Die Insel (DVD) Testbericht

Das 21. Jahrhundert ist schon einige Jahre alt. Die Welt ist nicht mehr das, was sie mal war. Sie ist total verseucht, ein Leben auf ihr ist nicht mehr möglich. Daher leben die letzten Menschen in einer hermetisch abgeriegelten Wohnanlage und verleben ihre Tage in Eintönigkeit. Sie treiben Sport, gehen Essen, gehen einer einfachen Arbeit nach. Sie leben alle in der Hoffnung, eines Tages die Lotterie zu gewinnen und auf die Insel zu dürfen. Dies ist der einzige Fleck Erde, der noch bewohnbar ist. Nach und nach wird die Insel bevölkert. Aber nur die Lotteriegewinner dürfen auf die Insel.

Soweit zu mindest der Glaube und die Vision der Bewohner der abgeriegelten Anlage. In Wirklichkeit gibt es natürlich noch die "normale" Welt. Alle in der Wohnanlage sind nichts weiter als Klone, die eigentlich nur als Ersatzteillager für die Originale in der realen Welt dienen sollen. Die Welt ist im Glauben, man züchte Klone ohne Gedanken, ohne eigenes Bewusstsein. Die Welt glaubt man züchte eben keine Menschen, nur "seelenlose" Hülle für Organe. Doch das Institut hat schnell mitbekommen, dass es ohne eine Bewusstsein nicht geht und die Organe früher oder später versagen.

Lincoln Six-Echo ist der erste der sein Leben in der Einrichtung in Frage stellt. Er ist geplagt von Alpträumen, will sich der Kontrolle bzw. Bestimmung nicht hingeben und hinterfragt Sachen, die keinen anderen Interessieren. In gewisser Weise will er dem Alltag entfliehen, nicht immer nur weiße Schuhe tragen. Heimlich trifft er sich mit einer Person, einem Techniker. Allerdings weiß Lincoln nicht, dass es sich bei ihm einen richtigen Menschen handelt, weiß er ja auch nicht um sein eigenes Schicksal. Bis er eines Tag in den Gängen, wo er den Techniker trifft, eine Motte findet.
Diese sollte es eigentlich nicht geben, da die Erde kontaminiert ist. Unterdessen wurde eine enge Bekannte (zu enge körperliche Nähe wird allerdings untersagt) von Lincoln bei der Loterie ausgewählt. Am nächsten Tag sollte Jordan Two-Delta abreisen. Lincoln hatte ihre Akte auf dem Schreibtisch eines Arztes gesehen, soll die Lotterie nicht durch das Glück bestimmt sein? Er macht sich auf den Weg, geht zu der Stelle, wo er die Motte gefunden hat, und geht weiter als er bis dato je gegangen ist.

Plötzlich ist er in einem weißen Gang, überall Ärzte und Personal, die Lincoln nicht kannten. Und plötzlich begegnet er einer Person, die eigentlich vor einem Tag ausgelost wurde, auf die Insel zu reisen. Statt glücklich in der Sonne zu liegen, rennt er in Panik mit schmerzverzerrten Gesicht durch die Gänge. Sein Körper bei einer Operation geöffnet, um Organe zu entnehmen. Auch die schwangere Frau, die kurz zuvor auf die Insel durfte - Frauen dürfen zum Zeitpunkt der Entbindung die Wohnanlage verlassen, um danach auf der Insel zu leben. - hat Lincoln gesehen. Sie hat ihr Kind entbunden, um danach vom Arzt umgebracht zu werden.

Lincoln erkennt die Wahrheit - es gibt keine Insel - und will nur noch ein Jordan das Leben retten. Er rennt also zurück in die Wohnanlage und in den Wohnbereich der Frauen, um Jordan zu holen. Die glaubt ihm natürlich nicht und folgt Lincoln trotzdem, dessen Flucht man auf einem Überwachungsvideo nun doch bemerkt hat. Eine waghalsige doch erflogreiche Flucht beginnt. Man gelangt an die Oberfläche.

Doch wie nun weiter?
Jordan und Lincoln haben doch keine Erfahrung mit der Außenwelt. Mit etwas Gespür und Glück finden die beiden Lincolns Freund - den Techniker. Dieser lebt natürlich in der Außenwelt und klärt sie über das Geschehen auf unf hält es für das beste, wenn Lincoln und Jordan ihre Original aufsuchen und das Institut damit eventuell zu Fall bringen, weil gezeigt wird, dass keine seelenlosen Organlieferanten gezüchtet werden.
Doch schon längst macht man Jagd auf die "entflohenen Produkte" und eine gnadenlose Jagd beginnt.



"The 6th Day" lässt grüßen? Mal wieder steht das Klongeschäft im Mittelpunkt. In diesem Fall sogar die Klone selbst. Sie haben ein Bewusstsein, Gefühle, Neugierde und bei Lincoln entwickelten sich auch Erinnerung - nicht seine sondern von seinem Original wie auch immer das gehen soll. Bei The 6th Day wurde die Körper der Menschen komplett ersetzt und das ging auch in wenigen Momenten von statten. Hier werden die Klone als Ersatzteillager gezüchtet und wahrscheinlich greift Michael Bay damit ein brisanteres Thema auf. Die Klone dürfen einige Jahre leben und wenn die Originale bzw. Sponsoren, wie sie im Film genannt werden, in eine körperliche Not geraten, gewinnt der jeweilige Klon in der Lotterie und ist damit für die Organspende freigegeben.

Es ist natürlich das die Menschheit davon nicht erfahren soll, wie würde sie damit umgehen. Das hätte mich interessiert. Leider klärt der Film dahingegen zu wenig auf. Ledigleich die Meinung von Tom Lincoln dem Sponsor von Lincoln Six-Echo dürfen wir erfahren.
Der Film ist einfach zu zeitig beendet, da half wahrscheinlich selbst die kühnste Phantasie nicht aus. Da reichten die 125 Minuten einfach nicht aus. Es kann natürlich auch sein, dass sich der Zuschauer eben diese Frage stellen soll, was wäre wenn es so etwas geben würde. Wie würde man selbst damit umgehen? Es tolerieren? Dagegen vorgehen?

Neben dieser Fragestellung versucht der Film vor allem visuell zu überzeugen und unterhält insbesondere mit den Materialschlachten, die natürlich weit überzogen sind, trotzdem einfach nur sehenswert sind. Natürlich wird der Film an manche Stelle auf einen einfachen Action-Film reduziert, aber was soll mich das denn stören? Freut sich der interessierte Zuschauer nicht darüber, wenn jede Menge kaputt gemacht wird? Dabei interessiert kaum, ob solche Sachen im realen Leben überhaupt möglich wären, ob ein Mensch solche Szenerien überhaupt überleben kann.
Aber das zeigt einfach auch die Motivation von Lincoln Six-Echo. Er will in jedem Fall überleben, er will sich nicht dem Schicksal ergeben, will nicht, dass das Institut über sein Leben speziell über das Ende dessen entscheidet. Und er will natürlich auch nicht, dass man über alle anderen entscheidet.

Natürlich wirkt es sehr eigenartig, dass sich zwei Wesen, die keine Erfahrung mit der wirklichen Welt haben, so gut der Gewalt der Verfolger entziehen können. Es gibt doch so viele Sachen in der Welt, die sie noch nie gesehen haben. Müssten sie nicht "vor Neugierde platzen".

Auch die Welt die Michael Bay visualisiert sieht in manchen Szenen nicht gut fortgeschritten aus. Das Institut ist natürlich auf dem besten Stand der Technik, doch das Los Angelos des Jahres 2019 hätte einen noch frischeren Anstrich vertragen können. Viele Fahrzeuge sehen den heutigen Modellen nicht unähnlich und die normale Motorisierung scheint es auch nicht zu sein. Lediglich die Hochbahnen, welche sich zwischen den Wolkenkratzern hindurchschlängeln sind sehenswert und vielleicht das Flugbike der Verfolger. Aber vielleicht bin ich da zu erwartungsvoll. Schließlich ist es ja gar nicht mehr so lange bis zum Jahr 2019.


Ewan McGregor und Scarlett Johannson spielen die Hauptrollen in diesem actionreichen Spektakel und Ewan McGregor darf sogar eine echte Doppelrolle einnehmen, da Lincoln seinem Sponsor begegnen. Komischerweise fand ich den Sponsor schlecht gespielt, Lincoln Six-Echo hervorragend. Wahrscheinlich sollten sich die Charaktere auf Grund der Lebensumstände stark unterscheiden, was auch gelungen ist. Aber zu leideren der Sponsorrolle, die zu aufgesetzt wirkt.
Scarlett Johannson wird in eine etwas konservative Rolle gedrängt, was aber auch an der anfänglichen naiven Ausrichtung des Charakters liegt. Trotzdem "darf" sie Lincoln virtuell zusammenschlagen.

Die DVD wurde in zwei Versionen auf den Markt geworfen. Neben der Standardversion, existiert die Deluxe Edition, die ihren Namen eigentlich nicht wirklich verdient. Schon in der Standardedition gibt es kaum Extras und dies hat sich in der Deluxe Version nicht geändert. Allerdings hat man den Soundtrack beigelegt und die DVD-Hülle ist wirklich edel. Es handelt sich um eine Tinbox (zum aufklappen , also kein Deckel oder so) in einem schönen Design. Die DVDs sind etwas blöd verwahrt, da sie sich überlappen und man so die vordere DVD auch herausnehmen muss, um an die zweite zu gelangen.
Ein dünnes Heftchen wurde noch beigelegt, welches über den Soundtrack informiert. Den Begriff Heftchen hat dieser Zettel eigentlich nicht verdient. Schön designt zwar, aber mehr als die Trackliste sah man sich nicht genötigt aufzudrucken.

01 The island awaits you
02 Where do these thubes go?
03 Sector 6
04 Starkweather
05 Agnate Ukuleles
06 You have a special purpose in life
07 Mass vehicular
08 Renovatio
09 I´m not ready to die
10 This tonque thing´s amazing
11 Mass winnings
12 The craziest mess i´ve ever seen
13 Send in the clones
14 My name is Lincoln
15 Blow (perf. by The Prom Kings)

Die Musik wurde komponiert und produziert von Steve Jablonsky und ist absolute hörenswert. Ich bin Fan von Soundtracks und höre mir so etwas sehr gerne an. Die Stücke sind zu meist instrumental, man hört man nur kurz eine Frauenstimme. Im letzten Song gibt es ebenfalls etwas Gesang.

Bild und Ton der DVD sind wirklich brillant. Besonders der Sound ist genial und ich war mehr als froh, den Film nicht bei mir im Stereoformat sondern beim meinem Vater auf der Home Cinema Anlage gehört zu haben. Der Raumklang ist genial und sehr füllend. Die Bässe sind sehr kräftig und sorgen so für ein mitfühlendes Actionerlebnis. Dabei bleiben die Töne immer schön klar und auch die Musik kommt bei dem Ton in keinster Weise zu kurz.

Wieder einmal muss man einen Anti-Raubkopierer-Spot über sich ergehen lassen. Die Kinder, die vor dem Knast ihrem Vater ein Geburtstagständchen singen, habe ich nun mittlerweile hunderte Male im Kino und zudem dutzende Male auf DVD. Irgendwann reichts. Die Skiptaste nutzt hier nicht, am PC konnte ich aber direkt ins Hauptmenü springen. Dies wird bei einem DVD-Player sicher auch so sein.
Am Anfang darf man sich eine Sprache auswählen. Blöderweise ist Deutsch erst auf der Zweiten Seite, man muss also erst einmal blättern. Ich habe mal Niederländisch ausprobiert und werde nun Holländer, denn der einzige Unterschied zur Deutschlandwahl ist, dass man den Raubkopiererspot nicht zu sehen bekommt. Du bist Deutschland. Du bist ein Raubkopierer. Oder wie soll ich diese DVD-Politik verstehen?
Der Sinn der Länderauswahl am Anfang erschließt sich mir nicht. Das schöne Menü ist edeutsch und als Sprachen darf man im entsprechenden Menü Deutsch und Englisch wählen.

Die Standardversion kostet um die 19.90 € und ist viel zu teuer für die gebotene Leistung. Ohne DVD-Extras kann man so etwas nicht verlangen. Die Deluxe Edition kostet noch mal 6 € mehr, man bekommt immerhin die Box und den Soundtrack. Der Mehrbetrag von 6 € ist okay, das Set aber wegen der fehlenden Extras immer noch zu teuer. In der Deluxe Edition fehlt einfach eine zweite DVD mit den Extras. Kluge Geschäftsmänner heben sich diese wohl für kommende Jahre auf - wer soll sie sich dann aber noch kaufen?


Als Fazit kann ich sagen, dass sich der Film wirklich lohnt. Geniale Optik gepaart mit halsbrecherischen Stunts und Actionszenen. Dass diese zumeist überzogen sind, stört keinen und kennt man von Bay sowieso.
Die DVD ist für den Preis eigentlich viel zu mager und daher ein Punkt Abzug. Technisch ist die DVD aber erstklassig.