waren, kann ich deutlich sagen, dass sich niemand anderes in so großer Masse so daneben benommen hat. Respekt – Fehlanzeige. Benehmen – Fehlanzeige. Gefühl – wie denn, wo es scheinbar noch nicht mal Bewusstsein für den Ort gab, den sie verschmutzten. Sie standen in unmittelbarer Nähe zu den Ruinen des ehemaligen Krematoriums; als letztes aller Vernichtungslager 1944 auf Beschluss Himmlers gesprengt, liegen die Steine noch heute als Mahnung gegen das Vergessen. Und ich musste an die Worte des älteren Herren von vorher denken. Dass er gar nicht weiß, was all die Menschen hier machen. Sie wollen sich doch eh nur profilieren, sagte er. Wissen gar nicht worum es geht und vergessen es nach diesem Tag auch wieder. Haben doch überhaupt nichts damit zu tun, seien persönlich doch gar nicht betroffen von Auschwitz. Diejenigen, die betroffen sind, weil ihre Familie hier auseinander gerissen wurde, scheinen bereits vor Ort alles vergessen zu haben. Ich frage mich ob er Recht haben könnte. Aber für mich ist es mehr als deutlich, dass seine Vorurteile hier ganz anders bewiesen werden, als er vermutlich angenommen hätte. Profilieren wollen sich hier auf jeden Fall die meisten Jugendlichen aus Israel. Nicht alle. Aber viele. Vielleicht war es eine Pflichtveranstaltung für sie. Vielleicht. Hoffentlich.
Ich vergebe mit komischem Gefühl im Magen 5 Sterne, denn jeder Mensch sollte mal zu der Gedenkstätte Auschwitz. Dann kann man gar nicht vergessen. weiterlesen schließenProduktfotos & Videos
Gedenktafeln auf den Schienen vor dem Lager Birkenau von hope1
am 06.04.2008Eine der Gedenktafeln. von hope1
am 06.04.2008Kommentare & Bewertungen
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anonym, 18.07.2009, 23:08 Uhr
Bewertung: besonders wertvoll
Super Bericht! Bw. LG Just86
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Auschwitz - Ort des Schreckens
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Da ich während meines Auslandsjahres in Krakau gerade an einem Seminar über die kulturellen Meinungen des Holocausts teilnehme, gehörte natürlich auch ein Besuch in Auschwitz zum Plan.
Auschwitz liegt ungefähr 60 km von Krakau entfernt.
Es wurde auf Befehl von Himmler 1940 zunächst als Arbeitslager in Betrieb genommen. Und 1941 dann hauptsächlich als Vernichtungslager genutzt.
Auf dem Weg in`s Lager kamen wir durch den Ort Oswiecim. Das ist eine kleine Stadt mit einer langen Tradition. Früher war es ein Zentrum jüdischer Kultur und Geschichte. Ausgerechnet hier entstand das Lager, in dem so viele Juden ermordet wurden.
Heute hat die Stadt wieder ein jüdisches Kulturzentrum mit einer Synagoge und ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Auschwitz besteht aus mehreren Teilen.
Der älteste Teil, das sogenannte Stammlager, wird als Auschwitz I bezeichnet. Es ist noch relativ gut erhalten. Man kommt durch das Tor, mit dem Schriftzug "Arbeit macht frei". Obwohl man das aus Filmen schon kannte und schon immer schrecklich fand, ist es etwas ganz anderes selbst darunter hindurchzugehen. Man wird von einem sehr beklemmenden Gefühl gepackt und kann es auch die ganze Zeit nicht abschütteln.
In den einzelnen Gebäuden, sind Ausstellungen über die einzelnen Opfergruppen und Länder untergebracht.
Es sollte sich nicht getäuscht werden, weil die Gebäude alle aus Stein und fest erbaut sind. Man hat sich diese Mühen und Kosten nicht auferlegt, sondern man hat das Lager auf dem Gebiet ehemaliger Kasernen errichtet und die Gebäude quasi "weitergenutzt".
Der nächste Teil ist Auschwitz - Birkenau
( Auschwitz II ). Dieser Lagerteil wurde 1941, ca.
3 km von Auschwitz I entfernt, errichtet. Dieser Teil beinhaltete die meisten Einrichtungen zur Vernichtung Tausender, hier sind die meisten Opfer zu beklagen.
Es gab dann noch eine Reihe Nebenlager, vorwiegend in der Nähe von Fabriken und Industriebetrieben als Zwangsarbeitslager.
Wir haben bei unserem Besuch eine wirklich gute Leiterin gehabt. Unseren Rundgang haben wir in Auschwitz I angefangen, dort sind wie schon erwähnt, einzelne Ausstellungen und Museumsteile zu verschiedenen Ländern und Nationen. Es sind aber auch viele Räume die aufgrund ihrer Gestaltung eine eigene Geschichte erzählen. So kommt man zum Beispiel einen Gang entlang in dem rechts und links Berge von menschlichen Haaren aufgetürmt sind oder Schuhen und Koffern.
In diesem Teil befindet sich auch eine Gaskammer, die noch erhalten und begehbar ist. Das Gefühl wenn man da durch läuft lässt sich nicht beschreiben, es ist einerseits abstoßend andererseit wird man von einer Mitleiswelle für all die Opfer überrollt. Genauso ist es dann auch im zugehörigen Krematorium.
Abstoßend ist die Tatsache, dass der Leiter des Lagers, Rudolf Hoeß mitsamt seiner Familie in diesem Teil des Lagers lebte und seine Kinder im Schatten der Gaskammern aufwuchsen.
Wir haben unsere Führung dann in Auschwitz - Birkenau fortgesetzt. Dort wo die Vernichtungsindustrie der Nazis ihren Höhepunkt fand. Die Gaskammern und Krematorien sind mit Vorrücken der Sowjets von den Deutschen gesprengt worden um keine Beweise zu hinterlassen.
An dieser Stelle befindet sich jetzt ein Mahmal und auf 15 Tafeln in den verschiedenen Sprachen wird an das grausame Tun erinnert und vor einer Wiederholung gewarnt.
In diesem Lager kann man auch den Hauptbeobachtungsturm besteigen und das ganze Ausmaß von oben betrachten. Man sieht unter sich die Bahngleise und wenn man geradeausblickt sieht man das Ende der Gleise und rechts und links die Ruinen der Gaskammern und Krematorien. Das war ein Anblick den ich nie wieder vergessen werde. Wie hatten gerade einen wirklich schönen Sonnenuntergang und gleichzeitig mar vor all dieser Schönheit das Grauen das an dieser Stelle verübt wurde mehr als lebendig.
Das Lager worde am 27. Januar 1945 von sowjetischen Truppen befreit.
Sicherlich gibt es viele sachliche Details die hier noch fehlen aber mir ist es wichtig meinen persönlichen Eindruck wiederzugeben.
Besonders bewegend fand ich die vielen, kleinen Einzelschicksale, die sich an diesem Ort abgespielt haben. Die vielen Bilder, die Bände sprechen und ohne Erklärung eine eigene Geschichte erzählen.
So gab es zum Beispiel einen überlebenden Jungen, der nach Jahren nach Auschwitz zurück kam und vor seinem eigenen Bild stand ohne sich zu erkennen, weil er so ausgemergelt und jämmerlich aussah.
Wenn die Züge in Auschwitz II ankamen und es keine Arbeit im Lager gab fanden manchmal gar keine Selektionen statt und die ganze "Ladung Mensch" wurde in die Gaskammern geschickt.
Wieviel Mühe sich die Nazis gegeben haben, diese Menschen glauben zu lassen es handele sich um Duschen ist wiederwärtig.
Die Häftlinge, die dafür zuständig waren die "Umkleideräume" leer zu machen und die Leichen ins Krematorium zu bringen überlebten meist einige Monate und wurden dann ebenfalls ins Gas geschickt - weil sie zuviel wussten.
Wenn es Selektionen gab, dann spielten sich auch kleine menschliche Tragödien ab.
Es war wohl so, dass Kinder unter 12 Jahren generell nicht "von Nutzen" waren und aussortiert wurden.
Da jedoch alle glaubten, sie wären in einem Arbeitslager machten manche Mütter ihre Kinder jünger, damit sie nicht so schwere Arbeit bekämen und schickten sie damit, ohne es zu wissen in den Tod.
Manche gingen auch vom bloßen Überlebenstrieb aus und waren der Meinung, einer großen Gruppe anzugehören sei immer besser und schmuggelten sich in eine Größere. Leider war es aber so das die Gruppen für die Arbeit immer kleiner waren...
Das sind nur einige Eindrück, weil es schwer ist und ich nie gedacht hätte das es so ist. Ich war vorher schon in Buchenwald und wusste Auschwitz ist um einiges schlimmer aber wenn man am Ort des Geschehens ist, fällt es schwer das es wirklich Menschen gab, die Tausende richtig industriell vernichtet haben.
Erschreckend war allerdings auch die Tatsache, das es Luftaufnahmen der Alliierten von dem Lager gab und darauf auch die Gaskammern zu sehen waren. Die Informationen waren jedoch nur zu industriellen Zwecken, denn ganz in der Nähe des Lagers war die detsche Firma IG Farben. Auf diese wurden auch 6 mal Bomben abgeworfen, es hat sich aber keiner die Mühe gemacht die Gaskammern zu zerstören, obwohl sie es wussten.
Es gab eine kleine Gruppe von Häftlingen, ein Sonderkommando, sie haben es geschafft geschafft eine Gaskammer zu zerstören - dafür sind sie auch gemeinschaftlich getötet worden.
Die Zahl der Opfer wird auf 1,5 Millionen Menschen geschätzt. Es gibt in Auschwitz I einen Raum mit einer symbolischen Urne, man sagt: wenn man für jedes Opfer eine Gedenkminute hält, würde man zwei Jahre vor dieser Urne stehen.
Auschwitz ist heute eine Gedenkstätte und ein Symbol für Massenmord und Vernichtungswahn der Nazis.
Es ist unfassbar, dass es tatsächlich Menschen gibt, die diese Wahrheit leugen und die sogenannte Auschwitzlüge weiterverbreiten. All denen, empfehle ich ebenfalls einen Besuch an diesem schrecklichen Ort.
Das war ein langer Bericht und ich danke allen die es bis zum Ende geschafft haben. weiterlesen schließen -
NIE WIEDER!!!
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Ich habe vor drei Jahren eine Reise quer durch Polen gemacht, von Ost nach West und von Nord nach Süd. Es gab viele Ziele auf der Route und zu den wichtigsten Zielen gehörte eben auch die Gedenkstätte Auschwitz - Birkenau.
Ich muss ganz ehrlich sagen, auch wenn ich schon vorher die Gedenkstätten Stutthof, Neuengamme, Bergen-Belsen und Buchenwald, vor Auschwitz hatte ich Angst. Nicht zuletzt davor, was ich darüber gelesen habe und davor was ich über diesen Ort wusste. Doch auch wenn meine Angst gross gewesen ist, ich hielt es für wichtig es nicht auf meiner Reise auszulassen.
Auschwitz war eines der gefürchteten Vernichtungslager wie auch Majdanek, Treblinka und Sobibor, aber Auschwitz war das schlimmste von allen. Geschätzt wurden dort 1,5 Millionen Menschen umgebracht, vorwiegend jüdischen Glaubens.
Die Geschichte
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KZ Auschwitz wurde Mitte 1940 von Nazis errichtet, nachdem im Deutschen Reich die 'Endlösung der Judenfrage' abgesegnet wurde. Die ersten Gefangenen waren Polen, die auch die ersten tötlichen Opfer gewesen sind. Kurze Zeit später kamen auch russische Kriegsgefangene hinzu. Man nannte dieses 'Herzstück' des Lagers Auschwitz I (die Anzahl der Gefangenen variierte zwischen 15.000 und manchmal auch über 20.000) und wurde auf dem Gebiet einer Kaserne der polnischen Armee errichtet.
In Jahre 1941 fing man an, das Lager zu erweitern durch Auschwitz II - Birkenau und dieses bestand fast ausschlisslich aus Holzbaraken. Die Zahl der dortigen Gefangen lag 1944 bei 90.000 Gefangenen und dort wurden die meisten Vernichtungsmaschinen errichtet. In den Jahren 1942-44 wurden um die 40 Unterlager erbaut, das grösste davon war der sogenannte Lager Buna, Auschwitz III - Monowitz, wo 10.000 Gefangene Zwangsarbeit bei den Buna-Werken, einen Teil des Konzerns IG Farbenindustrie, leisten mussten.
Das erste Krematorium wurde 1940 errichtet und wurde benutzt bis 1943, wo man etwa 340 Leichen pro Tag verbrannt hatte. 1941 wurde gleich daneben die erste Gaskammer errichtet. Dort wurden die ersten Juden, russische Gefangene, aber auch ausselektierte Arbeiter aus dem Krankenhaus, die zu krank wurden, um arbeiten arbeiten zu können mit Hilfe von Zyklon-B vergast. Man errichtete insgesamt 6 weitere Gaskammen und 4 weitere Krematorien.
Im Laufe der Zeit registrierte man um die 400.000 Gefangene. Davon waren 200.000 Juden, über 140.000 Polen, etwa 20.000 Synti und Roma und über 10.000 russische Soldaten. Über 50% der Gefangenen überlebten nicht, auf Grund von Hunger, mörderischer Zwangsarbeit, Exekutionen, aber auch wegen der schlechten Verhältnisse und Krankheiten und Epidemien, Torturen, Strafen und zuletzt auch wegen der verbrecherischen medizinischen Experimente.
Ab dem Jahre 1942 bekam das Lager eine Funktion des Vernichtungslagers. Jeden Tag kamen Transporte von Menschen, die dann durch SS-Ärze selektiert wurden nach der Arbeitstauglichkeit. Zu solchen Arbeitsuntauglichen gehörten meist alte und kranke Menschen, schwangere Frauen und Kinder. Die Zahl der Ausselektierten lag bei 70-75% eines einzelnen Transports.
Ende 1944, als die Rote Armee immer näher vom Osten anrückte, begannen die Nazis die Spuren des Verbrechens zu beseitigen. Man verbrannte Dokumente, baute ab, verbrannte oder sprengte einige Gebäude. Die Gefangenen, die noch gesund waren selektierte man aus und vom 17. - 21. Januar 1945, als die Rote Armee sich schon im Umkreis von 60 Kilometern von Auschwitz befand und Krakau gefreite, evakuierte man sie auf den sogenannten 'Todesmärschen', wobei viele dabei ums Leben kamen. Man liess ein paar tausend Gefangene zurück, die die Rote Armee am 27.01.45 befreit hatte.
Meine Eindrücke
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Als ich damals diesen Ort betreten habe, und unter den Tor mit der Aufschrift 'Arbeit macht frei' durchging, es lief mir ein richtiger kalter Schweiss den Rücken entlang. Mir kamen die Bilder, die ich irgendwann im Laufe meines Lebens mal gesehen habe.
Dieser Ort ist so vergiftet, dass mir die Tränen in den Augen standen bei dem Gedanken, was dort geschehen ist. Ich habe die ganze Zeit eine Gruppe aus Israel begleitet und ich habe mich gefragt, was in ihren Köpfen wohl passiert, ich selbst war irgendwie total fertig.
Es ist irgendwie nämlich nicht die Frage, was man dort sieht, weil das ist irgendwie nicht ganz so wichtig, sondern allein schon der Gedanke daran, was dort passiert ist hinterlässt schon Gefühle von Hass, Trauer und Fassungslosigkeit. Ich denke mal, dass KEIN normaler Mensch sich an diesen Ort wohlfühlen würde.
Die Gedenkstätte selbst eigentlich ein sehr stiller Ort, um die Baraken herum wächst Gras. Der Teich, in dem die Asche aus den Krematorien entsorgt wurde, macht auf den ersten Blick den Eindruck eines jeden beliebigen Teiches. Es wachsen Bäume drum herum, doch eines wird einen auffallen: Es herrscht eine solche Stille, nicht mal Vögel piepsen dort. Diese Stille, die dort herrscht ist nicht irgendeine Stille, sie ist unerträglich, unerträglicher als der schlimmste Lärm. Es ist irgendwie so, als hätte man vor Jahrzehnten die Uhren angehalten und die Zeit steht seitdem still.
Immer wieder kommt einen die Frage nach dem warum und immer wieder läuft einen der kalte Schauer über den Rücken, dass man eigentlich am liebsten kehrt machen würde und schnell und möglichst weit von diesen Ort weg will.
... SOETWAS DARF NIE WIEDER GESCHEHEN ...
Ich werde an diesen Ort nie wieder meinen Fuss setzen, denn sich dort einmal wiederzufinden ist schon genug, aber es ist eine grosse Mahnung für alle, dass die Menschen nie wieder soetwas grausames zulassen dürfen.
NIE WIEDER!!!
(c)ewka - 18.08.2000 weiterlesen schließen
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