Monster's Ball (DVD) Testbericht

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Summe aller Bewertungen
  • Action:  durchschnittlich
  • Anspruch:  sehr anspruchsvoll
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von andy77

Die intensive Verletzlichkeit des Menschen...

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Inhalt:
Sonny Grotowski (Heath Ledger) führt eine alte Familientradition fort. Wie schon sein Vater und Großvater, arbeitet auch er als Vollzugsbeamter in einem staatlichen Gefängnis. Als er sich jedoch bei der Exekution des schwarzen Häftlings Lawrence Musgrove (Sean Combs) übergeben muss, kommt der ganze Hass zwischen ihm und seinem Vater Hank (Billy Bob Thornton) an die Oberfläche. Im Streit greift Sonny zu Waffe, bedroht seinen Vater und erschießt sich selbst.
Gleichzeitig möchte sich Musgroves Frau Letitia (Halle Berry) die letzten qualvollen Sekunden ihres Mannes ersparen und ertrinkt ihren Kummer. Ihre ganze Wut richtet sich gegen ihr fettleibiges Kind, für das der Vater nie sorgen konnte.
Für beide beginnt eine neue, vielleicht hoffnungsvollere, Zeit, in der sie sich zufällig begegnen werden, ohne voneinander zu wissen...

Kritik:
\"Monsters Ball\" ist wohl der Aufsehen eregendste Film des Kinojahres 2002 gewesen. Jahrelang geisterte das Drehbuch von Milo Addica und Will Rokos in Hollywood umher, ging durch viele bekannte und weniger bekannte Hände (u.a. Oliver Stone, Robert de Niro, Sean Penn), fand jedoch niemanden, der das Risiko einzugehen bereit war, die etwas sperrig wirkende Geschichte zu verfilmen.

Erst der Schweizer Marc Forster, der zuvor erst einen Spielfilm gedreht hatte, traute sich ohne Abstriche an dieses Skript. Für 4 Millionen Dollar, mit einem Hauptdarsteller, der auf den Großteil seiner Gage verzichtete, einer relativ unbekannten schwarzen Hauptdarstellerin und viel Mut machte sich Forster an eine unkonventionelle Verfilmung dieser Südstaaten- Geschichte. Der Rest wird in die Filmgeschichte eingehen.

Halle Berry bekam zuerst den Silbernen Bären auf der Berlinale 2002 und einen Monat später, als erste Afroamerikanerin, den Oscar für diese Rolle. Knapp vierzig Jahre also, nachdem Sidney Poitier den Preis für seine Nebenrolle in \"Lilien auf dem Felde\" erhielt. Doch hat \"Monsters Ball\" weit mehr zu bieten, als Halle Berry.

Zweifelsohne beruht der Erfolg und vor allem die Glaubwürdigkeit des Filmes auf dessen Darsteller. Billy Bob Thornton spielt die Figur Hank, der gefangen in einem Gefühlspanzer und gefesselt durch falsche Wertevorstellungen, ein glückloses Leben zu führen scheint. Eine eigenwillige und undurchsichtige Figur, die man nie zu durchschauen vermag. Thornton legt viel Wert darauf, dem Charakter seine kleinen Geheimnisse zu lassen, ihn nie erklären zu wollen und genau dies erfüllt ihn mit Glaubwürdigkeit. So akzeptiert man auch schnell die groteske Wandlung Hanks vom Rassisten zu einem von Liebe geläuterten Mann, der zum ersten Mal auszubrechen versucht, auszubrechen aus der Strenge einer gelebten Tradition voller Gewalt und Gefühlskälte.

Auf der anderen Seite begegnet man Letitia, einer Frau voller Aggression, die, gespeist aus tiefer Enttäuschung, sich sogar gegen das eigene Kind richtet. Eine Wut, die eigentlich ihren Mann Lawrence treffen sollte, der in der Todeszelle auf seine Hinrichtung wartet. Auch Halle Berry glänzt in ihrer Rolle durch Zurückhaltung. Eine andere Art der Zurückhaltung, die auch hier ihrer Figur die Glaubwürdigkeit erhält.

Beide sind Verzweifelte, die in einem Gewaltkreislauf gefangen sind, aus dem sie sich nur zusammen befreien können. Dies zeigt sich insbesondere in der Sexszene, in der sich eine zart besaitete Liebe andeutet, die jedoch abgelöst wird vom Ausbruch der puren Emotion, gefolgt von blankem Begehren. Diese beiläufigen Beobachtungen der beiden Figuren macht die große Stärke des Filmes aus, der zu oft an seinem überfrachteten Drehbuch krankt.

Der Plot ist an vielen Stellen zu wenig differenziert und vereinfachend. So wird der Vater als Rassist dargestellt, der seine Überzeugung nur aus seiner Herkunft speist. Oder Letitias Sohn, der allzu schnell und vorhersehbar aus der Geschichte geschrieben wurde, um der Liebe nicht im Wege zu stehen, die durch seinen Tod erst ermöglicht wird.

\"Monsters Ball\" perfekt inszenierter Film, der trotz der Schwächen des Drehbuches glaubwürdig zu bleiben vermag. Das muss man dem Regisseur hoch anrechnen. Und bedanken muss man sich, für diese kleinen, großartigen Momente in den Gesichtern der Darsteller. Deren Schmerz und tiefste Verwundbarkeit mich mehrmals mitten ins Herz trafen und so im Gedächtnis bleiben werden. Szenen, in denen die Verletzlichkeit des Menschen dargestellt werden, so, wie sie alltäglich, wenn auch nicht immer in solch einer Intensität geschehen.

Wertung: 9/10

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