Mulholland Drive - Straße der Finsternis (VHS) Testbericht

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ab 16,49
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Erfahrungsbericht von Creeptceeper

Straße ins Nichts

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Mulholland Drive“ ist der bisher letzte Film von David Lynch. Lynch ist in Hollywood dafür bekannt, dass er auch die merkwürdigsten Ideen in seine Filme hinein bringt. Der selbe Fall ist auch „Muholland Drive“.

Der Story konkret zusammen zu fassen ist eigentlich gar nicht möglich. Doch ich probiere alles so gut wie möglich hinzu kriegen. Am Anfang wird eine Frau bei einem Mordversuch, so schwer verletzt, dass sie ihr Gedächtnis verliert. Durch Zufall landet sie im Apartment von Betty. Diese ist gerade frisch aus Kanada nach Hollywood gezogen. Weil sie im Apartment von ihrer Tante wohnt, wundert sie sich nicht, dass eine fremde Frau in der Wohnung ist. Doch schnell findet sie heraus, dass ihre Tante diese Frau gar nicht kennt. Als sie die namenlose Frau zur Rede stellt, erzählt sie hier von dem „Unfall“ und das sie ihr Gedächtnis verloren hat. Die beiden begeben sich auf die Suche nach der Identität der geheimnisvollen Frau. Dazu kommt auch noch das die Frau eine Tasche voll mit Geld bei sich hat. Doch so schnell finden die beiden nichts. Doch als eines Tages sich die Frau an einem Namen erinnert, ist das Ziel ihre Identität wiederzuerlangen in greifbarer Nähe. Das ist die Rahmenhandlung des Films, es gibt aber noch etliche Nebenhandlungen die ich nicht alle aufzählen kann.

David Lynch sorgte schon 1977 mit seinen ersten Film „Eraserhead“ für einiges an aufsehen. Danach folgten Filme wie „Der Elefantenmensch“ und die Verfilmung des Buches „Dune – Der Wüstenplanet“. Der Film war aber ein riesiger Flop. Erst Anfang der neunziger war wieder etwas von Lynch zuhören. Diesmal erreichte er überall auf der Welt Kultstatus mit der TV Serie „Twin Peaks“ und dem Spielfilm „Wild at Heart“. Nach diesem Film kam nach der überragende Film „Blue Velvet“. Nach diesem Film vergingen wieder Jahre bis Lynch „Lost Highway“ drehte. „Mulholland Drive“ ist sein bislang letzter Film. Das bekannteste Gesicht aus dem Film ist Naomi Watts. Diese war vor kurzem im Remake von „The Ring“ im Kino zu sehen.

„Mulholland Drive“ hat eine bewegte Geschichte bis der Film fertig im Kasten war. Doch wäre alles nach Plan gelaufen, wäre „Mulholland Drive“ nie auf der großen Leinwand zu sehen gewesen. Eigentlich war der Film als Serie geplant. Doch als die Produzenten des US Senders ABC die Pilotfolge gezeigt wurde, waren diese alles andere als begeistert. Es wird sogar berichtet die meisten, sich nach den ersten zehn Minuten schon verzogen hatten. Es ist also nicht verwunderlich, dass sie die Serie nie gedreht wurde. Lynch war darüber natürlich nicht erfreut und lies das Projekt erst mal Brachliegen. Aber ein paar Monate später sprang der Französische Sender „Studio- Channel“ in die Bresche. Diese waren zwar auch nicht interessiert an einer Serie, aber sie gaben Lynch so viel Geld, dass er daraus einen Kinofilm machen konnte. Dies war zwar nicht die eigentliche Intuition von Lynch, aber er wollte das Projekt trotzdem durchziehen.

Diese Tatsache reicht eigentlich schon aus Abstand von dem Film zu nehmen. Doch trotzdem hat der Film viele gute Seiten, aber leider auch eine ganz große Schwäche. Aber erst mal zu den positiven Elementen. Am Anfang fängt der Film an, wie ein normaler Thriller. Doch bei Lynch weiß man das er nie irgendwas „einfaches“ macht. Am Anfang ist es ein kleiner und auch sehr interessanter Thriller. Doch er beinhaltet auch die typischen Dinge aus anderen Lynch Filmen. So gibt es viele skurrile Dinge und Dialoge. Am Anfang erkennt man auch das „Mulholland Drive“ eigentlich eine Serie werden sollte. Der Anfang erinnert dabei sehr an seine Serie „Twin Peaks“. Am Anfang weiß man eigentlich gar nicht wohin der Film will. Dies sieht man besonders an den Nebenhandlungen. Man weiß einfach nicht wie diese Handlungen in die Story mit den beiden Frauen passt. In diesem Stadium ist der Film noch hochinteressant und gehört damit zu den besten was ich von Lynch je gesehen habe. Die Story erläuft auch gradlinig weiter, bis die Frau ohne Identität Kurz davor ist, heraus zu finden wer sie eigentlich ist. Es sei nur noch Kurz am Rande erwähnt das sie eine lesbische Beziehung zu ihrer neuen Freundin Betty beginnt. Es ist vielleicht für den weitern Verlauf noch wichtig.

Doch genauso wenig wie „Rita“ ihre Identität heraus findet, so wenig erfährt auch der Zuschauer in der letzten halben Stunde des Films. An dieser Stelle muss ich weiter ausholen, besonders in Sachen Lynch. Das ausholen muss sein, damit man besser meine Kritik am Film versteht. David Lynch ist für mich ein sehr zweischneidiges Schwert. Einige seiner Film geben mir überhaupt nichts, und andere vergöttere ich. Die Filme die ich nicht von ihm mag, sind diejenigen, die weit über mein Verständnis hinaus gehen. Dies ist zum Beispiel der Fall bei „Eraserhead“. Erst einmal ergibt der Film überhaupt keinen richtigen Sinn, und zweitens ist er stinklangweilig. Ich versteh auch nicht was einige Leute an dem Film finden. Doch Lynch ist immer ein bisschen anderes als andere Regisseure. Dies ist aber auch bei der Serie „Twin Peaks“ der Fall. Zum einen versteht man zwar nicht alles, aber das e Grundlegen ist verständlich. Auch das phantastische braucht man nicht wegzulassen, bloß halbwegs verständlich muss es bleiben. Dafür ist „Twin Peaks“ das beste Beispiel, deswegen liebe ich die Serie ja auch so.

Doch an diesen Punkt setzt auch meine Kritik zu „Mulholland Drive“ wieder ein. Nach ca. zwei Stunden macht der Film eine unglaubliche Kehrtwende. Dies ist zwar schon vorher ersichtlich. Doch dann bricht das Chaos über den Zuschauer hinein. Alles was man vorher gesehen hat bricht wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Alles ist anders oder vielleicht doch nicht? Das weiß aber nur Lynch erleine. Ach wenn man Versucht die Bildsprache, die bei Lynch eine sehr wichtige Rolle spielt, zu interpretieren kommt dabei nichts heraus. Egal wie man die Geschichte dreht und wendet irgendwas passt immer nicht. Ich glaube diese unglaubliche Konfusion ist nicht alles gewollt, zum Teil wird es darauf zurück gehen, dass der Film als Serie geplant war. Der Film ist natürlich um etliche Minuten kürzer geraten. Deswegen gibt es einige Charaktere die nur sehr sporadisch auftauchen. Es ist in meine Augen unmöglich das Ende zu deuten. Und wer es nicht glaubt soll den Film gucken und mir eine schöne Interpretation schicken. Aber ich glaube nicht, dass jemand das Zustande bringt.

An diesem Punkt verliert der Film auch rasant an Qualität. Da zählen auch Argumente nicht, wie „das ist ein Lynch Film, der muss so sein“. Sogar Lynch darf nicht seine Scheiße als gewolltes Produkt verkaufen. Und nichts anderes ist das Ende in meinen Augen. Die einzige halbwegs gelungene Interpretation zum Film die ich anbieten könnte ist diese. Der Thriller spielt auf dem namensgebenden Mulholland Drive. Dieser Highway verläuft entlang der Hollywood Hills wo die Promis wohnen. Und dar Hollywood ein Ort des Scheins und der Illusion ist, spiegelt der Film diese Geschehnisse wieder. Doch das ist doch sehr dürftig. Aber wenigstens nach dem Ende des Films hat man noch ein bisschen zu denken. Doch umso mehr man nach einer Lösung des Films sucht, desto mehr kommt man zu der Vermutung das es keine gibt. Und das trägt nicht gerade dazu bei, dass man den Film besser findet. Es ist genau das Gegenteil. Auch stört mich, dass der Schnitt von verständlich zu unverständlich so abrupt ist. Man hätte den Übergang ein bisschen flüssiger gestallten können. Doch leide scheint Lynch immer mehr Filme zu drehen, die nicht interpretierbar sind. Diesen Trend ha er auch schon mit „Lost Highway“ eingeschlagen. Ich befürchte, dass er diesen Weg auch weiterhin gehen wird, weil die Kritiker ihn mit beiden Filmen so hoch jubeln.

Was mich am meisten stört ist aber, dass ich immer mehr der Meinung bin, dass Lynch selber nicht mehr durch seine Filme durchsteigt. Ich jubele nicht, wie viele Kritiker, jemanden hoch nach dem Motto „Der wird sich schon was dabei gedacht haben“. Ich glaube nämlich, dass Lynch dies seit „Lost Highway“ und „Mulholland Drive“ nicht mehr tut wie früher. Ich hoffe aber immer noch, dass er in seinem genialen oder verdrehten Gehirn, noch weiß was er macht. Meine These das er solche Filme macht weil ihn alle dafür hochjubeln, untermaure ich damit das er alle Anfragen zum Sinn und Zweck nicht beantwortet. Wenn er jemals damit rausrückt was er damit meint, bin ich gerne bereit meine Meinung über ihn zu revidieren. Doch ich glaube darauf kann ich und alle anderen lange warten.

„Mulholland Drive“ hätte er beste Film von Lynch werden können, und wäre das Ende auch gelungen wäre er es mit großer Sicherheit. Doch so ist „Blue Velvet“ weiterhin sein bester. Ich glaube wäre der Film eine Serie geworden wie geplant, wäre sie ebenso gut geworden wie „Twin Peaks“. Doch gerade deswegen, bin ich dem Film dann doch noch einiger Maßen gnädig gegenüber. Obwohl das Ende wirklich alles versaut.

Originaltitel: Mulholland Dr.
Herstellungsland: Frankreich
USA
Erscheinungsjahr: 2001
Regie: David Lynch
Darsteller: Justin Theroux
Naomi Watts
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