Was das Herz begehrt (VHS) Testbericht

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ab 8,04
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Erfahrungsbericht von Hoernchen123

Das Alter ist nur eine Nummer?

Pro:

streckenweise durchaus recht witzig, Jack Nicholson

Kontra:

moralischer Zeigefinger, langatmig am Ende

Empfehlung:

Nein

So, und es gibt gleich noch einmal einen Bericht über einen Film :-). Diesmal soll es um den aktuellen Streifen mit Jack Nicholson gehen, nämlich „Was das Herz begehrt“, der momentan auch die Kinocharts anführt.

Eigentlich hätten wir gewarnt sein müssen, als das Berliner Stadtmagazin Zitty schrieb, es handele sich bei diesem Film um einen für ältere Semester und dem ganzen nur 2 von 5 Sternchen gab. Anderseits wurde um den Film viel Rummel und Werbung gemacht, auch die Vorschau sah zumindest nach einem sehr lustigen Film aus.

===Allgemeines===

Zur Berlinale und auch in der US-Presse sorgte dieser Film für viel Furore, es klang, als sei der auf jeden Fall sehenswert. In den USA hat die Romantikkomödie unter dem Titel „Something´s Gotta Give“ bereits 115 Mio. Dollar eingespielt.
Das Drehbuch stammt von Nany Meiers, die auch Regie führt. Sie hat schon mit dem Film „Was frauen wollen“ Erfolge gefeiert.
Kinostart in Deutschland war der 12.02.04, freigegeben ist der Film ab 6 Jahren und er dauert 117 Minuten.

===Die Story===

Harry Sandborne (Jack Nicholson) ist 63, HipHop-Produzent aus L.A., Besitzer von 10 Firmen und ein ewiger Junggeselle, er geht mit keiner Frau über 30 aus. Als er mit seiner neusten Flamme Marin für ein Wochenende ins Strandhaus ihrer Mutter fährt, um dort eine ungestörte Zeit zu verbringen, platzt natürlich Marins Mutter Erica (Diane Keaton) herein, als Harry grade halb bekleidet vor dem Kühlschrank steht. Nachdem sich herausstellt, dass es sich nicht um einen Einbrecher, sondern um den neuen Freund der Tochter handelt, darf Harry auch bleiben. Das gemeinsame Abendessen mit Mutter Erica, ihrer irre witzigen Schwester Zoe (sie war bei isrealischen Militär und studiert feministische Studien *g *), Marin und Harry endet aber abrupt, als das sich das Gesprächsthema um Harry´s viele stadtbekannte Affären und um Erica´s Einsamkeit dreht.
Schon kurz nach dem Abendessen passiert etwas schreckliches, Harry bekommt einen Herzinfarkt und muss Wiederbelebungsversuche, ausgeführt von Erica, überstehen. Die Mund-zu-Mundbeatmung durch eine Frau, die fast in seinem Alter ist, macht ihm sichtlich selbst im halb komatösen Zustand noch Angst...
Im Krankenhaus bekommt ihn der Arzt (Keanu Reeves) erstaunlich schnell wieder auf die Beine, binnen unrealistisch kurzer Zeit ist er wieder gesund, hat sich wegen des Herzinfarkts aber stark verändert, sein Geschmack in Sachen Frauen ändert sich langsam aber sicher und nachdem er die immer sehr zuknöpfte bzw. „rollkragenbepullite“ Erica sogar zu seinem großen Schreck nackt gesehen hat, bahnt sich langsam was an.

Die Beziehung Harry´s mit der jungen Marin nimmt, wie all seine bisherigen Affären ein sehr schnelles Ende, dafür beginnt Erica nun was mit dem Arzt, der im Alter der Tochter ist und von Erica begeistert ist, vor allem ihre Theaterstücke faszinieren sie.

Bis zum Schluß schwanken ihre Gefühle hin und her zwischen Arzt und Harry, am Ende siegt natürlich der vom Alter her passende Harry, aber das ist ja von Anfang an sonnenklar, die ganze Story, ja sogar die Vorschau deuteten schon überdeutlich darauf hin...

===Mein Eindruck===

Die Story ist zwar eigentlich nicht sonderlich aufregend, bringt aber einiges an Spaß und Witz mit sich.
So ist sowohl Ericas irgendwie charmanter Faible für Rollkragenpullis recht nett, auch Harry´s beharrliches Festhalten daran, dass er keine ältere Frau nackt sehen will, geschweige denn etwas mit ihr anfangen würde, ist lustig aufgezogen. Immer wieder merkt der Zuschauer, dass die beiden aber eigentlich prima zusammenpassen, sie ist die treusorgende Frau, die sich um ihn sorgt, als er aus dem Krankenhaus kommt und die ihm für den Weg in die Stadt ein Lunchpaket packt. Er der Mann, der sie aus ihrer Einsamkeit holt.
Sehr viele Szenen sind sehr witzig, einiges auch wirklich kaum vorraussehbar, wie beispielsweise Harrys Ausraster im Krankenhaus, als er, noch fast nicht richtig ansprechbar, erfährt, dass die Infusion, die er grade bekommt, im Zusammenspiel mit Viagra tödlich sein könnte...
Also: Lachen kann man in dem Film durchaus recht viel.

Der Film soll aber, laut offizieller Bezeichnung, eine Romantikkomödie sein, so gibt es nicht nur was zu lachen, sondern auch was fürs Herz. Aber, irgendwie fand ich es nicht sonderlich herzerweichend dargestellt, als der alte Harry dann doch endlich mal merkt, wie es ist, wenn man verliebt ist und Erica sich doch noch einmal verliebt. Nicht die Strandspaziergänge beim Sonnenuntergang, nein, noch nicht einmal die Liebeserklärung in Paris, sind sonderlich romantisch, da alles vom Witz der Komödie irgendwie erschlagen wird. Sprich: sobald es romantisch wird, kommen Komödienelemente dazwischen, was aber nicht unbedingt schlecht ist.

Die Handlung ist klar und gradlinig, man kann allem recht gut folgen...wären da nicht die vielen Ungereimtheiten in dem Film. Warum fällt beispielsweise Erica, als sie am Anfang in ihr Strandhaus kommt, nicht das Auto von Harry vor dem Haus auf? Es stellt sich auch heraus, dass seine Affäre Marin nicht mehr unter 30 ist zum Zeitpunkt der Affäre (und Harry trifft sich doch mit keiner, die unter 30 ist, erfuhren wir zu Beginn...). Komisch...;-)

Am Anfang ist der Film noch recht leichtgängig, es ist spannend herauszufinden, wie die Geschichte wohl ihren Lauf nehmen wird.
Aber irgendwann wird es langatmig, Keanu Reeves als Arzt und die ganze Affäre mit dem ihm hätte man komplett rauslassen können, es passt nicht wirklich in die Story und zieht den Film in die Länge, vor allem weil einem ja schon nach bloßen Ansehen der Vorschau klar ist, wie es ausgehen wird und man fragt sich lediglich, wann Erica und Harry schlußendlich zueinander finden, da nerven mehrere, eingeschobene Herauszögerungen des ganzen am Ende doch ziemlich, der Film hätte durchaus eine halbe Stunde kürzer sein können.

Das Motto des Films, das man überall zu lesen bekommt, wenn man etwas über den Film liest, lautet „Alter ist nichts als eine Nummer“.
Dieser These wird der Film aber nur sehr ansatzweise gerecht. Alter ist nur eine Nummer, wenn es darum geht, ob man sich in höherem Alter noch verlieben und glücklich sein kann.
Alter ist keine Nummer und sehr bedeutend bei der Partnersuche, das ist die Moral von der Geschichte. So entdeckt Harry die wahre Liebe bei Erica, der junge Arzt kann gegen Harry bei Erica nichts ausrichten und Marin ist bei einem Mann in ihrem Alter viel besser aufgehoben als bei Harry. In Bezug auf die handelden Personen passt das auch, aber auf die Realität bezogen widerspreche ich dieser Botschaft des Films dann doch sehr.

===Schauspieler===

Jack Nicholson ist auf jeden Fall eine sehr gute und passende Besetzung für die Rolle des alten Junggesellen mit Vorliebe für junge Frauen, man nimmt ihm diese Rolle spielend ab. Auch Diane Keaton, die Erica, ist gut für die Rolle der Frau, die nach einer gescheiterten Ehe keine Lust mehr aufs Verlieben hat, ausgesucht worden, sie verkörpert diese Rolle sehr gut und glaubwürdig.
Überhaupt nicht kann man das von Keanu Reeves sagen, als Arzt wirkte er einfach nur albern und völlig unglaubwürdig.
Mein persönlicher Favorit in dem Film ist Ericas Schwester Zoe, die erklärte Feminstin, mit „Boys lie“-T-Shirt und Kamftechniken aus Isreal. Zoe wird von Frances McDormand perfekt gespielt. Schade, dass sie eine Nebenrolle spielt.
Amanda Peet, alias Marin, ist als junge Gespielin eines altes Playboys irgendwie auch nicht so ganz die richtige Wahl, wirkt als Ehefrau und Mutter später dann aber recht gut.

===Fazit===

Der Film ist durchaus ganz lustig, ab und an auch romantisch, der ganze Wirbel um den Film ist aber irgendwie übertrieben, denn mehr als durchschnittlich ist der Film meiner Meinung nach nicht. Jack Nicholson und Frances McDormand machen den Film sehenswert, Keanu Reeves hingegen passt nicht wirklich zu der zugedachten Rolle.
Die Story beginnt gut, endet aber in einem langwierigen und langweiligen Ende. Der moralische Zeigerfinger nervt ebenfalls und irgendwie haben die Autoren in der Zitty recht, der Film ist eher was für Ältere, die sich in dem Film beruhigen lassen können, dass einem auch im fortgeschrittenen Alter noch die große Liebe begegnen kann...

Ich habe lange geschwankt zwischen 2 und 3 Sternen, habe mich nun aber doch für knappe 3 Sterne entschieden.

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