Italien Testbericht

Italien
ab 105,00
Paid Ads from eBay.de & Amazon.de
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003

5 Sterne
(20)
4 Sterne
(5)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(1)
0 Sterne
(1)

Erfahrungsbericht von MonsterPaps

Pasta – basta!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Was man zuerst einmal wissen muss:

Souvenir-Tipp: Keramikarbeiten sind nette Mitbringsel. Das gilt auch für frisches Olivenöl und teuflisch scharfe Pasta-Soßen.

Restaurant-Tipp: "Bei Mama", in den vielen einfachen Tavernen, schmeckt die kalabrische Küche so wie sie ist: naturbelassen, ehrlich, stark und würzig im Geschmack. Fast alle Soßen basieren auf Tomaten und/oder Paprika und/oder Chili. In den Bergen schmecken Pilzgerichte köstlich, an den Küsten ist Schwertfisch und Thunfisch allgegenwärtig. Die Weine der Region sind ehrlich, ohne aber an großen Tropfen heranzureichen.

Hotel-Tipp: Die einfachen Hotelanlagen "Stromboli" am Stadtrand von Tropea besteht aus mehreren Häusern und Appartements. Toll: Meerblick, bei klarem Wetter bis hinüber zum feuerspuckenden Stromboli, eigener Strand.

Geheim-Tipp: Vieles in Kalabrien ist liebenswert – die Straßenbeschilderung leider aber meist chaotisch. Da weisen z. B. an einer Kreuzung gleich sechs Schilder auf ein und dasselbe Ziel hin, während an einer andere Kreuzung jeder Streckenhinweis fehlt. Deshalb: Unbedingt gutes Kartenmaterial besorgen, z. B. das Kutschenmuseum (Podere delle Carozze) in Catanzaro zu finden.

Ticket-Tipp: Kalabrien steht pauschal nur bei wenigen deutschen Anbietern im Programm, z. B. bei FTI oder beim Kalabrien-Reiseservice (http://www.kalabrien-reisen.de). Linienflüge (meist via Mailan) bietet auch Alitalia an. Kalabrien lässt sich ideal auch auf eigene Faust bereisen – wem die weite Autoanreise nicht zu lange dauert.

Info-Tipp: Das staatliche italienische Fremdenverkehrsamt ENIT in München (Tel. 0 89/53 13 17) ist bemüht, hat aber außer bunten Prospekten wenig zu bieten.
---------------------------------------------------------------------------------------------------
Aber jetzt zum eigentlichen Thema:

Im schneeweißen Ferienflieger soften die guten alten „Moody Blues“ beim Landeanflug auf Lamezia Therme aus den Lautsprechern ihre „Nächte im weißen Satin“. Stunden später holt. die Urlauber die Realität ein — und die kann sich auch ohne den Glitzerstoff sehen lassen. Die Nächte in Kalabrien leuchten unter tausend und mehr Sternen. Wild und romantisch. Glasklare Luft, kaum Industriedreck und tief-blaues Wasser. Hier, wo der Stiefel ganz heftig an die Spitze drückt, ist Italien noch „bella“: Einfach, bescheiden, nicht so überlaufen und überaus gastfreundlich.

Kalabrien. Steilküste mit dramatischen Abgängen und romantischen Badebuchten im Westen, am tyrrhenischen Meer (mare tirreno). Flache weite Sandstrände im Osten, am ionischen Meer (mare iónio). Insgesamt umfasst Kalabriens Küstenlinie rund 800 Kilometer. „Bedrängt“ werden beide Meerseiten, die an der engsten Stelle knappe 40 Kilometer auseinander driften, von eindrucksvollen Bergen, die locker und leicht 1000 Meter übersteigen. Dazu kommen sympathische Hügeldörfer und mehr als 450 000 Hektar Wald - viel Pinie und sattes Grün.

Nur gute zwei Stunden Flugzeit vom Münchner Airport entfernt, ist der tiefe Süden des italienischen Festlandes "wie im Fluge" erreicht. Mit dem Auto dauert‘s zwei Tage. Lamezia Therme. Der nicht mehr ganz elegante Kurort mit seinem nicht mehr ganz taufrischen Flughafen hört im internationalen Fliegerlatein auf die nette Abkürzung "suf". Der macht seinem Namen allerdings keine Ehre, denn er bietet wenig Service: kaum was zu trinken, kein duty free (Zigaretten, Alkohol, Duftwässer also vorher besorgen). Ansonsten reizen an Lamezia die breiten Straßen, die schnell an die Meere führen...

Catanzaro Marina am Golfo di Squillace präsentiert sich als Badeort wie Bambini-Bilderbuch: flacher Sandstrand, eine kleine Promenade, dann eine zweispurige Straße, die von einer Cafe- und Ristoranto-Zeile abgelöst wird.. Vespas, dreirädrige Ape´s sowie Fiat, Alfa und Co. knattern und hupen um die Wette.

Wer´s ruhiger liebt, fährt weiter die Küste entlang bis Castello. Kleine Ortschaften mit unspektakulärer touristischer Infrastruktur, die sich durch Bescheidenheit auszeichnet, reihen sich an der Straße entlang. Wichtig ist: An zahlreichen Stellen laden über gut 20 Kilometer feiner Sand und ein seicht abfallender Strand zum Baden ein. Von der Überlandstraße 106 sind´s meist einige wenige Kilometer Fahrstrecke. Auch einige touristische Anlagen, die freilich schon bessere Zeiten gesehen haben, bieten an diesem
Küstenabschnitt Bett, Fett und Unterhaltung a-go-go.

Interessant für Fotofreunde ist "der Kamera-Schuss" auf die mittelalterliche "Le Castella", die auf einer kleinen Insel in Strandnähe liegt. Übrigens: Den besten (Foto-)Blick hat man etwa ab 30 Minuten vor Sonnen-Untergang vom 1000 Meter entfernten "Club La Castella". Und außerdem: Von der Festung weiter bis Crotone zu fahren, lohnt nicht, erst danach wird´s wieder nett...

Szenenwechsel: Im Hinterland führt ein eigens ausgetüftelte Tour ins Gebirge (La Sila). Von der Küste bei Catanzaro geht´s via Simeri Crichi nach Zagarise und Sersale. Links und rechts des Weges ist Landwirtschaft angesagt: Getreide, Orangenhaine, Olivenbäume. Eselskarren und Pferdefuhrwerke – vieles erledigt der Landmann hier noch in Handarbeit.

Die Straße windet sich immer höher hinauf, bis auf 1200 Meter. Es wird kühler, was nach der Hitze am Meer beinahe wie ein Fishermans-Schauer wirkt. Serpentinen, Mischwald, Bergseen, die eher Stauseen ähneln. Von Frühjahr bis Herbst lässt sich das teilweise als Nationalpark ausgewiesene Gelände gut erwandern. Zurück an der Küste führt die Tour über Bianchi und Córaci zur Autostrada A 3 und endet via Lamezia bei Pasta und Vino in Catanzaro Marina.

Ein Blick ins Geschichtsbuch:
Kalabrien war über Jahrhunderte Heimsatt vieler Völker und Kulturen, die an den Küsten landeten. Vielleicht rührt aus diesem "Mix" die sprichwörtliche Gastfreundschaft eines Landstriches, der in Europa der Neuzeit nicht unbedingt in der ersten Schlagzeilen-Reihe spielt – sieht man von diversen Flüchtlingsdramen der letzten Monate sowie von gelegentlichen "Mafia-News" einmal ab. Das war einmal anders, was an den Küsten heute noch Schauplätze des großgriechischen Epos belegen. Namen wie Pythagoras, Milon und die Kraniche des Ibykus gehören zu Kalabrien wie in der Geschichte auch die Byzantiner, die Normannen, die Aragonier und die Bourbonen. Sie alle hinterließen ihre Spuren, die jetzt von Kirchen und Schlössern abbröseln, aber noch vorhanden sind.

Zurück in die Gegenwart:
Auf der westlichen Stiefelseite, am hohen Spann sozusagen, ist das hübsch gelegene Tropea, ein touristisches Muss. Gut beraten ist, wer in diesem Städtchen mit seinen engen Altstadt-Gassen und vielen Barock-Palazzi zwei, drei Tage bleibt und auch erlebt, wie die Piazza immer wieder abends zu italienischem Leben erwacht, wenn die Ausflugs-Busse längst das Weite gesucht haben. Tropea hat Charme, geizt nicht mit Prisen voller Morbidität, bietet viel Atmosphäre, hat zwei ordentliche Strände und zahlreiche Ristorante, in deren Küchen Mama die Chefin ist un auf Miracoli pfeift. Man schmeckt´s...

Auf der Weiterfahrt an der Steilküste lang (Grobrichtung Reggio) sind viele Stopps und Pausen vonnöten – immer wieder grandios präsentieren sich die Ausblicke. Das wohl spektakulärste Stück der tyrrhenischen Küste erstreckt sich zwischen Santa Domenica, dem Capo Vaticano (Achtung: Wegweiser sind schwer zu finden!!!) und Nicótera. Felsen, die schnurstracks und gut 100 Meter nach unten fallen. Verträumte Buchten, die teilweise nur vom Wasser erreicht werden können. Dazu schimmert das Meer derart in blau und grün, als ob es irgendeinem Karibik-Gewässer Paroli bieten müsste.

An klaren Tagen liegen die eolischen Inseln mit ihrem Dauer-Feuerteufel wie zum Greifen nah vor der Küste. Regelmäßig, beinahe jeden Tag, spuckt der Vulkan Stromboli auf der gleichnamigen Insel seine feurige Fracht sehr dosiert aus. Es werden Boottrips hinüber angeboten – auch der Aufstieg auf den Vulkan ist möglich. Nun ja: Wer sich unbedingt heiße Füße holen will...

Fazit:
Kalabrien ist geprägt durch seinen Reichtum an Kontrasten, seine Natürlichkeit, seine kinderfreundlichen Strände und durch symphatische Gastgeber, die modischen Schnick-Schnack nicht nötig haben.
Ich kann nur sagen: Mir hat es dort sehr gut gefallen und kann Kalabrien nur für jeden Italienfreund und auch für alle anderen weiter empfehlen!

7 Bewertungen