Risiko Fehlgeburt Testbericht

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Erfahrungsbericht von schneeweisschen

Auch ich hatte eine...

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

April 1999: Wir hatten vor nicht ganz einem Jahr geheiratet und befanden uns sozusagen in unseren zweiten Flitterwochen auf Bali. Ich hatte gerade die Pille abgesetzt, und wie es sich für ein fast frischgebackenes Ehepaar auf einer romantischen Insel in einem romantischen Hotel gehört, feilten wir fleißig an der Produktion unseres heißersehnten Nachwuchses.

August 1999: Wir waren nach Karlsruhe gefahren, um die Sonnenfinsternis zu sehen. Und wir hatten unglaubliches Glück. Genau im richtigen Moment, ließen die Wolken eine Lücke und boten einen phänomenalen Blick auf dieses Naturschauspiel. Es war einzigartig, gänsehautbereitend und auch ein wenig unheimlich. Dennoch war ich sehr erstaunt, als ich einen Kloß im Hals spürte und mir vor Rührung ein paar Tränen die Wangen herunterkullerten. Ich hatte keinen blassen Schimmer, weshalb ich auf einmal so nahe am Wasser gebaut hatte. Dies wurde mir erst am

09.09.99 klar, als ich einen Schwangerschaftstest in der Hand hielt, der zwei rosafarbene Punkte zeigte: positiv. Das konnte nicht sein. Es konnte doch nicht schon geklappt haben. Ein zweiter Test mußte her. Ich rannte kopflos aus dem Haus und suchte die Dorfapotheke. Wir waren erst vor kurzem in den Ort gezogen, und ich kannte mich noch nicht so gut aus. Unterwegs fragte ich einen Mann nach dem Weg und er zeigte ihn mir. Ich rannte weiter. Aufgeregt wie ich war, hatte ich keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, daß die Apotheke schon geschlossen sein könnte. Um halb acht Uhr abends sicher nicht unmöglich. Mein „Wegweiser“ hatte einen klareren Kopf und hatte mitgedacht. Er war mir hinterher gefahren und sammelte mich Häufchen Unglück vor der geschlossenen Apothekentür ein. Er bot mir an, mich zu einer anderen Apotheke im Nachbarort zu fahren. Er hatte wohl eine Ahnung, weshalb ich so nervös war. Es gehört nicht unbedingt zu meinen Gewohnheiten, einfach zu einem fremden älteren Mann ins Auto zu steigen. Doch in diesem Fall mußte ich einfach eine Ausnahme machen. Umso erstaunter war ich, als er mir erzählte, daß er an diesem Tag zum zweiten Mal geheiratet hatte. Ich war ihm so dankbar. Statt mit seiner Frau ein wenig zu feiern, fährt er mich hysterische Kuh in der Gegend herum. In der Apotheke präsentierte ich dem dort anwesenden Azubi (kaum älter als ich und mit hochrotem Kopf) meinen 1. Test und fragte ihn, wie eindeutig dieser sei. Er meinte, positiver könnte er gar nicht sein und ein zweiter Test sei rausgeworfenes Geld. Ich warf mein Geld zum Fenster raus und brauchte ihm am späten Abend noch ein wenig Umsatz. Er sollte Recht behalten: auch der zweite Test war eindeutig.
Bis zum

20. September 1999 lief ich strahlend wie ein Honigkuchenpferd in der Gegend herum und erzählte jedem stolz von meiner Schwangerschaft. Mein Mann lauschte ständig an meinem Bauch und redete mit NaWu (für Nachwuchs).
Wir waren gerade bei meinen Eltern in Halle und wollten am nächsten Tag heimfahren, als ich bei einem Schwimmbadbesuch sah, daß ich leichte Blutungen hatte. Außerdem hatte ich Krämpfe im Unterleib, als wenn ich meine Periode bekommen würde. Ich versuchte mich zu beruhigen und abzulenken. Doch ich wollte nicht nach Hause fahren, ohne von einem Arzt bestätigt zu bekommen, daß alles in Ordnung ist. Also fuhren wir am nächsten Morgen – schon sämtliches Gepäck startklar wieder im Kofferraum – noch schnell zu einer Frauenärztin. Mein Schatz hatte wohl mein Panik immer noch nicht richtig wahrgenommen und wollte sogar unten im Auto warten. Vielleicht wollte er mich mit dieser Geste aber auch nur beruhigen, so nach dem Motto: in einer Viertelstunde fahren wir doch sowieso weiter. Doch ich flehte ihn an, mit hoch zu kommen. Ich ahnte, daß ich ihn brauchen würde. Ich fühlte mich nicht mehr schwanger.
Auch die Ärztin versuchte zunächst mich zu beruhigen, weil ich vor Angst am ganzen Körper zitterte. Dann machte sie einen Ultraschall. Mein Mann wartete draußen. Die Ärztin suchte nach Herzaktivitäten des Kindes. Je länger sie suchte, desto unruhiger wurde auch sie, obwohl sie sich größte Mühe gab, sich das nicht anmerken zu lassen. Dann war es offiziell: mein Kind war tot. Ich bekam eine Einweisung ins Krankenhaus zur Ausschabung (oh, wie schrecklich ich dieses Wort finde). Alle waren total geschockt und konnten es nicht fassen. Und ich schon gar nicht. Fehlgeburten haben doch nur andere, hatte ich immer geglaubt. Doch nun war es mir passiert. Nawus winziges Herzchen hatte aufgehört zu schlagen.

Gottseidank wurde ich am selben Tag operiert. Keine Ahnung, wie ich die Nacht sonst durchgestanden hätte.

Es gibt zwei Arten von Fehlgeburten: die „klassische“ – das Kind wird von alleine vom Körper ausgestoßen und die sogenannte „missed abortion“ – bei der der Embryo abstirbt, aber im Körper der Mutter verbleibt. Bei mir war es also die 2. Möglichkeit. Ich bin oft gefragt worden, ob es nicht so noch schlimmer ist, wenn man weiß, daß das Kind noch in einem ist. Seltsamerweise war der Gedanke, ein totes Kind im Bauch zu haben, nicht so schlimm, wie man es sich vorstellt. Doch irgendwie kann man erst loslassen, wenn die Operation vorbei ist, denn dann gibt es ja wirklich keine Hoffnung mehr.

Eine Ausschabung wird übrigens generell gemacht, egal welche Art von Fehlgeburt man hatte. Es ist nämlich wichtig, daß sämtliches Gewebe (Mutterkuchen usw.) aus der Gebärmutter entfernt wird, sonst kann es zu lebensbedrohlichen Nachblutungen oder gar Tumoren kommen.

Leider ist es bei mir nicht bei der einen Ausschabung geblieben. Aufgrund meiner Gerinnungsstörung (meine Stammleser kennen diese aus meinem Bericht über die Geburt meines kleinen Janek) kam es einige Tage nach der OP wieder zu sehr schlimmen Blutungen. Wir waren inzwischen wieder zu Hause und mir ging es seelisch inzwischen wieder etwas besser. Eines Nachts bin ich aufgrund des hohen Blutverlustes auf der Toilette zusammengebrochen und wurde mit Blaulicht in die Uniklinik Frankfurt gebracht. Die Story meines Aufenthaltes dort und meiner 2. OP erspare ich Euch, die ist nicht so wichtig. Oder vielleicht doch insofern, daß sie mich und besonders meinen Mann von der Fehlgeburt an sich sehr abgelenkt hat, weil die Sorgen um mich überwiegten.

Die Ursachen für die Fehlgeburt konnten trotz Gewebeuntersuchung nicht gefunden werden. Das ist bei sehr vielen Fehlgeburten der Fall. Ich war sehr erstaunt, als ich erfuhr, wie häufig Fehlgeburten sind. Komisch, wenn ein Gespräch auf dieses Thema kommt, kennt plötzlich fast jeder jemanden, der schon ein Fehlgeburt hatte. Diese Erkenntniss hat mir bei der Verarbeitung sehr geholfen. Und auch im Krankenhaus habe ich mehrere Frauen mit dem gleichen Schicksal kennengelernt. Viele Frauen hatten auch bereits eine Fehlgeburt, ohne davon zu wissen. Starke Blutungen, die um einiges später als die normale Periode einsetzen, könnten ein Hinweis sein.

Natürlich gab es auch viele Leute, die das Thema aus vermeintlicher Rücksicht totschweigen. Doch den meisten Frauen tut es gut, über dieses Erlebnis zu reden. Für die werdenden Eltern war es nicht einfach ein Embryo, ein neutrales etwas. Es war das eigene Kind, was sie verloren haben, auch wenn es nur 9 mm groß war und noch keine Chance hatte, zur Welt zu kommen.

Meine 1. Schwangerschaft sehe ich sozusagen als Probelauf, als Generalprobe. Umso glücklicher bin ich jetzt mit meinem kleinen Wonneproppen, der inzwischen 10 Monate alt ist und sich bester Gesundheit erfreut. Zwar hat es über 1 Jahr gedauert, bis ich wieder schwanger geworden bin. Doch ich hatte einiges aus der Fehlgeburt gelernt. Ich stellte meine Ernährung um, aß viel Obst und Gemüse, nahm Vitamin C und Folsäure (sehr wichtig für die Entwicklung des Kindes) zu mir und versuchte, entspannt zu sein (was natürlich nicht immer gelang). Sobald ich von meiner erneuten Schwangerschaft erfuhr, die wieder mit Blutungen begann, stellte ich das Wohl meines Kindes an 1. Stelle. Sobald der Streß auf Arbeit zu groß wurde und meine Blutungen wieder einsetzten, wurde ich krankgeschrieben und blieb brav zu Hause auf dem Sofa liegen. Es war nicht leicht, mein schlechtes Gewissen meinen Kollegen gegenüber abzuschütteln, doch als ich merkte, daß eh einige von Ihnen meinten, ich würde mit meiner Vorsicht übertreiben, war mir das dann auch egal. Eine sehr lieben Kollegin hat mir gesagt: „Weißt du Manu: wenn du dir den A... aufreißt für deine Arbeit, wird später niemand sagen – die Manu hat ja damals noch so fleißig geackert trotz ihrer Risikoschwangerschaft.“ Und recht hatte sie!



Fazit
ooooo

Eine Fehlgeburt ist eines der schlimmsten Dinge, die einer Frau passieren können. Mit Geduld und Verständnis kann man ihr jedoch helfen, dieses Erlebnis verarbeiten zu können. Es gibt auch in jeder größeren Stadt Selbsthilfegruppen, der Frauenarzt kann bestimmt weiterhelfen.
Schon wenn man mit dem Gedanken spielt, sich ein Kind anzuschaffen, sollte man alles tun, um eine mögliche Fehlgeburt zu vermeiden. Besonders ein gesunde Ernährung ist dabei sehr entscheidend. Mein Buchtip: „Die Fruchtbarkeitsdiät“ von Uta König. Laßt euch von dem Wort Diät nicht abschrecken, das Buch ist wirklich Klasse und hat mir sehr geholfen.

Ich wünsche allen, diesen diesen Bericht gelesen haben (egal ob schwanger oder nicht), daß euch so ein Erlebnis erspart bleibt. Sollte es euch dennoch treffen, macht euch keine Vorwürfe. In den seltensten Fällen hat die Schwangere wirklich etwas falsch gemacht. Es gibt einige Faktoren, die das Risiko erhöhen können (z.B. Rauchen), aber mit etwas gesundem Menschenverstand, kann man diese sicher abstellen.

Alles Gute!
Euer Schneeweisschen

27 Bewertungen, 9 Kommentare

  • lassie222

    12.03.2008, 20:40 Uhr von lassie222
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich hatte auch schon 2 und nun noch eine Eileiterschwangerschaft! MfG lassie222!

  • mcsuttner

    02.04.2006, 01:01 Uhr von mcsuttner
    Bewertung: sehr hilfreich

    ich weiß zu gut, wie du fühlst! habe meine babys in der 20+23 ssw entbinden müssen.es ist furchtbar. danke für den offenen bericht! wenn du hilfe suchst: www.gyn-portal.net....

  • redwomen

    15.12.2004, 10:46 Uhr von redwomen
    Bewertung: sehr hilfreich

    das gleiche Schicksal. Bei mir war es allerdings die 1.Methode. Und doch wünsche auch ICH es niemanden, dies mitmachen zu müssen. LG Maria P.S. Genieße dein Leben mit deinem jetzigen Kind.

  • AnnaH

    25.01.2003, 18:50 Uhr von AnnaH
    Bewertung: sehr hilfreich

    Mensch du hast auch schon einiges mitgemacht.Toll,dass jetzt alles gut ging.Ich wünsche dir noch viele kinder.

  • beutelratte67

    18.10.2002, 18:19 Uhr von beutelratte67
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich fühle mit Dir und bin froh, dass es bei Dir ja doch noch geklappt hat. Auch wir haben in der Bekanntschaft ein Pärchen, das dreimal Nachwuchs erwartete, aber nur zwei Kinder jetzt hat. Liebe Grüße, Kai

  • Becky

    17.09.2002, 16:26 Uhr von Becky
    Bewertung: sehr hilfreich

    ich habe einen Kloss im Hals....Hut ab, das Du so offen darüber reden kannst... Gruß Becky

  • AlinaBaby

    20.06.2002, 21:26 Uhr von AlinaBaby
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich hatte Gott sei Dank keine Fehlgbeurt. Meine Tochter ist jetzt 9 Monate alt, wäre ihr etwas passiert wäre für mich wirklich die Welt untergegangen.

  • Judge972

    20.05.2002, 18:44 Uhr von Judge972
    Bewertung: sehr hilfreich

    Meine Freundin hatte jetzt an Pingstsonntag eine Fehlgeburt. Wir beide sind sehr traurig, weil wir uns so auf das Kind gefreut haben. Judge972

  • Geiler_Typ

    02.05.2002, 18:47 Uhr von Geiler_Typ
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr schöner Bericht,ich hoffe,man lies sich.....gruß >michi...