Advance Bank (nicht mehr aktiv) Testbericht

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Summe aller Bewertungen
  • Filialnetz:  sehr klein
  • Support & Service:  durchschnittlich
  • Online Banking:  sehr gut
  • Fachliche Beratung:  kompetent

Erfahrungsbericht von babyjo1

Gebührennepp beim Online-Broking!

Pro:

Im Girokontenbereich vielleicht nicht schlecht

Kontra:

als Online-Broker nicht akzeptabel

Empfehlung:

Nein

In meinem Beitrag soll es um einen speziellen Teilbereich des Leistungsspektrums der Advance Bank gehen: dem Wertpapierbereich.

Vor einiger Zeit hatte ich Konto bei der Advance Bank eröffnet, da ich dort unregelmäßige Einnahmen aus einer Nebenbeschäftigung verwalten und auch anlegen wollte. Dabei hatte ich mich von der Werbung leiten lassen, die kostenlose Kontoführung im Online-Bereich, kostenlose Depotverwaltung und vor allem eine besondere Auswahl und Service beim Kauf von Investmentfonds versprach.

Die Advance-Bank ist eine Direktbank mit Sitz in München. Die gesamte Kontoführung geht online unter www.advance-bank.de.

Als sich auf meinem Konto ein paar Mark angesammelt hatten, wollte ich dafür ein paar Fondanteile kaufen. In der Online-Ordermaske habe ich dies allerdings nicht zuwege gebracht. Also rief ich beim Kundendienst an, wo man mir erklärte, dass Fondkäufe erst ab einer Mindestanlage von 1500 Euro möglich seien. Soviel wollte ich nicht anlegen und irgendwie war mir dieses Detail auch beim Studium der Geschäftsbedingungen entgangen. Dies war meine erste Enttäuschung mit der Advance-Bank.

Später hatte ich dann auf dem Konto doch einen unverhofften Geldeingang und entschloss mich, dafür ein paar Aktien zu kaufen. Es handelte sich um eine ganz normale börsliche Transaktion in einem DAX-Wert. Umso überraschter war ich, als auf der Abrechnung plötzlich neben der Transaktionsgebühr und der Makler-Courtage auch noch ein Posten „Fremde Auslagen“ i.H.v. 3,47 Euro auftauchten. Ich habe auch schon bei anderen Banken Aktien gekauft, aber eine derartige Gebühr war mir noch nicht vorgekommen. Also rief ich wieder beim Kundendienst an, um zu erfahren, wofür diese fremden Auslagen seien. Dort erklärte man mir, dass es sich wohl um Auslagen für das Umschreiben von vinkulierten Namensaktien handeln würde.

Das Ganze spielte sich im Frühjahr 2001 ab und kurz vorher war das sogenannten \"Namensaktiengesetz\" verabschiedet worden. Dort war u.a. neu geregelt, dass die Gebühren für das Umschreiben von den betreffenden Aktiengesellschaften und nicht von den Aktionären zu tragen sind. Die Berechnung derartiger Auslagen durch die Advance-Bank wäre also quasi gesetzeswidrig gewesen. Das habe ich der Bank dann in einem Brief geschrieben und die Erstattung der Gebühren gefordert.

Auf meinen Brief bekam ich eine Eingangsbestätigung und dann war erst mal Sendepause. Nach 3 Monaten habe ich dann dort angerufen und irgendwann auch eine nette Mitarbeiterin ans Telefon bekommen, die zwar feststellte, dass tatsächlich der Eingang einer Beschwerde von mir im Computer stand, aber offenbar bislang sich niemand darum gekümmert hat. Da das Ganze schon solange dauerte bot sie mir ohne weitere Prüfung eine Kulanzzahlung von 10 Euro an, womit ich natürlich einverstanden war. Damit war dieser Vorfall für mich erst mal einigermaßen zufriedenstellend erledigt, mal davon abgesehen, dass die betreffende Mitarbeiterin noch nie von dem betreffenden Gesetz gehört hatte.

Aber noch hatte ich ja die betreffenden Aktien im Depot und ein Jahr später entschloss ich mich zum Verkauf. Was jetzt kommt, könnt ihr Euch sicher denken: Natürlich waren auf der Abrechnung wieder fremde Auslagen i.H.v. 3,50 Euro zu finden. Also schickte ich der Advance-Bank wieder einen Brief, indem ich um Auskunft über diese Auslagen bat. Diesmal habe ich tatsächlich innerhalb von 3 Wochen eine Antwort erhalten, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Die Advance-Bank teilte mir Folgendes mit:

Die fremden Auslagen gliedern sich wie folgt auf:
- EUR 1,79 Erstellung der Schlussnote
- EUR 0,26 Depotverrechnung mit der Börse
- EUR 0,16 Geldverrechnung mit der Börse
- EUR 0,01 Meldung nach § 9 WpHG
- EUR 0,36 Mehrwertsteuer
- EUR 0,99 Pauschale BOSS-Systemgebühr, Clearingpauschalgebühr u. fremde Softwaregebühr

Na Klasse, dass war doch mal eine Auskunft. Der Haken ist bloß, dass es sich bei den beschriebenen Auslagen um Kosten handelt, die bei ausnahmslos jeder Wertpapiertransaktion in Deutschland anfallen.

Bei allen börslichen Geschäften wird eine Schlussnote erstellt und erfolgt eine Geldverrechnung mit der Börse und bei allen börslichen und außerbörslichen Geschäften muss eine Meldung nach § 9 Werpapierhandelsgesetz erstellt werden. Schließlich müssen alle Geschäfte irgendwie an die Börsensysteme (BOSS) weitergeleitet werden und nach Abschluss erfolgt die Abwicklung (Clearing).

Es handelt sich also hierbei um Kosten, die einer Wertpapiertransaktion immanent sind und daher meiner Meinung nach in die Transaktionsgebühr gehören. Dort werden sie von allen anderen Banken, die ich kenne, auch gelassen. Eine Umfrage bei Freunden und Verwandten hat ergeben, dass deren Banken derartige Gebühren neben der regulären Transaktionsgebühr ebenfalls nicht kennen. (u.a. DAB Bank, Comdirekt, Commerzbank, DiBa, 1822direkt, div. Sparkassen und Volksbanken)

Die Advance-Bank wirbt u.a. mit Zeitungsberichten, wonach sie der günstigste Online-Broker bei großen Ordervolumen sei. In der Preisliste erfährt man dann, dass für Transaktionen bis 10.000 Euro eine Transaktionsgebühr von 22 Euro anfällt. Für durchschnittliche Orders bis 5000 Euro ist dies nicht wirklich günstig, sondern liegt deutlich über dem Satz anderer Direktbanken, die im Durchschnitt 10 Euro Mindestgebühr verlangen (und die davon auch alle die o.g. Auslagen begleichen)!

Außerdem erfährt man aus der Preisliste: \"Diese Transaktionen verstehen sich zzgl. evtl. fremder Spesen, wie z.B. Maklercourtage, fremde Provision, Liefergebühren.\" Das klingt so, als ob halt nur in Ausnahmefällen fremde Spesen anfällen. Statt dessen fallen bei der Advance-Bank bei jeder Transaktion standarmäßig noch mal mind. 3,50 Euro an, die man also getrost zur Grundgebühr hinzuzählen kann. Man bezahlt somit mindestens 25,50 Euro für eine einfache Transaktion und dies ist für eine Online-Bank schlicht Wucher. Bei Ordervolumen über 10.000 Euro mag die Advance-Bank vielleicht günstig sein, aber wenn man zur Grundgebühr jeweils noch mal 3,50 Euro hinzuzählt, sieht die Statistik vermutlich schon ganz anders aus.

Die Advance-Bank erhebt also ein Grundgebühr, die deutlich höher ist, als bei anderen Banken und stellt zusätzlich Kosten in Rechnung, die typischerweise in die Grundgebühr gehören.

Ich habe ja nur deutsche Standardwerte gehandelt. Bei Auslandswerten oder Exoten werden die \"Fremden Auslagen\" vielleicht noch viel höher, weil ja die Abwicklung teurer wird.

Fazit:

Die Gebührenstruktur der Advance-Bank ist also völlig intransparent, die Preisliste irreführend und man kann anhand der Preisliste keine vernünftige Aussage ableiten, welche Gebühren den Kunden dann auf der Abrechnung tatsächlich erwarten.

Besonders gefreut hat mich der letzte Satz im Schreiben der Advance-Bank: \"Diese Kosten werden uns in Rechnung gestellt und von uns unmittelbar, mit einer Kulanz von EUR 0,07 an Sie weitergegeben.\"

Wow, ich bekomme also mit jeder Transaktion 7 Cent geschenkt. Da kann ich nur noch \"Vielen Dank\" für soviel Großzügigkeit sagen!

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