Santorin Testbericht

ab 66,96
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Erfahrungsbericht von dochfisch

Strongyle, die Runde

Pro:

Atmosphäre, Kultur

Kontra:

Preisniveau, teilweise überfüllt

Empfehlung:

Ja

Unvergleichlich, einzigartig und atemberaubend ist der Augenblick, in dem man zum ersten mal am Rand der 300 Meter hohen Caldera (vulkanischer Einsturzkrater) von Santorin in das tiefblaue Meer blickt. Die Insel versetzt mich jedes Mal in einen Rausch der Farben, aus dem tiefblauen Meer erheben sich die mehrere hundert Meter hohen schwarzen Kraterwände der Caldera durchzogen von ockerfarbenen Bimssteinadern. Hoch oben auf den rot leuchtenden Kämmen klammern sich die schneeweißen Häuserwürfel und die Kuppeln der Kirchen glitzern in strahlendem blau. Santorin ist der Rest einer kreisrunden Vulkaninsel mit typisch kubischer Kykladenarchitektur, in den Bimsstein gehauenen Höhlenwohnungen, dunklem Lavastrand und süffigem Wein.
Für mich persönlich ist Santorin auch immer wieder Ausgangspunkt für meine Inseltrips in der Ägäis. Ich verbringe deshalb öfter am Anfang oder Ende eines Griechenlandurlaubes einige Tage auf Santorin, so dass ich schon an vielen Stellen der Insel vorbeigeschaut und in vielen Orten Quartier aufgeschlagen habe.

WEBCAMS
http://www.santorini.net/camera/caldera.htm

ALLGEMEINES

Santorin, griechisch Thira oder Thera ist die südlichste Insel der Kykladen. Die Insel ist 69 km2 groß und die Zahl der Einwohner schwankt zwischen 11000 und 6000 zwischen Sommer und Winter. Der höchst Berg Profitis Ilias ist 550 Meter hoch, die Höhe der Caldera liegt zwischen 150 und 350 Meter. Zusammen mit den Inseln Thirasia und dem Winzling Aspronisi bildet Santorin den Rest eines Vulkans, der ca. 1625 v.Chr. explodierte, wodurch das Zentrum der damaligen Insel einstürzte, so dass dort heute ein 300 bis 600 Meter tiefes Meeresbecken liegt. Der Vulkan ist immer noch aktiv und in der Mitte des Meeresbecken ragen heute die Lavainseln Nea Kameni und Palea Kameni aus dem Meer. In der Antike hieß die Insel Strongyle die Runde oder Kalliste die Schönste, rund ist sie heute nicht mehr, aber immer noch außergewöhnlich schön.

ANREISE und REISEZEIT

Santorin besitzt einen Flughafen und wird von vielen deutschen Flughäfen nonstop angeflogen. Nach ungefähr 3 Stunden ist es geschafft und mit einem Fensterplatz auf der linken Seite hat man meistens den schönsten Blick beim Landeanflug. Über Athen oder Kreta ist die Insel ebenfalls per Flugzeug mit Olympic Airways zu erreichen.
Santorin ist auch von fast allen Inseln der Kykladen, von Kreta und natürlich auch von Athen (Piräus) per Schiff zu erreichen. Die Schiffe Legen im Hafen Athinos nicht im alten Hafen unterhalb Firas an. Von Kreta braucht man je nach Fähre zwischen 2 und 4 Stunden, von Athen je nach Anzahl der Zwischenstopps etwa 6 bis 12 Stunden. Auf jeden Fall ist die Einfahrt in die Caldera mit dem Schiff ein ganz besonderes Erlebnis und ist meiner Meinung nach auf jeden Fall der Anreise mit dem Flugzeug vorzuziehen.
Ganz hartgesottene Schifffahrer können auch von mehreren Adriahäfen in Italien den Weg nach Griechenland einschlagen. Hier gehen allerdings schon gut 4 Tage für Hin- und Rückfahrt drauf, d.h. man sollte das Schippern selbst schon als Urlaub betrachten.

Die günstigste Reisezeit ist sicherlich von April bis Juni, dann ist es noch nicht so voll, teuer, heiß, vertrocknet, windig und die Gastgeber sind noch frisch und voller Elan. Im Hochsommer wird es wirklich gnadenlos voll und als Individualreisender kann man Probleme bekommen noch ein vernünftiges Quartier zu bekommen. Auf den Straßen ist es laut und die Busse sind überfüllt. Der Meltemi kann manchmal ganz schön an den Nerven zerren. Das Wasser ist jetzt allerdings wärmer und alles ist voll in Betrieb, und das Publikum ist wirklich multikulturell. Von September bis Mitte Oktober wird es wieder ruhiger aber das Wasser ist noch warm. Mitte Oktober fällt Santorin wieder in seinen Winterschlaf und es fällt schon häufiger Regen.

KLIMA

Santorins Klima ist typisch für eine Insel der Kykladen. Im Sommer steigen die Temperaturen auf 25 bis 35 Grad Celsius und es regnet sehr selten. Im Winter liegen die
Temperaturen zwischen 15 bis 25 Grad Celsius und mit Regen muss man öfter rechnen.
Im Hochsommer muss man damit rechnen, dass für mehrere Tage ein starker Wind aus Norden, der Meltemi, bläst. Manchmal fallen dann Schiffsverbindungen aus oder das Reisen auf See wird zumindest sehr unangenehm.

DIE WICHTIGSTEN ORTE

Fira

Fira ist Hauptort von Santorin und wird deshalb auch oft Thira Stadt oder einfach nur Thira genannt. Hier lebt ein Viertel der Inselbevölkerung. Der Ort mit seinen typischen weißen Häusern und den blaubekuppelten Kirchen schmiegt sich an den Rand der Caldera an. In dem basarähnlichen Gassengewirr fallen zunächst die vielen Juweliere auf, Goldschmuck ist in Griechenland wirklich billiger als sonst in Europa. Aber auch Souvenirläden mit antik angehauchtem Kitsch, Leder- und Keramikläden und die allgegenwärtigen Touristenbüros, wo man Flüge, Schiffstickets und Tagesausflüge buchen kann. Richtung Calderaabsturz nimmt die Dichte der Restaurants und Hotels zu, wo man freien Blick auf die Caldera hat findet man sicher eine Terrasse, wo man etwas essen oder trinken und den Ausblick genießen kann. Meist liegen unten im alten Hafen Jalos einige Kreuzfahrtschiffe. Diesen erreicht man über einen Eselpfad, die Skala, der sich in ca. 600 Stufen den steilen Hang hinunterwindet. Man kann diesen zu Fuß gehen oder sich von einem zu leihenden Muli oder Esel tragen lassen. Zu Fuß ist der nicht nur mit Steinen sondern auch mit den Hinterlassenschaften der Esel gepflasterte Weg etwas beschwerlich. Von der Sonne gnadenlos aufgeheizt, ist das ganze ein recht aromatisches Erlebnis und irgendwie passen die Stufen nie zu der gewählten Schrittlänge. Vielleicht wurde deshalb die parallel verlaufende Seilbahn gebaut, mit der man geruchsarmer und temperierter den Höhenunterschied überwinden kann.
Kulturell gesehen gibt es neben den zahlreichen Kirchen auch noch mehrere Museen zu besuchen. Das archäologische Museum in der Nähe der oberen Seilbahnstation beherbergt eine große Vasensammlung aus der geometrischen bis zur hellenistischen Periode und einige Skulpturen aus der archaischen bis zur römischen Periode. Im Museum des prähistorischen Thira schräg gegenüber der Busstation findet man Fresken, Haushaltsgeräte, Möbel und Vasen aus Akrotiri. Im Megaron Gyzi Museum fand ich hauptsächlich die Fotografien interessant, die Santorin vor dem großen Erdbeben von 1956 zeigen, bei dem ein Großteil aller Häuser auf der Insel zerstört wurde. Genaueres zu den Griechischen Museen findet man unter http://www.culture.gr.

Oia

Oia oder Ia ist der größte Ort im Norden der Insel mit etwa 450 Einwohnern. Die Lage am Kraterrand ist mit der von Fira vergleichbar. Beim letzten großen Erdbeben 1956 wurde der Ort fast komplett zerstört. Obwohl heute vieles renoviert ist kann man an einigen Gebäuden die Auswirkungen der Zerstörung noch gut sehen. Im Gegensatz zu Fira ist hier alles edler und rausgeputzter und es haben sich einige Künstler und Galerien angesiedelt, die vor allem Aquarelle und Ölgemälde ausstellen. Von der Atmosphäre ist Oia bestimm das schönste Dorf Santorins, und die Restaurants und Cafes laden zum Verweilen mit Calderablick ein. Nicht verpassen sollte man hier auch einmal den Sonnenuntergang an der nördlichen Landspitze, der hier wirklich als echtes Happening zelebriert wird. In Oia gibt es noch ein nautisches Museum, in dem alles mögliche, was mit Schifffahrt zu tun hat, zusammengetragen wurde.

Kamari

Kamari liegt auf der flachen Seite dem Calderaabsturz abgewandten Teil der Insel im Schatten der Berge Profitis Illias und Mesa Vouno. Mit seinem 2 km langen schwarzen Lavastrand ist der Ort reines Ziel für Pauschaltouristen und besitzt dementsprechend viele Bars Restaurants und Discos. Am Strand stehen Liegen und Sonnenschirme und man kann Surfbretter leihen. Von Kamari aus kann man eine schönen Aufstieg auf den Sellada Sattel und von dort weiter nach Alt Thera unternehmen. Der nahe Flughafen verursacht oft Fluglärm.

Perissa

Neben Kamari ist Perissa der zweite Hauptbadeort. Er liegt auf von Kamari aus gesehen auf der anderen Seite des Mesa Vouno. Hier ist der Strand feinkörniger und das Publikum jünger. Der Ort ist recht weit auseinandergezogen und der Strand nicht so sehr mit Liegen und Schirmen zugestellt. Der Ort ist eine reine Sommersiedlung, im Winter leben hier 50 Leute im Sommer 1000 bis 3000.

AUSGRABUNGEN

Akrotiri

Akrotiri ist die weltberühmte Ausgrabung unter Plastikdächern auf Santorin. Die minoische Stadt wurde bei dem Vulkanausbruch um 1625 v.Chr. komplett verschüttet und wird deshalb auch als das ägäische Pompeji bezeichnet. Im Gegensatz zu Pompeji konnten sich jedoch hier die Bewohner vor der Katastrophe retten. Die begehbare Ausgrabungsstätte selbst ist nicht seht groß und kann in wenigen Minuten abgelaufen werden. Zu sehen gibt es einpaar große Vasen und wenige intakte Häuser alles in gelbliches Licht unter dem Plasikdach getaucht. Wirklich sensationell sind die Wandmalereien und Haushaltsgegenstände, die in Akrotiri gefunden wurden. Das meiste davon befindet sich in Athen aber seit dem 24.3.2000 kann man einige Fundstücke auch im Museum des prähistorischen Thira in Fira sehen. In einer Galerie in Oia ist mir auch ein Bildband in die Finger geraten, in dem sämtliche Fresken Akrotiri und Knossos enthalten waren.
Nicht weit von Akrotiri liegt ‚Red Beach’, ein Strand aus groben rotem Lavasand, wo man sich nach der Besichtigung erfrischen kann. Vernünftiges Schuhwerk für den kurzen Weg dorthin ist empfehlenswert.

Alt Thera

Alt Thera befindet sich in 369 Meter Höhe auf dem Mesa Vouno im Südosten von Santorin. Der Berg ist über den Sellada Sattel mit dem Profitis Illias, dem höchsten Berg Santorins verbunden. Der Ort wurde vor etwa 3000 Jahren von Dorern gegründet, dessen Anführer Thera hieß, und der Namensgeber für den griechischen Namen der Insel ist. Später wurde Alt Thera von den Phöniziern, Römern und Byzantinern besiedelt. Entlang der ‚Heiligen Straße’ sieht man heute die Reste von Wohnblocks, Thermen und Heiligtümern, vor allem Grundsteinmauern und Säulenreste. Interessant ist auch eine Nekropole aus hellenistischer Zeit, die ausgeklügelten Zisternenanlagen und einige Inschriften und Reliefe. Der Eintritt ist frei und aus der luftigen Höhe hat man einen herrlichen Blick über die Insel.

STRÄNDE

Strände gibt es an der gesamten südlichen und östlichen Küste Santorins. Es handelt sich fast immer um dunkle Sand oder Kiesstrände aus Lavagestein, die sich im Sommer gnadenlos aufheizen. Viele Strände sind touristisch mit Liegen, Schirmen und Wassersportverleih erschlossen, es gibt aber auch noch einsame Strände.

AUSFLÜGE

Santorin verfügt über ein gutes Busnetz, sodass man die Insel auf eigene Faust ohne größeren Aufwand selbst erkunden kann. Es ist natürlich auch möglich sich einen zwei oder vierrädrigen Untersatz zu mieten. Hier sollte man aber darauf achten, auch eine Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung abzuschließen.

Tagesausflug mit dem Boot

Es werden viele unterschiedliche Tagesausflüge mit dem Boot angeboten. Bei der klassischen Eintagestour werden die zum Archipel gehörenden Inseln Nea Kameni, Palea Kameni und Thirassia angefahren. Nea Kameni ist der noch aktive Teil des Vulkans, hier kann durch die nach Schwefel und faulen Einern stinkende Mondlandschaft aus Lava wandern und in qualmende Krater schauen. Palea Kameni wird angelaufen, um in einer Bucht mit heißen Quellen im schwefeligen eisenhaltigem Wasser zu Baden. Thirassia ist die zweite bewohnte Restinsel des Archipels und hat 140 Einwohner. Über 250 Stufen kann man zum Hauptort Horio hinaufsteigen.
Auf der Rückfahrt kann es ziemlich kalt werden, deshalb sollte man etwas warmes zum Anziehen mitnehmen.

Wanderung am Kraterrand

Von Fira aus kann man bis Oia eine 3 bis 4 Stunden dauernde Wanderung unternehmen. Unterwegs hat man immer wieder einen herrlichen Panoramablick auf die Caldera.

Nachbarinsel Anafi

Wer auf Santorin irgendwann vom Tourismuskoller übermannt wird kann per Tagesausflug oder für länger auf die kleine Nachbarinsel Anafi ausweichen. Die Insel ist eine sehr typische Kykladeninsel mit ein paar Häusern am Hafen und einem kleinen Bergdorf, im Süden sind mehrere sehr schöne Sandstrände.


FAZIT

Santorin ist eine landschaftlich einzigartige und schöne Insel mit viel Kultur und guten Bademöglichkeiten. Alles ist stark auf den Tourismus ausgerichtet und in der Hochsaison ist sie oft überfüllt. Ein Aufenthalt lohnt sich immer nicht zuletzt auch wegen dem hervorragenden Wein. Man sollte sich schon ein paar Tage Zeit nehmen, um die Insel zu erkunden.

Kalo Taxidi !

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