Ryanair Testbericht

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ab 27,37
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Erfahrungsbericht von dottigross_juliaa

Lass uns auf Kaffeefahrt gehen, äh, fliegen!

Pro:

Sehr günstig | flotte Abfertigung | Flughäfen weit außerhalb der City

Kontra:

*Kaffeefahrtcharakter* | *Versteckte Kosten = Steuern*

Empfehlung:

Ja

Unseren Entschluss, im November 2004 nach London zu fliegen, hing maßgeblich davon, wie teuer ein Flug mit Ryanair sein sein würde. Wir wussten zu diesem Zeitpunkt nicht viel von Ryanair. Nur, dass es sich dabei um eine sogenannte *Billigfluggesellschaft* handelte und man angeblich schon ab 29.- EUR *überall hin* fliegen könnte. Diese Tatsache reizte uns. Okay, sagten wir uns, wir fliegen für *n Appel und n Ei* nach London und gönnen uns für das gesparte Geld eine Luxusunterkunft.


Buchung
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Wir setzten uns also drei Monate vor Reiseantritt an den Computer und suchten im Internet unter www.ryanair.de nach einem möglichst günstigen Flug. Die Navigation dieser Seite ist recht übersichtlich und schnell fanden wir das Feld für die Flugabfrage. Wir gaben mehrer Variationen ein. Eigentlich hatten wir geplant, übers Wochenende zu fliegen (Donnerstag bis Sonntag), aber schon bald merkten wir, dass diese Flüge wesentlich teurer waren. Schließlich fanden wir einen Flug von Dienstag bis Freitag zu sage und schreibe 90 Cent (!!!), so dass wir für zwei Personen nur 3,80 EUR für den Hin- und Rückflug bezahlen sollten. Ich konnte es nicht fassen... und blieb skeptisch. Zu recht, denn ich hatte nicht mit den fälligen Steuerngerechnet. Diese betrugen zusätzlich 86,12 EUR. Außerdem kamen nochmals 10.- EUR Kreditkartengebühr hinzu. Alles in allem kamen wir also auf 99,72 EUR für zwei Personen Hin- und Rückflug London Stansted.

Bis jetzt fand ich den Preis aber immer noch top und freute mich riesig über dieses Schnäppchen. Doch mein Freund bremste mich aus und meinte, dass wir von Stansted irgendwie nach London kommen müssten. Es dauerte ein paar Tage, bis wir das Internet, Freunde und Bekannte befragt hatten und schließlich erfuhren wir, dass wir nochmals eine Zugkarte des Stansted Express lösen müssten. Es fielen nochmals 32.- EUR pro Person an. Aber dazu später mehr...

Die Buchung ging dann sehr schnell und ohne großen Papierkram über die Bühne. Wir gaben alle nötigen Daten ein inkl. der Kreditkartennummer, um erstens eine Sicherheit zu hinterlegen und zweitens das Geld von diesem Konto abbuchen zu lassen. Als Zahlungsweise wäre außerdem eine Lastschrift in Frage gekommen. Als Buchungsbestätigung bekamen wir nur ein Mail, in der ein sogenannte *Bestätigungsnummer* genannt wurde. Diese sollten wir am Tag des Fluges am Schalter nennen, um unsere Tickets zu erhalten. Mir kam das alles sehr, sehr einfach vor. Irgendwie kamen mir Zweifel, ob alles gut gehen würde. Sicherheitshalber ließen wir uns unseren Flug drei Tage vor Reiseantritt per Internet nochmals bestätigen.

Irgendwann zwischen Buchung und Reiseantritt bekamen wir eine Mail, in der uns auf Englisch diverse Bestimmungen mitgeteilt wurden. Zum Beispiel wurden uns die zulässigen Koffer- und Handgepäckmaße mitgeteilt, die Sicherheitsbestimmungen und was wir beachten müssten, falls wir mit Kindern reisen. Eine weitere Informationsmail kam jedoch erst am Reisetag, als wir schon längst im Flugzeug saßen. Das fand ich schon etwas seltsam.


Unser Flug
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| FLUGHAFEN FRIEDRICHSHAFEN | Wir flogen ab Flughafen Friedrichshafen, der für uns Allgäuer sehr günstig liegt. Es ist ein sehr kleiner Flughafen. Es gibt nur zwei offizielle Terminals, wodurch das Einchecken zu einer einfachen und schnellen Sache wird. Auch die Bestätigungsnummer wurde anstandslos akzeptiert und ich freute mich über den reibungslosen Ablauf. Nachdem wir meine Schwiegereltern noch kurz aufs Dach des Gebäudes begleitet hatten, weil sie von dort die Flugzeuge bestaunen wollten, machten wir uns schon auf den Weg durch den Zoll in die Boardinglounge. Was wir dort allerdings erlebten, wunderte mich sehr. Zwar sind wir es gewohnt, dass mein Freund seine Videokamera auseinander bauen und laufen lassen muss, aber dass wir vier Mal unsere Ausweise vorzeigen mussten, bis wir dann endlich im Flugzeug saßen, wundert mich doch sehr. Der größte Teil der Passagiere bestand aus Briten. Ja, ich möchte fast behaupten, dass es nur eine Hand voll Deutsche waren, die mit Ryanair Richtung London flogen.

| SCHNELLE ABFERTIGUNG | Das Flugzeug landete gerade, als ich mir einen Becher Wasser geholt hatte, um meine *Kotztablette* zu nehmen. Ich vertrage das Fliegen nicht und brauche immer eine dreiviertel Stunde Vorlaufzeit, um meinen Magen unter Kontrolle zu kriegen. Dies Zeit blieb mir fast nicht, denn nur ca. 15 bis 20 Minuten nachdem die Maschine gelandet war, wurden wir schon an den Ausgang gebeten. Das Flugzeug stand nur wenige Meter vom Flughafengebäude entfernt und wir konnten sofort einsteigen. Weitere 15 Minuten später setzte sich der Flieger schon wieder in Bewegung. In der halben/dreiviertel Stunde, in der das Flugzeug stand, wurden also sämtliche Koffer aus- und neue eingeladen, das Innere wurde *geputzt* und Getränke und Speisen wurden vorbereitet. Parallel dazu stiegen schätzungsweise 100 Personen aus und nochmals soviele Passagiere wieder ein. Mehr waren an diesem Tag nicht mit Ryanair unterwegs.

Ich war total fasziniert, wie schnell das alles vonstatten ging. Aber ich denke, dass die Flugzeuggesellschaft darauf setzt: kurze Abfertigungszeiten. So ging auch das Einsteigen recht flott. Eine Sitzplatzreservierung gibt es bei Ryanair nicht, so dass man sich seinen Platz aussuchen kann. Man steigt also wie in einen Bus ein, sucht sich seinen Platz und fertig. Viele Passagiere hatten auch gar kein großes Gepäck dabei. Beim Aussteigen liefen viele mit einem kleinen Handgepäck direkt zum Ausgang. Das spart nicht nur dem Passagier Zeit, sondern auch der Flugzeugfirma. Zeitungen bekommen die Passagiere schon in der Boardinglounge, so dass dies ebenfalls nochmals eine kleine Zeitersparnis bringt. Ich schätze, bei Ryanair sitzen hochgeistige Köpfe, die jede Sekunde ausrechnen, die man sparen könnte.

| KOMFORT | Kaum saßen die Passagiere alle auf ihren Plätzen, gingen die Flugbegleiterinnen durch den Gang und überprüften die Gepäckkästen über unseren Köpfen. Dann wurden die Sicherheitshinweise vorgetragen und schon erfolgte das *ready for take off*. Es ging wirklich alles ruck-zuck. Am Flugkomfort, so denke ich, muss man als Ryanair-Fluggast nicht zurück stecken. Die Beinfreiheit empfand ich als großzügig. Im Brustbereich war ebenfalls genügend Platz, auch als mein Vordermann seine Lehne schräg stellte. Die kleinen Deckchen an den Kopfteilen des Sitzes wurden in der Kürze der Standzeit sicherlich nicht gewechselt, weshalb ich meines argwöhnisch begutachtete. Auch schaute ich in den (leeren) Aschenbecher und zwischen die Sitze, wo ich am Scharnier der Armlehne einen großen Kaugummiklumpen fand. Ich ließ ihn dort, wo er war.
Welchen technischen Zustand unser Flugzeug hatte und welches Modell es war, kann ich nicht sagen. Dazu fehlt mir das Wissen. Ich will mich auch nicht mit irgendwelchen Mutmaßungen aufspielen. Ich fühlte mich in der *kleinen* Maschine auf jeden Fall sicher.

| EINKAUFSSTRESS | Während des Fluges herrschte eine rege Betriebsamkeit. Sobald wir die Flughöhe erreicht hatten, gingen die Flugbegleiterinnen den Gang entlang und boten Getränke und kleine Snacks an. Ich warf nur einen kurzen Blick auf die Angebotskarte und weiß noch, dass ich alles sehr teuer fand. Ich glaube, eine Dose Limonade kostete 3.- oder 3.50 EUR. Danach wurden angebliche Sonderangebote in einem Katalog vorgestellt. Man konnte Uhren, Parfüms etc. kaufen, deren Preise ich mir allerdings nicht angeschaut habe, da mich so etwas nicht interessiert. War das auch endlich überstanden, wurde eine weitere Durchsage über den Lautsprecher geschickt. Es würde jetzt jemand durchgehen und Lose verteilen, mit denen man zwei Renaults gewinnen könnte. Ich glaube, ein Los hat 1,50 EUR gekostet, bin mir aber nicht sicher. Alles in allem gingen die Flugbegleiter während des 80-minütigen Fluges acht bis zehn Mal in *offizieller Mission* durch den Gang. Das fand ich schon ziemlich störend, zumal auch jedes Mal eine erklärende Ansage über Lautsprecher gemacht wurde. Ich wurde immer aufgeschreckt, weil ich dachte, es sei eine wichtige Information. Doch als ich feststellte, das es nur *Werbedurchsagen* sind, hörte ich nach einer Weile nicht mehr hin. Deshalb hätte ich auch beinahe den Hinweis überhört, dass man an Bord günstige Fahrscheine für den Stansted Express kaufen könnte. Wir rechneten kurz nach, ob die *open return tickets* (32.- EUR p.P.) im Flugzeug wirklich günstiger sind und waren erstaunt, dass wir pro Fahrschein 4.- EUR sparen konnten. Ich bezahlte mit Euro und gab 65.- EUR hin. Der Restbetrag wurde mir in Pence ausgezahlt. Auf jeden Fall sollte man das Geld möglichst passend zur Hand haben. Denn das Wechselgeld wird zu einem sehr schlechten Wechselkurs ausgegeben. Bei größeren Beträgen würde ich mich nicht mit dem Flugbegleiter streiten wollen.

| LANDUNG | Die Landung verlief normal. Wir fuhren einen eigenen Terminal an, an dem nur Ryanair-Flugzeuge standen. Diese Fluggesellschaft scheint in Stansted sehr stark vertreten zu sein. Ich zählte eineinhalb Terminals, die mit diesen Maschinen belegt waren. Das Aussteigen ging wieder sehr flott, vor allem deshalb weil es nicht weit zum Flughafengebäude war. Bis zum *baggage reclaim* war es allerdings ein ganzes Stück. Außerdem war die Fluganzeige ziemlich unklar, so dass wir uns erst mal orientieren musste, an welchem Band unsere Koffer auftauchten. Doch dann kam das Gepäck relativ schnell.

| RÜCKFLUGBESÄTIGUNG | Da es auch mit meinem Englisch nicht zum Besten steht, hatte ich mir während des Fluges ein paar Vokabeln rausgesucht, um gleich bei der Ankunft unseren Rückflug bestätigen zu lassen. Wir suchten also den Informationsschalter (E) von Ryanair auf und ich fragte, ob es nötig sei, unseren Rückflug am Freitag bestätigen zu lassen. Der etwas gelangweilte Ryanair-Angestellte zog eine Liste heraus, auf der hauptsächlich handschriftliche Vermerke zu sehen waren. Anscheinend fand er unseren Namen (- vielleicht aber auch nicht -) und tat so, als würde er ein Häkchen dahinter setzen. Nur unzureichend beruhigt steuerten wir das Untergeschoss an, wo es zum Stansted Express ging.

| RÜCKFLUG | Der Rückflug verlief genauso problemlos wie der Hinflug. Ich nahm nur wenige Unterschiede wahr. So wurde ich zum Beispiel sehr ausführlich durchsucht. Außerdem wurden beim *Boarding* Eltern mit Kinder und gehbehinderte Passagiere zuerst an Bord gelassen. Hier erfuhr ich auch durch Zufall von einigen anderen Mitreisenden, dass sie für das gleiche Ticket, welches auch wir gekauft hatten, 57.- EUR bzw. 129.- EUR Grundpreis bezahlt hatten. Wir waren mit nur 90 Cent (!!!) weggekommen. Toll, das freute mich riesig.

| FLUGZIELE | Ryanair fliegt natürlich nicht nur London an, sondern auch zahlreiche andere europäische Städte. Meine Vorstellung, dass sie *überall hinfliegen* musste ich trotzdem korrigieren, denn sie scheinen nur innerhalb Europas zu fliegen. So fliegt Ryanair unter anderem Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Leipzig, Erfurt und Frankfurt an. Außerhalb Deutschland geht’s zum Beispiel nach Oslo, Stockholm, Tampere, Riga, einige Städte in London wie z.B. Birmingham und Liverpool, sowie Dublin, Paris, Mailand, Palermo, Porto, Faro und... und... und...


Sonstiges
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Ich möchte noch ein paar Dinge erwähnen, die nicht direkt etwas mit Ryanair zu tun haben. Trotzdem finde ich, sie gehören in diesen Bericht, weil sie gerade für Ryanairflüge nach London wichtig sind.


| STANSTED EXPRESS & FLUGHAFEN STANSTED | Ein Grund, warum Ryanair so günstige Flüge anbieten kann, ist sicherlich, dass sie nicht direkt in London, sondern etwas (ca. 50 km) außerhalb landen. Stansted ist trotzdem ein recht großer Flughafen und besitzt zudem eine eigenen Bahnhof. Wie bereits erwähnt, kauften wir schon im Flugzeug unsere Tickets für die Zugverbindung zwischen Stansted und London. Dadurch sparten wir pro Person 4.- EUR. Wir hatten uns vorher im Internet unter http://www.stanstedexpress.co.uk/ informiert, wieviel der Fahrschein regulär kostet und wo er zu haben ist. Als wir dann im Flugzeug hörten, dass er hier nur 32.- EUR kostet und wir dadurch auch eine Menge Zeit und Aufregung sparen konnten, fiel uns die Kaufentscheidung leicht.
Im Flughafen Stansted gibt es eine Rolltreppe, die in den *Keller* führt. Dort ist es merklich kühler und auch etwas unheimlich dunkel. Gleich am Ende der Rolltreppe befinden sich ein Automat, an dem man seine Fahrkarten lösen kann. Wir hatten das sogenannte *open return tickets* gekauft, dass uns zu einer Hin- und Rückfahrt innerhalb von 30 Tagen zwischen Stansted und London berechtigt. Dieses Ticket, zu hatten wir errechnet, war für uns am Günstigsten. Es gibt auch noch billigere Tagesticket, die sich aber für uns nicht lohnten. Auch die einfache Busverbindung wollten wir nicht nehmen. Wir hatten zwar gelesen, dass diese wesentlich billiger sein, doch die lange Fahrt von ca. drei Stunden wollten wir uns nicht antun.

Wer Zeit und Muse hat, sollte vor seinem Flug nach London-Stansted einen Blick auf die Stansted Express-Homepage (www.stanstedexpress.co.uk/) werfen. Dort wird anhand einer anschaulichen Animation der Flughafen und der Bahnhof des Stansted Express gezeigt. Der Flughafen selbst ist sehr übersichtlich. Ich denke, dass man sich vor Ort sehr schnell zurecht findet. Da sich sowohl die An- als auch die Abreise auf einer einzigen Ebene abspielt, ist alles sehr übersichtlich. Nur der Bahnhof liegt ein Stockwerk tiefer, aber auch das ist deutlich gekennzeichnet.


Fazit
++++

Ich würde jederzeit wieder mit Ryanair fliegen, da ich mich dort gut aufgehoben fühle und mir der recht flotte Ablauf gefällt. Zwar kommt einem der Flug wie eine Einkaufsfahrt vor, aber für den günstigen Preis lasse ich mir das gerne gefallen. Leider liegen die von Ryanair angeflogenen Flughäfen wegen Kostenersparnis meist außerhalb der City, aber auch dies nimmt man gerne in Kauf, wenn das Flugticket nur ein Bruchteil von dem kostet, was andere Fluggesellschaften anbieten. Ich vergebe deshalb fünf Sterne...


In diesem Sinne... alles wird anders... Eure Dotti

22 Bewertungen, 2 Kommentare

  • mjk25

    13.04.2010, 21:07 Uhr von mjk25
    Bewertung: sehr hilfreich

    toller bericht von dir.grüße mario

  • Er@ser

    19.12.2004, 02:31 Uhr von Er@ser
    Bewertung: sehr hilfreich

    der bericht gefällt mir gut, habe schon einiges von ryanair gehört...