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Erfahrungsbericht von IvanGrosnij
Die Barockbaukunst in Dresden
Pro:
kultur und historie in einem
Kontra:
überall baustellen wegen flut 2002
Empfehlung:
Ja
Matthäus Daniel Pöppelmann
Dieser Beitrag ist besonders für die Kulturfreunde unter uns gedacht. Er zeigt, wie sich das Leben von Matthäus Daniel Pöppelmann auf das Dresdner Stadtbild ausgewirkt hat und beschäftigt sich auch kurz mit den berühmtesten Bauwerken Dresdens. Sicher bin ich als \"Lokalpatriot\" etwas voreingenommen, deshalb sollte man am Besten nach Dresden kommen und sich selbst ein Bild machen.
Gliederung:
1. Einleitung
2. Das Barock
3. Biografie Pöppelmanns
4. Vom Schaffen Pöppelmanns
4.1. Der Zwinger
4.2. Das Schloss Pillnitz
4.3. Das Schloss Moritzburg
5. Andere wichtige Bauwerke des Barock in Dresden
5.1. Die Hofkirche
5.2. Die Frauenkirche
6. Ergebnisse
1. Einleitung
Ich möchte mich in diesem Bericht speziell mit dem Architekten Matthäus Daniel Pöppelmann(1662-1736) beschäftigen, da seine Bauwerke noch heute das Dresdner Stadtbild prägen. Der Zwinger, das Schloss Pillnitz, das Schloss Moritzburg und viele andere Bauten, die unter seiner Aufsicht entstanden, erlangten Weltruhm und ziehen jedes Jahr tausende Besucher in ihren Bann. Matthäus Daniel Pöppelmann war meiner Ansicht einer der bedeutendsten Baumeister des Barock und muss in einer Reihe gleich nach Lorenzo Giovanni Bernini(einflussreichster barocker Bildhauer und Architekt, Schöpfer der Kolonnaden am Petersplatz) , Carlo Fontana(Schüler Berninis, Meister des römischen Spätbarock) und anderen bedeutenden Baumeistern des Barock genannt werden.
Er trug dazu bei, dass das kleine Kurfürstentum Sachsen mit der Residenzstadt Dresden eine Pracht entfaltete, die sich mit Rom und Versailles messen konnte.
Über das Privatleben Pöppelmanns ist nur wenig bekannt, aber durch seine Bauten hat er sich selbst Denkmäler aus Stein geschaffen.
2. Das Barock
Barock ist die Stilbezeichnung für eine Epoche der bildenden Kunst, die Ende des 16. Jh. einsetzte, im gesamten 17. Jh. Vorherrschend war und um 1730 vom Rokoko abgelöst wurde.
Die Entstehung des Wortes „Barock“ wurde gelegentlich auf Künstlernamen zurückgeleitet, so auf Giacomo Barozzi, einen der führenden römischen Barockarchitekten, oder den frühen Urbiner Barockmaler Frederigo Barocci. Außerdem war das Wort in mehreren Fachsprachen geläufig, wo man mit „barock“ stets das Aufbauschende und Überladene meinte. Des Weiteren wäre zu nennen, dass das Wort ebenfalls aus dem Portugiesischen kommen könnte, wo „barucca“ „schiefrund“ bedeutete; es war ursprünglich eine Bezeichnung für unregelmäßig geformte Perlen.
Seit dem 19. Jh. wird der Begriff „Barock“ für die europäische Kunst des 17. und 18. Jh. verwendet.
Das Barock entstand Ende des 16. Jh. in Italien, wo auch einige der bedeutendsten Baumeister des Barock wirkten, wie z.B. Lorenzo Giovanni Bernini, der u.a. die Kolonnaden am Petersplatz in Rom schuf, oder Carlo Fontana, Berninis Schüler und Nachfolger, er war einer der bedeutendsten Baumeister des italienischen Spätbarock.
Zeitgenössische italienische, französische und holländische Bauformen, die man als „barock“ bezeichnete, wurden in Deutschland jedoch erst nach dem Dreißigjährigen Krieg übernommen, als die Gegenreformation einsetzte und deutsche Territorialfürsten eine Prachtentfaltung a la Versailles anstrebten. Die zentrale Bauaufgabe eines absolutistischen Herrschers war das Schloss. Im Gegensatz zur Renaissance öffnet sich das Barockschloss in Form einer symmetrischen Dreiflügelanlage zur Landschaft. Nach dem Vorbild Versailles lag in der Regel die Stadt vor dem Schloss und ein großer geometrisch aufgeteilter Park erstreckte sich auf der Rückseite des Schlosses.
Zu dem Schlosskomplex gehörten außerdem Theater, Opernhäuser, Ballhäuser, Marställe, Gartenpavillons und Wohnhäuser für den Hofstaat. Die katholische Kirche bemühte sich, ihre durch die Reformation verlorengegangenen Positionen zurückzugewinnen und so kam es auch im Kirchenbau zu großartigen Leistungen der barocken Baukunst( Hofkirche). Im Dienste der Gegenreformation entstanden prächtige Kirchen und Klöster, dazu wurde ein durch Lichteffekte, Malerei und Plastik verstärkter, ungeheurer Formen- und Farbenreichtum aufgeboten. Es war im Gegensatz zur Renaissance wieder notwendig, dass sich jedes architektonische Detail dem Ganzen unterordnen musste. Besonders gut sieht man das am Kronentor des Dresdner Zwingers, wo die Individualität der Einzelformen zugunsten des Gesamtbildes verschwindet. Für die Barockarchitektur sind stark profilierte Fassaden mit ausladenden, oft geknickten Simsen, mit gewaltigen, über mehrere Geschosse reichenden Säulen, Halbsäulen und Pfeilern und mit üppigem plastischem Schmuck bezeichnend( z.B. Japanisches Palais, im Gegensatz dazu entsteht die plastische Wirkung am Schloss Moritzburg durch Malereien). Die Gebäudefronten sind oft sogar konkav oder konvex gewölbt, wodurch dem Baukörper Bewegung und Rhythmus verliehen wird. In Verbindung mit effektvollen Lichtführungen wurden die selben Gestaltungsmittel auch in der Raumkunst genutzt. Die Innenräume werden sowohl durch Decken- und Wandmalerei, als auch durch reichhaltigen plastischen Schmuck optisch aufgelöst, sodass ihre Begrenzungen verschwimmen und sich die Decke zum Himmel zu öffnen scheint. In der Barockkunst erreichte die Verbindung der Architektur mit Malerei und Skulptur ihre höchste Vollendung.
Aufgrund der politischen Zersplitterung, wies die Barockbaukunst in Deutschland mannigfache, regionale Unterschiede auf. Infolge dessen kann man bayrisches, fränkisches, sächsisches und norddeutsches Barock unterscheiden. Im Süden Deutschland kann man vor Allem italienische Einflüsse nachweisen, wohingegen nördlich der Linie Berlin-Köln besonders strengere niederländische Bauformen vorherrschten. Das Zentrum des zum Klassizismus neigenden norddeutschen Barock war Berlin( zu erkennen an den Monumentalbauten an der Straße „Unter den Linden“). Das Zentrum des sächsischen Barock, in dem aufgrund der geografischen Lage in Mitteldeutschland sowohl Einflüsse des norddeutschen, als auch des bayrischen Barock nachweisbar sind, war Dresden mit seinen Prachtbauten, wie z.B. dem Zwinger. Als Grund für die starke Entfaltung des Barock ist die Baufreudigkeit Augusts des Starken zu nennen, der mit M. D. Pöppelmann, Balthasar Permoser und anderen bekannten Baumeistern und Bildhauern sehr fähige Leute an seiner Seite hatte.
Die Barockbauten erfüllten viele Zwecke, z.B. ermöglichten sie dem Bauherren ein luxuriöses Leben. So entstanden viele der wichtigsten barocken Baudenkmäler nur, weil der Bauherr auf Festen mit ihnen imponieren konnte. Auch August der Starke ließ den Zwinger bauen, um bei den Hochzeitsfestlichkeiten seines Sohnes daraus eventuell politische Vorteile zu ziehen.
Heute scheinen manche barocke Formen als übertrieben, aber die theatralische Wirkung und das übertriebene Pathos der barocken Architektur entsprachen dem sinnenfreudigen, prunkvollen Leben an den Fürstenhöfen.
3. Biografie Matthäus Daniel Pöppelmann
Aus dem Privatleben Pöppelmanns ist nur wenig bekannt und wie er aussah kann man nur auf einem kleinen Bildnis eines Medaillons erkennen, das ihn in einem Alter von etwa 50 Jahren zeigt(nur noch eine Fotografie desselben erhalten, Original 1945 verbrannt). Doch seine Arbeit und seine Werke kann man noch heute bestaunen.
Matthäus Daniel Pöppelmann wurde am 03.05.1662 in Herford(NRW) geboren. Seine Eltern Henrich Pöppelmann(Rats- und Kaufmann) und Kunigunde Sophie waren im 30jährigen Krieg verarmt und betrieben einen kleinen Laden in der Lübberstraße in Herford.
1680 kommt Pöppelmann nach Dresden und wird zum ersten Mal im sächsischen Hofbuch erwähnt, er arbeitet im Oberbauamt. Von diesem Zeitpunkt an wird er 56 Jahre in Dresden leben und wirken. Im Jahre 1686, nachdem er 6 Jahre lang als Hilfskraft gearbeitet hatte, wird er als Kondukteur fest im Oberbauamt angestellt. Im selben Jahr mietet er einen Sitzplatz in der Sophienkirche. Im Jahre 1692 heiratet er Catharina Margarethe Stumpf, mit der 6 Kinder bekommt. Um seine Familie zu ernähren, handelt Pöppelmann mit neugebauten Häusern im 1685 fast völlig abgebrannten Alten-Dresden. 1694 wird Friedrich August(August der Starke) Kurfürst, er beeinflusste das gesamte weitere Leben und Wirken Pöppelmanns. 1705 wird Pöppelmann zum Landesbaumeister ernannt und er legt seinen ersten Vorentwurf für ein neues Residenzschloss vor( das alte Renaissance- Schloss wurde bei einem Brand am 25.03.1701 schwer beschädigt). Im selben Jahr beginnt der Bau am Taschenbergpalais( Pöppelmann ist Mitautor, wenn nicht gar maßgeblicher Schöpfer), das der Kurfürst für seine Geliebte Anna Constantia von Brockdorff( Gräfin Cosel) bauen lässt. Vom 26.05. bis zum 29.06.1709 besuchte Friedrich der IV von Dänemark Dresden. Pöppelmann baut ein künstliches, auf der Elbe schwimmendes Felsmassiv für ein Feuerwerk am 6.7.1709. Des weiteren legt er einen weiteren Vorentwurf für die Erweiterung des Residenzschlosses vor. Im Jan./Feb. 1710 beginnt die Italienreise Pöppelmanns, die ihn über Prag( wo er besonders die Karlsbrücke studiert) und Wien nach Rom( er besucht Carlo Fontana und den Papst und studiert die Architektur im Entstehungsland des Barock). Ab 1711 leitet er die Arbeiten an der Orangerie in der Nähe des Schlosses( aus der Orangerie wird später der Zwinger).Gleichzeitig beginnt der Bau am Nymphenbad. Im Bauabschnitt des Winters 1714/1715 wird das Taschenbergpalais vollendet, seine Innenräume sind reich mir Marmor und anderen wertvollen Materialien ausgestattet. Im Jahre 1715 unternimmt Pöppelmann eine Reise nach Frankreich, wo er Paris und Versailles besichtigt(Versailler Schloss des Sonnenkönigs gilt als Maßstab für barocke Schlösser und Residenzen in ganz Europa). Aufgrund der geplanten Hochzeit zwischen dem Kurprinzen Friedrich August und der österreichischen Erzherzogin Maria Josepha soll die Orangerie für die Hochzeitsfestlichkeiten ausgebaut werden, durch Spiegelung zur Stadtseite hin entsteht der Zwinger. 1728 wird das Hauptwerk Pöppelmanns, der Zwinger, nach 17 Jahren Bauzeit vollendet. Im Jahre 1733 stirbt der wahrscheinlich größte Mäzen der sächsischen Geschichte, August der Starke. Er beeinflusste die Bautätigkeit Pöppelmanns wie kein anderer. Pöppelmann vollendet noch die Augustusbrücke über die Elbe und gibt 1734 mit 72 Jahren die Leitung des Oberbauamts auf, er hatte 54 Jahre lang dem Dresdner Hof gedient. Am 17.01.1736 stirbt Matthäus Daniel Pöppelmann, sein Tod markiert das Ende das Barock in Dresden, außer der Hofkirche werden keine größeren Barockbauten mehr gebaut, denn das Rokoko und der Klassizismus werden das weitere Baugeschehen bestimmen. Matthäus Daniel Pöppelmann liegt in der Matthäuskirche in der Friedrichstadt begraben.
4.1. Der Zwinger
Der Zwinger entstand in dem Zeitraum von 1711 bis 1728 und stellt das Hauptwerk Pöppelmanns dar. Die Geschichte des Zwingers beginnt jedoch schon eher, nämlich 1709, als August der Starke den Bau einer Orangerie für seine exotischen Pflanzen anordnet. Schon bald wurden die Baupläne um eine Grotte und ein Bad( Nymphenbad) erweitert. 1711 will August der Starke, dass die Orangerie durch Bogengalerien und zwei Eckpavillons(später Mathematischer und Französischer Pavillon) erweitert wird. Den Anlass für die Erweiterung der Orangerie zum Zwinger(zur Stadtseite hin als spiegelbildliche Erweiterung gedacht) bot die Hochzeit zwischen Kurprinz Friedrich August und der österreichischen Erzherzogin Maria Josepha im Jahre 1719(man wollte eine Verbindung zwischen den Häusern der Habsburger und Wettiner, August der Starke erhoffte sich dadurch die deutsche Kaiserkrone). Der Zwinger sollte als Rahmen für wochenlange Feste, die Planetenfeste, dienen. Nach den Festlichkeiten ruhten vorerst die Arbeiten am Zwinger. Ab 1723 schritten die Bauarbeiten am noch unvollendeten Zwinger fort. Im Jahre 1728 wurde das Bauwerk, dem Pöppelmann seinen Ruhm verdankt, vollendet. Er hatte noch eine Erweiterung des Zwingers bis an die Elbe geplant, die jedoch nie durchgeführt wurde.
Im selben Jahr veröffentlichte Pöppelmann das berühmte Kupferstichwerk über den „Zwingergarthen“. Seit seiner Fertigstellung wurde der Zwinger schon mehrmals restauriert, zuletzt nach dem 2.Wk, in dem er bis auf die Grundmauern ausgebrannt war.
Soviel zur Geschichte des Zwingers.
Der Zwinger ist ein Meisterwerk des höfischen Barock, die Gesamtanlage ist klar und symmetrisch, sie besteht aus einem rechteckigen Hof, dessen Längsseiten von jeweils zwei Pavillons gebildet werden. Zwischen diesen ist der Hof bogenförmig geweitet und von Galerien eingefasst, die zwei weitere Pavillons, den Wallpavillon und den Glockenspielpavillon, einschließen. Im Süden schließt die Langgalerie mit dem Kronentor den Zwingerhof ab, im Norden grenzt die später entstandene Gemäldegalerie an den Zwingerhof. Schön geschwungene Treppen führen zu den Terrassen, die vor den vier Pavillons an den Längsseiten angelegt sind. Der Hof wird durch Brunnenbecken mit Wasserspielen geschmückt. Die Langgalerie mit dem Kronentor befindet sich direkt auf den ehemaligen Festungsmauern Dresdens und noch heute kann man im Zwingerteich und im Zwingergraben die Reste des alten Festungsgrabens erkennen. Das Kronentor(1713)stellt einen überreich gegliederten Triumphbogen dar, über der kupfergedeckten Turmzwiebel tragen vier polnische Adler die polnische Königskrone. Die Figuren der Jahreszeiten in den Außennischen(Frühling fehlt) stammen von Permoser. Auch die faunköpfigen Hermen an den Pfeilerschäften des Wallpavillons schuf er. Überhaupt bildet der Wallpavillon den baukünstlerischen Höhepunkt des Ensembles. Die Figur auf dem Giebel dieses Pavillons stellt August den Starken als Herkules Saxonicus dar. Das Nymphenbad hinter dem Französischen Pavillon ist eine der schönsten barocken Brunnenanlagen in ganz Deutschland.
Der Zwinger trägt die deutlichen Handschriften des Baumeisters Matthäus Daniel Pöppelmann und des Bildhauers Balthasar Permoser. Diese beiden wichtigen Gestalter des Barock in Dresden, jeder ein Meister auf seinem Gebiet, schafften es, dass Architektur und Plastik wie selten zuvor miteinander verschmolzen.
Noch heute beherbergt der Zwinger wichtige Sammlungen, wie z.B. die Porzellansammlung, die Rüstkammer oder die Gemäldegalerie „Alte Meister“ und versetzt jedes Jahr viele Menschen in Erstaunen, egal ob sie aus Dresden oder weit entfernten Städten und Ländern kommen. Mich beeindruckt der Zwinger noch immer, obwohl ich ihn schon oft besichtigt habe.
4.2. Das Schloss Pillnitz
Wer weiches, fast südländische Licht liebt und eine scheinbar natürliche Harmonie aus sanften Weinbergen, Wasserspiegelungen, Parkwegen und Skulpturen sucht, der kann in Pillnitz, dem Lustschloss des Königs, leicht verzaubert werden.
Wie schon beim Zwinger waren Matthäus Daniel Pöppelmann und August der Starke die Urheber. Nachdem Hochzeitsfestlichkeiten 1719 vorbei sind, strotzt der 1708 zum Oberlandbaumeister ernannte Pöppelmann nur so vor Ideen. Da passt es sehr gut, dass sich August der Starke wieder stärker um seine Landschlösser kümmert und sich auf das alte Renaissanceschloss Pillnitz besinnt, das für ihn zwar altmodisch war, aber eine traumhafte Lage hatte. Von Warschau aus beauftragt er Pöppelmann 1720, eine Dreiergruppe von Pavillons im „orientalischen Stil“ zu bauen, damit er im nächsten Jahr dort das politisch bedeutsame Fest des „Weißen Adlerordens“ kann. Abermals, wie auch schon bei der Hochzeit seines Sohnes, ist August dem Starken ein Fest Anlass, eine bereits vorhandene Architektur zu modernisieren. Pöppelmann errichtet drei Pavillons am Elbufer und das Fest findet 1721 erfolgreich statt, doch August meint, dass Pöppelmann den Auftrag hätte besser erledigen können. Er lässt ihn die drei Pavillons unterkellern, den Mittelpavillon erhöhen und einen Säulenportikus zu Gartenseite hin bauen.
Das Ergebnis ist noch heute am Wasserpalais zu erkennen( später werden die Pavillons noch untereinander verbunden). August II. ist von der Arbeit Pöppelmanns begeistert und wünscht sich eine spiegelbildliche Wiederholung der Gebäudegruppe landeinwärts, Pöppelmann baut das Bergpalais. Alle weiteren Anbauten, die unternommen werden, geschehen erst Jahrzehnte später. 1780 und 1792 werden Flügelbauten angefügt, ohne Pöppelmanns Gebäudegruppe optisch einzuschränken. Von 1818 bis 1826 verbindet Christian Friedrich Schuricht das, Wasser- und das Bergpalais durch das Neue Palais, mit dem das heutige Schlossensemble entsteht. Soviel zur baulichen Geschichte. Doch wer wohnte in diesem Schloss, dass so lieblich und sanft am Ufer der Elbe liegt? Zuerst wäre da Gräfin Cosel zu nennen, die noch in dem Renaissance Schloss wohnte und nach Stolpen verbannt wurde, bevor sie die Pracht des neuen, barocken Pillnitz sehen konnte. Allenfalls die gemeinsame Tochter von August II. und Gräfin Cosel, Augusta Constantia, hat einige Jahre im Wasserpalais gewohnt, bevor sie 1728 20jährig verstarb. Anstelle von Gräfin Cosel erfreute sich ihre Nachfolgerin in der Gunst des Kurfürsten, Gräfin Maria Magdalena von Dönhoff, und später auch Graf Rutowsky(Sohn Augusts mit seiner türkischen Mätresse Fatime) an dem barocken Schlossensemble. Ab 1765 ließ Augusts Urenkel Friedrich August III. Schloss Pillnitz zur Sommerresidenz ausbauen, er legte außerdem einen Englischen Landschaftsgarten an und ließ Platanen, Ginkobäume und auch die heute über 230 Jahre alte japanische Kamelie anpflanzen.
Schloss Pillnitz ist „chinesisch“ gebaut, d.h. es besitzt gekehlte Mansardendächer(pagodenähnlich) aus grün oxidierendem Kupfer und seine Fassaden sind mit Chinoiserien bemalt(Malereien mit chinesischen Motiven). Außerdem beziehen sich die Proportionen und Details so aufeinander, dass der Eindruck entsteht, als sei die Komposition ganz selbstverständlich und in einem Guss entstanden. Pöppelmanns Wassertreppe wurde seit ihrer Fertigstellung nicht mehr verändert, er hat es geschafft, sie in die sächsische Baulandschaft zu integrieren.( er fand Anregungen für die Wassertreppe wahrscheinlich in Frankreich und Italien).
4.3. Schloss Moritzburg
Das weithin sichtbare Jagdschloss in Moritzburg scheint aus dem Wasser gestiegen zu sein. Das blockhafte Erscheinungsbild mit den runden Ecktürmen wird durch die Spiegelung im Teich verlängert und lässt keinen Zweifel daran, dass die sächsischen Kurfürsten mächtig und einflussreich waren. Wie es für Barockbauten typisch ist, ist der Weg zum Schloss auf hunderte Meter vorgegeben, das optische Erleben geplant. Eine gerade im Sommer schattig-kühle Allee führt aus der Residenzstadt Dresden direkt auf die Schaufassade des Schlosses zu. Das Schloss erscheint als perfekte Inszenierung in der atemberaubenden Landschaft aus Wäldern und Teichen.
Für August den Starken zu bauen hieß für Pöppelmann vor allem Planung bis ins kleinste Detail. Inszenierte Blickbeziehungen zwischen dreidimensionalen Bildern und zwischen Innen- und Außenraum wurden niemals dem Zufall überlassen, denn das gesamte höfische Leben war ein Dauerkunstwerk, sogar die Jagd des Königs hatte eine hohe politische Bedeutung. Der Ort, in dem sich das Schloss Moritzburg befindet, wurde 1295 erstmals urkundlich erwähnt und von Herzog Moritz eigenhändig für den Bau eines Schlosses ausgewählt. 1934 wurde der Ort endgültig in Moritzburg umbenannt. Um das Schloss herum lagen einmal über 50 Teiche für Zuchtkarpfen, Jagd- und Forstwälder. Westlich vom Schlossteich ließ Moritz zwischen 1542 und 1546 ein Renaissanceschloss errichten, dessen Spuren noch heute in Pöppelmanns Barockbau zu erkennen sind. Denn anstatt das über 200 Jahre alte Schloss abzureißen, erweiterte Pöppelmann das Schloss in 3 jähriger Bauzeit zwischen 1723 und 1726.
Bemerkenswert sind auch die Innenräume, deren Wände nicht etwa mit Seide, sondern mit geprägten, gepunzten und bemalten Ledertapeten ausgestaltet sind.
Im Monströsensaal wurde das Leder mit großformatigen Ölgemälden bemalt, die Bilder zeigen mythologische Geschichten rund um die römische Jagdgöttin Diana. Weitere großformatige Gemälde mit Jagdmotiven findet man im Billardsaal. Auch die kleineren Räume, die an die großen anschließen, sind mit Ledertapeten bekleidet. Nirgends sonst in Europa gibt es eine solche Geschlossenheit an Ledertapeten.
Auch heute noch ist das Schloss Moritzburg ein beliebtes Ausflugsziel, wenn auch nicht mehr, um zu jagen. Stattdessen durchfahren Fahrradfahrer die einst dem König vorbehaltenen Gebiete und erfreuen sich an der schönen Seenlandschaft und dem Schloss Moritzburg.
5.1. Die Hofkirche
Als August der Starke vom lutherischen zum katholischen Glauben übertrat, um damit die wichtigste Voraussetzung für seinen Anspruch auf die polnische Königskrone zu erfüllen, war die landesweite Kritik im protestantischen Sachsen unüberhörbar. Eilig verfügte der König Religionsfreiheit, um die Bevölkerung zu besänftigen. Trotzdem vermied er es, das Volk durch den Neubau einer katholischen Hofkirche zu provozieren und feierte die höfischen Gottesdienste stattdessen in der kleinen Schlosskapelle. Selbstverständlich verzichtete er auf Prozessionen durch die Stadt.
Als sein Sohn anlässlich der Hochzeit mit Maria Josepha ebenfalls zum katholischen Glauben übertrat, flammte der Ärger des Volkes wieder auf. Der Grund hinter dem religiösen Gesinnungswandel war wieder politischer Natur, denn August der Starke erhoffte sich aus dieser Verbindung die Kaiserwürde. Dazu sollte es nicht kommen. Nach dem Tod Augusts des Starken im Jahre 1733 begann sein Sohn, Friedrich August II von Sachsen, unter höchster Geheimhaltung mit den Planungen für den Neubau einer katholischen Hofkirche. Noch während der Bauarbeiten wusste niemand unter Bevölkerung, welche Funktion die Baustelle hatte.
Die Hofkirche ist die einzige Erweiterung des Residenzschlosses und ist nicht geostet, sondern diagonal zum schloss angeordnet und verweist so auf ihre Zugehörigkeit. Dadurch entsteht einerseits ein Vorplatz, andererseits wird aber die Schlossschauseite zur Elbe hin eingeschränkt. Die Formen der Hofkirche verweist auf ihre Vorbilder( Schlosskirche von Versailles gilt als bekannt). Die Hofkirche besitzt einen raffinierten rechteckigen Grundriss mit vier sechseckigen Kapellen, an dem Vor- und Zurückschwingen der Mauern ist der gestalterische Rückgriff auf den römischen Baumeisters Francesco Borromini( 1599-1667) zu erkennen.
Der italienische Baumeister Gaëtano Chiaveri(1680-1770) begann 1739 mit dem Bau der Hofkirche und ihrem eleganten Turm auf ovalem Grundriss. Um Prozessionen nicht auf den öffentlichen Straßen abhalten zu müssen, schuf Chiaveri um das Mittelschiff herum den niedriger gelegenen Prozessionsumgang.
Chiaveri meisterte den heiklen Auftrag des Königs mit Bravour. Sie Hofkirche konnte sich mit der evangelischen Frauenkirche messen lassen und hält qualitativ sogar dem Vergleich mit dem Zwinger stand(Magirius 1989, 224-228; Bächler 1991, 92- 101). Mit Hilfe des italienischen Bildhauers Lorenzo Mattielli gelang es Chiaveri zwischen 1738 und 1746, ein gegen-reformatorisches Skulpturenprogramm mit überlebensgroßen Heiligenfiguren zu schaffen, die wie Wächter oben auf den Balustraden stehen. Es ist nicht bekannt, warum Chiaveri 1749 die Stadt vor Vollendung seines Werkes verließ. Nach seinem Weggang vollendeten S. Wetzel, J.C. Knöffel und J.H. Schwarze die Hofkirche, 1755 wurde sie vollendet.
Die ehemalige Hofkirche des italienischen Baumeisters Gaëtano Chiaveri gilt als die größte Barockkirche Sachsens. In ihr manifestiert sich der gegenreformatorische Ausdruckswille des sächsischen Spätbarock. Sie brannte in der Bombennacht des 13./14. Feb. 1945 bis auf die Umfassungsmauern ab. Doch unmittelbar nach Ende des Krieges begann ihr Wiederaufbau.
Seit 1980 ist sie die Bischofskirche(Kathedrale) des Bistums Dresden-Meißen.
5.2. Die Frauenkirche
Die nach dem wirtschaftlichen Aufschwung Sachsens wohlhabend gewordene Bürgerschaft entschloss sich für einen Neubau der baufällig gewordenen spätgotischen Frauenkirche, nachdem sie sah, wie der Kurfürst mit dem Zwinger eine der bedeutendsten Barockbauten der Welt hatte bauen lassen. Auch die Bürgerschaft wollte etwas derart Prachtvolles schaffen und beauftragte 1722 den im Dienst des Stadtrates stehenden George Bähr(der sich schon früher an Kirchenbauten bewährt hatte) mit dem Bau der neuen Frauenkirche. 1726, nach vierjähriger Planungszeit, begannen die Arbeiten und dauerten bis 1743. George Bähr starb jedoch schon 1738 und erlebte die Vollendung seines Hauptwerkes nicht mehr, aber vielleicht erlebte er noch den entscheidenden Augenblick, in dem die gewaltige Steinkuppel vollendet wurde. Nach seinem Tod führte J. G. Schmidt die Arbeiten bis zur Fertigstellung fort.
Der Entwurf Bährs sah einen Zentralbau auf quadratischem Grundriss unter einer gewaltigen Kuppel vor. Diese als „Steinerne Glocke“ bekannt gewordene Kuppel der Frauenkirche war nicht nur die Krönung der Stadtsilhouette Dresdens, sondern auch eine geniale baumeisterliche Leistung. Daher galt die Frauenkirche als bedeutendster Kuppelbau nördlich der Alpen und zählte zu den wichtigsten Werken europäischer Bau- und Kulturgeschichte. Sie stellte auch ein wichtiges Wahrzeichen des Protestantismus in Europa dar.
Der barocke Innenraum der Kirche besaß fünf halbkreisförmig angeordnete Emporen und vereinte die Idee des Zentralbaus mit einer klaren Ausrichtung auf Kanzel, Altar und Orgel. Durch eine Chorschranke, in deren Mitte sich die zentrale Kanzel befindet, wurde der Altarraum zum Kirchraum hin abgeschlossen. Johann Christian Feige schuf den barocken Altar, in dessen Zentrum eine biblische Szene stand(Christus betet einsam im Garten Gethsemane). Von dieser Szene aus entwickelte sich eine ganze Predigt aus Stein, die an die Barmherzigkeit Gottes erinnern sollte. Der Altar beeindruckte vor allem durch seine künstlerische und geistliche Tiefe, aber auch durch seine reiche ornamentale und figürliche Ausstattung. Eine Rekonstruktion war möglich, da über 2000 Einzelteile aus den Ruinen der 1945 zerstörten Kirche geborgen werden konnten.
Zentral über dem Kirchraum wölbte sich die Innenkuppel, deren figürlichen Ausmalungen von Johann Baptist Grone ausgeführt wurden. Im lebendigen Gestus barocker Malerei sind Allegorien der christlichen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung und Barmherzigkeit, sowie die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes mit den ihnen zugeordneten Symbolen dargestellt. 1736 wurde die bekannte Silbermannorgel für die Frauenkirche angefertigt, sogar Johann Sebastian Bach spielte auf ihr. Leider wurde sie 1945 komplett zerstört.
1945 war ein schreckliches Jahr für Dresden, nahezu die ganze Dresdner Altstadt mit ihren bedeutenden Baudenkmälern wurde zerstört, so auch die Frauenkirche. Doch im Gegensatz zum Zwinger wurde sie nicht sofort wieder aufgebaut, sondern diente über 40 Jahre lang als Mahnmal für den Krieg, bis 1992, als die Stadt Dresden beschloss, einen Wiederaufbau sowohl ideell, als auch finanziell zu unterstützen. 1994 begann der Wiederaufbau( der hauptsächlich aus privaten Spenden finanziert wird) und er wird voraussichtlich noch bis 2006 andauern. Ein weiterer wichtiger Schritt des Wiederaufbaus wird das Einläuten des Pfingstfestes am 7. Juni sein, zum ersten Mal nach der Zerstörung der Kirche im Februar 1945 werden alle Glocken der Frauenkirche zusammen zu hören sein.
Nicht zu vergessen ist die Symbolträchtigkeit des Wiederaufbaus nach dem Motto „Brücken bauen, Versöhnung leben“, ehemalige Feinde helfen bei den Bauarbeiten(z.B. das Turmkreuz aus Großbritannien).
6. Fazit
Pöppelmann war wirklich einer der bedeutendsten Baumeister des Barock allgemein und wohl der bedeutendste Baumeister des sächsischen Barock war. Seine Bauten haben bis jetzt schon annähernd drei Jahrhunderte überdauert und werden auch noch für lange Zeit das Dresdner Stadtbild prägen. Außerdem habe ich erfahren, was das Borock überhaupt ist und welche spezifischen Baumerkmale man erkennen kann. Doch ich habe auch erfahren, dass neben Pöppelmann auch noch andere bedeutende Baumeister in Dresden wirkten, von denen ich mich nur mit George Bähr und Gaëtano Chiaveri näher beschäftigt habe.
Erst während meiner Arbeit an dieser Jahresarbeit wurden mir mache architektonische Details der bedeutenden Bauwerke in Dresden bewusst, die ich sonst übersehen habe. Außerdem gehe ich jetzt auch aufmerksamer durch die Dresdner Altstadt und entdecke immer wieder Stellen, an denen ich noch nicht war, die aber einen Besuch wert sind. Erst jetzt erkenne ich, welche Bedeutung die Bauwerke in Dresden haben und wie berühmt sie sind(es gibt viele englischsprachige Internet-Seiten z.B. über die Frauenkirche).
Dieser Beitrag ist besonders für die Kulturfreunde unter uns gedacht. Er zeigt, wie sich das Leben von Matthäus Daniel Pöppelmann auf das Dresdner Stadtbild ausgewirkt hat und beschäftigt sich auch kurz mit den berühmtesten Bauwerken Dresdens. Sicher bin ich als \"Lokalpatriot\" etwas voreingenommen, deshalb sollte man am Besten nach Dresden kommen und sich selbst ein Bild machen.
Gliederung:
1. Einleitung
2. Das Barock
3. Biografie Pöppelmanns
4. Vom Schaffen Pöppelmanns
4.1. Der Zwinger
4.2. Das Schloss Pillnitz
4.3. Das Schloss Moritzburg
5. Andere wichtige Bauwerke des Barock in Dresden
5.1. Die Hofkirche
5.2. Die Frauenkirche
6. Ergebnisse
1. Einleitung
Ich möchte mich in diesem Bericht speziell mit dem Architekten Matthäus Daniel Pöppelmann(1662-1736) beschäftigen, da seine Bauwerke noch heute das Dresdner Stadtbild prägen. Der Zwinger, das Schloss Pillnitz, das Schloss Moritzburg und viele andere Bauten, die unter seiner Aufsicht entstanden, erlangten Weltruhm und ziehen jedes Jahr tausende Besucher in ihren Bann. Matthäus Daniel Pöppelmann war meiner Ansicht einer der bedeutendsten Baumeister des Barock und muss in einer Reihe gleich nach Lorenzo Giovanni Bernini(einflussreichster barocker Bildhauer und Architekt, Schöpfer der Kolonnaden am Petersplatz) , Carlo Fontana(Schüler Berninis, Meister des römischen Spätbarock) und anderen bedeutenden Baumeistern des Barock genannt werden.
Er trug dazu bei, dass das kleine Kurfürstentum Sachsen mit der Residenzstadt Dresden eine Pracht entfaltete, die sich mit Rom und Versailles messen konnte.
Über das Privatleben Pöppelmanns ist nur wenig bekannt, aber durch seine Bauten hat er sich selbst Denkmäler aus Stein geschaffen.
2. Das Barock
Barock ist die Stilbezeichnung für eine Epoche der bildenden Kunst, die Ende des 16. Jh. einsetzte, im gesamten 17. Jh. Vorherrschend war und um 1730 vom Rokoko abgelöst wurde.
Die Entstehung des Wortes „Barock“ wurde gelegentlich auf Künstlernamen zurückgeleitet, so auf Giacomo Barozzi, einen der führenden römischen Barockarchitekten, oder den frühen Urbiner Barockmaler Frederigo Barocci. Außerdem war das Wort in mehreren Fachsprachen geläufig, wo man mit „barock“ stets das Aufbauschende und Überladene meinte. Des Weiteren wäre zu nennen, dass das Wort ebenfalls aus dem Portugiesischen kommen könnte, wo „barucca“ „schiefrund“ bedeutete; es war ursprünglich eine Bezeichnung für unregelmäßig geformte Perlen.
Seit dem 19. Jh. wird der Begriff „Barock“ für die europäische Kunst des 17. und 18. Jh. verwendet.
Das Barock entstand Ende des 16. Jh. in Italien, wo auch einige der bedeutendsten Baumeister des Barock wirkten, wie z.B. Lorenzo Giovanni Bernini, der u.a. die Kolonnaden am Petersplatz in Rom schuf, oder Carlo Fontana, Berninis Schüler und Nachfolger, er war einer der bedeutendsten Baumeister des italienischen Spätbarock.
Zeitgenössische italienische, französische und holländische Bauformen, die man als „barock“ bezeichnete, wurden in Deutschland jedoch erst nach dem Dreißigjährigen Krieg übernommen, als die Gegenreformation einsetzte und deutsche Territorialfürsten eine Prachtentfaltung a la Versailles anstrebten. Die zentrale Bauaufgabe eines absolutistischen Herrschers war das Schloss. Im Gegensatz zur Renaissance öffnet sich das Barockschloss in Form einer symmetrischen Dreiflügelanlage zur Landschaft. Nach dem Vorbild Versailles lag in der Regel die Stadt vor dem Schloss und ein großer geometrisch aufgeteilter Park erstreckte sich auf der Rückseite des Schlosses.
Zu dem Schlosskomplex gehörten außerdem Theater, Opernhäuser, Ballhäuser, Marställe, Gartenpavillons und Wohnhäuser für den Hofstaat. Die katholische Kirche bemühte sich, ihre durch die Reformation verlorengegangenen Positionen zurückzugewinnen und so kam es auch im Kirchenbau zu großartigen Leistungen der barocken Baukunst( Hofkirche). Im Dienste der Gegenreformation entstanden prächtige Kirchen und Klöster, dazu wurde ein durch Lichteffekte, Malerei und Plastik verstärkter, ungeheurer Formen- und Farbenreichtum aufgeboten. Es war im Gegensatz zur Renaissance wieder notwendig, dass sich jedes architektonische Detail dem Ganzen unterordnen musste. Besonders gut sieht man das am Kronentor des Dresdner Zwingers, wo die Individualität der Einzelformen zugunsten des Gesamtbildes verschwindet. Für die Barockarchitektur sind stark profilierte Fassaden mit ausladenden, oft geknickten Simsen, mit gewaltigen, über mehrere Geschosse reichenden Säulen, Halbsäulen und Pfeilern und mit üppigem plastischem Schmuck bezeichnend( z.B. Japanisches Palais, im Gegensatz dazu entsteht die plastische Wirkung am Schloss Moritzburg durch Malereien). Die Gebäudefronten sind oft sogar konkav oder konvex gewölbt, wodurch dem Baukörper Bewegung und Rhythmus verliehen wird. In Verbindung mit effektvollen Lichtführungen wurden die selben Gestaltungsmittel auch in der Raumkunst genutzt. Die Innenräume werden sowohl durch Decken- und Wandmalerei, als auch durch reichhaltigen plastischen Schmuck optisch aufgelöst, sodass ihre Begrenzungen verschwimmen und sich die Decke zum Himmel zu öffnen scheint. In der Barockkunst erreichte die Verbindung der Architektur mit Malerei und Skulptur ihre höchste Vollendung.
Aufgrund der politischen Zersplitterung, wies die Barockbaukunst in Deutschland mannigfache, regionale Unterschiede auf. Infolge dessen kann man bayrisches, fränkisches, sächsisches und norddeutsches Barock unterscheiden. Im Süden Deutschland kann man vor Allem italienische Einflüsse nachweisen, wohingegen nördlich der Linie Berlin-Köln besonders strengere niederländische Bauformen vorherrschten. Das Zentrum des zum Klassizismus neigenden norddeutschen Barock war Berlin( zu erkennen an den Monumentalbauten an der Straße „Unter den Linden“). Das Zentrum des sächsischen Barock, in dem aufgrund der geografischen Lage in Mitteldeutschland sowohl Einflüsse des norddeutschen, als auch des bayrischen Barock nachweisbar sind, war Dresden mit seinen Prachtbauten, wie z.B. dem Zwinger. Als Grund für die starke Entfaltung des Barock ist die Baufreudigkeit Augusts des Starken zu nennen, der mit M. D. Pöppelmann, Balthasar Permoser und anderen bekannten Baumeistern und Bildhauern sehr fähige Leute an seiner Seite hatte.
Die Barockbauten erfüllten viele Zwecke, z.B. ermöglichten sie dem Bauherren ein luxuriöses Leben. So entstanden viele der wichtigsten barocken Baudenkmäler nur, weil der Bauherr auf Festen mit ihnen imponieren konnte. Auch August der Starke ließ den Zwinger bauen, um bei den Hochzeitsfestlichkeiten seines Sohnes daraus eventuell politische Vorteile zu ziehen.
Heute scheinen manche barocke Formen als übertrieben, aber die theatralische Wirkung und das übertriebene Pathos der barocken Architektur entsprachen dem sinnenfreudigen, prunkvollen Leben an den Fürstenhöfen.
3. Biografie Matthäus Daniel Pöppelmann
Aus dem Privatleben Pöppelmanns ist nur wenig bekannt und wie er aussah kann man nur auf einem kleinen Bildnis eines Medaillons erkennen, das ihn in einem Alter von etwa 50 Jahren zeigt(nur noch eine Fotografie desselben erhalten, Original 1945 verbrannt). Doch seine Arbeit und seine Werke kann man noch heute bestaunen.
Matthäus Daniel Pöppelmann wurde am 03.05.1662 in Herford(NRW) geboren. Seine Eltern Henrich Pöppelmann(Rats- und Kaufmann) und Kunigunde Sophie waren im 30jährigen Krieg verarmt und betrieben einen kleinen Laden in der Lübberstraße in Herford.
1680 kommt Pöppelmann nach Dresden und wird zum ersten Mal im sächsischen Hofbuch erwähnt, er arbeitet im Oberbauamt. Von diesem Zeitpunkt an wird er 56 Jahre in Dresden leben und wirken. Im Jahre 1686, nachdem er 6 Jahre lang als Hilfskraft gearbeitet hatte, wird er als Kondukteur fest im Oberbauamt angestellt. Im selben Jahr mietet er einen Sitzplatz in der Sophienkirche. Im Jahre 1692 heiratet er Catharina Margarethe Stumpf, mit der 6 Kinder bekommt. Um seine Familie zu ernähren, handelt Pöppelmann mit neugebauten Häusern im 1685 fast völlig abgebrannten Alten-Dresden. 1694 wird Friedrich August(August der Starke) Kurfürst, er beeinflusste das gesamte weitere Leben und Wirken Pöppelmanns. 1705 wird Pöppelmann zum Landesbaumeister ernannt und er legt seinen ersten Vorentwurf für ein neues Residenzschloss vor( das alte Renaissance- Schloss wurde bei einem Brand am 25.03.1701 schwer beschädigt). Im selben Jahr beginnt der Bau am Taschenbergpalais( Pöppelmann ist Mitautor, wenn nicht gar maßgeblicher Schöpfer), das der Kurfürst für seine Geliebte Anna Constantia von Brockdorff( Gräfin Cosel) bauen lässt. Vom 26.05. bis zum 29.06.1709 besuchte Friedrich der IV von Dänemark Dresden. Pöppelmann baut ein künstliches, auf der Elbe schwimmendes Felsmassiv für ein Feuerwerk am 6.7.1709. Des weiteren legt er einen weiteren Vorentwurf für die Erweiterung des Residenzschlosses vor. Im Jan./Feb. 1710 beginnt die Italienreise Pöppelmanns, die ihn über Prag( wo er besonders die Karlsbrücke studiert) und Wien nach Rom( er besucht Carlo Fontana und den Papst und studiert die Architektur im Entstehungsland des Barock). Ab 1711 leitet er die Arbeiten an der Orangerie in der Nähe des Schlosses( aus der Orangerie wird später der Zwinger).Gleichzeitig beginnt der Bau am Nymphenbad. Im Bauabschnitt des Winters 1714/1715 wird das Taschenbergpalais vollendet, seine Innenräume sind reich mir Marmor und anderen wertvollen Materialien ausgestattet. Im Jahre 1715 unternimmt Pöppelmann eine Reise nach Frankreich, wo er Paris und Versailles besichtigt(Versailler Schloss des Sonnenkönigs gilt als Maßstab für barocke Schlösser und Residenzen in ganz Europa). Aufgrund der geplanten Hochzeit zwischen dem Kurprinzen Friedrich August und der österreichischen Erzherzogin Maria Josepha soll die Orangerie für die Hochzeitsfestlichkeiten ausgebaut werden, durch Spiegelung zur Stadtseite hin entsteht der Zwinger. 1728 wird das Hauptwerk Pöppelmanns, der Zwinger, nach 17 Jahren Bauzeit vollendet. Im Jahre 1733 stirbt der wahrscheinlich größte Mäzen der sächsischen Geschichte, August der Starke. Er beeinflusste die Bautätigkeit Pöppelmanns wie kein anderer. Pöppelmann vollendet noch die Augustusbrücke über die Elbe und gibt 1734 mit 72 Jahren die Leitung des Oberbauamts auf, er hatte 54 Jahre lang dem Dresdner Hof gedient. Am 17.01.1736 stirbt Matthäus Daniel Pöppelmann, sein Tod markiert das Ende das Barock in Dresden, außer der Hofkirche werden keine größeren Barockbauten mehr gebaut, denn das Rokoko und der Klassizismus werden das weitere Baugeschehen bestimmen. Matthäus Daniel Pöppelmann liegt in der Matthäuskirche in der Friedrichstadt begraben.
4.1. Der Zwinger
Der Zwinger entstand in dem Zeitraum von 1711 bis 1728 und stellt das Hauptwerk Pöppelmanns dar. Die Geschichte des Zwingers beginnt jedoch schon eher, nämlich 1709, als August der Starke den Bau einer Orangerie für seine exotischen Pflanzen anordnet. Schon bald wurden die Baupläne um eine Grotte und ein Bad( Nymphenbad) erweitert. 1711 will August der Starke, dass die Orangerie durch Bogengalerien und zwei Eckpavillons(später Mathematischer und Französischer Pavillon) erweitert wird. Den Anlass für die Erweiterung der Orangerie zum Zwinger(zur Stadtseite hin als spiegelbildliche Erweiterung gedacht) bot die Hochzeit zwischen Kurprinz Friedrich August und der österreichischen Erzherzogin Maria Josepha im Jahre 1719(man wollte eine Verbindung zwischen den Häusern der Habsburger und Wettiner, August der Starke erhoffte sich dadurch die deutsche Kaiserkrone). Der Zwinger sollte als Rahmen für wochenlange Feste, die Planetenfeste, dienen. Nach den Festlichkeiten ruhten vorerst die Arbeiten am Zwinger. Ab 1723 schritten die Bauarbeiten am noch unvollendeten Zwinger fort. Im Jahre 1728 wurde das Bauwerk, dem Pöppelmann seinen Ruhm verdankt, vollendet. Er hatte noch eine Erweiterung des Zwingers bis an die Elbe geplant, die jedoch nie durchgeführt wurde.
Im selben Jahr veröffentlichte Pöppelmann das berühmte Kupferstichwerk über den „Zwingergarthen“. Seit seiner Fertigstellung wurde der Zwinger schon mehrmals restauriert, zuletzt nach dem 2.Wk, in dem er bis auf die Grundmauern ausgebrannt war.
Soviel zur Geschichte des Zwingers.
Der Zwinger ist ein Meisterwerk des höfischen Barock, die Gesamtanlage ist klar und symmetrisch, sie besteht aus einem rechteckigen Hof, dessen Längsseiten von jeweils zwei Pavillons gebildet werden. Zwischen diesen ist der Hof bogenförmig geweitet und von Galerien eingefasst, die zwei weitere Pavillons, den Wallpavillon und den Glockenspielpavillon, einschließen. Im Süden schließt die Langgalerie mit dem Kronentor den Zwingerhof ab, im Norden grenzt die später entstandene Gemäldegalerie an den Zwingerhof. Schön geschwungene Treppen führen zu den Terrassen, die vor den vier Pavillons an den Längsseiten angelegt sind. Der Hof wird durch Brunnenbecken mit Wasserspielen geschmückt. Die Langgalerie mit dem Kronentor befindet sich direkt auf den ehemaligen Festungsmauern Dresdens und noch heute kann man im Zwingerteich und im Zwingergraben die Reste des alten Festungsgrabens erkennen. Das Kronentor(1713)stellt einen überreich gegliederten Triumphbogen dar, über der kupfergedeckten Turmzwiebel tragen vier polnische Adler die polnische Königskrone. Die Figuren der Jahreszeiten in den Außennischen(Frühling fehlt) stammen von Permoser. Auch die faunköpfigen Hermen an den Pfeilerschäften des Wallpavillons schuf er. Überhaupt bildet der Wallpavillon den baukünstlerischen Höhepunkt des Ensembles. Die Figur auf dem Giebel dieses Pavillons stellt August den Starken als Herkules Saxonicus dar. Das Nymphenbad hinter dem Französischen Pavillon ist eine der schönsten barocken Brunnenanlagen in ganz Deutschland.
Der Zwinger trägt die deutlichen Handschriften des Baumeisters Matthäus Daniel Pöppelmann und des Bildhauers Balthasar Permoser. Diese beiden wichtigen Gestalter des Barock in Dresden, jeder ein Meister auf seinem Gebiet, schafften es, dass Architektur und Plastik wie selten zuvor miteinander verschmolzen.
Noch heute beherbergt der Zwinger wichtige Sammlungen, wie z.B. die Porzellansammlung, die Rüstkammer oder die Gemäldegalerie „Alte Meister“ und versetzt jedes Jahr viele Menschen in Erstaunen, egal ob sie aus Dresden oder weit entfernten Städten und Ländern kommen. Mich beeindruckt der Zwinger noch immer, obwohl ich ihn schon oft besichtigt habe.
4.2. Das Schloss Pillnitz
Wer weiches, fast südländische Licht liebt und eine scheinbar natürliche Harmonie aus sanften Weinbergen, Wasserspiegelungen, Parkwegen und Skulpturen sucht, der kann in Pillnitz, dem Lustschloss des Königs, leicht verzaubert werden.
Wie schon beim Zwinger waren Matthäus Daniel Pöppelmann und August der Starke die Urheber. Nachdem Hochzeitsfestlichkeiten 1719 vorbei sind, strotzt der 1708 zum Oberlandbaumeister ernannte Pöppelmann nur so vor Ideen. Da passt es sehr gut, dass sich August der Starke wieder stärker um seine Landschlösser kümmert und sich auf das alte Renaissanceschloss Pillnitz besinnt, das für ihn zwar altmodisch war, aber eine traumhafte Lage hatte. Von Warschau aus beauftragt er Pöppelmann 1720, eine Dreiergruppe von Pavillons im „orientalischen Stil“ zu bauen, damit er im nächsten Jahr dort das politisch bedeutsame Fest des „Weißen Adlerordens“ kann. Abermals, wie auch schon bei der Hochzeit seines Sohnes, ist August dem Starken ein Fest Anlass, eine bereits vorhandene Architektur zu modernisieren. Pöppelmann errichtet drei Pavillons am Elbufer und das Fest findet 1721 erfolgreich statt, doch August meint, dass Pöppelmann den Auftrag hätte besser erledigen können. Er lässt ihn die drei Pavillons unterkellern, den Mittelpavillon erhöhen und einen Säulenportikus zu Gartenseite hin bauen.
Das Ergebnis ist noch heute am Wasserpalais zu erkennen( später werden die Pavillons noch untereinander verbunden). August II. ist von der Arbeit Pöppelmanns begeistert und wünscht sich eine spiegelbildliche Wiederholung der Gebäudegruppe landeinwärts, Pöppelmann baut das Bergpalais. Alle weiteren Anbauten, die unternommen werden, geschehen erst Jahrzehnte später. 1780 und 1792 werden Flügelbauten angefügt, ohne Pöppelmanns Gebäudegruppe optisch einzuschränken. Von 1818 bis 1826 verbindet Christian Friedrich Schuricht das, Wasser- und das Bergpalais durch das Neue Palais, mit dem das heutige Schlossensemble entsteht. Soviel zur baulichen Geschichte. Doch wer wohnte in diesem Schloss, dass so lieblich und sanft am Ufer der Elbe liegt? Zuerst wäre da Gräfin Cosel zu nennen, die noch in dem Renaissance Schloss wohnte und nach Stolpen verbannt wurde, bevor sie die Pracht des neuen, barocken Pillnitz sehen konnte. Allenfalls die gemeinsame Tochter von August II. und Gräfin Cosel, Augusta Constantia, hat einige Jahre im Wasserpalais gewohnt, bevor sie 1728 20jährig verstarb. Anstelle von Gräfin Cosel erfreute sich ihre Nachfolgerin in der Gunst des Kurfürsten, Gräfin Maria Magdalena von Dönhoff, und später auch Graf Rutowsky(Sohn Augusts mit seiner türkischen Mätresse Fatime) an dem barocken Schlossensemble. Ab 1765 ließ Augusts Urenkel Friedrich August III. Schloss Pillnitz zur Sommerresidenz ausbauen, er legte außerdem einen Englischen Landschaftsgarten an und ließ Platanen, Ginkobäume und auch die heute über 230 Jahre alte japanische Kamelie anpflanzen.
Schloss Pillnitz ist „chinesisch“ gebaut, d.h. es besitzt gekehlte Mansardendächer(pagodenähnlich) aus grün oxidierendem Kupfer und seine Fassaden sind mit Chinoiserien bemalt(Malereien mit chinesischen Motiven). Außerdem beziehen sich die Proportionen und Details so aufeinander, dass der Eindruck entsteht, als sei die Komposition ganz selbstverständlich und in einem Guss entstanden. Pöppelmanns Wassertreppe wurde seit ihrer Fertigstellung nicht mehr verändert, er hat es geschafft, sie in die sächsische Baulandschaft zu integrieren.( er fand Anregungen für die Wassertreppe wahrscheinlich in Frankreich und Italien).
4.3. Schloss Moritzburg
Das weithin sichtbare Jagdschloss in Moritzburg scheint aus dem Wasser gestiegen zu sein. Das blockhafte Erscheinungsbild mit den runden Ecktürmen wird durch die Spiegelung im Teich verlängert und lässt keinen Zweifel daran, dass die sächsischen Kurfürsten mächtig und einflussreich waren. Wie es für Barockbauten typisch ist, ist der Weg zum Schloss auf hunderte Meter vorgegeben, das optische Erleben geplant. Eine gerade im Sommer schattig-kühle Allee führt aus der Residenzstadt Dresden direkt auf die Schaufassade des Schlosses zu. Das Schloss erscheint als perfekte Inszenierung in der atemberaubenden Landschaft aus Wäldern und Teichen.
Für August den Starken zu bauen hieß für Pöppelmann vor allem Planung bis ins kleinste Detail. Inszenierte Blickbeziehungen zwischen dreidimensionalen Bildern und zwischen Innen- und Außenraum wurden niemals dem Zufall überlassen, denn das gesamte höfische Leben war ein Dauerkunstwerk, sogar die Jagd des Königs hatte eine hohe politische Bedeutung. Der Ort, in dem sich das Schloss Moritzburg befindet, wurde 1295 erstmals urkundlich erwähnt und von Herzog Moritz eigenhändig für den Bau eines Schlosses ausgewählt. 1934 wurde der Ort endgültig in Moritzburg umbenannt. Um das Schloss herum lagen einmal über 50 Teiche für Zuchtkarpfen, Jagd- und Forstwälder. Westlich vom Schlossteich ließ Moritz zwischen 1542 und 1546 ein Renaissanceschloss errichten, dessen Spuren noch heute in Pöppelmanns Barockbau zu erkennen sind. Denn anstatt das über 200 Jahre alte Schloss abzureißen, erweiterte Pöppelmann das Schloss in 3 jähriger Bauzeit zwischen 1723 und 1726.
Bemerkenswert sind auch die Innenräume, deren Wände nicht etwa mit Seide, sondern mit geprägten, gepunzten und bemalten Ledertapeten ausgestaltet sind.
Im Monströsensaal wurde das Leder mit großformatigen Ölgemälden bemalt, die Bilder zeigen mythologische Geschichten rund um die römische Jagdgöttin Diana. Weitere großformatige Gemälde mit Jagdmotiven findet man im Billardsaal. Auch die kleineren Räume, die an die großen anschließen, sind mit Ledertapeten bekleidet. Nirgends sonst in Europa gibt es eine solche Geschlossenheit an Ledertapeten.
Auch heute noch ist das Schloss Moritzburg ein beliebtes Ausflugsziel, wenn auch nicht mehr, um zu jagen. Stattdessen durchfahren Fahrradfahrer die einst dem König vorbehaltenen Gebiete und erfreuen sich an der schönen Seenlandschaft und dem Schloss Moritzburg.
5.1. Die Hofkirche
Als August der Starke vom lutherischen zum katholischen Glauben übertrat, um damit die wichtigste Voraussetzung für seinen Anspruch auf die polnische Königskrone zu erfüllen, war die landesweite Kritik im protestantischen Sachsen unüberhörbar. Eilig verfügte der König Religionsfreiheit, um die Bevölkerung zu besänftigen. Trotzdem vermied er es, das Volk durch den Neubau einer katholischen Hofkirche zu provozieren und feierte die höfischen Gottesdienste stattdessen in der kleinen Schlosskapelle. Selbstverständlich verzichtete er auf Prozessionen durch die Stadt.
Als sein Sohn anlässlich der Hochzeit mit Maria Josepha ebenfalls zum katholischen Glauben übertrat, flammte der Ärger des Volkes wieder auf. Der Grund hinter dem religiösen Gesinnungswandel war wieder politischer Natur, denn August der Starke erhoffte sich aus dieser Verbindung die Kaiserwürde. Dazu sollte es nicht kommen. Nach dem Tod Augusts des Starken im Jahre 1733 begann sein Sohn, Friedrich August II von Sachsen, unter höchster Geheimhaltung mit den Planungen für den Neubau einer katholischen Hofkirche. Noch während der Bauarbeiten wusste niemand unter Bevölkerung, welche Funktion die Baustelle hatte.
Die Hofkirche ist die einzige Erweiterung des Residenzschlosses und ist nicht geostet, sondern diagonal zum schloss angeordnet und verweist so auf ihre Zugehörigkeit. Dadurch entsteht einerseits ein Vorplatz, andererseits wird aber die Schlossschauseite zur Elbe hin eingeschränkt. Die Formen der Hofkirche verweist auf ihre Vorbilder( Schlosskirche von Versailles gilt als bekannt). Die Hofkirche besitzt einen raffinierten rechteckigen Grundriss mit vier sechseckigen Kapellen, an dem Vor- und Zurückschwingen der Mauern ist der gestalterische Rückgriff auf den römischen Baumeisters Francesco Borromini( 1599-1667) zu erkennen.
Der italienische Baumeister Gaëtano Chiaveri(1680-1770) begann 1739 mit dem Bau der Hofkirche und ihrem eleganten Turm auf ovalem Grundriss. Um Prozessionen nicht auf den öffentlichen Straßen abhalten zu müssen, schuf Chiaveri um das Mittelschiff herum den niedriger gelegenen Prozessionsumgang.
Chiaveri meisterte den heiklen Auftrag des Königs mit Bravour. Sie Hofkirche konnte sich mit der evangelischen Frauenkirche messen lassen und hält qualitativ sogar dem Vergleich mit dem Zwinger stand(Magirius 1989, 224-228; Bächler 1991, 92- 101). Mit Hilfe des italienischen Bildhauers Lorenzo Mattielli gelang es Chiaveri zwischen 1738 und 1746, ein gegen-reformatorisches Skulpturenprogramm mit überlebensgroßen Heiligenfiguren zu schaffen, die wie Wächter oben auf den Balustraden stehen. Es ist nicht bekannt, warum Chiaveri 1749 die Stadt vor Vollendung seines Werkes verließ. Nach seinem Weggang vollendeten S. Wetzel, J.C. Knöffel und J.H. Schwarze die Hofkirche, 1755 wurde sie vollendet.
Die ehemalige Hofkirche des italienischen Baumeisters Gaëtano Chiaveri gilt als die größte Barockkirche Sachsens. In ihr manifestiert sich der gegenreformatorische Ausdruckswille des sächsischen Spätbarock. Sie brannte in der Bombennacht des 13./14. Feb. 1945 bis auf die Umfassungsmauern ab. Doch unmittelbar nach Ende des Krieges begann ihr Wiederaufbau.
Seit 1980 ist sie die Bischofskirche(Kathedrale) des Bistums Dresden-Meißen.
5.2. Die Frauenkirche
Die nach dem wirtschaftlichen Aufschwung Sachsens wohlhabend gewordene Bürgerschaft entschloss sich für einen Neubau der baufällig gewordenen spätgotischen Frauenkirche, nachdem sie sah, wie der Kurfürst mit dem Zwinger eine der bedeutendsten Barockbauten der Welt hatte bauen lassen. Auch die Bürgerschaft wollte etwas derart Prachtvolles schaffen und beauftragte 1722 den im Dienst des Stadtrates stehenden George Bähr(der sich schon früher an Kirchenbauten bewährt hatte) mit dem Bau der neuen Frauenkirche. 1726, nach vierjähriger Planungszeit, begannen die Arbeiten und dauerten bis 1743. George Bähr starb jedoch schon 1738 und erlebte die Vollendung seines Hauptwerkes nicht mehr, aber vielleicht erlebte er noch den entscheidenden Augenblick, in dem die gewaltige Steinkuppel vollendet wurde. Nach seinem Tod führte J. G. Schmidt die Arbeiten bis zur Fertigstellung fort.
Der Entwurf Bährs sah einen Zentralbau auf quadratischem Grundriss unter einer gewaltigen Kuppel vor. Diese als „Steinerne Glocke“ bekannt gewordene Kuppel der Frauenkirche war nicht nur die Krönung der Stadtsilhouette Dresdens, sondern auch eine geniale baumeisterliche Leistung. Daher galt die Frauenkirche als bedeutendster Kuppelbau nördlich der Alpen und zählte zu den wichtigsten Werken europäischer Bau- und Kulturgeschichte. Sie stellte auch ein wichtiges Wahrzeichen des Protestantismus in Europa dar.
Der barocke Innenraum der Kirche besaß fünf halbkreisförmig angeordnete Emporen und vereinte die Idee des Zentralbaus mit einer klaren Ausrichtung auf Kanzel, Altar und Orgel. Durch eine Chorschranke, in deren Mitte sich die zentrale Kanzel befindet, wurde der Altarraum zum Kirchraum hin abgeschlossen. Johann Christian Feige schuf den barocken Altar, in dessen Zentrum eine biblische Szene stand(Christus betet einsam im Garten Gethsemane). Von dieser Szene aus entwickelte sich eine ganze Predigt aus Stein, die an die Barmherzigkeit Gottes erinnern sollte. Der Altar beeindruckte vor allem durch seine künstlerische und geistliche Tiefe, aber auch durch seine reiche ornamentale und figürliche Ausstattung. Eine Rekonstruktion war möglich, da über 2000 Einzelteile aus den Ruinen der 1945 zerstörten Kirche geborgen werden konnten.
Zentral über dem Kirchraum wölbte sich die Innenkuppel, deren figürlichen Ausmalungen von Johann Baptist Grone ausgeführt wurden. Im lebendigen Gestus barocker Malerei sind Allegorien der christlichen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung und Barmherzigkeit, sowie die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes mit den ihnen zugeordneten Symbolen dargestellt. 1736 wurde die bekannte Silbermannorgel für die Frauenkirche angefertigt, sogar Johann Sebastian Bach spielte auf ihr. Leider wurde sie 1945 komplett zerstört.
1945 war ein schreckliches Jahr für Dresden, nahezu die ganze Dresdner Altstadt mit ihren bedeutenden Baudenkmälern wurde zerstört, so auch die Frauenkirche. Doch im Gegensatz zum Zwinger wurde sie nicht sofort wieder aufgebaut, sondern diente über 40 Jahre lang als Mahnmal für den Krieg, bis 1992, als die Stadt Dresden beschloss, einen Wiederaufbau sowohl ideell, als auch finanziell zu unterstützen. 1994 begann der Wiederaufbau( der hauptsächlich aus privaten Spenden finanziert wird) und er wird voraussichtlich noch bis 2006 andauern. Ein weiterer wichtiger Schritt des Wiederaufbaus wird das Einläuten des Pfingstfestes am 7. Juni sein, zum ersten Mal nach der Zerstörung der Kirche im Februar 1945 werden alle Glocken der Frauenkirche zusammen zu hören sein.
Nicht zu vergessen ist die Symbolträchtigkeit des Wiederaufbaus nach dem Motto „Brücken bauen, Versöhnung leben“, ehemalige Feinde helfen bei den Bauarbeiten(z.B. das Turmkreuz aus Großbritannien).
6. Fazit
Pöppelmann war wirklich einer der bedeutendsten Baumeister des Barock allgemein und wohl der bedeutendste Baumeister des sächsischen Barock war. Seine Bauten haben bis jetzt schon annähernd drei Jahrhunderte überdauert und werden auch noch für lange Zeit das Dresdner Stadtbild prägen. Außerdem habe ich erfahren, was das Borock überhaupt ist und welche spezifischen Baumerkmale man erkennen kann. Doch ich habe auch erfahren, dass neben Pöppelmann auch noch andere bedeutende Baumeister in Dresden wirkten, von denen ich mich nur mit George Bähr und Gaëtano Chiaveri näher beschäftigt habe.
Erst während meiner Arbeit an dieser Jahresarbeit wurden mir mache architektonische Details der bedeutenden Bauwerke in Dresden bewusst, die ich sonst übersehen habe. Außerdem gehe ich jetzt auch aufmerksamer durch die Dresdner Altstadt und entdecke immer wieder Stellen, an denen ich noch nicht war, die aber einen Besuch wert sind. Erst jetzt erkenne ich, welche Bedeutung die Bauwerke in Dresden haben und wie berühmt sie sind(es gibt viele englischsprachige Internet-Seiten z.B. über die Frauenkirche).
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