Barclaycard Testbericht

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Summe aller Bewertungen
  • Support & Service:  gut
  • Akzeptanz:  weltweit meistens
  • Kreditlimit:  2500 bis 5000 Euro
  • Aufnahmekriterien:  ohne Bonitätsprüfung

Erfahrungsbericht von Levay

Die Kreditkarte mit den ungewöhnlichen Extras

Pro:

kostenlose EC- und Partnerkarte, gute Zahlungsmodalitäten, Überweisungsservice

Kontra:

teuer

Empfehlung:

Ja

1. Was ist eine Kreditkarte?

Der Unterschied zwischen einer gewöhnlichen EC- und einer Kreditkarte ist vielen Menschen nicht geläufig, sodass ich ihn zunächst kurz erläutern möchte: Gemeinsam ist beiden Karten die Möglichkeit, mit ihnen bargeldlose Zahlungen zu leisten (etwa im Kaufhaus, an der Tankstelle und in Restaurants). Während die EC-Karte aber zu einer unmittelbaren Belastung des Girokontos führt, gewährt der Herausgeber einer Kreditkarte dem Karteninhaber einen Kredit in Höhe des jeweiligen Zahlbetrages.

Der Unterschied für den Zahlungsempfänger liegt nicht zuletzt im Risiko der Rücklastschrift, das bei Kreditkarten fehlt bzw. in modifizierter Form zwar gegeben, aber wesentlich geringer ist. Die Bank eines Girokontoinhabers kann eine Lastschrift jederzeit zurückweisen, wenn es dem Konto etwa an der erforderlichen Deckung fehlt. Der Zahlungsempfänger wird zum bloßen Gläubiger, der kein Geld bekommt, sondern lediglich einen Anspruch gegenüber seinem Kunden hat, den er schlimmstenfalls im Mahn- und Gerichtsverfahren durchsetzen muss.

Anders bei der Kreditkarte: Die Bank, die die Kreditkarte herausgibt, zahlt den fälligen Betrag an den Zahlungsempfänger. Einmal pro Monat erhält der Besitzer der Karte eine Abrechnung und muss nun seinerseits alle durch die Bank vorgenommenen Zahlungen ausgleichen. Da die Bank hier in Vorleistung getreten ist, hat sie ihrem Kunden einen Kredit gewährt. Nomen est omen: Kreditkarte eben!

Was die Rücklastschriften angeht, so können diese auch vom Kontoinhaber selbst veranlasst werden. Jeder Bankkunde kann jedem Kontoeinzug innerhalb von sechs Wochen ohne Angabe von Gründen widersprechen. Wohlgemerkt kann er auch Kreditkartenbuchungen zurückgehen lassen, hier findet aber in der Regel zumindest ansatzweise eine Prüfung durch die kartenausgebende Bank statt. Es bleibt somit festzuhalten: Die Risiko einer Rückbuchung ist bei Zahlung mit EC-Karten weitaus größer, insbesondere weil die Girokonten oft gar nicht gedeckt sind.

Ein vor allem für den Kunden bedeutender Unterschied zwischen EC- und Kreditkarte liegt in den Einsatzmöglichkeiten. Kreditkarten, insbesondere Euro-/Mastercard und VISA, ferner American Express und Diner’s Club, werden praktisch überall in der Welt als Zahlungsmittel akzeptiert. Mit einer deutschen EC-Karte wird man in einem amerikanischen Restaurant hingegen wohl eher selten bezahlen können. Diese Internationalität macht sich auch und gerade im Internet bemerkbar: Die allermeisten Dienste im WWW lassen sich per Kreditkarte bezahlen. Gibt der Karteninhaber seine Daten ein, kann binnen Sekunden eine automatisierte Zahlung vorgenommen werden. Es ist dabei ganz egal, ob der Anbieter der Internet-Dienstleistung in Deutschland, Spanien oder Taiwan sitzt, und auch Wohn- und Aufenthaltsort des Kunden spielen keine Rolle. Kein Girokonto ist derart unabhängig.

Der Einsatz einer Kreditkarte im Ausland kostet den Kunden in der Regel eine geringe Gebühr (bei der Barclaycard entfällt diese Gebühr im EU-Ausland). Im Übrigen hat der Zahlungsempfänger alle Kosten für die Abbuchung zu tragen. In seltenen Fällen legt er die Gebühren ganz oder teilweise um. So verlangt das Online-Wettbüro betandwin.de bei Kreditkarteneinzahlungen 2% Gebühr.

2. Barclay’s

Die Barclaycard nun wird von einer Bank herausgegeben, die in Deutschland kaum jemand kennt, die aber meines Wissens nach in Großbritannien, wo sie ansässig ist, eine größere Bekanntheit und Bedeutung hat: Barclay’s eben. Man braucht dort aber kein Girokonto zu unterhalten, um die Karte zu bekommen. Das ist der erste ihrer entscheidenden Vorteile: Während normalerweise die Hausbank die Kreditkarte herausgibt, kann man sich mit der Barclaycard ein Stück weit unabhängig von dem girokontoführenden Institut machen. Wohlgemerkt gibt es aber noch andere Möglichkeiten, eine hausbankunabhängige Kreditkarte zu erhalten: eBay, Karstadt, Saturn, Vodafone, immer mehr Händler und Dienstleister, die keine Banken sind, bieten eigene Kreditkarten an. Seit einiger Zeit gibt es unter dem Namen PayGay sogar eine Kreditkarte speziell für Homosexuelle. Es scheint mir jedenfalls durchaus sinnvoll, sich mit der Kreditkarte von der Hausbank unabhängig zu machen. Die Barclaycard bietet jedoch noch weitere ungewöhnliche Vorteile, die sie von den allermeisten anderen Kreditkarten unterscheidet, wie ich später noch darlegen werde.

3. Leistungsumfang

Zunächst aber zu der Frage, was die Barclaycard nun genau ist und beinhaltet. Ich gehe hierbei von dem von mir gewählten Classic-Modell aus. Der Kunde erhält hier gleich zwei Kreditkarten, nämlich VISA und Mastercard. Das klingt zunächst toll, ist aber eigentlich eher unsinnig, denn nahezu jede Akzeptanzstelle nimmt beide Kreditkarten an, sodass eine von beiden reichen würde. In einigen Länder Südamerikas, so habe ich mir sagen lassen, kommt man mit einer Mastercard nicht weit; abgesehen davon, dass aber die meisten von uns eher selten nach Brasilien fliegen, würde es eine VISA-Karte dann ja auch tun. Andererseits hat der Barclay’s-Kunde natürlich auch keine Nachteile davon, zwei Kreditkarten zu besitzen.

Interessant und absolut ungewöhnlich ist die Möglichkeit, zusätzlich zu den beiden Kreditkarten und auch noch kostenlos eine EC-Karte zu erhalten. EC-Karten sind eigentlich immer an ein Girokonto gebunden. Im Falle von Barclay’s aber werden die Beträge, die mit der EC-Karte bezahlt werden, einfach so behandelt, als wären sie mit einer Kreditkarte geleistet worden. Die Idee dahinter ist einfach der Wunsch von Barclay’s, den Kunden auch dort die Möglichkeit einer Kartenzahlung zu gewähren, wo Kreditkarten nicht akzeptiert werden, was vor allem in Supermärkten regelmäßig der Fall ist.

Ebenso ungewöhnlich wie die EC-Karte ist der Überweisungsservice der Barclaycard. Telefonisch lassen sich nämlich Überweisungen auf Girokonten durchführen. Die Kreditkarten werden dann wie bei einer Zahlung bei einer Akzeptanzstelle belastet. Hierfür fallen zwar üppige Gebühren an (mind. 4,50 Euro), in der einen oder anderen Situation ist die Möglichkeit aber zweckmäßig, etwa bei fälligen Rechnungen, wenn das Girokonto keine entsprechende Deckung aufweist. Natürlich lassen sich mit Mastercard und VISA – ob nun von Barclay’s oder anderen Banken – auch jederzeit Geldscheine aus üblichen Automaten ziehen. Für jede Karte gibt es eine PIN, die fälligen Gebühren sind auch hier sehr hoch.

Von den weiteren optionalen und zumeist kostenpflichtigen Leistungen, z.B. Reiseversicherungen, ist insbesondere noch die Partnerkarte zu erwähnen. Dem oder der Liebsten kann man Kreditkarten ausstellen lassen, wovon eine sogar kostenlos ist. Ein wenig Vertrauen gehört da natürlich zu, denn immerhin muss man für alle Verbindlichkeiten, die der Partner eingeht, selbst aufkommen.

4. Zahlungsweise

Natürlich schickt auch Barclay’s den Kunden eine monatliche Abrechnung und erwartet eine Rückzahlung der Gelder. Diese Zahlung ist aber per Rechnung und Überweisung möglich, was die Beraterin meiner Hausbank, als ich ihr davon erzählte, als „sehr ungewöhnlich“ bezeichnete. In aller Regel ist nämlich das Lastschriftverfahren Bedingung für die Ausgabe und Nutzung einer Kreditkarte. Soll heißen: Die kreditkartenausgebende Bank zieht die fälligen Beträge vom Girokonto ein. Handelt es sich dabei um die eigene Hausbank, ist es nicht einmal möglich, der Lastschrift zu widersprechen – die einzige mir bekannte Ausnahme zu dem oben beschriebenen Grundsatz, dass jede Abbuchung ohne Nennung von Gründen storniert werden kann. Natürlich ist das bequemere Lastschriftverfahren auch bei Barclay’s möglich, und dann könnte der Kunde bei Unregelmäßigkeiten als ultima ratio sogar eine Rücklastschrift veranlassen. Der Vorteil der Zahlung auf Rechnung ist aber, dass ein mehrwöchiges zinsloses Zahlungsziel vorgegeben ist und der Kredit somit noch länger gewährt wird. Außerdem kann man die Rechnung bezahlen, wenn das Girokonto auch auf jeden Fall genügend Guthaben aufweist, während bei Lastschriften stets das Risiko besteht, dass sie im falschen Moment kommen… der berühmte Tag vor statt nach dem lang ersehnten Gehaltseingang…

Die Flexibilität bei der Zahlung der Rechnung erstreckt sich zudem auf die Möglichkeit der Ratenzahlung, die allerdings nicht so ungewöhnlich ist und auch bei verschiedenen anderen Kreditkarten gewährt wird. Selbstredend fallen hierbei aber hohe Zinsen an, und die Möglichkeit, problemlos einen Kredit zu erhalten, den einem womöglich keine andere Bank gewähren würde, halte ich für recht gefährlich. Eine Kreditkarte kann ohnehin schon verführerisch sein und den Inhaber dazu veranlassen, große Summen auszugeben, die er aber im Folgemonat gar nicht bezahlen kann. Die Gewissheit, notfalls eine Ratenzahlung zu leisten, wird den, der mit Geld nicht umgehen kann, u.U. noch mehr verführen. Ansonsten aber muss ich sagen, dass diese Möglichkeit der Ratenzahlung natürlich grundsätzlich attraktiv ist. Unkomplizierter geht es nicht – keine Formulare, keine weiteren Prüfungen bei der Schufa, keine Offenlegung der finanziellen Situation, einfach nur die Zahlung vornehmen und Barclay’s mitteilen, dass eine Ratzenzahlung gewünscht wird.

Besonders interessant ist auch, wie man die Kreditkartenrechnungen begleicht: Jeder Inhaber einer Barclaycard verfügt nämlich über ein Konto, das starke Ähnlichkeiten mit einem Girokonto aufweist: Mit der eigenen Kontonummer und der BLZ ist es einem selbst und auch jedem Dritten möglich, Geld auf das Kreditkartenkonto einzuzahlen. Dies übrigens nicht nur nach, sondern auch vor der Abrechnung: Wann immer ich möchte, überweise ich also Geld auf das Konto und gleiche die geleisteten Beträge damit entweder vor der Abrechnung ganz oder teilweise aus oder lege mir sogar ein Guthaben an, das dann mit beachtlichen 2,3% verzinst wird. Dieses eigene Konto bei Barclay’s, das aber kein Girokonto und z.B. nicht für Daueraufträge oder Lastschriften geeignet ist, hat verschiedene Vorteile. Möchte ich etwa einen Internetservice bezahlen, aber nicht auf Kredit, weil ich keine Schulden ansammeln möchte, so kann ich die Zahlung mit der Kreditkarte vornehmen und den entsprechenden Betrag sofort vom Girokonto auf das Kreditkartenkonto überweisen. Auch kann ich problemlos Freunden finanziell aushelfen, die das Geld dann einfach später auf das Kreditkartenkonto überweisen, sodasss ich im besten Falle selbst keinen einzigen Tag lang wirklich Geld verliehen habe, weil das Geld auf dem Konto wieder gutgeschrieben wurde, bevor es überhaupt zur Abrechnung kam.

5. Service

Den Service von Barclay’s sehe ich mit gemischten Gefühlen. Zwar lässt sich der Kontostand online verfolgen, bei einem Gespräch mit Kundenbetreuern erfährt man dann aber, dass bereits weitere Buchungen erfolgt sein können, die im Internet zeitverzögert angezeigt werden. Meine VISA-Umsätze werden im Internet aus unerklärlichen Gründen gar nicht erst angezeigt. Die bisherigen Aussagen von Barclay’s widersprechen sich in diesem Punkt ein wenig. Der Tenor scheint aber zu sein, dass auch die VISA-Umsätze eigentlich angezeigt werden müssten und dies sicher auch demnächst funktionieren werde. Man darf gespannt sein!

Außerdem kam es in den ersten Wochen meines Besitzes der Kreditkarten immer wieder zu Problemen, als mich die Kundenbetreuer am Telefon im Computersystem finden wollten. Eine Dame behauptete sogar, diese Kreditkarte könne ich nicht haben, obschon ich sie doch in Händen hielt! Es stellte sich später heraus, dass ich meine fehlende Existenz einer Umstellung der Software im Hause zu verdanken hatte. Zu erwähnen ist jedoch, dass bisher alle Kundenbetreuer, die ich am Telefon gesprochen habe, ausnehmend freundlich und höflich waren. Alles in allem wird der Service in meiner Bewertung daher im Ergebnis zu keinen Abzügen führen.

6. Kosten

Das größte Manko der Barclaycard ist ihr Preis. Stolze 41,00 Euro Jahresgebühr stellen die Kosten wohl der allermeisten anderen Kreditkarten in den Schatten. Studenten bezahlen allerdings nur 12,00 Euro. Und mit einem kleinen „Trick“ kann auch der Nicht-Student die Karten durchaus billiger erhalten. Möglich macht dies z.B. die einfache und kostenlose Anmeldung bei web.de; bestellt man die Karte dann hierüber, erscheint auf den Kreditkarten, die übrigens in schickem blau gehalten sind, ein kleines web.de-Logo, und die Karten kosten pro Jahr nur noch etwas mehr als die Hälfte.

7. Links

Da es meines Erachtens nicht sinnvoll wäre, hier alle Details zu beschreiben, die eh im Internet stehen, verweise ich auf verschiedene Links, die sich auf meinen Beitrag zur Barclaycard beziehen:

Barclay’s: http://www.barclays.com/
Barclaycard: http://www.barclaycard.de/
PayGay: http://www.paygay.de

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