Auf den Schwingen des Adlers (Taschenbuch) / Ken Follett Testbericht

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ab 7,54
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Summe aller Bewertungen
  • Handlung:  durchschnittlich
  • Niveau:  durchschnittlich
  • Unterhaltungswert:  durchschnittlich
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Stil:  nüchtern

Erfahrungsbericht von alteSchwedin

Nicht so überzeugend

Pro:

Tatsachen, tolle Story

Kontra:

die Umsetzung, viel zu viele Personen wuseln durch die Handlung, vermag nicht so richtig mitzureißen

Empfehlung:

Ja

Heute jedoch will ich mich mit einem Roman beschäftigen, den ich vor ziemlich langer Zeit schon einmal gelesen habe. Es handelt sich um „Auf den Schwingen des Adlers“ von Ken Follett. Eine unglaubliche Story aus dem Iran zur Zeit der Revolution 1978/1979, die jedoch eine wahre Geschichte ist, wurde hier von Ken Follett niedergeschrieben. Doch damit ihr versteht, wie schwer es mir fällt, zu glauben, dass diese Geschichte wahr ist, muss ich euch erstmal was zum Inhalt erzählen.

Die Firma EDS ist darauf spezialisiert, computergesteuerte Sozialversicherungssysteme überall in der Welt aufzubauen und zu betreiben. Ross Perot baute diese Firma zu einer der größten in der Welt auf. Er ist inzwischen Multimillionär. Auch im Iran des Jahres 1978 baut EDS ein Sozialversicherungssystem auf. Doch dann kommt es plötzlich zu Unruhen und der Schah flieht aus dem Land. Die neue Übergangsregierung jedoch nimmt Paul Chiapparone und Bill Gaylord, die beiden höchsten Manager von EDS im Iran, ohne Angabe von Gründen gefangen. Angeblich sollen sie nur zu Vernehmungen in Bezug auf Korruption im Gesundheitsministerium zur Verfügung stehen. Doch dann wird eine Kaution von über 12 Mio. $ festgesetzt, während ein Mörder nur eine Kaution von 20000 $ bekam.
Alle Versuche, politischen Druck auf die iranische Regierung auszuüben, scheitern und so entscheidet sich Ross Perot zu einem ungewöhnlichen Schritt: Er heuert einen Oberst a.D. an, der ein Befreiungskommando anführen soll, und die höchsten Manager von EDS reißen sich geradezu darum, mitmachen und sich in die Höhle des Löwen, nach Teheran, begeben zu dürfen.
Doch als das Team, die „Adler“, schließlich in Teheran ankommt, gibt es erstmal nichts für sie zu tun. Chiapparone und Gaylord sitzen in einer wahren Festung ein und auf den Straßen machen die islamischen Revolutionäre, was sie wollen. Zwar ist der Ayatollah Khomeini wieder aus dem Pariser Exil zurückgekehrt, aber auch er kann die vielen einzelnen revolutionären Gruppen nicht auf Anhieb vereinen.
Der Befreiungsplan scheint aussichtslos, bis der Mob das Gefängnis stürmt und so können Chiapparone und Gaylord entkommen. Doch das heißt noch lange nicht, dass sie auch nach Hause können. Denn die antiamerikanische Stimmung ist auf dem Höhepunkt und ein Flugzeug, um sie auszufliegen, ist nicht zu bekommen. Also entscheidet sich das Team dafür, die beiden auf dem Landweg über die Grenze in die Türkei zu bringen. Doch ohne Pässe, denn die hat ja das iranische Justizministerium, ist das ziemlich schwierig...

Wie ihr schon seht, ist die Geschichte ziemlich kompliziert und an sich schon unglaublich. Doch wenn man dann noch von den einzelnen Situationen liest und welches unheimliche Glück das oft mit im Spiel war, dann wird man noch skeptischer. Und auch, dass Ross Perot und die anderen hohen EDS-Manager sich so für zwei ihrer Kollegen einsetzen, ist zwar heldenhaft und „gut“, aber doch nicht ohne weiteres zu glauben. Denn es geht ja nicht um irgendwelche Kleinigkeiten, sondern sie, alle Männer mit Familie, könnten bei dieser Aktion sogar ihr Leben lassen. Ich gehe jedoch einmal davon aus, dass die Geschichte, so unglaublich sie klingt, wahr ist. Dann ist sie einfach wie gemacht für einen Roman. Die Story bekommt volle Punktzahl!
Doch nun zur Ausarbeitung des Buches. Ken Folletts Stil kenne ich ja nun mittlerweile, und ich würde nicht so viel Bücher von ihm lesen, wenn er mir nicht gefallen würde. Doch diesmal hat mir eine Hauptperson gefehlt, ein Held, bei dem man eine Entwicklung erkennen kann. Sicherlich erkenne ich an, dass in „Auf den Schwingen des Adlers“ Tatsachen aufgeschrieben wurden und dass die Personen real sind, doch von einem Roman erwarte ich mehr. Denn wenn ich nur Tatsachen lesen will, schaue ich in die Zeitung. Die Tatsache, dass es keine echte Hauptperson gibt und dass viel zu viele Personen eine Rolle spielen, wirkt stark schmälernd auf das Lesvergnügen. Da sind die beiden Gefangenen, das Rettungsteam, verschiedenste iranische Mitarbeiter, das Botschaftspersonal, Personen aus der iranischen Regierung und nicht zuletzt das Team in Dallas, das alles von außen organisiert, und die Familien der Beteiligten. Ich könnte das jetzt noch fortsetzen...
Und dadurch fehlt der Story irgendwie die nötige Eigendynamik. Man fiebert einfach nicht mit dem Helden mit, weil es einfach keinen gibt. So fehlt der Story ein Mittelpunkt, eine Person, um die sich die Handlung schart. Und das erwarte ich von einem guten Roman. Also: Tolle Story, wie man sie kaum hätte besser erfinden können, doch viel zu viele Personen und eine gewisse Unruhe innerhalb der Story werten den Roman gewaltig ab! Doch die geschichtlichen Geschehnisse sind wunderbar wiedergegeben.

„Auf den Schwingen des Adlers“ von Ken Follett erschien erstmals 1983 unter der ISBN 3-7857-0344-9 im Gustav Lübbe Verlag.
Die englische Originalausgabe mit dem Titel „On wings of eagles“ erschien ebenfalls 1983 bei William Morrow and Company, Inc., New York. Die Übersetzung machten Christel Rost und Gabriele Conrad.

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