Albena Testbericht

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Erfahrungsbericht von tyranessa

DA MUSS ICH NICHT NOCH EINMAL HIN!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Dieses Jahr führte unsere Reise nach Albena in Bulgarien, nördlich von Varna gelegen. Vorneweg gesagt, wir waren nicht begeistert, es gab zwar auch ganz tolle und nette Sachen dort, aber der, für uns, negative Teil, überwiegt.

Wenn ich unsere Ankunft beschreiben soll, dann bleibt mir nur zu sagen, dass ich etwas geschockt war. Wir wurden, wie üblich, mit dem Bus vom Flughafen in Varna, zu unseren Urlaubsorten geschaukelt. Am Ortseingang von Varna standen drei bis vier bewaffnete, uniformierte Männchen, die die Fahrzeuge kontrollierten. Allerdings keine Busse, nur Pkw. Dazu aber später mehr.

Wir kamen also an unserem Hotel an und waren erst etwas enttäuscht, denn von außen sah es nicht sehr vielversprechend aus! Ein paar freundliche Hotelangestellte nahmen unsere Koffer und brachten uns auf unsere Zimmer. Und ich muss sagen, es waren wunderschöne Zimmer, da dieser Hotelteil wenige Monate zuvor komplett renoviert worden war. Ein großes, sauberes Badezimmer, ein Schrank, der genügend Platz bot für all unsere Klamotten, der Balkon bot den Ausblick auf den Pool und ein Stück dahinter war das Meer.

Und was ist das erste, was man macht, wenn man irgendwo angekommen ist? Nein, wir schauten uns den Ort nicht an, wir hielten erst mal ein Nickerchen ab, denn wir waren seit 3:00Uhr früh auf den Beinen. Hätten wir beide nicht so einen festen Schlaf gehabt, wäre uns dort schon aufgefallen, was es heißt, in einem Familienhotel untergebracht zu sein!

Nach unserem Hasenschläfchen begaben wir uns schließlich doch auf Erkundungstour. Dabei stellten wir fest, dass Albena ein reiner Touristenort ist. Es gibt eine Unterhaltungsmeile, wenn ich das jetzt mal so nennen soll. Dort sind verschiedene Restaurants, Cafés, Portraitmaler, Fotografen, Kunsthändler, Postkartenstände, Bimmelnahnhaltestelle, eine Art Einkaufscenter und sonstiger Trödel.

Etwas außerhalb am Rand des Ortes hat man die Möglichkeit, Minigolf zu spielen, es wird Bogenschießen angeboten, überall fahren und halten Pferdekutschen, man kann sich Pferde für einen Ausritt leihen, Fahrräder können gemietet werden und kleine Geschäfte gibt es überall. Außerdem gibt es ein Casino, einen Fußballplatz und eine Disco.

Kernpunkt von Albena ist das Dobrudja-Hotel, ein riesiger Klotz, ich meine 21 Stockwerke hoch, in dem man auch als Nicht-Gast fast sämtliche Einrichtungen nutzen kann. Billard, verschiedene erholsame medizinische Einrichtungen, wie Massage, Schlammbäder, Fango und Tango, ein Internetcafé, eine Disco, das Restaurant im obersten Stockwerk oder den Autoverleih.

Und darum geht es jetzt, um eben dieses Hotel. Wir waren dort keine Gäste, aber so gefiel es uns dort ganz gut, jeden zweiten Abend kreuzten wir dort zum Billard auf, zweimal besuchten wir das Restaurant, welches wirklich sehr zu empfehlen ist. Gepflegte Atmosphäre, Essen wie im Ritz, ein netter Kellner, der uns irgendwie angesehen haben muss, welchen Wein wir gerne trinken! Wir bekamen jedes Mal einen Platz am Fenster und dieser Ausblick lohnt sich! Abends im Dunkeln, wenn die Lichter überall an sind und funkeln, das ist so wunderschön!

Ein anderes Mal (im Ferienlager *gg*) spielten wir sehr spät noch Billard und mein Freund vergaß sein heiligstes: Seine nachgemachte, dort erworbene Nike-Sweat-Jacke und merkte es erst am nächsten Tag, als die Temperaturen das Tragen selbiger erforderten! Also, ab ins Hotel! Vor dem Hotel sahen wir einen klapprigen, alten Kombi mit niederländischem Kennzeichen, was meinem Freund als Niederländer natürlich sofort auffiel! Wir taperten also an die Rezeption und da kam uns ein verschwitzter und etwas lasch gekleideter Mann entgegen, der in holländisch klingenden Deutsch sprach. Klar, dass mein Männe seine Sprachkenntnisse zusammenraffte und erst mal ein Pläuschchen hielt. Der Mann war der Besitzer des Hotels und mal eben mit dem Auto zur Inspektion von Amsterdam nach Albena gedüst und gerade erst angekommen. Er kümmerte sich sofort persönlich um unser Anliegen und in wenigen Augenblicke war die Jacke wieder da!

Aber Urlaub an einem Ort ist nicht so unser Ding. Wir mieteten uns für eine Woche einen Kleinwagen und wollten Bulgarien ein wenig erkunden. Nach zwei Tagen allerdings gaben wir das Fahrzeug entnervt zurück und widmeten uns dem Leben in Albena. Warum? Das Fahren dort ist eine Katastrophe, die Strassen sind in unheimlich schlechten Zustand und für jede noch so kleine Sehenswürdigkeit wird die Hand aufgehalten.

Unser erster Ausflug führte uns ans Kap Kaliakra, wo sich einstmals 40 junge Frauen aus Angst vor der türkischen Herrschaft in den Tod stürzten. Die Schönste von ihnen, gab dem Kap ihren Namen. Nunja, ein paar Felsen, die zu sehen waren, der eigentliche Ort des Geschehens war schon vor Jahren ins Meer gestürzt, eine kleine Höhle, in der ein paar Schmuckstücke ausgestellt waren, ein Restaurant und das war’s. Schöner Ausblick, ja, aber wirklich sehenswert war das nicht!

Dann wollten wir uns doch mal in echten Schwefelquellen baden! Laut der Autovermieterin ein echtes Erlebnis, diese natürlichen Quellen! Und was war es? Ein kleines gefliestes Becken, mit stinkendem Wasser gefüllt. Nein danke!

Zu meiner Andeutung mit den Pkw-Kontrollen am Ortseingang. Wir bekamen von der Vermietung eine kleine in Plastik eingeschweißte Karte, die wir beim Verlassen und Einfahren vorzeigen sollten. Warum, ist schnell erklärt. Albena ist ein reines Touristenörtchen, einheimische Bulgaren kommen nur rein, wenn sie dort arbeiten, oder ihre Baracken am äußersten Rand Albenas liegen. Ein paar wenige Einheimische wohnen in Albena und zwar zu schrecklichen Bedingungen. Ihre Häuser sind wirklich nur Baracken, dreckig und kaputt. Andere Leute werden nicht eingelassen, nur Busse, Arbeiter und Leute mit gemietetem Pkw, die aufgrund der Karte nachweisen können, dass ihr Hotel innerorts liegt.

Es fielen noch einige andere, zahlreiche Kleinigkeiten vor, so dass, der Wagen dann bald wieder in der Tiefgarage des Hotels stand und wir uns Fahrräder mieteten. Wir fuhren an der Küste entlang, um im Nachbarort die botanischen Gärten zu sehen. Eine niedliche Anlage mit allerlei Pflanzen und Salamandern, Büschen, Bäumen und Sträuchern.

Was hat uns jetzt an diesem Ort nicht gefallen?
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Tja, das ist schnell erklärt. Wir sind zwei junge Menschen, die zwar Urlaub machen, um auszuspannen, aber doch nicht den ganzen Tag! Außerdem fand ich die Preise etwas übertrieben. So waren sie angepasst an deutschen Standard, wenn nicht teilweise noch teurer. Wollte man einen ganzen Tag lang beschäftigt sein, konnte man gut 150DM pro Person loswerden. Jet-Ski, ein historisches Foto hier, eine Kutschfahrt da, zum Abend eine Partie Billard und essen und trinken muss man ja schließlich auch. Wobei wir beim nächsten Knackpunkt angekommen wären. In unserem Hotel war es üblich, mehr Kuchen, als Brot oder Brötchen zu servieren. Und wir alle wissen, das hält nicht lange vor. Abends gab es meistens Fisch, was für uns ein absolutes Greuel ist. Da bleibt einem oft nichts anderes übrig, als sich ein nettes Restaurant zu suchen und trotz Halbpension für ein leckeres Abendessen extra zu zahlen.

Unser Traumurlaub war es dort nicht gerade. Wir sind nicht die Typen, die einen ganzen Tag am Pool oder am Strand liegen können, wir brauchen ein wenig Abwechslung und möchten auch ein paar Sehenswürdigkeiten bestaunen und da bietet sich weder Albena, noch die Region rund um Albena an.

Dass wir ein Familienhotel gebucht hatten, daran waren wir selbst schuld, denn jeden morgen um spätestens 8:30Uhr quäkte ein Scubi-Guide von seiner Plattform in sein Mikrofon, was denn am jeweiligen Tag für Aktivitäten für Kids und Eltern stattfanden. Und diese Plattform befand sich direkt unter unserem Balkon und auch bei geschlossener Balkontür war es unmöglich, den Guide und den Scubi-Song zu überhören! „Scubidu, wir gehören dazu...träller“ Aber wie gesagt, selber schuld! Sonst waren wir ja mit dem Hotel durchaus zufrieden.

Das allergrößte Highlight war der Gang zur Toilette meines Allerliebsten. Da sitzen wir gemütlich bei strahlendem Sonnenschein vor einem Café, eine kühle Cola vor uns, ein Stapel Postkarten, die geschrieben werden wollten und mein Männe verabschiedet sich mal kurz von mir. So schnell, wie er allerdings wieder da war, konnte er seine Geschäfte nicht abgewickelt haben! „Gib mir mal das Geld!“ Er stürmte also mit der Geldbörse wieder in das Café und kam nach geraumer Zeit mit einer Miene wieder heraus, die mich das Fürchten lehrte. „Lass uns bezahlen, hier sehen die uns nicht wieder!“ Er klärte mich dann auf, dass vor dem Örtchen eine unfreundliche Dame saß, die ihn nicht passieren lassen wollte, ohne, dass er 1 Lewa (1DM) auf ihr Tellerchen gelegt hatte. Hätte er es wohl nicht so eilig gehabt, wären wir ins Hotel zurückgegangen, da war die Benutzung des Örtchens wenigstens im Preis mit inbegriffen. So gewöhnten wir uns an, auch bei „Nichtmüssen“ vor Verlassen unseres Zimmers die Toilette aufzusuchen, denn an allen Ecken und in sämtlichen Restaurants und Cafés hielt man die Hand auf, Preis 1 Lewa, hatte man nicht genug, dürfte man nicht hinein! Das nenne ich schon nahezu unverschämt!

So brachen wir unseren Urlaub vorzeitig ab und vereimerten unsere Familys ganz kräftig. Vor der Wohnung meiner Schwiegermutter riefen wir an und schwärmten von einer Tasse Kaffee bei ihr, während wir klingelten!
Meine Mutter besuchte ich auf der Arbeit, sie hatte gerade zu tun, so durfte ich in der Küche warten. Sie staunte nicht schlecht, als ich drei Tage zu früh wieder im Lande war, wo sie uns doch vom Flughafen abholen wollte! Wenigstens war uns die Überraschung gelungen und wir konnten noch ein paar Urlaubstage in heimischen Gefilden mit gewohntem Verkehr auf den Strassen, vertrauter Umgebung und bekannten Gesichtern verbringen! Wie heißt es doch so schön?

Ost und West, daheim ist am Best’!

38 Bewertungen, 2 Kommentare

  • AndreaK.

    02.10.2002, 16:11 Uhr von AndreaK.
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hallo Tyranessa! Der Bericht ist super und ausführlich! Echt klasse! Wenn Du Deine Meinung über Bulgarien doch noch ändern willst, bleib in Varna. Da ist es weit billiger und weit nicht so touristisch. Liebe Grüße, AndreaK.

  • corneliahoefig

    03.04.2002, 15:14 Uhr von corneliahoefig
    Bewertung: sehr hilfreich

    Geteiltes Leid ist halbes Leid, habe das gleich Schicksal vor 2 Jahren duchgemacht