Prosa Testbericht

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Erfahrungsbericht von Asmodina

Engel

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Vorsichtig öffnete sie das Fenster. Der Rahmen knarrte leise und als es aufschwang um still klirrend an die Jalousie zu stoßen, sie kletterte hinein.
Stockdunkel war es im Zimmer, nur das Licht des Mondes schenkte einen Schimmer Licht der Umrisse erkennen lies.
Als ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten machte sie einen Schritt weiter in den Raum hinein und stieß gegen etwas schweres großes das auf dem Boden stand – sie tastete, es war der Aktenkoffer. Sie machte einen Schritt über ihn hinweg und horchte. Zu ihrer Linken hörte sie das leise Rauschen des PC ´ s, rechts sein leises Atmen...
Sie trat an sein Bett. Das fahle Licht das durch das Fenster am Kopfende fiel schimmerte bleich auf seiner Haut und verlieh ihm ein unwirkliches mystisches Aussehen. Er war wunderschön!
Sie lies sich auf dem Bettrand nieder und strich sanft durch sein Haar. Die Berührung erschütterte ihren Körper und stach in ihr Herz und hinterlies einen süßen Schmerz.
Sie liebte ihn noch immer!
Friedlich lag er da vor ihr, tief in seinen Träumen versunken, schlafend.
Es tat ihr so leid! All das Leid das sie ihm angetan hatte, den Kummer den sie bereitet hatte, die Lügen, das gebrochene Vertrauen. Ihre Schuld wog so schwer.
Sie war hier um ihre Schuld zu sühnen, sich zu entschuldigen und seinen Teil der Schuld zu hören.
Sie schloss ihn in ihre Arme, fest, er merkte es nicht.

Tief drang sie in seine Gedanken ein, schlich sich in seinen Traum und trat zu ihm.
Erstaunt blickte er sie an! „Was machst Du denn hier?“
„Ich wollte bei Dir sein...!“
Er zeigte ihr seine Welt. Sie sprachen über die Vergangenheit, die Gegenwart, die Zukunft... Er erzählte, sie schwieg.
Sie zog ihm jedes Wort von seinen Lippen, folgte dem Schein seiner Augen, versank darin, Wärme.
Sie sprach ihr Bedauern aus, weinte Tränen der Schuld die sich zu Flüssen ergossen um zu Meeren zu werden.
Er hielt sie, nahm ihr die Schuld, verzog jedes Wort in dem Moment in dem sie es gesprochen hatte. Er vergaß, er glaubte und er vertraute.
Sie schöpften aus der Kraft die sie in ihrer Zeit geschaffen hatten. All die Momente, die Stunden des Glücks, die Worte die Kraft gesprochen hatten, die Sehnsucht, die Leidenschaft des vergangenen halben Jahres, die Wolken auf denen sie gegangen waren, die Schlösser die sie gebaut hatten, die Welten die geschaffen wurden.
Der Moment in dem er aufgehört hatte an sie zu glauben, der Moment in der er das Vertrauen verloren hatte, der Moment in dem sie ihm den Anlass dazu gegeben hatte.
Sie mussten sich nun trennen...
Noch eine Umarmung, nicht endend wollender Moment der Angst los lassen zu müssen.
Ein letzter Kuss, süchtig machende Ewigkeit, der in süßem Schmerz das Herz bricht wenn man das Ende erkennt.
Ein letzter Blick, hat die Welt jemals so viel Schmerz gesehen.
„Leb wohl!“
„Ich liebe Dich!“
„Verzeih mir...“
...
Sie entließ ihn aus ihrer Umarmung und richtete sich auf.
Es war heller geworden und das Licht des Mondes begann den Kampf gegen die ersten Strahlen der Sonne. Es regnete leicht und ein Regenbogen stand am Himmel, prächtig in seinen Farben, noch von Mondlicht getränkt...
Sie küsste seine Stirn – Sehnsucht!
... Leb wohl!
Sie stand auf und ging zum Fenster, stieg hinaus und schloss es leise hinter sich. Tränen.
Ein Schritt...
Er erwachte.
„Engel?“
Sie schloss die Augen, Schmerz!
„Engel, bist Du da?“
„Verzeih.“
Sie betrat den Schein des Regenbogens und verschwand als der Tag anbrach...


(c) by Asmodina


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Gruß
Asmodina