Fable (Xbox Spiel) Testbericht

ab 18,64
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Erfahrungsbericht von follio

Zwei Seelen schlummern in meiner Brust...

Pro:

sehr atmosphärisch; tolle Grafik; gelungener Sound; annähernd perfekt lokalisiert; sehr einsteigerfreundlich; außergewöhnliches Charakterentwicklungssystem (mit „Gut und Böse“ - Feature); allgemein einige spielerische Freiheiten

Kontra:

ausrechenbare Story; relativ kurze Spielzeit; zu kleine Welt; recht linear; ein paar grafische Bugs; letztendlich wirkt Fable unfertig

Empfehlung:

Ja

Heute möchte ich euch das Spiel Fable für die Xbox vorstellen. Wie bei allen von Peter Molyneuxs genialen Werken, wurde auch um Fable ein riesiger Hype erzeugt. Vorab war von allerlei revolutionären Spielinhalten zu lesen, die das RPG-Genre teilweise neu definieren sollten. „Unendliche Freiheit“ oder „seinen Helden von der Kindheit bis ins hohe Alter begleiten“ waren nur zwei Punkte die den Rollenspieler fesseln wollten... Jedenfalls, Ende 2004 erschien Fable dann endlich, die Presse zeigte teilweise Enttäuschung auf hohem Niveau, vielen Spielern wird das Rollenspiel von Lionhead/Big Blue Box aber sicherlich sehr gefallen. Ich mag Fable ebenfalls, aber ich möchte ja meinem Bericht nicht vorgreifen...



..:: Story ::..

Fable beruht nicht auf bisher dagewesenen Fantasy-Welten, sondern kreiert eine eigene - mit dem Namen „Albion“. Unser Held lebt in dieser Welt, genau genommen in der Stadt Oakvale. Und in diesem netten Ort beginnt auch die Story von Fable. Denn unser junger Recke darf sich zunächst einmal mit ganz profanen Dingen befassen, wie zum Beispiel für seine große Schwester ein Geburtstagsgeschenk zu beschaffen. Merkwürdig ist das kleine Mädchen ja schon, öfters plagen sie nächtliche Träume, die auf zukünftiges hinweisen. Sei es drum, um nicht wieder ohne Geburtstagsgeschenk dazustehen, muss unser Held sich bei seinem Vater etwas Gold verdienen, indem er gute Taten vollbringt. Gar nicht so einfach, denn anstatt nett zu sein, könnte man den Teddy, der von einem kleinen Mädchen gesucht wird, selber behalten, oder einen Dorfbewohner der gerade ein Techtelmechtel mit einer unbekannten Schönen hat bei seine Frau verpetzen. Aber unser Held ist ja ein lieber Junge und so verdient er sich auch schnell das Gold, was der Händler für die Pralinen verlangt. Stolz hält er sie in den Händen und macht sich darauf zu seiner Schwester, die schon geahnt hat, was ihr kleiner Bruder für ein Präsent mitbringt. Sie erzählt uns auch von ihrem letzten dunklen Traum... Und der soll ihre voraussehenden Fähigkeiten endgültig untermauern, denn tatsächlich wird in diesem Moment das kleine Örtchen Oakvale von einer Raubertruppe heimgesucht. Sie brennen Häuser nieder und töten jeden Dorfbewohner der sich nicht schnell genug verstecken kann. So auch den Vater des Helden. Und gerade als unser trauriger Jüngling über dem leblosen Körper seiner Vaters zusammenbrechen will, versucht ein dunkler Räuber ihn ebenfalls zu töten. Überraschenderweise kann das aber von einem mysteriösen Magier verhindert werden, der sich gleich daraufhin als Vorsteher der Heldengilde entpuppt. Oakvale sei für den kleinen Helden nicht mehr sicher. So verlässt er sein zerstörtes Heimatdorf...

Einen Tag später stellt Maze unseren kleinen Jüngling dem Gildenchef vor. Wiederwillig lässt dieser ihn für die Gildenausbildung zu, nur mit der Gewissheit von Maze, dass etwas Großes in ihm steckt. Der kleine Held wächst heran, lernt und trainiert besessen und absolviert schließlich auch die Abschlussprüfung der Heldengilde. Nun kann er in die Welt von Albion entlassen werden, bereit für die Gilde Aufgaben zu erfüllen, bereit aber auch, um sein eigenes Schicksal zu ergründen...



..:: Spielprinzip ::..

So beginnt also die Story von Fable und mit einem hat Peter Molyneux damit schon mal nicht gelogen, man kann den Helden tatsächlich bereits in seiner frühesten Kindheit spielen. Wobei alles, was bis zur Absolvierung der Gildenprüfung an Spielinhalt abläuft, als eine Art Tutorial aufgebaut ist. Schon beim Verdienen des Goldes für das Geburtstagsgeschenk der Schwester erhaltet ihr einen Einblick in das Spielprinzip von Fable, man kann Gutes tun, um an sein Ziel zu kommen, man kann aber teilweise auch seine niederen Züge walten lassen und erreicht damit natürlich ebenfalls etwas. So wird man bereits in den ersten Minuten des Spiels mit der grundlegenden Steuerung vertraut gemacht, die ziemlich verständlich erklärt wird. Dabei zeigt sich unser Held in einer Art Person View-Perspektive, die Kamera befindet sich also ständig hinter der Spielfigur. Zwischensequenzen, die die Story weiterführen, werden in der normalen Spielumgebung gezeigt, ab und an gibt es aber auch Zeitsprünge die in einer Art Comicgrafik dargestellt werden. Sowohl die normalen Zwischensequenzen wie auch die großen, sagen wir mal Kapitelsprünge passen hervorragend in das spielerische Konzept von Fable und wirken weder deplatziert noch aufgesetzt. Vielmehr fühlt man sich noch tiefer in das Spiel gezogen, wenn man sieht, wie die Story sich in der normalen Spielegrafik weiterentwickelt oder von einem erstklassigen Erzähler im comicartigen Stil weitergetragen wird. Fable ist übrigens komplett lokalisiert wurden, natürlich sofern man die entsprechende Version hat. Wer es nicht abwarten konnte, durfte praktischerweise auch ein amerikanisches Fable auf einer deutschen Xbox spielen, schön, das man hier dem Spieler keine Hindernisse gesetzt hat. Wobei die englischsprachige Version hier nicht wie so oft von Nöten ist, denn auch das deutsche Fable bietet tolle, passende Sprecher, überhaupt wie gesagt eine fast perfekte Lokalisation. Dazu aber später mehr.

Nun aber nochmal ein Blick auf das storylastige TUTORIAL, bei dem der Spieler wie gesagt alles erlernt, was er später benötigt um Fable genießen und beenden zu können. Die grundlegende Steuerung unseres Helden übernehmen dabei die zwei Sticks des Xbox-Joypads, einer ist natürlich für die Kamera aufgehoben. Aber auch alle anderen Pads und Tasten werden vorzüglich in Fable ausgenutzt. Unser Held kann im Spiel eine Menge anstellen und dabei werden manche Tasten natürlich auch doppelt und dreifach belegt, was der Steuerung aber keinen Abbruch tut. Wie gesagt, das Tutorial erklärt langsam und eindringlich jegliche Funktionen des Spiels und nach Beendigung der Gildeabschlussprüfung seit ihr sowohl in der Lage, Feinde mich dem Schwert niederzumetzeln, gleichsam könnt ihr sie aber auch mit dem Bogen von weiten „erlegen“ oder mit verschiedenen Zaubern zur Stecke bringen. Wobei das Kampfsystem natürlich in Echtzeit abläuft. Ihr seht also zum Beispiel einen Feind und greift ihn mit dem Schwert an, was ihn umgehend trifft (natürlich nur, wenn der Feind nicht blockt). Hier verhält sich Fable also nicht anders, wie typische Action-Rollenspiele oder gar Action-Adventures. Vergleichen könnte man die Spielsteuerung von Fable zum Beispiel mit einigen Spielen von Nintendo, man betrachte sich nur die letzten Metroid- und Zelda-Titel. Ich bin mir hier sogar ziemlich sicher, dass die Entwickler des Spiels, das ein oder andere Auge auf solche Konkurrenzprodukte geworfen haben. Deutlich anzumerken ist dies zum Beispiel bei der Lock-Funktion. Ihr nehmt dabei einen Feind auf Tastendruck ins Visier und das normalerweise so lange, bis man diesen besiegt hat. Sowas hatten wir halt auch schon bei den neueren Metroid- oder Zelda-Episoden (und auch bei anderen Spielen). Tut Fable aber sicher keinen Abbruch, denn lieber ein gutes Konzept übernommen, als ein Schlechtes selbst zu kreieren.

Nach dem etwa einstündigen Tutorial werdet ihr in die Welt von Albion entlassen und habt oberflächlich erstmal den Eindruck, dass ihr tun könnt, was ihr wollt. Im Laufe des Spiels wird dieser Schein natürlich mehr und mehr getrübt, Fable-Spieler wissen sicherlich was ich meine. Zunächst einmal habt ihr aber so ziemlich alle Freiheiten, die man in einem Rollenspiel haben kann. Unser Held kann einfach auf Erkundungsreise gehen und wahllos Gegner (aber auch Händler und Wachen) töten und Schätze bergen. Feinde hinterlassen dabei meist Gegenstände oder natürlich Gold, die Währung in Albion. Dieses spart ihr fleißig für alle möglichen Waffen, Rüstungen oder Items.

Bewegt man sich eine Weile frei in Fable, wird man sicherlich überlegen, ach ja, da war ja noch was. Genau, unser schnuckeliges Dorf wurde niedergebrannt, eine Räuberbande hat den Vater auf dem Gewissen, die Schwester wird vermisst. Das schreit natürlich gerade zu danach, der Hauptstory zu folgen, die sich über immerhin (Achtung Spoiler) 20 Hauptquests erstreckt. Diese sagen wir mal großen Aufgaben haben eigentlich immer etwas mit der Gilde zu tun, in der ihr eure Ausbildung absolviert und dann schließlich bestanden habt. Ihr erhaltet also bereits nach bestandener Abschlussprüfung die erste Quest vom Gildenmeister. Quests funktionieren in Fable immer nach einem ganz bestimmten Prinzip. Grundsätzlich erhaltet ihr für das Lösen dieser Aufgaben Gold und Bekanntheit. Was man mit Gold anstellen kann, weiß jeder erfahrene Rollenspieler nur zu gut, Bekanntheit oder Bekanntheitspunkte dagegen bedürfen schon einer kleinen Erklärung. Nach der Gilden-Abschlussprüfung wird unser junger Held wie erwähnt einfach so in die Welt von Albion entlassen. Klar, wir wissen, dass Schwert, Bogen und Magie keine Fremdwörter mehr für unseren Helden sind, aber in Albion kennt euch (noch) niemand. Zwangsläufig werden ihr auf Albions Straßen als unerfahrener Möchtegernheld verspottet. „Ah, da kommt ja Hühnerscheck, der Name passt zu euch“, sagen die Leute zu uns und gehen weiter. Sicher, gegen den Namen kann man etwas tun (indem man sich bei einem Händler zum Beispiel die Ansprache „Säbelschwinger“, „Gladiator“ oder „Todbringer“ kauft), aber um in Albion geachtet oder gefürchtet zu werden, dafür benötigt man einfach etwas mehr Bekanntheit. Und diese ist eigentlich ein ganz entscheidender Faktor im Spiel. Bekanntheit erhält man wie gesagt durch Quests, aber auch durch einfaches Töten von Gegnern, Wachen oder Händlern. Im Prinzip funktioniert das wie die berühmte Buschtrommel. Da wäre zum Beispiel die erste Gildequest, die ihr erfüllen müsst. Ein Schwarm nerviger Hornissen, hat es sich auf einem Picknickplatz breitgemacht und wir werden diesen kleinen Biestern natürlich zeigen, was wir so alles mit unserem Schwert anstellen können. Schnell sind die Viecher erledigt und die Einwohner von Albion sind uns ja so dankbar. „Oh, ihr habt sie vertrieben, das werde ich allen erzählen, denen ich begegne“, rufen euch die Leute zu, damit seid ihr schon mal einen Hauch bekannter. Und dies setzt sich natürlich fort, ihr absolviert größere und härtere Quests und bekommt dafür mehr Anerkennung. Mehr und mehr Menschen erfahren von den Taten des ehemaligen Hühnerschrecks, irgendwann kennt euch dann schließlich jeder. Was aber sicher nicht heißen muss, das ihr nur geliebt oder geachtet werdet. Denn genauso könnt ihr in Albion gefürchtet sein, Kinder rennen weg, wenn sie euch sehen, die Dorfbewohner tuscheln hinter vorgehaltener Hand „Da kommt Todbringer...“ und verziehen sich in ihre Häuser. Dies sind also die zwei Seiten eures Helden und natürlich ist damit schon prima erklärt, was das „man kann alles machen“-Prinzip in Fable bedeutet. Wobei es für meine Begriffe absolut schlecht gelöst wurde. Denn natürlich ist es ein einfaches, im Spiel ein guter Held zu sein. Die Hauptquests sind eigentlich stets Ereignisse, die sich positiv auf euren Bekanntheitsgrad auswirken, möchte man einen bösen Helden haben, muss man da schon entsprechend gegensteuern. Es gibt natürlich eine Menge Sachen, die euch negative Publicity einbringt. Grundsätzlich sind im Spiel schon ein paar „böse“ Quests „eingebaut“, diese sind aber eher so das Sahnehäubchen auf eurem Negativkonto. Vielmehr könnt ihr euch metzelnd durch Albion bewegen und einfach mal so Händler, Dorfbewohner oder Wachen umbringen. Das gibt kräftig Negativpunkte, wobei ihr in Städten so ziemlich an der langen Leine hängt und eigentlich immer von den Wachen belästigt werdet. Wer so richtig böse ist, der kauft Rüstungen, Schwerter und Gegenstände natürlich auch nicht ein, sondern stiehlt sie. Weiterhin kann man im Spiel auch eine Frau ehelichen und diese dann nach Herzenslust verprügeln oder sogar töten, was eine ganze Menge Minuspunkte einbringt. Aber die Leute sollen euch ja schließlich hassen.

Gute und böse Taten wirken sich in Fable natürlich nicht nur auf euren Ruf aus, nein man erkennt eurem Helden seine Gesinnung praktisch an. Dies ist ein weiteres Konzept, was so ziemlich einzigartig an Fable ist. Die Spielfigur verändert ihr Äußeres während ihr spielt. Zum einen wird sie älter und erfahrener, gleichzeitig entwickelt man sich auch seiner Gesinnung entgegen. Ein guter Held erstrahlt in hellem Licht, mit Heiligenschein und Schmetterlingen, dem Bösen in Person sind dagegen Hörner gewachsen, die Haut ist bleich und anstatt Schmetterlingen umkreisen euch Schmeißfliegen. Wobei es wie gesagt viel schwerer ist, ein fieser Schurke zu sein, anstatt den strahlenden Helden zu spielen.

Das gerade erwähnte Altern der Hauptfigur entwickelt sich leider auch nicht aus einem normalen Spielprozess aus, sondern ist unumgänglich an eure gemachte Erfahrung gebunden. Man altert also nicht nach Spielzeit, nein bei Levelaufstufungen feiert man meist gleich mehrfachen Geburtstag. Dabei wäre es sicher einfacher und logischer gewesen, den Helden vielleicht nach ein oder zwei realen Spielstunden ein Jahr altern zu lassen, aber das war den Entwickler anscheinend zu einfach. Vielmehr hängt das Altern wie gesagt 100%ig mit eurer Erfahrung zusammen. Das Charakterentwicklungssystem bei Fable ist dabei nicht ganz leicht zu verstehen. Grundsätzlich erhaltet ihr für das Metzeln von Gegnern Punkte. Fable hat da ein ganz nettes System, was mich etwas an Highlander erinnert. Nach dem Ableben hinterlassen die Gegner grüne Kügelchen, die ihr entweder normal durch Hinbewegen der Figur einsammelt, ihr könnt sie aber auch „ansaugen“. Eine ganz wichtige Rolle beim Erfahrungspunkte sammeln spielt nun der so genannte Kampfmultiplikator. Pro Schlag steigt dieser. Was zur Folge hat, dass sich die Erfahrungspunkte, die ihr einsammelt je nach Multiplikator vervielfachen. Habt ihr also zum Beispiel 30 Erfahrungspunkte eingesammelt und besitzt einen Metzelmultiplikator von 4, dann erhaltet ihr 120 Erfahrungspunkte. Natürlich steigt dieser Multiplikator nur an, wenn ihr Gegner tötet und dabei nicht getroffen werdet. Zurückgestuft wird er also sowohl, wenn ihr euch durch die Gegend bewegt, ohne Feinde zu töten, als auch wenn ihr im Gefecht getroffen werdet. Letzterer Umstand ist natürlich ein gewisser Anreiz und beinhaltet auch einen variablen Schwierigkeitsgrad. Je geschickter ihr im Kampf trefft und gegnerische Angriffe abwehrt, desto höher ist der Multiplikator und daraus folgend auch euer Erfahrungspunktewert. Fable bietet also keine sinnlose Haudrauf-Action, wer intelligent kämpft erweitert seine Figur schneller. Soweit wäre diese einzigartige Auflevelsystem von Fable eigentlich schon perfekt, aber die Erfahrungspunkte allein sind im Spiel nur die halbe Miete. Wichtig ist nämlich auch, mit welcher Waffe ihr Gegner tötet. Fable unterscheidet dabei grob gesehen zwischen drei „Waffen“-typen: Nahkampfwaffen (Faust, Schwert, Hammer usw.), Bogen und Magie. Je nach eingesetzter Waffe erhält man nun zusätzlich zu den Erfahrungspunkten noch spezifische Punkte. Wobei hier die Entwickler von Fable sehr einfach gedacht haben und Nahkampfwaffen grundsätzlich der Stärke zuordnen, der Bogen fordert laut Fable die Fertigkeit und Magie schließlich die Willenskraft. Diese drei spezifischen Erfahrungspunktetypen profitieren natürlich genauso von dem durch euer Geschick gewachsenen Multiplikator. Bleibt also nur noch eine Frage offen: Was mache ich mit vier verschiedenen Typen von Erfahrungspunkten? Man kann es sich fast denken. Gewöhnliche Erfahrungspunkte plus die spezifischen ergeben jeweils Aufstufungen in den Stärke-, Fertigkeits- und Zauberwerten. Wobei es hier auch nochmal feine Abstufungen gibt. Stärke und Fertigkeit sind jeweils in drei Punkte unterteilt (Stärke: Körperbau, Gesundheit, Zähigkeit; Fertigkeit: Tempo, Zielgenauigkeit und List) die es jeweils aufzuleveln gilt. Anhand der Namen dieser Abstufungen erkennt man natürlich auch, in welche Richtung die Aufstufungen gehen, ich möchte dies hier nicht noch ausführlicher erklären. Die Magiepunkte lassen sich dann schließlich in noch mehr Abstufungen aufteilen, was letztendlich in einer ganzen Menge an Zaubersprüchen und einer stattlichen Anzahl Magic-Points mündet. Aber keine Angst, so kompliziert, wie das Level-System klingt, ist es bei weitem nicht. Zumal im Spiel sowohl während des Tutorials sowie beim eigentlichen Aufleveln alles genauestens erklärt wird.

Anhand des Levelsystems kann man jedenfalls sehen, wie ausgeklügelt aber auch gleichzeitig einfach die Charakterentwicklung bei Fable von statten geht. Nutzt ihr vor allem das Schwert als Waffe, werdet ihr vornehmlich kräftiger, bekommt also mehr Hitpoints und eine höhere Abwehr. Eure Heldenfigur quittiert euch das durch breitere Schultern und mehr Muskeln. Genauso ist es dann natürlich auch bei der Fertigkeit und der Magie... Man sieht euch also auch an, ob ihr ein grober Schlächter, ein listiger Räuber oder ein erfahrener Zauberer seid.

Wer nun denkt, das das Lösen von Quests und das damit verbundene bekannter- und berühmter werden sowie das Aufleveln bzw. Altern das Einzige ist, was Fable bietet, dem darf ich erzählen, dass es noch jede Menge andere Sachen zu entdecken gibt. Fable simuliert praktisch eine kleine, man könnte meinen mittelalterliche Welt. Es gibt mehrere Städte, die mit Handelswegen verbunden sind und natürlich auch vielen Bewohnern ein zu Hause schenken. In diesen Orten könnt ihr so allerhand anstellen. Natürlich zum einen das rollenspiel-typische Waffen-, Rüstungen- und Item-Kaufen, genauso ist es aber auch möglich, mal gepflegt in einer Kneipe abzuhängen und einen über den Durst zu trinken. Weiterhin könnt ihr Häuser aufkaufen, diese vermieten und wieder verkaufen. Natürlich ist auch jede Menge Interaktion mit den Bewohnern möglich, redet mit ihnen, beklaut oder verprügelt sie, lasst euch beim Glücksspiel abzocken, flirtet mit Frauen und Männern usw. Ihr könnte sogar heiraten und dann eure ehelichen Pflichten erfüllen. Oder aber auch nur dem Handel nachgehen und in einer Stadt günstig einkaufen und dann woanders wieder teuer verkaufen. Fable simuliert wie gesagt eine komplette, kleine Welt und ihr gehört dazu. Positiv auffällig ist auch der Nacht- und Tagwechsel. Zum einen, dass es ihn überhaupt gibt, ist ja nicht üblich bei Rollenspielen, zum anderen bringt dies natürlich auch wieder gewisse Spielelemente mit sich. Nachts haben Handler-Läden geschlossen, dafür dürft ihr euch anderweitig Zutritt verschaffen. Gleichzeitig sind auch weniger Wachen in den Städten unterwegs, was euch das Einbrechen in Häuser überhaupt leichter macht. Oder schaut einfach zu, wie irgendwelche Menschen besoffen aus der Kneipe kommen und nach Hause torkeln...

Fable bietet also jede Menge Interaktion mit eurer Umwelt, was sicherlich bei der Langszeitmotivation des Spielers ein ganz wichtiger Punkt ist. Die Hauptstory ist immer wieder gleich, aber was ihr in Albion anstellt, dass bleibt euch weitestgehend selbst überlassen.

Okay, nun dürftet ihr ungefähr wissen, was man in diesem Rollenspiel alles anstellen kann. Ihr könnt einer Hauptstory folgen, euch für die gute oder böse Seite entscheiden, ihr dürft vielfältig mit eurer Umwelt interagieren und bei alle dem läuft natürlich eure virtuelle Lebensuhr. Wobei mit 65 Jahren Schluss ist, ihr könnt also schon mal nicht an Altersschwäche sterben. Es wird natürlich niemanden wundern, das sich ein jünger Hüpfer etwas mobiler steuert, als ein ergrauter Greis, schön zumindest das die Entwickler des Spiels soweit gedacht haben...

Nun aber zu meiner Kritik an Fable. In der Einleitung habe ich euch ja schon erzählt, dass die Presse teilweise etwas enttäuscht über dieses Spiel schrieb und angesichts des riesigen Hype und der gemachten Versprechungen der Entwickler ist dies sicher auch kein Wunder. Wobei man sagen muss, dass das Spiel nun einfach von Microsoft eingefordert wurde, mit ein wenig mehr Entwicklungszeit hätten sicher auch noch einige der versprochenen Elemente ihren Weg ins Spiel gefunden. Aber es musste halt ein Vorzeige-Rollenspiel für die Xbox her und so wurde der Druck für Lionhead /Big Blue Box sicher unendlich hoch. Dennoch darf man Fable kritisieren und mir sind jede Menge Sachen aufgefallen, die man hätte besser machen können.

Punkt 1 wäre der Umfang des Spiels. Folgt man stetig den Hauptquests, kann man Fable in 10-15 Stunden durchspielen. Das ist einfach zu wenig für ein Rollenspiel. Natürlich bleibt die Geschichte des Helden auch immer wieder gleich, ich denke also, wenn jemand Fable einmal durchgespielt hat, für den verliert das Spiel schon mächtig an Reiz. Zwar kann man jede Menge ausprobieren, es gibt das Gut/Böse-Feature, die Interaktion mit der Umwelt, jede Menge Nebenquests... Ich bleibe aber dabei, wer sich die Geschichte einmal angesehen hat, der ist erstmal „gesättigt“. Ging mir jedenfalls so. Mein Rat also für Fable-Spieler, schaut euch schon beim ersten Durchspielen so viel wie möglich an.

Punkt 2 ist für mich dieser Gut/Böse-Schwerpunkt im Spiel. Wie ich im Bericht schon erwähnte, ist es ein relativ leichtes, den glorreichen Helden zu spielen. Sicher ist das von den Entwicklern auch so erhofft, dass sich mehr Spieler für die gute Seite entscheiden. Wer dagegen den bösen Weg einschreitet, der muss praktisch ständig gegen die Hauptquests ankämpfen, die eure Bekanntheit positiv fördern. Es ist also nicht ganz so einfach, das negative Level aufrecht zu erhalten, gleichzeitig macht es aber auch ziemlich viel „Spaß“, in einem Rollenspiel vom Klauen bis zum Morden alles Mögliche anstellen zu können.

Ein weiterer Punkt der mir an Fable nicht so gefällt ist diese vorgegaukelte Freiheit. Klar, im Prinzip kann man wirklich jede Menge ausprobieren. Ob man nun Albion auf eigene Weise erkundet, oder auch nur so einfache Sachen, wie eine Frau zur Heirat zu bewegen (bei Fable ist es wirklich leicht :-)). Trotzdem hat man das Gefühl Fable lenkt einen auf einer übergroßen roten Linie durch das Spiel. Es gibt zum Beispiel nur vordergründig eine zusammenhängende Welt, in Wirklichkeit besteht Fable aus vielen Karten, die durch Ladepausen aneinander gehängt wurden. Auf diesen Pfaden metzelt ihr Gegner und sucht Schätze. Es ist aber nicht so, dass man zum Beispiel wie bei einem Morrowind über eine Stunde einfach nur in eine Richtung laufen kann, dafür ist Fable einfach zu klein.

Weiterhin missfällt mir, dass das Altern in Fable zwangsläufig mit dem Aufleveln zusammenhängt. Als Beispiel: Prima zum Hochpowern seiner Spielfigur kann man die in der Hauptquest des Spiels verpackte Arena benutzen. Dies zwar nur durch einen weiteren negativen Punkt im Spiel (erkläre ich gleich), aber das ist ja erstmal egal. Jedenfalls kämpft man sich mehrmals durch die Gegner in der Arena bis zur letzten Runde und kann so einiges an Erfahrungspunkten einstreichen. Löst man diese dann ein, altert man vielleicht schlagartig von einem Mittdreißiger zum Rentner-Helden. Und das passt nun nicht so ganz...

Nun noch ein paar Kleinigkeiten, die man vielleicht bei einem eventuellen zweiten Teil von Fable verbessern könnte. Speichern ist im Spiel zum Beispiel so eine Sache. Hält man seinen Spielstand während einer Aufgabe fest, so werden nur die Heldendaten gespeichert, aber nicht euer Fortschritt bei der entsprechenden Quest. Klingelt es? Genau, wie ich das bereits anhand des Arena-Beispiels erklärt habe, es es dadurch ein einfaches, das Spiel zu betrügen. Gleichzeitig muss man größere Quests aber auch immer an einem Stück durchspielen, mittendrin kann man halt nicht speichern.

Allgemein finde ich Fable auch viel zu einfach. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass ich im Spiel auch nur einmal gestorben bin. Zum einen helfen schon die Wiederbelebungstränke, die einem beim Tod sofort wieder mit voller Energieleisten weiterspielen lassen, Fable ist aber auch so viel zu leicht. Ich hätte mir halt einfach einen stetig ansteigenden Schwierigkeitsgrad gewünscht. Levelt man seinen Charakter ordentlich auf, sucht ihm passende Metzelwerkzeuge und gute Rüstungen, dann wird man bis zum Ende des Spiels absolut keine Probleme haben. So einfach sollte ein Rollenspiel nicht sein.

Auch das Aufleveln an sich birgt Schwachpunkte. Man kann nicht besonders viel trainieren und erreicht trotzdem zumindest bei den Stärke- und den Fertigkeiten-Fähigkeiten schnell das Limit. Damit erhält man aber noch lange nicht einen fast unsterblichen Charakter, wie bei anderen Spielen. Irgendwie passt hier das Verhältnis nicht, wenn schon aufleveln, dann richtig (also praktisch als „Lebensaufgabe“) dafür möchte ich dann aber auch einen Helden, dem man praktisch nichts mehr anhaben kann.

Zuletzt habe ich auch noch an der Story von Fable zu meckern. Mehr als eine ausgelutschte Rachegeschichte wird nicht erzählt. Zwar gibt es im Spiel einige Wendepunkte, aber gerade zum Schluss hin wirkt die Geschichte wie abgehackt. „Okay, wie haben nur noch ein halbes Jahr Zeit für das Spiel, lass und die Story hier zum Ende bringen.“ So oder so ähnliche Gedanken kamen mir jedenfalls beim Spielen in den Kopf... Wer richtig aufpasst und ein feines Gefühl für nacherzählte Geschichten hat, dem (Achtung Spoiler) dürften allein schon bei der Stimme von Maze komische Vermutungen einfallen. Mir ging es jedenfalls so und ich lag absolut richtig.



..:: Grafik ::..

Fable schaut einfach gut aus und das in seiner Gesamtheit. Zum einen eure Umwelt, welche wirklich sehr atmosphärisch und detailliert programmiert wurde. In Wiesengebieten erwarten euch einzelne im Wind wehende Grashalme, in Wäldern dagegen realistisch geformte Bäume mit einem Echtzeitschatten. Auch die einzelnen Städte mit ihren Häusern und Märkten sind eine Augenweide. Ebenfalls gelungen ist das Charakterdesign. Allein die Gegner sind detailreich und mit vielen realistisch wirkenden Bewegungen animiert. Genauso die meisten Stadtbewohner, die obendrein über eine aussagekräftige Mimik verfügen. Und zuletzt natürlich euer eigener Charakter. Lange Haare wehen im Wind, harte Kämpfe hinterlassen Narben auf eurem Körper, Rüstungen und Waffen spiegeln sich im Licht. Auch die verschiedenen Zauber sehen atemberaubend aus und beeindrucken teilweise mit sehr tollen Transparenzeffekten.

Fable ist zudem sehr sauber programmiert. Möglich gemacht wird die grafische Pracht zwar durch viele (leidige) Ladepausen und ein ständiges Datenschaufeln (das DVD-Laufwerk der Xbox ist praktisch ständig am Arbeiten), jedenfalls gibt es im Spiel kaum Pop-ups oder grafische Fehler. Zwar hätte manche Textur etwas detaillierter sein können, aber dass fällt sicher nur dem detailverliebten Grafikfetischisten auf.



..:: Sound/Soundeffekte ::..

Fable ist ein Genuss für die Ohren. Der Soundtrack wurde von einem Film-erfahrenen Komponisten (Name ist mir gerade entfallen) erarbeitet und durch ein komplettes Orchester eingespielt. Passend zum Spielgeschehen bekommt man ruhige Streichereinlagen genauso wie düstere, fast mystisch anmutende Klänge zu hören. Allgemein hält sich die Musikuntermalung aber vornehm zurück, auch wer auf markante und einprägsame Melodien gespannt ist, der wird bei Fable enttäuscht. Der Sound plätschert also eher vor sich hin, als das er zum Mitpfeifen einlädt.

Phantastische Arbeit wurde auch bei den Soundeffekten geleistet. Praktisch eine komplette Welt wurde akustisch simuliert, vom Vogelzwitschern bis zum lauten Treiben eines kleinen mittelalterlichen Dorfes. Auch der Held selbst gefällt mit verschieden klingenden Waffen dem Spielerohr.



..:: Lokalisierung ::..

Fable ist in der heimischen Version komplett in deutscher Sprache. Es wurden also nicht nur alle Texte und Menüs lokalisiert, nein in Fable wird auch jede Menge gesprochen und die deutschen Sprecher sind wirklich sehr passend ausgesucht. Teilweise erkennt man sogar bekannte Synchronstimmen wieder. Jedenfalls ist es eine Freude für die Ohren, Fable „zuzuhören“. Schon allein der Erzähler der Hauptstory trägt seine Verse sehr passend und eindringlich vor, aber auch nur schlichte Sprachpassagen, wie sie manche Dorfbewohner von sich geben, ertönen glaubwürdig und ausdrucksvoll.



..:: Fazit ::..

Fable ist ein tolles Spiel, daran hat sicher kein Spieler Zweifel. Man findet durch das anfängliche Tutorial schnell Zugang zum Spielprinzip und zur Steuerung. Diese ist mit ihrer etwas komplizierten Padbelegung zwar gewöhnungsbedürftig, nach kurzer Zeit bewegt man seinen Helden aber zielsicher und intuitiv durch Albion.
Einzigartig ist an Fable vermutlich das detaillierte Simulieren einer eigenen kleinen Welt. Ihr könnt auch abseits der Hauptstory jede Menge in Fable anstellen und seid so einige Stunden extra beschäftigt. Für zusätzliche Spiellaune sorgt zudem die Möglichkeit neben einem strahlenden Helden, mal die abgrundtief böse Seite zu erkunden, auch wenn hier für meinen Geschmack etwas geschlampt wurde. Es macht jedenfalls mehr Arbeit eine Spielfigur heranzuzüchten, die negativ behaftet ist, als einfach den Hauptquests zu folgen und so zwangsläufig den Saubermann zu erhalten.
Überhaupt, Fable bietet einige Macken, von der kurzen Spielzeit, über die ausnutzbare Speicherfunktion, bis hin zum ans Altern gekoppelte Auflevelsystem. Am Hitpotenzial dieses Spiels können diese kleinen Mängel aber kaum kratzen. Grafisch und akustisch macht auf der Xbox kaum ein Game Fable etwas vor, und diese beiden Komponenten tragen auch hauptsächlich die sehr gelungene, tiefe Atmosphäre. Wenn ich Fable gespielt habe, dann bin ich für ein paar Stunden der Held (oder der Bösewicht), ich steuere die Hauptfigur nicht nur.
Mir hat Fable jedenfalls ziemlich viel Spaß gemacht und deshalb vergebe ich auch fünf Ciao-Sterne.



Fable
Entwickler: Lionhead/Big Blue Box
Action-Rollenspiel für die Xbox
Preis: 40 - 60 Euro (auch mal bei Ebay schauen)
komplett in deutscher Sprache
jederzeit speicherbar (mit Einschränkungen, siehe Text)
Altersempfehlung: ab 12 (laut Packung)

27 Bewertungen, 1 Kommentar

  • anonym

    12.09.2005, 16:35 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    dann wohl mal testen.