Die Nebel von Avalon (Taschenbuch) / Marion Zimmer Bradley Testbericht

- Niveau:
- Unterhaltungswert:
- Spannung:
- Humor:
- Stil:
Erfahrungsbericht von Andreas68
Eine zugegebenermaßen subjektive Buchbesprechung
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Da liest man seit Jahren in jeder freien Minute. ´Zigmal läuft man in Romanboutiquen u. Büchereien an dem Buch vorbei. Schließlich drückt einem eine Bekannte das Buch in die Hand, das sie aussondert, und wie es der Zufall will, hat man gerade nichts anderes zu lesen.
Über 1100 Seiten! Ich lese, bis mir die Augen zufallen. Aufgewühlt kann ich nicht einschlafen. Nach 2 Stunden Schlaf ruft der Wecker zum Arbeitstag.
Ich bin Romanliebhaber, gerade des Genres SF u. dessen, das man oft geringschätzig als Horror bezeichnet. Marion Zimmer-Bradleys Werk hat mit Fiction zu tun, allerdings solcher mit historischem Hintergrund. Abgeklärt bin ich aufgrund literarischer Konsum-Erfahrung auch. Meist lächel ich gönnerhaft, wenn ich lese. So wenig Neues, so viele Romane schon, die mich in ihren Bann zogen, faszinierten oder schwärmen ließen. Doch kein Roman hat mich je so sehr ergriffen wie Die Nebel von Avalon:
Die Römer zogen sich aus Britannien zurück. Von Avalon u. den Druiden toleriert, breitet sich das Christentum über die Instrumentalisierung von Schuld immer weiter aus. Mit der Machtzunahme der Christen einher geht der Prozess ihrer Missbilligung des Alten Glaubens. Der Kontrast zwischen der Religion der Liebe, der Toleranz u. Lebensbejahung Avalons u. der Großen Göttin und dem Dogmatismus, der Finsternis u. neurotischen Engherzigkeit des damaligen Christentums wird deutlich.
Die Druiden wissen (und verkünden immer wieder die altbekannte Weisheit), dass der Glaube der Menschen ihre Welt u. Wirklichkeit formt, und demgemäß versinkt Avalon immer weiter hinter den Nebeln im Sommersee u. in den Unschärfen der Zeit. Was ihr folgte, ist bekannt: das Zeitalter der Dunkelheit, der Menschen-
verbrennungen, der Krankheiten, Religionskriege u. des Imperialismus.
Artus, Sohn der Linie der Göttin u. der der Könige u. Herzöge, wird Großkönig u. einigt Britannien dank der ihm von der Göttin verliehenen Macht. Doch seiner Macht u. seiner christlichen Gattin wegen verrät er Avalon. Erst im Todeskampf weiht er sich ihr wieder u. findet zurück zur Großen Göttin u. zur Herrin vom See.
Morgaine ist Hohepriesterin, Herrin vom See u. Inkarnation der Großen Göttin auf Erden geworden. Zerrissen im Kampf für die Einheit Britanniens u. den Erhalt Avalons in dieser Welt muss sie versagen. Doch sie wächst über sich hinaus, kämpft märtyrerhaft u. trägt letztendlich dazu bei u. versteht, dass die Große Göttin das, was das Christentum an Hellem u. Schönem beinhaltet, von Avalon in die `reale Welt´ überträgt. Denn ohne die Große Göttin, die ja Naturgewalt u. Lebenskraft ist, würden selbst heute die Felder verdorren!
Ca. 1500 Jahre lag Avalon nun hinter den Nebeln des Vergessens u. der Missachtung. Nur in Sagen u. Märchen lebte sie in unserer Zeit fort, und die Kinder, die bekanntlich ohne Gefühl für Zeit Vergangenes u. Zukünftiges in die Gegenwart verdichten, glaubten an sie in dem Moment, in dem sie von ihr hörten. Wie wenig Zeit verging demzufolge dort in den 1500 Jahren, bis sich das Christentum zu überleben begann?
Schon vor Veröffentlichung des Buches gab es in Großbritannien den "Orden der Großen Göttin". Aufgeforstet wird auch wieder u. der vorhandene Wald - wenigstens besser als früher - geschützt - vielleicht sogar ein heiliger Hain?
Vor mir liegt ein Fischer-Taschenbuch des 890. Tausends vom November 1993. Über 1 Million Bücher sind jetzt im deutschen Sprachraum verbreitet, etliche mehr in Englisch u. vielen anderen Sprachen. Millionen Menschen könnten mittlerweile Kunde von Avalon vernommen haben. 1982 erschien das Buch in den USA. Im selben (!) Jahr veröffentlichte der Brite Brian Ferry mit seiner Rockmusikgruppe Roxy Music den Titel Avalon, eine eigenwillige Huldigung an die Große Göttin ("I see you coming out of nowhere"). Nach dem Titel wurde das ganze Album benannt, beides wurde ein Riesenerfolg.
Wer ist eigentlich gegenwärtig Merlin von Britannien?
Das, was die Menschen glauben, was sie zu wissen meinen u. was sie hoffen, formt diese Welt. Jeder
Mensch, der Seele hat u. Die Nebel von Avalon liest, hofft INSTÄNDIG für Avalon, liebt sie u. mancher betet danach für sie. Jeder Leser glaubt unwillkürlich an Avalon, er erbebt bei ihrem Untergang u. lebt mit ihrem Aufleben auf. Bald muss es mehr Menschen so gehen, als damals in Britannien, Irland u. der Bretagne gelebt haben...
Richten wir unsere Aufmerksamkeit auf überraschende geographische Neuigkeiten aus England, auf solche eben, mit denen in unserer ach so erforschten Welt niemand mehr gerechnet hat.
Dreimal, zur Sommersonnenwende 98, zu Beltane 99 u. Beltane 2000, war ich nun in Glastonbury. Mir erschien es, als rücke Avalon unserer Welt wieder in kleinen Schritten näher.
Der Wille der Göttin geschehe!
32 Bewertungen, 6 Kommentare
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30.08.2002, 13:44 Uhr von diewicca
Bewertung: sehr hilfreichich freu mich auf das Tor... konnte ich mich doch grad wieder richtig einstimmen....
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24.06.2002, 14:58 Uhr von Jonnycheck
Bewertung: sehr hilfreichAuf eine objektive Besprechung eines Romanes könnte ich auch gut verzichten! ;-)
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08.06.2002, 08:55 Uhr von Maeuschen21
Bewertung: sehr hilfreichguten Morgän, mir ist langweilig und daher werd ich mal was bei dir lesen ;o) ich hoffe es stört dich nicht ;o) VLsonnigeG aus Köln sendet Dir Mandy
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27.05.2002, 02:16 Uhr von Lachesis
Bewertung: sehr hilfreichIch kann dir zustimmen... eines der ergreifensten Bücher, die ich gelesen habe.
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22.04.2002, 16:43 Uhr von dani___
Bewertung: sehr hilfreichkannte ich noch nicht, mal schaun...... ;)
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27.03.2002, 19:15 Uhr von botanik
Bewertung: sehr hilfreichGefällt mir sehr gut !
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