Fable (Xbox Spiel) Testbericht

ab 18,64
Auf yopi.de gelistet seit 09/2010

5 Sterne
(6)
4 Sterne
(3)
3 Sterne
(2)
2 Sterne
(1)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von ocirnes

Stürzt euch in die Gefahr!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Stardesigner Peter Molyneux sollte jedem Zocker ein Begriff sein. So schafft es der gute Herr doch immer wieder, die Spieler in zwei Lager zu spalten. Die Games haben auf der einen Seite viele frische Ideen, es gab unglaubliche Ankündigungen und wenn dann schließlich das Spiel im Laden steht, sieht es mitunter ganz anders aus. Features fehlen oder aber auch das schönste und innovativste Gameplay bietet nur sehr wenig und immer wiederkehrende Elemente, die schon nach einiger Zeit keinen Spaß mehr machen. Nachdem sich viele Spieler zuletzt bei Black & White entweder ärgerten oder freuten, weil sie der Kreatur im Spiel immer wieder sagen mussten, was zu tun war oder wohin sie zu gehen hatte, folgte bereits die nächste Ankündigung eines noch innovativeren Spiels. Anfangs noch als "Project Ego" bezeichnet, wurde daraus später "Fable". In diesem Rollenspiel sollte sich der Spieler, ähnlich wie in den anderen "God-Games", frei zwischen dem Erwachsenwerden eines guten oder bösen Helden entscheiden können. Erste Features kündigten sogar an, dass die Bäume wachsen sollten und es eine freie Welt zum erkunden und verändern geben würde. Entwickelt wurde das exklusiv für die Xbox angekündigte Game vom Sattelitenteam der Lionhead Studios "Big Blue Box". Was aus dem epischen Rollenspiel, in dem jede Entscheidung eine Konsequenz für den Spielverlaufe haben sollte, geworden ist, soll das folgender Testbericht klären.

Zeit für einen Helden

Eine besorgte Dame hat in der Heldengilde einen Auftrag hinterlassen. Es geht um die Rettung ihrer Enkelin. Nähere Infos erzählt die Dame vor ihrem Haus, nachdem sich der Held während der Nacht durch den Wald bis zu ihr durchgeschlagen hat. Die verstreuten Banditen und Insekten hatten keine Chance gegen das neu erworbene Schwert. Die erste Spur führt zu einem Eingang der Hobb-Höhlen, der sich gleich nebenan hinter einigen Sträucher verbirgt. In den dunklen und modrigen Höhlen schleicht man sich behutsam voran, um das Eindringen möglichst lange geheim halten zu können und nicht gleich Gegner-Massen auf sich aufmerksam zu machen. An der ersten Tunnelbiegung wird man dann auch schon fündig. Einige Hobbs schieben hier vor einem großen Tor scheinbar Wache. Jetzt schnell den Mehrfachschuß aktivieren und die Gegner werden blitzschnell mit dem Bogen aus der Distanz angegriffen und ausgeschaltet, bevor sie einen Nahangriff starten konnten. Einige wenige weitere Gegner wurden zwar auf den Helden aufmerksam, doch nacheinander stellen sie kein Problem dar. Jetzt schauen wir mal, was hier so wichtig bewacht wurde. In der Kammer findet man neben einigen Gegnern, die uns scheinbar schon freudig, angelockt von dem Lärm, auf der anderen Seite erwarten, auch eine Reihe an Käfigen. Schnell wird die Lage unter Kontrolle gebracht und ein Gefangener wird befreien, der sich bei der weiteren "Höhlen-Forschung" zeigt. So metzeln die beiden nun zusammen durch die restlichen Teile des Stollensystems und gelangen nach mehreren Abschnitten schließlich bis zu einer Art Opferkammer. Hier sieht man auch schon recht schnell das gesuchte Mädchen, das in einer Art Kraftfeld gefangen gehalten wird. Doch so leicht wird das Wesen das Mädchen nicht gehen lassen. Im nun folgenden Kampf muss sich der Held nicht nur mit den vielen beschworenen Kreaturen beschäftigen, sondern sollte sein Hauptaugenmerk auf das fliegende Ungeheuer richten und neben dem Schwert immer mal wieder zum Bogen greifen, um den Gegner möglichst schnell aus der Luft zu holen. Doch der Rückweg ist nicht so gefahrlos, wie man anfangs meint. In einem letzten Aufschrei der Verzweifelung versuchen die Hobbs den Helden aufzuhalten. Doch dank Heilzauber sind Kratzer und Blessuren schnell wieder geheilt und das Quest bald erfolgreich abgeschlossen, was neben Gold auch etliche Erfahrungspunkte auf's Heldenkonto bringt.

Die Steuerung

Die Steuerung des Helden durch die wunderbare 3D Welt erfolgt mit Hilfe des linken Analogsticks. Damit man sich nicht verläuft, gibt es im oberen rechten Bildschirm eine Karte, die auch herangezoomt werden kann und dort dann wichtige Punkte beschriftet anzeigt. Auf der Karte erkennt man gleich anhand von blinkenden Symbolen, in welche Richtung man für den nächsten Questauftrag gehen muss. Entsprechende Balken repräsentieren die Gesundheit bzw. den Manavorrat. Am unteren Bildschirmrand findet man zwei Quick-Action-Menüs. Auf der linken Seite findet man durch vier Icons die Steuermöglichkeiten des Steuerkreuzes. Im Kampf bzw. wenn man angeschlagen ist, wird hier für "Steuerung Links" Benutzung eines Gesundheitstrankes, Essen von Nahrung, etc, angezeigt. Nach "Rechts" die Willenstränke für Mana-Auffrischung. "Nach Unten" ist dafür vorgesehen, Begleiter zu befehligen (Folgen und Stoppen) und mit dem Steuerkreuz nach oben klappt sich ein umfangreiches Menü auf, in dem man unterschiedliche Ausdrucksmittel (lachen, lügen, loben usw.) anwenden oder Gegenstände übergeben kann. Auf der rechten Seite liegt auf A, B, X und Y ein ähnliches Menü, dass im Kampf für Deckung und Angriff oder aber Aktion sorgt. Was leider überhaupt nicht gelungen ist, ist die Handhabung des Magiemenüs. Hierzu muss man die rechte Schultertaste gedrückt halten und schon kann man über X, A und B drei unterschiedliche Zauber wirken lassen. Da es im Spiel jedoch eine Vielzahl an Zauberspürchen gibt, passen diese nicht alle auf drei Tasten und mit der Y-Taste kann man durch die Liste blättern. Problem ist dabei nur, dass man im Kampf keinerlei Zeit hat, sich erst noch durch das Menü zu wurschteln, um einen bestimmten Zauber zu finden. Hier muss man sich möglichst drei Zauber hinlegen, mit denen man gut das ganz Spiel durchhalten wird. So z. B. körperliches Schild, Heilung und Verstärkung des Schwertes. Eigentlich sollte jedem Tester des Studios auffallen, dass dies zu umständlich ist und es eine gescheite Magieanwendung damit kaum möglich macht. In welcher Reihenfolge die Zauber angezeigt werden, kann konfiguriert werden, allerdings ist dies sehr umständlich, genau wie andere Inventarverwaltungsaufgaben beim Aussortieren oder Kaufen. So kann man beispielsweise, wenn es 40 Äpfel im Laden gibt, nur entweder einen Apfel oder alle Äpfel kaufen. Ansonsten sind die Menüs jedoch sehr übersichtlich gestaltet. Im Gegensatz zum Schwert ist die Anwendung des Bogens etwas kniffliger. Hier muss man nicht nur einfach die Schlagen-Taste drücken, sondern man muss mit der linken Schultertaste den Gegner anvisieren und durch Gedrückthalten fixieren. Dazu dann noch die X-Taste drücken, so dass der Bogen gespannt werden kann (Je länger man hält, desto stärker der Schuss). Damit man beispielsweise von Gegnern, die mit Steinenwürfen angreifen, nicht getroffen wird, kann man mit dem linken Stick auch mit Seitwärtsschritten ausweichen. Sehr unangenehm fällt dann die Zoomfunktion auf, die man durch Eindrücken des linken Sticks aktiviert, was in der Hektik des Kampfes sehr leicht passiert. Warum die Entwickler hier beispielsweise den Zoom nicht auf die schwarze Taste gelegt haben und man mit der weißen Taste zwischen Schwert und Bogen wechseln kann, ist unverständlich.

Grafik & Sound

Nun aber mal wieder etwas positivere Sachen zu Fable. Und das wäre die Grafik. Hier haben die Entwickler wirklich ausgezeichnete Arbeit geleistet. Die Welt bzw. Abschnitte des Spiels wirken wunderbar detailliert. Da man in den Abschnitten nicht vom Pfad abweichen kann, haben die Entwickler jedoch eine gute Möglichkeit genutzt, die "Kulisse" um den Pfad herum ansprechend zu gestalten, so dass die Linearität nicht ganz so stark auffällt. Sehr beeindrucken kann die Weitsicht des Spiels bei exzellenter Grafikqualität und ohne spürbare Ruckler. Um dies zu bewerkstelligen, griffen die Entwickler auf einen kleinen Trick zurück und so erstrahlt die Grafik nur mit 16 Bit Farbtiefe und die eingesparte Rechenleistung wird woanders benutzt. Bis auf einige wenige Ausnahmen war es auch nur bei sehr genauer Betrachtung möglich, dies im Spiel zu erkennen. Doch da ist ein flüssiges Game eindeutig die bessere Wahl als zwingend 32 Bit. Dazu gibt es sehr detailliert gestaltete Charaktere, wobei insbesondere der Held und einige stärkere und größere Gegner sehr zu gefallen wissen. Je nach Gesinnung fliegen beispielsweise kleine weiße Schmetterlinge um den Helden und man läuft mit einem Heiligenschein herum. Die Sträucher wiegen sich im Wind und die Tag-/ Nachtwechsel sind sehr eindrucksvoll geraten. Schönste Wasseroberflächen dürfen natürlich genauso wenig fehlen wie allerlei Staub, Dreck und Splitter-Partikeleffekte. Erfreulicherweise ist die deutsche Version auch ungeschnitten und die wenigen Blutspritzer sind vorhanden, ebenso wie der finale Schwertstich gegen Gegner, die am Boden liegen. Das Spiel liegt in der deutschen Version multilingial vor. Durch Umstellen der Xbox auf Englisch bekommt man die Möglichkeit, das Spiel auch im Originalton zu erleben. Bis auf einige Kleinigkeiten ist die Synchronisation jedoch insgesamt recht gut geworden. Da stört es eher, dass beispielsweise die immer wieder gleichen Sprecher bei den NPCs sprechen oder aber Inkonsequenz bei der Übersetzung der Texte. Überwiegend wurden Ortsnamen nicht übersetzt und so findet man den "Withwood" im Spiel. Auch bei den Namen der NPCs trifft man auf der einen Seite auf Personen wie "Whisper" während ein naher Verwandter auf den Namen "Donner" hört. Ganz ungünstig bei diesen beiden ist es dann, wenn sie in der gleichen Szene nebeneinander auftauchen und man eine Mischung präsentiert bekommt. Sehr viel unangenehmer fällt es da auf, dass der Held im ganzen Spiel bis auf ein "Folgen" oder "Warten" zu Begleitern nichts sagt. Aber dafür gibt es allgemein recht passende und stimmige orchestrale Musikstücke, die wunderbar zur Atmosphäre des Spiels passen und sich dynamisch an das Spielgeschehen anpassen. Egal ob man gerade gegen Massen an Gegner kämpft oder aber durch die Lande zieht und von den Leuten bejubelt wird ( Das Hauptthema wurde vom Filmkomponisten Danny Elfman (u.a. Batman) komponiert). Oft wiederholende Zurufe der NPC nerven da schon deutlich eher, wenn man laufend die gleichen Texte zu hören bekommt und man sich "Titel" wie anfangs z. B. noch "Hühnerschreck" anhören muss. Nervig waren auch die Kinderstimmen, die von Erwachsenen mit verstellter Stimme eingesprochen wurden, was besonders atmosphäretötend bei der Schwester des Helden aufgefallen ist.

Meinung

Das in Fable nicht alles enthalten sein wird, was angekündigt wurde, damit habe ich eigentlich gerechnet und dass z. B. Bäume nicht wachsen, ist mir daher auch recht egal. Viel mehr ärgere ich mich über die sehr kurze Spielzeit oder die Übermacht des körperlichen Schildes. Generell verläuft leider die Charakterentwicklung auch immer gleich und man steigert zwangsläufig fast alles aufs Maximum. Zum erneuten Durchspielen wird man nicht gerade motiviert, insbesondere weil auch die Möglichkeit zwischen Gut/ Böse recht beschränkt ist und hier deutlich mehr möglich gewesen wäre. Aber auch die sehr umständliche Magiesteuerung hindert daran, mal andere Varianten zu versuchen. Aber auf der anderen Seite kann Fable auch sehr begeistern und viel Spaß machen. Ganz vorn steht natürlich die Grafik, welche erstklassig gelungen ist. Dazu gibt es abwechslungsreiche Quests, interessante (Zwischen-) Gegner und insgesamt eine schöne Mischung aus Action, Quests und Story. Was Fable nur fehlt, ist irgendwie etwas Besonderes, was wirklich durchdacht ist und nicht nur unwichtiges Goodie. Wer nach den ganzen Ankündigungen und Versprechen auf der Packungsrückseite ein Spiel erwartet, in dem wirklich jede Handlung eine Reaktion bewirkt und Auswirkungen hat, wird bitter enttäuscht. Doch wer ein Action-RPG mit schöner Grafik möchte, erhählt ein schönes Spiel, das mich bis in die Nacht hinein begeistern konnte und daher die doch noch recht hohe Wertung erhält.