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Tests und Erfahrungsberichte
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Die Frau fesslelt
5Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Kathy Reichs ist eine von nur wenigen in Nordamerika zugelassenen forensischen Anthropologen und mittlerweile nebenbei auch eine weithin bekannte Schriftstellerin. Mit ihrem vierten Buch „Durch Mark und Bein“ hat sie meiner Meinung nach auch ihr bisher bestes geschrieben, wobei alle anderen drei Vorgängerbücher schon überdurchschnittlich waren.
Temperance Brennan, kurz Temp, arbeite wie ihre Schöpferin Kathy Reichs ebenfalls als forensischen Anthropologin. Sie gibt Vorlesungen in North Carolina, ist forensischen Anthropologin in Quebec, Kanada und Mitglied des sog. DEMORTS, einem Katastrophenteam der US-Behörden. Und in dieser Funktion wird sie an den Ort eines Flugzeugabsturz gerufen. Ein Regionalmaschine einer kleinen Fluglinie mit der Football – Mannschaft der Universität von Georgia an Bord nebst Trainer und Fans in den Great Smoky Mountains.
Temp ist die Erste vom DEMORT – Team vor Ort und auch wenn sie einiges gewohnt ist aus ihrer langen Berufslaufbahn, so ist doch der Anblick der verstümmelten Leichen des Flugzeuges auch für sie fast zuviel.
Gemeinsam mit den nach und nach eintreffenden Experten diversen Bundesbehörden beginnt man, zunächst die sterblichen Überreste der Passagiere zu bergen, zu katalogisieren und zu versuchen, die einzelnen Teile zu identifizieren und Personen zuzuordnen.
Wie immer ist auch bei dieser Katastrophe der Medienrummel enorm, vor allem auch deshalb, weil sich an Bord der Maschine auch ein kanadischer Polizist befand, der einen gesuchten Mörder nach Kanada überstellen sollte.
Schnell wird klar, dass das Flugzeug vermutlich durch eine Explosion zerstört und zum Absturz gebracht worden ist und die Detonation hat direkt unter den Sitzen des kriminellen Passagiers und des Polizisten stattgefunden. Ein gefundenes Fressen für die Spekulanten von der Presse.
Für Temp ist der Einsatz so wie jeder bei einem Großunglück, bis sie etwas abseits von der eigentlichen Aufschlagstelle ein Rudel Kojoten antrifft, die sich um einen Fuß balgen.
Ohne an die Gefahr zu denken, nimmt sie dem Rudel das Leckerlie ab, wobei sie von ihrem Fastfreund Ryan, einem kanadischen Polizisten, der wegen des Todes eines Kollegen hinzugezogen worden war, Hilfe erhält. Und gerade dieser Fuß soll gravierende Folge für Temp haben.
Schnell stellt sie fest, dass der Fuß kaum einem Passagier des Flugzeuges gehören kann. Zu alt scheint der ehemalige Träger desselben gewesen zu sein, zu fortgeschritten der Verwesungsprozess. Nochmals auf der Suche, findet sie eine verborgene Hütte im Wald, die einen ummauerten Hof besitzt.
Wie üblich, macht sie den Fund publik und damit Beginnen die Probleme.
Von höchster Stelle werden Temp plötzlich hanebüchene Vorwürfe gemacht: Dass sie den Fuß geborgen und vor den Kojoten gerettet und nicht an der Fundstelle belassen hat wurde als Behinderung der Ermittlung und Unterschlagung dargestellt, sie habe unrechtmäßig zutritt zur Absturzstelle verschafft, da sie die erste war, die vom DEMORT Team am Platz eintraf, obwohl sie auf ihre Vorgesetzten hätte warten müssen usw. usf. Selbst Freunde von ihr rücken von ihr ab und schnell wird klar, dass jemand ganz oben in der Hierarchie sich darum bemüht, Temp zu demontieren, ihren Ruf zu vernichten und sie von den Arbeiten an der Absturzstelle fernzuhalten.
Und es klappt: Temp wird aus dem DEMORT Team entlassen, von ihrer Universität suspendiert. Doch sie will diese Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen, obwohl man ihr alle Knüppel zwischen die Beinen wirft, wie nur möglich. So wird auf dunklen Kanälen auch die presse informiert.
Temp beginnt, auf eigene Faust Nachforschungen zu betreiben und bittet dabei eine alte Kollegin, für sie im Leichenschauhaus nochmals wichtige Vermessungen an dem Fuß vorzunehmen, um genauer bestimmen zu können, welcher Rasse der Fuß zuzuordnen ist, denn sie möchte diese mit den Vermisstenfällen der Gegend vergleichen.
Dabei fällt ihr auf, dass überraschend viele ältere Menschen spurlos zu verschwinden scheinen.
Dramatisch spitzt sich die Situation zu, als die von ihr um Hilfe ersuchte Kollegin ermordet aufgefunden wird.
Jetzt wird klar, dass ein Geheimnis zu verbergen ist, das mehr als nur Menschenleben wert ist und für das einfach auch gemordet wird. und was Temp dann entdeckt, dass schlimmer als die Tatsache des Flugzeugabsturzes.
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Kathy Reichs schreibt als eine Expertin, die beispielsweise auch bei den Arbeiten rund um den 11. September 2001 hinzugezogen worden ist, denn nicht nur ihre Hauptfigur Temp, sondern auch sie selbst ist Mitglied im DEMORT.
Selten genug, dass ein Fachmann aus einem Gebiet, das den meisten von uns die Gänsehaut auf den Rücken schickt, dem Laien auf diese Art einen profunden Einblick in die Arbeiten gibt.
Dabei sind die Personen bei weitem nicht abgehoben, sondern alltäglich, was sie auch für Serie so sympathisch macht, dass man jedem neuen Buch entgegen fiebert.
Zwar sind die Inhalte der Bücher aus einem skurrilen bereich und selten sind Menschen auch daran interessiert, aber die Art und Weise, in der Reichs ihre Bücher schreibt, macht diese zu einem fesselnden Leseerlebnis. Man erhält Einblick, bekommt Verständnis für diese Arbeit und weiß immer, dass es sich sicher um eine fiktive Geschichte handelt, hinter der aber auch grausame, weil von der Autorin selbst erlebte Situationen sich verbergen.
Insofern sind diese Bücher enorm glaubwürdig, doch dass allein lässt den Erfolg von Kathy Reichs nicht unbedingt zwangsläufig erscheinen.
Denn dazu benötigt es auch schriftstellerischen Könnens, und das beweist sie mit jedem neuen Buch.
Für jede Leseratte, der sich nach der Inhaltsangabe oben das Buch zutraut, verspreche ich eine Lektüre, die einen nicht mehr los lässt-. Selten genug gibt es Bücher, für die man auch mal auf den Nachtschlaf verzichtet. Dieses ist eines derselben, ganz oben auf der Topliste.
Michael
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-03-16 13:21:01 mit dem Titel Thriller der Spitzenklasse
Kathy Reichs / Lasst Knochen sprechen
Der dritte Band von Kathy Reichs Krimi Reihe ist auf dem deutschen Buchmarkt und verspricht, wie die beiden Bände zuvor auch, ein kribbelndes und packendes Lesevergnügen.
Die Heldin der Reihe, die forensische Anthropologin Tempe Brennan, wird in deinem Band tief in die Bandenauseinandersetzungen der kanadisch - amerikanische Bikerszene hineingezogen.
Der Tod eines neunjährigen Mädchens, dass bei dem Mord an dem SPIEß ( der für die Informationsbeschaffung über Polizei, rivalisierende Gangs usw. zuständig ist) einer örtliche Bikergruppe in die Schussbahn gekommen ist, markiert den Beginn einer Entwicklung, bei dem Tempe die einen und andere Leiche unter das Seziermesser kommt.
Dabei wird ihr Neffe, der gerade zu Besuch ist und in den Staaten kurz zuvor mit dem Gesetz in Konflikt gekommen war, tief in die Auseinandersetzungen mit hineingezogen, denn die Bikes der Gangs haben es ihm angetan und so kommt er mit den dunklen Elementen in Kontakt.
Neben dieser Entwicklung wird der Polizist Ryan, mit dem Tempe mehr als nur dasselbe Berufsfeld verbindet, in einen Drogenskandal verwickelt, so dass er (fast gänzlich) von der (beschriebenen ) Bildfläche verschwindet.
Für den gewieften Serienleser ein deutlicher Hinweis dafür, dass schon bald mit dem vierten Band zu rechnen ist!!
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Wie immer ist auch das neue Buch von Kathy Reichs, im wirklichen Leben neben dem Beruf als Schriftstellerin wie ihre Titelheldin auch eine von nur 50 zugelassenen forensischen Anthropologen in den USA und Kanada.
Ihre bisherigen und auch das vorliegende neue Buch bestechen durch ein enormes Fachwissen, dass aber den Leser nicht auf eine überfordernde Art, sondern quasi nebenher mitvermittelt wird. Gerade die Details, für den einen oder anderen Leser vielleicht abstoßend, machen das Buch zu einer wirklich spannenden Lektüre - und haben bei mir zu dem etwas absonderlichen Hobby geführt, mir zu diesem Thema auch das eine oder andere Fachbuch zuzulegen.
Tempe als Titelheldin etablierte sie als eine (mal abgesehen von dem dann doch eher ungewöhnlichen Beruf) normale und natürliche, sympathische Frau mit den für jeden Menschen eigenen Spleens.
Das einzige Manko an diesem dritten Band: Für die 44 DM erhält man ein im Vergleich zum gleichteuren zweiten Band 100 spannende Seiten weniger. Schade, Schade!
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-04-04 18:34:53 mit dem Titel Des Mordens nächster Streich ...
Mord am Vesuv / Roberts, Maddox John
John Maddox Roberts hat sich nicht nur als ein Fantasy – Autor einen Namen gemacht, sondern schlägt mit seiner SPQR – Reihe international zu.
Der Held in der Reihe ist der junge Decius Caecilius Metellus, also ein Mitglied der alten patrizischen Familie der Meteller, die schon so manche großen Politiker und Militär für die Stadt Rom hervorgerbacht hat.
Das Buch MORD AM VESUV ist druckfrisch und erst seit 1 Woche auf dem Markt erhältlich.
Decius ist ein Römer durch und durch, lebt den römischen Lebensstil, freilich natürlich nur den der Reichen, versteht sich.
Und als Mitglied eine renommierten, alteingesessenen Gründerfamilie ( das glaubten dann die Patrizier ohnehin nur alleine von sich) ist er auch gehalten, die für eine Patrizier quasi verpflichtende Ämterlaufbahn einzuschlagen. Und das tut, teilweise mit mehr Glück als Verstand, doch immerhin erfolgreich. Denn zum einen sind die Ämter für die Amtsinhaber recht kostspielig, was die meisten Römer schon von vornherein von denselben ausschloss, zum anderen hilft ihm auch sein Name und die nicht mindergroße Klientel seiner Verwandtschaft.
Die Geschichten rund um den jungen Meteller ereignen sich in der Zeit Caesars, allerdings noch in der Phase, in der dieser noch die Gallier windelweich drischt, natürlich mit einer Ausnahme. Pompeius kommt ebenfalls noch vor, hat aber – das wissen die historisch bewanderten – nicht
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MORD AM VESUV
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Decius hat es mittlerweile zum Praetor gebracht und damit ist er zuständig für Gerichtsverfahren in ganz Italia, bei denen Nichtrömer angeklagt sind. Mit dem Amt verbindet sich aber auch militärische Macht, darf er doch zur Durchsetzung auch militärische Gewalt anwenden. Deshalb ist das Amt des Praetors bei den Römern auch ähnlich wichtig wie das eines Konsuls.
Durch sein Amt verschlägt es ihn in den Süden, genauer nach Baiae in der Nähe des Vesuvs. Dort bereit man ihm einen festlichen und kostspieligen Empfang, ist es doch für die Stadt eine Ehre, einen der höchsten Beamten des Staates in den eigenen Mauern weile zu sehen. Und auch das Leben dort ist ein wenig anders, als in Rom selbst. Hier geben die equites den Ton an, eine reiche Händlerschicht.
Und alles sieht auch ungemein schön und nett aus: Die Amtgeschäfte müssen schnell erledigt werden, damit man auch wirklich jeden Festschmaus mitbekommt.
Doch dann erhält das trügerisch schöne Bild einen Riss: Die junge Tochter des örtlichen Apollo – Priesters, Gorgo, wird erdrosselt aufgefunden, wobei zu erwähnen wäre, dass diese Dame nicht nur recht jung an Jahren ( nicht aber an Erfahrung) und von einem ganz und gar lieblichen Äußeren gewesen ist!
Der Verdacht fällt, zumindest für die Ansässigen, sofort auf den Sohn des dortigen Sklavenhändlers, der wiederum wegen seines Reichtums von den meisten nicht nur beneidet, sondern auch gehasst wird.
Und steckt mehr dahinter: Schon bald kommt Decius, dass weder der Vater der schönen, doch nun mausetoten Gorgo eine so weiße Weste hat, wie sein Priestergewand, und auch die anderen hohen Herren in Baiae gehörig Dreck am Stecken haben.
Und wie soll es anders sein: Diese haben natürlich etwas dagegen, das jemand ihre kriminellen Machenschaften aufdeckt ....
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JOHN MADDOX ROBERTS UND DIE GESCHICHTE
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Erstaunlich ist, dass Roberts in seiner SPQR Reihe Bücher vorgelegt hat, die nicht nur historisch ungemein zutreffend sind – alles an diesen Büchern entspricht dem, was wir heute über die Zeit der Römer wissen-, sondern auch die Zeit lebhaft und plastisch durch den jungen Decius im Kopf des Lesers entstehen lässt.
Damit fesselt er nicht nur den Leser, sondern es wird so ganz nebenbei auch ein enormes Fachwissen des Autors vermittelt, das so gar nicht in den üblichen Bildungswegen vermittelt werden könnte. Für mich als Geschichtsabsolvent ist es deshalb immer wieder toll, eines seiner Bücher zu verschlingen, weil es nicht nur Wissbegierde stillt, sondern die Bücher auch wahnsinnig gut geschrieben sind.
Mit einem gerüttelten maß an Humor agiert der junge Decius, wobei die eigentlichen Szenen, die den Leser zum Schmunzeln animieren, für den jungen Decius ganz normal sind, da er ja Römer ist und die das alle so machen.
Michael
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-04-04 18:36:05 mit dem Titel Krimiserie mit Suchteffekt
Im Namen Caesars - SPQR / Roberts, John Maddox
"Im Namen Cäsars" - das ist der Titel dieses Buches, doch im Verlauf der Handlung wird deutlich, dass Caesar - diesmal - nun wirklich nichts mit dem, was geschehen wird, zu tun hat.
Decius Caecilius Metellus kandidiert für das Prätorenamt - und wäre damit in der römischen Ämterhierarchie nur noch einen Schritt vom krönenden Konsulat entfernt.
Doch ein Fremder aus einer nahe Rom gelegenen Stadt klagt ihn öffentlich an, sich während seines Piratenfeldzuges auf Zypern (Bd. Die Schiffe der Kleopatra) gegen die Rechte römischer Bürger verstoßen, sich bereichert und noch einige andere delikate, dennoch kaum ungewöhnliche Vergehen begangen zu haben.
Aber sein Kontrahent wird am Tage der Verhandlung mausetot auf den Treppen des Gerichtstempels gefunden - was aufgrund der Schnitt- und Stichverletzungen a la Iden des März - kaum verwundern kann.
Die politisch Situation von Decius wird dadurch brisant - denn die Wahlen sind in einigen tagen und durch das schwebende Gerichtsverfahren kann er an der Teilnahme gehindert werden.- zudem die Anklage nun auf Mord, nicht mehr auf mindere Vergehen lautet.
John Maddox Roberts vorerst letztes Buch aus der Reihe S.P.Q.R ist sicher nicht das Beste, aber immer noch eine hervorragender Lesegenuss und gehört dennoch zur gelungensten historischen Belletristik, die ich bisher gelesen haben.
Die Reihe, das muss ich noch einmal hervorheben, sticht hervor durch die enorme Sachkenntnis John Maddox Roberts, die nur in Details hier und da diskussionswürdig ist. Z.B. wird heute weniger davon ausgegangen, dass sich die Provinzverwalter tatsächlich auf die häufig kolportierte Art und Weise bereichert hätten. Aber hier herrscht bei den Historikern keine Einigkeit, warum sollte sich da ein Schriftsteller nicht einer Richtung anschließen dürfen?
Es ist eine Sittengeschichte des alten Roms - vornehmlich der Oberschicht der Stadt Rom genauer gesagt -, die aber das Leben damals plastisch vor Augen führt.
Es gibt kaum eine bessere, schönere und unterhaltsamer Art und Weise, für die Antike generell und die römische Geschichte insbesondere zu begeistern.
Leider aber sind beim Goldmann - Verlag nicht alle Bücher der Reihe lieferbar - was auf Unverständnis meinerseits stößt. Denn eine aktuelle Reihe zu bewerben und dann doch nur einen Teil der Bände, die inhaltlich aufeinander aufbauen, im Programm zu haben, ist kaum nachvollziehbar.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-04-04 18:37:34 mit dem Titel Die beste Krimi-Serie derzeit
Der Frevel des Claudius - SPQR / Roberts, John Maddox
Männer in Frauenkleidern - eine vielleicht nicht üblich, heute freilich auch kaum mehr ungewohnte Vorstellung. Zur Zeit der langsam dahinsiechenden und absterbenden römischen Republik allerdings kann nichts Gutes dahinterstecken, zumal, wenn diese Herren sich in Frauengeschmeide bei einer Zeremonie einer alten Gottheit entdecken ließen, bei der auf keinen Fall ein Mann anwesend sein durfte, ja sogar jede männliche Statue im Haus abgedeckt werden musste.
Und das hinter dieser so schändlichen Tat ein dem Leser der Maddox -Krimi - Reihe nicht unbekannter Römer steckt, sollte klar sein : kein Geringer als nämlich Clodius.
Clodius scheint der idealtypische Musterrömer der ausgehenden Republik zu sein: Zu allem fähig aber zu nichts in der Lage, von vornehmer Geburt und einem niederen Charakter, dem ein üppig gefülltes Konto und die Macht über eine der mächtigsten Verbrechergruppen der Straßen Roms(fast) alle Türen öffnet. Wenn, ja wenn der arme und jähzornige Clodius neben seinem erheblichen Maß an Durchtriebenheit und Verderbtheit denn auch ein entsprechendes Maß an Cleverness und Gewitztheit mitbekommen hätte.
Dass hinter den Männern, die in Frauenkleidern einem nur Frauen vorbehaltenen Kult "erforschen" wollten, mehr stecken muss, als die reine Neugier gelangweilter römischer Aristokraten.
Und spätestens nach dem ersten Mordversuch an ihm wird ihm der Ernst der Lage bewusst....
Auch in diesem Band beweist Maddox erneut die Meisterschaft seiner Erzählkunst. Das mag sich nun geschwollen anhören, is` aber so. Und: Kristian Lutze als Übersetzer schafft es, die Ausstrahlung des Originals auch in die deutsche Fassung zu bringen - von beiden eine tolle Leistung.
Sich für die Krimis von Maddox zu begeistern setz auf keinen Fall eine übergroße Begeisterung für Geschichte an sich oder die römische Geschichte im Besonderen voraus.
Gerade die Art und Weise, wie Maddox seinen Helden Decius Caecilius Metellus darstellt und zum Leben erweckt, macht seine Bücher zeitlos und für aller lesenswert. Die Gesellschaft des alternden Roms wird in aller Schärfe, mit Ironie und Witz und einem guten Maß an Komik dargestellt, dass einen die Bücher einfach nicht mehr loslassen.
Und: Das nächste Buch der Reihe wird gerade gelesen: "Die Rache der Flussgötter" - ein Buch, dass sich nun verstärkt den Alltagsproblemen Roms als antiker Großstadt zuwendet.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-04-27 11:22:13 mit dem Titel Fesselnd und ergreifend
In der Ferne ein Feuer / Robson, Lucia Saint Clair
Lucia St.Clair Robson ist durch ihr Buch DIE MIT DEM WIND REITET international bekannt geworden. Ihre drei mir bekannten Bücher zeichnen sie als eine profunde Kennerin der Kultur der indianischen Ureinwohner Nordamerikas aus, und auch in dem Buch IN DER FERNE EIN FEUER stellt sie dieses wieder unter Beweis.
Erzählt wird die wechselhafte und schlussendlich für viele Indianer tödliche Entwicklung der Geschichte der Auseinandersetzung zwischen den Seminolen und den Weißen in Florida im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts.
Wer sich an dem Begriff Seminolen stört, in der Tat ist es ein Sammelbegriff eine Gruppe der Creek – Indianer, die ihrerseits wiederum im Südosten der heutigen USA ein fastföderalen Indianerstaat begründet hatten mit städtischer Infrastruktur usw. Teile der Seminolen hatten sich von der CREEK –Föderation losgelöst und wurden von letzteren verfolgt. Der Verstärkte Zuzug weißer Siedler und damit auch der Bedarf an Böden für dieselben führte immer wieder zu blutigen, auch vom Staat bewusst herbeigeführten Kämpfen, bei denen die Indianer immer im Nachteil waren, moralisch allerdings im Recht.
Zudem: Die Seminolen unterteilten sich wieder in ungezählte Clans und Stämme, weshalb ich die hier nicht alle anführen möchte. Wenn es interessiert, der lese informiere sich durch den GROßER BILDATLAS INDIANER, den ich mir angeschafft habe, um mich ein weinig über die Hintergründe des Buches zu informieren und der auch schon von mir bei CIAO vorgestellt wurde.
Der Focus des Buches, an dem sich diese großpolitische Perspektive im Kleinen beschrieben wiederfindet, stellt der Indianerkrieger Osceola dar.
Osceolas Geschichte beginnt im Jahre 1819, als er noch seinen Jungennamen Cricket führte. Auf der Flucht vor den Weißen Soldaten und den mit ihnen verbündetet Creek – Indianer, hat sich eine kleine Gruppe im Norden Floridas i unzugänglichen gebieten zurückgezogen. Dennoch werden sie aufgespürt und von den Weißen vernichtend geschlagen. Für Cricket / Osceola ist das die Kindheitserinnerung, die ihn sein Leben lang beeinflussen wird. Der Tod vieler Freunde, vieler Krieger bestimmt seinen Umgang mit den Weißen.
Dabei allerdings verkommt das Ganze nicht zu einem permanent als Vorurteil sein handeln bestimmendes Moment, sondern er ist schon noch in der Lage, den Menschen bewusst wahrzunehmen.
Bei Osceola wird vor allem die ganz unterschiedliche Weltsicht zwischen den Weißen und den Indianer deutlich, aber auch die Arroganz, mit denen die angeblichen überlegenen Weißen die Indianer fortwährend behandelten.
Osceola entwickelt sich zu einem geachteten, für seine jungen Jahre sehr weitsichtigen und reifen Krieger, der die Beziehungen zu den Weißen sehr realistisch sieht. Dennoch: Als die Weißen durch einen gefälschten Vertrag zum zweiten Mal die Seminolen zwangsumsiedeln wollen, entschließen sich die Krieger und mit ihnen auch Osceola zum Kampf, der zwar hoffnungslos ist, aber den man nicht umgehen kann.
Detailreich und genau beschreibt Lucia St.Clair Robson eine Kultur, die vor allem durch (WEST-) deutschen bzw. amerikanischen Filmproduktionen hierzulande durch in der Regel unzutreffende Klischeevorstellungen vertreten ist.
Wie wenig man eigentlich vom leben, Denken der Indianer, von ihrer Art zu Leben, ihrer Kultur weiß, macht das Lesen des Buches deutlich.
Lucia St.Clair Robson erzählt in einem fesselnden Stil die Geschichte der Indianer Floridas, nimmt sicherlich auch Partei für die Indianer, aber das ist etwas, was bisher viel zu selten passiert ist, und deshalb nicht negativ.
In seiner Art ist das Buch deshalb ein Schmöker, eine nachdenklich machende Lektüre, aber auch ein Kulturführer über Indianerstämme, die uns sicherlich so nun gar nichts sagen, den zu den Stämmen, die für aus den Filme kennen, gehören diese sicherlich nicht.
Insgesamt ein sehr empfehlenswertes Buch, das von Stil und Inhalt her fesselt und informiert.
Michael
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-04-27 11:40:04 mit dem Titel BIEDERE HAUSMANNSKOST IN SERIE ??
Wolfsmale / Rankin, Ian
In London treibt ein Serienmörder sein Unwesen. Bei den Toden handelt es sich um Frauen mittleren Alters, die alle nördlich der Themse ermordet wurden.
Die Frauen wurden von hinten angegriffen und durch einen Stich in den Hals getötet. Auffallend auch sind jeweils Bissspuren auf dem bauch der Opfer und noch andere Dinge.
Da die Londoner Polizei sich aus den Taten keinen Reim machen kann – weder die Tatorte, nach Tatzeitpunkte noch andere Dinge lassen auf eine Gesetzmäßigkeit schließen-, entschließt sich der leitenden Inspektor Georg Flight, einen weiteren Polizisten aus Edinburgh zur Unterstützung anzufordern, der in einem aufsehnerregenden Fall in Edinburgh einen Kinds-Seriemörder zur Strecke gebracht hatte.
Der betreffende Polizist ist John Rebus, ein geschiedener Polizist, der im Grunde nicht so recht weiß, weshalb man in London braucht. Er selbst hält sich nicht für den ausgebufften Bullen, der regelmäßig Serienmörder zu Strecke bringt. Dennoch tritt er seinen Dienst in London an und just in dem Moment, als er den Zug verlässt, wird er mit der Meldung konfrontiert, dass ein neues Opfer des Serienmörders aufgefunden worden sei.
Pressewirksam trägt der Serienmörder den Namen Wolfman, benannt nach der Straße, in der sein erstes Opfer aufgefunden worden ist.
John Rebus selbst erkennt rasch, dass die Kollegen in London mit genauso dicken bzw. dünnen Wasser kochen, wie er selbst. Viel kann er scheinbar nicht zu den Ermittlungen beitragen, doch ist er es, der im entscheidenden Moment die Ermittlungen wieder ins Laufen bringt.
John, Schotte, hat aber zunächst mehr damit zu tun, sich die ständigen Stänkereien der Londoner in Bezug auf das Hinterwäldlerimage der Joks (SCHOTTEN) zu erwehren, als wirklich zu ermitteln.
Unterstützung findet John bei der Psychologin Lisa Frazer, die ihm anbietet, ein Profil des Täters anzufertigen.
Schnell aber wird Lisa selbst Ziel des Wolfmanns.
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Die Rebus-Reihe von Ian Rankin wird hoch gelobt und als die beste der Thrillerliteratur gefeiert, aber so ganz anschließen kann ich mich diesem Urteil nicht. Sicherlich, die Verkaufszahlen sind eine Sache, nach denen man den Erfolg eines Buches beurteilen kann. Aber die lassen sich auch deutlich lenken, beispielsweise dadurch, welche Bücher in den Schaufenstern zu sehen sind, welche im Regal oben, unten oder in der Mitte liegen, für welchen Autor man extra Ausstellungsflächen an Wegen im Geschäft anlegt, an denen die Kunden vorbei müssen.
In diesem Fall handelt es sich um einen solchen gepuschten Thriller.
Nicht, dass das buch schlecht wäre, nein. Aber Ian Rankin liefert mit WOLFSMALE auch keinen nennenswert neuartigen Thriller mit neuen und pfiffigen Ideen zur Handlung. Wie jede Reihe lebt natürlich das Buch auch mit der Hauptperson, hier John Rebus. Aber die Fälle, in diesem Fall der eines Serienmörders sind nicht sonderlich innovativ, sondern eher bieder, nehmen viele Klischees auf und bekannte Bilder aus eben diesem Genre.
Das, was das Buch, macht es nicht schlecht, eher gut, aber nicht so gut, dass es ein Spitzentitel wäre. Es handelt sich um hochwertige Koste für den Vielleser, beleibe aber nicht um das beste, was die Thrillerliteratur derzeit zu bieten hätte.
Ähnlich angelegt sind beispielsweise die MANKELL Bücher, auch hier leben diese von der Hauptperson, nur irgendwie anders, meiner Meinung nach auch besser.
Der Leser wird mit dem Buch nicht enttäuscht aber auch nicht in neue Sphären der Thrillerliteratur entführt.
Michael
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-04-27 16:39:15 mit dem Titel Ausgezeichnetes historisches Jugendbuch
In 300 Jahren vielleicht (ab 13) / Röhrig, Tilman
Tilman Röhrigs "In 300 Jahren vielleicht" ist ein Jugendbuch, dass selbst von wenig lesefreudigen Schülern zum Großteil sehr positiv aufgenommen wird. Ich selbst habe das Buch als Lektüre in einer schwierigen 8. Hauptschulklasse gelesen.
Das handelt von den Menschen der Gemeinde Eggebusch, die den Schrecken des 30jährigen Krieges erleben. Menschen, von denen sich die meisten Erwachsenen kaum mehr daran erinnern können, was das denn eigentlich war, was man so den "FRIEDEN" nannte. So erzählte die Großmutter dem Tobias immer, der Friede habe "einen dicken Bauch und rote Backen", was für den jungen Realität war. Dasselbe erzählt er auch der sterbenden Anna als Trost, die von Soldaten verschleppt, vergewaltigt und lebensgefährlich verletzt wurde.
Das Schicksal Eggebusch wurde besiegelt, und das war das, was die Schüler am intensivsten beschäftigt hat, durch Soldaten - und zwar "die eigenen". Nur eine Familie überlebt das Drama nebst dem invaliden Amtmann Veit. Der Rest des Dorfes bzw. der Dorfbewohner geht unter in einem Strudel der Gewalt.
Das Buch eignet sich nicht nur als Begleitung des Geschichtsunterrichtes, es steht als eigenständige Lektüre, die den Schülern ein Welt näher bringt, wie sie uns so vielleicht nicht mehr bekannt, aber irgendwo auf der Welt immer wieder tagtäglich Realität wird.
Auch historisch schwer zu vermittelnde Sachverhalte wie die Zeit und die Folgen der PEST, das Leben und Denken von LANDSKNECHTEN (indirekt), dem Erleben und Leiden der Bevölkerung werden so ergreifend und fesselnd geschildert, dass die Lektüre eine eigene Dynamik gewinnt. Selten habe ich erlebt, dass Schüler so interessiert einen Text befragen und das "Warum" wissen wollten.
Das Buch hat zurecht den Deutschen Jugendbuchpreis gewonnen. Es ist als Lektüre in der Schule, als Geschenk für Jugendliche überaus empfehlenswert. Und es hat den Vorteil, dass es nicht moralisierend, problembehaftet an den Schüler herantritt (Vorsicht, Drogen) (Achtung, Gewalt usw.).
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-07-22 11:41:26 mit dem Titel Lesefrust statt Leselust
Eine große Fangemeinde zu haben und international bekannt zu sein muss nicht immer Garant dafür sein, wirklich gute Bücher zu schreiben. Das Buch „Engel der Verdammten“ von Anne Rice ist meiner Meinung nach ein Buch, das gerade dem entspricht.
Anne Rice ist vor allem in den Staaten durch ihre Vampirromane bekannt.
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Inhalt
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Asreal, der Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Babylon zur Zeit Nabondius, ist ein cleverer, aufgeschlossener Jüngling, belesen und gebildet. Freilich trennt er sich bald von seinem jüdischen Glauben und betet den babylonischen Gott Marduk an, einen nicht gerade friedlichen Gott. Marduk spricht mit Asrael und erscheint ihm später auch immer wieder wie leibhaftig. Was zu Beginn von seinen Glaubensbrüdern als Pubertätsproblem gesehen wird, erweckt später ihren Zorn.
Juden ist es verboten, die Götter Babylons anzubeten, und dennoch: In Gegenwart von Priestern lächelt Marduk in seiner Statue Asreal sogar zu.
Das wird ihm zum Verhängnis, denn der alles erobernde Kyros will auch Babylon an sich reißen, allerdings ohne Gewalt. Und deshalb drängt er auf eine Prozession mit dem Gott Marduk, in der dieser ihn als Herrscher über die Stadt anerkennt. Dazu benötigt man einen Jüngling, den man mit Gold überzeigt und der der Statue des Gottes ähnlich sehen muss.
Das Schicksal des Jüngling ist besiegelt, denn er stirbt in der hart werdenden Totenmaske und wenn nicht schnell genug, dann helfen die Priester mit flüssigen Gold, dass in die Körperöffnungen eingeführt wird, ein wenig nach.
Asreal soll dieser Jüngling sein.
Geopfert von seinen Glaubensbrüdern, denen die Rückkehr nach Jerusalem versprochen wird, willigt Asreal ein.
Aber: Ein Priester und eine jüdische Beschwörerin vollziehen nach den Riten eine teuflische Zeremonie, die allerdings furchtbar daneben geht: Asreal wird bei lebendigen Leibe in flüssiges Gold gestoßen und verkocht. Dabei werden Beschwörungsformeln aufgesagt, die aus seiner Seele einen bösartigen Racheengel machen sollen.
Aber eben: Es klappt nicht: Asreal wird zwar ein Engel (wenn man es so nennen will), aber eben nicht gerade ein durch und durch böser.
Von Kyros zu einem Weisen nach Milet geschickt, wird der Geist Asreal dort ausgebildet.
In der Gegenwart erwacht Asrael und kommt der Verschwörung eines Sektenführers auf die Spur, der sich als neuer Alexander d. großen sieht und die Welt nicht nur unterjochen, sondern in großen Teilen auch auslöschen möchte. Um medienwirksam ins Fernsehen zu kommen, schreckt er auch nicht davor zurück, seine eigene Tochter töten zu lassen, um dies als Anschlag auf seine Sekte darstellen zu können.
Asreal beginnt, das Komplott aufzuklären und die Welt zu retten......
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Meinung
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Die Kurzbeschreibung auf dem Buchdeckel hat mich zum Kauf dieses Buches verleitet, ich gebe es zu.
Dennoch: Von dieser Autorin werde ich kein weiteres Buch mehr lesen, denn diese Zumutung war dann doch ein wenig viel.
Erbzählerisch hat das Buch unendlich viele und unnötige Längen, bei denen der verdacht aufkommt, dass nur Seiten gefüllt werden sollten und nicht Leseunterhaltung geboten werden. So beispielsweise die endlosen und irren Gespräche zwischen Asreal und dem Sektenführer Gregory Belkin, die samt und sonders eher zum Schlafengehen anregen, als zum Weiterlesen. Denn weder gute Ideen noch Scharfsinn oder aber Tiefgang zeichnen diese aus, sondern sie wirken nur aufgesetzt.
Und auch die Fabel der Geschichte, auch wenn Fantasy, ist so wirr und wenig überzeugend, dass das Buch zu den langweiligsten gehört, die ich bisher gelesen habe.
Auch als Leser unrealistischer Literatur ist dieses Buch harter Tobak: Die ellenlange Darstellung der Geisterwesen, wie sie Asreal sieht, die monologhaften Darstellungen von Zeitungsmeldungen unserer zeit, allesamt apokalyptischen Charakters und in seitenlanger Ausführung, eine wenig Überzeugende Verschwörungstheorie, wenig glaubhafte Charaktere und Dialoge ....puhhh.
Und auch das Ende des Buches ist so weit hergeholt, dass man eigentlich nur ungläubig mit dem Kopf schütteln muss. Wie gesagt, es geht hier nicht um Realität oder nicht. Aber es geht um im Sinne des Aufbaues des Buches realitisch oder nicht. Und da hat das Buch so viel Sprünge und Unglaubwürdigkeiten zu bieten, so viel naive Schreiberei, dass man eigentlich die Lektüre schon wieder empfehlen müsste.....
Michael
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-11 19:29:28 mit dem Titel Bestechender Krimi aus Deutschland? Gibt es!!
Drei Bücher hat er bisher geschrieben, von denen ich per Zufall erst eines Lesen konnte. Aber sollten die beiden anderen Bücher von einer nur annähernden Qualität sein, so kann ich schlichtweg behaupten, endlich einmal einen Krimiautor entdeckt zu haben, der in der Weltspitze des Genres anzusiedeln ist und der, man höre und staune, nicht aus den USA sondern aus Deutschland stammt.
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INHALT
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Kommissar Berndorf ist Leiter der Mordkommission der Kripo Ulm und wird am 26. Januar 1998 mit seiner Assistentin Tamar Wegenast in einen Steinbruch gerufen, in dem ein Toter aufgefunden wurde. Der Tote, ein arbeitsloser Ingenieur aus den neuen Bundesländern, der zu Lebzeiten Prototypen für S-Bahn-Wagen entwickelt hatte, sitzt in seinem Toyota. Alles sieht nach Selbstmord aus, doch die genaue Betrachtung der Spuren am Tatort machen Berndorf schnell klar, dass hier eindeutig eine Tötung durch Dritte vorliegt, also ein Tod durch Fremdverschulden.
Gleichzeitig bricht aus einem Gefängnis der zu lebenslanger Haft verurteilte Mörder Thalmann aus, und zwar mit Hilfe einiger Helfer im Gefängnis. Thalmann hat seine Frau und einen Mann vor 17 Jahren mit dem Rasiermesser die Kehlen durchschnitten und auch fast seine Tochter ebenfalls.
Zwei Fälle, um die sich Berndorf kümmern muss und bei dem ihm – scheinbar zu spät – offensichtlich wird, dass beide Fälle mehr miteinander gemein haben, als zunächst anzunehmen. Und das trotz der Tatsache, dass der Mord und der Ausbruch nicht auf eine gemeinsame Planung zurückgreifen.
Schnell wird auch deutlich, dass der eigentliche Modus operanti weit in der Bundesdeutschen bzw. deutschen Vergangenheit zu suchen ist. Beide Schicksale, die des Mordopfers und die des Ausbrechers, scheinen eng mit einer angesehenen Person der Gesellschaft verquickt zu sein, nämlich die des Professors Twienholt, der nach eigenen Angaben ebenfalls aus den alten ostelbischen deutschen gebieten stammen will, freilich aber dafür eine interessante Sprachbesonderheit hat.
Die Ermittlungen werden zunehmend brisanter und Berndorf scheint zu ahnen, was hinter alledem steckt, als er die Exhumierung eines Ende des Krieges gefallenen Leutnants erwirkt, der dann Licht ins Dunkel des Falles bringen könnte.
Könnte wohl gemerkt, wenn höchste politische Kreise nicht dafür Sorge getragen hätten, dass Berndorf sofort die Leitung der Ermittlungen abgeben muss.
Berndorf freilich wird nun selbst aktiv und lanciert über das Ausland hoch brisante Informationen an die Presse......
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MEINUNG
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Ritzels Buch ist durchaus sozialkritisch, behandelt sein Buch doch ein mit peinlich noch sehr schmeichelhaft umschriebenes Kapitel bundesdeutscher Geschichte, nämlich die Ära der Aufarbeitung von NS-Unrecht an Behinderten, Kranken, Nichtariern auch zum Zwecke der medizinischen Forschung. Kritisch auch aber durchaus zutreffend sind auch seine inhaltlichen Ausführungen darüber, wie die Politik auch teilweise heute noch die Täter von damals schützt bzw., man denke an die ARD Reportage der letzten Woche, wie hoch angesehene Persönlichkeiten am Recht vorbei der ihnen zustehenden Strafe entgehen können.
Wichtiger freilich als die gesellschaftsrelevante Einordnung ist da, das Buch ist ja kein Sachbuch, der Aufbau, der Spannungsbogen, die Glaubwürdigkeit der Charaktere.
Dennoch: Der Verlag spricht von einem Krimi, Thriller und einer Gegenwartsstudie zugleich, und damit liegt er sicherlich nicht falsch.
Das fesselnd erzählende und berichtende Buch bindet die Aufmerksamkeit des Lesers und führt ihn – quasi nebenbei – in die Problematik ein, dass nach dem Krieg die höheren Chargen des Dritten Reiches meistens unbehelligt weiterleben, teilweise sogar mit Wissen der Politik auch in höchste Ämter aufsteigen konnten. Insofern erfüllt dieses Buch – quasi wiederum nebenbei – auch ein Bildungs- und Aufklärungsziel, dass meiner Meinung nach grundlegendes Wissen jeden Wählers und Bürgers in Deutschland sein sollte.
Ritzels Buch verfügt über drei Handlungsstränge – der Mord an dem Ingenieur, dem Ausbruch Thalmanns und dem Fall Twienholt – die hervorragend eigenständig gehalten und skizziert und zum Show – Down kausal stimmig ineinander aufgehen.
Ein super Krimi/Thriller aus deutscher Feder, der zeigt, dass international auch Literatur aus Deutschland in diesem Genre sich nicht zu verstecken braucht.
Ulrich Ritzel
Der Schatten des Schwans
btb - Verlag
9,oo €
Michael
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-04 19:28:18 mit dem Titel Mord und Tod sind ihr Geschäft
Dass Kathy Reichs, ihres Zeichens forensische Anthropologien, als Romanfigur eine forensische Anthropologien zur Titelheldin macht, ist so sicher so mit das einzige scheinbar wenig Einfallslose an ihren Büchern. Alles andere war bisher in den vier Büchern zumindest so gut dargestellt, entworfen, beschrieben, dass sie mit diesen vier Büchern international für Furore gesorgt hat.
Das fünfte Buch, dass ich im Juni in den USA schon in Händen halten konnte (mit dem Lesen war es dann doch nix), hat die Vorfreude auf den nächsten Band eigentlich ins Unermessliche gesteigert.
Nun, Kathy Reichs hat mittlerweile eine feste und große Fangemeinde in Deutschland, ist derzeit auf Platz 2 der Bestsellerliste….
Tempe Brennan arbeitet als forensische Anthropologien praktisch in Montreal / Kanada und theoretisch an einer Universität in den USA. Geschieden, erfolgreich (das Komma ist wichtig), hat sie in der Vergangenheit mit wissenschaftlicher Akribie so mancher mehr oder minder vollständigen Leiche zur wahren Identität zurück verholfen, die ihre jemand durch weniger freundliche Akte genommen hatte.
Im Band Knochenlese hält sich Tempe in Guatemala auf, wo sie für eine Hilfsorganisation die Opfer des Militärs, das für den Tod von mindestens 100 000 Menschen, vor allem Mayas verantwortlich ist, bergen und identifizieren soll.
Ihr Ruf allerdings ist international und so wird sie von der örtlichen Polizei zur Hilfe herangezogen. Vier Mädchen von Oberschichten – Familien werden vermisst und in einem Faultank in einem heruntergekommenen Hotel fand man die sterblichen Überreste eines Menschen. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um eines der vermissten Mädchen handelt und befürchtet die Taten eines Serientäters. Tempe soll helfen, die sterblichen Überreste zuzuordnen und den Täter zu stellen.
Freilich ist man in höheren Kreisen besorgt in zweierlei Hinsicht, was Tempe schnell bemerkt. Denn ohne die gerade geborgenen Reste des Toten / der Toten untersuchen zu können, werden diese vom Bezirksstaatsanwalt beschlagnahmt und beseitigt.
Dass hinter diesen Behinderungen Beziehungen aus der Zeit der Militärjunta stecken, kann Tempe noch nicht wissen. Und dass ehemals einflussreiche und zum Teil auch heute noch mächtige Männer ihre weiße Weste nicht befleckt sehen wollen, macht das Arbeiten für Tempe immer wichtiger.
Bleibt noch die Frage nach dem Serienmörder, die im Verlauf des Buches eine überraschende Antwort erhält……….
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Meinung
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Die Bücher von Kathy Reichs sind nicht jedermanns Geschmack und wer von euch dazu neigt, sich Buchinhalte vor dem inneren Auge vorzustellen, sollte über eine hohe Reizschwelle verfügen, denn bisweilen sind di Beschreibungen der Arbeit von Tempe alles andere als angenehm. Gerade dieser Punkt ist es, weshalb viele die Bücher eben nicht mehr zur Hand nehmen.
Die Hauptfigur, Tempe Brennan, lebt von ihren glaubwürdigen Widersprüchen und den alltäglichen Problemen, die diese Protagonistin auf den „Boden“ der Realität Normalsterblicher zurückholt. Im Beruf mehr als erfolgreich, läuft es privat nicht ebenso: Die latent unsicher Beziehung zu ihrem Montrealer Freund Ryan zumindest bewirkt eine absolute Frustration ihrer Libido: Verliebt in diesen Mann, vermag sie sich in keine wirklich enge Beziehung mit ihm einlassen zu können.
Der Background des Buches, die Herrschaft des Militärs in Guatemala spielt da eine zurückgesetzte Rolle. Massaker, das Verschwinden Tausender Menschen, das Fehlen der Grundrechte im täglichen Leben und die Gefahr, sich durch falsche Äußerungen bei den Oberen unbeliebt und damit in nicht allzu ferner Zukunft tot zu machen ------ das alles ist Grundlage des Buches. Nur nicht so, dass der Leser tatsächlich problematisiert werden soll oder wird. Es ist die Bühne des Buches, aber wer achtet genau auf das Bühnenbild????
Immerhin: Mit ihrem 5 Buch schlägt Kathy Reichs die Erfolge der Vorgängerbände schon jetzt deutlich. In den USA stehen ihre Bücher oft im zentralen Eingangsbereich, man kommt also an ihnen nicht vorbei. In den USA schon jetzt ein Shooting – Star, kann ihr Knochenlese in Deutschland durchaus denselben Erfolg einbringen.
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Matt Ruff - Fool on the Hill; Total abgefahrene Unterhaltung
04.01.2003, 12:23 Uhr von
JustOliver
Momentan fast nur bei Trivago. Super interessant, schaut doch mal vorbei!!!Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Meine gute alte Studienkollegin lag mir schon seit langem in den Ohren, dass ich doch endlich einmal dieses Buch lesen sollte. Irgendwann hab ich mich dann breitschlagen lassen und ich gebe zu, ich bereue nichts.
HANDLUNG
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Ort des Geschehens ist hauptsächlich die Cornell-Universität. Hier lässt der Erzähler Mr. Sunshine seine doch so unterschiedlichen Akteure, die Hunde, Katzen, Ratten, Kobolde und Menschen umfassen, agieren.
Zunächst sind es unterschiedliche Handlungsstränge. Dort sind zunächst die Kobolde, die auf dem Campus der Universität leben und sich mit ganz normalen Problemen rumschlagen.
Dann sind da die Menschen. Diese werden zum einen vertreten durch den Geschichtenerzähler George, der im Laufe der Handlung die perfekte Frau temporär für sich gewinnen soll sowie zahlreiche Studenten, die zumeist in Verbindungen, wie die Bohemier, die Tolkienianer etc., organisiert sind. Im Vordergrund bei diesen Verbindungen stehen die Bohemier unter der Führung von Löwenherz, der sehr gut mit George befreundet ist. Weitere Mitglieder dieser Verbindung sind Der Prediger, ZZ Top, Ragnarök als Verteidigungsminister sowie die Frauen Myoko und Fujiko.
Der dritte Handlungsstrang formiert sich um den Hund Luther, der auf der Suche nach dem Hundehimmel ist und diesen auf der Universität gefunden zu haben glaubt, sowie sein Begleiter die Katze Blackjack.
Zunächst fängt die Story ganz normal an. Die drei Handlungsstränge verlaufen parallel, relativ gewöhnliche Ereignisse aus diesen Strängen werden erzählt. Hierzu zählen Auseinandersetzungen von Hunden und Katzen, reinrassigen Hunden und Mischlingen, Liebschaften in Studentenverbindungen etc. Doch dann braut sich irgendwann etwas Böses zusammen, dessen Ausgangspunkt Rasferret ist, ein Enderling, der einst gegen die Kobolde Krieg geführt hat und nun aus seiner Gefangenschaft ausgebrochen ist und grausame Rache an Kobolden und Menschen nehmen will. Hier werden die Handlungsstränge zusa
mmengeführt und Menschen und Kobolde müssen gegen Rasferret und sein Rattenheer kämpfen.
MEIN EINDRUCK
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Nun, was macht das Buch so lesenswert. Nein, es st nicht die anspruchsvolle Story. Denn diese ist eigentlich wahrlich kein Meisterwerk. Viel interessanter ist der Erzählstil. Immer wieder mischt sich Mr. Sunshine völlig überraschend in die Handlung ein, ist überrascht, was gerade einer seiner Akteure getan hat und treibt die Handlung dann in eine andere Richtung. Das ist einfach nur lustig und interessant.
Faszinierend ist auch, wie Ruff die verschiedenen Figuren erschafft, welche Fantasie er an den Tag legt und wie er die verschiedenen Figuren formt. Alles wirkt total abgefahren, wie bspw. der kiffende Vater einer Studentin, der Angst darum hat, dass der Verlobte seiner Tochter viel zu artig ist und er sich vielmehr einen wilden Typen für seine Tochter wünscht.
Sehr lesenswert ist auch, wie Ruff irgendwie jede Art von Erzählung, sei es Fantasy, sei es Krimi, sei es Liebesroman zusammenführt. Fool on the Hill hat von allem etwas und es macht einfach Spaß das Buch zu lesen.
FAZIT
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Viel Anspruch darf man nicht erwarten. Wer aber ein sehr unterhaltsames Buch lesen will, der sollte sich dieses Buch zulegen. Denn es macht einfach Spaß. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, dass der Verfasser selbst beim Schreiben ein wenig zu viel gekifft hat, denn teilweise ist die Handlung einfach nur wahnsinnig abgefahren. Aber es sind die kleinen Details der Handlung, die teilweise nur in Nebensätzen Erwähnung finden, die mir ein Lächeln auf die Lippen gezaubert haben, weil es einfach Spaß macht, dieses Buch zu lesen. Beste Unterhaltung also. Einzig etwas schwer ist der Anfang, da eine Menge Namen auf einen einprasseln, die man zunächst einmal auf die Reihe bekommen muss.
ISBN 3-423-11737-0
570 Seiten weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Die Geschichte der Olya Roohizadegan
26.12.2002, 10:06 Uhr von
campino
Mein erster Gedichtband ist erschienen! "Es hat lange gedauert" ISBN 978-3-86268-370-3, Taschenbu...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Bericht von Olya Roohizadegan, erschienen bei Bastei Lübbe in der Reihe:
Erfahrungen
ISBN 3 404 61322 8
Olya’s Geschichte ist ihre eigene Geschichte, der Bericht der Iranerin Olya Roohizadegan, die wegen Ihrer Zugehörigkeit zur Bahai-Religion Ende der 70er Jahre von den Mullahs des Khomeini-Regimes im Iran in Haft genommen und misshandelt wurde.
Die Bahai glauben an Gott und akzeptieren alle früheren Religionen, weil sie die wesentlichen Wahrheiten lehren. Baha’ullah, der Gründer des Bahai-Glaubens lehrt, dass der Koran das „sicherste Zeugnis Gottes unter den Menschen“ ist. Baha’ullah ist lt. Bahai einfach der neue Bote Gottes für unsere Zeit, wie es frühere Propheten, einschließlich Mohammed vorausgesagt hatten.
Das Buch beschreibt sehr eindringlich, wie sich innerhalb von 24 Stunden ein Leben durch Hass und Intoleranz und Dummheit der Mitmenschen verändern kann.
Wie der Mob aufgestachelt und aufgewiegelt alles zerstört und niedermacht, was sich ihm in den Weg stellt.
Da Olya ihrer Religion nicht abschwören und zum Islam übertreten will, verliert sie Ihre Stellung, wird verhaftet, psychisch und physisch gefoltert und aufgrund ihres Glaubens zum Tode verurteilt.
Den Weg dieser bewundernswerten Frau schildert dieses Buch eindringlich.
Übrigens - Mir kam der Gedanke dieses Buch hier kurz vorzustellen beim Lesen von Meinungen die in die rechte Richtung tendieren.
Vielleicht sollten wir alle mehr in andere Kulturen "reinschnuppern" und nicht immer nur nachplappern.... weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Rowling, J.K. Harry Potter und der Gefangene von Askaban
22.12.2002, 10:54 Uhr von
Jakini
War die letzten Wochen seltener online, zum einen durch mein Autoverkauft, zum anderen hatten mei...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Wenige Tage nachdem ich die ersten beiden Bände gelesen hatte, war Ostern und die freien Tage nutze ich, um weiter Harry Potter zu lesen, denn ich war von den Geschichten gefesselt:
Während die Kinder dann mit dem Papa und dem Opa im Garten waren, machte ich es mir sofort gemütlich, und fing an zu lesen.
Auch diesmal beginnt die Geschichte wieder bei den verhaßten Verwandten, den Dursleys, seinem Onkel, der Tante und dem verzogenen Cousin, wo Harry seine Sommerferien verbringen muß. Diesmal ist er jedoch etwas schlauer, Harry hat inzwischen gelernt, wie er mit einer Nadel das Schloß des Schrankes unter der Treppe öffnen kann, in dem seine Bücher für die Zauberschule versteckt sind, denn die Dursleys wollen nichts mit Harry und seiner Zauberrei zu tun haben. Aus diesem Grunde haben sie ihn auch immer angelogen, seine Eltern wären bei einem Autounfall verstorben, die Narbe an seiner Stirn käme von dem Unfall. Tatsächlich jedoch ist Harry der Sohn einer Hexe und eines Zauberers, was er erst an seinem 11. Geburtstag erfährt, denn danach kommt er auf die Zaubererschule in Hogwarts, auch gegen den Willen des Onkels.
Immerhin kann er in diesen Ferien heimlich arbeiten, ohne daß die Familie davon etwas mitbekommt. Außerdem darf in diesem Sommer seine Eule Hedwig nachts fliegen, aber nur unter der Bedingung, daß er seinen Freunden auf diese Weise keine Post zukommen läßt. In den letzten Ferien hatte die Eule nachts so einen Krach gemacht, weil sie die ganze Zeit in ihrem Käfig bleiben mußte, daß duie Dursleys sich auf diesen Kopromiss einließen.
Die Dursleys haben nie etwas besonderes um Harrys Geburtstag gemacht, doch seit dem Harry auf der Zauberschule ist, vergessen sie den Tag erst Recht. Nicht aber so seine Freunde Ron, Hermine und natürlich auch Hargrid, der Wildhüter von Hogwarts, der ihn einst an seinem 11. Geburtstag besuchte und ihm die Wahrheit über sich und seine Eltern erzählte. Zum ersten Mal seit der mit einem Jahr zu den Dursleys gekommen war bekam er Post an seinem Geburtstag und Gratulationen, die von Herzen kamen.
Anders jedoch seine Onkel und die Tante, die brachten nicht ein Wort der Gratulation über die Lippen, das konnte Harry jedoch verschmerzen. Schlimmer jedoch, die Schwester des Onkels kam zu Besuch, sie ist ebenso schlimm wie der Onkel, und obwohl er aus der Verwandschaft der Tante stammt, mußte er sie mit Tante ansprechen. Immerhin beschließt er einen Packt mit dem Onkel, er kommt nach den Ferien in die dritte Klasse der Zauberschule und die Schüler der dritten Klasse dürfen ab und zu das Dorf Hogsmeade besuchen, doch hierfür brauchen sie eine Erlaubnis der Erziehungsberechtigten. Der Onkel verspricht, ihm das Formular zu unterschreiben, wenn er sich während es Besuches der Tante benimmt. Oft ist Harry kurz davor, zu platzen, doch er hat immer das Formulat und die Ausflüge in das Dorf vor Augen und schluckt seinen Ärger hinunter. Am letzten Abend jedoch beleidigt die Tante seine Eltern, sie kennt die wahre Geschichte nicht, ihr wird vorgelogen, Harry sei auf einer Schule für hoffnungslose Fälle. Und das soller angeblich von seinen Eltern haben, als die Tante dies so heftig auspricht wird Harry sauer und er kann sich nicht mehr beherrschen. Die Tante bläst sich auf, wie ein Ballon und hängt an der Decke. Harry, dem klar ist, daß er nun von der Schule fliegen würde, weil er in den Ferien gezaubert hat, was den minderjährigen Schülern strengstens, besonders in Gegenwahrt von sog. Muggeln untersagt ist. Schnell packt er seine Sachen zusammen und verläßt das Haus.
Er wartet auf die Eulenpost, die ihm mitteilt, was mit ihm passieren wird, doch diese bleibt aus. Stattdesse kommt plötzlich ein Bus, der fahrende Ritter und liest ihn auf. Unter falschen Namen kommt Harry auf diese Weise in die Winkelgasse, dort kaufen die Zauberer ein, haben ihr Bank und die Schüler treffen sich meistens, um dort die neuen Schulbücher zu besorgen. In der Winkelgasse, ober besser der Wirtschaft vor der Winkelgasse, dem geheimen Durchgang von der Menschenwelt in die Welt der Zauberer, trifft Harry auf den Zauberminister, der ich besorgt empfängt. Harry ist erstaunt, daß man ihn nicht verhaftet, denn er hat ja immer während der Ferien gezaubert, doch im Gegenteil, man behandelt ihn, wie ein rohes Ei. Und die letzten zwei Wochen bis zum Schulbeginn verbringt Harry im Tropfenden Hahn, der Wirtschaft, mit der Auflage nur in die Winkelgasse zu gehe, aber nicht in die Muggelwelt. Einen Tag vor Abfahrt nach Hogwarts treffen seine Freunde Ron und Hermine ein, und zufällig erfährt Harry, warum man ihn wie ein rohes Ei behandelt, das nächste Abenteuer für Harry beginnt, und es nimmt am Ende wieder eine überaschende Wende... .
Hier will ich aufhören, über den Inhalt zu berichten, denn wer dieses Buch noch nicht kennt, und es noch lesen möchte, der will sicher selber die Spannung beim Lesen spüren. Ich kann dazu nur sagen, ich habe sie deutlich gespürt und war auch von diesem Teil gefesselt. Allerdings habe das Buch nicht innerhalb von vier Stunden geschafft, es hat einige Seiten mehr, nämlich 448. Aber ich habe gestern nach dem Mittag damit angefangen und kurz nach Mitternacht das Buch beiseite gelegt, allerdings habe ich nicht in eines durchlesen können, die Kinder haben auch ihre Bedürfnisse. Doch den nächsten Tag konnte ich nun wirklich nicht abwarten.
Die Autorin Roanne K. Rowling schafft es auch wieder in diesem Teil, die Leser zu überraschen, glaubt man alles über Harry und die Umstände für den Tod der Eltern zu wissen, so tauchen doch gerade zu diesem Punkt noch weitere Überaschungen auf (allerdings hatte der Schulleiter zu Harry im ersten Teil gesagt, daß er weiteres später einmal erfahren würde). Und so war es bisher in jedem Teil, daß es eine Erweiterung zu Harry und der Geschichte seiner Eltern gab, mit der der Leser nicht gerechnet hatte. Dies läßt natürlich die Spannung auf folgende Romane wachsen, weil man darin weiteres erwartet, und natürlich ist der Erzfeind von Harry, der schwarze Lord Voldemort noch nicht entgültig besiegt, er kann also jeder Zeit wieder auftauchen und Harry etwas anhaben wollen. Doch die Bände sind nicht nur spannend, sondert zum Teil sogar lustig, so daß meiner Meinung nach die richtige Mischung aus Spannung und Humor getroffen wurde. Außerdem kann man lernen, daß Böse zieht am Ende irgendwie doch den Kürzeren, auch wenn es leider nie ganz von unserer Welt verschwinden wird.
Ich für meinen Teil bin auf jeden Fall sehr gepannt auf Band 4, der ja doch dicker sein soll. Und ich hoffe, Band fünf kommt so raus, daß ich die Möglichkeit habe, ihn auch mit drei Kinder lesen zu können, auf jeden Fall werde ich sicher diesmal zu den Leuten gehören, die den Band schnellstens ihr Eigen nennen möchten.
Als Fazit kann ich eigentlich nur sagen: "Wer Harry Potter nicht kennt, der hat die Welt verpennt." Natürlich handelt es sich hier um Phantasie, doch die so treffend dargestellt, daß man als Leser das Gefühl hat, in der Geschichte direkt dabei zu sein. Man fiebert mit Harry und seinen Freunden, nimmt sich Entäuschungen zu Herzen und gerade gegen die unmögliche Familie kann man einen Greul entwickeln, als hätten sie einen selber so zugesetzt.
Ich hoffe, ich konnte Euch einen Einblick die mir bisher bekannten Bände von Harry Potter geben und wünsche Euch allen ein schönes Osterfest mit einem fleißigen Osterhasen.
(C) AnjaSchröder
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-03-16 11:24:37 mit dem Titel Rowling, J.K. : Harry Potter und der Feuerkelch
Kaum hatte ich Band drei aus der Hand gelegt, da maschierte ich los, um mir Band 4 zu kaufen, ich wollte unbedingt wissen, wie es weiter geht.
Dieser ist wesentlich dicker als die anderen, es beinhaltet 767 Seiten, die habe ich natürlich nicht an einem Tag geschafft, sondern über mehrere Tage verteilt, was aber auch sehr gut möglich war.
Diesmal fängt das Buch nicht bei den Dursleys, der Muggelfamilie von Harry Potter an, sondern in einem anderen Haus, mit der Geschichte der Familie Riddles, die alle samt plötzlich und unerklärlich gestorben waren. Zwar mochte niemand diese Familie, doch es beängstigte die Dorfbewohner. Verdächtigt wurde der Gärtner der Familie, doch man konnte ihm nichts beweisen. Er sagte immer, einen Jungen mit dunklen Haaren in der Nähe des Hauses gesehen zu haben. (Ich habe mir so meinen Teil gedacht, wer das gewesen sein könnte). Einige Jahre später, der Gärtner hat sich noch immer das Haus gekümmert, das inzwischen so einige Besitzer gewechselt hat, bemerkt er einen Einbruch in dem Haus und schleicht sich hinein. Dabei belauscht er ein recht merkwürdiges Gespräch, zwischen zwei Männern (Lord Voldermort und Wurmschwanz) über den Mord an eine Ministerin, aber es geht auch um einen weiteren geplanten Mord, wo aber kein Name genannt wird. Dann kommt eine Schlange vorbei, der Gärtner ist nicht in der Lage, zu fliehen. Dann hört er ein Zischen aus dem Raum, und man unterhält sich über ihn, daß er vor der Tür steht. Der Gärtner wird reingebeten und nach einem kurzen Gespräch erhebt Lord Voldermort den Zauberstab und der Gärtner stirbt.
Dann kommt ein Sprung, zu Harry Potter, der mal wieder Ferien bei seinen verhaßten Verwandten verbringt. Er hat dieses Gespräch im Traum mitbekommen und seine Narbe, die ihm Lord Voldemort verpaßt hat, als er ihn als Baby versucht hatte, zu töten schmerzte ihn. Sofort schickte er besorgt seine Eule zu seinem Paten, der sich versteckt halten muß, da man ihn unschuldiger Weise verdächtigt, seine Eltern verraten zu haben, um ihm davon zu erzählen.
Seine Erlösung von der Verwandtschaft kommt in einer Einladung von der Familie seines besten Freundes, er wird zum Weltmeisterschaftsendspiel im Quiddich eingeladen. Doch diese Einladung bringt erst einmal wieder Unruhe in das Leben, denn die Mutter seines Freundes hat den Briefumschlag übersät mit Briefmarken, was natürlich nicht so gut ankommt, weil der Postbote deswegen geklingelt hat, und die Familie haßt es, wenn sie auffällig sind, sie wollen ja mit aller Macht verstecken, daß Harry kein normaler Mensch ist. Trotzdem darf er gehen, denn sie sind ja froh, wenn er weg ist. Somit wird er dann von der Familie abgeholt, die natürlich durch den Kamin anreist, da dieser vernagelt ist, ist das leider nicht so einfach. Hinzu kommt, daß die beiden Zwillingsbrüder von Ron immer für Scherze aufgelegt sind und ihnen "zufällig" ein sog. Würgezungentoffee aus der Tasche fällt. Harry´s Cousin, der auf Diät gesetzt wurde, da ihm keine Schuluniform mehr paßt, stürzt sich drauf und sofort wächst ihm eine sehr lange Zunge. Ron´s Vater kann den Schaden zwar beheben, doch die Familie ist total eingeschüchtert.
Bei der Familie seines Freundes wartet schon die gemeinsame Freundin Hermine, und gemeinsam geht es am nächsten Tag zur Weltmeisterschaft, natürlich wieder auf höchst merkwürdige Weise. Dort erlebt Harry einiges neues und hat bei dem Spiel natürlich seinen Spaß. Doch als nach dem Spiel alle im Zelt liegen und schlafen, tritt auf einmal Unruhe auf dem Platz ein, maskierte Zauberer haben den Platzwart, einen Muggel, und dessen Familie in die Höhe gezaubert und lassen sie nun durch die Luft schweben und schütteln. Die Kinder sollen sich in Sicherheit bringen und verstecken sich in einem Wald, als Harry bemerkt, daß er seinen Zauberstab verloren hat. Kurz danach erscheint ein Mal am Himmel, das alle in Angst und Schrecken versetzt, denn es ist das Zeichen des dunklen Lord Voldemort. Da es mit Harrys Zauberstab heraufbeschworen wurde, steht er erst in Veracht, doch dann glaubt man ihm, und findet die Hauselfe des einen Ministers mit dem Stab in der Hand an der Stelle, wo das Mahl hochbeschworen wurde. Diese wird natürlich gleich gefeuert, obwohl sie ihre Unschuld beteuert.
Dieses Erlebnis hat natürlich alle in Angst und Schrecken versetzt, viele befürchten, daß Lord Voldemort wieder an die Macht kommen könnte. Doch nun geht es erst einmal zurück zur Schule, wo in diesem Jahr etwas besonderes stattfinden soll. Was, das erfahren die Schüler an ihrem ersten Abend, das in diesem Jahr das sog. Trimamagische Turnier stattfinden wird. Dazu kommen Gäste aus zwei weiteren Zauberschulen und jede stellt einen Champions, der unter den Bewerbern von einem Feuerkelch ernannt wird.
Außerdem gibt es noch einen neuen Lehrer in "Verteidigung schwarzer Künste", der vielen Furcht einflößt, da er recht mitgenommen aussieht. Doch in aller Munde ist das Turnier, an dem jedoch nur Schüler teilnehmen dürfen, die 17 Jahre oder sind, da es bei den vergangenen Turnieren schon einige Todesfälle gegeben hat. Enttäuschung macht sich unter den Schülern breit, die sich alle sehr gerne als Schulchampion sehen würden, alleine schon wegen der Gewinnsumme von 1000 Galleonen. Selbst Harry träumt in der folgenden Nacht, daß er der Champion sein würde und das Turnier gewinnt, doch er macht sich keine Gedanken, wie er um die Altersbeschränkung herum kommt.
Dann ist es schnell so weit und die Besucher kommen mit ihrem Schülern, die sich für das Turnier bewerben wollen. Alle haben die Möglichkeit, ihren Namen in einen Feuerkelch zu geben, um diesen Kelch ist aber eine Alterslinie gezogen. Als die Zwillingsbrüder von Ron versuchen, diese mit einem Alterungstrank zu überlisten, werden sie rausgeschleudert und ihnen wächst ein langer Bart. Am Abend liest der Schulleiter dann die Namen der Champions vor. Als man glaubt, alle Champions beisammen zu haben, fängt der Feuerkelch noch einmal an, zu arbeiten und der Schulleiter liest wie im Trance noch einen Namen vor:
HARRY POTTER. Alles jubelt, er selber ist starr vor Schrecken, denn er hat seinen Namen nicht in den Feuerkelch gegeben.
Nur der Direktor und der neue Lehrer in Verteidigung schenken ihm Glauben, daß er seinen Namen nicht in den Kelch geworfen hat. Selbst sein bester Freund Ron glaubt ihm nicht und die beiden streiten sich bis... .
Hier möchte ich aufhören, zu berichten. Sicher, ich habe schon eine Menge von der Geschichte aus dem vierten Band erzählt, doch glaubt mir, da geschehen noch so viele Dinge, die ich nicht erwähnt habe.
Die Autorin hat wieder einmal vieles Neues aufgedeckt, und altes Aufgedecktes aufgenommen, wie z.B. die Ratte Wurmschwanz, ein Zauberer der angeblich tot ist. Diese Buch ist auch wieder voller Spannung, aber mit gewissen Pausen, so daß man das Buch zwischendurch ablegen kann, denn jedes Turnier ist für sich ein Höhepunkt des Buches, davon gibt es insgesamt drei. Dann bleibt zu klären, wer Harrys Namen in den Kelch geworfen hat, auch hier tappt man bis zum Schluß wieder im Dunkeln, wo es eine überraschende Kehrtwendung gibt. Diesmal war es für mich aber nicht so sehr überraschend, weil ich mich inzwischen an die Art der Autorin gewöhnt habe, doch das stört mich nicht weiter, im Gegenteil ich bin stolz drauf.
Schlimm für mich, daß es das bisher letzte Band von Harry Potter war, denn ich habe die vier Bücher nahezu verschlungen, doch im Herbst soll Band fünf rauskommen, diesmal werde ich zu den Verrückten gehören, die sich diesen Band sofort kaufen werden!!!
Wer mehr über Harry Potter oder die Autorin erfahren möchte, der kann auf der Seite: www.harrypotter.de einiges erfahren, die Seite habe ich leider auch nun erst für mich entdeckt, da meine ersten beiden Bücher keine Originalausgaben sind, sonder die günstigeren aus dem Buchclub, wo leider dieses Adresse nicht angegeben ist. Doch in den Büchern aus dem Carlsen Verlag ist die Adresse angegeben. Sollte es tatsächlich Leute geben, die Harry Potter noch nicht kennen, so haben sie dort die Chance zu jedem Band eine Leseprobe lesen zu können. Auf diese Weise kann man sich mit der tollen Schreibweise der Autorin vertraut machen. Ich bin mir sicher, wer mit der Leseprobe angefangen hat, der wird sicher sofort die nächste Buchhandlung stürmen, und das Buch zu lesen.
Ich persönlich habe letztes Jahr alle für verrückt erklärt, so viel Wirbel um das Erscheinen des vierten Bandes zu machen. Heute kann ich das verstehen, abgesehen von der Unendlichen Geschichte habe ich kein so schönes Buch gelesen, das den Leser in seinen Bann bringt. Man hat beim Lesen das Gefühl, in der Geschichte zu stecken, es ist alles so toll beschrieben, daß es leicht fällt, sich das vorzustellen. Auch diesem Band kann ich nur alle Sterne geben.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-04-17 15:17:51 mit dem Titel Elisabeth Kübler Ross, Über den Tod und das Leben danach
Vor vier Jahren starb mein damals vier Monate alter Sohn, woran ich sehr zu knabbert hatte und auch immer oft noch habe. Damals wollte ich irgendwie wissen, wie es meinem Sohn ergangen sein kann, als er starb. Und ich wollte mir ein Bild davon machen, ob ich an ein Leben nach dem Tod glauben kann oder nicht. Bis dahin muß ich zugeben, mich nicht so sehr mit diesem Thema befaßt zu haben, doch da wurde ich irgendwie dazu gezwungen.
Gekauft habe ich das Buch über den Weltbildverlag vor vier Jahren für DM 19,80. Diesen Preis finde ich duraus angemessen für ein so schön geschriebenes Buch, das 89 schnell gelesene Seiten beinhaltet.
Elisabeth Kübler Ross ist eine Schweizer Ärztin, die sich eingehend mit Sterbeforschung und Sterbebegleitung befaßt. Sie hat 20.000 Fälle von Menschen studiert, die klinisch für tot erklärt worden waren, dann aber doch noch einmal ins Leben zurückkamen. Einen Teil dieser Studien hat sie in ihrem Buch zusammengefaßt und beschrieben. Aber sie erklärt auch das Leben und den Tod in vielen Schritten, was die Sterbenden erwartet. Was für mich sehr wichtig war, ihre Erklärung darauf, warum Kinder so früh sterben. Die Antwort gefällt mir: Weil diese Kinder in kurzer Zeit gelernt haben, was sie lernen müssen. Das ist für jeden zwar ganz unterschiedlich, doch jeder muß eines lerenen, bis er dort hin gehen kann, woher er gekommen ist: Die bedingungslose Liebe. Ja, ich glaube, mein Sohn hat das gelernt, am Abend vor seinem Tod habe ich es ganz intensiev gespürt.
In dem Buch berichtet Elisabeth Kübler Ross auch über Begenungen, die Menschen hatten, als schon tot waren. Dabei das Erlebnis eines kleinen Jungen, der auf eine Injektion allergisch reagiert hatte und vom Arzt für tot erklärt worden war. Doch er wacht wieder auf und erzählte, daß er bei Jesus und Maria war. Maria hätte ihm immer wieder gesagt, daß seine Zeit noch nicht gekommen wäre, er müsse zurück gehen und seine Mutter vor dem Feuer bewahren. An dieser Aussage hatte die Mutter offensichtlich sehr lange zu deuten, da sie sich fragte, warum sie in die Hölle kommen soll. Doch jahre später hat Elisabeth Kübler Ross sie gefragt, wie es ihr ergangen wäre, wenn ihr Sohn damals gestorben wäre. Sie sagte, sie hätte die Hölle auf Erden erlebt, das ist ihr erspart geblieben. Ich muß gestehen, ich beneide diese Mutter und wünsche mir noch heute sehnlichst, daß ich mit meinem Sohn das Gleiche hätte erleben dürfen.
Jeder Sterbende wurde von jemanden abgeholt, den er kannte. Laut der Autorin ist das die Person, die der sterbende am liebsten hatte, wenn jedoch noch niemand aus dem Kreis verstorben ist, wie z.B. bei kleinen Kindern, dann werden sie von ihrem Schutzengel, oder teilweise von Jesus oder Maria abgeholt. Das haben ihr oft die Sterbenden in ihren letzten Minuten vor dem Tod berichtet. Ich hätte gerne gehört, ob mein Sohn mir das noch hätte sagen können, er konnte mit seinen vier Monaten ja noch nicht sprechen. Doch da war eine innere Stimme, die hat an dem Morgen oft zu mir gesprochen, ich weiß nicht, wo die Worte her kamen, doch sie waren einfach da und immer wieder hieß es, daß ihn gehen lassen muß. Kurz nachdem ich das endlich akzeptiert hatte, starb mein Sohn in meinem Arm.
In dem Buch berichtet Elisabeth Kübler Ross auch mit der Begegnung einer Verstorbenen, die sie darum bat, ihre Arbeit auf jeden Fall weiterzuführen und noch nicht aufzugeben. Sie selber wollte das nicht glauben, und ließ sich zum Beweis einen Zettel von dieser Dame beschriften. Diese Geschichte klingt sicher unglaubwürdig, doch auch ich hatte das Gefühl, daß mein Sohn nach seinem Tod noch häufig bei uns war. Zwei Nächte vor seiner Beerdigung wachte ich nachts auf und hatte das Gefühl, daß mein verstorbener Großvater mit ihm auf dem Arm vor mir stand. Erst hatte ich in diesem Moment wahnsinnige Angst, doch dann wurde ich verdammt ruhig, und ich war beruhigt, denn so wußte ich doch, daß mein Sohn dort, wo er nun ist, in guten Händen war.
Mir und auch meinem Mann hat dieses Buch wirklich sehr geholfen, den Tod unseres Sohnes ein bisschen zu verarbeiten. Natürlich habe ich weiterhin oft das Gefühl, daß mich die Sehnsucht nach ihm innerlich zerreißt. Doch ich kann es akzeptieren, und gönne ihm seinen Frieden, denn wer weiß, was ihn mit seiner Krankheit hier für ein Leben erwartet hätte. In Bezug auf meinen eigenen Tod, vor dem ich früher oftmals panische Angst hatte, geht es mir bedeutend besser, denn ich bin mir sehr sicher, wenn ich sterbe, dann bin ich wieder mit meinem Sohn beisammen. Und dieses Glauben habe ich dem Buch von Elisabeth Kübler Ross zu verdanken, dafür würde ich sehr gerne D A N K E sagen.
Ich kann jedem, der sich mit dem Tod auseinandersetzen muß und einen geliebten Menschen verloren hat, dieses Buch ans Herz legen. Es gibt einem einen neuen Einblick zum Leben und auch zum Tod. Diese Buch kann helfen, den Tod eines geliebten Menschen zu akzeptieren, auch wenn es noch so weh tut.
Aber auch für die, die Angst vor dem Tod haben, ist dies ein sehr schönes Buch, das einem die Angst nehmen kann. Ich war von beiden Punkten betroffen und tröste mich nun damit, daß ich von meinem Sohn geholt werden, wenn es so weit ist.
(C) AnjaSchröder
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-04-17 19:27:57 mit dem Titel Elisabeth Kübler Ross, Die unsichtbaren Freunde
Das Buch: "Die unsichtbaren Freunde" habe ich meiner großen Tochter vor vier Jahren gekauft, als unser damals vier Monate alter Sohn verstorben war. Entdeckt hatte ich es im Weltbildverlag für DM 19,90, was ich sehr günstig fand.
Da ich damals das Buch nicht kannte, habe ich es erst einmal selber gelesen, um zu sehen, ob ich es meiner damals drei Jahre alten Tochter überhaupt vorlesen konnte.
In diesem Buch geht es um die Geschichte von Peter und Susanne, zwei kleinen Kinder, die zusammen spielen während Peters größere Geschwister morgens in der Schule sind. Aber die beiden spielen nicht alleine, sie bekommen öfter Besuch, von ihren unsichtbaren Freunden Theresa und Willi.
Wenn Peter seinen Geschwistern von den Freunden erzählen möchte, dann lachen sie ihn aus. Susanne lebt alleine mit der Mutter, denn der Vater ist verstorben. Die Mutter muß nun zusehen, wie sie für sich und Susanne Geld verdient. Als Susanne ihr von den unsichtbaren Freunden erzählt, will auch die Mutter dies nicht glauben und schimpt häufig mit ihr deswegen.
Eines nachts jedoch, da hört Peter im Traum Musik und fängt an, zu schweben. Dabei ist er sehr glücklich und fühlt sich wohl, hat auch keine Angst vor dieser Erfahrung. Erst recht nicht mehr, als er seine beiden Freunde neben sich bemerkt. Als er dann an seine Freundin Susanne denkt, ist die auf einmal bei ihr im Zimmer, wo er eine weinende Susanne vorfindet, da die Mutter ihr wieder einmao vorgeworfen hat, daß sie lügen würde, weil sie von Theresa und Willi erzähle wollte. So begleitet Susanne Peter auf eine Reise in eine andere Welt. In dieser Welt gibt es keine Tränen und keine Schmerzen, auch kennt man dort nur Liebe und Frieden. In dieser Welt gibt es viele Blumen, die herrlich duften, alle Menschen sind fröhlich, glücklich und vorallem lieb zu einander. Kein Wort wird gesprochen, denn man kann die Gedanken des anderen lesen. Dabei erzählen Theresa und Willi davon, wie Gott die Erde schuf, daß er die Seelen zur Erde schickte, die ein Teil von ihm sind. Auf der Erde sollen diese Seelen ihre Aufgaben erfüllen, und dann werden die Seelen wieder dorthin zurückkehren, von wo sie gekommen sind. Als Geschenk bringt jeder Gott das mit, was er aus seinem Leben gemacht hat.
Dann müssen sich Theresa und Will verabschieden, denn die Kinder müssen wieder nach Hause in ihre Betten. Aber sie werden sich an das Erlebnis erinnern, wie an einen Traum, und doch wissen die beiden Kinder, daß es kein Traum war, sondern ihr Geheimnis bleiben wird.
Wenige Monate später wird Peter schwer krank, er kam ins Krankenhaus und Susanne vermißte ihn sehr. Von Theresa und Willi, den gemeinsamen unsichbaren Freunden mußte Susanne, daß Peter bald für immer die andere Welt gehen würde. Als Peter endlich wieder nach Hause durfte, besucht Susanne ihn, es war der letzte Besuch, den sie bei Peter machen konnte, denn er kam zum sterben heim.
Auf Peters Beerdigung muß Susanne nicht weinen, wie die ganzen Erwachsenen, denn sie weiß, wo Peter nun ist, in einem sehr schönen Land, zusammen mit Theresa und Willi, ihren Schutzengeln, davon ist Susanne nun überzeugt, die beiden unsichtbaren Freunde sind ihre Schutzengel. Als einziges vom Gottesdienst bekommt Susanne mit, daß der Pastor sagt, Peter sein nun ein Engel, und Susanne stimmte dem zu. Als sie sieht, wie ihre Mutter weint, beschließt sie, ihr doch noch einmal von Theresa und Willi, ihren Schutzengeln zu erzählen, und davon daß Peter nun ein Engel in dieser anderen Welt ist, wie es auch der Vater bestimmt ist. Und alle diese Engel sind bestimmt immer bei ihr, wenn sie sie braucht, davon war Susanne überzeugt und konnte für sich in eine glückliche Zukunft sehen.
Eigentlich mag ich es gar nicht, Geschichten bis zum Ende zu erzählen, doch in diesem Falle konnte ich wieder einmal nicht anders, denn dieses Buch ist kein Roman, dessen spannendes Ende man abwarten sollte, sondern diese Buch macht eine Aussage, nämlich die, wie die Sterbeforscherin Elisabeth Kübler Ross die andere Welt sieht. Ich glaube auch an die andere Welt, aber leider erst, seit dem ich meinen Sohn verloren habe, dann brauchte ich auf einmal etwas, an das ich mich klammern konnte, was mir hilft. Ich sichte irgendwie immer meinen Sohn, und wollte wissen, wo er nun ist. Dabei fand ich für mich ein anderen Buch von Elisabeth Kübler Ross: Der Tod und das Leben danach, dieses Buch hat mich davon überzeugt, daß es ein Leben nach dem Tod gibt. In "Die unsichtabern Freunden" hat sie für Kinder sehr schön und verständlich umgesetzt, daß der Tod im Grunde gar nicht so schlimm ist, daß man sich für die verstorbenen Freuen darf, daß diese ihre Aufgaben erfüllt und zu Gott zurückkehren durften. Ihnen wird noch einmal gesat, daß das wichtigste im Leben die Liebe ist, die beiden Kinder aus der Geschichte haben sich nie gestritten. Natürlich erscheint mir das als unwahrscheinlich, Streit gibt es immer mal wieder, aber der sollte auch schnell vergessen werden.
Natürlich könnte diese Geschichte dazu verleiten, sich zu wünschen, zu sterben, doch man darf erst dann gehen, wenn Gott einen zurückholt, nämlich dann, wenn man seine Aufgabe erfüllt hat, was auch immer die sein mag. So wird es für mich in diesem Buch klar, und so sehe ich es auch.
Meiner Tochter hat diese Geschichte den Tod des Bruders ein wenig klar gemacht, von nun an ist und war er ihr persönlicher Schutzengel, und auch ich glaube daran. Als es im letzten Sommer vor ihrem Geburtstag ständig geregnet hat, aber an dem Tag selber strahlend blauer Himmel und Sonnenschein war, da bedankte sie sich bei dem Bruder für das schöne Geburtstagswetter, denn wir wollten in den Tierpark. Aber für uns alle war es das Geburtstagsgeschenk von ihrem Bruder.
Auch ich glaube, daß unser Sohn bestimmt noch häufig um uns ist. Kurz nach seinem Tod habe ich ihn nachts im Traum immer gespürt, zwar konnte ich mich an nichts erinnern, aber wenn ich aufwachte, dann war ich sehr glücklich und wurde aber sofort von der Gewißheit, daß da jemand fehlt, eingeholt. Ich freute mich jeden Abend auf das Schlafengehen, weil ich mir sicher war, daß ich mich im Traum mit meinem Sohn treffen würde. Doch das war leider auch eines Tages vorbei. Natürlich hat jeder diesbezüglich einen eigenen Glauben, aber mir hilft dieser ungemein, und eben auch meiner großen Tochter.
Ich habe am Anfang geschrieben, daß dieses Buch nicht nur für Kinder hilfreicht ist, auch in unserer Selbsthilfegruppe bei den verwaisten Eltern haben mit diesem Buch gearbeitet. Zu Weihnachten, ca. 9 Monate nach dem Tod unseres Sohnes las die Gruppenleiterin uns die Geschichte, die wir ja nun schon kannten, vor. Sie gab uns dann aber als Hausaufgabe mit, daß wir uns überlegen sollten, was unsere verstorbenen Kinder uns als Geschenk hier gelassen haben könnte. Und da fiel uns eine Menge ein, als erstes natürlich: DIE LIEBE. Wir lernten in der Gruppe mit dem Buch, den Tod unserer Kinder auch positiv zu sehen. Versteht es nun nicht falsch, aber für unseren Sohn war sein Tod vielleicht wirklich besser, denn wer weiß, wie sehr er sich hätte quälen müssen. Aber wäre er nie geboren, dann hätten wir ihn auch nicht kennengelernt, und daß er überhaupt bei uns war, wenn auch nur für kurze Zeit, das war ein sehr schönes Geschenk, für das ich Gott dankbar bin. Natürlich vermisse ich ihn auch heute noch, doch er mit seinem kurzen Leben und dem für uns sehr schmerzhaften Tod habe unser Leben auch positiv verändert.
Erschienen ist das Buch im Oesch Verlag. Geschrieben wurde es von Elisabeth Kübler Ross, wo es im Original "Rebember The Secret" heißt. Ich muß gestehen, da es im Grunde ja um das Geheimnis von Susanne und Peter geht, finde ich diesen Namen auch sehr passend. Aber "Die unsichtbaren Freunde" gefällt mir ebenso gut. Die wunderschönen Bilder, in denen die Kinder Susanne und Peter mit ihren Erlebnissen dargestellt werden, wurden von Madlaina Rothmayr gezeichnet, übersetzt wurde die Geschichte von Barbara Ackermann. Das Buch besteht aus fünf Seiten, auf denen die Geschichte mit großen Buchstaben geschrieben wurde. Teilweise
Um Kindern den Tod zu erklären finde ich dieses Buch wirklich sehr schön geschrieben. Meine Tochter hat es geholfen und wenn die kleinen Schwestern alt genug sind, werde ich auch ihnen die Geschichte vorlesen, denn sie wird von ihrem großen Bruder, den sie leider auf dieser Welt nie hat kennenlernen dürfen, erfahren. Inzwischen hatten wir an Nachbarn das Buch verliehen, wo die Großmutter verstorben war. Auch diesen Kindern hat die Geschichte den Tod der Großmutter ein wenig erklärt und Verständnis gebracht.
Als meine Oma starb, da erklärten meine Eltern mir damals, daß man dann fest schliefe, aber eben nie weider aufwachen würde. Mir hat dieser Gedanke mehr Angst als Trost bereitet, oft bekam ich Angst, in meinem Sarg vielleicht wieder aufzuwachen und dann noch einmal qualvoll zu sterben. Dank Elisabeth Kübler Ross und ihren beiden Büchern glaube ich daran, daß ich von meinem Sohn abgeholt werden, wenn es so weit, und das hat mir eine Menge Angst genommen. Meine lebenden Kinder werden diese Angst hoffentlich nie haben müssen, und ich denke, das haben wir unter anderem diesem wirklich wunderschönen Buch zu verdanken.
ISBN 3-85833-335-2
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-12-22 09:54:49 mit dem Titel Barbara Robinson, Hilfe die Herdmanns kommen
Wie ich zu dem Buch kam:
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Eine Freundin von mir hat hier auf ciao über dieses Buch berichtet, schon damals hatte ich reges Interesse daran. Beim Stöbern bei Amazon lief mir das Buch dann wieder über den Weg und der Bericht meiner Freundin fiel mir ein. Neu sollte das Buch jedoch über 9 Euro kosten, doch inzwischen kann man bei Amazon auch gebrauchte Bücher kaufen und so kam ich dann für 2 Euro zuzüglich Versandkosten zu dem Buch:
Hilfe, die Herdmanns kommen von Barbara Robinson
Wie sieht das Buch aus:
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Das Buch hat einen festen Einband ohne jeden weiteren Umschlag, das gefällt mir besonders gut, denn die Umschläge lösen sich doch irgendwie beim Lesen immer ab. Der Hintergrund des Buches ist oranges gehalten, in der Mitte sieht man eine Zeichnung mit sechs Kindern, die schon ein bisschen über das Wesen der Herdmanns Kinder verrät. Soe stehen zwei auf einer Mülltonne, einer hangelt sich herunter und zieht einem Mädchen an den Haaren, ein weitere pinkelt in aller Öffentlichkeit und eine Mädchen popelt in der Nase. Das Bild finde ich sehr passend beschrieben.
Auf der Rückseite findet man wie gewöhnlich einen kleinen Einblick in die Geschichte.
Unterteilt ist die Geschichte in 7 Kapitel, die sich auf 95 erstrecken. Die Schrift ist gut lesbar für Kinder ab 7/8 Jahren. Zwischendurch sind ein paar einfache Zeichnungen in schwarz weiß zu sehen, die zu der Geschichte passen.
Worum geht es in der Geschichte:
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Die Herdmanns sind berüchtigte Kinder, insgesamt sechs Stück. Der Vater ist getrümt, die Mutter geht besser arbeiten, dann muß sie sich nicht um die mißratenen Kinder kümmern.
Alle anderen Kinder haben Angst vor den Herdmann Geschwistern und gehen ihnen möglichst aus dem Weg. So auch die Erzählerin der Geschichte.
Zigarren rauchen, klauen und andere verprügeln, das stand auf der Tagesordnung dieser Kinder. Mit Druck sahen sie zu, daß sie alles erreichten, was sie wollten. Und vorallem aber stellten sie ständig etwas an, so brannten sie einen alten Schuppen nieder, als sie einen gestolenen Chemiekasten ausprobierten.
In die Kirche gehen diese Kinder, die regelmäßig dem Namen Gottes mißbrauchten natürlich nicht, so auch nicht in die Sonntagsschule. Doch das änderte sich eines Tages, denn ein Kind erzählte fälschlicher Weise, es gebe in der Sonntagsschule für die Kinder etwas zu naschen. Von da an besuchten auch die Herdmannskinder die Sonntagsschule. Und so kam es auch, daß sie am Krippenspiel teilnehmen wollten. Die Weihnachtsgeschichte kannten sie natürlich nicht, doch sie lernten sie kennen. Und da sich niemand anderes mehr traute eine der Hauptrollen zu spielen, so übernahmen die Herdmanns das Krippenspiel komplett, unter der Leitung der Mutter der Erzählerin, die nur durch einen Zufall in diesem Jahr das Krippenspielt leitete.
Erstaunlicher Weise zeigen diese Kinder aber doch ein großes Herz, Herodes soll verprügelt werden, weil er doch Jesus umbringen lassen will, damit konnten die Herdmanns überhaupt nicht umgehen. Vorallem aber auch ihre Art das Krippenspiel zu zeigen, so brachten die Heiligen Drei Könige nicht wie gewohnt Weihrauch zur Krippe...... .
Wie hat mir die Geschichte gefallen:
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Meine große Tochter ist zwar inzwischen alt genug, das Buch selber zu lesen, ich habe es aber trotzdem vorgelesen, jeden Abend nun im Advent ein bisschen und so hat auch meine mittlere Tochter zugehört.
Die Geschichte läßt sich sehr leicht lesen, da sie unterhaltsam ist. Auch wenn das Thema eigentlich sehr ernst ist, so kann man doch viel schmunzeln, denn es gibt schon reichlich komische Situationen, die dazu einladen. Aber trotzdem sollte man auch ein bisschen über die Geschichte nachdenken, warum die Kinder eigentlich so sind. Denn das Krippenspiel zeigt ganz deutlich, daß diese als böse verschriehen Kinder doch auch ein Herz haben und eigentlich wissen, was gut und was böse ist.
Meine große Tochter hat darüber ein wenig nachgedacht, die mittlere natürlich noch nicht so, die hat einfach nur zugehört und fand es unterhaltsam. In der heutigen Zeit gibt es viele Kinder, die nicht wirklich wissen, wie man sich zu benehmen kann. Es wird viel gestohlen und vorallem aber bedrohen sich schon Kinder in der Schule. Das Buch kann diesbezüglich einen guten Denkanstoß geben, warum das so ist. Viele Kinder in der heutigen Zeit werden vernachlässigt, einfach nur vor den Fernseher gesetzt, doch wirklich Liebe wird ihnen nicht entgegen gebracht, so wie bei den Herdmanns. Nur daß die Herdmanns zudem noch arm sind, die Kinder von heute haben oftmals mehr als genug und bekommen trotzdem genug.
Leider wird man aber in der heutigen Gesellschaft auch recht merkwürdig angesehen, wenn man mehr als zwei Kinder hat, ich kann das aus eigener Erfahrung sagen, schon als meine zweite Tochter, die mein drittes Kind ist, unterwegs war, trafen mich schiefe Blicke, warum ich denn ein drittes Kind bekomme.
Als ich mit meiner dritten Tochter schwanger war, war ich mit den anderen beiden beim Augenarzt und zwei alte Damen sahen mich an und unterhilten sich lautstark: Zwei Kinder und dann kommt da noch eines..... Am liebsten hätte ich die Frauen angeschrieben, daß noch ein weiteres auf dem Friedhof liegt. Was ist denn schlimm daran, mehr als zwei Kinder zu haben? Dann können meine Kinder eben nicht immer neue Klamotten tragen, sondern müssen die der großen Schwester auftragen, und die Zimmer müssen auch nicht mit Spielzeug überlaufen. Aber Asozial, wie die Herdmannskinder dargestellt wurden, so sind meine Kinder bestimmt nicht. Ganz im Gegenteil, da sie zu dritt sind und nicht alles bekommen können, was sie haben möchten, sind sie vielleicht ein wenig sozialer eingestellt, als so manches verwöhntes Einzelkind.
Somit hat es mir sehr gut getan, dieses Buch zu lesen, dann es hat mich bestärkt, daß ich meine Kinder überwiegend richtig erziehe in der heutigen Zeit.
Fazit:
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Ich kann dieses Buch auf jeden Fall empfehlen, sogar noch als Weihnachtsgeschenk, zwei Tage sind es bis dahin ja noch, und in vielen Buchhandlungen liegt das Buch aus.
Gerade in den Tagen zwischen den Tagen kann dieses Buch noch einmal einen schönen Denkanstoß geben, sei es bei Kindern, die es alleine lesen, oder aber in einer Familie, die es gemeinsam liest. Vorallem aber ist es eine sehr schöne Unterhaltung, wir haben beim Lesen sehr viel gelacht. weiterlesen schließen -
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18.12.2002, 21:39 Uhr von
Just_Chriss
Hallo auch :) So viel Mühe ich mir da auch gebe, ich kann mich einfach nicht kurzfassen. Und...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Prolog
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Ach ja, lang, lang ist's her, das ich denn mit der Materie "Cyrano" in Berührung kam.
Die erste Begegnung, waren es die späten 80er oder die frühen 90er, war eine Alf-Folge, in der der großnasige Außerirdische im Namen seines Kumpels schwülstig-romantische Liebesbriefe ersann. Der nächste Kontakt war dann einige Jahre später, ich schätze 1993/94. Mit einer Freundin besuchten wir einen Schulkameraden, bei dem sich noch ein weitere Kamerad aufhielt, der zudem mein Nachbar war, aber das ist unwichtig. Jedenfalls schauten die beiden gerade gebannt einen seltsamen Film. So was blödes, wer guckt denn einen Degenfilm, in dem alle in Reimen sprechen? Voll uncool. Schnell wurde uns klar, nur wer schweigt, der bleibt, und so schauten wir halt zu. Uncool? Nein, überhaupt nicht! Cyrano de Bergerac hieß der Film, mit Gerald Depardieu, witzig spritzig und sooo tragisch, dass es schon wieder zum Schmunzeln war.
Zeitsprung
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Wir befinden uns im Jahre 2000. Gelangweilt wandere ich durch die Uni, Seminar ausgefallen, Studium ist eh blöd, oh, da ist ja die Bücherecke. Eigentlich... ja eigentlich könnte ich doch mal... Tür auf, rein, Buch bestellen, günstigste Ausgabe, versteht sich.
Bereits am nächsten Tag hielt ich meine eigene Reclam-Ausgabe in der Hand.
Cyrano de Bergerac, geschrieben von Edmond Rostand. "...es gibt in Frankreich keine beliebtere Bühnenfigur, kein Theaterstück, das so häufig gespielt wird..." heißt es schon im Klappentext. Gerettet war die nächste Pädagogikvorlesung!
Jetzt geht’s los!
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Kommen wir zum eigentlichen Sinn und Zweck dieses Berichtes, beginnend mit der Inhaltsangabe, und diesmal fasse ich mich wirklich kurz!
Das Wesentliche ist kurz zusammengefasst. Cyrano de Bergerac, Hauptmann (?) der Gascogner Kadetten, hat viele Qualitäten. Er ist ein hervorragender Fechter und ein außergewöhnlicher Dichter, dessen Worte jedes Weib dahinschmelzen lassen. Doch hat er ein Problem, seine nicht minder außergewöhnliche Nase, ein Zinken, ein Klumpen im Gesicht, riesig, gewaltig, abstoßend. Kein Wunder, dass der arme Mann ein verschwindend geringes Selbstbewusstsein hat. So schwärmt er lieber aus der Ferne oder stürzt sich in den Kampf.
Doch bald muss er sich eingestehen, er ist in seine Base verliebt, Madeleine Robin, genannt Roxanne. Leider fühlt diese sich ihm eher schwesterlich verbunden, nicht ahnend, was Cyrano für sie empfindet. Roxanne hat außerdem selbst ihr Herz verschenkt, an Christian von Neuvillette, einem jungen Adligen, schön und adrett, dass einem die Knie wackeln, herzensgut, aber leider einfältig wie ein Stück Feldweg. Letzteres ist ihr aber nicht bewusst, wohl aber Cyrano. Sicherlich ist Christian kein absoluter Dummkopf, aber er hat halt wenig Gefühl für Poetik und romantischen Worten. Dabei liebt er Roxanne doch abgöttisch.
Der dritte im Bunde, der sich gerne an Roxannes Seite sähe, eigentlich noch näher, ist der allgemein gut angesehene Graf Guiche, ein falsche Hund und arroganter Fatzke, den eigentlich sonst niemand leiden kann. Was ihn nicht hindert, sehr von sich überzeugt zu sein, und auf seine Nebenbuhler herabzusehen.
Also, Roxanne schwärmt für Christian, alle anderen für Roxanne. Der einzige, der so wirklich den Überblick hat, ist Cyrano. Doch anstatt dies für sich zu nutzen, tut er lieber alles, damit Roxanne glücklich ist. Wie das? Nach anfänglichen Reibereien tut er sich mit Christian zusammen, um ihm zu helfen. Im folgenden schreibt Cyrano herzzerreißende Liebesbriefe an die Schöne, mit Christian als Absender. Es kommt zu einer klassischen Balkonszene, doch anstatt eines Romeos ruft Christian wundervolle Worte zu Julia... pardon, Roxanne. Diese ist so entzückt, dass sie nicht bemerkt, was da im Busche ist. Nämlich Cyrano, der Christian die Worte in den Mund legt. Ein Plan, der aufzugehen scheint, bis Christian meint, er könne jetzt auch alleine reden, was natürlich fürchterlich schief geht. Nun ist es wieder an Cyrano, die Sache auszubügeln, so dass Roxanne schließlich in Christian’s Erscheinung und Cyranos Geist verliebt ist.
Doch können die zwei Seelen zueinander finden? Graf Guiche hat noch nicht aufgegeben, und würde alles tun, Christian zu beseitigen und Roxanne zu ehelichen, doch hat er nicht mit Cyrano gerechnet, der ihn in einer herrlich komischen Szene austrickst. Guiche's Rache folgt auf dem Fuße, und so befehligt er Cyrano samt seiner Truppe, zu der auch Christian gehört, an die Front, vielleicht erledigen sich ja durch das Kriegsgeschehen die Dinge von selbst...
Tun sie das? Details verrate ich nicht, nur so viel: nicht alle kehren zurück, und es gibt kein Happy End.
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Dies sei also der Inhalt, grob zusammengefügt. Hätte ich jede einzelne Szene angeführt, wäre das wohl ein wenig zu viel des Guten geworden. Statt dessen greife ich im Anschluss 2 oder 3 Szenen raus, nur, um dem geneigten Leser einen besseren Eindruck zu vermitteln.
Nehmen wir gleich mal den 1. Aufzug, 1-4 Auftritt, bzw. einen kleinen Teil davon
Szenario: Ein Theaterraum, gefüllt mit Menschen aus allen Ständen, der Adel befindet sich auf den oberen Rängen, darunter die Kleriker, und im unteren Teil drängen sich die normalen Bürger. Es ist voll, es ist laut, Leute quatschen und scherzen, wie zum Beispiel die zwei Pagen, die von einem der höheren Ränge nach den Perücken der Kleriker angeln...
Situation: Ein Stück des Schriftstellers/Dichters Clorise soll aufgeführt werden, von dem dicklichen Montfleury. Zwei der Zuschauer, Freunde von Cyrano, schließen Wetten ab, ob Letztere kommen wird, um den Auftritt zu verhindern. Montfleury spricht die ersten Zeilen, und da tritt Cyrano zum ersten Mal auf.
Textbeispiel:
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Cyrano: "Der Dickwanst spielt heut nicht;
sonst zwingt er mich, das Maul ihm zu stopfen!"
...............
Cyrano: "Montfleury, hinaus!
Ich reiße Dir sonst Arm’ und Beine aus."
..............
Cyrano: "Die Bühne wird ich zum Büfett verwandeln,
Um Dich als Cervelatwurst zu behandeln!"
Und unter Protest der Zuschauer nimmt der Moppel-Mime die Beine in die Hand.
...............
Ein Missvergnüter wendet sich an Cyrano.
[...]
Cyrano: "Warum betrachten sie denn meine Nase?"
Cyrano: "Was erstaunt sie dran?"
Missvergnüter: "Nichts!"
Cyrano: "Ist sie weich, wie’n Rüssel, schlenkert wie ein Perpendikel?
Oder sieht nem Reiherschnabel gleich?"
[Missvergnüter beschwichtigt, die Nase wäre sie ja ganz klein]
Cyrano: "Was?! Eine Missgeburt soll ich gar sein? Klein? Meine Nase? [...]
Sie ist enorm!!! Vernimm, stumpfnäsiger Mikrocephale,
Dass ich voll Stolz mit diesem Vorsprung prahle;
den zu erkennen ist an solcher Form
Der Mann von Geist, Charakter, Edelsinn,
von Herz und Mut, kurz alles, was ich bin. [...]"
Das Gespräch endet mit einem Fußtritt in den Allerwertesten des Missvergnügten ;)
Eine meiner Lieblingsszene findet auch auf den ersten Seiten statt.
Einer der Adligen, verstimmt von Cyranos Dreistigkeit, fordert ihn heraus, in dem er über die Nase spottet. Noch ein kleines Textbeispiel:
Cyrano: "Fällt ihnen nichts mehr ein? –Mir vielerlei,
Und auch die Tonart lässt sich variieren!
Ausfallend: "Trüg ich diese Nasenmasse,
ich ließe sie sofort mir amputieren."
Freundlich "Trinkt sie nicht mit aus ihrer Tasse?
Aus Humpen schlürfen sollten sie die Suppe""
[...]
Und das geht noch eine ganze Weile so weiter. Zum Schreien komisch.
Der letzte Satz macht auch heute Sinn:
"Mir all dies Feuerwerk zu bieten und noch mehr,
dann müssten sie bereits am ersten Ton
vom ersten Wort des ersten Satzes stoppen;
denn nur mir selbst erlaub ich, mich zu foppen;
ein anderer kommt nicht ungestraft davon."
Nicht war, liebe Leserinnen, wir selbst dürfen uns kritisieren, aber wehe, ein anderer tut dies ;)
So, noch ein Beispiel aus den romantischen Dia/Monologen:
[Balkonszene]
Cyrano: "Heut nichts vom Liebespfeil, von Amors Schlingen!
Frisch sei der Kranz, den unsre Liebe flicht,
und statt vom Musenquell ein Tröpfchen nur
aus einem goldnen Fingerhut zu schlürfen,
soll unsre Seele heut sich tränken dürfen
vom großen, breiten Strome der Natur!"
[...]
Dies soll nun an Text genügen. Zum Schreibstil werde ich nicht viel sagen, ich denke, die Textproben sprechen für sich.
Emotional deckt das Stück eine ganze Bandbreite ab. Ob lustig, ob tragisch, ob romantisch, die Sprache passt sich an, wirkt nie lächerlich, und lässt sich immer und zu jeder Zeit gut lesen. Gut, manchmal sind die Monologe Cyranos ganz schön lang, aber immer unterhaltsam.
Was für spezielle Szenen gibt es noch? Verschiedenes. In einer hält Cyrano einen Monolog über seine Truppe, die Gascogner Kadetten. In einer anderen wartet er bei einem befreundeten Bäcker - der selbst gerne ein Poet wäre und deshalb verschiedene Dichter durchfüttert – auf Roxanne, will ihr seine Gefühle gestehen und überlegt dann doch, wie er flüchtet. Dann ist da noch die Szene, wo er sein Gesicht verbirgt, um Graf Guiche abzulenken, in dem er ihm erzählt, er – Cyrano- wäre soeben vom Mond gefallen ("ich fiel tatsächlich – nicht metaphorisch"). Und natürlich die Szenen an der Front, und die Zeit nachher. Schließlich endet das Stück, viele Jahre nach dem Krieg, mit Cyranos Tod.
Noch ein paar Worte zur Textstruktur:
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Wie sicherlich bereits zu erkennen ist, es handelt sich um eine Komödie, also um die komische Variante des Dramas, mit tragisch-traurigen Ansätzen. Das heißt: Dialoge, Dialoge über Dialoge und ein Haufen Monologe, also gesprochene Sprache. All das, was den meisten Schülern in den meisten Fällen zu wider ist *g* Aber auch den Schülern sei gesagt, außerhalb des Unterrichtes macht die "Lektüre" wirklich Spaß.
Eingeteilt ist das Stück in 5 Akte, vier davon spielen 1640, der letzte 1655. Was die welt-geschichtlichen Hintergründe angeht, kann ich leider wenig berichten, das mögen die Geschichtsasse bitte tun :)
Interpretationsansatz
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Also, was für eine Message hat das Ganze? So genau hab ich nie darüber nachgedacht, das mach ich jetzt extra für Euch, liebe Leser *g*
Sicherlich gibt es mehrere hintergründige Botschaften, aber in erster Linie sticht folgende ins Auge: Nicht das Aussehen macht die Werte eines Menschen aus, sondern der Geist (Cyrano), und wenn jemand trotz guten Aussehens ein wenig simpel gestrickt ist, macht das nichts, solange man ein guter, edler Mensch ist (Christian). Vor allem aber wird einem Außenseiter gesagt, er solle sich nicht verkriechen, weil er sich für hässlich hält, und sich auf seine Stärken besinnen, so kann auch er was erreichen. Und wäre Cyrano von Anfang an ehrlich gewesen, hätte er vielleicht sogar Roxannes Herz für sich gewinnen können, schließlich waren es vor allem die schön gewählten Worte Cyranos, in die sie sich verliebt hatte. Kurz & gut, die inneren Werte zählen.
Ein wenig über den Autor
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Edmond Rostand wurde am 1. April 1868 geboren, als Sohn einer wohlhabenden Familie. Sein Vater war Soziologe, seine Mutter Journalistin. Er ging in Paris aufs College, heiratete mit knapp 20 seine Frau Rosamonde Gerad, ebenfalls eine Schriftstellerin. "Cyrano de Bergerac" war sein bekanntestes Werk, wurde 1897 uraufgeführt. Weitere Bücher: "Der rote Handschuh" (1888), "Maulafferei" (1890). "Die Romantischen" (1894), "Die ferne Fürstin" (1895)und "Die Sameriterin"(1896) u.a.
Mit 33 wurde Rostand zum jüngsten Mitglied der "Akademie Francaise".
Mit etwa 47 befasste er sich mit nationalistischer Lyrik, starb aber mit 51 am 2.12.1918, bevor er sein letztes Werk abschließen konnte.
Wer mehr wissen will, der suche im Internet, schlage in Kindlers Literaturlexikon nach, oder lese den Anhang der Lektüre – aber dazu später.
Interessant ist sicherlich noch, dass es für den literarischen Cyrano ein historisches Vorbild gab.
Auch hierzu noch ein paar Sätze
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Ob der historische Cyrano auch an einer großen Nase litt, hab ich nicht herausfinden können. Bekannt ist, dass er als Savinien de Cyrano am 6. März 1619 in Paris geboren wurde, und später den Namen de Bergerac annahm, um sich von einigen Teilen der Familie zu distanzieren. Er war Dichter, studierte Philosophie und wurde 1638 Soldat bei den Gascogner Kadetten. "Cadet" stand für die jüngsten, adligen Söhne einer Familie, die traditionell Soldat oder Kleriker wurden. Cyrano war bald als herausragender Degenfechter bekannt, ebenso wie die Truppe für ihren Spaß an Duellen und Rauferein. Gestorben ist dieser Cyrano 1653 an den Folgen eines Holzklotzes, der ihn auf dem Kopf gefallen war (noch eine Parallele zum Stück).
Auch andere Figuren haben historische Vorbilder: z.B. die Cousine Madeleine Robineau. Eine ähnliche Szene wie jene mit Montfleury, den Cyrano von der Bühne vertrieb, soll es auch gegeben haben.
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Nach soviel geschichtlichen Hintergründen nun noch mal speziell zu dieser Lektüre.
Als ich es in Empfang nahm, dacht ich, die gute Buchhändlerin hätte sich vergriffen. Ein Reclam-Heftchen, welches nicht quietschgelb ist? Doch, das gibt es. Auf dem Cover sieht man tatsächlich Gerald Depardieu als Cyrano de Bergerac aus der Verfilmung, wie er sich gerade sein Gesicht mit einem roten Tuche umwickelt (Szene mit Guiche und dem "Mann vom Mond"). Die Ausgabe, oder eher der Text, stammt in dieser Form von 1977. Übersetzt wurde das Stück aus dem französischem von Ludwig Fulda.
Im Anschluss befindet sich noch ein Nachwort, geschrieben von Ralf Stayer. Inhaltlich beschäftigt es sich eben mit dem Dichter Edmond Rostand und mit dem historischen Vorbild (meine Informationen stammen u.a. aus eben diesem Anhang).
Absolut typisch Reclam ist wieder das handliche Format, welches auch bequem in jede Hosentasche passt und so zum praktischen Zugbegleiter wird. Leider sieht das Heftchen auch schnell dementsprechend zerlesen aus. Aber für 7 damalige D-Mark ist das schon in Ordnung (wäre wahrscheinlich mit klassischem Gelb-Cover ein wenig günstiger gewesen).
Gut, ich nehme an, ich habe Euch alle jetzt mit genügend Informationen überschüttet, kommen wir also zum
Fazit
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Ich lese das Stückchen immer wieder gerne, in der Badewanne, auf der Couch oder unterwegs. Gut, ich gebe zu, die erste Hälfte gefällt mir besser, ab dann spielt die Handlung an der Front, da ist dann (etwas) Schluss mit lustig, und das Ende (die "Todesszene" Cyranos) ist mir zu langgezogen. Aber dann such ich mir halt meine Lieblingsszenen raus und amüsiere mich prächtig. Cyrano de Bergerac halte ich für jeden geeignet, der lesen kann. Etwas Gewalt kommt zwar vor, wird aber nicht explizit dargestellt. Allerdings vermute ich, dass Jugendliche unter 13 die Geschichte und Reimerei langweilig finden werden. Aber ab da aufwärts... eine absolute Empfehlung. Und wer nicht gerne liest, der soll halt den Film sehen. Die Texte richten sich nämlich nach der Reclam-Übersetzung, wurden höchstens hier und da gekürzt, leider. Und Gerald Depardieu spielt göttlich. Mehr sag ich aber zu dem Film nicht, schließlich ist dies der Bericht zum Buch, also bitte keine Beschwerden in diese Richtung!! ;)
Damit seid Ihr entlassen, liebe Durchhaltenden :)Respekt, Ihr habt Ausdauer!
Noch ein paar technische Daten in der Übersicht:
Titel: Cyrano de Bergerac
Autor: Edmond Rostand
Verlag: Reclam
Preis: damals 7DM heute, um die 5-6 Euro (andere
Versionen bei Amazon)
Seiten: 156 inkl. Nachwort
Übersetzung: aus dem französischem von Ludwig Fulda weiterlesen schließen -
Einschlaf-Lektüre
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Ein wahrer Empfehlungsregen ging auf mich hernieder. Niko, du list doch so gerne, ich hab da was für dich! Sooo schön und soooo spannend. Besser als „Vom Winde verweht und spannender als jeder Krimi!“ Hm, na ja, wer mich kennt, weiß das mich das sicherlich neugierig machte. Zwischenzeitlich las ich auch viele Berichte darüber und stieß auch auf nur einen einzigen der dieses Buch heftigst kritisierte. Leider muss ich , nachdem ich mich jetzt nun hindurchgeschleppt habe mich dieser Kritik anschließen.
WER LIEBE VERSPRICHT / REBECCA RYMANN
Als Taschenbuch bereits 1998 erschienen kostete es damals 14,90 DM . Heutzutage muss man bereits für ein neues Taschenbuch 9,90 Euros berappen ,ich war so shclau und hab es mir für gerade mal 1 Euro bei Ebay ersteigert.
Das Buch hat stattliche 804 Seiten und ist im Fischer-Verlag erschienen.
ISBN:3-596-11186-2
Rebecca Ryman ist nur ein Pseudonym einer Autorin die in Indien geboren und wurde und noch heute dort lebt. Des weiteren hat sie den Folgeroman „Wer Dornen sät“ herausgebracht den ich hier noch ungelesen liegen habe.
DIE GESCHICHTE
( Natürlich kann ich bei über 800 Seiten nicht sehr ins Detail gehen und werde deswegen die Story nur in ganz groben Zügen widergeben!!)
Wir schreiben das Jahr 1848.Olivia ist eine 22jährige Amerikanerin die für ein Jahr zu Besuch bei ihrer Tante ist . Diese würde ihre Nichte gerne unter die Haube bringen und gibt sich diesbezüglich allergrößte Mühe. Olivia geht unterdessen fast ein vor Langeweile und leidet sehr unter die Tristes und den Etikettenzwang und der Enge der sogenannten wohlsituierten englischen Kolonialgesellschaft.
Irgendwann begegnet ihr Jai Raventhorne, einem sehr einflussreichen Geschäftsmann der aber natürlich auch der größte Feind der Familie ist. Wie soll es auch anders kommen Olivia verliebt sich Hals über Kopf und Jai wohl auch. Heimliche Treffen, Lügen und Geheimnistuereien sind die Folge. Es kommt wie es kommen muss und die beiden landen im Bett und dies ermutigt Olivia in Bezug auf ihre Liebe mit offenen Karten ihrer Tante und ihrem Onkel gegenüber zu spielen.
Aber Jai reist ganz plötzlich ab und nicht nur das er hat ihre Cousine bei sich.
Olivia „scheint“ als sei sie die einzige die die Angelegenheit mit Fassung betrachtet, aber die Ruhe täuscht. Sie trägt das Kind von Jai unter ihrem Herzen und in einem solchen Leid und einer solchen Enttäuschung sind Frauen ja zu sehr vielen Racheplänen und deren Durchführungen fähig....
DIE CHARAKTERE
OLIVIA.. ist wohlbehütet alleine bei ihrem Vater aufgewachsen, sie ist gebildet und scheint insgesamt ziemlich pfiffig zu sein. Der Eindruck täuscht allerdings gewaltig, denn so sehr sie auch „weise, reife Dame“ spielt, ihre Naivität kommt sehr schnell und extrem heftig zum tragen.
ESTELLE...Olivias Cousine ( die mit Jai ausbüchst) , ein aufsässiges 18jähriges Mädchen das ebenfalls versucht aus der Steifheit und Normalität auszubrechen. Sie nimmt sich an Olivia ein Beispiel und bewundert sie eventuell sogar ein bisschen.
JAI RAVENTHORNE... geboren von einer Inderin, gezeugt von einem Engländer. Das Klischee vom Tellerwäscher zum Millionär greift hier , und wird in extremster Form dargestellt. Jai war mir Persönlich von Anfang an extrem unsympathisch, ein Mann der ausschließlich nur an sich denkt, dem Geschäfte wichtiger als alles andere ist, und Gefühle per Schalter abstellen kann.
LADY BRIDGET.....Die Tante von Olivia, streng und immer bedacht auf die Etikette aber dennoch mit gutem Herzen. Ihr einziger Gedanke geht über das Wohl der Mädchen , fraglich eben nur ob die Mädchen dies auch so empfinden.
SIR JOSHUA....ebenfalls ein Mann den die schlimmste Krankheit nicht von seinen Geschäften abringt. Er steht als aller erstes auf Jai´s Hass-Liste, und kämpft mit allen Mitteln gegen diesen. Machtgierig, reich, aber auch in gewisser Weise ein dummer Mensch.
KRITIKPUNKT
Die komplette Story ist durch und durch klischeehaft und dementsprechend ehr langweilig. Die Charaktere insbesondere sind alle so was von typisch wie nicht anders sein kann. Die Story weist viele Wendungen innerhalb der Geschichte auf aber nicht einmal hatte ich einen „Aha“-Effekt oder war erstaunt . Irgendwie denkt man die ganze Zeit: Naja, das musste ja so kommen. Man hat ständig die bestimmt schon 100x gesehenen Bilder von 60iger Jahre Kitschabendteuer-Filmen mit schmachtenden Priraten und naiven Schönheiten vor Augen.
..NAIV..ein Stichwort.
Olivia scheint dieses Wort zu leben. Gegen Mitte des Buches landet sie nun endlich mit Jai im Bett.
( Schon WIE sie dazu gekommen ist würde ich als aufdrängen und wohl auch ein bisschen demütigend sehen)
Sie belabert ihn die halbe Nacht wie sehr sie ihn doch liebe und das er doch bitte bitte auch mal sagen soll das er sie liebt. Nachdem sie nun ungefähr 175 x „ich liebe dich, bitte Jai sag es mir doch auch „ palavert hat bequemt er sich auch einmal zu sagen das er sie liebt.
Diese Szene geht ungefähr über 20 Seiten und ich empfand diese als sehr erniedrigend für die eigentlich ganz sympathische Protagonistin.
SCHREIBWEISE
Sehr flüssig und ausschmückend. Wirklich schön beschrieben wird der Schauplatz Indien und man bekommt wirklich eine gute Vorstellung der Lebensweise der englischen Gesellschaft in Indien damals. Selbst wenn man mal etwas unkonzentriert ist hat man keine Probleme der Geschichte zu folgen.
FAZIT
Ein Buch was leicht zu lesen ist und einen enormen „Berieselungsfaktor“ hat. Für jemanden der auf extremes Herzschmerz-Getue steht sicherlich ein grandioses Werk. Für mich ehr unterhaltsame Einschlaflektüre. Eine seichte, leichte Frauen-Lektüre der ich zwar ein Empfehlenswert verpasse aber dennoch glatte 2 Sterne abziehe. Kein Roman der einem im Gedächtnis bleibt und keiner den ich ein zweites Mal lesen würde.
Viele Grüße Nikolina weiterlesen schließen -
Rowling,J.K - Harry Potter und der Stein der Weisen : Wirklich ein Kultbuch?
26.11.2002, 19:54 Uhr von
emmtie
Da wollen wir YOPI einmal eine 2.Chance geben (wenn auch nur auf Bewährung). Und dabei geht es ga...Pro:
wieder spannend und unterhaltend für Jung und Alt
Kontra:
Einiges kennt man schon aus dem 1.Band
Empfehlung:
Nein
Da man ja seit Ende 2001 der Werbung zum Film nach diesem Buch ja nicht entkommen kann, habe ich dies zum Anlaß genommen, diesen Bestseller nochmals zu lesen und kritisch zu beurteilen. Denn normalerweise ist mir alles suspekt, was in den Medien „hochgelobt“ wird.
Ich glaube, etwas über den Inhalt zu erzählen, ist wirklich nicht nötig, da fast jeder zumindest die Grundzüge der Geschichte des Waisenjungen Harry Potter, der ungeliebt und vernachlässigt bei seinen Verwandten aufwächst und dann überraschend eine Einladung in eine Zauberschule bekommt, schon einmal gehört hat. Und für die Wenigen, aus meiner Sicht Glücklichen, die die Geschichte noch nicht kennen und damit absolut unvoreingenommen genießen können, wäre jedes weitere Wort zur Handlung nur ein Spaßverderber.
Also kommen wir gleich zur Meinung über dieses Buch:
Wie in der Einführung angedeutet, bin ich immer besonders kritisch, wenn ein Werk überall nur gute Kritiken bekommt und förmlich von der Presse gepuscht wird. Und wer in den letzten Monaten beobachtet hat, wie das Phänomen „Harry Potter“ Ausmaße angenommen hat, das selbst seriöse Nachrichtensendungen über den ersten Verkaufstag des 4.Bandes berichtet haben, wird verstehen, das ich in diesem Zusammenhang fast das Wort Massenpsychose gebrauche.
Doch im Gegensatz zu vielen anderen künstlich gepuschten Werken bin ich in diesem Fall der Meinung, das diese Euphorie auch wirklich angebracht ist. Denn der Autorin J.K.Rowling ist es gelungen, mit diesem Buch (und den Nachfolgewerken) etwas zu schreiben, was wirklich eine Leserschaft von 6 bis 99 begeistern kann.
Fangen wir mit dem ursprünglich vorgesehenen Zielpublikum an; den Kindern und Jugendlichen. Die Geschichte beinhaltet genügend realistischen Fixpunkte und Lebenssituation, das Kinder sich in sie hineinversetzen können. Seien dies die Benachteiligung durch die Verwandten, das Hänseln und Ärgern durch den Cousin oder auch die Schilderung des Kennlernens und Freundschaftschließens der Zauberlehrlinge auf dem Weg der Schule. All dies sind Situationen, die Kinder problemlos nachvollziehen können und somit „mittendrin“ in der Erzählung sind.
Und gleichzeitig kommt das fantastische Element hinzu. Es wird gezaubert, Besen können fliegen, der böse Cousin bekommt ein Schweineschwänzchen. Dies sind doch Wunschträume, die jeder in seiner Jugend (und nicht nur da) hatte, oder?
Was ich aus der Perspektive der Kinder auch äußerst positiv empfinde, ist die Gradlinigkeit der Handlung. Es wird schön in chronologischer Reihenfolge, ohne Parallelhandlungen oder Rückblicke dargestellt. Wenn Ereignisse aus der Vergangenheit relevant sind, werden sie von einer der handelnden Personen erzählt und passen somit in den Kontext. Gerade für Leseanfänger vereinfacht dies das Verständnis und den Spaß an der Geschichte sehr.
Aber dies sind nur die wenigen Punkte, die speziell auf Kinder bezogen sind. Die Qualitäten gehen weiter und dies gilt für alle Leser und macht wahrscheinlich den Erfolg dieses Buches weiter über sein ursprüngliches Zielpublikum hinaus aus. Das Buch ist einfach spannend, mit vielen überraschenden Wendungen bis ganz zum Schluß. Ich bin jemand, der von sich behauptet, bei vielen Krimis spätestens nach 100 Seiten das Ende vorauszusagen und ich liege meist richtig. Bei diesem Buch lag ich, wie wahrscheinlich die meisten anderen Leser auch völlig falsch mit meinen Vermutungen und das liebe ich an einem Roman, wenn ich auf den letzten Seiten ankomme und es plötzlich eine logische Lösung gibt, die ich überhaupt nicht erwartet haben.
Die Personen werden absolut glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt. Und auch wenn es natürlich eine klare Trennung zwischen Gut und Böse gibt, ist es doch keine Schwarz-Weiß-Malerei und einige Figuren schätzt man doch falsch ein.
Die Phantastik, das Element des Zaubers, der Magie, ist natürlich nicht nur etwas für die Kinder. Erwachsene werden genauso davon angezogen. Nicht umsonst verkaufen sich SF- und Fantasy-Romane bestens und die Verfilmung des „Herren der Ringe“ ist neben dem Harry-Potter-Film der meistbeworbene Film des Jahres. Auch wir Erwachsene bewahren uns in gewisser Form unser kindliches Gemüt (und das meine ich positiv) und
„Herr der Ringe“ ist eine guter Vergleichsmöglichkeit. Ich höre schon die Fans laut aufschreien und fragen wie ich „Herr der Ringe“ und „Harry Potter“ auf eine Stufe stellen kann. Dazu muß ich ehrlich zugeben, daß ich ein großer Tolkien-Fan bin und doch schon große Unterschiede zwischen diesen beiden Roman-Zyklen sehen. Aber wenn wir es ehrlich betrachten, hat auch Tolkien mit dem „Kleinen Hobbit“ als Grundlage seiner Welt mit einem Kinderbuch angefangen und erst nachdem der Erfolg kam, wurde ein immer größeres und komplexeres Geflecht daraus mit eigener Historie, Topographie etc. Wer den weiteren Verlauf der Harry-Potter-Serie betrachtet, wird erkennen, das es da auch solche Tendenzen gibt, wenn auch natürlich nicht so umfassend. Während Tolkien im Laufe seiner Werke immer mehr zum Erwachsenen-Schriftsteller wurde, was nichts Schlechtes ist und durch die immer komplexeren Zusammenhänge, geschichtlichen Verknüpfungen, Zeitsprünge in der Ansiedlung der Handlung einen Großteil er Faszination des Tolkien-Universums ausmacht, bleibt Rowling, ohne zu viel zu verraten, ihrem kindlichen Publikum weiter treu, schafft es aber gleichzeitig die hinzugewonnenen erwachsenen Leserschaft weiterhin zu begeistern.
Vielleicht sollte ich noch anmerken, daß ich das englische Original und nicht die deutsche Übersetzung gelesen habe. Da ich doch sehr häufig englische Originale lese, bin ich natürlich nicht ganz objektiv. Aber insgesamt finde ich das Buch sowohl vom Schreibstil als auch von der Wortwahl relativ leicht und somit auch für die ursprüngliche Zielgruppe, also Kinder und Jugendliche, als Einstieg zum Lesen von englischen Büchern geeignet. Was man aber beachten sollte, ist die Tatsache, daß es bei einem Buch, das die Zauberei als Thema hat, natürlich auch einige Begriffe aus diesem Umfeld verwendet werden, die nicht unbedingt im allgemeinen Sprachgebrauch eines Nicht-Muttersprachlers vorhanden sind. Daher sollte man ab und zu schon ein Englisch-Lexikon griffbereit haben.
Zusammenfassend kann man einfach nur sagen, das hier das große Aufheben, das um diesen Roman und seine Nachfolger gemacht wurde, absolut berechtigt ist. Ein faszinierender, spannender, unterhaltsamer Roman, der auch beim zweiten Lesen nichts von seinem Charme verloren hat.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-11-26 18:54:42 mit dem Titel Rowling,J.K.-Harry Potter and the chamber .. / Auch der 2.Band der Reihe weiß zu überzeug
Der Kinostart der zweiten filmischen Umsetzung eines Harry-Potter-Romans war für mich als jemand, der trotz Film, Video, DVD und sonstiger multimedialen Berauschungen immer noch das Buch als wichtigste Inspiration meiner Phantasie ansehe, ein gelungener Anlass das entsprechende Buch noch einmal hervorzukramen und zu lesen, bevor ich mir (eventuell) den Film anschaue. (Mein Gott, was für eine geschwollenen Einleitung ;-))
Inhalt:
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Da es angeblich immer noch Leute geben soll, die sich der allgemeinen Hysterie um Harry Potter entzogen haben, gibt es erst einmal eine kurze Vorstellung des Inhaltes; aber ohne all zuviel zu verraten.
(Anmerkung: Da ich alle Harry-Potter-Bücher auf Englisch gelesen habe, aber eine englische Inhaltsangabe hier wenig Sinn machen würde, kann es sein, dass einige von mir verwendete und selbst übersetzte Begriffe nicht ganz genau mit den in der deutschen Übersetzung übereinstimmen; die wahren Potter-Puristen mögen dies bitte verzeihen)
Harry Potter ist ein zwölfjähriger Waise, der als ungeliebter Verwandter bei seinem Onkel und seiner Tante und deren verzogenem Sohn lebt. Im Vorgänger zum hier besprochenen Buch entdeckt er, dass er Zauberkräfte hat und wird nach Hogwarts, einer Schule für Hexenkraft und Zauberei, eingeladen und es werden die Erlebnisse und Abenteurer während des ersten Schuljahres geschildert.
"Harry Potter and the chamber of secrets" schliesst inhaltlich direkt an dieses Buch an. Harry Potter ist während der Schulferien wieder bei seinen Verwandten. Diese behandeln ihn noch genauso schlecht wie vorher; all seine Bücher und Utensilien aus Hogwarts werden weggeschlossen; nur ihre Angst vor seinen Zauberkräften verschafft ihm etwas Ruhe, da die Dursleys nicht wissen, dass Zauberschüler diese nicht in der "normalen" Welt einsetzen dürfen.
Kurz bevor er zum nächsten Schuljahr nach Hogwarts aufbrechen will taucht ein ihm unbekannter Hauself namens Dobby bei ihm auf und versucht ihn vor einer Intrige gegen ihn zu warnen und davon abzubringen, wieder zur Zauberschule zu gehen, da ihm dort Gefahr drohe.
Nach einigen kleineren Abenteuern wie z.B. der Befreiung aus seinem Zimmer bei den Dursleys durch seinen besten Freund Ron Weasley und dessen Brüdern und einem Flug mit einem Auto beginnt schließlich das neue Schuljahr in Hogwarts.
Doch auch dort bleiben die Überraschungen nicht aus. Eine Kreatur, die wahrscheinlich vor Jahrhunderten von einem der Gründer der Zauberschule in einer verborgenen Kammer hinterlassen wurde, lässt mehrere Schüler versteinern. Es hat dabei den Anschein, als ob diese angriffe gegen Schüler, die nicht "reinen Blutes"sind, bei denen also nicht beide Elternteil magisch begabt sind, gerichtet ist. Natürlich wächst die Angst und Verunsicherung in der Schule und als auch noch der Direktor Albus Dumbledore abgesetzt wird und Harry Potter in den Verdacht gerät, der Auslöser der Übergriffe zu sein, scheint alles verloren....
Mehr wird aber nicht verraten. Selbst lesen heißt die Devise :-))
Meine Meinung:
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Ich persönlich bin gerade an den ersten Band dieser Serie mit sehr großer Skepsis gegangen, da mir der ganze Medien-Hype einfach suspekt war; doch ich habe mich von der Qualität überzeugen lassen. Und auch der hier besprochene zweite Band weiß wieder mit genau der gleichen guten Mischung, die sowohl Kinder als auch Erwachsenen anspricht, zu überzeugen.
Zum einen gibt es eine einfache, geradlinige Erzählstruktur; das Buch verläuft genau wie die Handlung, es gibt keine Sprünge zwischen parallelen Handlungsorten oder zeitlich unterschiedliche Ebenen in der Geschichte, die gerade das eigentliche Zielpublikum, die Kinder, verwirren würde. Auch die eigentliche Geschichte ist ein Mix aus relativ typischen Jugendbuch-Themen: Neben dem erwarteten phantastischen Element durch die Zauberei sind die Bücher der Harry-Potter-Serie aber immer auch Bücher über den Alltag in einem Internat. Auch wenn es eine Zauberschule ist, werden die gleichen Konflikte ausgetragen, es gibt Cliquenbildung, Streber, Probleme mit den Lehrern, den Schüler mit dem der Held überhaupt nicht auskommt und vieles mehr, was 1:1 auf jede andere Beschreibung über das Internat übertragen könnte. Doch die Art und Weise wie es erzählt wird, macht aus dem Mix aus bekannten Zutaten ein hervorragendes Jugendbuch.
Zum anderen hat aber auch dieses Buch die gleiche Faszination auf Erwachsenen wie schon sein Vorgänger, die sich wahrscheinlich gar nicht richtig begründen lässt. Das Buch verursacht das, was jedes gute Buch sollte: Man kann einfach nicht aufhören weiterzulesen. Ich möchte jetzt gar nicht anfangen, in Punkto Anspruch zuviel in dieses Buch hineinzudeuten. Wenn man gewisse Vorbild-Eigenschaften für die Kinder sucht, findet man sie sicher in jedem einigermaßen gutgeschriebenen Jugendbuch. Aber in erster Linie ist auch dieser 2.Band der Serie ein sehr gut geschriebenes, spannendes und unterhaltsames Abenteuer- und Fantasywerk für Jung und Alt.
Natürlich muss man einschränken, dass bei diesem zweiten Band sich durchaus Elemente wiederholen, die schon im Vorgängerbuch verwendet wurden, sei es das Verhältnis von Harry zu seinen Verwandten oder einige Konstellationen an der Schule. Aber es war auch nicht zu erwarten, dass bei einem so erfolgreichen Konzept der Folgeband komplett andere Wege geht. Es ist aber auch nicht so, dass der Lesespaß durch diese Wiederholungen verdorben würde. Es ist halt nur nicht ganz so innovativ wie der Erstling.
Ein weiterer Kritikpunkt den man häufiger im Zusammenhang mit der Harry-Potter-Serie, egal ob Buch oder Film, gerade in letzter Zeit auch aus Amerika hört, ist die angebliche Verharmlosung der Zauberei in einem Werk für Kinder. Dies finde ich etwas an den Haaren herbeigezogen und bigott. Zum einem werden Kinder von klein auf mit Figuren wie Pokemons u.ä. konfrontiert, gegen die alles was in Harry Potter erzählt wird, harmlos ist. Zum anderen sollte man Kinder auch nicht unterschätzen: Denn sie können sehr wohl zwischen den Phantasien und Wunschträumen, wie sie im Buch geschildert werden, und der realen Welt unterscheiden. Auch das Thema Brutalität sollte man ähnlich wie das oben genannte betrachten. Es gibt durchaus Stellen, die aus meiner Sicht eine Altersbeschränkung auf ca 8-10 Jahre begründen würden; aber auch hier muß man betrachten, was Kinder in diesem Alter sonst so vorgesetzt bekommen durch TV, Video, Computer etc.
Englische Ausgabe:
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Da ich die englische Ausgabe gelesen habe, will ich auch dazu etwas schreiben: Die einfache, geradlinige Erzählstruktur findet sich auch im Stil und der Wortwahl wieder. Daher liest sich das Buch auch für Menschen, die nicht perfekt Englisch, insbesondere Schüler, sehr flüssig. Einzige Einschränkung wie schon beim ersten Band: Dadurch das bei dieser Thematik natürlich häufiger Begriffe aus dem Umfeld der Magie und Zauberei gebraucht werden, die nicht unbedingt im allgemeinem Vokabelschatz vorhanden sind, ist es manchmal doch nützlich eine Deutsch-englisches Lexikon zur Hand zu haben (oder im Internet; ich empfehle dict.leo.org).
Serie:
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Bei einem 2.Teil stellt sich auch die Frage, ob es notwendig für das Verständnis ist, den 1.Teil zu kennen. Dies würde ich mit einem entschiedenen "Nein, aber .." beantworten :-)
Begründung: Alle wichtigen Informationen für das Verständnis des Buches werden auch im Buch selbst nochmals gegeben. Wenn man aber die Geschehnisse des 1.Bandes kennt, sind einem die meisten Personen schon bekannt; man erkennt die Beziehungsgeflechte und kann einiges besser verstehen. Daher empfehle ich, die Reihenfolge einzuhalten.
Fazit:
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Wieder ein gelunges Buch, das Jung und alt anspricht und spannend ist. Minimale Abwertungen, da sich doch einiges im Vergleich zum 1.Band wiederholt; aber trotzdem noch volle Punktzahl. weiterlesen schließen -
Das Wunschspiel: Spannend wie kaum ein anderes Buch!
Pro:
einfach ein gutes Buch.
Kontra:
nichts.
Empfehlung:
Nein
Einleitung und Storyline:
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Das Wunschspiel von Patrik Redmond spielt im Jahr 1954 in England. Jonathan ein Junge mit einfacher Herkunft besucht ein exkusives Knabeninternat, dass sonst fast ausschließlich den Reichen vorbehalten ist. Er fühlt sich unglücklich weil die anderen Jungen ihn wegen seiner Armut hänseln und verspotten.
Von den Lehrern kann er auch so gut wie keine Hilfe erwarten, da sie zum größten Teil der gleichen Meinung sind, wie die Schüler. Doch eines Tages lernt Jonathan Richard kennen. Richart ist ein Einzelgänger und nicht an der Freundschaft zu anderen Jungen intressiert. Er hat viele Bewunderer wegen seiner direkten Art seine Meinung( auch Lehrern gegenüber ) zu äußern. Für alle Mitschüler wirkt er unerreichbar.
Um so unverständlicher ist es für sie, als Richard Intresse an Jonathans Freundschaft hat und die Beiden sich schließlich anfreunden und unzertrennlich werden. Richard zeigt Jonathan wie er sich gegen die Anderen wehren muss und wie man sich Autorität verschaffen kann.
Jonathan nimmt diese Hilfe gern an obwohl ihn Richards seltsame Art auch manchmal ängstigt. Richard ist so besitzergreifend, dass er es nicht duldet, wenn Jonathan sich noch mit seinen alten Freunden trifft. Ein tötliches Spiel nimmt seinen Lauf...
Meine Meinung:
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Ich finde dieses Buch ist sehr spannend und gut geschrieben so gut, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte bis ich es ganz durchgelesen hatte. Die beiden Hauptcharaktere Jonathan und Richard sind sehr gut beschrieben. Man kann sich gut in die Lebensbedingungen der Beiden hineinversetzten.
Besonders intressant fand ich Richarts Charakter. Zuerst fand ich sein Verhalten Lehren und Schülern gegenüber faszinierend und habe ihn für seine direkte und spontane Art bewundert. Doch dann ab dem mittleren Teil des Buches fand ich es erschreckend und abstoßend und habe mich gefragt warum er mich so faszinert hat.
Das Ende des Buches hat mir nicht ganz so gut gefallen. Es kam mir ein bischen so vor, als hätte der Autor nicht mehr so richtig Lust zum weiterschreiben gehabt, sodass er sich entschlossen hat alles in einem Blutbad enden zu lassen. Eigentlich schade. Aber es ist trotzdem ein lesenswertes und gutes Buch das in keinem Regal fehlen sollte. weiterlesen schließen -
>>> Lasst Knochen sprechen
17.10.2002, 17:01 Uhr von
Macchiaveli
Hurra ich habe es endlich mal geschafft, ein halbwegs vernünftiges Foto von mir ...Pro:
Unheimlich spannend geschrieben,für 8,90 € erhält man da eine ganze Menge intelligenter Unterhaltung.
Kontra:
bass,mehr fällt mir dazu nicht ein.
Empfehlung:
Nein
Auf der Such nach neuem spannenden Lesestoff,stiess ich auf Kathy Reichs"Lasst Knochen sprechen".Nachdem sie ja bereits mit ihren ersten beiden Romanen,"Tote lügen nicht"und"Knochenarbeit",grosse internationale Erfolge verbuchen konnte,folgt nun ein nicht minder spannendes Buch über die eigenwillige forensische Anthropologin Tempe Brennan.
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Kleine Zusammenfassung des Inhalts°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Ein neuer Fall: Eine grausame Tat erschüttert die Bevölkerung von Montreal!!!Auf dem Weg zum Ballettunterricht wird ein neunjähriges Mädchen mitten auf der Strasse von zwei Kugeln getroffen.Die Behörden lassen verlauten,daß sie,die kleine Emily,nur ein Zufallsopfer im Bandenkrieg zwischen zwei rivalisierenden Motoradgangs sei.Tempe(hochintelligent,engagiert und trotz des harten Jobs eine Seele von Mensch)setzt alles daran,den Mörder der kleinen Emily zu fassen und begibt sich dabei selbst in höchste Gefahr!Als dann auch noch ihr Neffe Kit auftaucht der als begeisterter Motoradfreak mit den Heavens(einer der Gangs)symphatisiert,gerät nicht nur Tempe in tödliche Gefahr.Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten,sonst liest das Buch ja keiner mehr.
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Wer ist Kathy Reichs?°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Kathy Reichs wurde 1950 in Chicago geboren.Sie arbeitet als forensische Anthropologin an verschiedenen gerichtsmedizinischen Instituten und ist so gesehen ein weiblicher Quincy.Als Gutachterin für die Vereinten Nationen und das US-Verteidigungsministerium,wird sie jeden Tag aufs Neue mit der Schattenseite des Lebens konfrontiert.Ihr erster Roman"Tote lügen nicht"wurde mittlerweile in 15 Sprachen übersetzt und stiess auf sehr grosses Interesse.
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Meinung zum Buch°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Dieser Roman fesselte mich eigentlich schon von der ersten Minute an.Man merkt ganz deutlich,daß die Autorin weiss,von was sie schreibt.Durch ihren lebhaften,sehr spannenden Erzählstil fällt es wirklich nicht schwer,dieses Buch in kürzester Zeit nahezu zu"verschlingen".Sie beschreibt sehr anschaulich(manchmal schon fast unappetitlich)wie das Leben einer Gerichtsmedizinerin ist.Dabei legt sie sehr großen Wert darauf,dem Leser auch die psychischen Aspekte dieses Jobs nahezubringen."Lasst Knochen sprechen"ist ein Buch,daß hochgradig spannend,intelligent und schlüssig geschrieben worden ist und das sicherlich weiterhin eine grosse Leserschar begeistern wird.
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Falls Du an diesem Roman Gefallen gefunden hast,er ist im Blanvalet-Verlag für 8,90 € erhältlich. weiterlesen schließen -
Ich möchte auch einen Shy Boy...
17.10.2002, 13:27 Uhr von
clauds22
Hi ihr Yopi Leutchen, eigentlich bin ich hauptsächlich bei der Konkurrenzplattform Ciao tätig, ha...Pro:
wunderschöne Geschichte, anschaulich beschrieben, herrlich bebildert, nicht nur für Pferdefreunde empfehlenswert
Kontra:
absolut nichts
Empfehlung:
Nein
Hi ihr Lieben,
heute mal ganz abseits von meinen sonstigen Genuss- oder Kosmetikthemen möchte ich euch mal wieder ein Buch vorstellen. Dass ich ein Pferdefreund bin, wissen ja bereits viele von euch, und so bin ich auch immer an neuen Methoden im Umgang mit Pferden interessiert. So stieß ich eines Tages natürlich auch auf Monty Roberts, der mit seiner sensationellen Methode, Pferde zu verstehen und dies weiterzugeben, weltweit bekannt wurde und mindestens jedem Pferdekenner, wenn nicht auch sonst diversen anderen Menschen, ein Begriff ist. Das Buch, über das ich euch heute erzählen möchte, heißt ‚Shy Boy – Gespräche mit einem Mustang’ und ist das Nachfolgewerk von dem Buch ‚Der mit den Pferden spricht’, welches ich zuerst gelesen und hier auch bereits vorgestellt habe.
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Zuerst möchte ich ein wenig über Monty Roberts erzählen. Er ist schon sehr früh, eigentlich als Baby, im Sattel gesessen, da seine Eltern in Kalifornien die Leitung einer großen Ranch übernommen hatten. Bereits mit 4 Jahren gewann er sein erstes Turnier und widmete im Prinzip seine ganze Kindheit den Pferden. Die Methode, Pferde an den Menschen zu gewöhnen, war damals (und ist angeblich und erschreckenderweise teilweise sogar heute noch) sehr hart und nannte sich ‚breaking’, also zu deutsch ‚brechen’. Das heißt, man bindet ein Pferd an einem Pfosten fest, bindet ihm die Hinterbeine hoch und verängstigt sie, indem man einen beschwerten Sack auf sie wirft. Dadurch wurden die Pferde natürlich verängstigt und wollten flüchten und sich wehren, wurden daraufhin aber nur noch grober behandelt. Schließlich sollte man sich ‚laut der Ausbilder’ auf sie setzen können, während sie am Boden liegen, ohne dass sie irgendein Zeichen der Wehr zeigen, dann wären sie ‚gebrochen’. Ich finde diese Methode einfach nur erschreckend und bin schockiert darüber, dass es das heutzutage auch noch geben soll.
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Nun, Monty fand diese Methoden ebenso widerwärtig, da er der Meinung war, das Pferd würde so eigentlich nur aus Angst vor Bestrafung für den Menschen arbeiten, nicht aber aus eigenem Willen und vor allem mit Vertrauen. Als er im Alter von etwa 14 Jahren mal einige Wildpferde für ein Rodeo zusammentreiben sollte, gelang es ihm, diese Pferd in ihrem natürlichen Herdenverhalten zu beobachten. Dies wiederholte er noch einige male und bemerkte viele kleine Dinge, die ihn später dazu bewegten, die Pferdesprache, die er ‚Equus’ nannte, auf die Zusammenarbeit von Mensch und Pferd zu übertragen. So wollte er zum Beispiel die Rolle der Leitstute einnehmen, die ein Fohlen, sobald es frech wird, aus der Herde treibt und so lange wartet, bis es sich entsinnt, wieder anständig zu sein und sich unterzuordnen, bevor sie es wieder in den Herdenverband aufnimmt. Dies übte er dann zuhause in einem Longierring und kam zu fantastischen Ergebnissen, einfach dadurch, dass er selber versuchte, die Sprache der Pferde zu sprechen und ihnen so mehr Freund als Feind zu sein und sie zu ‚überreden’, ihm zu vertrauen. Diese Methode, die er das ‚join-up’ nennt und die daraus besteht, ein Wildpferd innerhalb von 30 Minuten an den Menschen und selbst an Zaumzeug, Sattel und Reiter zu gewöhnen, ist inzwischen weltweit bekannt und Monty tourte bereits durch sämtliche Länder der Welt, um sie den Leuten hautnah vorzustellen.
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Da Monty in England bereits mehrere Touren hinter sich hatte und auch schon diverse male im königlichen Reitstall Vorführungen hatte und Pferde der Queen eingeritten hat, bekam er ca. 1999 das Angebot, nach einer schon erfolgreichen Dokumentation über das ‚Join-Up’ weitere Sendungen für’s Fernsehen zu machen. Entschieden hat man sich dann für etwas ganz Spektakuläres, um das sich nämlich auch das Buch ‚Shy Boy’ dreht. Monty sollte in der Wildnis von Nevada mit einem freilebenden, wilden Mustang innerhalb von ca. 3 Tagen ein Join-Up ausprobieren und versuchen, dieses Pferd zu zähmen. Für Monty war das eine große Herausforderung, und das nicht nur, weil er nun schon über 60 Jahre alt war, sondern vor allem deswegen, weil er eben dieses Phänomen früher schon einmal zustande gebracht hat und ihm damals keiner geglaubt hat. Somit hatte er also nun die Möglichkeit, der Welt zu beweisen, was er mit seiner einzigartigen Methode bewerkstelligen konnte.
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Eines Tages war es dann also soweit und Monty machte sich mit seinen ‚Helfern’ auf den Weg. Erstes Ziel war, den Mustang, und hier wurde einer hübscher junger Hengst ausgesucht, dem man den Namen ‚Shy Boy’ gab, von seiner Herde zu trennen und ihn eben von dieser fortzutreiben. Monty konnte ständig zwischen 3 Pferden wechseln, denn für eines wären diese 3 Tage sicherlich zu anstrengend gewesen. Am Anfang zum Beispiel, nachdem Shy Boy von seiner Herde getrennt wurde, floh er natürlich und lief in vollem Galopp ein einhalb Stunden vor seinen Verfolgern davon. Pferdekenner dürften also wissen, was Pferd und Reiter dafür für eine Kondition benötigen. Hier ist definitiv von einer großen Anstrengung die Rede. Das Buch beschreibt sehr anschaulich, wie Monty es langsam schafft, sich dem Mustang zu nähern und wie dieser immer aufmerksamer auf ihn wird, nur um dann doch wieder seinem Instinkt nach schnellstmöglich zu fliehen.
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Schließlich schaffte er es aber doch, sich dem Mustang auf wenige Meter zu nähern und ihm einen Strick umzulegen, sodass er ihn einfach neben sich herlaufen lassen konnte. Man muss hierbei auch bedenken, wie anstrengend es sein muss, 3 Tage lang Tag und Nacht im Sattel zu sein und ständig ein wachsames Auge haben zu müssen – mal ganz davon abgesehen, dass man das Gelände nicht kennt und an jeder Ecke Schlangen warten könnten, was das Aus für die gesamte Dokumentation und ebenfalls Mensch oder Tier bedeuten könnte. Aber zurück zum Thema... Monty schaffte es schließlich, Shy Boy berühren zu dürfen und der Hengst zeigte kaum Scheu, sondern schien einverstanden zu sein, dass dieses ihm fremde Wesen sich ihm nähert und er verstand offensichtlich, dass man ihm nichts Böses wollte. Das Join-Up war also gelungen und wenig später kamen auch die ersten Versuche mit Zaumzeug und Sattel, die zwar anfangs noch mit großem Widerwillen von Shy Boy betrachtet wurden, aber schließlich doch ohne große Gegenwehr angenommen wurden. Das Ziel war erreicht und einer von Montys Begleitern ritt Shy Boy zurück zur nächstgelegenen Ranch, als hätte er vorher noch nie etwas anderes getan.
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Vielleicht klingt das für euch jetzt nicht sonderlich faszinierend, aber ich finde schon allein die Vorstellung gigantisch. Wenn ich mir vorstelle, dass da ein absolut wilder Hengst ist, der wahrscheinlich vorher noch nie in seinem Leben einem Menschen begegnet ist, und dieser bekommt in ein paar wenigen Tagen so viel Vertrauen zu dem menschlichen Wesen, dass er sich reiten lässt und keine Scheu mehr zeigt... da fehlen mir die Worte! Dieses Buch ist mit so viel Einfühlungsvermögen geschrieben, dass man das Join-Up gedanklich richtig nachvollziehen und miterleben kann. Noch dazu sind eine Menge Farbbilder dabei, für die ich dem Buch glatt noch 2 Extra- Sterne verleihen würde, weil sie einfach wunderschön sind und man sich so ganz genau vorstellen kann, wie es war und von jeder Situation den richtigen Eindruck vermittelt bekommt. Ich würde fast sagen, die Bilder machen beinahe die Hälfte des Buches aus und sind aber passend zum Text einfach eine ganz tolle Ergänzung, die man nicht hätte weglassen dürfen, weil sonst etwas ganz Besonderes gefehlt hätte.
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Interessant finde ich auch, dass Monty Roberts bei seinen Aufführungen oft, nachdem die Dokumentation bereits ausgestrahlt wurde, gefragt wurde, ob er denn meint, dass Shy Boy lieber bei seiner Herde geblieben wäre, oder ob er das Leben als Arbeitstier und Freund des Menschen bevorzugt. Natürlich lässt sich diese Frage nicht so einfach beantworten, aber auch hier ergab sich eine Lösung, da Monty genau dies ausprobieren wollte, um für das Buch ‚Shy Boy’ einen passenden Abschluss zu finden. So war er also mit einigen anderen und auch Shy Boy unterwegs, eine Viehherde auf ein Feld zu treiben, ganz in der Nähe der Stelle, an der er Shy Boys Herde vermutete. Irgendwann im Laufe des Tages tauchte die Herde dann tatsächlich am Horizont auf und das einzige Pferd, dem dies auffällt und das sich nach den Artgenossen umdreht, ist Shy Boy (übrigens ganz arg schön auf einem Foto festgehalten). Er stand ganz starr und aufmerksam da, bis ihm das Halfter abgenommen wurde und er sich in wildem Galopp seiner Herde näherte, von der er seltsamerweise auch gleich wieder akzeptiert wurde.
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Am nächsten Morgen waren Monty und seine Gruppe bereits um 5 Uhr wach, um zu sehen, ob Shy Boy wieder zurück kommen würde, aber es tat sich bis zum Frühstück nichts. Doch plötzlich tauchte ein einzelnes Pferd auf einem Hügel ganz in der Nähe auf – es war Shy Boy. Zu diesem Punkt war noch keinem klar, was nun passieren würde, aber dennoch war es ein denkwürdiger Moment. Shy Boy wandte daraufhin seinen Kopf bedächtig in Richtung seiner Herde und senkte den Kopf. Dann setzte er sich langsam in Bewegung, fiel in Trab und rannte schließlich in vollem Galopp in Richtung seiner neuen Heimat – zu Monty und dessen Gruppe.
An dieser Stelle möchte ich mal anmerken, dass ich diesen Part einfach zum Weinen schön finde und mir sogar jetzt, wo ich das schreibe, ein paar Tränchen runterlaufen. Vielleicht bin ich einfach ‚zu nah am Wasser gebaut’, aber ich kann gar nicht in Worte fassen, wir einmalig und wunderschön ich dieses Ereignis finde. Das zeigt für mich, dass es einen guten Weg gibt, mit Pferden umzugehen und genau diesen hoffe ich, auch mal gehen zu können. Mit diesen Worten möchte ich auch meinen (sowieso viel zu lange gewordenen Bericht) nun abschließen und hoffe, euch vielleicht ein wenig neugierig gemacht zu haben.
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2 Anmerkungen möchte ich mir aber noch schnell erstatten. Erstens gibt es diese Dokumentation auch auf Video zu kaufen (beispielsweise auf Amazon) und sie ist eine wirklich schöne Ergänzung zum Buch. Und außerdem ist Monty zwischen April und Mai auf großer Deutschlandtour und präsentiert sein Join-Up in diversen Reitzentren in der Bundesrepublik. Vielleicht möchte sich ja mal jemand davon überzeugen, dass das tatsächlich möglich ist :)
Titel: Shy Boy – Gespräche mit einem Mustang
Autor: Monty Roberts
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN Nr.: 3-404-60486-5
Preis: 9,95 Euro
Liebe Grüsse, eure Claudi weiterlesen schließen
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Die Erfahrungsberichte in den einzelnen Kategorien stellen keine Meinungsäußerung der Yopi GmbH dar, sondern geben ausschließlich die Ansicht des jeweiligen Verfassers wieder. Beachten Sie weiter, dass bei Medikamenten außerdem gilt: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
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