Mobbing Testbericht

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Erfahrungsbericht von TurboFranky

Bewusste Fallen gestellt

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Das Fazit direkt zu Beginn dieses Berichtes, dann wisst ihr, ob Weiterlesen für Euch Sinn macht. Als Mobbing-Betroffener glaube ich aus eigener Erfahrung dass zwei der Regel, die von Mobbing-Experten gegeben werden, absolut stimmen:
a) Wehre den Anfängen und zögere nicht, Mobbing sofort öffentlich zu machen. Nur dann hast Du eine Chance!
b) Wenn die Situation sich verwickelt hat, verlasse den Betrieb und entziehe Dich dem Umfeld.

WIE ALLES BEGANN
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Aufgrund einer saublöden Auffassung von Liebe bin ich vor eineinhalb Jahren meiner „Verflossenen“ nach der Trennung nicht nur nachgezogen, sondern habe mir auch noch einen Job in ihrer Firma organisiert (hatte da schon früher mal gearbeitet und sie dort übrigens auch kennengelernt). Weiss der Henker, was ich damit beweisen wollte. Aber das ist ja auch ein anderes Thema. Nun gut, im Job „klappte“ die Zusammenarbeit einigermassen, wir liessen uns gegenüber den meisten Kollegen und Vorgesetzten nichts anmerken – aus beiderseitigem Interesse. Privat klappte der Umgang weniger gut. Irgendwann sagte sie mir, dass sie mich von „ihrem Arbeitsplatz“ weghaben wolle – ich ahnte damals noch nicht, dass sie das in diesem Moment so ernst meinte, wie sie es gesagt hatte.

STUFEN DES MOBBINGS
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STUFE 1: Wir hatten damals noch privaten Kontakt, das Übliche: Mails, SMS, Telefonate. Eines Tages begann sie damit, meine Nachrichten (inklusive Anrufbeantgworter-Tapes) den Sekretärinnen und gleichaltrigen Kolleginnen zu zeigen. Und rückte sie in den Zusammenhang „Stalking“ (Der Ex, der die nette Frau belästigt). Ich wusste das damals nicht. Da wir im Grossraumbüro arbeiteten - das wurde mir im Nachhinein klar – wurde von diesen ab sofort jeder Blick von mir gewertet. Meine Ex sorgte für Provokationen, suchte sich ihren „Neuen“ (später war’s dann doch nur ‚ne Affäre) im Büro und lebte das auch mehr oder weniger offen vor meinen Augen. Ich dachte mir: Augen zu und durch, denn zu diesem Zeitpunkt brauchte ich den Job.
STUFE 2: Nach dem Beobachten ging es dann direkt härter zur Sache: Drei der Sekretärinnen tauchten beim Boss auf und gaben Vollgas: Ich würde das „arme Mädchen“ unter Druck setzen etc. Glücklicherweise hatte ich schon früh einer engen Mitarbeiterin von ihm die Situation geschildert, von der Ankündigung berichtet, so dass sie sich ein eigenes Bild machen konnte und den Chef zur Seite nahm.
STUFE 3: Isolieren: Im Alltag und bei betrieblichen Veranstaltungen sonderten sich zunehmend Kollegen von mir ab.
STUFE 4: Irgendwann sah man mir an, dass es mir nicht gut ging. Gerüchte von „Nicht belastbar, krank, Alkohol-Problem“ wurden gestreut (all das habe ich erst sehr viel später erfahren).
STUFE 5: Wie im schlechten Film. Eigentlich hatte sich die Situation zwischen meiner Ex und mir längst entspannt (sie hatte mich mal zu einer ausgiebigen Aussprache aufgefordert, danach war relative Ruhe eingekehrt). Doch auf einer Weihnachtsfeier hatte sie eine fiese Falle gebaut. Nach mehreren Stunden tranken wir einen Sekt zusammen und quatschten ein bisschen über unser Leben nach der Trennung (auch eine saublöde Idee – ich weiss) Plötzlich brach sie spontan in Tränen aus, rannte heulend durch den Raum und erzählte irgendwas von „ich habe Dich doch geliebt“. Schwups... da stand ich unerwartet im Kreise der Kollegen und war in ihren Augen offensichtlich der Böse, der dem „kleinen Mädchen“ (wieder) die Hölle heiss machte.
STUFE 6: Eines Morgens fand ich in meinem Postfach einen anonymen Drohbrief. (Falls sich jemand mit Schriftvergleichen auskennt, wäre ich übrigens für einen Tipp dankbar). Demnach war ich an meiner Arbeitsstelle unerwünscht.

SUCHE NACH HILFE
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Ich habe zu all dieser Seite viel über Mobbing recherchiert. Da gab es so sinnvolle Tipps wie: Sofort an den Mobbing-Beauftragten wenden. Das machte in meinem Fall wenig Sinn, denn der „Beauftragte“ war eine „Sie“ und eine Freundin meiner Ex. Die meisten Internet-Seiten zum Thema führen am Ende zu Anwälten. Und dann wird der Spass richtig teuer.

Echte Hilfe habe ich damals nirgendwo gefunden. Dummerweise fühlt man sich in diesen Situationen auch sehr verletzbar und angeschossen. Unter zeitdruck klappt dann sowieso nur wenig.

Nun mögt Ihr denken, dies sei doch eine „private Sache“. Stimmt. Aber die meisten Mobbing-Attacken entwickeln sich aus privaten Problemen, zum Beispiel weil anderen eine Nase nicht passt oder weil sie neidisch auf irgendetwas sind. So speziell wie mein Fall auch sein mag, so repräsentativ ist er daher leider doch.

DIE KONSEQUENZ
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Nach dem Drohbrief habe ich das Handtuch hingeschmissen und habe den betrieb verlassen. Es dauerte zwei Monate, bis ich einen neuen Job an Land gezogen hatte – in einer anderen Stadt, mit einem neuen Umfeld. Obwohl dieser „Neuanfang“ ziemlich hart war – inzwischen glaube ich, dass dies der einzig mögliche Weg war, um mich aus der Sache rauszuziehen. Klar, ich fühlte mich (manchmal kommt das heute auch noch hoch) als Verlierer. Aber irgendwann entstehen in Mobbing-Situationen Kräfteverhältnisse, gegen die man nicht mehr gewinnen kann.

FAZIT
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Das steht am Anfang dieses Textes.

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