Alleinerziehend - immer ein Nachteil? Testbericht

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Erfahrungsbericht von Die_böse_Maus

Mutter mit 17 und alleinerziehend : Meine Geschichte

Pro:

Wenn es so kommt,dann lernt man sich durchzuboxen,entwickelt eine engere Bidung zum Kind

Kontra:

finanziell schwierig,Sehnsucht nach einer \"richtigen\" Familie

Empfehlung:

Ja

Das Idealbild Mutter,Vater,Kind(er) -oder soziologisch ausgedrückt die Kernfamilie- ist in Deutschland immer seltener zu finden.Es gibt immer mehr Frauen,die ihre Kinder allein erziehen.Ursache ist meist die Trennung und/oder Scheidung vom Ehepartner.Manche waren auch nie mit dem Vater des Kindes bzw. der Kinder zusammen oder aber der Partner ist verstorben.
Ich bin heute wieder in einer Beziehung,aber die Beziehung zum Vater meines Sohnes ist damals gescheitert und daher kann auch ich über etwas mehr als 2 Jahre als alleinstehende Mama berichten.

Wie ich alleinerziehend wurde:

Wer schon andere Berichte von mir kennt oder mir gar vertraut,weiss dass ich ziemlich jung war,als ich Mutter wurde.Mit 16 hielt ich den positiven Test in Händen,mit 17 brachte ich meinen heute dreijährigen Sohn Sean zur Welt.19 Monate Beziehung mit Seans Vater lagen hinter mir.Ein Auf und Ab der Gefühle.Es gab Streß,weil seine Eltern mich nicht akzeptierten,er eine allzu enge Bindung zur Mutter hatte und mit 25 Jahren noch im elterlichen Haushalt lebte...Um nur einige Punkte zu nennen...
Meine Schwangerschaft war ungeplant.Zwar hatte ich bereits eine eigene Wohnung,die vom Jugendamt finanziert wurde,aber an das Gründen einer Familie habe ich noch nicht gedacht,da ich ja noch zur Schule ging und diese auch mit dem Abitur verlassen wollte.
Als ich meinem damaligen Freund dann mitteilte,dass er Vater werden würde,war er wenig begeistert.Abtreibung war auch für ihn kein Thema,aber zeigte recht wenig Interesse an unserem Baby,verpennte Ultaschalltermine,half mir nicht im Haushalt usw.
Ich trennte mich von ihm und flupp erhielt ich den Status einer alleinstehenden Mama.
Klein-Sean schien das nicht viel auszumachen,denn der entwickelte sich prächtig.Sein Vater ließ sich auch zu seiner Geburt nicht blicken,aber schrieb immerhin eine SMS...Was für eine Leistung...
Ich war stinksauer.Für ihn war es wohl ein Racheakt für die Trennung,aber was konnte sein Kind dafür?
Aber die Wut verflog schnell,als ich meinen kleinen Schatz auf meinem Bauch liegen hatte und friedlich schlafen sah...
Ich hatte irgendwie trotz aller Enttäuschung ein Grundvertrauen in die Welt.Alles würde gut werden,solange Sean und ich beisammen seien und ich hart dafür arbeiten würde,um ihm ein schönes Leben bereiten zu können.


Mein Leben als Alleinerziehende:

Es ist schon mal nicht leicht so früh ein Kind zu kriegen und in die Mutterrolle hineinzuwachsen,aber wenn man keinen Partner an seiner Seite hat,muss man wirklich alle Kräfte mobilisieren.
Es begann mit Behördengängen:Wo bekomme ich Geld her,um Sean und mich zu finanzieren?Wie bringe ich meinen Ex-Freund dazu die Vaterschaft anzuerkennen und Unterhalt zu zahlen?Wer wird Vormund für Sean bis ich volljährig bin und vieles mehr.
Hätte ich nicht eine gute ältere Freundin gehabt,die mir mit Rat und Tat zur Seite stand,wäre ich wohl doch irgendwann mal verzweifelt.Sie war es auch,die Sean als Baby vormittags beaufsichtigte,wenn ich die Schulbank drücken musste,um doch noch mein Abitur machen zu können.Aber sie konnte mir natürlich nicht den Partner ersetzen und Sean nicht den Vater.Meine eigenen Eltern haben sich relativ früh scheiden lassen und ich hab meinen Vater selten gesehen.Darunter habe ich gelitten.Doch wie wird es Sean ergehen,wenn sein Vater sich denn nun gar nicht für ihn interessiert?
Ich versuchte meinen Ex zu erreichen,ihn dazu zu bewegen sich seinen Sohn zumindest mal anzuschauen,aber seine Reaktion war:\"Ich wollte kein Kind und ich werd also auch keinen Draht zu ihm haben.Ich zahl euch Geld,aber mehr kann ich nicht.\"
Ich vermutete,dass seine Eltern ihn auch negativ beeinflusst hatten.Ich wurde ja nicht mal als seine Freundin akzeptiert,warum dann als Mutter seines Kindes.Aber mir war diese Situation lieber als wie wenn er versucht hätte mir Sean wegzunehmen.Da er zum Zeitpunkt von Seans Geburt ja längst volljährig war und auch in einem festen Arbeitsverhältnis stand, hätte er sich um die Vormundschaft bemühen können und hätte als leiblicher Vater gute Chancen gehabt.
Glücklicherweise wurde mein Vater, Seans Opa,Vormund...Aber ich wurde ja recht bald 18 und daher hatte sich das auch erledigt.Ich war nun endlich auch gesetzlich gesehen die Mutter und durfte alle Entscheidungen allein treffen.
Ich kann nicht behaupten,dass es immer leicht war den Alltag mit Kind ohne Partner zu meistern.Sean hat in den ersten Lebesmonaten nachts viel geweint und es wäre schön gewesen,einen Partner zu haben,der auch mal eine \"Nachtschicht\"...
*G*...übernimmt.Überhaupt hat es mich sehr berührt Familien zu sehen.Das wäre der Idealzustand,seufz...
Als alleinerziehende Mama jemanden kennenzulernen ist auch eine Herausforderung,denn schliesslich war ich nie ohne Kind unterwegs.Die meisten waren immer total irritiert,wenn sie erfuhren,dass ich erst 18 war und allein mein Kind erziehe.Sie glauben wohl,man wolle ihnen gleich Vaterpflichten abverlangen,aber das ist Quatsch.Der neue Mann an meiner Seite muss Sean akzeptieren,das ist Voraussetzung,aber mehr verlange ich nicht.Sollten sich \"die beiden Männer\" aber verstehen,so wäre das natürlich schön...
Ich war relativ lange solo.Das war aber auch gut so.Sean und ich sind uns dadurch sehr nahe und ich habe einfach gemerkt,wie stark ich bin.Ich kann mit Stolz behaupten,dass ich es geschafft hab meinen Sohn sehr gut zu versorgen,materiell wie emotional.


Heute:
Mittleweile studiere ich und bin wieder in einer Beziehung.Wir wohnen nicht zusammen,aber sehen uns regelmässig.Meist ist Sean dabei und ...tja...dann ist eher mein Kleiner derjenige,der die ganze Aufmerksamkeit abkriegt...*g*
Es gibt aber auch Abende,die gehören nur meinem Freund und mir.Ich bereite Sean immer Tage vorher darauf vor,dass \"Mama heute mal für ein paar Stunden was mit Philp unternimmt\".In der Zeit spielt er mit der Tochter einer Kommilitonin.Und wenn meine Kommilitonin mal weg möchte,dann übernehm ich die Beaufsichtung der Kiddies.
Ich erlebe die Zeit jetzt als wesentlich positiver.
Finanziell sieht es immernoch jeden Monat sehr eng aus,aber Philip,Sean und ich sind schon ein gutes Team geworden.Ja,und es sieht so aus,als würden wir auch einmal zusammenziehen und eine richtige Familie werden.Philip ist vernarrt in meinen Sohn und möchte auch mal gerne eigene Kinder (hat aber noch Zeit)...Man kann sagen,dass er ausgleicht,was mein Ex verbockt hat.Er kann ihm etwas bieten,was ich ihm nie bieten kann:ein männliches Vorbild.

Also,lasst euch nicht entmutigen,wenn ihr gerade alleinerziehend seid.Man kann es allein schaffen und wer weiss,vielleicht trifft man nochmal den Richtigen.
Und falls ihr mit einem Mann liiert seid,der euch und die Kinder schlecht behandelt,dann gesellt euch lieber zum Club der Single-Mütter.

Aufgrund von Vor-UND Nachteile habe ich mittelmässig bewertet,da es nicht ideal ist,aber auch keine Katastrophe sein MUSS alleinstehend zu sein.



Würd mich über Kommentare freuen!

Danke fürs Lesen!

Mausimausmaus

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